Kanlaon: Eruptionen und dicke Luft

Den Vulkan im Visir: Observierungsflug der Kanlaon-Taskforce mit einem bewaffneten Militärhubschrauber. Wo ist das Moorhuhn? © Taskforce Kanlaon

Ascheeruptionen und hoher Gasausstoß sorgen für „dicke Luft“ am Kanlaon

Der philippinische Vulkan Kanlaon eruptierte heute Morgen erneut Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 2700 m aufstieg und in südwestlicher Richtung driftete. Solche Ascheemissionen sorgen für leichten Ascheniederschlag in Vulkannähe und können für Anwohner lästig sein. Außer, dass man die Vulkanasche ständig beseitigen muss, belastet sie die Atemluft mit gesundheitsschädlichem Feinstaub. Hinzu kommt im Fall des Kanlaon, dass gestern wieder sehr hohe Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden: PHILVOLCS meldete mehr als 7000 Tonnen des vulkanischen Gases, die gestern emittiert wurden. Der Wind trieb die Gasschwaden über bewohntes Gebiet und verursachte dort VOG.

Das Department of Environment and Natural Resources führte nahe eines Evakuierungszentrums in Barangay Balingasag bei Bago City Luftqualitätsmessungen durch und hat eine hohe Feinstaubkonzentration PM10 (Partikel mit einem Durchmesser von höchstens 10 Mikrometern) von 165 µg/m³ nachgewiesen. Das ist ein sehr hoher Wert, der sämtliche bei uns gültigen Grenzwerte übersteigt. Bei uns liegt der Tagesmittelgrenzwert PM10 bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und darf nur an maximal 35 Tagen überschritten werden. Bereits eine dauerhafte Feinstaubbelastung von 10 µg/m³ kann das Leben um ein halbes Jahr verkürzen.

Besonders Personen mit Herz- oder Atemwegserkrankungen wie Asthma können auf Feinstaubbelastung besonders stark reagieren. Daher wird ihnen geraten, sich nicht im Freien aufzuhalten und körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Gesundheitsbehörden empfehlen das Tragen von Atemschutzmasken und Brillen, um auch Augenreizungen zu vermeiden. Die Empfehlungen gelten nicht nur für vorerkrankte Personen, sondern insbesondere für Kinder und Ältere. Darüber hinaus gibt es weitere empfohlene Verhaltensregeln:

Empfohlene Schutzmaßnahmen:

  • Tragen von N95-Masken oder ähnlicher Schutzausrüstung sowie Schutzbrillen bei Aufenthalt im Freien.
  • Langärmelige Kleidung, um Hautkontakt mit Asche zu vermeiden.
  • Schließen von Fenstern, Türen und Lüftungssystemen, um das Eindringen von Asche zu verhindern.
  • Vermeidung unnötiger Autofahrten aufgrund eingeschränkter Sicht und potenzieller Schäden an Fahrzeugen.
  • Fahrzeuge mit viel Wasser abwaschen, ohne zu wischen.
  • Nutzung feuchter Tücher zum Reinigen von Oberflächen, anstatt diese mit bloßen Händen zu berühren.
  • Abdeckung von Wasserbehältern und gründliches Waschen von Lebensmitteln, um Verunreinigungen zu verhindern.

Prognosen sind am Kanlaon schwierig zu erstellen

Wie es am Kanlaon weitergehen wird, ist ungewiss. In den letzten 24 Stunden verringerte sich die Anzahl der vulkanotektonischen Erdbeben auf 2. Der hohe Gasausstoß deutet an, dass viel Magma im Speichersystem vorhanden ist, die Aufstiegswege aber frei sind. Das spricht eher dafür, dass der Vulkan seinen Druck abbauen kann und mit schwächeren Eruptionen fortfährt. Dennoch ist es möglich, dass es zu weiteren starken Explosionen kommt, besonders wenn Grundwasser mit Magma interagieren sollte. Die 12.000 evakuierten Anwohner des Vulkans müssen wohl noch eine Weile in den Evakuierungszentren ausharren.
Immerhin werden die Evakuierten und ihre zurückgelassenen Häuser gut bewacht, denn es wurde eine Kanlaon-Taskforce gegründet. Die Bilder des Artikels entstanden bei einem heute durchgeführten Überwachungsflug mit Hilfe eines Militärhubschraubers.

Klimawandel: 2024 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn

Das Jahr 2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen – 1,5 Grad Marke wohl geknackt

Obwohl das zu Ende gehende Jahr 2024 in Deutschland überdurchschnittlich nass war und der Sommer bestenfalls als durchwachsen bezeichnet werden konnte, steuern wir global betrachtet auf einen neuen Wärmerekord zu. Laut dem europäischen Klimawandeldienst Copernicus lag die globale Durchschnittstemperatur bei 14,1 Grad Celsius und übertraf den vorindustriellen Referenzwert der Periode 1850–1900 um fast 1,6 Grad. Bereits im letzten Jahr wurde ein Rekord aufgestellt, bei dem die globale Durchschnittstemperatur um 1,498 Grad höher war. Die magische 1,5-Grad-Marke, die man laut Pariser Klimaabkommen nicht überschreiten wollte, wird in diesem Jahr also überschritten werden. Einige Optimisten reden sich das Überschreiten dieses selbst gesetzten Grenzwertes schön, indem sie meinen, dass man das Ziel hatte, bis zum Ende des Jahrhunderts diese Marke nicht zu überschreiten. Soll heißen, dass sie auf dem Weg dahin ruhig mal überschritten werden dürfte. Gescheitert ist man laut dieser Einschätzung also noch nicht. Realisten bewerten die Lage allerdings weniger optimistisch und gehen davon aus, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die globale Durchschnittstemperatur um 2,5 bis 3 Grad über dem Referenzwert liegen werden.

Klimaforscher sehen weiterhin einen quasi ungebremsten Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase als Hauptursache für den Temperaturanstieg, der viel schneller voranschreitet, als die Klimamodelle berechneten. Doch es gibt auch Forschungsergebnisse, die weitere Gründe sehen: Vulkanausbrüche, erhöhte Sonnenaktivität, das Klimaphänomen El Niño und weniger Feinstaub in der Luft könnten das Klima außerplanmäßig beeinflussen. Eine neue Studie soll zeigen, dass es auch zu geringerer Wolkenbildung kam.

Die Rekordtemperaturen und die weltweit sichtbaren Auswirkungen unterstreichen die Dringlichkeit ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen. Wissenschaftler betonen, dass die Verlangsamung der Erderwärmung nur durch globale Anstrengungen erreichbar ist. Dass dies aber nur erreicht werden kann, wenn man Maßnahmen trifft, die den Bürger auch mitnehmen und nicht gegen ihn arbeiten, sieht man wohl nirgends besser als in Deutschland, das im 3. Jahr in Folge in einer Stagnation oder sogar Rezession der wirtschaftlichen Entwicklung feststeckt. Es bringt nichts, ein Gesetz nach dem anderen zu verabschieden, ohne Infrastrukturen zu schaffen, und dafür aber den Bürger zu entmündigen und bis ins kleinste Detail zu bevormunden. Zum Schluss entscheidet der Bürger u.a. über sein Konsumverhalten, den Kurs, wohin es geht.

Taal: Steigerung der Seismizität am 11.12.24

Taal steigerte Seismizität und Reduziert Gasausstoß – phreatische Ausbrüche drohen

In den letzten Tagen steigerte der philippinische Taal-Vulkan seine seismische Aktivität bei gleichzeitiger Verringerung des Gasausstoßes. So wurden gestern 10 Tremorphasen detektiert, die zwischen 3 und 4 Minuten andauerten. Der Schwefeldioxidausstoß reduzierte sich auf etwa 1700 Tonnen am Tag. Der Durchschnittswert lag in diesem Jahr bei mehr als 4000 Tonnen. Vulkanischer Tremor wird von Fluidbewegungen magmatischen Ursprungs ausgelöst. Es muss also nicht Magma sein, das den Tremor auslöst, sondern es können auch hydrothermale Tiefenwässer und Gase sein, die für die langanhaltenden Erdbebensignale verantwortlich sind. Nun liegt die Vermutung nahe, dass das entgasende Magma im Speichersystem des Taal-Vulkans nicht über Nacht weniger geworden ist. Es muss also eine andere Ursache für den verringerten Schwefeldioxidausstoß geben. Mir fällt da ein, dass Förderschlote verstopft sein könnten, durch die das Gas normalerweise entweicht. Es staut sich im Fördersystem und gerät unter Druck, wodurch sich die Gase mehr bewegen und der Tremor verursacht wird. Somit steigt die Gefahr phreatischer Explosionen. In den letzten Monaten gab es mehrere Phasen mit phreatischen und sogar einigen phreatomagmatischen Ausbrüchen, die sich aus dem Krater von Volcano Island ereigneten. Vor den Eruptionen konnte man ein ähnliches Verhalten beobachten, wie es aktuell der Fall ist.

Der Taal ist nicht der einzige Vulkan der Philippinen, der derzeit unter Druck steht: Am Kanlaon manifestierten sich gestern 2 weitere Ascheeruptionen. Es wurden 31 vulkanotektonische Erdbeben registriert und der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei 4121 Tonnen am Tag. Anders als am Taal scheinen am Kanlaon die Förderwege offen zu sein und das Magma entgast aus den Schloten. Die Beben werden hier direkt von Magma verursacht, das sich seinen Weg zur Oberfläche sucht. Auch hier ist mit Eruptionen zu rechnen, die allerdings magmatischen und nicht phreatischen Ursprungs sein dürften. Die Evakuierungen gehen weiter und es wurden über 11000 Personen in Sicherheit gebracht.

Dukono eruptiert Aschewolken bis auf 5200 m Höhe

Dukono erzeugt stärkere Explosion – Vulkanasche in 5200 Höhe detektiert

Der indonesische Vulkan Dukono eruptierte heute wieder eine Aschewolke, die höher aufgestiegen ist, als es bei den alltäglichen Eruptionen des Vulkans der Fall ist. Aus einer VONA-Meldung des VAAC Darwin geht hervor, dass Vulkanasche in 5200 mm Höhe detektiert wurde. Der Wind verfrachtete die Aschewolke in westlicher Richtung. Die lokalen Vulkanbeobachter vom VSI meldeten, dass die Aschewolke gut 3000 m über Kraterhöhe aufstieg. Das wären 4087 m über dem Meeresspiegel. Fotos zeigen eine dichte Aschewolke, in der aber auch viel Wasserdampf enthalten ist.

Während die Stärke einzelner Eruptionen zugenommen hat, reduzierte sich die Häufigkeit der Explosionen deutlich: Gestern wurden 62 seismische Signale registriert, die von Explosionen stammten. Dem Histogramm zur Erdbebenhäufigkeit ist zu entnehmen, dass es im Oktober zeitweise noch eher als 250 Signale pro Tag waren. Im November begann die Häufigkeit der Ausbrüche bereits abzunehmen und es wurden zwischen 100 und 200 Eruptionssignale detektiert. Ende des Monats sank die Anzahl der Signale signifikant auf unter 100. Auch die Häufigkeit tektonischer Erdbeben ist deutlich zurückgegangen. Natürlich darf man sich fragen, ob die Interpretation der Beben stimmt und ob nicht auch explosionsartige Entgasungen zu den Eruptionen gezählt wurden bzw. werden.

Nicht nur die Häufigkeit der lokalen tektonischen Beben hat nachgelassen, sondern auch die weiter entfernter Erschütterungen in der Molukkensee zwischen Halmahera und Sulawesi. Damit einher geht auch eine Reduzierung vulkanotektonischer Erdbeben an anderen Vulkanen der Regio, die im November noch deutlich höher war als jetzt. Davon betroffen sind vor allem die Vulkane Lokon (Sulawesi) und Karangetang (Siau), aber auch der Ibu, der wie der Dukono auf Halmahera liegt. Die Aktivität des Ibu bewegt sich weiter auf hohem Niveau: Trotz eines Rückgangs der Seismizität werden täglich zwischen 250 und 500 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Die Anzahl der Eruptionssignale liegt zwischen 80 und 90. Es sind auch jederzeit stärkere Explosionen möglich.

USA: Waldbrand bei Malibu

Wald- und Buschfeuer bei Malibu zwingt Anwohner zur Flucht – Auch Prominente betroffen

Das kalifornische Malibu liegt im Norden der Bucht von Los Angeles und dürfte vielen Deutschen noch als Schauplatz von Serien wie „Baywatch“ bekannt sein. Doch jetzt wird der Ort mit seinem bekannten Strand von Flammen eines schnell um sich greifenden Wald- und Buschfeuers heimgesucht, das am Montagabend ausbrach. Das sogenannte Franklin-Feuer breitet sich mit rasender Geschwindigkeit über die Hügel vor dem Küstenort aus: Bis zu 105 km/h schnelle Winde treiben die Flammen vor sich her, so dass zeitweise eine 5 Fußballfelder große Fläche pro Minute von den Flammen verschlungen wurde. In den lokalen Medien und in sozialen Netzwerken berichten Anwohner darüber, wie sie aus dem Fenster blickten, die sich schnell ausbreitenden Flammen erspähten und sofort die Flucht ergreifen mussten, ohne auch nur das Nötigste (Fluchttasche) packen zu können. Dabei griffen die Flammen bereits auf die ersten Häuser über und brannten mindestens 7 Gebäude ab.

Unter den Flüchtenden befinden sich auch viele Prominente, die in den Hügeln um Malibu leben. Darunter Cher und Dick van Dyke oder Mark Hamill, dem Luke Skywalker aus den ersten Starwars-Filmen. Er weigerte sich den Evakuierungsanordnungen -von denen über 18.000 Menschen in 8000 Gebäuden betroffen sind- zu folgen und verbarrikadierte sich zuhause.

Ähnlich ging es studierenden auf dem Campus der Universität, die von den Flammen eingeschlossen wurden und nicht mehr flüchten konnte. Sie verbrachten die Nacht in der Bibliothek, wo zu allem Überfluss auch noch der Strom ausfiel. Mit diesem Problem stand man allerdings nicht alleine da, denn knapp 30.000 Haushalte sind in der Gegend von Stromausfällen betroffen.

Aufnahmen zeigen, wie Anwohner der Villen in den Hügeln von Malibu verzweifelt versuchen auf ihre Anwesen übergreifende Flammen mit Wasser zu löschen, das sie aus ihren Pools schöpften. Andere Bilder belegen, etwa den Funkenflug durch die starken Winde, die auch Palmen der Alleen abseits der Flammenfront entzünden, oder zeigen Häuser, die von Flammen umzingelt sind.

Ich selbst besuchte im Sommer Malibu und dachte mir bei der Anfahrt auf den Ort, die über die Malibu Canyon Road erfolgte, die durch eben jene Hügel führte, deren Buschwerk nun in Flammen steht, dass man hier im Falle einer Naturkatastrophe buchstäblich in der Falle sitzt. Der langgestreckte Ort schmiegt sich entlang der Küste und ist im Süden vom Ozean und im Norden von den teils steilen und unzugänglichen Hügeln flankiert, durch die es nur wenige größere Straßen gibt. Auch im Falle von Erdbeben, Tsunamis und Hangrutschungen ist man hier schnell vom Verkehr abgeschnitten, insbesondere wenn die Küstenstraße nicht passierbar sein sollte.

Für die Jahreszeit ist es im Süden Kaliforniens viel zu heiß und trocken. Meteorologen sagen zudem, dass sich die Niederschlags- und Windmuster langfristig geändert hätten und machen den Klimawandel dafür verantwortlich. Selbst wenn es bald zu regnen anfangen sollte, dürfte man sich darüber in Malibu kaum noch freuen, denn die nun vegetationslosen Hügel mit der verbrannten Erde dürften kaum in der Lage sein, große Wassermengen zu speichern: Es drohen Erdrutsche und Schlammlawinen.

Island: Bardarbunga lädt auf

Erdbeben und Bodenhebung am Bardarbunga deuten auf Magmenaufstieg hin

Zwei Tage nach dem vergleichsweise starken Erdbeben der Stärke 5,1, das sich unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga auf Island ereignete, äußerten sich Experten in der isländischen Zeitung MBL. Benedikt Gunnar Ófeigsson, Deformationsspezialist beim IMO, und der inzwischen emeritierte Geophysik-Professor Páll Einarsson kommentierten unabhängig voneinander die Ereignisse am Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull. Beide sind der Meinung, dass die seismische Aktivität in diesem Jahr mindestens genauso hoch ist wie unmittelbar nach der Holuhraun-Eruption im Jahr 2014.

Sie gehen davon aus, dass die Erdbeben – in diesem Jahr wurden vier Erschütterungen mit Magnituden im Bereich um 5 registriert – durch aufsteigendes Magma verursacht werden. Die Schmelze sammelt sich in einem flach liegenden Magmenkörper unter der Caldera und übt von unten Druck auf das Calderadach aus. Dieses Dach wird von einem ringförmigen Störungssystem umgeben, das durch den Druck von unten unter Spannungen gerät und diese Spannungen durch Erdbeben abbaut. Bei stärkeren Erdbeben kann es zu Gesteinsbrüchen in diesen Störungen kommen, und es ist nachgewiesen, dass es dabei zu einem vertikalen Versatz des Calderadaches im Bereich der Epizentren kommen kann.

Die tektonischen Prozesse der Caldera wurden bereits in Studien untersucht. Eine dieser Studien, die mir von Mike Schüler aus unserer Facebook-Gruppe empfohlen wurde, fokussierte sich auf mehrere stärkere Erdbebenphasen vor und nach der Eruption, insbesondere auf Vorgänge im südlichen Bereich der Calderaringstörung. Das wesentliche Ergebnis der Studie zeigt, dass sich die Bewegungsrichtungen während und nach der Eruption umgekehrt haben: Während der Eruption kam es zu einer Abwärtsbewegung, danach zu einer Aufwärtsbewegung. Diese Umkehrung wurde durch InSAR- und GPS-Messungen bestätigt und deutet darauf hin, dass sich die Caldera nach der Eruption infolge des Magmenaufstiegs wieder aufbläht. Die Ähnlichkeit der Bruchzonen und ihrer Ausrichtungen in beiden Phasen legt nahe, dass dieselbe Verwerfung am Calderarand erneut aktiv ist. Die Studie wurde im Oktober 2022 veröffentlicht.

Aus den aktuellen Äußerungen der beiden Experten lässt sich schließen, dass die Aktivität inzwischen zugenommen hat und sich die Hebung der Caldera beschleunigt. Direkt nach der Eruption wurde angenommen, dass es möglicherweise Jahrhunderte dauern würde, bis Bardarbunga wieder für eine Eruption bereit ist. Diese Einschätzung scheint mittlerweile überholt, und es wird angedeutet, dass eine neue Eruption viel früher als bisher angenommen erfolgen könnte. (Studie: https://doi.org/10.1029/2021GL097613)

Island: Ende der Eruption bei Sundhnúkur bestätigt

Ende der Eruption bei Sundhnúkur – Landhebung beschleunigt

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel wurde gestern Mittag offiziell von den IMO-Vulkanologen für beendet erklärt. Die letzte rotglühende Lava wurde am Morgen des 8. Dezembers gesehen. Seitdem schweigt der Krater, der sich in 18 Tagen auf der Eruptionsspalte gebildet hat. Es war die zweitgrößte Eruption der Serie, die im Dezember letzten Jahres begonnen hatte. Zuvor gab es am 10. November ein bedeutendes intrusives Ereignis, in dessen Folge sich ein Rift geöffnet hatte, wobei nicht ganz klar ist, was Ursache und was Wirkung war. Es könnte auch sein, dass tektonische Prozesse das Rift öffneten und das Magma in den Riss eindrang.

Auf den Diagrammen zur Bodenhebung ist zu sehen, dass der Boden während der Eruption nicht auf das vorherige posteruptive Bodenhebungsniveau abgefallen ist. Obwohl mehr Lava eruptiert wurde, als sich zuvor in dem flach liegenden Reservoir unter Svartsengi angesammelt hatte, entleerte sich dieser Magmenkörper nicht völlig. Ausgehend von diesem Hebungsniveau, das bei 26 Zentimetern liegt, beschleunigte sich die erneut eingesetzte Bodenhebung seit dem Eruptionsende deutlich und liegt wieder auf dem Niveau, wie es in den vergleichbaren Phasen nach den letzten Eruptionen der Fall gewesen war. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich im tieferen Untergrund etwas signifikant geändert hätte und so steuert man in Island aller Wahrscheinlichkeit nach auf den nächsten Ausbruch zu. Statistisch gesehen könnte sich dieser in 3-4 Monaten ereignen. Zu berücksichtigen gilt, dass es noch Restschmelze im flachen Magmenkörper gibt und es theoretisch jederzeit zu plötzlich auftretenden Eruptionen kommen könnte. So ein Ausbruch wäre aber vermutlich deutlich kleiner als die letzten Ausbrüche.

Darüber hinaus gibt es an verschiedenen Lokalitäten weiterhin Erdbeben, die mit magmatischer Aktivität im Zusammenhang stehen könnten. Beben gab es u.a. im Bereich der Katla und des Bardarbungas. Hier bestätigten IMO-Wissenschaftler Magmenaufstieg, doch davon später mehr.

USA: Erdbeben Mw 5,8 in Nevada

Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,8 erschütterte Gegend um Yerington bei Silver Springs in Nevada

Datum 09.12.24 | Zeit: 23:08:33 UTC | Koordinaten: 39.165 ; -119.049 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Gut eine Woche nach dem starken Erdbeben der Magnitude 7,1 vor der Küste Nordkaliforniens wurde die USA erneut von einem Erdbeben erschüttert, das stärker als die alltäglichen Beben war. Diesmal erreichte es eine Magnitude von 5,8 und traf die Region um Yerington im Bundesstaat Nevada. Nach Angaben des EMSC lag das Epizentrum 32 km südöstlich von Silver Springs. Die nächstgelegene größere Stadt ist Reno, 77 km entfernt, mit einer Bevölkerung von rund 241.000 Menschen. Dort wurden viele von dem Beben überrascht, das sich um 15:08:33 Uhr Ortszeit ereignete. Während in Reno und noch weiter entfernten Orten das Beben lediglich spürbar war, sorgte es näher am Epizentrum für deutlich stärkere Erschütterungen. Leichte Schäden wie Risse in Mauern wurden gemeldet, und in zahlreichen Geschäften fiel Inventar aus den Regalen. Berichte über Verletzte oder Tote liegen jedoch nicht vor.

Wie man auf der Shakemap oben sieht, gab es eine große Anzahl schwächerer Nachbeben.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben im Zusammenhang mit einer Störung entlang der Walker Lane. Dabei handelt es sich um ein etwa 100 Kilometer breites Störungssystem, das in der Literatur oft als diffus bezeichnet wird, da es keine klar definierten seitlichen Begrenzungen aufweist und keine dominierende Hauptverwerfung besitzt. Stattdessen gibt es mehrere parallel zur Längserstreckung der Sierra Nevada verlaufende Normal- und Transversalverschiebungen. Diese Zone streicht in Richtung Südost-Nordwest und erstreckt sich von der Garlock-Verwerfung am Death Valley bis zur Honey Lake Valley-Region im Norden.

Wie der Geoforscher Ian Pierce von der University of Oxford in einer Studie zur Walker-Lane schrieb, werden etwa 20 Prozent der jährlichen rechtsseitigen Scherbewegung von 50 Millimetern zwischen der Pazifischen und der Nordamerikanischen Platte durch das Walker Lane-Verwerfungssystem aufgenommen. Die restlichen 80 Prozent verlaufen entlang des bekannteren San-Andreas-Verwerfungssystems. Die Walker Lane nimmt somit Energie auf, was stärkere Erdbeben in den Ballungsräumen entlang der Pazifikküste verhindern oder verzögern kann. Diese aufgenommene Energie führt jedoch dazu, dass sich entlang der Walker Lane Spannungen aufbauen, die schließlich in Erdbeben freigesetzt werden.

Im Kontext von Vulkanismus ist bemerkenswert, dass auch die Vulkane der Mono-Lake-Region und die angrenzende Long-Valley-Caldera am südwestlichen Randbereich der Walker-Lane-Zone liegen.

Kanlaon: Evakuierungen infolge von Eruptionen

Ascheablagerungen in Bago City nach Kanlaon-Eruption. © Rappler

Kanlaon weiterhin aktiv – 9400 Menschen evakuiert

Auf der philippinischen Insel Negros zeigt der Kanlaon weiterhin eine hohe Aktivität. Nach der großen Eruption gestern Morgen, bei der laut PHIVOLCS Asche bis zu 4.000 Meter über die Kraterhöhe aufstieg und ein pyroklastischer Strom etwa drei Kilometer weit floss, wurden im Verlauf des Tages vom VAAC Tokio weitere VONA-Warnungen zu Aschewolken ausgegeben. Während der ersten starken Eruption erfassten Satelliten Vulkanasche sogar in einer Höhe von 9.100 Metern über dem Meeresspiegel. Die Vulkanasche schaffte es also in deutlich größere Höhen, als von den Beobachtern am Boden gemeldet wurde. Später am Tag erreichten die Aschewolken nochmals eine Höhe von bis zu 6.100 Metern. Die letzte VONA-Warnung wurde gestern um 23:50 UTC veröffentlicht und berichtete, dass keine Vulkanasche mehr von den Satelliten detektiert wurde. Ein weinig irritierend ist, dass PHILVOLCS heute nur die Daten zu der beschriebenen starken Explosion veröffentlichte und keine weiteren Eruptionen erwähnte.

Der Vulkanausbruch der Kanlaon verursachte westlich des Vulkans starken Ascheniederschlag. Das Bild oben zeigt Bago City. Entsprechend viel Asche wird sich am Vulkanhang abgelagert haben, so dass es bei Regen Lahare geben könnte.

Als Reaktion auf den Ausbruch erhöhte PHIVOLCS die Alarmstufe auf „3“ und erweiterte das Sperrgebiet um den Krater auf einen Radius von sechs Kilometern. Dadurch mussten über 9.400 Personen ihre Häuser verlassen; insgesamt waren 2.880 Familien in fünf Gemeinden am Fuß des Vulkans betroffen. In anderen Orten werden Vorbereitungen für mögliche Evakuierungen getroffen, falls sich die Aktivität des Kanlaon weiter steigert. Die OCD schätzt, dass insgesamt bis zu 87.000 Menschen von zukünftigen Evakuierungen betroffen sein könnten.

Die betroffenen Gemeinden benötigen dringend Hilfsgüter, darunter Lebensmittelpakete, Hygienesets, modulare Zelte und Gesichtsmasken. Das Gesundheitsministerium stellte bereits Hygienesets und Kanister zur Verfügung, während das City Social Welfare and Development Office (CSWDO) Einsatzkräfte entsandte und Evakuierungslager einrichtete.

Ich vermute, dass es sich bei der Explosion um eine phreatomagmatische Eruption handelte, bei der Grundwasser mit Magma in Kontakt kam. Der Ausbruch dauerte gut 4 Minuten. Zudem wurden gestern 20 vulkanotektonische Beben registriert, wobei nicht kommuniziert wurde, ob diese vor oder nach der Eruption auftraten. Der Schwefeldioxidausstoß betrug gestern 1.669 Tonnen und lag damit deutlich unter den Werten der vorherigen Tage.

Aus den derzeit verfügbaren Daten lassen sich keine konkreten Prognosen ableiten. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass nach einer kurzen Ruhephase weitere Aktivität folgt. Über die Stärke zukünftiger Ausbrüche lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen. Der Kanlaon ist eher für schwächere Ausbrüche bekannt, mit einer maximalen Stärke von VEI 2 seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Allerdings erreichte die Eruption vom 3. Juni dieses Jahres einen VEI von 3, und die gestrige Explosion könnte ebenfalls diese Stärke erreicht haben. Dies könnte darauf hinweisen, dass frühere Einschätzungen des Vulkanexplosivitätsindex (VEI) zum Kanlaon möglicherweise ungenau waren oder dass in der aktuellen Eruptionsperiode stärkere Ausbrüche auftreten als in der Vergangenheit.

Update 10:00 Uhr: Gerade veröffentlichte das VAAC Tokio eine weitere VONA-Meldung, nach der Vulkanasche in 2700 m Höhe detektiert wurde. Es kam also zu einer schwachen Asche-Exhalation, wie sie vor der starken Explosion auftraten.