- Es kam zu weiteren Schwarmbeben unter Reykjanes
- IMO detektierte 86 Beben innerhalb von 48 Stunden
- Ein Vulkanologe hält einen Ausbruch innerhalb eines Jahres für wahrscheinlich
Schwarmbeben unter Reykjanes
In den vergangenen Wochen ist wieder ein steigender Trend in Bezug auf die Häufigkeit von Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel zu erkennen, wobei die Seismizität unter Island generell hoch ist. Der letzte Bebenschub kam gestern. IMO zeigt 124 Erschütterungen in den letzten 48 Stunden an. Die meisten Erdbeben konzentrierten sich um Grindavik. Es gibt aber auch Erschütterungen an anderen Spaltensysteme unter Reykjanes. Die Beben könnten mit Magmenbewegungen zusammenhängen.
Vulkanologe hält weitere Eruption für wahrscheinlich
In einem RUV-Interview kam der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort. Der Wissenschaftler vertritt die Meinung, dass auf Reykjanes sogar mehrere Eruptionen gleichzeitig möglich sind und sieht eine große Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von einem Jahr einen weiteren Ausbruch auf der Halbinsel geben könnte. Er äußerte Überlegungen, wie sich die verschiedenen Ausbruchsarten auswirken könnten und stellte Vergleiche mit der Fagradalsfjall-Eruption an, die uns letztes Jahr in Atem gehalten hat. Diesen Vulkanausbruch bezeichnete Þorvaldur Þórðarson als kleine touristische Eruption, die keine größeren Probleme verursachte. Bei einer größeren Eruption stellt nicht nur die Lava ein Problem dar, sondern vor allem das Schwefeldioxid, dass die Luft stark verschmutzen könnten. Anders beurteilt er eine submarine Eruption vor der Küste: obwohl bei einem Unterwasserausbruch viel Dampf entsteht, würde das Meerwasser wie eine Filterwaschanlage wirken und einen Großteil des Schwefels herauswaschen, so dass es zu einer geringeren Schwefeldioxidbelastung in der Luft kommen würde. Auch des Ascheeintrag in der Luft wäre bei einer Eruption an Land größer, als bei einem Ausbruch Unterwasser.
Hintergrund zu diesen Überlegungen ist wohl ein Erdbebenschwarm, der sich in der letzten Woche vor der Westspitze von Reykjanes zugetragen hatte. Auch vor der Fagradalsfjall-Eruption gab es dort massive Schwarmbeben, die wahrscheinlich mit Magmenintrusion einhergingen. So scheint es der Wissenschaftler für möglich zu halten, dass es dort zu einem Ausbruch kommen könnte. Was Þorvaldur Þórðarson bei seinen Gedanken unberücksichtigt lässt, ist, dass submarine Eruptionen das marine Ökosystem stark beeinträchtigen könnte, was isländische Fischer nicht erfreuen dürfte.
Ein Blick auf die Karte enthüllt, dass es gestern auch zu Erdbeben an vielen anderen Lokationen auf Island kam. Besonders die Beben unter dem Vatnajökull sind für uns interessant, da hier ebenfalls aktive Vulkane liegen, die zu einem Ausbruch bereit zu sein scheinen.