Santorin: Magmatischer Einfluss bestätigt

Lavablick von Nea Kameni Richtung Thira auf Santorin. © Marc Szeglat

Erdbebenaktivität bei Santorin schwächt sich ab – Forscher bestätigen magmatischen Einfluss auf die Bebentätigkeit

In den letzten zwei Tagen kam es im Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin zu einer weiteren Abschwächung des Schwarmbebens. Es werden zwar immer noch viele Erdbeben registriert, doch sowohl Anzahl als auch Stärke der Erschütterungen haben nachgelassen.

Das stärkste Erdbeben der letzten 48 Stunden manifestierte sich am 13. Februar und hatte eine Magnitude von 4,7. In dem Zeitraum wurden neun Beben im Viererbereich festgestellt. Heute gab es bislang drei Beben mit Magnituden zwischen 4,2 und 4,0. Die Hypozentren lagen in 14 und 12 Kilometern Tiefe.

Entwarnung kann aber noch nicht gegeben werden, denn die Aktivität bewegt sich noch auf hohem Niveau und könnte sich wieder verstärken. Zudem besteht weiterhin die Gefahr eines starken Erdbebens.

Interessanterweise hat sich gestern in der äthiopischen Awash-Region das stärkste Beben Mw 6,0 der Serie ereignet, obgleich die Aktivität seit Wochen rückläufig war. Da dort, wie auch bei Santorin, die Ursachen für die Beben ähnlich sind, könnte Vergleichbares auch bei Santorin passieren. Womit wir zum interessantesten Teil des heutigen Posts kommen.




Magmaintrusion verursacht Erdbeben

Nach Wochen der Unsicherheiten, Spekulationen und Kontroversen zum Ursprung der Beben bei Santorin bestätigte heute ein internationales Forscherteam, dass der Motor hinter der seismischen Aktivität nordöstlich von Santorin eine große Magmenintrusion ist.

Die griechische Seismologie-Professorin Evi Nomikou präsentierte auf ihrem FB-Profil ein Modell des Untergrunds, das in den letzten Tagen auf neuen Forschungsergebnissen basierend erstellt wurde. Demnach aktiviert ein größerer Magmenkörper, der unter die Horst- und Grabenstruktur des Meeresbodens intrudiert, zahlreiche kleinere Störungen zwischen den großen Störungszonen, die die tektonische Struktur an ihren Rändern dominieren. Dabei soll es bereits zu oberflächennahen Gangbildungen gekommen sein, die die kleineren Störungen mit Magma auffüllten und sie quasi kitteten.

Tatsächlich bestätigte die Seismologin, die am Institut für Geologie und Geoumwelt der Universität Athen forscht, dass es in den letzten Tagen bereits zu vulkanischen Tremorphasen kam, die bis zu 2 Stunden dauerten. Tremor wird durch oberflächennahen Magmabewegungen ausgelöst und gilt als Anzeichen eines bevorstehenden (oder bereits stattfindenden) Vulkanausbruchs.

Ich möchte darauf Hinweisen, dass es auch Tremorarten nicht vulkanischen Ursprungs gibt. So können Fluidbewegungen genauso Tremor verursachen, wie lang anhaltende tektonische Bewegungen an Störungszonen. Diese sind oft mit einem langsamen Abgleiten von Bergflanken verbunden, was zu Hangrutschungen führen kann. In diesem Fall würde ein Tsunami drohen.

Zur Zeit kreuzt das Forschungsschiff AEGAEO über dem Erdbebengebiet und sammelt neue Daten, die hoffentlich zu weiteren Erkenntnissen führen werden.

Was heißt das für Santorin?

Sollte es zu einem Vulkanausbruch im Erdbebengebiet kommen, wird er sich wahrscheinlich submarin abspielen. Meine langjährige Erfahrung in Punkto Vulkan- und Erdbebenbeobachtung sagt mir aber auch, dass Magma nicht immer an dem nahegelegensten Ort austreten muss. Der größte Teil der Magmaansammlung befindet sich in 5–10 Kilometern Tiefe und könnte vor bzw. während des finalen Aufstiegs seitlich migrieren und diagonal aufsteigen. Theoretisch wäre es möglich, dass es zu einer Eruption bei den Vulkanen Kolumbus oder Santorin kommt. Jedenfalls haben wir eine Bestätigung, dass die Region magmatisch weiterhin aktiv ist und sich ein Vulkanausbruch aufbauen könnte.

Äthiopien: Erdbeben MW 6,0 bei Awash

Starkes Erdbeben Mw 6,0 erschüttert Riftvalley bei Awash in Äthiopien

Datum 14.02.25 | Zeit: 20:28:24 UTC | Koordinaten: 8.924 ; 39.934 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Gestern bebte der Untergrund bei Awash in Äthiopien mit einer Magnitude von 6,0. Das Beben wurde von Seismologen überprüft und bestätigt, allerdings konnte die Herdtiefe nicht genau bestimmt werden. Daher wurde sie standardmäßig auf 10 Kilometer festgelegt. Das Epizentrum wurde vom EMSC nur 3 km nord-nordöstlich von Metahāra lokalisiert. Damit lag es im äußersten Südwesten des Erdbebengebiets bei Awash, genauer gesagt nur etwa 7 Kilometer südöstlich des Vulkans Fentale, wo das Ostafrikanische Riftvalley in das Afar-Dreieck übergeht.

Eigentlich hatte die Erdbebenserie, die besonders in der ersten Januarhälfte für Schlagzeilen sorgte und der von der Intensität her mit der Aktivität bei Santorin vergleichbar war, bereits deutlich nachgelassen. In den letzten Wochen kam es nur noch zu sporadischen Erdbeben im Magnitudenbereich von 4. Das letzte manifestierte sich am 12. Februar noch etwas weiter südlich des aktuellen Bebens und hatte eine Magnitude von 4,4.

Der Erdstoß von gestern war das stärkste Beben der Serie. Bisher hielt diesen Titel ein Erdbeben der Magnitude 5,8, das sich am 4. Januar ereignete. Dieses galt bereits als das stärkste Erdbeben der letzten 64 Jahre im Afar-Dreieck.

Obwohl der Magnitudenunterschied zwischen den beiden Erdbeben nur 0,2 Einheiten beträgt, setzte das aktuelle Beben Mw 6,0 etwa doppelt so viel Energie frei wie das Beben vom 4. Januar. Dieser Zusammenhang wird durch die Gutenberg-Richter-Relation beschrieben.

Das Erdbeben vom 4. Januar verursachte bereits Schäden in der Region und führte zur Flucht zahlreicher Bewohner der betroffenen Region. Da das aktuelle Beben noch mehr Energie freisetzte, könnten die Schäden erheblich größer sein. Zudem lag das Epizentrum deutlich näher an größeren Siedlungen als das Januar-Beben. Besonders Metahāra, das nur 3 Kilometer entfernt liegt, dürfte stark betroffen sein. Auch die größere Stadt Awash ist mit rund 25 Kilometern Entfernung nicht weit vom Epizentrum entfernt. Weitere Informationen folgen.

Asteroid 2024 YR4 könnte Erde gefährlich werden

Einschlagswahrscheinlichkeit für Asteroid 2024 YR4 hat sich erhöht

Seit einigen Tagen kursieren Nachrichten über den möglichen Einschlag des Asteroiden 2024 YR4 in den Medien. Der Himmelskörper soll der Erde am 22. Dezember 2032 sehr nahe kommen, und es besteht sogar eine geringe, aber nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass er die Erde trifft. Neue Bahnberechnungen zeigen, dass sich das Einschlagsrisiko von ursprünglich 1,2 % auf 2,2 % erhöht hat, was das Interesse an diesem potenziellen Naturereignis weiter verstärkt.

Asteroid 2024 YR4 ist ein erdnaher Asteroid des Apollo-Typs, der am 27. Dezember 2024 vom ATLAS-Teleskop in Chile entdeckt wurde. Seine Größe wird auf 40 bis 100 Meter geschätzt. Er bewegt sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne mit einer Umlaufzeit von etwa 3,99 Jahren und kreuzt dabei die Erdbahn, was ihn zu einem potenziell gefährlichen Objekt macht.

Bislang ist der Asteroid selbst in leistungsstarken Teleskopen nur als kleiner Lichtpunkt sichtbar. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Asteroiden besitzt YR4 eine reale Einschlagswahrscheinlichkeit. Während sie zunächst auf 1,2 % geschätzt wurde, wurde sie später auf 1,6 % erhöht und liegt nun laut neuesten Berechnungen der NASA bei 2,2 %. Die ESA kommt auf einen Wert von 2%. Auch wenn dies immer noch eine geringe Wahrscheinlichkeit darstellt, ist sie aus astronomischer Sicht durchaus bemerkenswert.

Die meisten Analysen gehen davon aus, dass YR4 einen Durchmesser von etwa 90 Metern und eine Masse von 210.000 Tonnen hat. Sollte er die Erde treffen, würde dies mit einer Geschwindigkeit von 61.200 km/h geschehen. Die dabei freigesetzte Energie würde etwa 7,7 Megatonnen TNT entsprechen, was erhebliche lokale Zerstörung verursachen könnte. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Atombombe hatte eine Sprengkraft von etwa 15 Kilotonnen TNT, sodass der Einschlag von 2024 YR4 rund 500-mal stärker wäre. Dennoch ist diese Energie im Vergleich zu modernen Wasserstoffbomben, die bis zu 50 Megatonnen TNT erreichen können, nicht außergewöhnlich hoch.

Ein Einschlag auf Land oder in Küstennähe würde eine lokal begrenzte Katastrophe verursachen. Sollte der Asteroid ins Meer stürzen, könnte ein Tsunami entstehen, wobei Experten davon ausgehen, dass die Wellenhöhe im Vergleich zu großen Naturkatastrophen eher moderat ausfallen würde.

Internationale Raumfahrtagenturen wie NASA und ESA überwachen den Asteroiden genau. Zusätzliche Beobachtungen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop sind für März und Mai 2025 geplant, um seine genaue Größe und Bahnpräzision weiter zu verfeinern. Diese Daten werden helfen, die Einschlagswahrscheinlichkeit präziser zu bestimmen und gegebenenfalls Abwehrmaßnahmen zu planen.

Asteroid 2024 YR4: Mögliche Einschlagsgebiete im Jahr 2032

Laut aktuellen Daten des Internationalen Asteroiden-Warnnetzwerks (IAWN) könnte der Asteroid am 22. Dezember 2032 auf einer Bahn einschlagen, die über den östlichen Pazifik, das nördliche Südamerika, den Atlantik, Afrika, das Arabische Meer und Südasien verläuft. Europa scheint vorerst nicht betroffen zu sein und wir müssen unsere Häuser nicht Impact-sicher machen.

Weiterführender Link: Asteroid 2024 YR4 bei der ESA

Ätna: Lavastrom erreicht Baumgrenze

Eruption am Ätna hält an – Lavastrom erreicht Baumgrenze

Der Vulkanausbruch am sizilianischen Vulkan Ätna hält weiterhin an und Lava fließt aus einem Förderschlot an der Basis des Zentralkraters. Die Lavafront hat inzwischen die Baumgrenze auf flacherem Terrain erreicht und befand sich gestern auf ca. 1900 m Höhe. Die Lavafront kommt nur vergleichsweise langsam voran, dafür schiebt sich die Lava zu beeindruckender Mächtigkeit auf und mich erinnert die Dimension der Front fast an die Lavaströme, die sonst während größerer Flankeneruptionen fließen. Mit dem Unterschied, dass momentan nur ein Lavastrom unterwegs ist, während bei Flankeneruptionen oft mehrere Lavaströme generiert werden. Laut MIROVA emittiert der Lavastrom eine sehr hohe Thermalstrahlung mit mehr als 1200 MW Leistung.




Neben dem Lavastrom gibt es auch immer wieder lang anhaltende Phasen von Ascheeruptionen aus dem Südostkrater. Diese ließen gestern kurzfristig nach, so dass das INGV den VONA-Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Orange“ herabstufte. Mit dem kurzfristigen Nachlassen der Explosivität der Eruption ging ein kleiner Tremor-Rücksetzer einher, doch sofort stieg der Tremor wieder langsam an. Parallel dazu verstärkte sich dann auch wieder der Ascheausstoß, so dass der VONA-Alarmstatus heute Morgen wieder auf „Rot“ hochgestuft wurde. Das VAAC Toulouse teilte in seiner Warnung mit, dass Vulkanasche in einer Höhe von 4600 m detektiert wurde. Die Aschewolke driftete in Richtung Nordosten und somit weg vom Flughafen in Catania, wo der Flugbetrieb ungestört weitergehen sollte.

Apropos INGV: Die Vulkanologen geben sich in letzter Zeit ungewöhnlich schweigsam. Zwar werden kurze Warnungen und Wochenbulletins ausgegeben, aber die große Begeisterung früherer Jahre in Bezug auf Kommunikation über soziale Medien mit der Bevölkerung scheint verflogen zu sein und ausführliche Berichte wurden bis heute Mittag nicht veröffentlicht.

Dafür gibt es aber engagierte Bergführer und Fotografen, die die Vulkancommunity mit ihren Fotos und Videos auf dem Laufenden halten. Wie in der Astronomie auch scheint die Öffentlichkeit immer mehr auf die Mitarbeit von engagierten „Amateuren“ angewiesen zu sein, wobei ich die ortsansässigen Vulkanführer natürlich nicht als Amateure einstufe.

Update: Tatsächlich erschien vorhin ein Bericht vom INGV zum Lavastrom. Details nenne ich morgen in einem weiteren Bericht.

Campi Flegrei: Erdbebenaktivität am 14. Februar

Schlammpool in der morgendlichen Solfatara. © Marc Szeglat

Schwarmbeben unter Campi Flegrei geht weiter – ungewöhnlich lang anhaltende Aktivität

Die Erde kommt unter den Phlegräischen Feldern nicht zur Ruhe und das Schwarmbeben, das am 10. Februar begann, setzt sich auch heute noch fort. Seit gestern manifestierten sich ca. 100 Erschütterungen. Auch wenn alle Beben Magnituden unter 3 haben, ist es in Bezug auf Dauer und Anzahl der Beben ein ungewöhnlich intensiver Schwarm. Er ist auch insofern auffällig, als dass so starke Schwärme meistens in Zusammenhang mit stärkeren Erdbeben stehen, die es bislang aber nicht gab. Dennoch ereigneten sich mehrere Beben mit Magnituden im Zweierbereich.

Das stärkste Beben der letzten Stunden hatte eine Magnitude von 2,6. Sein Hypozentrum lag in 2100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde nördlich des Thermalgebiets von Pisciarelli festgestellt, wo sich mehrere Beben im genannten Magnitudenbereich ereigneten. Hier baut sich Druck auf, der letztendlich zu einer phreatischen Eruption führen könnte.




Die Beben verteilen sich zwar über einen Großteil der Caldera, konzentrieren sich aber in einer Zone zwischen Pisciarelli im Osten und einem Gebiet nahe der Küste südlich vom Monte Guaro.

Auffällig ist, dass die meisten stärkeren Erschütterungen im Zweierbereich auch in Tiefen von mehr als 2 Kilometern liegen, während sich die schwächeren Beben deutlich flacher im Hydrothermalsystem befinden. Die tieferen Beben könnten vulkanotektonischen Ursprungs sein und mit Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg stehen, während die schwächeren Erdbeben durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst werden.

Mich würde es nicht wundern, wenn sich die Bodenhebung infolge des Zustroms an Fluiden wieder beschleunigen würde. Zuletzt lag sie bei 10 mm im Monat, nachdem sie im Sommer letzten Jahres kurzzeitig doppelt so hoch war. Im letzten Jahr hob sich der Boden um 20 Zentimeter. Seit Beginn der Hebungsphase im Jahr 2005 kamen ca. 140 Zentimeter Hebung zusammen. Gemessen an der Station RITE. Ein Teil der Hebung wird aller Wahrscheinlichkeit nach Magma zu verdanken sein, das sich in 4–5 Kilometern Tiefe akkumuliert. Ansonsten werden hydrothermale Fluide für Hebung und Druckbeaufschlagung verantwortlich gemacht.

Island: zahlreiche Erdbeben unter der Insel

Erhöhte seismische Aktivität in mehreren Gegenden Islands detektiert – Möglicherweise Geisterbeben

In den letzten Tagen wurden auf Island vergleichsweise wenige Erdbeben registriert, doch das änderte sich heute, wobei es sein kann, dass es sich auf der Seite vafri.is teilweise um sogenannte Geisterbeben handelt, die aufgrund einer Systemstörung angezeigt werden.  Besonders auffällig ist ein Erdbebencluster im Zentrum der Insel um das Gebiet des Hofsjökull. Aber auch unter der Katla, dem Vatnajökull und der Tjörnes-Fracture-Zone und auf Snæfellsnes kam es demnach zu zahlreichen Erdbeben. Ausgerechnet auf Reykjanes, was bei uns ja im Fokus des Interesses steht, wurden vergleichsweise wenige Erdbeben registriert.  Vergleicht man die Shakemaps von Vafri und IMO, dann stellt man fest, dass auf IMO nur ein Bruchteil der Beben angezeigt wird. Insgesamt sind es hier 73 Erschütterungen, die sich in den letzten 48 Stunden zugetragen haben. Zwar werden auch auf der IMO-Shakemap Beben in den genannten Regionen angezeigt, allerdings deutlich weniger. Also, eines der beiden Systeme hat eine Fehlfunktion und ich gehe davon aus, dass es sich bei den vielen Beben bei Vafri um Geisterbeben handelt.

Bodenhebung bei Reykjanes verlangsamte sich – Steht Ausbruch bevor?

Dennoch ist ein genauerer Blick auf die Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel interessant, denn hier gab es zuletzt mehrere Beben bei Krysuvik und auch vor der Küste bei Reykjanestá. Beides Gebiete, die von der steigenden Bodenhebung bei Svartsengi beeinflusst werden könnten. Einige Tage vor den letzten Eruptionen stieg in den genannten Arealen die Seismizität signifikant an. Bis jetzt gibt es aber nur einen leichten Anstieg. Hinzu kommen sporadische Beben entlang der Sundhunkur-Kraterreihe, wo auch diesmal wieder eine Eruption erwartet wird. So richtig kommt der finale Magmenaufstieg aber scheinbar nicht in Gang. Auf fast allen GNSS-Messstationen im Svartsengi-Gebiet erkennt man eine seit mehreren Tagen anhaltende Entschleunigung der Bodenhebung. An einigen Messstationen im Norden und Westen des Gebiets kam es zuletzt sogar zu einem Rückgang der Hebung. Das Muster an der Messstation Eldvörp entspricht dabei dem, das wir unmittelbar vor der letzten Eruption gesehen haben. Stellt sich also einmal mehr die Frage, ob es trotz der vergleichsweise geringen Seismizität bald losgeht oder ob man wieder Opfer arglistiger Messungenauigkeiten wird.

Zuletzt haben sich Druckänderungen in Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi als zuverlässige Indikatoren eines bevorstehenden Vulkanausbruchs erwiesen: Wenige Stunden vor Eruptionsbeginn stieg hier der Druck an. Leider liegen keine Online-Messergebnisse vor, aber die Sozialen Medien werden es schon zwitschern, wenn was registriert wird.

Grönland: Ungewöhnliche Hitzewelle in der winterlichen Arktis

Hitzewelle im arktischen Winter – Meereis bei Grönland schmilzt rapide

Während es bei uns in Deutschland vergleichsweise kalt ist, sieht es in nördlichen Breiten anders aus: Ungewöhnlich warme Luftmassen vom Atlantik bestimmen das Wetter in Grönland und Teilen Sibiriens, wo es für den arktischen Winter viel zu warm ist. Teilweise ist es um bis zu 25 Grad wärmer als sonst um diese Jahreszeit. Am grönländischen Cape Morris Jesup wurden jüngst 1,3 Grad Celsius gemessen. Dort liegt der langjährige Durchschnitt für den Monat Februar bei minus 26,4 Grad.

Die warmen Temperaturen halten nun schon seit längerem an und führen mitten im Winter zur Eisschmelze. Diese stört das empfindliche Gleichgewicht der Polarkreisregion und Experten befürchten eine weitere Beschleunigung des Rückgangs der Eisbedeckung, was den Klimawandel weiter beschleunigen würde. Das arktische Meereis spielt eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem, da es Sonnenstrahlen reflektiert und so zur Kühlung der Erde beiträgt.

Satellitendaten zeigen, dass die Meereisausdehnung für diese Jahreszeit auf einem Rekordtief liegt. Auch das dänische Polar-Portal bestätigt, dass sowohl die Dicke als auch das Volumen des Eises alarmierend niedrig sind.

Weitere Beschleunigung des Klimawandels durch Eisschmelze befürchtet

Besonders besorgniserregend ist die langfristige Entwicklung: Aufgrund der beschleunigten Erwärmung der Polarregionen könnte der Arktische Ozean innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte im Sommer vollständig eisfrei sein. Der Rückgang des Eises verstärkt die Erwärmung zusätzlich, da weniger Sonnenstrahlung reflektiert und stattdessen mehr Wärme vom Ozean aufgenommen wird.

Die steigenden Temperaturen und die schwindende Meereisbedeckung führen zu einer weiteren Destabilisierung des Klimasystems. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Starkregen und Überschwemmungen nehmen weltweit zu. Messungen des Klimawandeldienstes Copernicus belegen, dass die Meereisausdehnung im Januar 2025 sechs Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 lag.

Unwetter auf Elba verursachte Überflutungen

Ein Beispiel, wie der Klimawandel schon jetzt tausende Kilometer von Grönland entfernt wirkt, zeigt das jüngste Beispiel Elba: Dort brachte ein Unwetter in kurzer Zeit über 100 mm Niederschlag und schlammige Wassermassen überfluteten zahlreiche Straßen in Portoferraio. Es wurden auch wieder Fahrzeuge mitgerissen und Häuser überflutet. Die Hauptursache für die zahlreichen Unwetter entlang des Stiefels von Italien ist das immer noch viel zu warme Mittelmeer.

Santorin: Vulkanologe vermutet Vulkanausbruch

Nachlassen der seismischen Aktivität bei Santorin – Vulkanologe vermutet Vulkanausbruch

Der Erdbebenschwarm nordöstlich der griechischen Insel Santorin hat seit gestern deutlich an Intensität verloren: Heute wurde noch kein Erdbeben mit einer Magnitude größer als 4,0 registriert. Das letzte mittelstarke Erdbeben ereignete sich gestern Abend um 23:02:37 UTC. Es hatte eine Magnitude von 4,3 und eine Herdtiefe von nur 5 Kilometern. Seitdem gab es mehrere schwache Beben, die vor allem im Bereich der Mikroseismizität liegen. Vermutlich traten diese Erschütterungen die ganze Zeit über auf, waren aber aufgrund der stärkeren, in schneller Abfolge auftretenden Beben auf den Seismogrammen nicht auszumachen. Einen Grund zur Entwarnung gibt es aber noch nicht, es könnte ein neuer Erdbebenpuls folgen.

Während die meisten griechischen Seismologen weiterhin von einem rein tektonischen Ursprung der Beben ausgehen, beginnt diese Einschätzung zu bröckeln. Bereits vorgestern trat der Seismologe Akis Tselentis aus dem Sicherheitsrat für Erdbebengefahren zurück. Er begründete seinen Rücktritt mit der Annahme, dass wirtschaftliche Interessengruppen die Gefahreneinschätzung seiner Kollegen beeinflusst hätten. Nun äußerte sich auch der INVOLCAN-Vulkanologe Luca D’Auria gegenüber dem spanischen Onlinemagazin 20Minutos zur Lage auf Santorin.

Der Vulkanexperte beobachtet die Situation von Teneriffa aus und meint die Beben sind vulkanischen Ursprungs. Er schließt nicht aus, dass es zu einer Unterwassereruption kommen könnte – möglicherweise sei sie sogar bereits im Gange. Da das Mittelmeer im Bereich der Epizentren über 1.000 Meter tief ist, wären an der Wasseroberfläche nicht zwangsläufig sichtbare Anzeichen erkennbar. D’Auria zieht Parallelen zum submarinen Ausbruch von El Hierro im Jahr 2011. Dort war das Wasser nur wenige Hundert Meter tief, sodass deutliche Veränderungen an der Oberfläche sichtbar wurden, darunter ein Fischsterben. Zur Erinnerung: Dem Ausbruch gingen über Monate hinweg ähnliche Schwarmbeben voraus wie aktuell bei Santorin. Die Beben traten schubweise auf, begannen vor der Nordküste von El Hierro und wanderten langsam nach Süden, wo es schließlich zu einer Eruption vor der Südküste kam.

In seinem Interview mit 20Minutos verwies D’Auria auf erste Hinweise für eine mögliche Unterwassereruption vor Santorin, darunter Wassertrübungen und eine Temperaturanomalie. Diese Angaben sind jedoch bisher nicht aus anderen Quellen bestätigt.

Update: Kaum habe ich diese Zeilen veröffentlicht, da gab es dann gleich zwei Beben mit den Magnituden 4,6 und 4,5 (siehe Seismogramm). Tremor ist nicht zu erkennen, daher gehe ich nicht davon aus, das tatsächlich schon eine Eruption im Gange ist.

Ätna: Alarmstufe Rot ausgerufen

Eruption am Ätna geht weiter – Alarmstufte Rot für den Flugverkehr

Die Eruption am Ätna geht bei linear steigendem Tremor weiter. Der Tremor ist ein Anzeichen für eine Steigerung der explosiven Aktivität, was bereits gestern dazu führte, dass das INGV die rote VONA-Alarmstufe für den Flugverkehr ausgerufen hat. Von einer paroxysmalen Tätigkeit ist man zwar ein gutes Stück entfernt, doch es kommt zu stärkeren strombolianischen Eruptionen aus dem Südostkrater mit Ascheemissionen, die phasenweise vergleichsweise stark sind.

Die Erdbebentätigkeit ist moderat. Vor 2 Tagen gab es im Süden des Vulkans bei Pedara einige Erdbeben, die sich an lokalen Störungszonen ereignet haben werden, die immer dann aktiv werden, wenn im Untergrund Magma aufsteigt. Am 8. Februar manifestierten sich einige Erschütterungen im Bereich der Seilbahnstation Etna-Nord. Die Erschütterungen manifestierten sich kurz vor Einsetzen der Eruption und könnten mit Magma in Verbindung gestanden haben, das letztendlich den finalen Druckanstieg verursachte, der zur Eruption führte. Auf der Shakemap sieht man nun auch den Erdbebencluster im Norden des Ätna, der sich an der Pernicana-Störungszone ereignete. Stellt sich die Frage, ob diese Beben im Zusammenhang mit der aktuellen Eruption stehen oder ob sie mit zukünftigen Ereignissen assoziiert sind.

Die Bergführer und Vulkanfotografen vor Ort teilen in den sozialen Medien einiges an Bildmaterial, das ihr auch in unserer FB-Gruppe „Volcanoes and Volcanism“ betrachten könnt. Die Eruption ist durchaus als ästhetisch zu beschreiben. Besonders schön sind die Kontraste zwischen Feuer und Eis zu Vollmond, besonders, wenn es im Hintergrund des Lavastroms noch eine Eruption am Südostkrater gibt. Auf einigen Bildern, die vom Süden aus aufgenommen wurden, erkennt man auch strombolianische Eruptionen, die offenbar hinter dem Sattel zwischen Südostkrater und Bocca Nuova aufstiegen. Vielleicht hat sich dort ein Hornito gebildet. Es ist aber auch gut möglich, dass der Nordostkrater aktiv geworden ist. Eine Bestätigung hierfür steht noch aus.