Andenvulkan Puracé ist unruhig – Vulkanologen bestätigen Alarmstufe „Orange“
Der kolumbianische Vulkan Puracé behält seine Alarmstufe „Orange“ bei, obwohl die Seismizität einen rückläufigen Trend aufweist. Das bestätigten gestern Vulkanologen vom SGC in einem Sonderbulletin. Demnach werden immer noch vulkanotektonische Erdbeben in weniger als 2 Kilometern Tiefe unter dem Krater beobachtet, doch ihre Anzahl ist zurückgegangen. Außerdem gab es Erdbeben, die nicht mit Bruchprozessen in Verbindung standen, sondern von Flüssigkeitsbewegungen verursacht wurden. Diese konzentrieren sich auf eine Zone in 3 Kilometern Tiefe. Es scheint, dass magmatische Fluide von dort aus aufsteigen und auf ihrem Weg nach oben Gesteinsbrüche verursachen.
Neben den Erdbeben wird eine leichte Bodenhebung registriert, und auch der Ausstoß vulkanischer Gase ist erhöht. Die Werte für Schwefeldioxid und Kohlendioxid liegen über den Normalwerten. Obwohl die seismische Aktivität und die Entgasung schwanken können, das heißt, an einigen Tagen zunehmen und an anderen abnehmen, bedeutet dies nicht, dass der Vulkan zu seinem normalen Aktivitätsniveau zurückgekehrt ist.
Um zu einem geringeren Alarmzustand (Gelb) zurückzukehren, ist eine längere Zeit erforderlich, in der alle überwachten Parameter ausgewertet und stabile Trends identifiziert werden müssen.
Sollte es zu einer Beschleunigung der Prozesse kommen, die auf einen bevorstehenden Ausbruch hinweisen, oder wenn ein Ausbruch des Puracé-Vulkans beginnt, wird die Alarmstufe „Rot“ ausgerufen.
Das SGC empfiehlt der Bevölkerung, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen der Nationalen Einheit für Katastrophenrisikomanagement (UNGRD) sowie der örtlichen Behörden zu folgen.
Der Puracé ist ein 4756 Meter hoher Stratovulkan, der sich in den Anden Kolumbiens befindet. Stratovulkane neigen zu explosiven Ausbrüchen, die große Mengen an Asche und pyroklastischem Material freisetzen können. Der Puracé ist bekannt für seine explosive Aktivität und regelmäßigen Eruptionen, die hauptsächlich aus andesitischer bis dacitischer Lava bestehen. Im 20. Jahrhundert gab es 12 eruptive Phasen. In diesem Jahrhundert eruptierte der Vulkan zweimal, und zwar in den letzten beiden Jahren.
Extreme Hitzewelle ließ in Mexiko Brüllaffen tot von den Bäumen fallen
Die seit Wochen anhaltende Hitzewelle in Teilen von Mexiko nimmt immer dramatischere Ausmaße an, unter denen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere leiden. Laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ fand man im mexikanischen Bundesstaat Tabasco 85 Brüllaffen tot auf. Sie lagen unter ihren Bäumen, von denen sie offenbar herunterstürzten. Veterinäre begutachteten die toten Tiere und vermuten Hitzschlag als Todesursache. Zudem waren viele der Tiere dehydriert: Die ungewöhnliche Hitze geht mit einer Dürre einher und die Tiere finden nicht genug Trinkwasser. Bei Temperaturen von bis zu 45 Grad verdursten auch Affen schnell.
Freiwillige Helfer bargen die toten Affen und stellten nun Wassereimer auf und richteten Futterstellen ein. Brüllaffen machen ihrem Namen alle Ehre und sind für ihre lauten Rufe bekannt. Die in Mexiko vorkommenden Mantelbrüllaffen stehen sogar auf der „Roten Liste“ und sind vom Aussterben bedroht.
Tierschützer und Tierärzte haben inzwischen auch einige geschwächte Affen geborgen und versuchen, die fast verdursteten Tiere in einer Auffangstation aufzupäppeln. Biologe Gilberto Pozo sagte in einem Statement gegenüber der Presseagentur „AP“, dass die Tiere wie Äpfel von den Bäumen fielen. Innerhalb weniger Minuten starben viele Affen an Dehydrierung.
Seit März kamen in Mexiko mindestens 26 Menschen an den Folgen der Hitzewelle ums Leben. Mehrere Temperaturrekorde wurden neu aufgestellt. Selbst in der mexikanischen Hauptstadt schwitzen die Menschen unter der Hitzewelle. Obwohl sie in knapp 2000 m Höhe liegt, kletterte das Thermometer auf über 34 Grad.
Aufgrund des anthropogenen Klimawandels und des El-Niño-Phänomens steigen die Temperaturen weltweit und extreme Wetterereignisse nehmen zu. Es ist absehbar, dass die Klimaschutzmaßnahen zu spät kommen und vor allem die Unter- und Mittelschicht unverhältnismäßig stark belasten. Während sich wohlhabende Bürger kaum einschränken müssen, was ja Zweck vieler Teuerungen im Zuge der Klimaschutzmaßnahmen ist, müssen weniger finanziell Gutgestellte teils drastisch sparen. Beispiele, woran man das sehr gut sieht, sind Reisen und Autos: Viele Anbieter und Produzenten konzentrieren sich in ihren Angeboten ausschließlich an Wohlhabende, während die Angebote für die Breite der Bevölkerung schwinden. Sozialverträglichkeit sieht meiner Meinung nach anders aus!
Tornados in Iowa zerstören große Teile einer Kleinstadt – Opferzahlen noch unbekannt
Im US-Bundesstaat Iowa wütete am Dienstag eine Serie von mindestens 12 Tornados. Der Ort Greenfield wurde von den auch Twister genannten Wirbelstürmen zum größten Teil verwüstet. Die genaue Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt, aber dass es Todesopfer gibt, gilt als sicher.
In Greenfield leben gut 2000 Menschen, aber die Tornados wirkten nicht nur auf das Leben dieser Menschen negativ ein, sondern bedingten auch Stromausfälle für mehr als 130.000 Haushalte, da eine wichtige Stromtrasse beschädigt wurde.
Bilder zeigen neben komplett zerstörten Wohnhäusern und weit verstreuten Gebäudetrümmern, die sich mit Fahrzeugen aller Art vermischten, auch umgeknickte Windräder. Diese sind normalerweise so gebaut, dass sie Tornados, Hurrikans und anderen starken Winden standhalten. Laut dem US-Energieministerium sind die Turbinen so konstruiert, dass sie sich abschalten, wenn der Wind bestimmte Grenzwerte überschreitet, üblicherweise um die 89 Kilometer pro Stunde. Zudem können die Rotorblätter eingeklappt oder in den Wind gedreht werden, um die Belastung zu minimieren.
Auf einer Pressekonferenz äußerte sich der Sprecher der Iowa State Patrol, Sergeant Alex Dinkla, dass die Tornados einen Großteil dieser Stadt verwüstet hätten. Während er die Zahl der Opfer noch nicht bekannt geben konnte, wusste er aber, dass gut ein Dutzend Menschen verletzt wurden und im Krankenhaus behandelt worden sind.
Die Gouverneurin von Iowa, Kim Reynolds, rief für 15 Bezirke den Katastrophenfall aus, damit staatliche Ressourcen zur Bewältigung des Sturms bereitgestellt werden können. Sie kündigte an, am Mittwochmorgen nach Greenfield reisen zu wollen. Alle notwendigen Ressourcen würden zur Verfügung gestellt, um den betroffenen Gebieten beim Wiederaufbau zu helfen.
Trotz der Katastrophe zeigen sich einige der Betroffenen optimistisch, dass sie es schaffen werden, ihren Ort wieder aufzubauen. Die meisten der aus Holz bestehenden Gebäude, die zerstört wurden, verfügten über gemauerte Keller, in die sich viele der Bewohner flüchteten.
Der Nationale Wetterdienst hatte am Dienstag für weite Teile Iowas und mehrere andere Staaten des Mittleren Westens, darunter auch Teile von Minnesota und Wisconsin, Tornadowarnungen und Hinweise auf schwere Gewitter herausgegeben.
Iowa liegt auf der berüchtigten Tornado-Alley. Das ist eine Bezeichnung für ein Gebiet in den zentralen Vereinigten Staaten, das besonders häufig von Tornados heimgesucht wird. Dieses Gebiet umfasst Teile von Texas, Oklahoma, Kansas, Nebraska, South Dakota und eben auch Iowa. Es sieht so aus, als wäre diese Tornadosaison eine besonders heftige.
Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,6 in der Campi Flegrei – Gefängnis wurde evakuiert
Datum: 22.05.2024 | Zeit: 06:28:00 UTC | Lokation: 40.8075 ; 14.1103 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,6
Gestern Abend verkündete das INGV das offizielle Ende des Erdbebenschwarms, der am Montag begonnen hatte und für viel Aufregung gesorgt hatte. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4 und war das stärkste Erdbeben, das in der Caldera gemessen wurde. Das heißt nicht, dass es nicht zuvor stärkere Erdbeben gegeben haben kann, etwa im Vorfeld der Monte-Nuovo-Eruption. Die Magnitude dieser Beben lässt sich im Nachhinein jedoch nicht mehr exakt bestimmen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 168 Erschütterungen. Dabei kam es zu einer relativ großen Streuung einzelner Beben.
Nach einer relativ ruhigen Nacht ereignete sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben, das weithin spürbar war und eine Magnitude von 3,6 hatte. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 2,5 Kilometern angegeben. Das Epizentrum befand sich im Westen des Golfs von Pozzuoli und manifestierte sich an einer lokalen Störungszone, die in den vergangenen Wochen öfter ähnliche Erschütterungen hervorbrachte. Ein größerer Erdbebenschwarm ist bis jetzt ausgeblieben.
In Pozzuoli glätten sich die Wogen langsam nach den Ereignissen vom Montag, doch es wurden weitere Schäden an Gebäuden gemeldet. Laut einem Video von Local Team wurde gestern das Frauengefängnis von Pozzuoli vorsorglich evakuiert. Alle 140 Insassen wurden in andere Einrichtungen verlegt. Als Grund wurde die Erdbebentätigkeit genannt.
Die Ereignisse der letzten Tage werden von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Auch wenn man in den Wochen zuvor erkennen konnte, dass immer mehr Forscher die Seiten gewechselt haben und eine Eruption für möglich halten, gibt es immer noch ein Lager, das dies nicht denkt. Hier lautet der Grundtenor, dass die Existenz des Magmenkörpers, der sich nach einer neuen Studie in 5 Kilometern Tiefe befinden soll, erst noch durch weitere Studien bestätigt werden muss. Allerdings gab es bereits vor der neuen Studie wissenschaftliche Arbeiten, die Magma in 4-5 Kilometern Tiefe zumindest vermuten ließen. Die Forscher, die nicht an einen Magmenkörper in geringer Tiefe glauben, gehen von der Existenz eines größeren Magmenreservoirs in größeren Tiefen jenseits von 8 Kilometern aus. Von dort sollen die magmatischen Fluide aufsteigen, die für den Bradyseismos verantwortlich sind. Die Gretchenfrage ist jedoch, ob in diesen Magmenkörper weiterhin Magma aus noch größeren Tiefen aufsteigt oder nicht.
Da es, wie so oft, wenn es um die Prozesse im Erdinneren geht, vieles im Verborgenen bleibt und niemals Klarheit besteht, ob und wann z.B. ein großes Erdbeben kommt oder ein Vulkan ausbricht, muss man sich natürlich fragen, ob es empfehlenswert ist, mitten in einer aktiven Caldera zu siedeln.
Rincón de la Vieja erzeugte zahlreiche phreatische Eruptionen – Inflation des Vulkans
In Costa Rica sind nicht nur der Poás, sondern auch der Rincón de la Vieja aktiv. Wie das zuständige Observatorium OVISCORI UNA in einem neuen Monatsbulletin für den April berichtete, erzeugte der Vulkan 115 schwache phreatische Eruptionen sowie zahlreiche starke Entgasungen. Einige der Eruptionen erinnerten an die Ausbrüche von Geysiren, indem hohe Wasserfontänen gefördert wurden. Bei anderen Ausbrüchen entstanden Eruptionswolken aus einem Gemisch aus Wasser und Ablagerungen vom Grund des Kratersees. Dampfwolken stiegen bis zu 500 Meter hoch auf. Am 8. Mai kam es zu einer Serie phreatischer Ausbrüche, bei denen die Eruptionen in Intervallen von 3 bis 4 Minuten aufeinanderfolgten.
Außerdem war die Seismizität zwischen dem 17. April und dem 6. Mai deutlich erhöht. Es kam zu langperiodischen Erdbeben und vulkanischem Tremor.
Die Aktivität ging mit einer Aufblähung des Vulkangebäudes einher, die durch die Inflation von Magma zustande kam. Die Bodenhebungen haben inzwischen nachgelassen. Dennoch kam es auch gestern zu zwei phreatischen Ausbrüchen.
Die Gase enthalten Schwefeldioxid. Zuletzt stieß der Rincón de la Vieja gut 286 Tonnen Schwefeldioxid am Tag aus. Das Gas zeigt, dass Magma im System vorhanden ist. Es ist indirekt für die phreatischen Eruptionen verantwortlich, indem es die Erdwärme generiert, die das Wasser im Fördersystem explosionsartig verdampfen lässt.
Satellitenbeobachtungen bestätigten einen niedrigen Seespiegel und das Auftreten eines kreisförmigen Materialkegels mit einem Durchmesser von 30 Metern am Boden des Kraters. In Costa Rica war es in den letzten Monaten sehr trocken, weshalb auch der Pegel des Kratersees am Vulkan Poás gefallen ist und der See praktisch trockenfiel.
Am Poás gab es im Frühjahr ebenfalls eine Serie phreatischer Eruptionen. Hinzu kamen starke Entgasungen, die auch etwas Vulkanasche förderten. In den letzten Wochen nahm die Aktivität etwas ab, dennoch kommt es weiterhin zu starken Entgasungen und schwachen phreatischen Eruptionen. Sie erzeugen bis zu 15 Meter hohe Schlammfontänen.
OVISCORI UNA erinnerte daran, dass beim Besuch der Nationalparks die Anweisungen der National Emergency Commission (CNE) befolgt werden müssen.
Druckänderungen in Bohrlöchern von Svartsengi lösten Evakuierung der Anlage aus
Auf der Isländischen Reykjaneshalbinsel gehen Bodenhebung und Erdbeben weiter. Die Seismizität war heute etwas geringer als über Pfingsten, wo es zeitweise recht turbulent zuging und mehr als 100 Beben pro Tag festgestellt wurden. Besonders hervorgestochen haben zwei Bebencluster bei Reykjanestá an der Südwestspitze der Halbinsel. Heute konzentrierten sich die meisten Beben entlang der Sundhnukur-Kraterreihe bis unter die Antennenanlage, nordwestlich von Grindavik. Die Bodenhebung hält unverändert an und IMO-Wissenschaftler kommunizierten heute, dass sich im Reservoir unter Svartsengi seit dem 16. März gut 17 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Der Druck im Fördersystem nimmt weiter zu und ein neuer Vulkanausbruch könnte bald beginnen.
Apropos Druck: Die Meldung des Tages aus Island hing auch mit Druck zusammen, und zwar mit einer leichten Druckverringerung in Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks von Svartsengi. Vor den letzten Ausbrüchen und Intrusionen wurde ebenfalls eine Druckveränderung in den Bohrlöchern festgestellt. Offenbar rechnete man heute Morgen mit einem unmittelbar bevorstehenden Ausbruch und schickte die Arbeiter des Kraftwerks nach Hause und verlegte die Steuerung des Systems zu einem Ort außerhalb des Gefahrenbereichs. Doch der Ausbruch blieb aus und man vermutet nun eine andere Ursache hinter dem leichten Druckabfall.
Das Thermalbad Blaue Lagune, das neben dem Geothermalkraftwerk liegt, wurde übrigens nicht evakuiert und der Badebetrieb ging weiter.
Apropos Blaue Lagune: Ich habe meine beantragte Rückerstattung von 70 € für ein Ticket dort, das ich Anfang April einlösen wollte, immer noch nicht gutgeschrieben bekommen. Damals blieb die Lagune wegen des Ausbruchs geschlossen und ich hatte mir bereits vor der Schließung das obligatorische Onlineticket bestellt. Wie ich diese sowas hasse! Ach, was waren das noch für Zeiten, als man einfach irgendwohin fahren konnte und an der Kasse bezahlen durfte! Das ließ noch Raum für Spontanität. Heute muss man ja sogar am Vesuv ein Onlineticket kaufen und wenn der Gipfel dann in den Wolken hängt, hat man Pech! Smartphones und Internet bringen nicht nur Vorteile, und ich sehne mir manchmal die analogen Zeiten zurück!
Nach starkem Erdbeben steigt die Angst vor einem Vulkanausbruch – Vulkanologen beruhigen
Der starke Erdbebenschwarm von gestern Abend beunruhigte die betroffenen Menschen sehr und viele übernachteten im Freien. Die Kommunalverwaltung hatte auf öffentlichen Sammelplätzen vier große Zelte aufstellen lassen, in denen Anwohner unterkommen konnten, die nicht in ihren Häusern übernachten wollten: Die Angst vor einem stärkeren Erdbeben war bei manchen groß. Es wurde auch psychologische Betreuung angeboten.
In vielen Medien ist zu lesen, dass die Menschen in Panik verfielen, doch auf den zahlreichen Aufnahmen in den sozialen Medien sieht man zwar rege Betriebsamkeit in den Straßen und auf den für Notfälle ausgewiesenen Sammelplätzen am Ende der Evakuierungsrouten, doch die Leute wirken zum großen Teil ruhig und gefasst und nicht panisch oder verzweifelt.
Erdbeben Mb 4,4 verursachte leichte Schäden in Pozzuoli
Das Beben verursachte leichte Schäden an Gebäuden und Straßen. Vornehmlich kam es zu Rissbildungen, aber es sind auch kleinere Fassadenteile wie Putz und Verzierungen auf die Straßen gefallen. Es kam zu Verkehrsbeeinträchtigungen und der Bahnverkehr wurde eingestellt, da man die Gleise überprüfen musste. Am Rand der Solfatara ereigneten sich Steinschläge und Erdrutsche.
Das INGV hat die Magnitude des stärksten Erdbebens bei Mb 4,4 belassen, ohne sie zu korrigieren. Beim EMSC hingegen wurde die Magnitude auf 4,2 herabgestuft und das Epizentrum vor die Küste von Ischia verlagert, was mir wenig plausibel zu sein scheint. Aber auch mit einer reduzierten Magnitude liegt das Beben im Spitzenbereich der letzten 40 Jahre und teilt sich den Titel des stärksten Erdstoßes dann mit dem Beben Ende September 2023.
Obwohl das Beben immer als stark beschrieben wird, muss man das relativ sehen: Für ein Erdbeben mit vulkanischem Hintergrund ist es ein starkes Erdbeben gewesen und auch das stärkste je gemessene Erdbeben in der Campi Flegrei. Dennoch muss man es aufgrund der Magnitude im 4-er-Bereich als mittelstark einordnen. Es war zwar gut zu spüren gewesen, hatte aber nur ein geringes Zerstörungspotenzial. Es gibt noch Luft nach oben, bevor man mit katastrophalen Schäden rechnen muss. Vulkanisch bedingte Erdbeben werden selten noch stärker. Werden sie es doch, dann ist in der Regel Magma unterwegs, so wie wir es am 10. November auf Island sahen, als sich ein magmatischer Gang unter Grindavik ausbreitete, der sogar zu einem Rifting-Prozess geführt hat. Damals gab es Erdbeben bis zur Magnitude 5,2.
Vulkanologen beruhigen: Keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch
Während sich die Anwohner der Campi Flegrei also Sorgen machen, dass der Calderavulkan ausbrechen könnte, beruhigen die INGV-Vulkanologen. Sie schrieben in einem Statement, dass es keine anderen Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch gäbe. Weder die Bodenhebung hat sich beschleunigt, noch hat sich die chemische Zusammensetzung der Gase geändert, die von den Fumarolen im Bereich der Solfatara ausgestoßen werden. Wäre Magma bis kurz unter die Oberfläche aufgestiegen, würde man einen erhöhten Schwefeldioxid-Ausstoß erwarten.
Was die Bodenhebung anbelangt, bin ich skeptisch und gehe davon aus, dass wir in den nächsten Stunden schon eine Verstärkung der Hebungsrate sehen werden: Wahrscheinlich stand das starke Schwarmbeben mit magmatischen Fluiden in Verbindung, die die Deckschicht in 3 Kilometern Tiefe durchdrungen haben. Es dauert natürlich eine Weile, bis das Material durch die Risse aufsteigt und sich in den schwammartigen Ablagerungen des Hydrothermalsystems akkumulieren und so den Untergrund anheben.
Wenig Vertrauen schaffen da einige Aussagen von Politikern, die in lokalen Medien verlautbart wurden, indem man die aktuelle Krise mit jener von 1982/84 vergleicht. Zwar ist es richtig, dass die Bodenhebungsrate damals deutlich höher war als jetzt und zeitweise 92 mm pro Monat betrug (jüngste Messungen kommen aktuell auf 20 mm), doch was die schiere Anzahl der Erdbeben anbelangt, lag der April tatsächlich auf gleichem Niveau wie damals, als pro Monat knapp 1300 Erschütterungen detektiert wurden. In den Berichten ist oft zu lesen, dass es im April nur ca. 450 Beben gewesen sein sollen. Doch diese Zahl bezieht sich auf Erdbeben, die in Schwärmen auftraten. Also, entweder werden unbeabsichtigt falsche Zahlen verbreitet, oder man will beruhigen.
Generell muss man sich auch fragen, was die früheren Bradyseismos-Phasen von der aktuellen Phase unterscheidet. Die letzten Phasen dauerten meistens selten länger als 2 Jahre, während die aktuelle Phase bereits 19 Jahre anhält. Dafür läuft sie deutlich langsamer ab, wobei in den letzten Jahren eine deutliche Beschleunigung zu sehen ist. Man darf sich natürlich auch fragen, ob man im letzten Jahrhundert genau genug gemessen hat, um die langsamen Anfänge einer neuen Phase mitzubekommen. Geht man davon aus, dass vermehrt magmatische Fluide freigesetzt werden, wenn sich im tieferen Untergrund eine größere Magmamenge ansammelt, dann sieht es so aus, als wäre bei früheren Phasen eine Magmablase aus der Tiefe aufgestiegen und hat in 4-5 Kilometern Tiefe ihren Aufstieg gestoppt. Jetzt sieht es eher nach einem kontinuierlichen Zustrom von Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aus, so dass sich über die Jahre hinweg eine kritische (eruptionsfähige) Menge Schmelze ansammeln könnte. Kurzum: Je länger der Prozess anhält, desto größer die Ausbruchswahrscheinlichkeit. Einen VEI7-Ausbruch (Supervulkanausbruch) sehe ich noch nicht anstehen. Sollte die Hebung aber noch Jahrzehnte anhalten, kann ich mir so etwas auch vorstellen.
Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei – Stärkstes Erdbeben der Hebungsphase verursacht Besorgnis
Datum: 20.05.2024 | Zeit: 18:10:03 UTC | Lokation: 40.828 ; 14.138 | Tiefe: 3 km | Mb 4,4
Am Abend manifestierte sich ein Erdbeben der (vorläufigen) Magnitude 4,4 unter dem Westen des Solfatara-Kraters in der Campi Flegrei. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 3 Kilometern angegeben. Das EMSC verortete das Beben 11 Kilometer west-südwestlich von Neapel. Sollten sich die Angaben zur Magnitude bestätigen, wäre es nicht nur das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, sondern der stärkste jemals gemessene Erdstoß in der Caldera Campi Flegrei. Das bisher stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,2 und wurde Ende September letzten Jahres detektiert.
Das Erdbeben ereignete sich um 20:10:03 Lokalzeit (18:10:03 UTC) und war Teil eines sehr intensiven Schwarmbebens, das bis zur Stunde anhält und aus ca. 140 Erschütterungen besteht. Knapp 20 Minuten vor dem Beben Mb 4,4 gab es ein Beben Mb 3,5, das sich nordwestlich der Solfatara ereignete. Schon durch dieses Beben waren die Anwohner aufgeschreckt, doch nach dem Beben Mb 4,4 herrscht vor Ort große Besorgnis, um nicht zu sagen fast Panik. Menschen versammelten sich im Freien und entlang der Fluchtrouten. Einsatzkräfte sind unterwegs und kontrollieren die Infrastruktur auf schände. Der Bahnverkehr wurde eingestellt.
Leichte Schäden an der Infrastruktur in der Campi Flegrei
Erste Bilder zeigen leichte Schäden wie umgestürzte Absperrzäune und einen umgekippten Verkaufsstand. Eine lokale Nachrichtenseite (fanpage.it) berichtet, dass bei der Feuerwehr Meldungen über leichte Gebäudeschäden wie Risse in Mauern und herabgestürzten Gesimse eingegangen seien. Die Stadtverwaltung hat eine Notfallnummer veröffentlicht, unter der die Menschen Schäden melden können. Allerdings ist diese Nummer wohl ständig belegt und die Mobilfunknetze und Internetverbindungen sind überlastet.
Beim EMSC sind bereits jetzt viele Wahrnehmungsmeldungen eingegangen. Sie stammen aus einem Umkreis von 20 Kilometern und reichen fast bis an den Fuß des Vesuvs heran. Auch von der Insel Ischia stammt eine Meldung. Der Tenor der Meldungen ist, dass es ein starker Erdstoß war, der deutlich länger anhielt als die üblichen Beben, die man bis jetzt spürte. Ein Bebenzeuge schreibt, dass er ca. 20 Sekunden lang anhielt.
Sehr wahrscheinlich geht das Schwarmbeben mit einer Beschleunigung der Bodenhebung einher. Der Ort des Bebens unter dem Solfatara-Krater gibt zusätzlichen Grund für Besorgnis, besonders, da erst gerade die neuen Forschungsergebnisse enthüllt wurden, nach denen sich in 5 Kilometern Tiefe eine Magmenansammlung befindet.
Meteorid verglüht über Spanien und verursacht Feuerkugel mit blauen Lichtschweif
In der Nacht zum Samstag trat ein Meteoroid in die Atmosphäre über Spanien und Portugal ein und verglühte bei seinem Sturz in Richtung Erdboden. Dabei erzeugte er eine Feuerkugel mit einem blau leuchtenden Lichtschweif, der viele Augenzeugen des Himmelsspektakels in Erstaunen versetzte. So eine Leuchterscheinung wird auch Meteor genannt.
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) gab an, dass der Meteoroid mit einer Geschwindigkeit von ca. 45 Kilometern pro Sekunde unterwegs war und in 60 Kilometern Höhe über dem Atlantik verglühte. Dass Bruchstücke des Meteoroiden als Meteoriten die Erdoberfläche erreichten, gilt als unwahrscheinlich und falls doch, dann liegen sie nun unauffindbar auf dem Grund des Atlantiks.
Das Naturphänomen wurde von zahlreichen Kameras aufgenommen, und in den sozialen Medien wurden viele Videos geteilt.
Hier eine kleine KI-Definition der unterschiedlichen Erscheinungsformen eines Meteoroiden:
Meteoroid: Dies ist der Begriff für das Objekt, bevor es in die Erdatmosphäre eintritt. Meteoroiden sind typischerweise kleine Gesteins- oder Metallfragmente, die durch den Weltraum reisen.
Meteor: Dies ist der Lichtstreifen, der entsteht, wenn ein Meteoroid in die Erdatmosphäre eintritt und zu glühen beginnt. Dieses Phänomen wird oft als Sternschnuppe bezeichnet.
Meteorit: Wenn ein Meteoroid groß genug ist, um den Eintritt in die Erdatmosphäre zu überstehen und den Boden zu erreichen, wird das verbleibende Material als Meteorit bezeichnet.
Meteorstrom: Ein Meteorstrom tritt auf, wenn viele Meteore aus einem bestimmten Bereich des Himmels zu sehen sind. Diese Ereignisse entstehen, wenn die Erde durch die Überreste eines Kometenschweifs fliegt. Bekannte Meteorströme sind die Perseiden im August und die Geminiden im Dezember.
Wo wir gerade beim Thema Himmelserscheinungen sind, so können wir uns in gut fünf Jahren auf ein weitaus besorgniserregenderes Himmelsschauspiel gefasst machen, wenn uns der Asteroid Apophis nahe kommen wird. Ausgerechnet am Freitag, dem 13. April 2029, soll er sich der Erde bis auf ca. 31.000 Kilometer annähern und bewegt sich dann innerhalb der Umlaufbahn geostationärer Satelliten. Astronomen planen Satellitenmissionen, um den nach dem altägyptischen Dämon der Zerstörung benannten Asteroiden zu untersuchen. Doch davon später mehr.