Forscher entdecken Ablagerung einer Supervulkan-Eruption bei Santorin
Forscher haben Spuren der wohlmöglich größten Eruption in der Geschichte der Ägäis entdeckt. Sie wird als „Archaeos-Eruption“ bezeichnet und weist beeindruckende Ausmaße auf. Der unterseeische Vulkanausbruch ereignete sich im Santorin-Vulkanfeld und hinterließ massive Bimssteinablagerungen von bis zu 150 Metern Mächtigkeit am Meeresgrund. Diese Entdeckung basiert auf Bohrkernanalysen, bei denen Geologen unter der Leitung von Tim Druitt von der Universität Clermont-Auvergne zwölf Bohrungen im Christiana-Santorin-Kolumbo-Vulkanfeld durchführten, um vulkanische Ablagerungen der letzten 23 Millionen Jahre zu untersuchen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Archaeos-Eruption vor etwa 520.000 Jahren stattfand und von einem unter Wasser liegenden Vulkan des Santorin-Komplexes ausging. Die Menge an vulkanischem Material, die während dieses Ereignisses ausgestoßen wurde, war beeindruckend. Die Tuffstein-Ablagerung hatte ein Volumen von mehr als 90 Kubikkilometern und eine Mächtigkeit von bis zu 150 Metern. Dies übertrifft die Ablagerungen der berühmten Minoischen Eruption um das Sechsfache und die des jüngsten Hunga-Tonga-Ausbruchs vom Januar 2022 um das Zehnfache.
Die rekonstruierte Eruptionsdynamik deutet darauf hin, dass gasreiches Magma mit hoher Geschwindigkeit aus dem unterseeischen Vulkanschlot schoss und sich mit dem teilweise verdampfenden Wasser vermischte. Dies führte zur Bildung eines heißen Gemischs aus Gas, Vulkanasche und Bimssteinlapilli, das sich als pyroklastische Ströme ausbreitete. Diese Dichteströme erreichten eine Länge von bis zu 70 Kilometern und glitten über das Meer.
Die Entdeckung hat auch Auswirkungen auf das Verständnis des südägäischen Vulkanbogens, indem sie auf eine größere Kapazität für hochgradig gefährliche unterseeische Ausbrüche hinweist. Die Existenz einer großen, begrabenen submarinen Caldera unter dem modernen Vulkanfeld wird angedeutet, und die eruptive Geschichte des Christiana-Santorini-Kolumbo-Vulkanfelds wird weiter in die Vergangenheit verlängert.
Obwohl diese Ergebnisse auf eine explosive Vergangenheit hinweisen, betonen die Forscher, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass das Vulkanfeld in absehbarer Zeit eine ähnlich massive Eruption erleben wird. Dennoch tragen solche Erkenntnisse dazu bei, das Verhalten und die Gefahren solcher Vulkane besser zu verstehen, und können bei der Vorhersage zukünftiger Aktivitäten eine Rolle spielen.
So beunruhigend die Vorstellung eines weiteren europäischen Supervulkans auch sein mag, zeigen die Forschungen auch, dass nicht jeder Ausbruch eines solchen Calderasystems in eine Supervulkaneruption enden muss. Ich denke da insbesondere an die aktuellen Vorgänge der süditalienischen Caldera Campi Flegrei, die in diesen Tagen wieder unruhiger geworden ist.
(Quellen: Geomar, Communications Earth & Environment, 2024: doi: 10.1038/s43247-023-01171-z)