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Ein weiteres Beben Mw 5,0 erschütterte Erdbebenregion bei Santorin – Schulen bleiben geschlossen
Datum 09.02.25 | Zeit: 19:05:39 UTC | Koordinaten: 36.660 ; 25.607 | Tiefe: 15 km | Mw 5,0
Ein weiteres mittelstarkes Erdbeben der Magnitude Mw 5,0 manifestierte sich gestern Abend um 19:05 UTC im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin. Der Erdbebenherd soll in 41 Kilometern Tiefe gelegen haben. Das Beben war Auftakt zu einer erneuten Steigerung der Seismizität, nachdem es tagsüber nach einer leichten Entspannung der Situation aussah. Wie so oft gibt es von den verschiedenen Erdbebendiensten uneinheitliche Angaben zum Erdstoß. Die hier genannten Daten stammen vom GFZ Potsdam. Beim EMSC hat das Beben eine Magnitude von 5,2, wobei nicht klar ist, welche Magnituden-Skala verwendet wurde. Die Tiefe hier wird mit 15 Kilometern angegeben.
Im Laufe der Nacht ebbte der neuerliche Erdbebenschub wieder etwas ab, doch auch heute Morgen gab es weitere Erdstöße. Die Magnituden bewegten sich vornehmlich im Zweier- und Dreierbereich. Obwohl sich keine wissenschaftlichen Prognosen über den weiteren Verlauf des Erdbebenereignisses anstellen lassen, gewinne ich den Eindruck einer übergeordneten Abschwächung des seismischen Schwarms. Seine Ursache bleibt ungeklärt und die Fachwelt ist in zwei Lager gespalten. Während die meisten griechischen Seismologen eine rein tektonische Ursache hinter den Beben sehen und die Sequenz als mögliches Vorspiel für ein starkes Erdbeben interpretieren, sind es vor allem Geoforscher aus Deutschland, die einen magmatischen Trigger des Schwarmbebens für wahrscheinlich halten. Da es in der Fachwelt ein ungeschriebenes Gesetzt gibt, dass sich in Punkto Erdbeben und Vulkanausbrüchen immer nur das zuständige Observatorium gegenüber der Öffentlichkeit äußern soll, halten sich andere Forscher meistens mit ihrer Meinungsäußerung zurück.
Auf den ersten Blick scheint die Frage nach dem Auslöser der Erdbebenserie rein wissenschaftlicher Natur zu sein, doch bei genauerer Betrachtung macht es insbesondere für den Katastrophenschutz schon einen Unterschied, ob man mit einem starken Erdbeben oder mit einem (submarinen) Vulkanausbruch rechnen muss oder vielleicht sogar mit einer Kombination aus beiden, gepaart mit einem Tsunami. Doch je extremer die möglichen Folgen der Vorgänge werden, desto unwahrscheinlicher werden sie. Es bleibt natürlich die Frage, auf welche Eventualitäten man sich vorbereiten soll. Auf Santorin reagiert man u.a. mit dem Aufbau von Zeltunterkünften und Schulschließungen.
Die Kontroverse verdeutlicht einmal mehr, wie wenig die Prozesse im Detail verstanden sind, die letztendlich zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen führen. Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte sind insbesondere Erdbeben nicht vorhersagbar und Vulkanausbrüche lassen sich bestenfalls nur wenige Tage oder Stunden im Voraus prognostizieren. Mathematische Modelle, die uns eine konkrete Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Starkbebens bei Santorin geben könnten, gibt es nicht. Wir wissen de facto nicht, ob die Wahrscheinlichkeit für ein starkes Beben nun bei 0,1% oder 100% liegt. Genauso wenig weiß man, mit welcher Magnitude man rechnen muss.
Gibt es einen Zusammenhang von Erdbebenschwärmen in verschiedenen Vulkangebieten?
Unklar bleibt auch, ob es global betrachtet tatsächlich zu Zyklen erhöhter vulkanischer und seismischer Aktivität kommt oder ob vermeintliche Häufungen von Ereignissen reiner Zufall sind. In diesen Tagen werde ich oft angeschrieben, ob es einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Griechenland (Santorin), Italien (Campi Flegrei) und Äthiopien (Awash) gibt. Rein wissenschaftlich betrachtet lassen sich keine direkten Zusammenhänge erklären. Indirekt sind die Erdbebensequenzen in diesen drei tektonisch aktiven Vulkanregionen über plattentektonische Prozesse gekoppelt.
Es gibt Thesen, nach denen Gezeitenkräfte, Sonnenaktivität und kosmische Hintergrundstrahlung die genannten irdischen Phänomene beeinflussen könnten. Diese Thesen sind bislang wissenschaftlich nicht schlüssig bewiesen und werden von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt, da ihre Wirkungen (sofern überhaupt vorhanden) minimal wären. Letztendlich ist es dann eine Glaubensfrage, ob man sich solche außerirdischen Einflüsse auf irdische Gegebenheiten vorstellen möchte oder nicht. Den Weltuntergang werden sie wohl nicht auslösen.
Weiterführender Link: Erdbebenzyklen