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Erdbeben auf Santorin gehen weiter – Renommierter Seismologieprofessor verlässt Sicherheitsrat
Das Schwarmbeben vor Santorin setzt sich fort. Wie in den vergangenen Tagen wechseln sich ruhigere Phasen mit stärkeren Episoden ab. Während einer dieser intensiveren Phasen wurden mehrere Erdbeben im Vierer- und Fünfer-Bereich registriert. Das stärkste Beben erreichte in der vergangenen Nacht eine Magnitude von 5,1. Laut dem GFZ Potsdam ereignete es sich um 01:14:54 UTC in einer Tiefe von nur 6 Kilometern.
Ein Blick auf die Erdbebenlisten des GFZ zeigt, dass sich mittelstarke Erdbeben zunehmend in Richtung Oberfläche verlagern und mittlerweile bis in eine Tiefe von nur 4 Kilometern reichen. Die meisten Beben mit Magnituden im Viererbereich treten in 5 bis 7 Kilometern Tiefe auf – eine Tiefe, in dem sich häufig Magma ansammelt. Dennoch glauben viele griechische Seismologen weiterhin nicht an einen magmatischen Ursprung der Bebenserie.
Einer, der eine andere Meinung vertritt und mir damit indirekt den Rücken stärkt, ist der Seismologieprofessor Akis Tselentis. Er trat gestern aus Protest gegen die mutmaßliche Einflussnahme verschiedener Interessengruppen auf die Wissenschaftler aus dem Nationalen Seismologischen Sicherheitsrat aus.
Auf seiner Facebook-Seite schreibt Akis, dass eine umfassende Analyse der seismologischen Daten eine Wechselwirkung zwischen aufsteigendem Magma und tektonischen Verwerfungen zeigt. Die freigesetzte seismische Energie entspricht in Summe einem Erdbeben der Magnitude ML 6 (Richterskala). Entgegen politischer oder wirtschaftlicher Behauptungen bedeutet dies keineswegs eine Abschwächung der Aktivität. Nicht eine einzelne Verwerfung baut Spannungen ab, sondern ein gesamtes seismisches Volumen mit vielen kleineren Verwerfungen. Die Vielzahl an Erdbeben ist auf den zunehmenden Druck aufsteigenden Magmas zurückzuführen.
Wie ich hält Akis es für möglich, dass das Magma eine der größeren Störungszonen in der Region aktiviert, wodurch stärkere Erdbeben entstehen könnten.
Sollte sich der Schwarm und damit der Magmenaufstieg in den nächsten Tagen nicht signifikant abschwächen, halte ich einen – vermutlich submarinen – Vulkanausbruch für immer wahrscheinlicher. Tatsächlich wissen wir spätestens seit Island, das Magma aber auch schräg aufsteigen kann und so könnte es seinen Weg nach Santorin finden. Eine wissenschaftliche Bestätigung in Form einer unterseeischen Bodenhebung und evtl. Gasemissionen steht aber weiterhin aus. Bis diese vorliegt oder eben nicht nachgewiesen werden kann, ist das lediglich eine Hypothese. Grund zur Panik besteht nicht.
Die jüngste Sitzung des Sicherheitsrats ergab, dass der Katastrophenalarm auf Santorin vorerst bestehen bleibt und sogar auf die Nachbarinsel Amorgos ausgedehnt wird. Schulen bleiben geschlossen, es gilt ein Versammlungsverbot für größere Gruppen, und Wege entlang von Klippen sollten aufgrund anhaltender Steinschlaggefahr gemieden werden. Zudem sind gefährliche Güter in Gebäuden zu sichern.
Für den Tourismus auf Santorin ist die Situation natürlich ein Gau, vor allem, weil man nicht weiß wie lange sie bestehen bleiben wird. Erste Kreuzfahrtschiffe haben ihren Besuch auf Santorin bereits abgesagt.