Santorin: Weitere Erdbeben mit Magnituden 5,1

Zwei weitere Erdbeben mit Magnituden 5,1 erschütterten Santorin

Datum 18.02.25 | Zeit: 06:08:09 UTC | Koordinaten:  36.608 ; 25.618 | Tiefe: 8 km | Mw 5,1

Die Erdbebenkrise bei der griechischen Insel Santorin hält weiter an. Die Anzahl der Erdbeben variierte in den letzten 48 Stunden wenig, doch heute Morgen gab es wieder 2 stärkere Erdbeben mit einer Magnitude von 5,1. Sie manifestierten sich um 04:46:52 Uhr und um 06:08:09 Uhr UTC. Die Hypozentren beider Beben lagen in 8 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen wieder in dem Offshore-Bereich nordöstlich von Santorin, wobei ein Beben westlich und das andere östlich der kleinen Insel Anydros lag. Generell erkennt man, dass es jeweils in dem Bereich der stärkeren Beben zu einer Clusterbildung kommt, mit einer Tendenz der weiteren Ostwärts-Verlagerung der Epizentren.

Während sich einzelne Forschergruppen in Bezug auf den Ursprung der Beben klar positionieren, mögen sich die federführenden Institutionen nicht festlegen und bleiben nach allen Seiten diplomatisch offen. In einem Bericht vom GFZ-Potsdam heißt es weiterhin, dass es sowohl magmatisch getriggerte Beben als auch rein tektonische Erschütterungen sein könnten. Auch eine Kombination von beiden Ursachen halten sie für möglich.




Einige Forscher formulieren aber auch ziemlich detaillierte Vorstellungen zu dem, was ihrer Meinung nach passiert ist. So habe ich Medienberichte gelesen, nach denen der griechische Forscher Athanasios Ganas (Geodynamischen Instituts Athen) meinte, dass der Magmenaufstieg unter Santorin begonnen hatte, dann Richtung Kolumbos migrierte und von dort weiter in das jetzt seismisch aktive Gebiet strömte. Grund zu der Annahme liefert die Bodenhebung von wenigen Zentimetern, die zwischen Herbst und Beginn der seismischen Krise im Calderabereich von Santorin gemessen wurde. Das ist eines der möglichen Szenarien, aber nicht unbedingt das Wahrscheinlichste.

Nach wie vor lassen sich über den weiteren Verlauf des Erdbebenschwarms keine verlässlichen Prognosen anstellen, höchstens Szenarien des denkbar Möglichen erstellen. Diese Szenarien beginnen dabei, dass nichts weiter passiert und die Erdbeben nach einer Weile aufhören. Es könnte aber auch eine erneute Verstärkung der Beben geben, bis hin zum Auftreten eines starken Erdbebens mit großem Zerstörungspotenzial, in dessen Folge auch ein Tsunami entstehen könnte. Ein Vulkanausbruch ist ebenfalls denkbar, der würde sich aber wahrscheinlich submarin abspielen. Auch in diesem Fall könnte ein Tsunami resultieren.

Campi Flegrei: Studie warnt vor phreatischen Eruptionen

Piciarelli-Fumarole neben der Solfatara in der Campi Flegrei © Marc Szeglat

Studie hält seismische Bursts für Hinweise auf bevorstehende phreatische Eruptionen in den Campi Flegrei

Während die seismische Krise in den Campi Flegrei weiterhin anhält, wurde eine Studie veröffentlicht, die bei den Anwohnern der süditalienischen Caldera kaum für Beruhigung sorgen dürfte. Die Studie entstand unter Mitwirkung zahlreicher INGV-Wissenschaftler unter Zusammenarbeit mit Forschern des Nationalen Forschungsrates und wurde am 11. Februar auf nature.com veröffentlicht. Die Autoren analysieren die Geschehnisse in der Caldera detailliert und identifizieren zwei Hauptzonen in der Depression, in denen sich die meisten Erdbeben ereignen und die stärkste Bodenhebung stattfindet. Beide Zonen lassen sich mit Ellipsen umreißen: Die kleinere Zone befindet sich im Golf von Pozzuoli, die größere umfasst eine Region, in der sich nicht nur die Altstadt und der Hafen von Pozzuoli befinden, sondern auch der Solfatara-Krater mit dem Thermalgebiet von Pisciarelli. Meiner Meinung nach wurde eine dritte Zone übersehen, die sich südöstlich von Pozzuoli erstreckt.




In der Studie heißt es, dass während der Bradyseismos-Phasen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und in der aktuellen Phase die größten Bodenhebungen stets im geografischen Zentrum der Caldera gemessen wurden. Dieses Zentrum liegt in der Hafengegend, wo sich die oft zitierte Messstation RITE befindet. Durch die Bodenerhebung entsteht ein radiales Deformationsmuster in Richtung der Calderaränder. Die Bodenhebung an der RITE-Messstation beträgt mittlerweile rund 140 Zentimeter. Während die aktuelle Hebungsphase im Jahr 2006 erstmals messbar wurde, stoppte die zuvor beobachtete Subsidenz bereits ein Jahr zuvor. Seitdem wurden bis 2024 etwa 18.500 Erdbeben registriert. Das stärkste ereignete sich im Mai 2024 mit einer Magnitude von 4,4. Beim aktuellen Schwarm erreichten die beiden stärksten Beben eine Magnitude von 3,9.

Zwei Zonen mit besonderer Aktivität in den Campi Flegrei identifiziert. © Nature Communications/ Autoren der Studie

Die Forscher führten eine detaillierte Analyse der Bebensequenzen zwischen 2021 und 2024 durch, in denen sich die seismische Aktivität signifikant steigerte. Demnach handelte es sich bei den meisten Erdbeben um vulkanotektonische Erschütterungen, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen entstehen. In Schwärmen folgen die einzelnen Beben im Durchschnitt in Zeitabständen von 200 Sekunden. Die Forscher identifizierten jedoch auch Bebensequenzen, in denen die Erschütterungen so schnell hintereinander auftraten, dass ihre Signale im Seismogramm unter Umständen nicht vollständig voneinander zu trennen waren. In diesen Sequenzen folgten die Beben in Abständen von nur wenigen Sekunden aufeinander. Diese Erdbebensequenzen bezeichnen die Forscher als seismic bursts. Sie treten überwiegend im Pisciarelli-Gebiet auf, aber auch direkt unter der Solfatara, insbesondere im Bereich des Monte Olibano.

Die seismic bursts stehen im Zusammenhang mit Erdbebenschwärmen und konzentrieren sich entlang der Biegezone zwischen dem stark verformten zentralen Teil der Caldera und dem weniger deformierten äußeren Bereich. Die übergeordnete Seismizität wird als spröde Reaktion der Krustengesteine auf eine primäre Verformungsquelle in etwa 3800 m Tiefe interpretiert. Die genaue Natur dieser Quelle bleibt unklar – sie könnte eine Ansammlung magmatischer Flüssigkeiten, die Ausdehnung eines porösen Mediums unter Druck oder eine Magmaintrusion sein.

In weiteren Untersuchungen konzentrierten sich die Forscher auf zwei dieser stoßartigen Erdbebensequenzen, die mich ein wenig an Tremor erinnern und offenbar auch beim aktuellen Schwarmbeben vor Santorin auftraten. Die beiden detailliert analysierten Sequenzen manifestierten sich in der Region Solfatara-Mt. Olibano, wiesen jedoch unterschiedliche Tiefenverteilungen auf. Die Sequenz vom 12. Oktober 2023 (10 Ereignisse) konzentrierte sich auf Tiefen von 700–900 m unter dem Monte Olibano, während sich die Schwarmsequenz vom 14. April 2024 (37 Ereignisse) auf Tiefen von 730–2870 m erstreckte und stärker unter dem Solfatara-Krater verteilt war, mit einer Tendenz in Richtung Pisciarelli. Dies deutet darauf hin, dass beide Sequenzen dieselbe Quellregion haben, jedoch unterschiedliche räumliche Muster aufweisen – beeinflusst durch die geologischen Strukturen der Lavadome am Monte Olibano und des hydrothermalen Systems.

Im Bereich des Monte Olibano -an dessen Fuß außerhalb des Solfatarakraters das Pisciarelli-Gebiet liegt- wurde in einer anderen Studie aus dem Jahr 2023 eine Schwereanomalie festgestellt. Hier hebt sich der Boden langsamer als in den umliegenden Gebieten. Im vergangenen Jahr verlangsamte sich die Bodenhebung weiter. Inzwischen beträgt die Differenz zwischen der erwarteten und der tatsächlich gemessenen Hebung 11 Zentimeter. Die Forscher konnten eine Korrelation zwischen der Verlangsamung der Bodenhebung in der Schwereanomalie und einer Zunahme der Erdbeben in derselben Region feststellen. Gleichzeitig stieg in der Solfatara und dem angrenzenden Thermalgebiet von Pisciarelli der Kohlendioxidausstoß auf Werte, die für aktive Vulkane mit offenem Fördersystem typisch sind. Zudem nahmen die Temperaturen der Flüssigkeiten und Gase in den Thermalgebieten von Solfatara und Pisciarelli zu.

Seismic bursts sind auch von anderen Calderavulkanen mit großen Hydrothermalsystemen bekannt. Es gibt Hinweise darauf, dass sie durch das Einspritzen von Fluiden entstehen, die unter hohem Druck in das Hydrothermalsystem eindringen. Sie werden als mögliche Vorläufer phreatischer Eruptionen interpretiert. Eine Zunahme dieser Bebensequenzen könnte auf ein steigendes Risiko solcher dampfgetriebenen Eruptionen hindeuten.

Die Forscher der Studie benennen die Ursache für die Schwereanomalie nicht eindeutig. Sie könnte jedoch bereits auf eine oberflächennahe Magmaintrusion hinweisen.

Geophysiker hebt lange Pausen des Bradyseismos hervor

Was bislang ebenfalls nicht thematisiert wurde, ist der Umstand, dass es vor den Bradyseismos-Phasen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lange Zeit überhaupt keine vergleichbaren Hebungs- und Senkungsphasen in der Caldera gab. Die Öffentlichkeit wurde in dem Glauben gelassen, dass der Bradyseismos quasi kontinuierlich abläuft. Doch laut einem Beitrag des Geophysikers Giuseppe De Natale soll das gar nicht der Fall gewesen sein. Er schrieb, dass es zwar vor und nach dem letzten Ausbruch von 1538 Erdbeben und Bodendeformationen gab, die jedoch um 1580 endeten. Danach blieb es über 400 Jahre lang ruhig. Erst in den 1950iger-Jahren begannen neue Bradyseismos-Phasen, auf die man sich immer bezieht, wenn man von diesem Phänomen spricht. Auch zwischen dem 8. Jahrhundert v. Chr. und etwa 1430 soll es keine größeren Erdbeben und Bodendeformationen gegeben haben. Glaubt man De Natale, dann verlief wohl auch die Zeit vor der (phreatischen) Eruption im Jahr 1198 still oder es wurden einfach keine Hinweise auf Unruhen dokumentiert und überliefert.

Meine Einschätzung der Situation

Während Wissenschaftler im Endeffekt immer nur das aussprechen dürfen, was sie mit wissenschaftlichen Methoden beweisen können, sieht es für Journalisten und Blogger anders aus, denn sie dürfen am Ende ihrer Berichterstattung auch eine persönliche Lageeinschätzung vornehmen. Jahrelang gehörte ich zu den Leuten, die die Bälle in Bezug auf die Phlegräischen Felder eher flach gehalten haben und eine bevorstehende Eruption zwar nicht ausgeschlossen haben, aber für eher unwahrscheinlich hielten. Die Steigerung der seismischen Aktivität insbesondere seit dem letzten Jahr und der Zuwachs an wissenschaftlichen Erkenntnissen lassen mich aber mittlerweile zu dem Schluss kommen, dass sich der Calderavulkan langfristig betrachtet auf eine Eruption vorbereitet. Über Größe und Zeitpunkt einer Eruption lässt sich nur spekulieren. Um das beurteilen zu können, fehlen sowohl Daten als auch Erfahrungswerte, schließlich brechen die großen Aschestrom-Calderavulkane vergleichsweise selten aus. Es könnten noch Jahrzehnte vergehen, bevor es zu einem größeren Ausbruch kommt, oder nur Stunden bis zu einer kleineren phreatischen Eruption. Grund zur Panik besteht zwar nicht, aber Vorsicht ist allemal geboten.

(Quelle der Studie: nature.com, Quelle des Posts von Giuseppe de Natale)

USA: Tote durch Überflutungen in Kentucky

Überschwemmungen in den USA fordern mindestens 11 Todesopfer – Notstand in mehren Bundesstaaten

In den USA kam es erneut zu einer Naturkatastrophe infolge von sintflutartigen Regenfällen, die diesmal besonders hart den US-Bundesstaat Kentucky heimsuchten. Aber auch für andere Staaten im Südosten der USA galten Unwetterwarnungen, darunter Alabama, Georgia, Mississippi, North Carolina, Tennessee, Virginia und West Virginia.

Der Starkregen ließ Flüsse und Bäche über die Ufer treten und setzte ganze Wohngebiete unter Wasser. In der Folge starben mindestens 10 Menschen. Gut 1000 Personen mussten aus den überschwemmten Gebieten gerettet werden.

In Kentucky war es vor allem der North Fork des Kentucky River, der für die Überflutungen verantwortlich war. Der Zufluss des größeren Kentucky-Rivers, der seinerseits zum Mississippi-System gehört, stieg in Hazard auf einen Pegel von 9,3 Metern an, was die schlimmsten Überflutungen seit 1984 auslöste.

Gouverneur Andy Beshear rief den Notstand in Kentucky aus, damit die Hilfskräfte durch das Militär unterstützt werden können und finanzielle Hilfen unbürokratisch abgerufen werden können.

Die Wetterdienste berichten, dass innerhalb kurzer Zeit bis zu 150 mm Regen fielen und daher die Gewässer in rasantem Tempo ansteigen. Straßen verwandelten sich in Flüsse und die Wassermassen überraschten Autofahrer, die mit ihren Fahrzeugen steckenblieben und ertranken. Unter den Todesopfern befanden sich eine Mutter mit ihrem siebenjährigen Kind sowie ein 73-jähriger Mann.

Ein weiteres Todesopfer wurde aus Georgia gemeldet, wo ein umstürzender Baum in ein Wohnhaus krachte und einen schlafenden Mann tötete. Darüber hinaus fiel für Hunderttausende Haushalte der Strom aus.

Im Obion County (Tennessee) brach ein Deich, was zu einer Blitzflut führte. Die Kleinstadt Rives wurde von Wassermassen überrollt, Einsatzkräfte evakuierten Anwohner mit Booten. Der Bürgermeister rief den Notstand aus und ordnete Evakuierungen an.

Die Region wurde erst vor 2 Jahren von starken Überflutungen heimgesucht und noch heute ist der Wiederaufbau in einigen Gemeinden nicht abgeschlossen. Kurz vor der Finalisierung ihrer Arbeit traf es diese Leute erneut.

Das gleiche Wettersystem bringt nun starken Schneefall nach Kanada und auch im Zentrum der USA könnte es eisig kalt werden.

Island: Parität der Bodenhebung zum November erreicht

Geothermalkraftwerk von Svartsengi und der Thorbjörn im Zentrum der Bodenhebungszone. © Marc Szeglat

Bodenhebung bei Svartsengi auf Niveau wie vor der letzten Eruption – Eruptionsrisiko steigt

Island steht in den letzten Tagen ein wenig im Schatten von Santorin, doch heute ist ein besonderer Tag, denn die Bodenhebung bei Svartsengi hat wieder das Niveau wie vor Beginn der letzten Eruption am 10. November erreicht. Der Paritätszustand trat ein paar Tage später ein, als ich ursprünglich vermutet hatte, da sich der Magmenzufluss bzw. die Hebegeschwindigkeit des Bodens in den letzten 2 Wochen etwas verlangsamt hatte. Ab jetzt steigt das Eruptionsrisiko deutlich an, doch betrachtet man den Verlauf des Eruptionsgeschehens seit Ende 2023 (ja, so lange ist der Beginn der Ausbruchsserie bei Sundhnukur auf einmal her), dann kann es noch einige Wochen dauern, bis die erwartete Eruption startet. Es kann durchaus April werden, bis wir bei gleichbleibender Inflation eine Eruption sehen werden, wenn sie denn überhaupt noch kommt. Auch die isländischen Vulkanologen haben in ihrem letzten Update vom 11. Februar ihre Ausbruchsprognose revidiert und rechnen nun mit einem Ausbruch in den nächsten 4 Wochen. Tatsächlich lässt sich der Ausbruch aber nicht prognostizieren und theoretisch könnte es auch in ein paar Stunden losgehen.




Moderate Erdbebentätigkeit auf Island

Die Erdbebentätigkeit bei Svartsengi begann sich Ende Januar zwar zu steigern, beschränkt sich aber weiterhin auf sporadische Beben: Selten gibt es mehr als 2–3 Erschütterungen am Tag, oft sind es auch weniger. Dafür kommt es vermehrt zu Erdbeben im benachbarten Krysuvik-System, die wahrscheinlich durch Spannungen durch die Hebung bei Svartsengi ausgelöst werden.

Erdbeben gibt es auch in anderen Regionen auf Island. Das stärkste Beben der letzten 48 Stunden manifestierte sich am Samstag unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga, der vom Gletscher Vatnajökull bedeckt ist. Es hatte eine Magnitude im Dreierbereich. Unter der gesamten Insel wurden 87 Beben detektiert, was ein moderater Wert ist. Alles in allem scheint es unter Island in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden zu sein, was sich allerdings schnell wieder ändern kann.

Campi Flegrei: Aufregung nach Erdbeben

Marcellum von Pozzuoli zeugt von der Bodendeformation der Caldera Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Weitere spürbare Erdbeben erschütterten Campi Flegrei – Aufregung während der Nacht

Die letzten 24 Stunden waren im süditalienischen Pozzuoli von Sorgen geprägt, die durch einen starken seismischen Schwarm ausgelöst wurden. Im Laufe der letzten 24 Stunden manifestierten sich weit über 100 Erdbeben, von denen einige in der Caldera Campi Flegrei gespürt werden konnten. Die zwei stärksten Beben hatten eine Magnitude von 3,9. Während sich der erste dieser Erdstöße um 14:30 Uhr ereignete und ein Epizentrum hatte, das sich offshore im Golf von Pozzuoli befand, lag das zweite Beben mitten im bewohnten Gebiet nordöstlich der Solfatara und in unmittelbarer Nähe zur Pisciarelli-Fumarole. Dieser Erdstoß ereignete sich um 23:19:52 UTC (00:19 Uhr Ortszeit) und riss zahlreiche Anwohner aus dem Schlaf. Viele verließen aus Sorge vor einem stärkeren Erdbeben ihre Wohnungen und flüchteten ins Freie, wo sie sich auf Plätzen versammelten und sogar Feuer entfachten, um sich zu wärmen. In den sozialen Medien wurde kritisiert, dass die Behörden untätig blieben und keine Zelte bereitgestellt wurden, obgleich Polizei und Feuerwehr unterwegs waren, um die Menschen zu beruhigen und Infrastruktur auf Schäden zu inspizieren. Doch es wurden wohl keine entdeckt.




Die beiden beschriebenen Beben waren aber nicht die einzigen Erschütterungen mit Magnituden im Dreierbereich, denn es gab noch 3 Beben mit M 3,2 und 3,0 mit Epizentren in oder nahe bei der Solfatara.

Das Schwarmbeben hält bereits seit mehreren Tagen an, doch bereits seit Anfang des Monats steigerte sich die Seismizität kontinuierlich. Die Bebentätigkeit fluktuiert und ist nicht die ganze Zeit über gleich stark. In den Stunden mit weniger Erdbeben postulieren die Forscher vom INGV immer wieder das Ende des Schwarms, obwohl es absolut keinen Sinn macht, bei jeder Verstärkung der Tätigkeit ein neues Schwarmbeben zu postulieren.

Die Bebentätigkeit geht zur Stunde weiter und es ist einer der stärksten Schwärme der aktuellen Hebungsphase, die bereits 2005 begann. Die nun seit 20 Jahren anhaltende Phase begann sich ab 2011 signifikant zu beschleunigen und strebt offenbar einem neuen Höhepunkt entgegen, nachdem einige Wissenschaftler noch vor wenigen Wochen meinten, die Aktivität würde sich abschwächen, nur weil wir nach der Hochphase letzten Sommer ein paar ruhigere Wochen erlebten.

Ich gehe davon aus, dass die Erdbeben Ausdruck einer Beschleunigung der Bodenhebung sind. Zuletzt lag der Wert bei 10 mm pro Monat. Im letzten Sommer erreichte er den doppelten Wert, wobei es während vergleichbar starker Schwarmbeben wie jetzt kurzzeitig noch höhere Werte annahm. Die gleichen Leute, die noch vor wenigen Wochen eine generelle Abnahme der Tätigkeit sahen, sprechen immer noch vom Bradyseismos. Nach dieser Theorie soll sich der Boden infolge von Fluidzufluss in das Hydrothermalsystem heben. Doch die Theorie ignoriert die Quelle der Fluide, die nachgewiesenermaßen magmatischen Ursprungs ist. Man muss sich langsam die Frage stellen, ob sich die Hebung im oberflächennahen Hydrothermalsystem abspielt oder ob sie nicht doch zum Teil direkt auf Magma zurückzuführen ist, das sich in größeren Tiefen unterhalb des Hydrothermalsystems akkumuliert. Ich tippe auf Letzteres, denn wenn nur Fluide im Hydrothermalsystem die Bodenhebung verursachen würden, sollte man meinen, dass sich der Boden zwischendurch auch wieder senkt, wenn die Fluide und vor allem das Gas in ruhigeren Phasen mit weniger Aufstieg entweichen.

Santorin: Seismizität und Tourismus

Kreuzfahrtschiffe in der Caldera von Santorin. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit auf Santorin rückläufig, dennoch einzelne Erdbeben im Viererbereich

Auf Santorin hat sich der Erdbebenschwarm weiter abgeschwächt und die Anzahl täglicher Erdbeben ist überschaubar geworden. Es sieht so aus, als hätte sich die magmatische Intrusion abgeschwächt, doch es gibt immer noch einen Magmazustrom, der Spannungen erzeugt und die Erdbeben in den Störungszonen anregt, wobei durchaus noch Erdbeben mit mittelstarken Magnituden im Viererbereich entstehen. Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich gestern Abend und hatte eine Magnitude von 4,5. Heute Morgen bebte es mit M 4,0. Insgesamt wurden seit gestern 40 Erschütterungen mit Magnituden ab 2 registriert. Würden wir mit dieser Erdbebenstatistik am Anfang des Schwarms stehen, dann würde man aufgeregt von einem starken Erdbebenschwarm sprechen, so sieht es halt nach einer anhaltenden Abschwächung aus. Dennoch kann es jederzeit zu stärkeren Erdbeben kommen. Es ist auch möglich, dass sich der Erdbebenschwarm verstärkt oder nach einiger Zeit der Ruhe ein neues Schwarmbeben beginnt.

Bedeutung des Schwarmbebens für den Tourismus auf Santorin

Nun, da man weiß, dass tatsächlich so viel Schmelze im tieferen Untergrund steckt, wird man auf Santorin besonders wachsam belieben müssen und die Insel mit anderen Augen betrachten. Es macht einen Unterschied, ob man intellektuell weiß, dass der Vulkan irgendwann mal wieder ausbrechen könnte, oder ob man bestätigt hat, dass es in ein paar Kilometern Tiefe einen aktiven Magmenkörper gibt, von dem aus Magma in wenigen Tagen bis zur Erdoberfläche durchstoßen könnte.

Die Kommunalverwaltung und die Chefs der Tourismusbranche werden sich künftig wohl neue Konzepte überlegen müssen, wie man die Sicherheit garantieren will. Jetzt, im Winter, befanden sich vergleichsweise wenige Menschen auf Santorin und es gab schon einiges an Verunsicherung und Chaos auf der Insel. Was macht man, wenn im Sommer 3-mal so viele Menschen auf der Insel sind und auch die anderen Inseln der Ägäis gut besucht sind? Woher sollen die ganzen Fähren kommen, um Anwohner und Touristen im Notfall zu evakuieren? Was, wenn es bereits Ascheeruptionen gibt und Flugzeuge Santorin und die Nachbarinseln nicht mehr anfliegen können?




Kein Wunder, dass Hoteliers und Manager der Tourismusbranche versuchten, die Wissenschaftler zu beeinflussen und die Theorie unterstützten, dass die Erdbeben rein tektonischer Natur seien. Hier könnte man nach Beendigung des Schwarmbebens sagen, dass die Spannungen im Untergrund abgebaut seien und die Gefahr eines starken Erdbebens vorbei sei. Mit einem aktiven Magmenkörper im Untergrund bleibt die Gefahr eines Vulkanausbruchs über Jahre bestehen und steigt mit jeder Intrusion an. Wenn man hier das Sicherheitsbedürfnis unserer modernen Gesellschaft nicht klammheimlich zu Grabe trägt, dann dürfte bzw. müsste das das Ende des Massentourismus auf Santorin gewesen sein. Aber ich bin mir sicher, dass spätestens zum Sommer 2026 alles vergessen sein wird, sofern es vorher nicht zu weiteren Schwarmbeben kommt. Nimmt man andere Vulkanregionen zum Beispiel, dann ist aber damit zu rechnen, dass sich die Aufheizungsphase über mehrere Jahre hinzieht, bis es dann zum Ausbruch kommt. Das aktuelle Schwarmbeben manifestierte sich zwar offshore, ein Stück von der Küste Santorins entfernt, doch ich halte es für möglich, dass sich unter dem gesamten Areal in Tiefen von mehr als 10 Kilometern ein großer Magmenkörper befindet, der sich bis unter Santorin erstreckt.

Update: Kurz nach Veröffentlichung des Artikels gab es ein Beben Mw 5,0 in nur 7 Kilometern Tiefe.

Fuego: Erste Eruption seit einem Monat

Ascheexhalation am Fuego. © Afar-TV

Erste stärkere Eruption am Fuego seit Beginn der Pause vor einem Monat – Vulkanasche in 4600 m Höhe detektiert

Der Fuego in Guatemala ist bei Vulkanspottern wegen seiner normalerweise mehrmals in der Stunde stattfindenden strombolianischen Eruptionen wohlbekannt, doch vor einem Monat stellte er unerwartet seine Aktivität ein. Bis heute dann wenigstens eine explosive Eruption erfolgte, die Vulkanasche bis auf 4600 m Höhe förderte und in Richtung Südwesten verdriftete. Die eigentliche Eruption konnte ich auf den Webcamaufzeichnungen nicht finden. Wahrscheinlich manifestierte sie sich zu einem Zeitpunkt, in dem der Gipfel von Wolken verdeckt war. Dafür waren aber lang anhaltende Ascheemissionen in wolkenfreien Perioden zu sehen gewesen. Interessanterweise machten die Vulkantouristen auf dem Vulkan trotz der vorherigen Eruptionspause Party, denn vom benachbarten Acatenangogipfel ließ man nachts Feuerwerksraketen aufsteigen und es waren viele Taschenlampen im Camp, aber auch auf dem Grat zwischen den beiden Vulkanen unterwegs. Aus meinen Augen erstaunlich, aber die Guides scheinen nicht unbedingt jedem von der Aktivitätspause erzählt zu haben. Vielleicht wussten die aber auch einfach nur, wo der Anschalter des Vulkans ist.

INSIVUMEH berichtete bereits im Update von gestern über Ascheexhalationen und schwache Explosionen, von daher kam die Wiederaufnahme der Aktivität nicht völlig überraschend. Stärkere Eruptionen, so wie wir sie in der Zeit vor der Pause kannten, gab es aber noch nicht.

Interessant ist der Umstand, dass viele der in den letzten Jahren aktiven Vulkane Mittel- und Südamerikas seit einigen Tagen bzw. Wochen schwächeln und weniger häufig ausbrechen als zuvor. Zu diesen Vulkanen zählen insbesondere Popocatepetl und Sangay. Aber auch der Nevado del Ruiz taucht weniger in den VONA-Meldungen des VAAC Washington auf. Ob das reiner Zufall ist oder ob es doch übergeordnete Effekte gibt, die wir nicht kennen und die die vulkanische Aktivität regional beeinflussen, lasse ich mal offen im Raum stehen. Wissenschaftliche Beweise für solche Zusammenhänge gibt es nicht. Mir ist aber schon öfters aufgefallen, dass einige besondere Ereignisse an verschiedenen Vulkanen zeitnah eintraten, etwa dass zwischen 2017 und 2021 fast alle Lavaseen des „roten Vulkanismus“ der Erde verschwunden sind, die teilweise über Jahrzehnte aktiv waren. Zu dieser Zeit begannen mehrere „graue“ Vulkane aktiv zu werden.

Campi Flegrei: Schwarmbeben weiter stark

Im Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Weiter hohe Erdbebentätigkeit in der Campi Flegrei – 100 Beben seit Mitternacht

Datum 16.02.25 | Zeit: 14:30:02 UTC | Koordinaten: 40.8097 ; 14.1057 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,9

Update: Weitere Verstärkung der seismischen Aktivität mit einem Erdbeben Mb 3,9 im Golf von Pozzuoli. Das Hypozentrum lag in 2500 m Tiefe. Der Erdstoß konnte in der ganzen Caldera gespürt werden. Es folgten zahlreiche schwächere Erdbeben, darunter 2 mit Magnituden im Zweierbereich.

Originalmeldung: Die ungewöhnlich hohe Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei hält weiterhin an und hat meiner Meinung nach besorgniserregende Höhen angenommen. Alleine heute haben sich bis um 14 Uhr MEZ gut 100 Erschütterungen ereignet. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und lagen in den oberen Gesteinsschichten, in denen sich das Hydrothermalsystem befindet. Einige Erdbeben hatten aber eine etwas höhere Magnitude und lagen auch in Tiefen zwischen 2 und 3 Kilometer. Diese Beben sind aller Wahrscheinlichkeit nach vulkanotektonischen Ursprungs und auf Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg zurückzuführen, während die flach liegenden Mikrobeben durch Fluidbewegungen verursacht werden, ähnlich wie Dampf aus einem Kochtopf den Deckel zum Klappern bringen kann.

Die genaue Ursache für die Beben wird kontrovers diskutiert, genauso, wie es bis vor 2 Tagen bei Santorin der Fall gewesen war. Während die eine Expertengruppe meint, dass die Erdbeben nicht durch aufsteigendes Magma verursacht werden und ausschließlich durch Fluide (Gas, wässrige Lösungen) ausgelöst werden, gibt es einige wenige Forscher, die meinen, dass hier Magma seine Finger im Spiel hat. Zwar werden die Erdbeben, die wir nun seit Jahren im Bereich der Caldera beobachten, nicht direkt durch Magma kurz unter der Oberfläche ausgelöst, aber durch eine Magmaansammlung in 4 Kilometern Tiefe.

Ich vertrete die These, dass kurz nachdem in 4 Kilometern Tiefe eine Magmablase angekommen ist, von diesem Magmakörper aufsteigende Fluide die oberflächennahen Erdbeben auslösen. Ich nenne die aufsteigenden Magmenkörper bewusst Magmablasen, weil sich vor dem Aufstieg erst eine gewisse Menge Magma ansammeln muss, die groß genug ist, um aufgrund ihres Dichteunterschieds genug Auftrieb zu haben, um den Druck des umgebenen Gesteins zu überwinden.

Die Aufstiegswege zwischen dem tiefgelegenen Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe und der Magmaansammlung darüber werden frei sein, weshalb es in größerer Tiefe keine oder nur sehr wenige Erdbeben gibt. Wenn die Fluide direkt aus einem Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe aufsteigen, ist letztendlich trotzdem ein Zustrom an Magma in eben dieses Reservoire die Quelle der bebenauslösenden Fluidschübe.

Man kann das Blatt wenden und drehen, wie man will: Letztendlich steigt Magma in Intervallen auf, dessen Entgasung für den Druckanstieg im Hydrothermalsystem verantwortlich ist, welches die flachen Erdbeben auslöst. Alle anderen Modelle sind unnötig kompliziert und wahrscheinlich realitätsfern. Meine Erfahrung in der Vulkanbeobachtung zeigt mir, dass Magmaaufstieg aus der Tiefe nicht immer mit seismischen Methoden zu erfassen ist oder dass es besondere Methoden erfordert, schwache Erschütterungen in der Tiefe zu detektieren. In einem Umfeld mit ständigen oberflächennahen Bodenbewegungen und anderen Unruhen (Brandung, Verkehr) ist das kaum möglich.

Im konkreten Fall heißt das, dass mit jeder periodisch stattfindenden Verstärkung der oberflächennahen Aktivität entweder in 7 Kilometern Tiefe oder in 4 Kilometern Tiefe neues Magma ankommt. Wenn der Prozess lange genug andauert, steigt das Eruptionsrisiko immer weiter. Und je länger der Ausbruch auf sich warten lässt, desto stärker könnte er werden. Im Endeffekt spielt es auch keine Rolle, ob sich der oberste Magmakörper in 4 oder 7 Kilometern Tiefe befindet, denn in beiden Fällen kann das Magma in kurzer Zeit final aufsteigen. Wenn es aus 7 Kilometern Tiefe kommt, gewinnt man nur ein paar Stunden oder Tage mehr Vorwarnzeit.

Ätna: Lavastrom bleibt am 16. Februar aktiv

Eruption am Ätna hält an – Explosionen von der Lavafront

Die effusive und in Phasen explosive Eruption am Ätna hält seit einer Woche an und variiert in ihrer Intensität nur wenig. Der Tremor steigt immer bis zu einem gewissen Level im roten Bereich langsam, aber kontinuierlich an, um bei Erreichen eines scheinbaren Grenzwertes einen plötzlichen Rücksetzer zu erleiden. Da sich der Gipfel seit Freitag in den Wolken hüllt, lassen sich nur wenige Aussagen zu den Ascheeruptionen aus dem Südostkrater treffen, doch das INGV reduzierte am Freitag die VONA-Alarmstufe von Rot auf Orange, so dass man davon ausgehen kann, dass die Emissionen nachgelassen haben. Vermutlich gibt es aber noch strombolianische Aktivität, die glühende Tephra auswirft.

Die Lavafront bewegt sich nur langsam voran und dürfte knapp unterhalb des 1900-m-Höhenniveaus angekommen sein. In den sozialen Netzwerken gibt es beeindruckende Fotos und Videos des Lavastroms. Die Lavafront geht in die Breite und türmt sich hoch auf. Da sie sich in einem Gebiet oberhalb der Schneefallgrenze bewegt, kommt es zur Interaktion mit dem Eis, wobei kleinere phreatische Explosionen entstehen und beeindruckende Schmelzwasserbäche von der Lavafront ausgehen.

Das INGV brachte nun auch ein Update zum Geschehen und veröffentlichte Zahlen zum Lavastrom, die Stand 11. Februar sind: Er entspringt einem neuen Förderschlot auf 3050 m Höhe an der Basis der Bocca Nuova und war an dem genannten Datum 2 Kilometer lang und bedeckte eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern. Wir wissen, dass er inzwischen über 3 Kilometer lang ist. Zwischen dem 8. und 12. Februar lag die Förderrate bei 2 bis 3 Kubikmetern pro Sekunde, mit einem Spitzenwert von 3,2 Kubikmetern pro Sekunde am 12. Februar. Das entspricht in etwa der Förderrate, die wir die meiste Zeit über während der ersten Fagradalsfjall-Eruption im März 2021 hatten. Dart akkumulierte sich die Lava aber in einem Tal, wodurch eine mächtige Lavaschicht entstand. Weitere Daten lieferten die Vulkanologen bislang nicht. Analysen von Lavaproben stehen weiterhin aus.