Island: Schwarmbeben am Öræfajökull

Schwarmbeben erschütterte den Öræfajökull im Vatnajökull-Gebiet

In der Nacht zum Mittwoch begann am höchsten Vulkan Islands – dem Öræfajökull – ein Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus 16 schwachen Erschütterungen zusammensetzt und sich auch heute Vormittag mit einzelnen Beben fortsetzt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 4,2 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 26,8 km nördlich von Hvannadalshnjúku verortet.

Öræfajökull

Erdbeben in dieser Vulkanregion des Vatnajökulls sind nicht völlig ungewöhnlich, kommen aber nicht so häufig vor wie etwa unter Bardarbunga oder Gimsvötn. Im Jahr 2018 gab es allerdings eine Phase signifikant erhöhter Aktivität, als es zu zahlreichen Schwarmbeben kam, die durch Bodenhebung ausgelöst wurden. Damals fürchtete man einen Ausbruch des Vulkans und erhöhte den Alarmstatus, doch nach einigen Monaten entspannte sich die Situation wieder.

Es bleibt abzuwarten, ob das Schwarmbeben ein isoliertes Ereignis bleibt oder ob sich in den nächsten Wochen vergleichbare Ereignisse wiederholen. Dann könnten die Beben andeuten, dass der Öræfajökull weiter auflädt.

Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren subglazialen Vulkan Islands: Katla liegt unter dem Gletscher Mýrdalsjökull und zeigt ebenfalls immer wieder Phasen mit erhöhter Schwarmbebenaktivität. Anders als am Öræfajökull vermuten Wissenschaftler, dass es hier bereits zu kleineren Eruptionen unter dem Eis kommt. Diese bringen Gletscherfluten von Schmelzwasser hervor, wie sie zuletzt im Sommer festgestellt wurden. Unter dem Myrddalsjökull ereigneten sich in den letzten Stunden 12 schwache Erschütterungen – zu wenige, um auf einen subglazialen Vulkanausbruch hinzuweisen, genug, um den anhaltenden Aufheizungsprozess der Katla zu bestätigen.

Situation auf Reykjanes unverändert

Dagegen gibt es im Svartsengi-Gebiet auf Reykjanes immer noch wenige Erdbeben: Zwar werden täglich ein bis zwei Erschütterungen registriert, doch diese geben keinen Anlass zu glauben, dass die erwartete Eruption in Kürze beginnen wird. Die Bodenhebung hält aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau an.

Im benachbarten Krysuvik-System gibt es zwar weiterhin eine erhöhte Seismizität, doch die Subsidenz (Bodensenkung) hat aufgehört und in den letzten Wochen ist sogar eine leichte Bodenhebung zu erkennen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Eruptionswahrscheinlichkeit im Svartsengi-Gebiet weiter hoch ist. Dennoch gibt es Anzeichen, dass sich der Magmenaufstieg aus der Tiefe reduziert hat. Möglicherweise, weil der Gegendruck im flachen Speichersystem zu groß geworden ist. Die Tätigkeit unter Krysuvik könnte aber auch andeuten, dass sie die Prozesse und Druckverhältnisse im tiefen Magmenkörper, dessen Zentrum unter Fagradalsfjall liegt, geändert haben. In diesem Fall sind zuverlässige Prognosen, wie es auf Reykjanes weitergeht, unmöglich zu erstellen.

Azoreninsel Terceira: Erhöhung der Alarmstufe auf V3 im Westen

Alarmstufe des westlichen Vulkansystems auf Terceira erhöht: Anhaltende seismovulkanische Unruhe auf den Azoren

Auf der Azoreninsel Terceira spitzt sich die Lage weiter zu. Das Institut für Vulkanologie der Universität der Azoren (IVAR) hat die Alarmstufe für das westliche Spaltenvulkansystem auf V3 angehoben. Damit befinden sich nun sowohl dieses System als auch der Vulkan Santa Bárbara auf der zweithöchsten Warnstufe. Auslöser ist eine seit Monaten anhaltende, deutlich über dem Normalwert liegende seismovulkanische Aktivität.

Terceira. © CIVISA

Bereits seit Ende Juni 2022 registrieren Forschende am Vulkan Santa Bárbara eine erhöhte Erdbeben- und Deformationsrate, die auf einen tiefen magmatischen Intrusionsprozess zurückgeführt wird. Seit Oktober steigerte sich die Tätigkeit signifikant und erreichte im November einen neuen Höhepunkt: Obwohl die meisten Erdbeben nur geringe Magnituden aufwiesen, lagen sie klar über den Referenzwerten und nahmen im Verlauf des Monats weiter zu. Besonders betroffen war das Gebiet Mistérios Negros, wo sich das westliche Spaltensystem und der Santa-Bárbara-Komplex geologisch überschneiden. Zahlreiche Beben wurden von der Bevölkerung deutlich verspürt.

Parallel dazu verzeichnete das IVAR weiterhin moderate Bodenverformungen im Krisengebiet. Sie liefern Hinweise auf aufsteigende Magma oder auf Veränderungen im Hydrothermalsystem, wo sich magmatische Fluide wie Tiefenwässer und Gase ansammeln könnten, was den Druck des Systems erhöht und die Gefahr phreatischer Eruptionen steigen lässt. Die Vulkanologen bewerten die Situation als instabil, da die gemessenen Werte deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegen.

Die komplexe vulkanotektonische Struktur Terceiras spielt eine entscheidende Rolle für die aktuelle Entwicklung. Die Insel besteht aus mehreren überlappenden Vulkansystemen, deren Aktivitätszentren entlang tektonischer Schwächezonen liegen. Das Gebiet Mistérios Negros markiert eine dieser Zonen, in der Spannungen effizient aufgebaut und übertragen werden können. Ein Faktor, der die Reaktivierung beider Systeme begünstigt.

Angesichts der anhaltenden Unruhe raten die Behörden dringend dazu, die offiziellen Informationen aufmerksam zu verfolgen und empfohlene Schutzmaßnahmen einzuhalten. Ob sich die Lage beruhigt oder weiter zuspitzt, hängt von der zukünftigen Entwicklung der Aktivitätsmuster ab.

Ätna: Erdbebenschwarm bei Ragalna

Erdbebenschwarm unter der Ätna-Südflanke bei Raglana – Gut 20 Beben detektiert

Der Süden des Ätnas ist weiterhin seismisch unruhig und wurde am 25. November von einem Erdbebenschwarm erschüttert, der sich aus 20 Einzelbeben zusammensetzte. Die Beben manifestierten sich nördlich des Ortes Ragalna in Tiefen von weniger als 5 Kilometern. Die stärkste registrierte Magnitude war 1,8. Die meisten anderen Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Es liegen keine Wahrnehmungsberichte vor und eine Gefahr bestand für die Anwohner der Gegend nicht.

Ätna. © INGV, Leaflet

Die Erdbeben sammelten sich in der Gegend einer alten Lavahöhle, der Grotta dell Immacolata. Solche flach liegenden Schwarmbeben werden oft durch Fluide ausgelöst, die entlang von Störungszonen aufsteigen und dort Spannungen verursachen, die sich in den Erschütterungen entladen. Darüber hinaus können Mikrobeben auch direkt durch Fluidbewegungen entstehen. Sie sind Anzeichen des normalen Magmenakkumulationsprozesses unter dem Ätna, der sich langsam auf seine nächste Eruption vorbereitet. Wann diese eintreten wird, lässt sich nicht prognostizieren. Zumal das INGV aktuell keine Wochenberichte mehr veröffentlicht, wahrscheinlich, weil es seit mehreren Monaten keine nennenswerten Ausbrüche gegeben hat.

Ganz ruhig war der Vulkan in dieser Zeit aber nicht: So gibt es in den sozialen Medien Berichte über kleinere Ascheeruptionen aus dem Zentralkrater, die letzte Woche beobachtet wurden. Die Asche stieg gut 100 m über den Kraterrand auf und wurde vom Wind schnell verweht. Stärkere thermische Anomalien wurden zuletzt Mitte November im Nordostkrater detektiert. Auf den Satellitenfotos der letzten 2 Wochen hüllt sich der Gipfel des Ätnas die meiste Zeit über in Wolken. Nur einige Bilder mit einer dünnen Dunstschicht erlaubten einen Blick auf die Krater, ohne dass Anomalien erkennbar gewesen wären.

Der Tremor bewegt sich seit Wochen ohne größere Schwankungen in der unteren Hälfte des gelben Bereichs seitwärts.

Abgesehen von dem Erdbebenschwarm ist es momentan also relativ ruhig am Ätna, ein Umstand, der sich aber schnell ohne große Übergangsphase ändern könnte. Für die Anwohner der Region und für Schifahrer, die sich auf die bevorstehende Saison freuen, ist die anhaltende Ruhe sicher eine gute Nachricht. Vulkanspotter müssen sich ein wenig gedulden.

Update: Die aktualisierte Shakemap zeigt, dass es gestern einige Beben in Tiefen von mehr als 5 Kilometern in dem betroffenen Gebiet gegeben hat.

Merapi: Zwei Pyroklastische Ströme in dieser Woche

Merapi erzeugte 2 pyroklastische Ströme – Anzahl der Schuttlawinen heute rückläufig

Auf der indonesischen Insel Java ist der Merapi weiterhin effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom im Südwesten des Kraters. Abbrüche größerer Lavapakete verursachten am 24. und 25. November je einen pyroklastischen Strom. Sie erzeugten seismische Signale, die bis zu 144 Sekunden anhielten. In dieser Zeit legten sie Gleitstrecken von bis zu 1500 m zurück.

Überwachungskameras dokumentierten das Geschehen gestern und fingen in beeindruckenden Bildern auf, wie der pyroklastische Strom den Vulkanhang hinunterglitt. Die Glutwolke hinterließ eine hellbraune Aschewolke, die vom Wind schnell verweht wurde. Der pyroklastische Strom vom Montag ging in der Nacht ab und erzeugte Glutnester, die lange sichtbar blieben.

Die beiden Abgänge dürften einiges an instabilem Material am Dom abgebaut haben, denn heute hatte sich die Anzahl der Schuttlawinen gegenüber den Tagen vor den pyroklastischen Strömen fast halbiert. Aber immerhin wurden 68 Lawinenabgänge gezählt.

Inzwischen ist das gute Wetter der letzten Tage auf Java auch vorbei und mit einsetzenden Regenfällen steigt das Lahar-Risiko. Besonders nach den Abgängen der pyroklastischen Ströme befindet sich auf der Südwestflanke des Merapi viel Lockermaterial, das sich in Schlamm verwandeln könnte, so wie es aktuell immer noch am Semeru der Fall ist. Die pyroklastischen Ströme, die dort in der letzten Woche abgingen, waren aber um einiges größer als jene vom Merapi.

Während am Semeru die Warnstufe noch auf „Rot“ steht, wurde die des Merapis auf „Orange“ belassen. Es gilt weiterhin ein Besteigungsverbot des Vulkans sowie eine asymmetrische Sperrzone mit einem 3-Kilometer-Radius um den Krater, die in besonders gefährdeten Zonen mit vielen Flussläufen bis auf 7 km ausgeweitet wurde.

Tatsächlich gibt es in Indonesien mit dem Lewotobi Laki-Laki noch einen weiteren Vulkan, der auf Warnstufe „Rot“ steht. Grund hierfür ist eine signifikante Zunahme der Seismizität, so wie es in den letzten Monaten häufig vor Paroxysmen beobachtet wurde. Dementsprechend herrscht an diesem Vulkan auf Flores ein hohes Gefahrenpotenzial.

Vulkanausbruch am Puracé in Kolumbien

Ascheemissionen am Puracé – SGC belässt Warnstufe auf „Gelb“

In Kolumbien ist der Puracé aktiver geworden und fördert Vulkanasche, die laut VAAC bis auf eine Höhe von 5200 m aufsteigt und bei drehenden Windrichtungen mal nach Norden, dann nach Südwesten driftet. Außerdem ist die seismische Aktivität erhöht. Aus einigen Ortschaften werden Ascheniederschläge registriert.

Der Puracé ist ein 4650 Meter hoher andesitischer Stratovulkan im Südwesten Kolumbiens, wo er im Departamento Cauca liegt. Er bildet das nordwestliche Ende der Vulkankette Los Coconucos. Eingebettet in den Puracé-Nationalpark, der zugleich ein wichtiges Wassereinzugsgebiet des Landes darstellt, fällt der Vulkan durch einen ausgeprägten Kraterkomplex, zahlreiche Fumarolen und hydrothermale Erscheinungen auf.

Laut dem jüngsten Bulletin des kolumbianischen Geologischen Dienstes (SGC) setzt der Puracé seine seismische Aktivität fort. Seit der Veröffentlichung des Wochenberichts wurden vermehrt langperiodische Beben und Tremor registriert, die auf die Bewegung von Fluiden im Fördersystem des Vulkans zurückzuführen sind. Einige dieser Signale korrelierten direkt mit kleineren Ascheemissionen, die Aschesäulen von bis zu 1,7 Kilometern Höhe über dem Gipfel erzeugten. Aschefall wurde unter anderem im nordwestlich gelegenen Dorf Cristales bestätigt.

Es gilt weiterhin die Warnstufe „Gelb“, was den instabilen Zustand des Puracé widerspiegelt. Diese Kategorie umfasst sporadische Ascheemissionen, kleinere Explosionen im Krater, nächtliches Glühen, spürbare Erschütterungen, Schwefelgeruch, thermische Anomalien geringer Intensität, Entgasungen außerhalb des Hauptkraters sowie Rissbildungen im Gelände. Zudem können kleinere Lahare auftreten – schlammige Ströme aus Wasser, Asche und Sedimenten, die die Vulkanflanken hinabgleiten. Aufgrund dieser Entwicklungen rät das SGC ausdrücklich davon ab, die oberen Hangbereiche des Vulkans zu betreten, und empfiehlt, die offiziellen Bulletins sowie die Anweisungen der örtlichen Behörden aufmerksam zu verfolgen.

Der Puracé zählt zu den aktivsten Vulkanen Kolumbiens. Historische Eruptionen sind unter anderem für die Jahre 1849, 1869 und 1885 dokumentiert; die letzte größere Eruption ereignete sich 1977 und führte zu deutlichen Ascheablagerungen im Umfeld des Vulkans.

Mit dem Nevado del Ruiz ist ein zweiter Vulkan Kolumbiens aktiv. Auch hier werden regelmäßig Ascheemissionen registriert.

Bezymianny: Pyroklastische Ströme und Aschewolken

Bezymianny. © RAW-Livecam, Ki verbessert

Paroxysmale Aktivität am Bezymjanny klingt langsam ab, ist aber noch nicht beendet

Auf Kamtschatka ist der Bezymanny immer noch aktiv und emittiert eine Asche-Dampf-Wolke, doch es sieht so aus, als wäre der Höhepunkt der paroxysmalen Aktivität erst einmal vorbei, wobei eine erneute Reaktivierung durchaus möglich ist. Gestern erzeugte der Vulkan einen Paroxysmus, in dessen Folge auch pyroklastische Ströme abgingen und Vulkanasche bis auf 11.000 m gefördert wurde.

Die Aktivitätssteigerung begann am 24. November und es kam zu mehreren paroxysmalen Phasen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Bezymanny überwiegend effusiv tätig gewesen und baute an seinem Lavadom. Im Zuge starker explosiver Tätigkeit wurde ein Teil des Doms zerstört. Trümmer des Doms wurden fragmentiert und generierten die pyroklastischen Ströme.  Aufgrund der potenziellen Gefahr für den internationalen Luftverkehr wurde die Warnstufe auf Rot gesetzt. Experten gehen davon aus. In mehreren bewohnten Gebieten der Region könnten Ascheablagerungen auftreten. Touristen wird dringend geraten, den Bereich rund um den Vulkan zu meiden.

Der Vulkan Bezymanny liegt in der zentralen Kljutschewskaja-Vulkangruppe, etwa 350 Kilometer von der Regionhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski entfernt. Er zählt mit ein bis zwei paroxysmalen Phasen pro Jahr zu den aktivsten Vulkanen der sibirischen Halbinsel und wird seit 1993 täglich vom Kamtschatka-Vulkanüberwachungsteam (KVERT) überwacht.

Trotz der aktuellen Aktivität schließen Wissenschaftler eine Wiederholung der schweren Katastrophe von 1956 aus. Der Vulkan habe sich zu einem offenen System entwickelt, das durch regelmäßige Ausbrüche kontinuierlich Druck abbaut und so das Risiko eines gefährlichen, plötzlichen Ausbruchs deutlich verringert.

Der Ausbruch von 1956 gilt als einer der gewaltigsten des 20. Jahrhunderts. Nach fast tausend Jahren Ruhe kam es am 30. März zu einer Explosion, die den Gipfel des Vulkans zum Einsturz brachte und seine Höhe um rund 200 Meter reduzierte. Dabei wurden etwa drei Kubikkilometer an vulkanischem Material freigesetzt. Die Aschesäule stieg bis in rund 35 Kilometer Höhe auf. Das Ereignis war ein typisches Beispiel für eine gerichtete Explosion, blieb jedoch ohne Opfer, da die Region damals unbewohnt war.

Indonesien: Starkes Erdbeben erschütterte Simeule

Starkes Erdbeben erschüttert Simeulue in Indonesien – leichte Gebäudeschäden festgestellt

Am frühen Morgen hat ein Erdbeben der Magnitude 6,4 die Region um die indonesische Insel Simeulue erschüttert. Die wenig bekannte Insel liegt vor der Westküste Sumatras. Das Epizentrum lag 47 Kilometer westnordwestlich der Stadt Sinabang, die etwa 15.000 Einwohner zählt.  Die Herdtiefe wird mit 27 Kilometern angegeben. Das Beben ereignete sich um 04:56 Uhr UTC (11:56 Uhr Ortszeit). Es gab zahlreiche Nachbeben.

Indonesien. © EMSC/Leaflet

Der Erdstoß war heftig, doch aufgrund der Tiefe wirkte er sich an der Erdoberfläche nicht so stark aus, wie man anhand der Magnitude meinen könnte. Dennoch war er auch in der fast 300 Kilometer entfernten Stadt Binjai deutlich zu spüren gewesen. Eine Tsunamigefahr bestand nicht.

Bislang liegen keine Berichte über größere Schäden oder Opfer vor. In den sozialen Medien geteilte Aufnahmen zeigen aber leichtere Gebäudeschäden, wie abgeplatzten Verputz und abgebrochene Fassadenteile.

Simeulue liegt am Sunda-Bogen. Die Region ist eine der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Sie markiert die Grenze zwischen der Indisch-Australischen und der Eurasischen Platte, an der die schwerere Indisch-Australische Platte unter die Eurasische abtaucht. Diese Subduktion führt regelmäßig zu starken Erdbeben und gelegentlich zu verheerenden Tsunamis.

Historisch ist Simeulue und die angrenzende Region durch mehrere schwere Erdbeben geprägt: 2004 löste ein gewaltiges Beben der Magnitude 9,1 vor der Nordküste Sumatras den verheerenden Tsunami aus, der weltweit Tausende Todesopfer forderte. Ein Jahr später, 2005, erschütterte ein Beben der Stärke 8,6 die Gegend um Simeulue und Nias. Diese Ereignisse zeigen, wie stark und aktiv die tektonischen Prozesse in diesem Gebiet sind.

Das aktuelle Beben reiht sich in das Muster von Spannungsentladungen entlang der Subduktionszone ein. Die moderate Tiefe von 27 Kilometern spricht für eine ruckartige Bewegung an der Plattengrenze, bei der sich Spannungen lösen.

Die Bevölkerung in Simeulue und den umliegenden Gebieten ist aufgrund der historischen Erdbeben gut auf solche Ereignisse vorbereitet. Dennoch erinnert das Beben an die permanente Gefahr, die von den tief unter dem Meeresboden verlaufenden tektonischen Kräften ausgeht.

Die Erdbeben bei Simeulue sind nicht die einzigen Erschütterungen im Bereich von Sumatra. Bei den weiter südlich gelegenen Nias-Inseln ereigneten sich 2 mittelstarke Erdbeben. In den letzten Tagen gab es am Rand der Toba-Caldera bereits einige Erschütterungen.

Thailand: Schwere Überflutungen forderten 33 Menschenleben

Extremmonsun in Südostasien: Mindesten 33 Todesopfer in Thailand

Die Monsunzeit hat den Süden von Thailand und Teile Malaysias und Sumatras in diesem Jahr besonders hart getroffen. Heftige Regenfälle haben ganze Landstriche überschwemmt, mindestens 33 Menschen kamen alleine in Thailand ums Leben, Hunderttausende sitzen fest und sind von der Außenwelt abgeschnitten. Das öffentliche Leben kam teilweise zum Erliegen und Fabriken stehen still. Die Behörden sprechen von einer der schwersten Flutkatastrophen seit Jahrzehnten. In der Provinz Songkhla, dem Zentrum der Überschwemmungen, wurde der Katastrophenfall ausgerufen, nachdem in Hat Yai binnen 24 Stunden 335 Millimeter Regen niedergegangen waren – der höchste gemessene Tageswert seit Beginn der Aufzeichnungen vor gut 300 Jahren. In einigen Gebieten standen die Fluten bis zu zwei Meter hoch.

Die dramatische Lage zwingt Thailand zu einer beispiellosen Mobilisierung: Das Militär entsendet ein Transportflugzeug mit Hilfsgütern, 14 Boote sowie den Flugzeugträger Chakri Naruebet (ja, Thailand hat einen, die Deutschen nicht), der mit Ärzten, Hubschraubern und Feldküchen ausgestattet ist und im Extremfall als schwimmendes Krankenhaus dienen kann. Dennoch kommen Rettungsteams aufgrund der zahllosen Hilferufe kaum hinterher: Allein über soziale Netzwerke gingen Tausende Hilferufe ein, viele Menschen berichten von steigenden Wassermassen, fehlenden Lebensmitteln und unterbrochener Kommunikation.

Doch warum fällt der Monsun 2025 so außergewöhnlich stark aus?

Meteorologen verweisen auf ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Zentrale Rolle spielt derzeit die La-Niña-Phase, ein natürliches Klimaphänomen im Pazifik, das zu veränderten Luft- und Meeresströmungen führt. La Niña sorgt in Südostasien regelmäßig für intensivere Niederschläge, die in diesem Jahr besonders stark ausfallen.

Hinzu kommt die globale Erwärmung. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Steigt die Temperatur von 27 auf 28 Grad, so kann die Atmosphäre um bis zu 6 % mehr Wasserdampfgehalt aufnehmen – ein perfekter Nährboden für extremen Starkregen. Klimamodelle zeigen, dass Monsunzeiten künftig zwar unregelmäßiger, aber deutlich intensiver ausfallen werden. Die ohnehin feuchten Wettersysteme der Region reagieren besonders sensibel auf Temperaturveränderungen.

Drittens wirkt die Veränderung der Landnutzung verschärfend: Versiegelte Böden in urbanisierten Gebieten wie Hat Yai können kein Wasser aufnehmen. Wassermassen, die früher vom Boden wie von einem Schwamm aufgenommen wurden, suchen sich heute ihren Weg durch dicht bebaute Stadtteile.

Thailand erlebt damit nicht nur eine Naturkatastrophe, sondern auch einen Vorgeschmack auf eine Zukunft, in der Extremwetterereignisse häufiger und zerstörerischer werden. Die diesjährige Regenzeit ist ein deutliches Warnsignal: Der Monsun bleibt, doch er hat sich verändert.

Hawaii: Erdbeben Mb 4,6 am Kilauea

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Kilauea-Südflanke nahe der Küste

Ein Erdbeben der Magnitude 4,6 hat am späten Dienstagabend (Ortszeit) die Insel Hawaii erschüttert. Das Beben ereignete sich um 23:49 Uhr HST (in Europa war es da bereits Mittwochmorgen) und hatte ein Hypozentrum in rund 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag 23 Kilometer süd-südöstlich von Mountain View im Distrikt Puna nahe der Südküste der Insel, in einer Region, die vom Vulkan Kilauea dominiert wird. Die Erschütterung war in einem großen Umfeld zu spüren gewesen und es liegen Wahrnehmungsmeldungen aus dem 360 Kilometer entfernten Honolulu vor.

Hawaii. © EMSC/Leaflet

Der Erdstoß war tektonisch bedingt und stand mit einer Störungszone in Verbindung, an der ein Teil der Kilauea-Südflanke langsam abrutscht, ähnlich wie es sich mit der Ätna-Ostflanke verhält. Diese Phänomene belegen die tektonische Instabilität von Vulkanen und erklären, warum es so viele hufeisenförmige Calderen auf der Erde gibt.

Auswirkungen auf die Aktivität der benachbarten Vulkane Mauna Loa und Kilauea konnten nicht festgestellt werden. Ein direkter Zusammenhang mit dem Ende der jüngsten Eruptionsphase des Kilauea wurde nicht erkannt.

Die 37. Phase der anhaltenden Eruption am Gipfel des Kilauea endete rund zehn Minuten vor dem Erdbeben. Sie hatte etwas mehr als neun Stunden angedauert und war von intensivem Lavaausstoß aus dem nördlichen Kraterbereich geprägt.

Wie ein Blick auf die Shakemap enthüllt, war dieses Beben nicht das einzige, das sich in den letzten 24 Stunden auf Big Island ereignete. Es gab mehrere schwächere Beben, vor allem im Süden der Insel. Das jüngste manifestierte sich nahe der Nordküste.

Nach Einschätzung des Hawaiian Volcano Observatory (USGS) waren nur geringe oder keine Schäden zu erwarten. Eine Gefährdung durch einen Tsunami bestand nicht, da die Stärke des Bebens für die Entstehung einer solchen Welle nicht ausreichte.

Zum Zeitpunkt des Bebens galt lediglich der Hinweis, mögliche Nachbeben ernst zu nehmen und gegebenenfalls lokale Schäden zu überprüfen. Weitere Folgen für die Bevölkerung oder kritische Infrastruktur traten nach derzeitigem Kenntnisstand nicht auf.