Im ersten Bericht zu unserer Keniareise habe ich über die erste Reisewoche geschrieben, die überwiegend durch Arbeiten auf unserem Grundstück geprägt war. In der zweiten Woche wollten wir aber doch etwas ausspannen und unternahmen eine kleine Safari.
Safari in der Masai Mara
Zuerst ging es in die Masai Mara, um uns dann noch die alkalischen Seen Nakuru und Elementaita anzugucken. Natürlich organisierten wir als Selbstfahrer alles selbst, was dank verschiedener Internetportale und Ullahs einheimischen Kenntnisse ganz gut klappte. Eine Herausforderung stellte es dennoch dar, in der Hauptsaison einen Tag vor Ankunft am Ziel noch einen Safarijeep nebst Fahrer und eine bezahlbare Unterkunft zu bekommen. So fanden wir ein recht gutes Zimmer im Masai Heritage Guesthouse in Ololaimutiek. Dort sind wir zu Dritt für ca. 70 € die Nacht inklusive Verpflegung untergekommen. Die Betreiber empfahlen uns einen Safarifahrer mit eigenem Land Cruiser, der uns für 120 USD am Tag durch die Masai Mara fuhr. Ich erwähne die Preise hier explizit, weil wir im Vergleich zu vorher gebuchten Safaris von großen Reiseveranstaltern geradezu zu einem Schnäppchenpreis durchgekommen sind. Hinzu kam noch der Eintritt in den Nationalpark, für den ich als „Mzungu“ 80 USD am Tag zahlen musste. Ullah und Leroy gingen als Einheimische durch und mussten 1/10 des Preises bezahlen.
Am neu erbauten Guesthouse empfing uns das hauseigene Masai-Ensemble mit einem Begrüßungstanz und auch am abendlichen Lagerfeuer gab es eine nette Performance. Da das Gasthaus von einer Gruppe Masai betrieben wurde, legte man viel Wert darauf, uns die Kultur der Masai näherzubringen, und zeigte seinen Stolz, das Gasthaus während der Coronazeit errichtet zu haben. Außer uns befanden sich nur noch 2 Familien mit Kindern im Guesthouse und man kam schnell in Kontakt.
Die nächsten 2 Tage verbrachten wir auf Game-Drive, was besonders für Leroy ein Erlebnis war. Der Land Cruiser verfügte über ein Aufstelldach, und so konnten wir im Wagen stehen und oben aus der Dachöffnung fotografieren. Highlight waren natürlich die „Big Five“ von denen wir vier sahen. Nashörner bekamen wir nicht zu Gesicht. Ein besonderes Erlebnis sollte das Mara-River-Crossing sein, bei dem die Gnu-Herden den Grenzfluss zu Tansania durchqueren: im Angesicht hungriger Krokodile. Mit recht großer Vorfreude machten wir uns bei Sonnenaufgang auf den Weg zum Fluss und fuhren ein gutes Stück durch die Graslandschaft der Masai Mara. Als wir am Fluss ankamen, bekam meine Freude einen gewaltigen Dämpfer versetzt. Mir war zwar klar gewesen, dass wir dort nicht die einzigen Safariurlauber sein würden, aber was dann kam, war der Hammer: Hunderte Jeeps umstellten die Gnu-Herde in einigem Abstand und warteten darauf, dass sich die ersten Tiere in Bewegung setzen. Sobald die Leittiere Anlauf nahmen, schossen die Jeeps auf die Herde zu, in der Hoffnung, den besten Blick auf den Fluss zu ergattern. Dass niemand die steile Böschung hinabstürzte, war ein Wunder. Kein Wunder war, dass die Gnus sich dermaßen bedrängt fühlten, dass sie das Crossing abbrachen. Nach dem 2. Anlauf hatten auch wir von diesem Gebaren der Touristenschar -von der wir ja ein Teil waren- die Nase voll und traten unverrichteter Dinge den Rückzug an. Nein, das hatte nichts mehr mit Naturliebe zu tun, sondern nur noch mit Sensationsgeilheit. Am zweiten Tag fuhren wir noch einmal am Fluss entlang, mit dem gleichen Ergebnis. Als wir ankamen, erwischten wir gerade noch die letzten Tiere einer Herde, die den Fluss querten, und bekam sogar Gelegenheit zu beobachten, wie sich mehrere Krokodile über ein totes Gnu hermachten. Doch an der Hetz beteiligten wir uns nicht und traten schnell wieder den Rückzug an. Von früheren Afrikasafaris weiß ich, dass diese in Punkto Naturschutz nicht unkritisch zu betrachten sind. Auf der anderen Seite sind es halt die Einnahmen durch die Touristen, die es den Ländern überhaupt ermöglichen, große Flächen ihrer Territorien unter Naturschutz zu stellen, während man bei uns solche ausgedehnten Naturparks vergebens sucht. Nicht zuletzt, weil die Natur schon weitestgehend zerstört ist.
Die Sodaseen Nakuru und Elementaita
Die letzten Tage der Reise verbrachten wir in der Lake Elementaita Lodge, wo wir uns ein Ferienhaus mieteten. Es stellte die teuerste Unterkunft der Reise dar, war im Vergleich zu anderen Lodges aber ebenfalls recht preiswert. Während man in den Lodges in den Nationalparks schnell 500 bis 800 USD pro Nacht zahlt, kamen wir hier mit 170 USD pro Nacht davon. Viele Gäste waren in der weitläufigen Anlage nicht und so konnten wir die Infrastruktur praktisch alleine nutzen. Einziger Wehrmutstropfen war die total kaputte 7 km lange Zufahrtsstraße, die vom Lake Elementaita hinauf auf die Riftschulter führte. Für die Strecke brauchten wir fast eine Stunde. Dafür entschädigte uns der weite Blick über das Rift, den man vom Escarpment aus genießen kann. Und Leroy verliebte sich in den Infinity-Pool, der allerdings nicht geheizt und daher ziemlich kalt war.
In den folgenden Tagen beobachteten wir die Flamingos, die sich am Ufer des Sees sammelten. Hier gibt es einen kleinen Naturpark, der nicht vielen bekannt ist, mir aber gut gefällt, weil man hier den Wagen verlassen darf. Der Lake Nakuru Nationalpark war dagegen nicht nur doppelt so teuer, sondern auch vergleichsweise enttäuschend: Vor einigen Jahren begann der Wasserspiegel des Sees dramatisch zu steigen und die Uferregion wurde überflutet. Sie stellte aber einen wichtigen Lebensraum dar. In der Folge wurden viele Tierarten zurückgedrängt, darunter auch die Nashörner. Schuld an dem Anstieg des Wasserpegels ist der anthropogene Klimawandel, der in dieser Region des Riftvalleys stärkere Niederschläge bedingte. Doch in diesem Jahr war der Wasserstand am Südufer des Sees deutlich gefallen, wenigstens im Vergleich zu meinem letzten Besuch dort im Jahr 2016. Doch am Nordufer stand er seltsamerweise genauso hoch wie damals. Sollte nicht nur der Wasserspiegel gestiegen sein? Ich entdeckte auf unserer Fahrt um den See Sickerbecken, wie man sie für die Trinkwassergewinnung verwendet, und ich kam auf den Gedanken, dass man hier übermäßig viel Trinkwasser aus dem Boden gepumpt hatte und die Bevölkerung von Nakuru und die Landwirtschaft damit zu versorgen. In der Folge könnte sich das Nordufer abgesenkt haben. Wie auch immer: Menschengemacht scheinen die Veränderungen auf jeden Fall zu sein. Außer Flamingos, Pelikane und Paviane bekamen wir auch nicht viele Tiere vor die Kamera und so stellte das Mittagessen in der Sarova Lion Hill Game Lodge das Highlight des Tages dar.
Auf der Rückfahrt nach Nairobi machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Lake Naivasha, der für seine große Nilpferdpopulation bekannt ist. Dort gibt es auch eine Insel, auf der man zwischen Wildtieren umherwandern kann. Mich beeindruckte die gleichnamige Stadt, die tatsächlich europäischen Standards vergleichsweise nahekommt und gut auf Tourismus ausgerichtet ist. Den Flughafen erreichten wir dann am Abend und wurden den Mietwagen tatsächlich erst nach einem Anruf beim Vermieter los, der uns einen Mitarbeiter zum Parkhaus schickte.
Auf dem Rückflug mit Zwischenstopp in Kairo mussten wir wieder durch den Flughafen hetzen, weil der Flieger Verspätung hatte. Wir schafften es zwar gerade noch in den Anschlussflieger, unser Gepäck allerdings nicht. Das sollte erst mit fast einer Woche Verspätung ankommen, aber wenigstens war es komplett.