Türkei: Zahlreiche schwache bis mittelstarke Erdbeben

Zahlreiche Erdbeben an der Ostanatolischen Verwerfung in der Türkei – Großes Gebiet betroffen

Schaut man sich heute die Erdbebenkarten der Türkei an, dann erkennt man entlang der Ostanatolischen Verwerfung zahlreiche Erdbeben, die sich hier in den letzten 48 Stunden manifestierten. Ein Bebenschwerpunkt liegt natürlich weiterhin im Osten der Verwerfung, dort, wo sich das verheerende Gaziantep-Erdbeben manifestierte. Diese Beben können als Nachbeben der beiden starken Erschütterungen vom Februar 2023 angesehen werden. Doch folgt man der Verwerfung in Richtung Westen, sieht man, dass es auch hier viele Erdbeben gegeben hat. Ein Schwerpunkt liegt hier im Südosten des Van-Sees, wo sich zwei Beben (Mb 4,2 und Mb 4,1) ereigneten, denen zahlreiche schwächere Erschütterungen folgten. Zwischen Gaziantep und dem Van-See klafft eine seismische Lücke, entlang derer es in den nächsten Jahren weitere Starkbeben geben könnte. Auch entlang der zweiten großen Verwerfung, die die Anatolische Mikropatte nach Norden abgrenzt, bebt es oft. Eine Bebenhäufung gibt es auch im Westen der Türkei. Fasst man den Kartenausschnitt weiter, dann erkennt man, dass sich die rege Seismizität nach Westen über Griechenland, Sizilien und Spanien fortsetzt. Alles in allem scheint es viel Bewegung entlang der Plattengrenze zwischen Eurasien und Afrika zu geben. Davon bleiben auch die Vulkanregionen Siziliens nicht verschont, denn in den letzten 2 Tagen ereigneten sich zwei Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich in der Ätna-Gegend. Zwei weitere Erschütterungen manifestierten sich in großen Tiefen in einigem Abstand zur Küste von Stromboli.




Selbst in der Alpenregion bis nach Frankreich hinein zeichnete das seismische Netzwerk zahlreiche Erschütterungen auf.

Schaut man ganz in den Norden Europas, kommt man mit Island zu einem weiteren Bebenspot, der aber nicht mit der Plattengrenze zwischen Afrika und Europa in Verbindung steht, sondern mit der divergenten Kontinentalnaht zwischen Europa und Nordamerika: gemeint ist Island! Hier gab es heute ein Erdbeben Mb 3,6, das sich unter dem Vulkan Bardarbunga manifestierte.

Guatemala: Fuego und Santiaguito bleiben aktiv

Zwei Vulkane in Guatemala eruptieren, ein Dritter dampft

Im lateinamerikanischen Guatemala bleiben die beiden Vulkane Fuego und Santiaguito aktiv: Beide fördern mehrmals in der Stunde Aschewolken, die mehrere hundert Meter über Kraterhöhe aufsteigen und in benachbarten Gemeinden für Ascheregen sorgen. Aktuell treibt der Wind die Aschewolken in Richtung Westen auf die Pazifikküste zu. Der Fuego erzeugt die größeren Aschewolken.

INSIVUMEH berichtet, dass der Fuego derzeit Explosionen mit geringer bis mäßiger Intensität verzeichnet. Diese treten in einer Frequenz von 2 bis 9 pro Stunde auf. Die Explosionen schleudern Gas- und Aschesäulen in Höhen von 4.500 bis 4.880 Metern über dem Meeresspiegel. Aufgrund der aktuellen Windverhältnisse wird in den Gebieten Panimaché I und II, Morelia, Palo Verde, Santa Emilia, Sangre de Cristo und Ojo de Agua ein leichter Ascheregen erwartet. Zudem gibt es starke Entgasungen, die mehrere Minuten andauern und von lokomotivartigen Geräuschen begleitet werden. Rund um den Krater ereignen sich zudem Lawinen, die die Vegetation in den Schluchten Seca, Las Lajas, Taniluyá und Ceniza beeinträchtigen.

Die stündliche Eruptionsfrequenz am Santiaguito liegt zwischen 5 und 12, wobei schwache bis mäßig starke Explosionen generiert werden. Gas- und Aschewolken steigen bis zu einer Höhe von 3200 Metern über dem Meeresspiegel auf. Die Explosionen werden von Blocklawinen und anhaltender Glutbildung im Lavadom begleitet. Außerdem bildete sich im oberen Bereich der Südwestflanke ein zäher Lavastrom, von dem ebenfalls Schuttlawinen abgehen können. Dabei entstehen pyroklastische Ströme mit kurzer Reichweite, die sich entlang aller Flanken des Vulkans bewegen. Zudem treten schwache bis starke Lawinen auf, deren Geräusche noch in mehreren Kilometern Entfernung hörbar sein können.

Aufgrund der aktuellen Windrichtung könnte feine Asche auf die umliegenden Farmen Santo Domingo, Montebello, Tranquilidad, Rosario und San Marcos niedergehen. Am Nachmittag und Abend könnten Regenfälle Lahare auslösen, die durch die Kanäle fließen, die von der Caliente-Kuppel abgehen.

Die Aktivitäten der beiden Vulkane halten seit Jahren an und wurden nur von einigen mehrmonatigen Pausen unterbrochen. Anders sieht es am Pacaya aus, der seit seiner letzten größeren Eruption im Jahr 2021 nur noch Gas ausstößt und ansonsten ruhig ist.

Island: Lavastrom fließt nach Osten

Satellitenaufnahme vom 24. November zeigt den Lavastrom an der Blauen Lagune auf Island. © NASA-Earth-Observatory

Eruption auf Island ist stabil – Lavastrom fließt überwiegend nach Osten

In den letzten 2 Tagen hat sich die Eruption auf Island nicht mehr wesentlich abgeschwächt und ist weitestgehend konstant, was sich auch in der Seitwärtsbewegung des Tremors widerspiegelt. Es ist nur noch ein Schlot aktiv, um den sich ein Schlackenkegel bildete. Bei diesem Schlot handelt es sich um den nördlichsten der drei Aufstiegskanäle, auf die sich die Tätigkeit nach den ersten 24 Stunden des Ausbruchs beschränkte. Er liegt unmittelbar östlich von Stóra-Skógfell. Der größte Teil der Lava aus diesem Schlot fließt in östliche Richtung zum Fagradalsfjall und nicht mehr nach Westen, wie es in den letzten Tagen der Fall war. Somit sind die Blaue Lagune und das Geothermalkraftwerk erstmal außer Gefahr. Da man aber nicht ausschließen kann, dass die Lava wieder ihre Richtung ändert, oder unterirdisch weiterfließt, ist man vor Ort noch mit dem Ausbau der Schutzanlagen beschäftigt. Bilder zeigen, dass man das Wasser zum Kühlen des Lavastroms dem Vorbecken der Blauen Lagune entnommen hatte, dessen Wasserspiegel signifikant gesunken ist.

IMO bestätigt in einem Update, dass mit der sinkenden Förderrate der letzten Tage auch die Bodenabsenkung im Bereich von Svartsengi zurückgegangen ist. Ob sich jedoch bereits eine erneute Hebung abzeichnet, kann nicht eindeutig gesagt werden, auch wenn aktuelle GPS-Messungen leichte Anzeichen dafür zeigen. Da die täglichen Veränderungen minimal sind, lassen sich aus einzelnen Datenpunkten keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Stattdessen müssen Trends über mehrere Tage hinweg beobachtet werden. Bei den letzten beiden Eruptionen reduzierte sich die Absenkung über eine Woche hinweg allmählich, bevor eine erneute Hebung messbar wurde. Daher könnten bis zu einer Woche zusätzlicher Messungen notwendig sein, um festzustellen, ob die Hebung und Magmaansammlung unter Svartsengi wieder eingesetzt haben. Ich gehe einmal davon aus, dass dem so ist und uns die eruptive Tätigkeit noch eine Weile erhalten bleiben wird, wobei eine Verlagerung der Aktivität nicht ausgeschlossen werden kann.

Satellitenbild zeigt aktuelle Situation auf Island

Das Bild zeigt eine Satellitenaufnahme vom 24. November, als der Lavastrom bis zur Blauen Lagune vorgedrungen war. Bereits zu diesem Zeitpunkt floss die Lava auch in Richtung Osten und damit zum Fuß des Fagradalsfjall. Von dort aus sollte man die Eruption ganz gut sehen können. Grindavik liegt im Süden an der Küste. Sehr schön zu erkennen ist die schwarze Lava, die bei der letzten Eruption an den Wällen entlang floss, die die Stadt umgeben. Man muss ganz klar sagen: Ohne die Schutzmaßnahmen wären Grindavik, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune nun Geschichte. Ein bis jetzt erfolgreiches Beispiel im Kampf Mensch versus Lava.

Kanlaon eruptiert Asche am 27.11.2024

Aschewolke am Kanlaon stieg bis auf 3400 m Höhe – Schwefeldioxidausstoß sehr hoch

Auf der philippinischen Insel Negros bleibt der Kanlaon aktiv und stößt Aschewolken und große Mengen Gas aus. Darüber hinaus ist der Vulkan seismisch aktiv. Gestern wurden 23 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Sie verteilten sich auf einer in Ost-West-Richtung verlaufenden Linie im Norden des Vulkans und konzentrierten sich nicht -wie in den letzten Wochen üblich- unter der Ostflanke. Vulkanotektonische Erdbeben entstehen, wenn magmatische Fluide aufsteigen und Gesteinsrisse erzeugen.

Die Sensoren von PHILVOLCS haben eine hohe Schwefeldioxid-Konzentration gemessen: Sie belief sich auf mehr als 8200 Tonnen am Tag. Je nach Wetterlage kann VOG entstehen, wie man SMOG nennt, der aus vulkanischen Gasen besteht. Meistens sammeln sich die Gase in Bodennähe, wenn eine Inversionswetterlage vorherrscht, bei der es in der Höhe wärmer als am Boden ist. Windstille kann aber auch VOG verursachen. Vor den vulkanischen Gasen kann man sich nur mithilfe einer Gasmaske schützen, die über spezielle Filter verfügt. Virenschutzmasken bringen nichts, könnten aber Staub filtern, der durch Ascheemissionen entsteht.

Ascheemissionen gibt es am Kanlaon reichlich, denn seit gestern veröffentlichte das VAAC Tokio 3 VONA-Warnungen, nach denen Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3400 m ausgestoßen wurde und in südwestlicher Richtung driftete. Eine Eruption gestern dauerte 9 Minuten. Bis jetzt sind die Eruptionen noch vergleichsweise klein und steigerungsfähig. Das gilt insbesondere, da der Vulkan aufgebläht ist, sich also einiges an Magma im Speichersystem befindet.

Kanlaon ist für seine schwachen bis mäßig starken Eruptionen bekannt. In früheren Eruptionsphasen erreichten die Ausbrüche meistens einen VEI 1 oder 2. Tatsächlich war die Eruption vom 3. Juni 2024 die stärkste seit Beginn der Dokumentationen im Jahr 1866: Sie brachte es auf einen VEI 3.

Neben dem Kanlaon ist auch der Taal weiterhin aktiv und stößt große Mengen Schwefeldioxid aus. Gestern wurden 7590 Tonnen gemeldet. Die Messung stammte allerdings vom 25. November.

Sumatra: Todesopfer durch Erdrutsche und Überflutungen

Überflutungen und Erdrutsche verursachen mindestens 16 Todesopfer in Sumatra

Der gebirgige Nordwesten Sumatras (Indonesien) wurde erneut von einer Serie von Naturkatastrophen getroffen, in deren Folge mindestens 16 Menschen starben und 6 weitere Personen vermisst werden. Außerdem wurden mehrere Personen verletzt. Starke Regenfälle im Zusammenhang mit der Regenzeit lösten in mehreren Orten Überflutungen und Erdrutsche aus. Rettungskräfte und Angehörige der Verschütteten gruben mit Schaufeln und bloßen Händen nach den Opfern, die unter Geröll, Schlamm und Haustrümmern vermutet wurden.

Im Bezirk Karo durchsuchten Polizisten, Soldaten und Rettungskräfte mit Baggern, Werkzeugen und bloßen Händen die Trümmer des Feriengebiets Semangat Gunung. Ein Erdrutsch hatte dort zwei Häuser und eine Hütte zerstört, sechs Leichen wurden geborgen, neun Verletzte konnten gerettet werden. Die Suche nach vier Vermissten, darunter zwei Kinder, dauert an.

In Süd-Tapanuli beschädigten Sturzfluten rund 150 Gebäude und rissen zehn Häuser mit sich. Zwei Leichen wurden aus einem Fluss geborgen. Auch in Deli Serdang forderten die Sturzfluten vier Todesopfer. Zwei weitere Menschen werden noch vermisst.

Im Dorf Harang Julu im Bezirk Padang Lawas traf ein Erdrutsch mehrere Häuser. Rettungskräfte bargen die Leichen einer vierköpfigen Familie, darunter zwei Kinder. Mindestens drei Menschen konnten verletzt gerettet werden. Fernsehbilder zeigten Angehörige, die weinend den Bergungsarbeiten zusahen.

Bereits im Dezember 2022 wurden nach starken Regenfällen in Nordsumatra zwölf Menschen in den Tobasee geschwemmt oder von Erdrutschen verschüttet. Nur eine Person konnte geborgen werden, elf gelten weiterhin als vermisst. Der Tobasee, entstanden aus einem Supervulkan, ist ein beliebtes Touristenziel, das die Regierung international fördern möchte.

In diesem Jahr kam es bereits zu Überflutungen und Laharen am Marapi, der ebenfalls in der betroffenen Region liegt.

Japan: Erdbeben Mw 6,2 vor Honshu

Starkes Erdbeben Mw 6,2 vor der Westküste von Honshu – Hypozentrum in geringer Tiefe

Datum 26.11.24 | Zeit: 13:47:03 UTC | Koordinaten: 37.022; 136.342 | Tiefe: 3 km | Mw 6,2

Am Nachmittag des 26. November 2024 ereignete sich um 13:47:03 UTC (22:47 Ortszeit) ein Erdbeben der Magnitude 6,2 vor der Westküste der Noto-Halbinsel auf der japanischen Hauptinsel Honshu. Das Epizentrum wurde 42 km westlich von Hakui verortet. Das Hypozentrum lag in nur 3 km Tiefe und damit sehr flach, was die Intensität der Bodenbewegungen erhöht haben könnte. Die Bewohner der Regionen, insbesondere in Hakui und Kanazawa, haben das Beben deutlich gespürt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus mehr als 250 Kilometern Entfernung vor. Die Bodenerschütterungen waren gut eine Minute lang zu spüren gewesen. Aktuelle Informationen über mögliche Schäden liegen noch nicht vor.

Es gab zahlreiche Nachbeben, überwiegend mit Magnituden im Dreierbereich – das stärkste hatte eine Magnitude von 4,9.

Tektonisches Setting der Noto-Halbinsel

Bereits Anfang Juni gab es hier ein Erdbeben Mw 5,8, das 5 Gebäude einstürzen ließ. Vor der Nordwestküste der Noto-Halbinsel verläuft eine kurze lokale Störungszone, die in der gleichen Richtung streicht wie die große Niigata-Kobe-Tectonic-Zone, deren Hauptarm aber südlich des Epizentrums verläuft. Dennoch wird die lokale Störungszone zu diesem Störungssystem gehören. Die Störung steht mit der Grenze zwischen der Ochotskischen-Platte und der Amur-Platte im Zusammenhang, die in der Region der Noto-Halbinsel auf Honshu trifft.

Warnungen mit Bezug auf das Erdbeben

Tsunami-Alarm wurde offenbar nicht gegeben, aber die Behörden warnen die Bevölkerung, dass das Beben Erdrutsche und Bodenverflüssigungen auslösen könnte.

Die Beben bei Noto waren aber nicht die einzigen Erschütterungen, die das japanische Archipel in den letzten 24 Stunden trafen. Heute Nacht bebte es vor der Ostküste von Honshu bei Sendai mit einer Magnitude von 5,2. Das Hypozentrum lag hier in 23 Kilometern Tiefe.

Am Japangraben östlich von Honshu taucht die Pazifische Platte unter die Ochotskischen-Platte, die Eurasien vorgelagert ist. Dies ist eine der aktivsten Subduktionszonen der Welt, an der sich schon fatale Erdbeben wie jenes von 2011 ereignet haben.

Campi Flegrei mit Schwarmbeben am Montag

Neues Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Stärkste Erschütterung Mb 2,2

Datum 25.11.24 | Zeit: 17:32:40 UTC | Koordinaten: 40.834 ; 14.123 | Tiefe: 2,6 km | Mb 2,2

Gestern manifestierte sich in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei erneut ein Erdbebenschwarm. Er bestand aus 25 Einzelbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,2 und ein Hypozentrum in 2,6 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag westlich der Solfatara. Magnitude und Tiefe deuten darauf hin, dass es sich um ein Beben an der Basis des Hydrothermalsystems handelte, bei dem es zu Rissbildung infolge von Fluidbewegungen gekommen sein kann. Zwei weitere Beben hatten die Magnitude 1,5. Die restlichen Beben waren schwächer und spielten sich im Hydrothermalsystem ab.

Fumarolentemperatur von Pisciarelli weiter leicht erhöht

Dass die Campi Flegrei weiterhin leichtes Fieber haben, bestätigt der heute veröffentlichte Wochenbericht des INGV für den Beobachtungszeitraum 18. bis 24. November 2024. Dort heißt es, dass die Gastemperatur der Fumarole von Pisciarelli weiterhin bei 97 Grad liegt. Gemessen im Gasstrom in 5 m Entfernung zur Fumarole. Kondensat füllt weiterhin das Fangobecken. Signifikante Änderungen in der Geochemie der Gase gab es nicht. Die Hebungsrate des Bodens lag an der Messstation RITE weiterhin bei 1 Zentimeter pro Monat.

Während des Beobachtungszeitraums traten 23 schwache Erschütterungen auf. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,4. Alles in allem nehmen Druck und Temperatur im Hydrothermalsystem langsam weiter zu und es besteht die Gefahr von phreatischen Explosionen. Diese könnten am ehesten im Bereich von Pisciarell oder in der Solfatara auftreten. Die Warnstufe steht auf „Gelb“ und ein Betreten des Solfatara-Kraters und des am äußeren Rand gelegenen Bereichs um die Pisciarelli-Fumarole ist verboten. Witzigerweise grenzt eine Sportanlage direkt an den Fumarolenbereich, der für Vereinsmitglieder weiter zugänglich bleibt. Ein Zeichen, dass man vor Ort nicht wirklich mit einem phreatischen Ausbruch rechnet. Bei anderen Vulkanen auf Alarmstufe „Gelb“ sind meistens deutlich größere Bereiche gesperrt. Minimum wäre ein 2-Kilometer-Radius um den Krater. Nimmt man an, dass das wahrscheinlichste Eruptionszentrum die Solfatara ist, müsste man tausende Menschen evakuieren. Theoretisch kann aber auch überall in den Campi Flegrei eine Dampferuption erfolgen.

Dukono eruptiert Vulkanasche bis auf 5700 m Höhe

Vulkan Dukono stieß Asche bis auf 5700 m Höhe aus – Besteigung nicht empfehlenswert

Auf der indonesischen Insel Halmahera kommt der Dukono nicht zur Ruhe und setzt seine Serie kraftvoller Explosionen weiter fort, bei der Vulkanasche deutlich höher als sonst aufsteigt. Heute schaffte sie es bis auf 5700 m Höhe, wobei eine dichte Aschewolke in nordwestlicher Richtung driftete und Asche abregnen ließ.

Aus einer Tätigkeitsgrafik des VSI geht hervor, dass der Dukono gestern auch sehr fleißig war und 117 Explosionen erzeugte, die allerdings nicht so stark waren wie der beschriebene Ausbruch. Die Eruptionen erzeugten seismische Signale mit einer Dauer von bis zu 282 Sekunden. Die restliche Erdbebentätigkeit ist im Anbetracht der frequenten Eruptionen gering: Es wurden nur 9 lokale tektonische Beben und eine Tremorphase registriert.

Der Dukono ist ein schönes Beispiel dafür, dass ein Vulkan daueraktiv sein kann und zudem noch in der Lage ist, seine Aktivität zu steigern, ohne dass es Warnzeichen wie vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Magmenaufstieg hindeuten. Ein ähnliches Beispiel bietet der italienische Stromboli, der auch nur sehr selten seismische Signale von sich gibt, die nicht mit den Explosionen zusammenhängen und auf Magmenaufstieg aus der Tiefe hindeuten. Zumindest für den Stromboli gilt, dass hier jedes vulkanotektonische Erdbeben als Warnung interpretiert werden kann, denn oft folgen dort in einigem Abstand stärkere Eruptionen. Vermutlich sind die Aufstiegswege dieser dauerhaft explosiv tätigen Vulkane frei, so dass kein Gestein bricht, wenn Magma aufsteigt. Mangelnde Vorzeichen stärkerer Explosionen machen die Besteigung dieser Vulkane gefährlich. Während es am Stromboli früher öfter Tote und Verletzte unter Vulkantouristen gab, ist mir Entsprechendes vom Dukono nicht bekannt, obgleich man hier direkt auf den Kraterrand steigen kann. Das wird aber sehr wahrscheinlich daran liegen, dass am Dukono vergleichsweise selten Touristen unterwegs sind. Immer wieder gibt es in den sozialen Medien Videos von Beinahe-Katastrophen am Dukono, wenn Lavabomben zu Füßen der Neugierigen einschlagen. Bei der aktuellen Aktivitätsphase kann man nur dringend von einer Besteigung abraten. Tatsächlich gibt es auch eine Sperrzone mit 3 km Radius um den Krater, die aber meistens ignoriert wird.

Island: Eruption länger kraftvoll

Eruption auf Island ist noch stärker als bei den vorherigen Ausbrüchen nach 6 Tagen

Der Vulkan auf der Sundhnukur-Kraterreihe auf Island verliert diesmal langsamer an Kraft, als es bei den 6 vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen war. Zwar nahm die Eruptionsstärke in den vergangenen Tagen deutlich ab, aber die Abschwächung verlief langsamer als gewohnt. Wobei von Gewöhnung bei einem Naturphänomen wie einem Vulkanausbruch zu sprechen, kann ganz schön gefährlich sein, denn jeder Ausbruch verläuft individuell.




Auf den Webcams sieht man, dass nur noch ein neu gebildeter Kraterkegel aktiv ist: Kontinuierliches Lavaspattering eruptiert Lava mehrere Zehnermeter hoch und Lava strömt aus einer Bresche im Krater. Was wir nicht sehen, ist, dass (zumindest bis gestern) Lava unterirdisch durch Tunnel fließt, die im Bereich der Blauen Lagune austritt und dort den Lavastrom immer dicker werden lässt. Das geht aus einem Interview hervor, das MBL gestern mit Benedikt Gunnar Ófeigsson, Leiter der Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, führte. Benedikt meinte, dass der aktuelle Vulkanausbruch zwar während seiner Initialphase schwächer als die vorangegangenen war, aber dafür länger große Lavamengen ausstieß, so dass vor allem der Lavastrom im Westen so weit vordringen konnte, wie noch nie in dieser Eruptionsserie. Meiner Meinung nach liegt das auch ein wenig daran, dass die vorherigen Lavaströme den Weg geebnet haben und Vertiefungen im Gelände auffüllten, so dass der Strom wie auf einer Autobahn schneller und weiter vorankommt als zuvor.

Bis am späten Abend arbeiteten Einsatzkräfte im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune daran, Lava zu kühlen, Schutzdämme zu verstärken und die Strom- und Wasserleitungen zu reparieren, die beim ersten Lavavorstoß zerstört worden waren. Offenbar klappt das auf Island, ohne von bürokratischen Prozessen und rigorosen Arbeitsschutzmaßnahmen ausgebremst zu werden. Bei uns in Deutschland wäre so etwas undenkbar. Schon alleine, weil die Grenzwerte in Bezug auf die Schwefeldioxidkonzentrationen so nahe an einem aktiven Lavastrom unter Garantie überschritten werden.

Einen kleinen Lichtblick gibt es für die tapferen Isländer dennoch, denn auf dem Diagramm zur Bodendeformation zeichnet sich eine Trendwende ab: Auch wenn es für eine endgültige Lageeinschätzung zu früh ist, sieht es so aus, als wäre der Lavaausstoß zurückgegangen und als würde mehr Magma in der Tiefe aufsteigen, so dass sich der Boden wieder anfängt zu heben. Das bedingt natürlich eine schlechte Langfristprognose, wenigstens aus Sicht der Isländer.