Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21. Juli

Bodenhebung auf Reykjanes hält an – Schwellenwert überschritten

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel setzen sich Bodenhebung und Erdbebenaktivität fort. In den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 92 Erschütterungen. Diese verteilten sich auf mehrere Spaltensysteme, wobei der Schwerpunkt auf Krýsuvík und Fagradalsfjall lag. Auffällig ist, dass in letzter Zeit auch vermehrt Erdbeben entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auftreten und es sogar unter Grindavík bebt. Ein neues Interferogramm zeigt, dass sich der Boden bei Svartsengi weiterhin hebt, was durch die GPS-Messungen bestätigt wird.

Die Bodenhebung wird durch anhaltende Magmenakkumulation unter Svartsengi verursacht. IMO berichtete, dass bereits Mitte der Woche der Schwellenwert von 13 Millionen Kubikmetern Magma erreicht wurde, der sich seit dem Ende der letzten Eruption am 29. Mai im Magmenkörper angesammelt hat. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine neue Eruption deutlich an. Bisher begannen Eruptionen und Intrusionen in der Regel, wenn sich unter Svartsengi zwischen 13 und 19 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt hatten. Geht man davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt, sollte ein neuer Ausbruch innerhalb der nächsten drei Wochen beginnen.

In ihrem letzten Update schrieben die Vulkanologen auch davon, dass sich die Eruptionsspalten immer weiter Richtung Süden verlagerten und man eine wachsende Wahrscheinlichkeit dafür sieht, dass sich die Aktivität in Richtung Grindavík verlagert. IMO veröffentlichte eine neue Gefahrenkarte und hob den Gefahrenstatus für die Zone 4, in der Grindavík liegt, an.

Daraufhin reagierte der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson in einem MBL-Statement und meinte, dass es noch kein Magma unter der Stadt gäbe.

Derweil bereitet man sich in der Region auf den nächsten Ausbruch vor und erhöht die Deichanlagen um Grindavík. Diese Maßnahmen wirken natürlich nur, solange sich eine Eruptionsspalte außerhalb der Stadt öffnet. Sollte sich eine Spalte bis in die Stadt hinein erstrecken, verhindern die Deiche den Abfluss der Lava und würden die Situation noch verschlimmern.

Erdbeben an anderen Standorten auf Island

Nicht nur im Bereich von Reykjanes bebt es, sondern auch in anderen isländischen Regionen wie Askja, Katla und Vatnajökull. Der stärkste Erdbebenschwarm manifestierte sich ganz im Norden der Tjörnes-Fracture-Zone. Die stärkste Erschütterung erreichte hier eine Stärke von M 3,3.

Langjökull-Vulkansystem: Hveravellir

Steckbrief des Langjökull-Vulkansystems auf Island

Auf Island gibt es praktisch keinen Gletscher, unter dem sich nicht ein Vulkan verbergen würde, was auf einer Insel vulkanischen Ursprungs nicht weiter verwunderlich ist. Letztendlich entstanden auf Island alle höheren Erhebungen infolge vulkanischer Eruptionen. Unter den größten Gletschern Islands verbergen sich ganze Vulkanmassive, die sich aus unterschiedlichen Zentralvulkanen zusammensetzen können. Diese sind oft durch Gipfelcalderen gekennzeichnet, von denen lange Spaltensysteme ausgehen, auf denen sich Eruptionsspalten bildeten. Die Spaltensysteme sind mehrere Zehner Kilometer lang und ordnen sich parallel zu den beiden großen isländischen Vulkanzonen an, die durch den Verlauf des Mittelatlantischen Rückens durch Island gekennzeichnet sind. Entlang der Spaltensysteme bildeten sich nicht nur Eruptionsspalten, sondern oft auch andere vulkanische Erscheinungen wie flache Schildvulkane und abgeflachte Tafelvulkane, die charakteristisch für Vulkane sind, die unter einer Gletscherbedeckung entstanden.

All diese Merkmale treffen auch auf die beiden Vulkansysteme zu, die sich unter dem Gletscher Langjökull im zentralen Hochland von Island verbergen. Bei diesen Vulkansystemen handelt es sich um das nordwestliche Hveravellir-System (auch als Oddnýjarhnjúkur-Langjökull-System bezeichnet) und das Prestahnúkur-System im Südwesten des Gletschers Geitlandsjökull, der mit dem Langjökull verbunden ist.

Das Oddnýjarhnjúkur-Langjökull-System zählt mit seinen Spaltensystemen zu den größten Vulkansystemen auf Island, war in den letzten 10.000 Jahren aber nur mäßig aktiv. Der Zentralvulkan Hveravellir bildet eine Caldera unter dem nördlichen Teil des Gletschers. Während des Holozäns gab es sechs Eruptionsperioden, die wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten. Die Spalten des Systems erstrecken sich im Süden bis zum Hengill-System im Nordosten von Reykjanes. Auch das bekannte Thermalgebiet Haukadalur mit seinen Geysiren gehört zum Langjökull-System.

Ein weiteres bekanntes Thermalgebiet liegt wenige Kilometer östlich des Gletschervulkans und trägt ebenfalls den Namen Hveravellir. Hier gibt es neben einer Berghütte einen schönen Heißwasser-Pool.

Der Schildvulkan Kjalhraun östlich von Langjökull eruptierte vor etwa 7.800 Jahren und stieß etwa 11 Kubikkilometer Lava aus. Mehrere kleine Schildvulkane wurden entlang von Flankenspaltenzonen errichtet und erzeugten postglaziale Lavaströme auf allen Seiten von Langjökull, mit Ausnahme des Südens.

Einer der bekanntesten und jüngsten Ausbrüche des Systems ging von zwei Kratern aus (die sich sehr wahrscheinlich auf einer Eruptionsspalte bildeten), die im Westen von Langjökull auf 750 m Höhe liegen. Der Ausbruch ereignete sich um 950 n. Chr. und erzeugte den massiven Hallmundahraun-Lavastrom. Das Lavafeld ist 50 Kilometer lang und bedeckt eine Fläche von etwa 240 Quadratkilometern.

Gunung Suoh – Steckbrief

Gunung Suoh – Außergewöhnlicher Vulkan auf Sumatra

Der Gunung Suoh, auch bekannt als Gunung Suwoh, ist ein Vulkan auf der indonesischen Insel Sumatra und liegt im südlichen Teil der Provinz Lampung. Der Vulkan bildete sich in einer tektonischen Caldera bzw. Depression mit den Dimensionen 16 x 8 km. Diese scheint in Verbindung mit der großen Sumatra-Verwerfung zu stehen, die einmal quer durch den Westen der Insel verläuft und an der sich mehrere bekannte Vulkane wie die Toba-Caldera sowie der Marapi und Kerinci aufreihen. In dieser tektonischen Caldera gibt es mehrere sich überlappende, kleiner dimensionierte Calderas vulkanischen Ursprungs. In der jüngsten von ihnen gibt es Krater, Maare, Lavadome und Solfataren.

Viel ist über die Eruptionsgeschichte des Gunung Suoh nicht bekannt. Die historischen Aufzeichnungen beginnen erst mit einer großen Eruption im Juli 1933, die einen VEI von 4 hatte und sich 14 Tage nach einem starken Erdbeben manifestierte. Es kam zu einer explosiven Eruption, die in der Literatur oftmals als phreatisch bezeichnet wird, wobei mir bislang kein phreatischer Ausbruch dieser Stärke bekannt ist. Wahrscheinlicher handelte es sich um eine phreatomagmatische Eruption, bei der Grundwasser in Kontakt mit Magma kam. Ein Gebiet im Umkreis von 10 Kilometern um das Epizentrum wurde zerstört. Der Ausbruch brachte Asche in die umliegenden Siedlungen und tötete mehrere Bewohner.

Eine weitere Eruption soll sich 1994 zugetragen haben. Dieser Ausbruch ist allerdings nicht beim Global Volcanism Program (GVP) aufgeführt. Auch dieser Eruption ging ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,0 voraus. Nur einen Tag später kam es zu phreatischen Eruptionen, die zwei neue Krater im Thermalgebiet von Suoh hinterließen.

Der bislang jüngste Ausbruch ereignete sich am 24. Mai 2024, als es im Nirwana-Keraramikan-Krater zu einer weiteren phreatischen Eruption kam. Zwischen 08:30 und 09:00 Uhr waren in der örtlichen Gemeinde drei Explosionen zu hören, und es stiegen Eruptionswolken mehrere hundert Meter hoch auf. Berichten zufolge ist ein Teil des Kraters nach dem Ausbruch eingestürzt.

Norwegen: Große Lagerstätte seltener Erden

In Norwegen wurde die größte Lagerstätte an Seltenen Erden in Europa entdeckt  – Altes Vulkansystem ist der Ursprung

Norwegen hat im Fen-Karbonatitkomplex Europas größtes Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt. Diese Gruppe chemisch ähnlicher Elemente ist für viele Hightech-Anwendungen und grüne Technologien unverzichtbar. Bisher dominierte China den Markt, doch Norwegens Fund könnte diese Abhängigkeit verringern.

Der Fen-Karbonatitkomplex liegt 108 km südwestlich von Oslo und wurde nach dreijährigen Explorationen als Europas größte Lagerstätte für Seltene Erden identifiziert. Im Gegensatz zu anderen Fundorten liegen hier die Elemente in wirtschaftlich abbaubaren Konzentrationen vor, was eine rentable Förderung ermöglicht. Besonders wertvoll sind hier Elemente wie Neodym und Praseodym, die in Magneten verwendet werden. Sie sind wichtige Rohstoffe für die Herstellung von Elektromotoren, Windturbinen und Smartphones.




Was die Entdeckung im Kontext von Vnet besonders interessant macht, ist der Umstand, dass es sich beim Fen-Karbonatitkomplex um eine Lagerstätte magmatischen Ursprungs handelt. Das Gebiet liegt im Bereich des divergenten Oslograbens, wo es während des Erdzeitalters Perm vor gut 60 Millionen Jahren aktiven Vulkanismus gab. Die Bildung der Gesteine der Lagerstätte reicht aber noch viel weiter in die Erdgeschichte zurück: Die Gesteine der Lagerstätte bildeten sich bereits vor gut 580 Millionen Jahren, in einem vulkanischem Fördersystem, in dem karbonatische Schmelze erstarrte. Das Vulkangebiet erodierte im Laufe der Jahrmillionen und heute liegt das Fördersystem mit einem Durchmesser von 2 Kilometern nahe der Oberfläche. Der Schnitt erinnert mich ein wenig an eine Kimberlit-Pipe, und das karbonatische Gestein am Oslograben ein wenig an den Ol Doinyo Lengai im ostafrikanischen Riftvalley. Hoffentlich kommt man nicht auf die Idee, diesen Vulkan abzubaggern.

Die Beschaffung von Seltenen Erden ist oft teuer und unsicher. Rare Earths Norway (REN), das die Abbaurechte besitzt, plant eine nachhaltige Gewinnung und arbeitet dabei mit der Montanuniversität Leoben zusammen. Ziel ist es, die ökologischen Auswirkungen von der Mine bis zum Endprodukt zu minimieren.

Der Fund ist bedeutend, da Europa derzeit fast vollständig auf Importe angewiesen ist, vor allem aus China, das etwa 70 % der globalen Förderung und 90 % der Verarbeitung kontrolliert. Norwegen könnte durch diesen Fund zum wichtigen Akteur auf dem globalen Markt werden und Europas Versorgungssicherheit erhöhen. Dies ist besonders wichtig für Technologien wie erneuerbare Energien und Elektroautos.

Insgesamt hat der Fen-Karbonatitkomplex das Potenzial, sowohl die europäische als auch die globale Versorgung mit Seltenen Erden sicherer und nachhaltiger zu gestalten.

Ätna-Paroxysmus am 15. Juli 2024

Weiterer Paroxysmus aus der Voragine am Ätna generierte hohe Lavafontäne

Wer gestern Abend das Glück hatte, den dritten Paroxysmus aus der Voragine in Serie beobachten zu dürfen, erblickte eine Lavafontäne, die mehrere Hundert Meter hoch aufstieg. Meiner Meinung nach war es die stärkste Lavafontäne der aktuellen Phase. Doch es blieb nicht bei der Lavafontäne, denn das VAAC Toulouse registrierte Vulkanasche in gut 6400 m Höhe. Der Wind verfrachtete sie in südöstlicher Richtung.

Natürlich war wieder die Voragine aktiv, während der Südostkrater ruhig blieb. Wie das INGV berichtete, lag die Tremorquelle unter dem Zentralkrater auf einem Höhenniveau zwischen 2800 und 3000 Metern.

Neben Lavafontäne und Aschewolke trat auch ein Lavastrom aus und floss über die Flanke der Bocca Nuova. Er war aber nicht so groß wie es bei den Lavaströmen der Fall war, die bei früheren Südostkrater-Paroxysmen austraten. MIROVA detektierte eine Wärmestrahlung von etwa 7200 MW. Sicherlich ein sehr hoher Wert, doch er lag eine Größenordnung unter dem, was man bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater messen konnte.

Die Hangneigung versteilte sich im Vorfeld der Eruption um 0,1 µrad, als das Magma aufstieg. Gleichzeitig zeigte ein Bohrlochdilatomometer Dekompression an.

In den Ortschaften auf der Ätnaflanke und am Fuß des Vulkans, die in Windrichtung lagen, kam es zu starkem Asche- und Lapilliregen. Erfahrungsgemäß bedeckt er die Gegend zentimeterhoch, und die Beseitigung der Ablagerungen verursacht enorm viel Arbeit.

Der Paroxysmus kam nicht völlig überraschend, denn bereits nachmittags steigerten sich die strombolianischen Eruptionen, bis gegen 19:00 Uhr (UTC) die paroxysmale Hauptphase einsetzte. Diese dauerte gut vier Stunden und ließ dann relativ schnell nach.

Prognosen zu den Paroxysmen beruhen auf Erfahrungswerte

Wie es am Ätna weitergeht, lässt sich nicht wissenschaftlich vorhersagen. Die Erfahrungswerte zeigen, dass es zu einer langanhaltenden paroxysmalen Eruptionsserie kommen könnte, obwohl die Serien aus dem Zentralkrater oft nicht so lange anhielten wie jene aus dem Südostkrater. Wer überlegt, nach Sizilien aufzubrechen, sollte daher nicht zu lange warten, wobei natürlich jeder Paroxysmus bereits der letzte gewesen sein kann.

Mich selbst juckt es schon, zum Ätna zu fahren, doch ich befinde mich gerade im Südwesten der USA und bereite mich darauf vor, morgen Früh in den Arches Nationalpark aufzubrechen. Aufgrund meiner Reise gibt es hier aktuell nicht so häufige Updates, wie es sonst der Fall ist, was sich bald aber wieder ändern wird.

Eigentlich wollte ich heute über Stromboli schreiben, dessen Krater durch die starke Explosion enorme morphologische Veränderungen erlebte, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Vulkanausbruch konservierte 500 Millionen Jahre alte Lebewesen

Vulkanasche konservierte 500 Millionen Jahre alte Fossilien – Trilobiten dreidimensional erhalten

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Abderrazak El Albani von der Universität Poitiers machte im marokkanischen Atlasgebirge einen sensationellen Fossilfund: In einer 500 Millionen Jahre alten Schicht aus Vulkanasche fand man die dreidimensional erhaltenen Körper von Trilobiten. Damals, im Erdzeitalter Kambrium, muss es zu einem großen Vulkanausbruch nahe der Küste eines flachen Schelfmeeres im Gebiet des heutigen Atlasgebirges gekommen sein. Sehr wahrscheinlich wurden die Meeresbewohner Opfer des Vulkanausbruchs, dessen Ascheablagerungen die Körper umschlossen und konservierten. Anders als bei anderen Versteinerungen von Trilobiten sind hier die Körper nicht als plattgedrückte Objekte in Steinplatten erhalten geblieben, sondern liegen den Forschern im körperlichen Zustand vor, was natürlich viel besseres Anschauungsmaterial liefert, das Einblicke in die Anatomie der marinen Urzeitlebewesen ermöglicht.

Die Wissenschaftler vergleichen ihren Fundort mit dem italienischen Pompeji, wo im Jahre 79 n. Chr. der katastrophale Ausbruch des Vesuvs die römische Stadt verschüttete und gleichzeitig für die Nachwelt konservierte. Pompeji wurde nicht nur unter Vulkanasche begraben, sondern durch pyroklastische Ströme zerstört, die als heiße Glutwolken die Hänge des Vesuvs hinunterströmten. Ähnliches geschah sehr wahrscheinlich auch bei dem Vulkanausbruch im heutigen Marokko. Die aus pyroklastischen Strömen entstandenen Ablagerungen nennt man Ignimbrite. Die Paläontologen vermuten nun, dass es in anderen Regionen der Erde ähnliche Fossilfundstätten in Ignimbriten geben könnte. Allerdings bedarf es sehr wahrscheinlich besonderer Umstände, damit man so gut erhaltene Fossilien in einem Ignimbrit finden kann. Normalerweise sind pyroklastische Ströme sehr heiß und verbrennen organische Substanzen stark. In den marokkanischen Tatelt-Formationen flossen pyroklastische Ströme offenbar aufs Meer hinaus, sodass sich das Material beim Absinken abkühlen konnte.

Trilobiten gehören zu den bekanntesten ausgestorbenen Lebewesen der Erdgeschichte: Vom Kambrium vor etwa 521 Millionen Jahren bis zum Ende des Perms vor etwa 251 Millionen Jahren bevölkerten sie die Meere. Ihre Fossilien sind zahlreich, und sie gelten als die am besten untersuchten Meerestiere der Entwicklungsgeschichte. Doch ihre Geheimnisse sind noch nicht vollständig enthüllt, da meist nur ihre harten Panzer gut erhalten sind. Feinstrukturen des Körperbaus sind bei der Fossilisation oft verloren gegangen. (Quelle: Pressemeldung Eurekalert)

Ätna: Erneute Aktivität in der veränderten Voragine

Strombolianische Eruptionen aus der Voragine – Zugang zum Gipfel gesperrt

Der Ätna auf Sizilien steigerte in den letzten Tagen seine Aktivität, nachdem er nach dem Paroxysmus vom 7. Juli stiller geworden war. Wir wissen aber, dass diese Stille am Ätna in solchen Eruptionsphasen trügerisch sein kann und selten länger anhält. So setzten am 10. Juli wieder strombolianische Eruptionen in der Voragine ein, die sich am Folgetag deutlich steigerten. Zudem begann ein Intrakraterlavastrom zu fließen.

Der Tremor stieg schnell und man vermutete bereits den Start eines weiteren Paroxysmus, doch dieser blieb aus. Stattdessen erreichte der Tremor eine Plateauphase, die bis zum Folgetag anhielt. In dieser Zeit gab es starke strombolianische Eruptionen.
Drohnenaufnahmen zeigten einen sehr zähen Lavapool im Förderschlot, der im stark veränderten Krater brodelte und die Eruptionen hervorbrachte.

Der Tremor bewegte sich in dieser Zeit im roten Bereich. Am 12. Juli begann er in den gelben Bereich abzusinken und fluktuierte stark. Wie das INGV in einem Sonderbulletin mitteilte, verlagerte sich die Tremorquelle unter den Südostkrater. Magma bewegte sich auf einer Höhe zwischen 2400 und 2800 Höhenmetern und die Forscher begannen erneut, Infraschalltätigkeit zu registrieren. Diesmal nicht nur aus der Voragine, sondern auch vom Südostkrater. Es gab simultane Ascheeruptionen aus beiden Kratern.

Am 13. Juli verlagerte sich die Tremorquelle unter den Nordostkrater und tatsächlich setzten auch hier schwache Eruptionen ein, die Vulkanasche einige Hundert Meter hoch aufsteigen ließen.

Ätna-Aufstieg bis auf 2500 Höhenmeter limitiert

Den Verantwortlichen wurde die Situation am 14. Juli zu unübersichtlich: Offenbar entwickelte sich eine schwer einzuschätzende Dynamik und man beschloss, den Zugang zum Gipfelbereich weiter zu limitieren: Nach dem Paroxysmus war es bereits verboten worden, den Kraterbereich oberhalb von 2900 m zu besteigen. Nun reduzierte man das Höhenniveau auf 2500 m. Eine Begrenzung, die wir von früheren Ereignissen kennen. Man darf noch den Krater von 2001 besteigen und evtl. bis zum Rand des Valle del Bove vordringen. Natürlich ist das ein weiterer Tiefschlag für den Ätna-Tourismus, und das zur Hauptsaison. Hier gibt es einige Parallelen zu den Vorgängen auf Stromboli, dessen Besteigung ganz verboten wurde. Dort hat sich infolge der Explosion vom 11. Juli am Krater einiges getan!

Kawah Ijen: Erhöhung der Alarmstufe

Erhöhte Aktivität am Kawah Ijen – Besteigung des Vulkans verboten

Bis auf Weiteres müssen alle touristischen Aktivitäten im Kraterbereich des indonesischen Vulkans Kawah Ijen ruhen, da der Aufstieg zum Gipfel verboten wurde. Das geht aus einer Pressemitteilung der Behörde PVMBG (Zentrum für Vulkanologie und geologische Katastrophenvorsorge) hervor.

Die Schließung erfolgte im Einklang mit der Erhöhung des Aktivitätsstatus des Mount Ijen von der Normalstufe I auf die Alarmstufe II. Diese Maßnahme gilt auf unbestimmte Zeit.

Der Leiter des Vulkanüberwachungspostens (PPGA) Ijen, Suparjan, erklärte, dass die Erhöhung des Status des Mount Ijen ab dem 12. Juli 2024 in Kraft trete. Diese Empfehlung basiere auf Beobachtungen und Analysen der neuesten potenziellen Gefahren.

„Optisch ist der Mount Ijen deutlich zu erkennen. Der Niederdruck-Kraterdampf ist weiß mit mittlerer Intensität und steigt 50–100 Meter über die Kraterspitze auf“, sagte Suparjan in einer kurzen Nachricht an KBR am Sonntag, dem 14. Juli 2024.
Am 12. Juli 2024 wurden laut Suparjan am PPGA Ijen sieben Entgasungsbeben mit einer Amplitude von 15–46 mm und einer Dauer von 19–78 Sekunden aufgezeichnet. Es wurden auch kontinuierliche Tremor mit einer Amplitude von 15–46 mm und einer Dauer von 19–78 Sekunden beobachtet. Zudem gab es drei entfernte tektonische Erdbeben mit einer Amplitude von 11–31 mm.

Suparjan betonte, dass es der Öffentlichkeit, Touristen und Schwefelabbauarbeitern verboten sei, sich dem Kraterrand zu nähern, auf den Grund des Kraters abzusteigen oder in einem Umkreis von 1.500 Metern um den Krater zu übernachten. Auch die Bewohner entlang des Flusses Kali Pait werden gebeten, auf die Möglichkeit gefährlicher vulkanischer Gasströme zu achten.

Der Kawah Ijen ist ein aktiver Stratovulkan in Ost-Java, der für seinen säurehaltigen Kratersee und die blauen Flammen bekannt ist, die durch brennende Schwefelgase entstehen.

Mars: Raureif im Vulkankrater nachgewiesen

Internationales Forscherteam entdeckt Raureif in mehreren Vulkankratern auf dem Mars

Eine wichtige Entdeckung machte jüngst ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Schweizers Adomas Valantinas vom Physikalischen Institut der Universität Bern: Mit Hilfe von Bildern und Daten der Raumsonden ExoMars Trace Gas Orbiter und Mars Express wiesen sie Raureif nach, der sich im Krater des größten Vulkans des Sonnensystems gebildet hatte. Die Rede ist vom Olympus Mons, der zur Tharsis-Vulkangruppe gehört. Auch in den Kratern anderer Vulkane dieser Gruppe konnte man eine hauchdünne Reifschicht aus Eiskristallen nachweisen. Diese ist nur wenige Mikrometer dick, zeigt aber, dass sich in den vor Sonnenlicht geschützten Bereichen der Vertiefungen Eis aus der Atmosphäre ablagern kann.

Bei den anderen Vulkanen der Gruppe handelt es sich um Arsia Mons, Ascraeus Mons und Ceraunius Tholus. Genau genommen müsste man die Krater als Calderen bezeichnen. In den riesigen Depressionen ist es hinreichend kalt, sodass sich in der dünnen Mars-Atmosphäre überhaupt Eis niederschlagen kann.

In der Caldera von Olympus Mons konnten die Forscher Raureif in einem nur 30 Minuten anhaltenden Zeitfenster beobachten, als es bei Sonnenaufgang -120 Grad Celsius kalt war und der Boden der Caldera noch im Schatten lag. Die Raureifmengen in allen Kratern zusammen beliefen sich auf ca. 150.000 Tonnen und entsprechen in etwa der Wassermenge, die benötigt wird, um 60 Schwimmbecken nach Olympia-Maßstäben zu füllen.

Raureif entsteht, wenn sich feinste Nebeltröpfchen an unterkühlten Oberflächen ablagern und dort sofort gefrieren. Indirekt beweist der marsianische Raureif, dass es trotz der widrigen Bedingungen auf dem Roten Planeten Luftfeuchtigkeit gibt.

In einer Pressemeldung meinte ein Ko-Autor der Studie, Nicolas Thomas, dass „Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu einigen zehn Metern pro Sekunde die Hänge der gewaltigen Berge hinaufsteigen und feuchte Luft von der umliegenden Ebene in höhere Lagen transportieren. Dort kondensiert sie in den schattigen Bereichen der Gipfel und setzt sich als Reif ab – ein ausgesprochen erdähnliches Phänomen.“ Diese Erkenntnisse sind wichtig, um die Dynamik der Mars-Atmosphäre besser zu verstehen. Vielleicht liefern sie auch neue Hinweise darauf, was mit der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten geschehen ist, denn sie muss in der Frühzeit des Planeten der Erde ähnlich gewesen sein.

Übrigens, auf dem Foto oben sieht man auch sehr schön die steilen Felsklippen entlang der Basis von Olympus Mons. Sie werden als Indizien dafür angesehen, dass der Vulkan ursprünglich ein Inselvulkan gewesen sein könnte, der sich aus einem flachen Meer erhob.