Die Provinz Van im Südosten der Türkei wurde von einem starken Erdbeben der Stärke 7,3 erschüttert. Zahlreiche Gebäude in maroden Zustand stürzten wie Kartenhäuser ein. Es wird mit mehr als 1000 Toten gerechnet. Im Jahr 1976 forderte ein Erdbeben in der gleichen Region mehr als 4000 Opfer.
El Hierro: submariner Vulkanausbruch geht weiter
Während meiner Abwesenheit hat sich die Situation auf der Kanareninsel „El Hierro“ nur leicht verändert. Weiterhin fließt Lava aus mindestens einem submarinen Förderschlot und das Wasser ist verfärbt, allerdings steigen keine Gasblasen mehr auf. Die Geburt einer neuen Insel lässt auf sich warten.
Der Tremor hat sich etwas reduziert, ist bis auf leichte Schwankungen relativ stabil. Die Hangneigung variiert auf geringem Niveau und tiefsitzende Erdbeben deuten darauf hin, dass weiterhin Magma in die Magmakammer strömt. Nachschub und Ausfluss halten sich ungefähr die Waage. Nach wie vor besteht die Möglichkeit, dass sich an Land, oder kurz davor weitere Förderschlote öffnen.
Ätna: Warten auf Godot
Am Ätna auf Sizilien tut sich überraschender Weise nichts. Der für Dienstag / Mittwoch erwartete Paroxysmus No. 17 blieb bisher aus. Stattdessen sank der Tremor auf Werte wie vor Beginn der diesjährigen Eruptionsphase, bei der ein neuer Krater-Kegel geboren wurde. Laut INGV haben Gasanalysen ergeben, dass sich das Magma in 5 km Tiefe befindet; bisher zu tief für eine große Flankeneruption.
Wie es das Schicksal will, suchte ich mir ausgerechnet diesen Termin aus, um den ausstehenden Ausbruch zu dokumentieren. Wenigstens spielte das Wetter diesmal mit und so campierte ich 2 Nächte auf der -trotz Sonnenschein frostigen- Hochebene von Piano del Lago. Mit Blick ins Valle del Bove und auf die Gipfelkrater sinnierte ich über die Welt, redete mit mir selbst und der mächtigen Dame Ätna, deren Antwort ausblieb. Trotzdem war es ein schönes Naturerlebnis, dass mir einmal mehr zeigte, wie wenig wir die Natur beeinflussen, oder tatsächlich vorhersagen können. Dem Fotografen am Vulkan bleibt nur eines übrig: geduldig auf den richtigen Augenblick zu warten, selbst wenn dieser niemals kommen mag. Der Weg ist das Ziel!
El Hierro: Lava an Wasseroberfläche
Der Vulkanausbruch auf der Kanareninsel El Hierro geht weiter. Erstmalig wurden vom Hubschrauber aus Gasblasen im Meer aufsteigen gesehen. Einige Quellen berichten von feinem Ascheniederschlag auf der Insel und schwimmenden Lavabrocken. Inzwischen wird ein Lava-Austritt in einer Wassertiefe von ca. 150 m bestätigt. Der Förderschlot soll einen Durchmesser von ca. 1 m haben. Die Vulkanologen sprechen davon, dass dies die erste Stufe eines „surtseyanischen“ Vulkanausbruchs sei. Dieser Begriff stammt von der Vulkaninsel Surtsey die 1963 vor Island aufgetaucht ist. Im 2. Stadium würde eine Wasser und Dampffontäne entstehen, im 3. Stadium würde sich Lava beimischen und im 4. Stadium erreicht der junge Unterwasservulkan die Oberfläche.
Submarine Vulkanausbrüche und neue Inseln
Vulkane die sich am Meeresboden bildeten sind die häufigsten Vulkane der Welt. Während es nur ca. 1900 aktive Vulkane an Land, bzw. oberhalb des Wassers gibt, wird die Zahl der submarinen Vulkane weitaus höher eingeschätzt. Da die Tiefsee zum großen Teil unerforscht ist, kann die Zahl hier nur geschätzt werden; manche Quellen sprechen von mehr als 1.000.000 Unterwasser-Vulkane. Diese fördern ungefähr 75 % der jährlich ausgestoßenen Lavamenge. Die meisten dieser Ausbrüche laufen im Verborgenen ab und werden nicht entdeckt.
Submarine Vulkane entstehen besonders entlang der mittelozeanischen Rücken und hinter den Subduktionszonen der Tiefseegräben. Aber auch vor den Tiefseegräben gibt es Vulkane. Diese wurden erstmalig im Jahr 2006 in einer Wassertiefe von 5000 m entdeckt und „petit spots“ genannt. Sie entstehen auf dem abtauchenden Teil der ozeanischen Platte. Da sich die Platte kurz vor der Subduktionszone verbiegt bilden sich Risse in der Kruste. Durch diese kann Magma aufsteigen und lässt die gut 50 m hohen Vulkankegel entstehen. Zudem gibt es Unterwasser-Vulkane die sich über Mantelplume bilden, den sogenannte „hot-spots“, mitten in den tektonischen Platten der Ozeanböden.
An den mittelozeanischen Rücken bilden sich Spaltenvulkane aus denen dünnflüssiger tholeiitischer Basalt (sogenannte MORBs) quillt. Während die ozeanischen Intraplattenvulkane über „hot spots“ auch noch dünnflüssige Basaltlaven fördern, ändert sich der Chemismus der Laven an Subduktionszonen. Hier wird zähflüssigere subalkalische Lava gefördert, die oft explosiv austritt, oder Lavadome bildet. Hinter den Subduktionszonen zweier ozeanischer Platten tauchen zahlreiche Vulkane in Gruppen auf und bilden vulkanische Inselbögen.
Submarine Vulkane in den Platten, oder an den Kontinentalrändern der Subduktionszonen formieren sich zu „seamounts“. Das sind steil aufragende Vulkankegel, deren Flanken häufig instabil sind. Wenn eine Vulkanflanke Unterwasser abschert, kann ein Tsunami entstehen. Der wohl bekannteste „seamount“ im Mittelmeer ist der Mount Marsili vor Italien.
Jeder Inselvulkan hat als submariner Vulkan angefangen, aber nur die wenigsten submarinen Vulkane erreichen die Wasseroberfläche. Häufig ist die Erosionsrate höher als die Förderrate der Lava, so dass oberflächennahe submarine Vulkane schnell wieder abgetragen werden. In den seltensten Fällen etabliert sich eine stabile Insel. In den letzten hundert Jahren konnten sich nur Anak Krakatau und Surtsey dauerhaft gegen die Wellen behaupten.
Wenn die vulkanische Aktivität einer kleineren Vulkaninsel aufhört, wird diese wieder von den erosiven Kräften abgetragen. In tropischen Gewässern mit Riffbildung kann ein Atoll entstehen.
Unterwasser tritt die Lava meistens effusiv in Form von Kissenlava aus. In größeren Tiefen hat das Meerwasser eine Temperatur von ca. 1 Grad Celsius und austretende Lava kühlt oberflächlich schnell ab. Es entstehen kurze Lavaströme, die wie aneinander gereihte Kissen aussehen. Im Inneren der Lavakissen ist das Gestein geschmolzen und wenn weitere Schmelze nachströmt bricht das Kissen auf, die Schmelze tritt aus und ein weiteres Kissen entsteht.
In flacherem Wasser kann es zu Wasserdampfexplosionen kommen, welche die Kraft der Eruption verstärken. Die Geburt einer neuen Insel ist daher meistens ein gewaltiges Spektakel mit hoch aufsteigenden Dampfwolken und starken Explosionen, die Lavafetzen mit hoch reißen. In Wassertiefen größer 200 m verhindert der hohe Druck der Wassermassen starke Explosionen.
Eine generelle Gefahr bei submarinen Vulkanausbrüchen besteht darin, dass Wasser in die Magmakammer eindringt. Das kann zu starken magmatophreatischen Explosionen führen, die sogar eine ganze Insel sprengen können. Solche Vorkommnisse sind allerdings sehr selten.
Submarine Vulkane deren Ausbrüche deutlich sichtbare Spuren Überwasser verursachen, waren in den letzten Jahren vor allem am zirkumpazifischen Feuerring aktiv. Allein beim Archipel von Tonga sind 36 aktive submarine Vulkane bekannt. Im März 2009 brach einer diese Feuerspeier zwischen den kleinen Vulkaninseln Hunga Tonga und Hunga Ha’apai aus und schleuderte Lava, Wasser und Dampf hoch in die Luft. Die Explosionen wirbeln Sedimentablagerungen auf die das Wasser zusätzlich trüben.
Selbst bei submarinen Vulkanausbrüchen in großen Tiefen besteht eine Gefahr für den Schiffsverkehr: ausperlende Gasblasen können die Tragfähigkeit des Wassers verringern und so Schiffe zum Sinken bringen. Ausströmende Gase und steigende Wassertemperaturen sind Todesfallen für Fische.
Der jüngste submarine Vulkanausbruch begann im Oktober 2011 vor der Kanareninsel El Hierro. Wenige Kilometer vor der Küste öffneten sich mindestens 2 Förderschlote. Es besteht die Möglichkeit, dass sich der Ausbruch Richtung Land verlagert.
El Hierro: Vulkanausbruch geht weiter
Der Tremor hat sich auf moderatem Niveau stabilisiert und weiterhin tritt Lava an 2 Stellen am Meeresboden vor der Küste aus. Die leichte Deflation der letzten Tage ist wieder in Inflation umgeschlagen. Das Bedeutet, dass wieder mehr Magma in die Magmakammer strömt, als die Eruption fördert. Der Ausbruch kann lange anhalten. Die Vulkanologen vor Ort schließen nicht aus, dass sich die Förderspalte weiter Richtung Land öffnet.
Der nächstgelegenen Ort La Restinga ist weiterhin Sperrgebiet. Mir liegen Berichte vor, nach denen die Sperrung restriktiv eingehalten wird. Schaulustige Touristen haben praktisch keine Chance dem Eruptionsgeschehen nahe zu kommen.
Erdbeben auf Bali und Papua Neuguinea
Erdbeben I: Auf Bali bebte gestern die Erde mit einer Magnitude von 6. Das Epizentrum lag 40 km vor der Südküste. Die Erdstöße hielten lange an, im Ferienort Kuta rannten Touristen in Panik auf die Straßen und berichteten, die Häuser hätten minutenlang geschwankt. Es kam zu Sachschäden, aber offenbar gab es keine Toten.
Erdbeben II: Freitagmorgen erschütterte ein weiteres Seebeben Papua Neuguinea mit einer Magnitude von 6,7. Das Hypozentrum befand sich in 45 Kilometern Tiefe und 103 Kilometer östlich der Stadt Lae. Über Schäden wurde noch nichts bekannt gegeben.
El Hierro: zwei weitere Eruptionen
Gestern Nachmittag fiel der Tremor stark ab. Zu diesem Zeitpunkt öffneten sich zwei neue Eruptionszentren am Meeresboden, was am Abend bestätigt wurde. Diese befinden sich deutlich näher an der Küste, genauer in einer Entfernung von 3,7 km und 2,7 km vom alten Hafen Bahia Naos und in Wassertiefen von 750 m und 500 m. An der Oberfläche verfärbte sich das Wasser grünlich und es roch nach Schwefel. Der Vulkanausbruch verursachte ein Fischsterben.
Inzwischen ist der Tremor wieder leicht angestiegen und bewegt sich auf mittlerem Niveau. Sollte er stark ansteigen besteht die Möglichkeit weiterer Rissöffnungen.
Die Behörden befürchteten einen Ausbruch in weniger als 200 m Wassertiefe. Diese gilt als Grenztiefe für oberflächliche Auswirkungen magmatophreatischer Eruptionen.
El Hierro: neuer Lava-Austritt?
Die seismischen Daten auf El Hierro sind nahezu unverändert: der Tremor ist hoch, es wird leichte Deflation gemessen. Das sind Anzeichen dafür, dass der submarine Vulkanausbruch weiterhin im Gange ist.
Die Evakuierung von La Restinga wurde bereits gestern Abend abgeschlossen. Die knapp 600 Einwohner des Ortes kamen zum größten Teil bei Angehörigen im Nordteil der Insel unter.
Inzwischen schließen die Behörden nicht aus, dass auch an Land Lava austreten könnte. Zudem gebe es Anzeichen, dass sich Unterwasser bereits ein weiterer Förderschlot geöffnet hat. Die Lage des ersten Schlotes vom Montag wurde korrigiert; er soll sich nun in ca. 5 km Entfernung zur Küste in 900 m Wassertiefe befinden.
Eine 4 Meilen Sperrzone für Schiffe wurde im Bereich des Förderschlotes etabliert.