Neue Ausgrabungen in Pompeji enthüllten großen privaten Thermenkomplex
Die Ausgrabungen von Pompeji, die aktuell in der Insula 10 der Regio IX durchgeführt werden, stoßen immer wieder auf ungeahnte archäologische Schätze, die durch den Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. unter einer bis zu 12 Meter mächtigen Ascheschicht konserviert wurden. Die jüngst der Weltöffentlichkeit präsentierte Entdeckung enthüllte einen der größten privat geführten Thermenkomplexe Pompejis. In einem Domus genannten palastgleichen Haus mit einem großen Atrium und Bankettsaal entdeckt man eine Badeanlage, die gut 30 Personen Platz bot. Sie bestand aus mehreren Räumen mit drei Wasserbecken unterschiedlicher Temperatur. Die Dreifaltigkeit setzte sich aus einem Calidarium genannten Heißraum, dem Warmraum Tepidarium, sowie dem Frigidarium (Kaltraum) zusammen. Zudem gab es einen Apodyterium genannten Umkleideraum. Das Frigidarium (Foto oben) wird von den Archäologen des modernen Pompejis als besonders beeindruckend beschrieben: Das Wasserbecken befand sich in einem säulenumstandenen Innenhof und maß gut 10 mal 10 Meter. Diese Daten veranschaulichen, dass es sich bei dem Becken eher um einen Swimmingpool als um eine Badewanne gehandelt hat.
Auf Bildern zur Pressemeldung des Archäologischen Parks Pompeji, sind die Wasserbecken und die mit Fresken verzierten Wände zu sehen. Sie zeigen, dass sogar bleierne Wasserleitungen erhalten sind, die in den Wänden verlegt wurden. Ein Novum in einer Stadt der Antike. Zudem wurden mehrere große Amphoren freigelegt und große Öfen, mit deren Hilfe das Wasser der warmen Becken erwärmt wurde.
In einem Beitrag der BBC heißt es zudem, dass in dem Haus auch zwei Todesopfer der Katastrophe entdeckt wurden. Dabei handelt es sich um die Überreste einer mittelalten Frau, die im Besitz mehrerer Goldschmuckstücke war, und um das Skelett eines ca. 20-jährigen jungen Mannes. Sie hatten in einem der Räume des Domus Schutz gesucht, fielen dann aber doch einem pyroklastischen Strom zum Opfer. In welcher Beziehung die beiden zueinander standen und ob es Angehörige des Hausbesitzers waren bleibt unbekannt.
Das Domus gehörte einem wohlhabenden Pompejaner, der zu der Elite der Stadt gehörte und rauschende Feste veranstaltete, worauf nicht nur die luxuriöse Badeanlage hindeutet, sondern auch der in unmittelbarer Nähe befindliche Bankettsaal.
Im römischen Reich waren Thermen Ort der gesellschaftlichen Zusammenkunft, und beim Baden tratschte und klatschte man nicht nur, sondern führte auch politische Debatten und besprach Geschäfte. Die Vermutung liegt nahe, dass der Hauseigentümer die Anlage nutzte, um Geschäftspartnern gefällig zu stimmen.
Dieser Komplex zählt zu den größten und aufwendigsten privaten Badeanlagen, die bisher in den Domus von Pompeji freigelegt wurden. Vergleichbare Beispiele dieser Dimension sind selten und umfassen etwa die Thermen der Praedia der Julia Felix, das Haus des Labyrinths oder die Villa des Diomedes.
Die Wände des Domus, der im südlichen Teil der Insula 10 liegt, wurden im 2. und 3. Stil dekoriert, was von der langen Nutzungsdauer des Gebäudes zeugt. Der Eigentümer zählte wohl in den letzten Jahrzehnten vor dem Vesuvausbruch zur städtischen Elite und ließ Räume gestalten, die sowohl zahlreiche Gäste empfangen als auch einen luxuriösen Lebensstil präsentieren konnten.