Erdbeben Pazifikregion

Gestern ereigneten sich in der Pazifikregion mehrere Erdbeben über die ich zumindest kurz berichten möchte:

Im Norden des Indonesischen Archipels ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 6.5. Das Hypozentrum lag 58 km vor der Küste der Talaud-Inseln in 10 km Tiefe. Über Opfer, oder Schäden liegen keine Meldungen vor. Dennoch gibt es in dieser Region mehrere aktive Vulkane, die von dem starken Erdbeben beeinflusst werden könnten.

Ein weiteres starkes Erdbeben der M 6.1 fand vor der Westküste der japanischen Insel Hokkaido statt. Das Hypozentrum lag in 227 km Tiefe und verursachte ebenfalls keine Schäden.

Ein schwaches Erdbeben M 2.9 manifestierte sich in der Nähe von San Francisco. Das Hypozentrum lag in 20 km Tiefe. Entlang der San Andreas Fault häufen sich die schwachen Beben in der letzten Zeit auffällig. Vielleicht gehen diese einem stärkeren Beben voraus, welches für die Region seit langem prognostiziert wird.

Vulkane weltweit

Aktuelle Bromoeruption. ©Hendra Gunawan
Aktuelle Bromoeruption. ©Hendra Gunawan

Bromo: der Vulkan auf der indonesischen Insel Java ist immer noch aktiv. Phasenweise scheint sich die Aktivität zu verstärken: ein Phänomen, dass ich bei der Eruption 2011 schon beobachten konnte.

Shiveluch: am Domvulkan auf Kamtschatka ereignete sich eine größere Eruption. Vulkanasche stieg 7,5 km hoch auf. In einigen Medienberichten wird über die Eruption als „the big one“ berichtet. Der Vulkan ist in den letzten Monaten besonders aktiv. Heute ereigneten sich bereits 3 Ascheeruptionen.

Sinabung: auf Sumatra ist der Sinabung weiterhin explosiv tätig. Er fördert Aschewolken und pyroklastische Ströme entstehen.

Suwanose-jima: das VAAC Tokyo registrierte in diesem Jahr bereit 3 Eruptionen des Vulkans im Süden Japans.

Ätna: Schlammeruption bei Paternò

Vorgestern Nacht ereignete sich aus der „Salinelle dello Stadio“ bei Paternò eine größere Schlammeruption. Abseits der bekannten Schlammpools öffneten sich Förderschlote im Hof eines angrenzenden Hauses. Es wurde sehr viel Schlamm gefördert, der sich durch die Straßen wälzte.

In Paternò am Fuße des Ätnas gibt es 2  Salinellen. Bei diesen handelt es sich im Prinzip um Mofettenfeldern, an denen relativ kaltes Kohlendioxid magmatischen Ursprungs austritt. Das Kohlendioxid vermischt sich mit salzhaltigen Tiefenwasser und sammelt sich an der Oberfläche in Schlammpools. Den Begriff Schlammvulkan vermeide ich in diesem Zusammenhang bewusst, da dieser eigentlich für ein anderes Phänomen verwendet wird.

Im Allgemeinen geht man davon aus, dass eine Verstärkung der Aktivität in den Salinellen vor einen größeren Ausbruchs des Ätnas auftritt. Das Kohlendioxid stammt aus Magma in 10 -15 km Tiefe (laut Dr. Boris Behncke) und erreicht die Oberfläche einige Monate bevor das Magma eventuell am Ätna eruptiert. Allerdings liegen noch keine genauen wissenschaftlichen Studien vor. Geowissenschaftler des INGV forderten bereits im August letzten Jahres Gelder für ein Forschungsprogramm. Bisher ohne Erfolg. Im August letzten Jahres wurde eine Erhöhung der Aktivität der Salinelle registriert. Allerdings war diese bei weitem nicht so stark wie jetzt.

Dieses Ereignis könnte im Zusammenhang mit dem Schwarmbeben am Ätna stehen, welches vor gut 2 Wochen stattfand (vulkane.net berichtete) und ist ein weitere Indikator dafür, dass es am Ätna in den nächsten Monaten eine größere Eruption geben könnte.

Laguna del Maule: starke Bodendeformation

Laguna del Maule in Chile. © CRITMAG

Die Laguna del Maule in Chile steht immer wieder in den Schlagzeilen, weil sich sehr schnelle Bodendeformationen ereignen: der Boden hebt sich um 25 cm pro Jahr. Dieses Phänomen wurde erstmalig im Jahr 2007 dokumentiert. Seitdem hoben sich Teile des Gebietes um 2 m an. Vulkanologen fürchten, dass diese Bodenanhebung durch Magma hervorgerufen wird, dass sich in einer Magmakammer in 5 km Tiefe sammelt. In den Medien ist sogar öfters von einem bevorstehenden Supervulkan-Ausbruch zu lesen.

In der Tat handelt es sich um die Laguna del Maule nicht nur um eine Caldera, sondern um ein großes Vulkanfeld, dass seit mehr als 1,5 Millionen Jahren aktiv ist. Seit der letzten Eiszeit haben sich mindestens 36 größere Eruptionen ereignet. Im Mittel fand hier alle 450 Jahre eine Eruption statt. Seit der Kolonialisierung vor gut 450 Jahren wurde aber kein Vulkanausbruch im Vulkanfeld der Laguna del Maule beobachtet. Statistisch gesehen wäre eine Eruption also überfällig. Insgesamt identifizierten Wissenschaftler 135 separate Förderschlote mit den dazugehörigen vulkanischen Strukturen wie kleine Stratovulkane, Lavadome und Lavaströme. Es wurden voluminöse Tuffablagerungen entdeckt, die auf sehr große Eruptionen schließen lassen.

Seit 2014 wird der Vulkan von einem internationalen Forscherteam genaustens untersucht. Ziel ist es, den gewaltigen Bodendeformationen ihr Geheimnis zu entreißen. Geowissenschaftler Bradley S. Singer (Universität Wisconsin-Madison) leitet die Forschungsarbeiten in Chile. Er und sein Team entdeckten am Südende des Lagunensees eine ehemalige Küstenlinie die sich heute in einer Felswand in 70 m Höhe befindet. Das Alter der Seesedimente wurde auf ca. 10.000 Jahre datiert. Daraus schließen die Forscher, dass es seit mindestens 10.000 Jahren immer wieder Episoden mit starker Bodenanhebung gab. Bei diesen Episoden wurde der Südrand der Lagune um 70 m angehoben. Dort finden sich auch die jüngsten vulkanischen Manifestationen. Hier hat sich der Druck also immer wieder in Eruptionen entladen.

Einige Wissenschaftler vermuten als Ursache für die rapide Inflation nicht nur Magma, sondern Dampf der sich im oberen Bereich der Magmakammer sammelt. Bradley S. Singer ist jedoch davon überzeugt, dass die Ursache für die Bodendeformation Magma ist, dass in die Magmakammer strömt. Dampf, so Singer, würde durch Risse im Gestein austreten. Die Magmakammer soll in ca. 5 km Tiefe liegen und bereits soviel rhyolithisches Magma enthalten, dass es dem Volumen des Half Domes im Yosemite N.P. entspricht: 6 Kubikkilometer.

Die Forscher ziehen Parallelen zu anderen großen Calderavulkanen wie Yellowstone, oder Uturuncu, an denen ebenfalls inflationäre Bodendeformationen beobachtet werden. Doch an keinem der Vulkane geht die Bodenanhebung so schnell von statten wie in der Laguna del Maule.

Die Vulkanologen errichteten um die Caldera ein dichtes Netz von Beobachtungsgeräten um den Puls des Vulkans zu fühlen. Für sie steht fest, dass es zu einer Eruption kommen wird, die Frage ist nur wann und wie groß der Vulkan eruptieren wird.

Quellen:

https://phys.org/news/2015-12-year-uplift-andean-volcano.html

https://www.geosociety.org/gsatoday/archive/24/12/article/i1052-5173-24-12-4.htm

Karibik: Schwarmbeben

In der karibischen Virgin Islands Region, nordöstlich von Puerto Rico, findet derzeit ein Schwarmbeben statt. Die Beben haben Magnituden kleiner als 4. Die Tiefen der Hypozentren streuen zwischen 63 und 12 Kilometern. Als Ursache vermute ich tektonische Gründe, da sich die Beben nahe einer Subduktionszone ereignen. Allerdings liegen die Vulkane der Kleinen Antillen nicht weit entfernt. Sollte sich ein starkes Erdbeben ereignen, dann könnten auch die Vulkane wachgerüttelt werden.

Ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2,6 ereignete sich auch unweit des Yellowstone Nationalparks.

Vulkane Indonesiens

Die Vulkane des indonesischen Archipels bleiben auch dieses Jahr besonders aktiv. 15 Vulkane stehen auf Alarmstufe „gelb“, 4 auf „orange“ und einer auf „rot“. Bereits bei Alarmstufe „gelb“ ist besondere Vorsicht geboten und der Vulkan kann ohne weitere Warnungen ausbrechen. In Indonesien stehen häufig Vulkane auf „gelb“ die bereits kleinere Eruptionen erzeugen. Eine Näherung an die Krater ist bereits verboten. Steht ein Vulkan auf „rot“, dann ist eine größere Eruption im Gange und es besteht eine ernste Gefahr für Anwohner und dem Flugverkehr. Von 4 Vulkanen liegen heute Meldungen des VAAC Darwin vor:

Bromo: der Vulkan in der Tengger-Caldera eruptiert bereits seit einigen Wochen. Vorgestern stand der Wind so ungünstig, dass die Vulkanasche Richtung Malang zog und der Flughafen kurzzeitig gesperrt wurde. Heute registriert das VAAC Vulkanasche in 4 km Höhe. Bauern beklagen Ernteverluste, da ihre Feldfrüchte mit Vulkanasche bedeckt sind.

Dukono: auf Halmahera ist der Dukono weiterhin aktiv. Sein Alarmstatus steht auf „gelb“. Trotzdem warnt das VAAC vor Vulkanasche in 3300 m Höhe. Der Vulkan ist seit mehreren Jahren tätig und stößt überwiegend Vulkanasche aus.

Sinabung: der Vulkan auf der Insel Sumatra steht auf Alarmstufe „rot“. Vom Sinabung ging heute eine explosive Eruption aus, die Vulkanasche bis in einer Höhe von 4600 m steigen ließ. Es wird leichtes Domwachstum registriert, doch der Charakter der anhaltenden Eruption wechselte mehr zum explosiven Typus.

Soputan: ist nach der großen Eruption gestern weiterhin aktiv und entsendet Aschewolken die bis in 4 km Höhe aufsteigen. Auf Fotos ist zu sehen, dass der Vulkan auf Sulawesi ein nächtliches Feuerwerk lieferte und glühende Tephra eruptierte. Trotzdem steht die Alarmstufe nur auf „orange“.

Das sind noch nicht alle Vulkane, die derzeit in Indonesien eruptieren. Spontan fallen mir da noch die daueraktiven Vulkane Batu Tara, Ibu, Karangetang und Semeru ein. Somit stellt Indonesien weiterhin ein gutes Ziel für  „volcano chaser“ dar: die Chancen einen aktiven Vulkan beobachten zu können sind relativ hoch.

Ungewöhnlich still ist es in der letzten Zeit um Anak Krakatau geworden. Mich würde es trotzdem nicht wundern, wenn er bald in die Schlagzeilen zurückkehren würde.

Soputan: explosive Eruption

160105Der Soputan auf der indonesischen Insel Sulawesi sorgte heute für den spannendsten Vulkanausbruch des neuen Jahres: eine starke Explosion ließ eine Aschewolke 6,6 km über Kraterhöhe aufsteigen. Sie kollabierte und schickte pyroklastische Ströme in südöstlicher Richtung. Diese flossen gut 2,5 km weit. Die Vermutung liegt nahe, dass heute zumindest ein Teil des Lavadomes kollabierte.

Der Soputan hatte bereits im Mai 2014 den Alarmstatus „orange“, wurde vor einigen Wochen aber auf „gelb“ abgestuft. Dennoch gab es immer wieder Episoden mit hohem Tremor, Domwachstum und kleinere Explosionen. Seit dem 04.01.2016 stand er wieder auf „orange“. Die Vulkanologen erkannten also einen Tag vor der Eruption, dass die Aktivität steigt.

 

Fuego: paroxysmale Eruption

Am Fuego in Guatemala steigerte sich heute die Aktivität zu einer paroxysmalen Eruption. Vulkanasche stieg dabei bis zu 7 km hoch auf und driftete bis zu 40 km in südlicher Richtung. In den umliegenden Gemeinden regnet es Vulkanasche. Fenster und Türen klirren durch den Druck der explosiven Eruptionen.

Es sind 3 Lavaströme aktiv, die bis zu 2,5 km weit fließen. Pyroklastische Ströme fließen in westlicher Richtung und legen Entfernungen bis zu 6 km zurück. Auf der LiveCam ist wegen Wolken derzeit nichts zu sehen. Das kann sich aber schnell ändern. MIROVA registriert ein starkes thermisches Signal.

Indien: Erdbeben M 6,7

Im Südosten Indiens ereignete sich gestern Abend ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,7. Das Hypozentrum lag in 40 km Tiefe, wenige Kilometer von der Landeshauptstadt Imphal entfernt. So wurde der indische Bundesstaat Manipur besonders stark erschüttert. Hier starben mindestens 9 Menschen, 200 wurden verletzt. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, oder wurden beschädigt. Aber auch in den benachbarten Staaten Myanmar und Bangladesch gab es Schäden und Verletzte. Aufgrund der relativ großen Tiefe des Hypozentrums sind die Schäden geringer, als sie bei einem flachen Beben gewesen wären.

Im April letzten Jahres wurde die benachbarte Himalaya-Region von einem Erdbeben der Magnitude 7,8 heimgesucht. Damals starben mehr als 9000 Menschen.