Das Nordende des Roten Meeres wurde gestern von einem Erdstoß der Magnitude 5,4 erschüttert. Das Hypozentrum lag in nur 10 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 73 km südöstlich der Touristenmetropole Scharm el-Scheich, wo sich zu normalen Zeiten viele Touristen aus Deutschland tummeln. Die Bewohner der Stadt konnten das Erdbeben spüren.
Das Beben ereignete sich an der Störungszone, die Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys ist und gleichzeitig die Plattengrenze zwischen Afrika und der Arabischen Platte darstellt. Im Bereich der Sinai-Halbinsel geht dieser Ausläufer des Ostafrikanischen Grabens in das Jordantal über.
Die Divergenz entlang des über 6000 km langen Riftvalleys ist nicht nur für die Erdbeben in Ostafrika verantwortlich, sondern auch für den Vulkanismus der Region. Unweit des Roten Meeres liegt der Schildvulkan Erta Alé, der in diesem Jahr allerdings seine sichtbare Aktivität einstellte. Weiter südlich -in Tansania- liegt der Ol Doinyo Lengai. In seinem Krater tritt immer wieder die kälteste Lava der Welt aus.
Weiter im Südwesten des Rifts gelegen, befindet sich der Nyiragongo. In seinem Krater brodelt einer der 2 verbliebenen Lavaseen, nachdem sich zum Jahresende 2018 praktisch alle anderen Lavaseen gleichzeitig verabschiedet haben. Von der Lava im Nyiragongo geht heute eine sehr hohe thermische Strahlung aus. Sie beläuft sich auf 1587 MW und deutet einen Hochstand des Lavaspiegels an. Aufgrund des Corona-Lockdowns gibt es auch von hier keine aktuellen Augenzeugenberichte. Daher kann man nur vermuten, dass auch auf der untersten Terrasse im Krater ein Lavastrom unterwegs sein könnte. Temporär sind auf den MIROVA-Thermalaufnahmen auch leichte Wärmeanomalien zu sehen, die vom Nachbarvulkan Nyamuragira ausgehen. Unklar ist allerdings, ob die Wärme von einem kleinen Lavasee emittiert wird, oder ob statt dessen nur sporadisch Lavaströme im Vulkankrater unterwegs sind. Ich vermute, dass letzteres der Fall ist.