Ein virales Video zeigt Risse im Boden – Stammt aber nicht aus dem Yellowstone N.P.
Der Yellowstone-Nationalpark ist nicht nur der älteste Nationalpark der Welt, sondern schützt ein einzigartiges Naturgebiet inmitten einer der größten vulkanischen Caldera unseres Planeten, in der sich die weltgrößte Ansammlung von Geysiren und heißen Quellen befindet. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bewohnen die Wälder und Prärien, die als UNESCO-Weltnaturerbe ebenfalls unter Schutz stehen. Millionen Touristen besuchen den Yellowstone Jahr für Jahr, und so ist es nicht verwunderlich, dass das Areal auch medial von besonderem Interesse ist.
Immer wieder tauchen Spekulationen über einen bevorstehenden Vulkanausbruch auf, obwohl seit 2015 übergeordnet eine leichte Subsidenz registriert wird und es nur lokal zu kleineren Bodenhebungen kommt. Das heißt, der Boden sinkt überwiegend ab, anstatt sich zu heben, was man im Vorfeld einer Eruption erwarten würde. Die letzte Bodenhebungsphase fand zwischen 2004 und 2014 statt. Damals hob sich der Boden um 21 Zentimeter. Diese Bodenhebungsphase wurde von Erdbebenschwärmen begleitet, ähnlich wie jene, die wir heute in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei sehen. Dort werden solche Hebungsphasen mit dem Phänomen des Bradyseismos in Verbindung gebracht. Ähnliches könnte man auch für die Yellowstone-Caldera vermuten, denn auch hier treten solche Hebungs- und Senkungsphasen periodisch auf.
Der Grund für diesen Artikel ist ein Video, das heute in den sozialen Medien viral geht und lange Bodenrisse in einem Feld zeigt, das sich angeblich im Yellowstone-Nationalpark befinden soll. Die Risse ziehen sich über viele Hundert Meter hin und durchschneiden auch eine Piste. Im begleitenden Texten werden Ängste geschürt, dass die Aktivität im Yellowstone größer ist, als es von den Vulkanologen des YVO angegeben wird. Tatsächlich gibt es diese Risse, jedoch nicht im Yellowstone-Nationalpark. Das Video zeigt sehr wahrscheinlich Risse, die sich nahe dem Ort Meeteetse gebildet haben. Der Ort liegt südlich von Cody und außerhalb des Yellowstone-Nationalparks mit seiner Caldera. Hier ist der Boden in Bewegung, und man spricht von einem „Earthflow“, den man nicht mit einem klassischen Erdrutsch verwechseln sollte. Der Boden der Region gilt als instabil, und an sanft geneigten Hängen kann er sich langsam abwärts bewegen, wodurch Risse entstehen. Die Region ist tektonisch aktiv, aber es werden hydrogeologische Prozesse hinter den Instabilitäten vermutet.
Der Yellowstone-Vulkan indes zeigte im Juni normale seismische Aktivität auf Hintergundniveau: Wie das YVO im neuen Monatsbulletin berichtet, gab es 74 schwache Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 2,5. Jahreszeitlich bedingt stoppte die Subsidenz, und es kam lokal zu leichter Bodenhebung. Hierfür soll ein vermehrter Wassereintrag ins Hydrothermalsystem des Vulkans verantwortlich sein. Dieser wird mit der Schneeschmelze in Verbindung gebracht.