Island: Steigerung der Mikroseismizität unter Sundhnukur

Seismischer Schwarm entlang der Sundhnukur-Spalte sorgte für Alarmstimmung

Entgegen mancher Prognosen hat sich die Situation im Bereich von Svartsengi-Sundhnukur nicht entspannt. Im Gegenteil, wie das isländische meteorologische Institut (IMO) berichtet, hat die seismische Aktivität entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte in den letzten Tagen leicht zugenommen. Gestern meldete die isländische Meteorologiebehörde, dass es zu einem Schwarm von Mikrobeben bei Sundhnukur gekommen sei. Dieses Ereignis wird als Druckbeaufschlagung im Fördersystem interpretiert und führte zu der Warnung vor einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch oder der Bildung eines weiteren magmatischen Gangs. Die Forscher geben einen Zeitraum von 14 Tagen an, in dem ein solches Ereignis wahrscheinlich auftreten könnte. Sie halten sogar Schäden in Grindavík für möglich.

Gestern kam es auch nordwestlich von Eldey auf der Halbinsel Reykjanes zu einem Erdbebenschwarm, wobei das stärkste Beben eine Stärke von 3,2 aufwies.

Ein weiteres Indiz für einen sich anbahnenden Vulkanausbruch ist die kontinuierlich anhaltende Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet. Seit dem 5. Juni hat sich der Boden um mehr als 20 Zentimeter gehoben. Der Verlauf der Kurve aus den GPS-Daten hat sich in den vergangenen zwei Tagen abgeflacht, doch hierbei könnte es sich um ungenaue Messergebnisse handeln, wie es in den letzten Monaten häufig vorkam. Die Forscher sehen keine Anzeichen einer Abschwächung des Magmenaufstiegs, der letztendlich für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich ist.

Direkt nach der letzten Eruption Ende Mai prognostizierten einige Forscher noch das Abklingen der Tätigkeit bei Svartsengi und rechneten damit, dass der Magmenaufstieg an dieser Location im August/September enden würde. Danach sieht es momentan nicht aus, und langfristige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich nicht stellen.

Da Reisezeit ist, erreichen mich immer wieder Fragen, ob es sicher ist, nach Island zu reisen und ob man in der Blauen Lagune schwimmen gehen sollte. Generell besteht momentan keine großräumige Gefahr für Island. Das Eruptionsgebiet ist lokal begrenzt, und die bisher aufgetretenen effusiven Eruptionen wirkten sich bestenfalls infolge von Luftverschmutzungen durch vulkanische Gase auf ein größeres Gebiet aus. Sollte es zu einer ungewöhnlich starken Eruption kommen, muss man mit der temporären Sperrung des Flughafens Keflavík rechnen, und im Extremfall könnte die Hauptstraße zwischen Reykjavík und dem Flughafen gesperrt werden. Ansonsten kann man nach aktuellem Kenntnisstand seine Islandreise unbeschwert antreten. Ein Bad in der Blauen Lagune sehe ich etwas zwiespältig: Hier besteht ein geringes bis moderates Risiko, dass man die Auswirkungen eines Vulkanausbruchs zu spüren bekommt. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Lagune gesperrt wird und man die Online-Tickets nicht erstattet bekommt, wie es bei mir der Fall war.

Yellowstone: Nachlese zur hydrothermalen Explosion

Das YVO präsentierte neue Erkenntnisse zur hydrothermalen Explosion vom 23. Juli 2024

Vor einer Woche ereignete sich gegen 10 Uhr eine hydrothermale Explosion im Black Diamond Pool im Biscuit Basin der Yellowstone-Caldera. Sie manifestierte sich etwa 3400 Meter nordwestlich vom Old Faithful-Geysir, der zu den meist besuchten Postvulkanischen Phänomenen des Nationalparks zählt. Obwohl die Caldera zu den am besten überwachten Vulkansystemen der Welt zählt, erkannten Überwachungsinstrumente keine Vorzeichen der Explosion. In sozialen Medien geteilte Videos zeigten Wasserfontänen und Gesteinsfragmente, die laut Analysen bis zu 180 Meter hoch in die Luft geschleudert wurden. Mehrere Besucher des Nationalparks hielten sich in unmittelbarer Nähe zum Explosionsort auf und flohen in Panik Der nahegelegene hölzerner Gehweg wurde schwer beschädigt und das Becken bleibt für Untersuchungen geschlossen. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.

Im Rahmen einer Untersuchung der Vorgänge stellten Geologen fest, dass die herausgeschleuderten Gesteine aus Gletschermaterial, Sandsteinen, Schluffsteinen und Kies bestanden, die unter dem Oberflächensinter lagen. Frische vulkanische Gesteine wurden nicht gefördert. Es wurden auch keine Anzeichen von Rhyolith-Grundgestein gefunden, das etwa 50 Meter tief liegt. Dieser Umstand deutet auf eine Explosion in geringer Tiefe hin. Die Explosion richtete sich hauptsächlich nach Nordosten in Richtung des Firehole River und nicht auf den Gehweg, was wahrscheinlich Verletzungen verhinderte.

Hydrothermale Explosionen treten auf, wenn Wasser im Untergrund kocht und sich in Dampf verwandelt. Dies geschieht normalerweise in Geysirsystemen wie Old Faithful, wo gut definierte Leitungssysteme den Dampf und das heiße Wasser nach oben leiten. Wenn das Wasser-Dampf-Gemisch jedoch in einem begrenzten Raum im Gestein eingeschlossen ist, kann der Druck eine Explosion verursachen. Solche Explosionen sind im Yellowstone-Nationalpark relativ häufig, jedoch weniger zerstörerisch als Erdbeben oder Vulkanausbrüche. Jährlich gibt es einige hydrothermale Explosionen unterschiedlicher Größe, oft in abgelegenen Gebieten. Bedeutende historische Explosionen waren der Excelsior-Geysir in den 1880er Jahren und der Porkchop-Geysir im Jahr 1989. Eine kleinere Explosion ereignete sich kürzlich am 15. April 2024 im Norris-Geysir-Becken, erfasst durch Überwachungsinstrumente.

Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 14.000 Jahren gab es über ein Dutzend größere hydrothermale Explosionen im Yellowstone-Gebiet, darunter der größte bekannte Krater in Mary Bay mit einem Durchmesser von etwa 2,5 Kilometern. Die zukünftige Entwicklung des Biscuit Basins bleibt ungewiss. Geologische Untersuchungen sollen das Ereignis und seine Auswirkungen besser verstehen helfen. (Quelle: YVO)

Tonga: Erdbeben Mw 6,0 am 29.07.24

Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert Inselreich Tonga – Epizentrum nahe Vulkan

Datum: 29.07.2024 | Zeit: 13:07:13 UTC | Lokation: -20.341 ; -174.095 | Tiefe: 12 km | Mw 6,0

Der pazifische Inselstaat Tonga wurde heute Mittag um 13:07 Uhr UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich offshore, mit einem Epizentrum, das vom EMSC 64 km südöstlich von Pangai lokalisiert wurde. Das Hypozentrum lag in 12 Kilometern Tiefe. Wie so oft gibt es von den verschiedenen Erdbebendiensten leicht abweichende Daten. Beim GFZ wurde das Hypozentrum mit 14 Kilometern Tiefe angegeben und die Magnitude mit 5,8.

Obwohl der Erdstoß stark genug war, um wahrgenommen zu werden und sogar Schäden hervorzurufen, liegen hierzu keine Meldungen vor.

Pangai liegt auf der Insel Lifuka und ist der administrative Hauptort der Haʻapai-Inselgruppe, zu der auch die Vulkane Tofua und Hunga-Tonga-Haʻapai gehören. Es ist nicht auszuschließen, dass das Erdbeben diese Vulkane beeinflusst, obwohl ich das eher für unwahrscheinlich halte, obgleich Tofua im Frühjahr thermische Anomalien aufwies und Dampf ausstieß.

Der Hunga-Tonga-Haʻapai brach zuletzt 2022 groß aus und war für die stärkste Eruption seit dem Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 verantwortlich. Jüngste Studien haben ergeben, dass sich dieser Ausbruch auf das globale Klima auswirkt.

Doch zurück zum Erdbeben. Tektonisch betrachtet manifestierte es sich westlich des Tongagrabens am Tongarücken, auf dem sich die Inseln des Archipels aufreihen. Hier kollidiert die Pazifische Platte mit jener von Australien.

Nördlich von Tonga liegen die Fidschi-Inseln, wo es ebenfalls bebte. Die Erschütterung hier brachte es auf Mb 5,3 in der sagenhaften Tiefe von fast 600 Kilometern. Zwischen den beiden Beben gibt es keinen direkten Zusammenhang, außer der geografischen Nähe und dem tektonischen Setting. Bei dem Fidschi-Beben handelte es sich um ein Mantelbeben, das sehr wahrscheinlich an einem Stück subduzierter pazifischer Kruste stattfand, das bis tief in den Erdmantel abgetaucht ist ohne plastisch zu werden.

Sakurajima mit starker Explosion am 29.07.24

Starke Explosion am Sakurajima ließ Vulkanasche bis auf einer Höhe von 5500 m steigen

Am japanischen Halbinselvulkan Sakurajima stieg heute Vulkanasche bis auf eine Höhe von 5500 m über dem Meeresspiegel auf und driftete in Richtung Südosten. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Tokio hervor. Demnach manifestierte sich der explosive Vulkanausbruch um 16:46:15 Uhr Ortszeit. Auf den zugehörigen Livecam-Aufnahmen erkennt man zu Beginn des Vorgangs eine Druckwelle durch die Dampfwolken ziehen, die aus dem Krater aufgestiegen sind. Es handelte sich um eine außergewöhnlich starke Explosion, wie sie derzeit am Sakurajima nur ein paar Mal im Jahr vorkommt.

Die Explosion förderte nicht nur Vulkanasche, sondern auch größere Blöcke und Bomben, die sich in einem großen Umkreis um den Krater verteilten. Auf den Aufnahmen erkennt man Impakte, die gut zwei Drittel der Vulkanflanke hinabreichten. Kleinere Fragmente dürften auch die Basis des Vulkankegels erreicht haben.

Die Aschewolke kollabierte und deckte den Südosten der Halbinsel mit Asche ein. Die Aschepartikel in der Luft regneten nur langsam ab und bescherten der Region einen dramatischen Sonnenuntergang. Auch mehr als zwei Stunden nach der Explosion gibt es immer noch Ascheexhalationen aus dem Krater.

Dem Hauptausbruch gingen mehrere kleinere Eruptionen voran. Sie werden im aktuellen JMA-Bulletin beschrieben, welches eine Viertelstunde vor der Haupteruption veröffentlicht wurde. Dort heißt es, dass der Sakurajima viermal ausbrach und Vulkanasche bis zu 1800 m über Kraterhöhe aufgestiegen war. Größere Tephrafragmente verteilten sich bereits bei diesen Eruptionen bis zu 1 Kilometer Entfernung zum Minamidake, von dem die Eruptionen ausgingen. Nachts war permanente Rotglut in den Dampfwolken über dem Krater zu sehen gewesen. Der Showadake war ruhig geblieben.

Die Erdbebentätigkeit wurde als gering eingestuft. Am 26. Juli gab es eine Tremorphase. Der Schwefeldioxidausstoß wird als hoch beschrieben, obwohl das zugehörige Diagramm einen niedrigeren Ausstoß zeigt als in den letzten Wochen.

Die Vulkanologen vom JMA hielten ihre Empfehlungen aufrecht, das Gebiet des Vulkans nicht zu betreten, und warnten vor der Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme, Lahare und Steinschläge entstehen könnten.

Nyamuragira mit langem Lavastrom

Lavastrom am Nyamuragira fließt in Richtung Norden – Nachbarvulkan ebenfalls aktiv

In der Demokratischen Republik Kongo sind die beiden Virunga-Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo aktiv. Der erstgenannte Vulkan fördert einen ca. 5 Kilometer langen Lavastrom, der einem kleinen Lavasee entspringt, der sich in den vergangenen Wochen in der Caldera gebildet hatte. Wiederholte Eruptionen innerhalb der Caldera haben ihren Boden so weit ansteigen lassen, dass die Lava nun den Calderarand überflossen hat und über einen Rücken fließt, über dem bereits früher Lavaströme ihren Weg bahnten. MIROVA detektierte heute eine Thermalstrahlung mit einer Leistung von mehr als 500 MW.

Alles, was wir über die Tätigkeit wissen, stammt von der Satellitenfernerkundung. Die Satellitenbilder geben nur alle paar Tage den Blick durch dichte Wolken frei, und daher gibt es keine lückenlosen Daten. Der Lavaüberlauf begann irgendwann zwischen dem 10. und dem 15. Juli. Das Falschfarbenbild oben stammt vom 25. Juli.

Neben dem Nyramuragira, der in der oberen Bildhälfte zu sehen ist, erkennt man auch den Nachbarvulkan Nyiragongo, von dem man im Infrarotspektrum ebenfalls eine thermische Signatur sieht. Diese beschränkt sich allerdings auf den Kraterbereich des Vulkans, in dem Lava brodelt. Was genau vorgeht, ist unklar. Auf anderen Bildern kann man erahnen, dass Lava aus dem zentralen Schlotbereich strömt und eine größere Fläche des Kraterbodens geflutet hat. Im Schlotbereich scheint sich ein Lava-Teich zu befinden, von dem die Aktivität ausgeht. MIROVA registriert eine moderate Thermalstrahlung mit einer Leistung im zweistelligen Bereich.

Da es nach wie vor keine visuellen Beobachtungen des Geschehens gibt (zumindest keine, die mir bekannt wären), bleibt unklar, was genau im Krater vor sich geht. Leider werden die Vulkanflanken weiterhin von Rebellen kontrolliert und der bescheidene Vulkantourismus, den es bis vor Corona zumindest am Nyiragongo gab, ist Geschichte. Auch die Vulkanologen vom Goma-Observatorium schaffen es nicht bis auf die Vulkane.

Die beiden Virunga-Vulkane gehören zu den Feuerbergen des Ostafrikanischen Riftvalleys, liegen aber in einem anderen Arm des Grabenbruchs wie die beiden anderen aktiven Vulkane Ostafrikas: Erta Alé und Ol Doinyo Lengai. Letzterer liegt in Tansania und zeigt aktuell eine vergleichsweise große thermische Anomalie im Kraterbereich. Es kommt zum Überlauf der außergewöhnlichen Lava aus den Hornitos. In der Caldera des Erta Alé ist ein Lavastrom unterwegs, dessen Front den Südrand der Caldera erreicht hat.

Ätna: Warten auf den nächsten Paroxysmus

Ätna-Krater Voragine erzeugt kleine Ascheeruptionen – Nächster Paroxysmus könnte sich anbahnen

Ätna auf Sizilien ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Im Gegenteil, es sieht so aus, als würde sich der majestätische Feuerberg auf die nächste paroxysmale Eruption vorbereiten. Es wäre der fünfte große Ausbruch in diesem Monat. Als Indiz hierfür können die sporadischen Ascheeruptionen interpretiert werden, die wieder seit einigen Tagen aus der Voragine gefördert werden. Die Aschepuffs steigen bestenfalls ein paar Hundert Meter über dem Krater auf, bevor sie sich verflüchtigen. Nachts kann man in den Eruptionswolken schwache Rotglut beobachten, die davon zeugt, dass nicht nur Asche, sondern auch glühende Tephra gefördert wird.

Die Erdbebenaktivität ist gering und der Tremor bewegt sich im unteren gelben Bereich mit einem ganz leichten Aufwärtstrend. Anhand geophysikalischer Messdaten lassen sich Paroxysmen praktisch nicht vorhersagen, denn diese steigen erst, wenn sich auch die schwachen Eruptionen deutlich steigern, die man typischerweise im Vorfeld eines Paroxysmus beobachten kann.

Einer, der sich in auf Beobachtungsposten am Ätna befindet, ist unser Vereinsmitglied Andreas Brenneke. Er steigt regelmäßig zu Schiena dell’Asino auf, von wo aus er die Gipfelkrater im Visir hat, und berichtete uns von den Ascheeruptionen. Er meinte auch, dass die strikten Zugangsbestimmungen zu den höheren Regionen des Vulkans rigoros kontrolliert und durchgesetzt werden: An der Bergstation Etna Sud muss man zwingend ein Hin- und Rückticket mit der Seilbahnstation buchen. Ein One-Way-Ticket zu kaufen ist nicht mehr möglich. Wer die höheren Ätna-Gefilde erkunden möchte, kann das nur noch mit Bergführern und Bustouren machen. Alleine kann man praktisch den Bereich der oberen Seilbahnstation nicht mehr verlassen. Mit etwas Glück kommt man noch auf die Montagnola rauf, aber das ist Spekulation meinerseits. Oberhalb von 3000 Höhenmetern -wo die eigentliche Kraterregion beginnt, obgleich man sich dort noch an der Basis der Krater befindet- geht es auch mit Bergführern nicht weiter. Wer also hofft, einen Paroxysmus beobachten zu können, muss mit geführten Touren los oder sich mit Fernblicken begnügen. Beste Option ist der Bereich der Schiena dell’Asino und Pizzo Deneri im Norden des Vulkans.

Myrdalsjökull: Gletscherlauf verursacht Sperrung der Ringstraße

Gletscherlauf am Myrdalsjökull wird wahrscheinlich nicht von einem subglazialen Vulkanausbruch der Katla verursacht

Der Gletscherlauf auf Island ist stärker als zunächst angenommen und führte zur Sperrung der Ringstraße zwischen Vík nach Kirkjubæjarklaustri. Damit ist die wichtigste Straße Islands unterbrochen. Zudem gab es heute weitere Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla.

Wie IMO in einem späten Update gestern um 21 Uhr mitteilte, deuteten die geophysikalischen Daten darauf hin, dass der Gletscherlauf nicht das Ergebnis eines Vulkanausbruchs der Katla unter dem Gletscher ist. Dennoch handelt es sich um einen starken Gletscherlauf: Der Wasserdurchfluss an der Brücke über Skálm betrug zu seinem Höchststand von etwa 1.000 m³/s. Damit ist der Jökulhlaup Vergleichbar mit den Gletscherläufen in Múlakvísl in den Jahren 2011 und 1955, und es wird erwartet, dass es mehrere Tage dauern kann, bis sich die Strömung in Skálm normalisiert.

Die isländische Meteorologiebehörde überwacht das Gebiet weiterhin, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass der  Lauf durch einen Vulkanausbruch verursacht wurde, obgleich es weitere Erdbeben unter dem Vulkan gab und auch Schwefelgeruch wahrgenommen wurde. Das Schmelzwasser, das diesen Gletscherlauf verursachte, stammt aus den Kavernen unter dem Eis. Ein GPS-Messgerät auf der Austmannsbunga zeigt, dass die Veränderungen in der Caldera einem regulären Gletscherlauf entsprechen, wobei unklar bleibt, warum bei solchen Läufen manchmal mehr Wasser freigesetzt wird.

Ein Patrouillenflug der Küstenwache, bestätigte, dass der Abfluss nur vom Sandfellsjökull kam und von dort in den Flusslauf des Skálm gelangte. Fotos von diesem Flug zeigen die Quelle des Laufs am Gletscherausläufer des Sandfellsjökull im östlichen Teil des Mýrdalsjökull.

Der Jökulhlaup begann im Fluss Skálm gestern um 13:20 Uhr und war möglicherweise größer als der große Lauf im Jahr 2011. Das Abflusswasser fließt in seiner jetzigen Form vom Sandfellsjökull in den Skálmar-Kanal und hat die Brücke und Teile der Ringstraße überflutet. Die Straße wurde gesperrt, da das Hochwasser die Brücke beschädigte.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass weiteres Wasser unter dem Gletscher hervorkommt und möglicherweise auch den Fluss Múlakvísl erreicht. Die erhöhte Turbulenz, die gestern Morgen gemessen wurde, könnte darauf hinweisen, dass noch mehr Wasser erwartet wird.

Bezymianny eruptiert Aschewolken und Dichteströme

Zahlreiche VONA-Warnungen am Bezymianny infolge von Kollapsereignissen und Explosionen

Der russische Vulkan Bezymianny begann am Montag mit einer Serie von Kollapsereignissen am Lavadom, und zwei Tage später setzten explosive Eruptionen ein. Die stärksten Eruptionen förderten Vulkanasche bis auf 12 Kilometer Höhe. Die Aschewolke legte eine Distanz von bis zu 2.500 km zurück und breitete sich in südöstlicher Richtung aus. Sie hatte eine Länge von 362 km und war zwischen 60 und 125 Kilometer breit. Pyroklastische Ströme flossen über die Basis des Vulkans hinaus. solche Dichteströme gehören zu den gefährlichsten Vulkanphänomenen, doch da die Gegend um den Bezymianny unbewohnt ist, gefährden sie hier nur selten Menschen.

In den letzten Tagen schwächte sich die Explosivität ab, und Aschewolken stiegen noch bis auf eine Höhe von 5.100 m auf und drifteten mit dem Wind überwiegend in Richtung Süden. In der Folge erschienen zahlreiche VONA-Warnungen beim VAAC Tokio.

Nach dem explosiven Ausbruch begann ein effusiver Ausbruch des Vulkans, der dadurch gekennzeichnet war, dass zähflüssige Lava auf die Hänge des Doms strömte. Diese Aktivität wurde von Abgängen heißer Schuttlawinen und starker Gas- und Dampfaktivität begleitet. Auf Satellitenbildern war eine ausgeprägte thermische Anomalie über dem Vulkan zu erkennen.

Solche Aktivitätsphasen sind für den Bezymianny typisch und ereignen sich ca. zwei bis drei Mal im Jahr. Meistens kündigen sie sich einige Tage vor der eruptiven Hauptphase mit verstärktem Domwachstum und kleineren Explosionen an, wie es auch diesmal der Fall war.

Der Bezymianny ist einer der aktivsten Vulkane der zentralen Vulkangruppe auf Kamtschatka, zu der auch der größere Vulkan Klyuchevskoy gehört, der momentan allerdings ruhig ist. Ein wenig abseits der Vulkangruppe liegt der ebenfalls ruhige Tolbatschik sowie der Shiveluch. Dieser Vulkan hat zwei aktive Lavadome: Einer wächst in dem jüngeren Vulkanteil, ein weiterer im älteren. Dieser Dom wurde jüngst umbenannt und wird nun nicht mehr Karan-1 genannt, sondern „300 years of RAS“, wobei RAS für „Russische Akademie der Wissenschaften“ steht.

Katla: Erdbeben und möglicher Gletscherlauf

Mehrere Erdbeben erschütterten isländischen Gletschervulkan-Katla – Anzeichen für einen Gletscherlauf

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla ereigneten sich heute zwölf schwache Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum nahe der Erdoberfläche. Die Erdbeben könnten im Zusammenhang mit einem Gletscherlauf stehen. Wie IMO mitteilte, gibt es neben den Erdbeben weitere Anzeichen eines Gletscherlaufs, da die elektrische Leitfähigkeit des Wassers von Flüssen erhöht ist, die den Gletscher Myrdalsjökull entwässern. Hierbei handelt es sich um den Gletscher, der den subglazialen Vulkan verbirgt. Die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skálm nahe der Straße V412 ist sogar ungewöhnlich hoch. Daher wird empfohlen, sich von den Quellen am Múlakkíslar und am Kátlujökull fernzuhalten.

Die Erhöhung der Leitfähigkeit kommt durch die Beimischung von geothermischem Wasser im Schmelzwasser der Flüsse zustande. Gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV erklärte ein Naturkatastrophenexperte, dass dies wahrscheinlich kein Hinweis auf einen bevorstehenden Ausbruch ist, obwohl IMO heute Morgen ebenfalls erhöhte Gaswerte meldete und Berichte über Schwefelgeruch in Flussnähe vorliegen.

Böðvar Sveinsson, Experte für Naturgefahren beim Isländischen Wetteramt, erklärt, dass derzeit keine Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch bestehen. Er deutet darauf hin, dass das Jökulhlaup wahrscheinlich bereits im Abklingen ist. Die aktuelle Unruhe und die Erdbeben stehen im Zusammenhang mit geothermischen Aktivitäten. Diese Jökulhlaups treten fast jährlich auf, oft bedingt durch Regenfälle und höhere Temperaturen, die die Wasseroberfläche in die Kavernen fließen lassen.

Obwohl das Risiko eines Ausbruchs gering ist, wird empfohlen, bei Reisen in die Region vorsichtig zu sein. Insbesondere sollte man sich von den Quellen von Flüssen wie Kötlujökull fernhalten, da dort Schwefelverschmutzungen auftreten können. Auch entlang des Laugavegin-Wanderwegs könnte man auf Schwefelverschmutzungen stoßen. Urlauber und Bevölkerung werden dazu aufgefordert, längere Aufenthalte in der Nähe der Gletscherquellen des Mýrdalsjökull zu vermeiden und Vorsicht walten zu lassen, ohne in Panik zu verfallen.

Eine erhöhte Erdbebenaktivität gibt es auch im Bereich von Selfoss in Südisland und natürlich auf der Reykjanes-Halbinsel. In Bezug auf das Eruptionsgebiet Svartsengi hat sich seit gestern nichts wesentlich verändert.

Update 17:30 Uhr:
Inzwischen wurde der Gletscherlauf bestätigt und erste Flüsse traten über die Ufer.