Kilauea: Warnung vor Peles Haar

Der Gipfelausbruch des Kīlauea setzt sich fort – Warnung vor Peles Haar

Am Kīlauea auf Hawaii geht der Vulkanausbruch im Halemaʻumaʻu-Krater weiter, doch die Intensität hat sich seit gestern etwas abgeschwächt: Obgleich noch beide Lavafontänen im Südwesten des Kraters aktiv sind, hat sich die Höhe der Lavafontänen reduziert, und es wird weniger Lava als zuvor ausgestoßen. Um die Schlote haben sich Kegel von 30 bis 35 Metern Höhe gebildet, wobei die Lavafontänen gestern gelegentlich noch Höhen von bis zu 45 Metern erreichten.

Die Schmelze bedeckt einen großen Teil des Kraterbodens, wobei gestern auch Lava an Stellen austrat, die bei den vorherigen Ausbruchsperioden bereits überflossen wurden. Vermutlich hatten sich hier Lavatunnel gebildet.

Peles Haar in bewohntem Gebiet entdeckt

Wie für Eruptionen auf Hawaii typisch, bildet sich infolge der Lavafontänentätigkeit Peles Haar. Dabei handelt es sich um dünne Lavafäden, die von Schmelztröpfchen ausgehen, die sich während ihres Fluges zu langen Fäden ziehen. Diese können in feine Härchen zerbrechen und bei Kontakt mit Lebewesen gesundheitsschädlich wirken. Vor allem reizen sie die Augen oder bilden Splitter, die sich in die Finger reißen können. Gelangen sie in die Lunge, können sie nicht nur starken Husten verursachen, sondern auch ernstere Reaktionen hervorrufen, insbesondere wenn man mehrere der feinen Fasern einatmet. Das HVO berichtet, dass es gestern zu starken Winden kam, die das Haar der Pele erfassten und bis in einige öffentlich zugängliche Bereiche des Nationalparks sowie in angrenzende Gemeinden wehten. Daher wurde vor dem Haar der Vulkangöttin gewarnt. Als Schutzmaßnahmen sollte man lange Kleidung tragen und gegebenenfalls Staubschutzmasken und Schutzbrillen verwenden.

Die Vulkangöttin Pele

Pele ist in der hawaiianischen Mythologie die Göttin der Vulkane, des Feuers und der Schöpfung. Sie gilt als eine der mächtigsten Gottheiten Hawaiis und wird besonders mit dem Vulkan Kīlauea auf Big Island in Verbindung gebracht, der als ihr Zuhause gilt. Laut Legenden kam Pele aus der mythischen Heimat Kahiki nach Hawaii und schuf die Inseln durch ihre vulkanische Kraft. Sie wird als leidenschaftlich, temperamentvoll und schöpferisch beschrieben – Eigenschaften, die sich in den kraftvollen Vulkanausbrüchen widerspiegeln.


Der Wind wehte nicht nur das Haar der Vulkangöttin in bewohnte Bereiche, sondern auch vulkanische Gase. Daher sollten Personen, die sensibel auf Vog (vulkanischen Smog) reagieren, in geschlossenen Gebäuden bleiben oder das betroffene Gebiet verlassen, bis sich die Bedingungen verbessern.

Da sich der Vulkanausbruch auf die Gipfelcaldera beschränkt, bleibt der Vulkanalarmstatus auf „Gelb“. Bewohner und Besucher werden aufgefordert, sich über die aktuellen Bedingungen zu informieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Sizilien: Tornado trifft Avola

Unwetterfront zog über Sizilien – Tornado bei Avola und Überflutungen am Ätna

Gestern zog erneut eine starke Unwetterfront mit Starkregen und Gewittern über die italienische Insel Sizilien hinweg und sorgte für Zerstörungen infolge von Überflutungen und starken Winden.

Besonders hart traf es die Region Syrakus, wo ein Tornado das untere Tal des Flusses Asinaro zwischen Noto und Avola heimsuchte. Medienberichten zufolge führte der Tornado zum Umsturz zahlreicher Strommasten, was in der betroffenen Region großflächige Stromausfälle auslöste. Darüber hinaus wurden landwirtschaftliche Felder, Gebäude und die Infrastruktur stark in Mitleidenschaft gezogen. Dramatische Aufnahmen zeigen, wie der Tornado durch die Landschaft der Provinz Syrakus zieht, begleitet von dichten Staub- und Schuttaufwirbelungen rund um die Thrombe.

Ein zweiter Tornado traf die Region Augusta, wo der Wirbelwind mehrere Hausdächer beschädigte.

Auch abseits der Tornados hat das Unwetter auf Sizilien Spuren hinterlassen und führte zu überfluteten Straßen sowie vollgelaufenen Kellern. In der Ätna-Region fielen in der Nacht bis zu 150 mm Niederschlag. Das Wasser strömte teilweise in den Fluss Alcantara, der für seine Schlucht bekannt ist, und ließ ihn über die Ufer treten.

Im nördlich gelegenen Messina kam es zu Böschungsrutschungen und dem Absacken eines über hundert Meter langen Straßenabschnitts entlang der Küste.

Die Unwetterfront zog vom Südwesten kommend über Sizilien hinweg und brachte auch starke Gewitter mit sich. Innerhalb weniger Stunden wurden rund 10.000 Blitze registriert.

Gefährliche Brandung auf den Liparischen Inseln richtete Schäden an

Die Gewitterstürme zogen in Richtung Nordosten weiter und überquerten das Tyrrhenische Meer mit den Liparischen Inseln, wo meterhohe Brandungen über die Küsten hereinbrachen und Schäden an Hafenanlagen sowie Uferpromenaden verursachten. Ein Video zeigt, wie die Wellen über die Kaianlagen von Vulcano Port branden und in das Café des dortigen Hotels eindringen. Auf Lipari wurden am Alten Hafen Steine aus der Pflasterung gerissen, Mauern zerstört und Lampen umgeworfen. Auf Stromboli beschädigte die Brandung Teile des Anlegers für die Schnellboote.

Es ist noch unklar, ob es Auf Stromboli erneut zu Abgängen von Muren und Laharen kam, wie es in den letzten Monaten häufiger infolge von Starkregenereignissen geschah. Anfang der Woche wurde jedoch berichtet, dass endlich mit baulichen Maßnahmen zum Schutz von Stromboli-Ort begonnen werden soll. Geplant ist, die Wasserabflussrinnen am Vulkanhang abzusichern. Die Schutzverbauungen werden von zwei renommierten Baufirmen aus Sizilien durchgeführt.

Campi Flegrei von Erdbeben M 3,0 erschüttert

Fangopool im Solfatara-Krater der Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Erdbeben der Magnitude 3,0 erschütterte Campi Flegrei – Erschütterungen im gesamten Gebiet spürbar gewesen

Datum 17.01.25 | Zeit: 16:53:50 UTC | Koordinaten: 31.860 ; 131.519 | Tiefe: 1,9 km | Mb 3,0

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde gestern Nachmittag erneut von einem weithin spürbaren Erdbeben erschüttert. Es hatte eine Magnitude von 3,0 und ereignete sich um 16:53:50 Uhr UTC bei den Koordinaten 40,8290; 14,1328. Das Epizentrum manifestierte sich knapp 100 Meter westlich des Solfatara-Kraters, in einem bebauten Gebiet entlang der Via Solfatara. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 1,9 Kilometern lokalisiert. Dieser stärkste Erdstoß des Jahres war im gesamten Gebiet der Campi Flegrei deutlich spürbar und sorgte bei den Anwohnern für Aufregung.

Interessanterweise handelte es sich um ein Dreifachbeben: Mit wenigen Sekunden Abstand ereigneten sich zwei weitere Erschütterungen im gleichen Areal. Diese erreichten Magnituden von 1,6 und 1,7 und wurden Berichten zufolge ebenfalls von einigen Bewohnern wahrgenommen. Das schwächste der drei Beben war der erste Stoß der Serie. Insgesamt wurden seit gestern 16 Beben in der Region registriert, sodass man hier von einem kleinen Schwarmbeben sprechen kann. Die Mehrheit dieser Beben trat in geringen Tiefen im Areal der Solfatara auf.

Die aktuelle Erdbebentätigkeit steht im Einklang mit der generellen Entwicklung der Campi Flegrei. Im Januar wurden bislang 134 Erschütterungen detektiert, was die Aktivität im Vergleich zum Vormonat als stabil erscheinen lässt. Die anhaltende seismische Aktivität spiegelt sich auch in der weiteren Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems wider. Hierbei spielen sowohl geophysikalische als auch geochemische Parameter eine Rolle. So schwankte die Temperatur der austretenden Gase an der Pisciarelli-Hauptfumarole, bedingt durch Niederschläge, zwischen 94 und 97 Grad Celsius. Lag die meiste Zeit aber am oberen Ende des Schwankungsbereichs. Zudem wurden große Mengen Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Im Dezember erreichte der CO₂-Ausstoß etwa 3.000 Tonnen pro Tag, was dem Ausstoß eines aktiven Vulkans entspricht.

Anhand der Ausgestoßenen Kohlenmonoxid und Kohlendioxid-Menge gehen die INGV-Forscher davon aus, dass die Fluide im Hydrothermalsystem 250 Grad heiß sind. Zum Anfang des Jahrtausends soll die Temperatur bei 215 Grad gelegen haben. Seitdem stieg die Temperatur des Hydrothermalsystems um 35 Grad.

Die Bodenhebung, gemessen an der RITE-Station, beträgt aktuell etwa 10 mm pro Monat. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 hob sich der Boden der Campi Flegrei um beeindruckende 1.370 mm; allein 2024 waren es 265 mm. Die anhaltende Hebung deutet auf eine mögliche Magmenintrusion in 4 bis 5 Kilometern Tiefe hin, die sich während der beschleunigten Hebungsphase im letzten Sommer verstärkt haben könnte.

Yellowstone-Caldera: Magma verlagert sich nordostwärts

Kalksinter-Terrassen der Mammoth Hot Springs im Yellowstone Nationalpark. ©  Marc Szeglat

Neue Studie enthüllt eine nordostwärts gerichtete Verlagerung der Magmenreservoirs unter dem Yellowstone-Vulkan

Die Yellowstone-Caldera ist in den letzten Jahren ein wenig aus dem Fokus der Medien verschwunden, obgleich sie weiterhin ein spannende Forschungsobjekt bleibt. Der US-amerikanische Yellowstone Nationalpark beherbergt eines der größten und aktivsten Vulkansysteme der Erde. Es besteht aus 3 sich überlappenden Calderen, und wird durch den sogenannten Yellowstone-Hotspot gespeist – eine Zone, in der heißes Magma aus dem Erdmantel aufsteigt und die Erdkruste durchdringt. Die Calderen entstanden durch mehrere massive Ausbrüche (sogenannte Supervukaneruptionen), bei denen große Mengen Tephra freigesetzt wurden. Durch die Entleerung des Magmenreservoirs sackte der Boden darüber ab und bildete die großen Depressionen der Calderen. Diese Supervulkan-Ereignisse, die vor etwa 2,1 Millionen, 1,3 Millionen und 640.000 Jahren stattfanden, haben Tausende Kubikkilometer Lava und Asche freigesetzt und dabei das lokale und globale Klima stark beeinflusst.




Zusätzlich zu diesen drei großen Supervulkaneruptionen gab es zahlreiche kleinere Ausbrüche, die weniger explosiv, aber dennoch bedeutend waren. Diese Ereignisse wurden durch rhyolithisches Magma verursacht, das in der mittleren bis oberen Erdkruste gespeichert ist. Rhyolithisches Magma ist dickflüssig und silikatreich, was es anfällig für explosive Ausbrüche macht. Gleichzeitig steigt Basaltmagma aus dem Mantel auf, das dünnflüssiger ist und durch seinen hohen Eisen- und Magnesiumgehalt Wärme liefert, die das rhyolithische Magma aufrechterhält.

Neueste Untersuchungen des United States Geological Survey (USGS) legen nahe, dass sich die magmatische Aktivität unter der Yellowstone-Caldera in nordöstliche Richtung verlagert. Mithilfe einer elektromagnetischen Untersuchungsmethode, die Magnetotellurik genannt wird, die Schwankungen im Erdmagnetfeld misst, konnten die Forscher die Struktur der Kruste und die Verteilung des Magmas unter der Caldera präzise modellieren.

Die Studie, die unter Leitung von Seismologin Ninfa Bennington durchgeführt wurde, identifizierte mindestens sieben Bereiche mit erhöhtem Magmagehalt unter der Caldera. Diese Regionen reichen von tiefen Zonen, etwa 47 Kilometer unter der Oberfläche, bis in flachere Bereiche, die sich nur 4 Kilometer unter der Erdoberfläche befinden. Einige dieser Magmenkörper sind miteinander verbunden und tauschen Wärme und Material aus. Besonders auffällig ist ein großes Magmareservoir unter dem nordöstlichen Bereich der Caldera. Dieses enthält schätzungsweise 440 Kubikkilometer geschmolzenes Gestein – ein Volumen, das dem des Mesa-Falls-Ausbruchs vor etwa 1,3 Millionen Jahren entspricht, dem zweitjüngsten calderabildenden Ereignis in Yellowstone.

Gleichzeitig deutet die Studie darauf hin, dass die vulkanische Aktivität im westlichen Teil der Caldera abnimmt. Die nordöstliche Region zeigt dagegen verstärkte Wechselwirkungen zwischen aufsteigendem Basaltmagma und dem gespeicherten rhyolithischen Magma. Diese Wechselwirkungen könnten das Gebiet für zukünftige Ausbrüche anfällig machen. Dennoch weisen die Forscher darauf hin, dass die aktuellen Magmenreservoire einen vergleichsweise niedrigen Schmelzanteil von 6–28 Prozent aufweisen. Das deutet darauf hin, dass die Reservoirs aktuell nicht ausbruchsgefährdet sind. Damit ein Magma eruptieren kann, braucht es einen Schmelzanteil von mindestens 35 Prozent.

Die Forschungsergebnisse liefern wichtige Hinweise darauf, wie sich die magmatische Aktivität unter der Yellowstone-Caldera entwickelt. Sie betonen auch die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um die Dynamik des Magmareservoirs besser zu verstehen und das potenzielle Risiko zukünftiger Ausbrüche präziser einschätzen zu können.

Island: Erdbeben und Gletscherlauf am Vatnajökull

Gletscherzunge des Vatnajökull. © Marc Szeglat

Diffus streuende Erdbeben im Kartenabschnitt Vatnajökull auf Island – Gletscherlauf am Grimsvötn

Schaut man sich heute die IMO-Erdbebenkarte an, dann erkennt man eine erhöhte Seismizität im Bereich des Kartenausschnitts vom Vatnajökull. Unter dem größten Gletscher Europas verbergen sich mehrere Calderavulkane, von denen die drei größten und bekanntesten (Bardarbunga, Grimsvötn und Öræfajökull) in den letzten Jahren immer mal wieder Zeichen der Unruhe von sich gaben und geben und sich auf Eruptionen vorbereiten könnten. Tatsächlich stufte IMO erst Anfang der Woche den Alarmfarbcode für den Flugverkehr am Bardarbunga auf „Gelb“ hoch, da es zu einem Schwarmbeben gekommen war.

Auch am Grimsvötn steht der Alarmstatus auf „Gelb“, da es hier aktuell zu einem Gletscherlauf kommt und IMO-Experten eine erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit sehen. Bis jetzt erreichten die abfließenden Wassermassen wohl noch nicht das Gletschertor am Skeiðarárjökull, so dass der Pegel des  Flusses Gígjukvísl nicht signifikant angestiegen ist, doch das soll sich am Wochenende ändern. Dennoch handelt es sich wohl um einen vergleichsweise kleinen Gletscherlauf.

Doch zurück zu den Erdbeben: Ein halbes Dutzend Erdbebenmarkierungen ist diffus im Bereich des Gletschers verteilt. Diese Beben könnte mit dem Gletscherlauf in Verbindung stehen. Eine Konzentration von Erdbeben gibt es im Bereich des Calderavulkans Askja, der nördlich der Gletscherkappe liegt. Dort manifestierte sich fast ein dreckiges Dutzend Beben, die sich bis in die Herdubreid-Region erstreckten. Die GNNS-Messstationen in der Askja-Caldera senden im Winter meistens keine Signale, doch der Station KASK entschlüpfte nach einer Pause ein Ping, und die hiermit übermittelten Daten zeigen, dass die Bodenhebung anhält.

Situation auf Reykjanes

Eine anhaltende Hebung registriert man auch nach wie vor bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Hier fehlen noch gut 6–7 Zentimeter zur Parität mit der Hebung vor dem letzten Ausbruch, der am 20. November begann und bis zum 9. Dezember dauerte. Ab einem Zeitpunkt kurz vor Erreichen der Parität steigt das Ausbruchsrisiko signifikant. Aktuell verläuft die Hebungskurve zwar stetig, aber weniger steil als vor den anderen Eruptionen, und der Druckaufbau im Speichersystem geschieht langsamer als vorher. Von daher gerät das Gestein auch nicht so schnell unter Spannungen und könnte mehr Druck aushalten als zuvor. Von daher gehe ich davon aus, dass die Eruption noch ein paar Wochen auf sich warten lassen wird.

Bei Svartsengi und Grindavik gehen die baulichen Maßnahmen zur Verstärkung der Schutzwälle weiter. Ziel ist es, sie bis auf 9 m Höhe aufzustocken. Der letzte Ausbruch hätte es fast geschafft, die Deiche bei der Blauen Lagune nachhaltig zu überwinden. Ein paar kleinere Lavaüberläufe hatte es bereits gegeben.

Ibu: Anwohner verweigern Evakuierung

Situation am Ibu alarmierend – Anwohner ignorieren Evakuierungsanordnung

Der indonesische Vulkan Ibu auf Halmahera ist weiterhin sehr aktiv und fördert in kurzen Intervallen Aschewolken, die mehrere Hundert Meter über den Krater aufsteigen. Aufgrund eines signifikanten Anstiegs der vulkanisch bedingten Erdbebentätigkeit und einiger Eruptionen, die stärker als üblich waren, wurde am Dienstag die Alarmstufe „Rot“ über den Vulkan verhängt. Damit einher ging auch eine Evakuierungsanordnung des Zivilschutzes für mehrere Siedlungen in Vulkannähe. Gut 3000 Personen aus 6 Dörfern wurden aufgefordert, ihre Heimat zu verlassen, um sich vor einem möglicherweise drohenden großen Vulkanausbruch in Sicherheit zu bringen. Doch wie jetzt in lokalen Medien berichtet wird, folgten bisher nur 517 Personen der Evakuierungsanforderung. Die meisten dieser Menschen stammten aus dem Dorf, das dem Vulkan am nächsten liegt. Die anderen Anwohner des Ibu begründeten ihre Weigerung mit dem Argument, dass sie die Eruptionen des Vulkans gewohnt seien. Offenbar glauben sie nicht an die Vorhersagen der ortsansässigen Vulkanologen, dass es zu einem starken Ausbruch kommen könnte.

Gegenüber der Jakarta Post äußerte sich Milka Sehe, eine 43-jährige Bewohnerin des Dorfes Todoke: „Wir sind an die Ausbrüche des Vulkans gewöhnt, und bislang gab es keine Auswirkungen auf unser Dorf. Deshalb sehen wir keinen Grund, unsere Häuser zu verlassen“. Eine andere Anwohnerin äußerte sich ähnlich: „Wir hoffen, dass der Vulkan bald zur Ruhe kommt, damit wir unser Leben normal weiterführen können.“




Doch die Lage wird von den örtlichen Vulkanbeobachtern als ernst eingestuft, denn im Extremfall könnten die Explosionen so stark werden, dass sie den Lavadom im Gipfel des Vulkans ausblasen und pyroklastische Ströme generieren, die innerhalb von Minuten die Dörfer erreichen und alles zerstören, was auf ihrer Bahn liegt. Die Behörden stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Menschen von der Gefahr zu überzeugen und gleichzeitig ihre Lebensweise und Ängste zu respektieren.

Einen Lichtblick gibt es für die Verweigerer: Die Erdbebentätigkeit hat gestern wieder leicht abgenommen und folgt damit dem Trend der letzten Erhöhungsphase im November 2024. Es ist also alles andere als gewiss, dass ein starker Ausbruch folgt, der eine Katastrophe auslöst. Dennoch liegt so ein Ausbruch im Bereich des Möglichen.

Der Ibu ist ein 1325 m hoher Stratovulkan und zählt zu den aktivsten Vulkanen des Indonesischen Archipels, der auch oft von Vulkanspottern bestiegen wird. Aktuell ist von einer Besteigung aber dringendst abzuraten.

Japan: Hohes Risiko für Megathrust-Erdbeben

Hohes Erdbebenrisiko in Japan – Zunehmende Bedrohung durch potenzielles Starkbeben im Nankai-Graben

Heute vor 30 Jahren bebte in Japan die Erde, was eine der größten Katastrophen in der Geschichte des Landes auslöste. Das Beben der Magnitude 6,8 dauerte nur 20 Sekunden, zerstörte aber große Teile der Stadt Kobe und legte mehr als 100.000 Gebäude in Schutt und Asche. 6.434 Menschen fanden den Tod, etwa 43.000 Personen wurden verletzt und 300.000 Menschen obdachlos. Heute gedenkt Japan dieser Katastrophen, die aber nicht die schlimmste des Inselstaates war. Das Beben ereignete sich an der Nojima-Verwerfung, die Teil des komplexen tektonischen Systems der Niigata-Kobe-Tectonic-Zone ist. Diese Störungszone verläuft überwiegend im Nordwesten der Insel Honshu und ist mit der Median Tectonic Line assoziiert. Es wurde durch eine plötzliche Verschiebung entlang einer aktiven Blattverschiebung verursacht, bei der im Wesentlichen die Eurasische Platte und die Philippinische Platte miteinander interagierten.

Nun enthüllten japanische Seismologen, dass an einer anderen Störungszone weiteres Unheil droht: Das Risiko eines katastrophalen Mega-Bebens am Nankai-Graben, einem Subduktionsgraben vor der Pazifik-Küste Japans, soll sich signifikant erhöht haben. Neue Analysen warnen vor potenziellen Schäden in ungeahntem Ausmaß, die dicht besiedelte Gebiete bedrohen könnten. So ein Starkbeben könnte eine Magnitude im Achter- oder sogar im Neunerbereich haben und en par mit den stärksten Erschütterungen der Welt liegen.

Der Nankai-Graben liegt im Pazifik entlang der südlichen Küste Japans und markiert die Kollisionszone zwischen der Philippinischen Platte und der Eurasischen Platte. Diese Subduktionszone ist seit Jahrhunderten bekannt für wiederkehrende Mega-Beben.


Alle 100 bis 200 Jahre ereignet sich ein Mega-Beben am Nankai-Graben. Das letzte extrem starke Beben mit der Magnitude 8,4 manifestierte sich 1946. Das Risiko, dass sich innerhalb von 30 Jahren ein erneutes Starkbeben ereignet, liegt laut den Experten aktuell bei 82 Prozent. Jedes Jahr steigt das Risiko um 1 Prozent.

Die Folgen eines Starkbebens am Nakai-Graben wären verheerende Tsunamis, so wie sie in Japan zuletzt im Jahr 2011 auftraten. Wellen von mehreren Zehnermetern Höhe könnten Teile der japanischen Westküste und insbesondere die Inseln wie Shikoku und Kyushu überrollen. Man rechnet im schlimmsten Fall mit Hunderttausenden Toten, insbesondere in dicht besiedelten Küstenregionen. Durch die Zerstörung von Infrastruktur, Industrieanlagen und Wohngebieten könnten Schäden entstehen, die sich auf mehrere Hundert Milliarden US-Dollar belaufen.

Doch was sagen Studien aus, die auf Statistiken beruhen? Die Erde ist ein dynamischer Planet, und so paradox es klingen mag, tragen Erdbeben und Vulkanausbrüche genauso wie Stürme zur Stabilität des Gesamtsystems bei. In den Regionen nahe der Plattengrenzen kann sich jederzeit ein Starkbeben ereignen, die sich bis jetzt im Endeffekt nicht prognostizieren lassen. Für die betroffenen Regionen ist es dennoch von Vorteil, einen ungefähren Zeitrahmen abstecken zu können, wann sich eine Katastrophe ereignen könnte, damit entsprechende Schutzmaßnahmen im Gebäudesektor umgesetzt werden.

Reventador mit Schuttlawinen und pyroklastischem Strom

Reventador steigerte Aktivität – Abgänge von Schuttlawinen und einem pyroklastischen Strom

In Ecuador intensivierte der Reventador seine Aktivität. Neben den üblichen Ascheeruptionen, die bis auf eine Höhe von 4600 m aufsteigen und überwiegend in südöstliche Richtung driften, wurden in den letzten Tagen vermehrt Abgänge von glühenden Schuttlawinen beobachtet. Am 13. Januar ging sogar ein kleiner pyroklastischer Strom ab. Er glitt bis auf ein Höhenniveau, das ca. 500 m unterhalb des Kraters lag. Die Schuttlawinen schafften es teilweise bis auf eine Höhe von -1000 m vom Krater aus gemessen.

Zu Abgängen von Schuttlawinen kommt es vermehrt, wenn der Reventador nicht nur explosiv tätig ist, sondern auch einen seiner zähen Lavaströme fördert, die aus dem Krater überlaufen und über den oberen Flankenbereich fließen. Aktuell steht in den Beschreibungen vom IG nichts von effusiver Tätigkeit, aber auf Webcambildern kann man erkennen, dass es kurz unterhalb des Kraters zur Rotglut kommt, wenn die Schuttlawinen abgehen. Ich vermute, dass diese Leuchterscheinung von einem Kollaps im Bereich einer kurzen, domähnlichen Lavazunge stammt, die sich aus dem Krater schiebt. In der Vergangenheit kam es auch immer wieder zu Phasen, bei denen sich ein größerer Lavastrom über die Vulkanflanke schob.

Laut einem IG-Bericht, fördern die Explosionen die Vulkanasche bis zu 1200 m über Kraterhöhe. Doch meistens steigen sie nur einige Hundert Meter hoch auf. Während es am 13. Januar zu 78 Explosionen kam, wurden am 16. Januar 44 entsprechende seismische Signale registriert. Zudem empfing das seismische Netzwerk 8 langperiodische Erdbeben und 15 Tremorphasen, von denen 11 mit Eruptionen einhergingen.

Der 3562 m hohe Stratovulkan Reventador liegt etwa 90 km östlich von Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Der aktive Kraterkegel bildete sich in einer 4 Kilometer durchmessenden Caldera. Besonders während der Regenzeit können Lahare entstehen und der Boden in der Caldera verwandelt sich in Schlamm, was eine Observierung der Eruption erschwert.

Mit dem Sangay ist ein zweiter Vulkan in Ecuador aktiv. Von ihm gehen heute Aschewolken aus, die bis auf eine Höhe von 6700 m aufsteigen.

Indonesien: Erdbebenserie in der Bali-See

Erdbebenserie erschüttert Bali-See – Stärkste Magnituden Mb 4,6

Datum 16.01.25 | Zeit: 13:17:36 UTC | Koordinaten: -7.764 ; 117.530 | Tiefe: 33 km | Mb 4,6

In den letzten 2 Tagen erschütterte eine Serie mittelstarker Erdbeben die indonesische Bali-See. Es wurden 8 Beben mit Magnituden im Dreier- und Viererbereich aufgezeichnet. Die Bebensequenz manifestierte sich vor dem Archipel von Tengah, das der größeren Insel Flores vorgelagert ist. Somit lagen die Beben im Grenzbereich zwischen Balisee und Floressee. Es ist nicht auszuschließen, dass sich eine stärkere Bebenserie entwickelt. Aber auch so war das stärkste Einzelbeben mit einer Magnitude von 4,6 bis in über 200 Kilometern Entfernung zu spüren gewesen. Meldungen über Schäden liegen aber nicht vor. Das Epizentrum wurde 82 km nördlich von Sumbawa Besar verortet.

Die Beben standen mit dem der Flores-back-arc-thrust-fault in Verbindung, einer großen Subduktionszone, die nördlich der Inseln Lombok, Sumbawa und Flores verläuft und kurz vor Bali ausläuft.

Was die Bebensserie interessant macht, ist der Umstand, dass sie sich wenige Kilometer nördlich des Vulkans Tambora ereignete, der im Jahr 1815 ein ganzes Königreich auslöschte und für Missernten in Europa sorgte. Es ist aber unwahrscheinlich, dass der Tambora auf die Erdbeben reagiert. Dafür erzeugte heute ein Vulkan auf Flores eine Eruptionsserie: Der Lewotobi Lakilaki stieß mehrere Aschewolken aus, die bis zu 1500 m über Kraterhöhe aufgestiegen sind. Die Seismizität ist moderat und wird von einigen vulkanotektonischen Erdbeben und Tremorphasen am Tag geprägt. Anzeichen für eine heiße Eruptionsphase wie im Herbst gibt es aktuell nicht.

Generell ist die Seismizität im Bereich des indonesischen Archipels hoch und beschränkt sich nicht auf die oben beschriebene Störungszone, denn es gibt auch Erdbeben entlang der Sund-Subduktionszone im Süden der Inseln. Außerdem gab es gestern direkt auf Bali eine spürbare Erschütterung. Diese muss aber nicht auf eine Zunahme vulkansicher Aktivität auf Bali hindeuten.