Vulkane Indonesiens

Der heutige Bericht steht ganz im Zeichen der indonesischen Vulkane:

Am Bromo auf Java wurden in den letzten Tagen erhöhte Seismik und Gasausstoß registriert. Das örtliche Observatorium richtete eine 1 km durchmessende Sperrzone um den Vulkan ein. Der Aufstieg zum Kraterrand ist gesperrt.

Anak Krakatau erzeugte bereits vor mehreren Tagen eine einzelne explosive Eruption. Dies berichtete unser Freund und Guide Andi. Er ist übrigens auch Mitglied in unserem Vulkanverein.

Rinjani auf Lombok ist weiterhin aktiv. Der Ausstoß an Tephra hat soweit abgenommen, dass der lokale Flughafen wieder geöffnet wurde. Dafür wird von strombolianischer Aktivität berichtet und von einem Lavastrom, der in den Kratersee fließt.

Der Dom des Semeru wächst langsam aber stetig. Heute wurde ein moderates Hitzesignal registriert, dass auf eine leichte Zunahme der Lavafördermenge schließen lässt.

Japan: Erdbeben M 6,6

Im Süden Japans ereignete sich ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,6. Manche Quellen sprechen von M 7,o. Das Hypozentrum lag in nur 10 km Tiefe und 170 km westlich von Kagoshima. Die Angaben über einen Tsunamialarm sind widersprüchlich, aber es scheint zumindest keine größeren Flutwellen gegeben zu haben.

In der Nähe liegt nicht nur das Atomkraftwerk Sendai, sondern auch mehrere aktive Vulkane wie Kirishima, Suwanose-jima und Sakurajima. Letzterer ist ungewöhnlich still: das VAAC Tokyo registrierte die letzte Eruption vor genau einem Monat.

Vulkane weltweit

Fuego: der Vulkan in Guatemala produzierte vorgestern einen neuen Paroxysmus bei dem auch pyroklastische Ströme entstanden. Diese erreichten die Basis des Vulkans und gefährdeten Farmland.

Piton Fournaise: das vulkanologische Observatorium meldet eine Zunahme der Seismik, Zudem wird erneute Inflation registriert was auf weiteren Magmenaufstieg hindeutet. Wahrscheinlich wird es bald eine neue Eruptionsphase geben.

Rinjani: der Vulkan auf der indonesischen Insel Lombok ist weiterhin aktiv, allerdings mit rückläufigem Trend. So wurde der Regionalflughafen auf Lombok wieder kurzfristig geöffnet. Thermische Signale der letzten 2 Tage sind vergleichsweise schwach, bzw. nicht vorhanden.

Sinabung: auf Sumatra ist der Domvulkan weiterhin aktiv. In den letzten 2 Tagen wurden pyroklastische Ströme beobachtet.

Ätna: thermisches Signal

Jahresübersicht thermische Signale. © MIROVA

Der Ätna auf Sizilien heizt langsam, aber stetig auf. Der Tremor fluktuiert im 12 Stunden Takt. Parallel dazu werden auf MIROVA thermische- und radioaktive Strahlungssignal registriert. Zudem gibt es weitere Erdbeben in Tiefen kleiner als 5 km. Derzeit ist es schwer einzuschätzen, ob die leichte Erhöhung der Aktivität zu einer neuen Ausbruchsserie führt, oder ob es nur ein Intermezzo ist. Die italienischen Kollegen vom INGV halten sich bedeckt und kommentieren das Geschehen nur wenig.

Rinjani: Aufstieg gesperrt

Die Aktivität am indonesischen Vulkan Rinjani ist weiterhin sehr intensiv. Zwar hat die Eruption von Vulkanasche etwas abgenommen, aber es findet sehr starke strombolianische Tätigkeit statt. Zudem hat sich ein Lavastrom auf den Weg gemacht. Dieser geht vom 300 m hohen Mount Barujari aus. Der Schlackenkegel entstand erst 1994 innerhalb der Caldera des Rinjani.

Obwohl die Emission von Vulkanasche nachgelassen hat, wird der Flugverkehr weiterhin beeinträchtigt. Die meisten Flüge von Bali nach Australien fallen aus und Tausende Urlauber sitzen fest. Der lokale Flughafen auf Lombok ist gesperrt.

Gesperrt ist auch der Aufstieg zum Vulkan. Unser Freund Andi berichtet von Polizeiposten an den beiden Zugangspunkten zum Vulkan. Zum Leidwesen aller Vulkanchaser nimmt die Polizeipräsenz auch in Indonesien weiter zu und es wird immer schwieriger einen aktiven Vulkan zu besteigen.

Ätna: erneuter Tremoranstieg

Mikroseismik am Ätna. © INGVLetzte Nacht gab es eine erneute Erhöhung des Tremors. Ich vermute diese hing mit einer Intensivierung der strombolianischen Tätigkeit in der Voragine zusammen. Zudem gab es in den letzten Tagen wieder vermehrte Mikrobeben. Die Hypozentren lagen in Tiefen kleiner 5 km und scheinen sich (mehr oder weniger) entlang einer SW-NE streichenden Linie ereignet zu haben, die parallel zur Hauptstörungzone des Vulkans verläuft.

Ätna: erhöhter Tremor

Leicht erhöhter Tremor am Ätna. © INGVHeute Abend steigt der Tremor am Ätna deutlich (aber nicht dramatisch) an. Da man auf der LiveCam nichts außergewöhnliches sieht, vermute ich einen Zunahme der strombolianischen Aktivität in der Voragine. Seit einigen Tagen ist dort ein Schlot schwach aktiv. Zudem gab es wieder einige schwache Erdbeben am Vulkan und es wurden von einigen Fumarolen am Neuen-Südostkrater thermische Signale registriert. Alles in Allem sieht es so aus, als würde mein Lieblingsvulkan wieder etwas munterer werden. Neue paroxysmale Eruptionen könnten sich in der nächsten Zeit wieder manifestieren!

Colima: lost in transit

In der letzten Oktoberwoche machten sich die Geonauten Martin, Thorsten, Richard und Marc auf den Weg Richtung Mexiko. Ziel war der Vulkan Colima, von dem in den letzten Wochen immer häufiger Blitzfotos auftauchten. Die meisten dieser Bilder stammten von unserem Kollegen Hernando, den wir vor Ort auch treffen wollten.

Zeitgleich mit uns sollte Hurrikan Patricia auf die mexikanische Küste unweit des Vulkans treffen. Am Abend vor unserer Abreise kamen doch ein paar Bedenken auf, ob es klug wäre die Reise anzutreten. Für eine Flugstornierung war es aber bereits zu spät, da es ein finanzieller Totalausfall geworden wäre und so beschlossen wir uns trotzdem auf den Weg zu machen.

Der Flug führte über Houston in Texas und es kam, wie es kommen musste: die Geonauten strandeten hier zunächst, da der Weiterflug nach Guadalajara gecancelt wurde. Für den nächsten Tag standen wir auf mehreren „stand by“ listen, doch das Ziel gemeinsam zu erreichen, schien praktisch unmöglich. So flogen Richard und ich als erstes weiter, um schon einmal den Mietwagen klar zu machen, die beiden Anderen folgten erst am Abend. Zu allem Überfluss war der reservierte Jeep bereits weg und man gab uns ein „upgrade“ auf einen Minivan. Als die beiden Anderen einflogen, kam das Gepäck von Thorsten nicht an. Vergeblich warteten wir bis Mitternacht auf den letzten Flieger aus Houston, um dann am nächsten Vormittag das Gepäck endlich in Empfang zu nehmen. Kurzum hatten wir 36 h Stunden Verspätung und starteten in Richtung Katastrophengebiet. In den Nachrichten hieß es, dass Lahare die Gegend um den Vulkan verwüstet hätten und wir rechneten mit unpassierbaren Pisten. Doch je näher wir dem Vulkan kamen, desto erstaunter waren wir, dass hier kein einziger Baum umgeknickt war und alles recht normal aussah.

In Colima City trafen wir auf Hernando, der uns zu einer Berghütte am Vulkan begleitete. Ein wenig zweifelnd deutete er auf unseren Minivan und verzog das Gesicht: „ob wir damit durch die Furt kommen würden?“ erstaunt fragte ich „welche Furt?“, worauf Hernando meinte „na, ein Lahar hat die Brücke auf dem Weg zur Hütte weggerissen“. Dass waren ja rosige Aussichten!

Nach einem kurzen Stopp in einem „drive through shop“ (den Ersten, den ich je erlebt habe) ging es recht schnell in Richtung Vulkan und besagter Furt. Auf einer Breite von gut 25 Metern strömte die braune Flut recht schnell dahin. Nun, es war nicht das erste Mal, dass ich mit einem Auto durch einen Fluss fahren musste, doch das erste mal, dass ich in einem so ungeeigneten Wagen dazu saß: nur wenig mehr Bodenfreiheit als ein normaler PKW, der nicht nur kein Allradantrieb hatte, sondern zu allem Überfluss noch ein Automatikgetriebe und extrem langen Radstand. Mit 5 Personen und Gepäck waren wir voll beladen. Lust auszusteigen und zu Fuß durch den Fluss zu waten verspürte keiner. Bei entgegen kommende Fahrzeugen, die die Furt passierten, handelte es sich um SUVs und Pick-ups, die allerdings nicht einmal bis zur Stoßstange ins Wasser eintauchten. Na dann man tau! Mit wenig Schwung, aber konstantem Gasfuß setzte ich den Wagen ins Wasser und wir holperten recht souverän ans andere Ufer. Trotzdem war mir ein wenig mulmig zu Mute: etwaige Schäden auf unbefestigten Straßen (zu denen eine Furt sicherlich gehörte) wären nicht versichert. Die Furt -so viel sei Vorweg genommen- sollte das Spannendste dieser Reise bleiben und für Stress sorgen.

Der weitere Weg zur Hütte war mit unserem Wagen geradeso zu bewältigen. Unverständlicher Weise gab es selbst auf der schmalen Piste zahlreiche Schwellen zur Reduzierung der Geschwindigkeit und an manchen setzte der Unterboden des Wagens auf.

Die Hütte befand sich in 7 km Entfernung vom Gipfel des Colimas und gehörte wohl zu einer Hazienda. Wir bauten unsere Kameras auf der Terrasse auf und warteten auf freie Sicht auf den Vulkan. Diese kam erst nach Mitternacht und bis dahin schliefen wir etappenweise. Ein erster Ausbruch ließ uns aufschrecken, doch dieser brachte keinen der erhofften Blitze. Die Pausen zwischen den Eruptionen waren lang und so warteten wir und warteten. Ein nächtliches Highlight war ein entflohenes Pferd, dass innerhalb der Hütteneinfriedung weidete und uns abgehauen war, als jemand vergessen hatte das Tor zum Grundstück zu schließen.

Kurz vor der Morgendämmerung schloss sich der Nebelvorhang wieder. Kaum geschehen hörten wir das leise Grummeln eines erneuten Ausbruchs und das charakteristische Knattern elektrischer Entladungen. Er konnte also, wenn er wollte!

Der nächste Tag gestaltete sich lang, die folgende Nacht noch länger. Schon zermürbend, wenn zwischen den Eruptionen 2-6 Stunden vergehen und diese praktisch ohne Vorankündigung kommen. In der 3. Nacht gab es dann endlich eine etwas größere Eruption, die genug schnell aufsteigende Tephra produzierte, dass es wieder blitzen konnte. Für gut 2 Minuten ratterten 12 Kameras los, die Hunderte Fotos schossen. Anschließend zeigten sich die Geonauten verzückt und jeder wuselte hin und her um seine Fotos mit denen der Kollegen zu vergleichen. Doch schnell zog wieder die zähe Routine des Wartens auf den nächsten Ausbruch ein und die Nacht verging ohne weitere besondere Eruptionen.

Der nächste Abstecher nach Comala führte uns wieder durch die Furt und auf dem Rückweg fuhren wir uns tatsächlich fest. Am Flussgrund hatte sich eine ausgefahrene Rinne gebildet in der lockere Steine lagen und ich merkte regelrecht wie die Reifen ihre Traktion verloren 2 Sekunden später saßen wir fest. Durch schnelles vor-und rückwärts Schalten bekam der Wagen aber wieder festeren Boden unter die Räder und letztendlich genug Grip um das rettende Ufer zu erreichen. Das war knapp! Sollte das Wasser im Fluss steigen hätten wir ein Problem und würden unter Umständen an der Hütte festsitzen. Wir mussten unbedingt das Wetter im Auge behalten.

Die nächsten Tage und Nächte verliefen ähnlich. Größtenteils verhüllten Wolken den Blick auf den Vulkan und nur gelegentlich gab es Perioden mit freier Sicht. Selbst Nachts zog immer wieder Nebel auf. Pro Nacht gab es 1 – 2 brauchbare Eruptionen (soll heißen welche mit Blitze, oder Strombolianern) von denen mehrere aber in den Wolken gehüllt abliefen.

Am Freitag wurde das Wetter dann endgültig schlecht und es regnete die halbe Nacht. Selbst im Schlaf geisterte mir ständig die Furt durch den Kopf und den Anderen ging es wohl ähnlich. Am frühen Morgen beschlossen wir die Hütte aufzugeben und uns durch die Furt auf die sichere Seite zu begeben. Doch es war bereits zu spät: der Wasserpegel war dermaßen angeschwollen, dass wir mit unserem Minivan keine Chance mehr hatten. Was nun? Wir fuhren zur zerstörten Brücke und tatsächlich hatte man in aller Schnelle einen kanalisierten Schüttdamm gebaut, den wir als erstes befahren durften. Uff, nochmal Glück gehabt, denn nach dem Anreisefiasko hatte niemand große Lust auch noch den Rückflug zu verpassen.

Der gesamte Tag und die nächste Nacht waren vom Wetter her unbrauchbar. Dummer Weise war das unser Zeitslot für die Fahrt hoch zum Nevado de Colima, doch diese Tour konnten wir nun getrost vergessen. Die Wettervorhersage versprach aber für die kommende Nacht (unsere Letzte) sternenklare Sicht und so machten wir uns auf in Richtung Ostseite des Vulkans. Tatsächlich fanden wir eine Straße die ziemlich weit an den Colima heranführte und wir bauten uns auf den Weg zu einer Hazienda auf, der ca. 6 km vom Gipfel entfernt war. Wettertechnisch war es tatsächlich die beste Nacht, doch leider wollte der Vulkan nicht so recht. Kurz nach Abenddämmerung produzierte er eine schöne strombolianische Eruption, doch das war es dann: statt Kraft für 1-2 große Eruptionen zu sammeln, verschoss Colima sein Pulver in mehreren kleinen Aschepuffs, die alle 2-3 Stunden erfolgten.

Vollkommen entnervt packten wir gegen 5 Uhr in der Frühe unsere Kameras ein und machten uns auf den 4 stündigen Rückweg zum Flughafen. Dort angekommen stellten wir fest, dass unser Flug nach Houston mehr als eine Stunde Verspätung hatte… das war es dann wohl mit einer zügigen Heimreise, denn mir würden dann bestenfalls 40 Minuten zum Umsteigen bleiben, inkl. Immigration in den USA. Auf der Hinreise hatte das fast 2 Stunden gedauert.

Als wir dann in Houston landeten sah ich schon den Lufthansa A380 am Gate stehen und er wurde gerade beladen. Wie der geölte Blitz zischte ich durch den Flughafen und fuschte mich in jeder Schlange vor, erledigte die Einreiseformalitäten, holte mein Gepäck, stürmte durch den Zoll, schmiss den Rucksack aufs Transferband, huschte durch die Security und erreichte meinen Anschlussflug pünktlich zum boarden. Die komplette US-Immigration in rekordverdächtigen 20 Minuten! Natürlich wartete ich in Frankfurt dann vergeblich aufs Gepäck: lost in transit!

(Die Bilder zu diesem Bericht entstanden zwischen dem 24.10. und 01.11.2015)

Vulkane Weltweit

Ätna: der Vulkan auf Sizilien ist aus seinem monatelangen Dornröschenschlaf erwacht. Im Westteil der Voragine ist ein Förderschlot entstanden der strombolianisch aktiv ist. Die Aktivität kündigte sich Mitte Oktober durch kleine Erdbebenschwärme an.

Colima: in Mexiko ist der Colima weiterhin aktiv. Mehrmals täglich erzeugt er Ascheeruptionen, deren Aschewolken bis zu 2 km hoch aufsteigen. Die Pausen zwischen den Eruptionen sind 2 – 6 Stunden lang.

Piton Fournaise: die eigentlich für beendet gehaltene Eruption lebte in der 2. Oktoberhälfte noch einmal auf: es wurden strombolianische Eruptionen und ein Lavastrom generiert. Mittlerweile ruht der Vulkan wieder.

Rinjani: in Indonesien kam es in den letzten Tagen zu Ascheeruptionen, die den Flugverkehr behinderten. Besonders betroffen war wieder der Flughafen von Bali, wo Hunderte Flüge gestrichen wurden und Tausende Urlauber festsaßen. Rinjani ist ein beliebtes Trekkingziel.

Sakurajima: der Japaner fällt durch seine Inaktivität der letzten Wochen auf. Seit Anfang Oktober wurden nur 2 Eruptionen gemeldet. Der Vulkan pausierte dieses Jahr bereits öfters. Im Sommer sorgte er für Schlagzeilen, als ein Lavadom die Förderschlote verstopfte und der Druck im Inneren des Feuerberges dramatisch wuchs. Es drohte eine große Explosion, die aber ausblieb.

Shiveluch: der Domvulkan auf der russischen Halbinsel Kamtschatka ist derzeit sehr aktiv und steht mehrmals täglich in den Meldungen des VAAC Tokyo. Dieses registriert Aschewolken, die vom Shiveluch ausgehen.