Merapi mit glühenden Schuttlawinen und Ascheemissionen

Glühende Schuttlawinen vom Merapi-Dom erzeugen auch Ascheemissionen

Am Merapi auf Java hat sich eine kurze Lavazunge gebildet, die vom Südwestdom ausgeht und auf die Außenflanke hinausgewachsen ist. Solche Gebilde sind häufig sehr instabil, besonders an Vulkanen mit so steilen Flanken wie es am Merapi der Fall ist. Daher gehen von der Front der Lavazunge häufig glühende Schuttlawinen ab. Im Extremfall, wenn besonders große Lavapakete abbrechen, kann es auch vorkommen, dass ein pyroklastischer Dichtestrom entsteht, so wie es am Merapi zuletzt am 4. Juni der Fall war.

Das VAAC Darwin hält seine Warnung vor Vulkanasche am Merapi aufrecht und veröffentlicht in den letzten Tagen kontinuierlich VONA-Warnungen über Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 3400 m aufsteigt und in Richtung Süden driftet. Da der Vulkan eine Gipfelhöhe von 2910 m hat, steigt die Vulkanasche maximal 500 m über Kraterhöhe auf. Meine Recherchen förderten allerdings keine aktuellen Fotos zu Tage, die eine nennenswerte Aschewolke zeigen. Viel mehr sieht es so aus, als ob es sich um vergleichsweise schwache Ascheemissionen handelt, die auch mit den Abgängen der Schuttlawinen im Zusammenhang stehen können.

Gestern meldete das VSI 66 Schuttlawinenabgänge, die bis zu 3 Minuten anhielten. Diese größeren Abgänge ließen heiße Tephra fast bis zur Basis des Kraterkegels rollen, wie eine Thermalaufnahme belegt. Darüber hinaus wurden 18 vulkanisch bedingte Erschütterungen registriert. Die Seismizität stufe ich als schwach bis mittelstark ein.

Die Forscher vom VSI berichteten in ihrem aktuellen Wochenbulletin, das heute erschienen ist, dass es einige morphologische Veränderungen am Südwestdom gegeben hat. Sein Volumen betrug 2.335.200 Kubikmeter. Letzte Woche betrug das Volumen noch 2.164.400 Kubikmeter. Der Dom ist also gewachsen. Außerdem bestätigten die indonesischen Vulkanbeobachter, dass es drei Mal zu Abgängen pyroklastischer Dichteströme gekommen sei. Der Längste legte eine Gleitstrecke von 1000 m zurück.

Taal stößt 11.000 Tonnen Schwefeldioxid aus

Philippinischer Vulkan Taal stößt mehr als 11.000 Tonnen Schwefeldioxid am Tag aus – Gefahr von VOG erhöht

Der Calderavulkan Taal sorgt wieder für Schlagzeilen, da bei einer neuen Gasmessung festgestellt wurde, dass sein Schwefeldioxidausstoß auf 11.072 Tonnen pro Tag gestiegen ist. Bei der letzten Messung am 4. Juni emittierte der Vulkan 1.454 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag, während Ende Mai der Wert bei 10.000 Tonnen pro Tag lag. Solche starken Schwankungen der Gasemissionen sind normalerweise untypisch, und so hohe Werte werden normalerweise nur bei Vulkanen gemessen, die große Mengen Lava eruptieren. Warum diese starken Änderungen auftreten, wurde meines Wissens nach noch nicht kommuniziert und wahrscheinlich auch noch nicht hinreichend erforscht.

Geht man davon aus, dass ein großer Magmenkörper in nicht allzu großer Tiefe unter der Caldera entgast, sollte man annehmen, dass der Gasstrom einigermaßen konstant ist und nicht ständig um den Faktor 10 variiert. Eine Erklärung könnte sein, dass sich in einem unterirdischen Speicher Gas akkumuliert, das bei der Überschreitung eines Schwellenwertes freigesetzt wird. Warum dies weitgehend still und ohne entsprechende Schwankungen der Bodendeformation und Erdbebentätigkeit geschieht, bleibt rätselhaft.

Wie PHILVOLCS mitteilte, liegt der Jahresdurchschnitt der Schwefeldioxid-Emissionen bei 8.294 Tonnen pro Tag, wobei seit 2021 kontinuierlich hohe SO2-Konzentrationen freigesetzt werden. In mehreren Orten im Calderabereich wurde Belastung durch VOG festgestellt, die in den nächsten Tagen weiter steigen könnte, da Wettermodelle eine Windabschwächung prognostizieren.

Längerer Kontakt mit Schwefeldioxid kann Augen, Rachen und Atemwege reizen. Besonders gefährdet sind Menschen mit Erkrankungen wie Asthma, Lungenerkrankungen und Herzkrankheiten sowie ältere Menschen, schwangere Frauen und Kinder. Betroffene sollten ihre Exposition im Freien begrenzen und Aktivitäten im Freien vermeiden. Es wird empfohlen, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und Türen sowie Fenster geschlossen zu halten. Weiterhin empfiehlt die Behörde, bei Aufenthalten im Freien Nase und Mund mit einer N95-Gesichtsmaske zu schützen und viel Wasser zu trinken.

Island: Vulkanausbruch geht am 7. Juni weiter

Vulkanausbruch auf Island hält an – In Grindavik werden Häuser aufgekauft

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel zeigt sich von seiner stabilen Seite und geht unvermindert weiter. Der aktivste Krater ist jener im Süden der Sundhnukur-Spalte, der bereits im März entstanden ist und nun angebaut wurde. Der Kraterkegel hat deutlich an Höhe gewonnen und ist auf dem Weg dorthin dem größten Kegel im Fagradalsfjall-Gebiet Konkurrenz zu machen. Aktuelle Drohnenaufnahmen zeigen den Kegel im Hintergrund von Grindavik und lassen seine Dimensionen erahnen. In der Stadt arbeitet man daran, die Stromversorgung wiederherzustellen, was wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Inzwischen kauft die staatliche Katastrophenversicherung weitere beschädigte Gebäude auf. Etwas, woran man sich im italienischen Pozzuoli ein Beispiel nehmen könnte!

Langsam wird klar, wie groß die Schäden in Grindavik tatsächlich sind. Die meisten wurden durch Erdbewegungen im Zuge der Gangbildung nebst Riftingprozeß am 10. November verursacht, obgleich auch bei späteren Ereignissen Schäden verursacht wurden, etwa durch einen Lavastrom, der im Januar den Stadtrand erreichte. Heute treffen sich hochrangige Politiker und Bankenmanager in Island um einen Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro bei der Entwicklungsbank des Europarats zu beantragen um die Schäden in Grindavik zu begleichen bzw. um unbewohnbare Häuser aufzukaufen und die Eigentümer zu entschädigen.

Ob die Bemühungen letztendlich reichen werden, um die Stadt zu retten, ist ungewiss. Wie sich die Situation in Grindavik weiterentwickeln wird, hängt in erster Linie von den Naturgewalten ab, davon, ob die Eruptionen bald enden oder noch jahrelang weitergehen werden. Irgendwann muss man sich auch in Grindavik die Sinnfrage stellen, inwiefern man es sich leisten kann, den Ort um jeden Preis zu retten, was natürlich nur möglich ist, denn der Vulkan nicht noch größere Lavafluten in seine Richtung schickt.

Unterdessen gibt es Anzeichen dafür, dass das Magmenreservoir unter Svartsengi wieder auflädt: Die GPS-Messungen deuten seit drei Tagen einen leichten Aufwärtstrend der Bodenhebung unter Svartsengi an. Die Bodenhebung steigt, seitdem der Nordkater auf der Sundhnukur-Spalte seine Aktivität stark reduziert hat. Zuerst sah es so aus, als wäre er ganz erloschen, doch auf Webcamaufnahmen von gestern Abend sieht man, dass wieder Lava aus der Basis dieses Kegels austritt.

Campi Flegrei: Erdbeben und Evakuierungen halten an

Erdbeben in der Caldera Campi Flegrei gehen weiter – Die Evakuierungen in Pozzuoli auch

Die Erde unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und bebt weiterhin. Seit gestern wurden 29 schwache Erschütterungen registriert. Die Magnituden der meisten Beben lagen im Bereich der Mikroseismizität und spielten sich innerhalb des Hydrothermalsystems ab. Wie es weitergehen wird, ist ungewiss, denn seriöse Vorhersagen lassen sich nicht erstellen, aber es besteht weiterhin die Möglichkeit von moderaten Erdbeben, wie wir sie im letzten Monat gesehen haben. Diese Erdbeben haben ältere Häuser teilweise so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass bis jetzt 76 Gebäude in Pozzuoli evakuiert werden mussten, weil die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Bauinspekteure sind mit ihrer Arbeit noch nicht fertig, denn praktisch jedes Gebäude der Stadt soll begutachtet werden. So ist mit weiteren Räumungsbefehlen zu rechnen, die vom Bürgermeister Gigi Manzoni unterzeichnet werden.

Die Onlinezeitung Pozzuoli News 24 berichtete darüber, dass die Eigentümer der Häuser per Verordnung dazu verpflichtet sind, die Mängel unverzüglich zu beseitigen und die Sicherheit und Bewohnbarkeit der Gebäude wiederherzustellen. Andernfalls drohen Freiheitsstrafen von bis zu 6 Monaten und Geldstrafen von bis zu 1000 Euro. Offenbar sind überwiegend Häuser von den Erdbebenschäden betroffen, die bereits zuvor im schlechten Zustand waren. Natürlich bekommt der oft betagten Bausubstanz das Auf- und Ab des Bodens auf Dauer nicht besonders gut. Bei uns im Ruhrgebiet würde man solche Schäden als Bergschäden deklarieren, für die der Kohlebergbau verantwortlich ist. Aber ganz klar: Das grundlegende Problem in Pozzuoli ist nicht menschengemacht, sondern ein Zeugnis der Erddynamik. Es stellt sich natürlich die Frage nach langfristigen Konsequenzen, denn selbst wenn die aktuelle Hebungsphase ohne Vulkanausbruch enden sollte, kommen danach eine Senkungsphase und eine neuerliche Hebungsphase. Und so sind doch einige Probleme in Pozzuoli menschengemacht, denn nach heutigem Kenntnisstand dürfte es die Stadt in dieser Form an diesem Ort nicht geben, denn schließlich weiß man heute, dass man nicht nur am größten Vulkan des europäischen Festlandes lebt, sondern in diesem Vulkan! Sollte es zu einem starken Erdbeben oder sogar zu einem Vulkanausbruch kommen, ist das Chaos vorprogrammiert: Obwohl erst vor Kurzem ein neues Gesetz erlassen wurde, das den Zivil- und Katastrophenschutz in Kampanien stärken soll, wurden viele Maßnahmen wie der Bau von Fluchtwegen noch nicht umgesetzt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann einmal zu einer Eruption in oder bei Pozzuoli kommen wird, ist groß. Da stellt sich natürlich die Sinnfrage, ob man marode Häuser unter Strafandrohung wieder renovieren sollte oder ob es nicht schlauer wäre, wenn die Kommune sie aufkauft und abreißt. Denn langfristig wären ein Rückbau und eine Verlagerung des Siedlungsgebietes schlau. Selbst wenn man die Stadt erhalten will, sollten hier nur so viele Menschen leben, wie man in kurzer Zeit entlang geschützter Wege evakuieren und woanders unterbringen kann. Zudem sollten Gebäude so ausgelegt sein, dass sie Erdbeben bis zu Magnituden von 6 standhalten können und Schutz vor Einschlag vulkanischer Bomben und Ascheniederschlag bieten. Pozzuoli könnte zu einem europäischen Vorzeigeprojekt dafür werden, wie man in einem Vulkan sicher lebt. Aber Menschen und Politiker im Speziellen denken nicht langfristig, was eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft darstellt.

Costa Rica: Erdbebenserie nahe Vulkan Arenal

Erdbebenserie in Costa Rica schürt Sorgen von einem stärkeren Erdbeben – Auch Vulkane liegen in der Nähe

Im Lateinamerikanischen Land Costa Rica wachsen gerade die Sorgen vor einem starken Erdbeben, denn seit dem 1. Juni 2024 werden im Gebiet Tierras Morenas bedeutende seismische Aktivitäten verzeichnet. Die Beben manifestieren sich etwa 10 km nordöstlich der Stadt Tilarán. Bis zum Nachmittag des 5. Juni registriert das Nationale Seismologische Netzwerk (RSN) der Universität von Costa Rica 253 Erdbeben mit Magnituden zwischen 1,9 und 4,9. Man kann also von einem starken Erdbebenschwarm sprechen, der immer noch nicht ganz vorbei zu sein scheint, denn selbst das EMSC meldete heute noch eine Erschütterung in der Region.

Die Analyse der Seismizität von Seiten der Geoforscher der Uni Costa Rica zeigt, dass der Ursprung der Erdbeben auf mehrere Abschnitte des Chiripa-Verwerfungssystems zurückzuführen ist, das durch das Gebiet des Arenal-Sees verläuft, an dessen Ostufer der bekannte Vulkan Arenal liegt. Das Verwerfungssystem erstreckt sich über etwa 30 km, und streicht überwiegend in nordwestlicher Richtung. Vom Typ her handelt es sich überwiegend um Transformstörungen. Sie durchschneiden auch den Vulkan Tenorio. Die Beben ereignen sich nahe der Südostflanke dieses Vulkans.

Die Herdmechanismen der zehn größten Erdbeben (Magnitude 3,5–4,9) entsprechen den Richtungen mehrerer Segmente des Chiripa-Systems. Diese Erdbeben weisen darauf hin, dass mindestens zwei verschiedene Verwerfungssegmente zur Seismizität beigetragen haben. Im Laufe der Tage wanderten die Beben von einem Segment zum anderen.

Das Gebiet um das Chiripa-Verwerfungssystem war Schauplatz mehrerer historischer Erdbeben. Zu ihnen zählen das Guatuso-Erdbeben von 1911 und das Tilarán-Erdbeben von 1973. Beide Erschütterungen brachten es auf eine Magnitude von 6,5. Diese Ereignisse verursachten erhebliche Schäden in vielen Gemeinden der Provinzen Alajuela und Guanacaste.

Da Erdbeben nicht vorhersehbar sind, bleibt unklar, wann und wo das nächste starke Beben in Costa Rica auftreten wird. Angesichts der hohen Seismizität des Landes ist es wichtig, sich auf solche Ereignisse vorzubereiten. Das Nationale Seismologische Netzwerk der Universität von Costa Rica wird die seismische Aktivität weiterhin beobachten.

Inwiefern die tektonischen Erdbeben die Aktivität des Vulkans Tenorio beeinflussen können, ist unklar. Spekulatius meinerseits ist, dass die Beben im Zusammenhang mit einem geänderten Spannungsverhältnis des Untergrunds stehen und sich in größerer Tiefe unter dem Tenorio magmatische Fluide bewegen könnten. Der letzte Ausbruch des Vulkans ereignete sich 1816.

Türkei: Moderates Erdbeben im Osten

Der Osten der Türkei wird von Erdbeben Mb 4,2 erschüttert – Möglicher Auftakt zu neuer Erdbebenserie

Datum: 06.06.2024 | Zeit: 10:47:49 UTC | Lokation: 38.088 ; 38.336 | Tiefe: 11 km | Mb 4,2

Heute Vormittag manifestierte sich im Osten der Türkei ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Hypozentrum lag in 11 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 29 km südlich von Malatya lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Nachbeben mit Magnituden zwischen 1 und 2, die sich weiter nördlich ereigneten. Das Beben war kein Einzelfall, denn in dieser Region der Türkei gibt es momentan häufig Erdbeben, die sich am mittleren Segment der Ostanatolischen Verwerfung manifestieren. Dieses Segment liegt nordöstlich des Erdbebengebiets von Gaziantep, wo im vergangenen Jahr zwei Starkbeben große Schäden anrichteten und weit über 55.000 Menschen starben. Die aktuellen Erschütterungen werden keine Nachbeben der Starkbeben sein, dafür liegen sie zu weit entfernt. Vielmehr sieht es danach aus, als hätten sich große Spannungen entlang der Störung aufgebaut, und meiner Meinung nach besteht die Gefahr, dass sich hier in den nächsten Monaten oder Jahren ein weiteres starkes Erdbeben ereignen könnte. Bleibt zu hoffen, dass sich die Spannungen stattdessen weiterhin über schwächere Erdbeben abbauen werden, so wie es momentan der Fall ist.

In der Türkei bebt es nicht nur direkt an der Ostanatolischen Verwerfung, sondern auch im Bereich des Van-Sees. Die Ostanatolische Verwerfung läuft etwas westlich des Sees aus. Er liegt in einem Zwickel nahe des Kreuzungspunktes zwischen der Ostanatolischen Verwerfung, dem Nordanatolischen Pendant und dem Bitlis-Zagros-Störungsgürtel, der südlich des Van-Sees entlang zieht. Der Van-See ist im Kontext von Vnet von besonderem Interesse, da sich hier einige der prominentesten Vulkane der Türkei befinden. Zu diesen zählen der Nemrut Dağı und der Süphan Dağı. Die Erdbeben zeugen von der geologischen Aktivität der Region, bedeuten aber nicht, dass die Vulkane kurz vor einer Eruption stehen. Im Prinzip kann man entlang der gesamten Ostanatolischen Verwerfung zwischen dem Erdbebengebiet bei Malatya bis zum Van-See mit starken Erdbeben rechnen. Westlich des Sees besteht momentan ein eher geringes Starkbebenrisiko, da es dort zuletzt 2011 ein entsprechendes Beben der Magnitude 7,3 gegeben hatte.

Vulcano: Anstieg der Fumarolentemperatur am Kraterrand

Liparischer Inselvulkan Vulcano wurde heißer – Hoher Kohlendioxidausstoß am Kraterrand

Vulcano ist der Namensgeber aller Feuerberge und befindet sich nördlich von Sizilien. Er ist neben dem Stromboli der zweite Inselvulkan des Liparischen Archipels, der als aktiver Vulkan betrachtet wird. Doch lange Zeit glaubte man nicht mehr an einen Ausbruch des Vulkans, doch dieser Glaube wurde im Jahr 2021 erschüttert, als Vulcano Anzeichen des Erwachens zeigte. Zeitgleich zur Coronapandemie kam es zu einer vulkanisch bedingten Krise, in deren Folge der Tourismus der Insel völlig zusammenklappte. Erst im letzten Frühsommer wurde Entwarnung gegeben, doch so richtig hat sich der Tourismus seitdem nicht erholt. Jetzt könnte es zu einem neuen Dämpfer kommen, denn es gibt erste Signale, dass es mit der Entspannung der Situation bald wieder vorbei sein könnte.

Signifikante Erhöhung der Gastemperatur einiger Fumarolen

Im Monatsbulletin für den Mai berichten die INGV-Forscher von einer signifikanten Zunahme der Gastemperaturen einiger Fumarolen am nördlichen Kraterrand. Sie wurden um bis zu 80 Grad heißer, was in der Tat ein großer Sprung ist. Die Temperatur der bislang heißesten Fumarole F5 (Kurve T3) stieg dabei nur leicht von 322 auf 328 Grad. Die heißeste Fumarole ist mit einer Temperatur von 329 Grad nun die F5AT (Kurve T1). Zuvor lag die Temperatur hier bei 270 Grad. Den stärksten Temperaturanstieg erlebte die Fumarole F5AT2, deren Temperatur allerdings noch unter 300 Grad liegt. Der Temperaturanstieg vollzog sich innerhalb weniger Tage. Rätselhaft bleibt, warum die Temperaturerhöhung lokal so begrenzt ist.

Verstärkung des Kohlendioxid-Ausstoßes

Die Gase am Kraterrand sind nicht nur heißer geworden, sondern enthalten auch eine deutlich höhere Kohlendioxidkonzentration als zuvor, denn parallel zum Temperaturanstieg schoss auch der Kohlendioxidausstoß in die Höhe und erreichte Werte, wie man sie im September 2022 gemessen hatte, lagen aber unter den Spitzenwerten vom Beginn der Krise ein Jahr zuvor. Darüber hinaus verzeichnete man einen Anstieg der Seismizität. Was ausblieb, waren eine neue Phase der Bodendeformation und eine Verstärkung des Schwefeldioxid-Ausstoßes.

Da bis jetzt nur der Krater vom erhöhten Kohlendioxidausstoß betroffen ist und im Ort und am Strand keine signifikant höheren Werte festgestellt wurden, schlugen die Behörden bis jetzt keinen Alarm.

Die Aktivitätssteigerung ist ein Indiz dafür, dass der Magmenkörper, der im Herbst 2021 in die Erdkruste unter Vulcano eingedrungen ist, noch aktiv ist. Dort reift das Magma, während es auch langsam abkühlt. Dennoch wird es noch Schmelze geben. Sollte es zu einer weiteren Intrusion kommen, steigt das Ausbruchsrisiko deutlich an. Für Alle, die einen Urlaub auf Vulcano geplant haben, besteht bis jetzt kein Grund, diesen abzusagen. Man sollte aber Warnungen der Vulkanologen und den Empfehlungen des Zivilschutzes Folge leisten.

Stromboli mit Eruptionen und einem Erdbeben

Zahlreiche Explosionen und Lavaspattering am Stromboli – Ein schwaches Erdbeben detektiert

Der liparische Inselvulkan Stromboli ist hochaktiv. Davon zeugen 916 thermische Durchgänge, die von glühender Tephra verursacht wurden, die entweder von strombolianischen Eruptionen ausgestoßen wurden oder von Lavaspattering aus dem Hornito am nordöstlichen Kraterrand ausgingen. Der Durchschnitt liegt bei 100 Durchgängen, von daher kann man dem Vulkan eine hohe Aktivität bescheinigen. Hoch ist auch die Infraschallaktivität gewesen, während der akustische Druck mit 1.05 Bar vom LGS als mittelstark eingestuft wurde.

Die Seismizität in Form von VLP-Erdbeben und Tremor wird von den florentinischen Forschern ebenfalls als hoch eingestuft. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war gestern niedrig. In Bezug auf die Kohlendioxid-Emissionen lagen keine Daten vor.

Bemerkenswert ist auch ein schwaches Erdbeben von sehr geringer Magnitude, das sich gestern östlich des Gipfels manifestierte und auf Niveau des Meeresspiegels lag. An anderen Vulkanen wäre so ein Mikrobeben keine Erwähnung wert, doch am Stromboli ist das anders, weil vulkanotektonische Erschütterungen hier sehr selten sind. 10 Tage zuvor hatte es gleich 4 Erdbeben gegeben. Hier kann man schon von einer Steigerung der Seismizität sprechen, die beim Stromboli selten folgenlos bleibt. Meiner Meinung nach könnte sich hier innerhalb der nächsten Wochen Interessantes am Stromboli ereignen. Dafür spricht auch die bereits zu beobachtende leichte Aktivitätssteigerung mit einer Zunahme des Lavaspatterings und den gelegentlichen Lavaüberläufen, die wir in den letzten 2 Wochen gesehen haben.

Der aktuelle Wochenbericht, der gestern vom INGV veröffentlicht wurde, bestätigt die gestiegenen Anzahl der Eruptionen und VLP-Erdbeben. Ansonsten bewegt sich nach Aussage der Vulkanologen alles im üblichen Rahmen.

Der Stromboli ist nicht der einzige aktive Vulkan der Region: für Vulcano liegt ebenfalls ein neuer Wochenbericht vor. Hier berichten die Vulkanologen von einer -teils erheblichen- Zunahme der Fumarolentemperaturen am Kraterrand. Auch der Kohlendioxid-Ausstoß und die Mikroseismizität haben zugenommen. Doch davon später mehr.

Lewotobi Lakilaki eruptiert Aschewolken Anfang Juni

Lewotobi Lakilaki ist sehr aktiv und eruptiert häufig Aschewolken

Der indonesische Vulkan Lewotobi Lakilaki ist aktuell sehr aktiv und eruptiert mehrmals täglich Aschewolken. Laut VAAC Darwin wurde Vulkanasche in gut 2500 m Höhe detektiert. Sie wird vom Wind in Richtung Nordwesten verdriftet und zieht somit über das Zentrum von Flores hinweg. Laut VSI steigt die Asche bis zu 1000 m über Kraterhöhe, was sich mit den VAAC-Angaben deckt.

Der Vulkan wurde Ende April aktiv und seitdem ist auch die Seismizität erhöht. Während vorgestern mehr als 50 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert wurden, waren es gestern knapp 25 vulkanotektonische Erdbeben.

Den Lewotobi kann man schnell mit dem namensähnlichen Vulkan Lewotolok verwechseln, der ebenfalls aktiv ist und auf der Nachbarinsel Lembata liegt. Auch der Lewotolok generierte explosive Eruptionen, die neben Aschewolken auch glühende Tephra förderten, die auf der Außenflanke des Kegels landeten. Die Seismizität des Lewotobi ist gering, sieh man mal von einer sehr hohen Zahl starker Entgasungen ab, die ebenfalls seismische Signale erzeugen.

Anders sieht es am Anak Krakatau aus. Der Inselvulkan im Sundastrait zwischen Java und Sumatra eruptiert momentan nicht, doch dafür steigerte sich gestern die Erdbebentätigkeit und es wurden mehr als 80 vulkanisch bedingte Erdbeben unterschiedlichen Typs detektiert. Es könnte sein, dass die Erdbeben einer neuen eruptiven Phase vorangehen, obwohl es in den letzten Monaten häufiger solche Phasen erhöhter Seismizität gegeben hat, ohne dass unmittelbar darauf Eruptionen erfolgt wären.

Pyroklastische Ströme am Merapi erzeugen Aschewolken

Am Merapi auf Java hat es sich in den letzten Monaten ähnlich verhalten, denn es kam immer wieder zu Phasen, in denen die Erdbebenzahlen in die Höhe schnellten, ohne dass man eine Steigerung der vulkanischen Aktivität erkennen konnte. Diese kann am Merapi aber auch subtil erfolgen und nicht auf den ersten Blick erkennbar sein, wenn es infolge erhöhter Magmenförderung zu einem beschleunigten Domwachstum kommt. Seit gestern wurde jedenfalls mehrere Aschewolke detektiert und Vulkanasche stieg bis auf 3700 m Höhe auf. Das entspricht etwa 800 m über Gipfelhöhe. Somit sind die Aschewolken am Merapi ähnlich groß, wie jene am Lewotobi. Sie werden allerdings nicht explosiv erzeugt, sondern von pyroklastischen Strömen generiert.