Erdbebenaktivität unter Bardarbunga und Katla weiter erhöht – Drei Erdbeben im Dreierbereich
Der Untergrund auf Island ist alles andere als stabil. Zwar droht er nicht überall nachzugeben, doch zahlreiche Erdbeben zeugen von der Dynamik der Erdkruste entlang der kontinentalen Naht zwischen Europa und Nordamerika. Genaugenommen besteht die Insel aus einem Stück angehobener Ozeankruste entlang des Mittelatlantischen Rückens, die durch einen Mantelplume nach oben gedrückt wurde. Die hieraus resultierende vulkanische Aktivität hat die Kruste zusätzlich verdickt, so dass sie über den Meeresspiegel hinausragt. Klassische Sedimente kommen auf Island nur im geringen Umfang vor und spielen bei der Bildung des Untergrunds eine untergeordnete Rolle. Die Prozesse, die zur Inselbildung führten, sind noch lange nicht abgeschlossen, und augenblicklich erleben wir eine aktive Phase, die zahlreiche Erdbeben und Vulkanausbrüche hervorbringt und tektonische Prozesse erzeugt, von deren Dokumentation Geowissenschaftler sonst nur träumen.
Konkret manifestierten sich diese Prozesse in drei Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Zwei dieser Erschütterungen hatten die Magnituden 3,5 und 3,1 und ereigneten sich wenige Kilometer vom Bardarbunga entfernt, der unter dem Gletscher Vatnajökull liegt. Sie sind auf der IMO-Shakemap mit den bekannten grünen Sternchen markiert und hatten Hypozentren in 5 und 3 Kilometern Tiefe.
Kein grünes Sternchen erhielt seltsamerweise ein Beben M 3,0, dass sich gestern gegen 16:45 UTC unter dem Vulkan Katla zutrug, der vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist. Der Grund für das fehlende Sternchen wird sein, dass IMO in seinen Berichten mit gerundeten Zahlen arbeitet und die tatsächliche Magnitude ganz knapp unter 3,0 lag. Hier wurde das Hypozentrum in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel verortet. Katla zeigte sich in den letzten 2 Wochen recht aktiv und hatte einen Gletscherlauf, der mit der hydrothermalen Aktivität des Vulkans unter dem Eis zusammen hing. Wissenschaftler erwarten seit Jahren einen Vulkanausbruch. Ein Vulkanausbruch des Bardarbungas wird wohl noch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen, auch wenn sich unter der Caldera bereits wieder Magma akkumuliert. Hier ist die letzte Eruption gerade einmal 10 Jahre her.
Als Nächstes wird wohl mit aller Wahrscheinlichkeit wieder mit vulkanischer Aktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreiche auf der Reykjanes-Halbinsel zu rechnen sein. Hier könnte eine Eruption nur Tage, bestenfalls Wochen entfernt sein. Die Erdbebenaktivität war in den letzten Tagen hoch, doch für die Nacht zeigen die IMO-Tabellen keine Erdbeben an. Vielleicht liegt ein Übertragungsfehler vor.
Update: Wie vermutet handelte es sich bei der nächtlichen Lücke um einen Übertragungsfehler. Die Listen wurden aktualisiert und zeigen intensive Tätigkeit. Auffallend viele Beben südwestlich vom Thorbjörn und somit in der Nähe von Grindavik.
Die bizarre Felsenlandschaft des Bryce Canyons – Und wer zum Teufel ist Ruby?
Die zweite Etappe unserer USA-Reise, die uns mit dem Wohnmobil durch den Südwesten der USA führte, brachte uns zum Bryce Canyon. Die Schlucht am Rand des Colorado-Plateaus hat einen ganz anderen Charakter als etwa der Zion-Canyon, den wir zuvor besucht haben. Dort dominieren massive Felswände das Bild, die Hunderte Meter hoch aufsteigen. Im Bryce Canyon hingegen prägen unzählige Gesteinstürme und Rippen das Landschaftsbild. Diese seltsam anmutenden geologischen Sandsteinformationen haben sogar eine eigene Bezeichnung: Hoodoos! Auch sie wurden vom Bildhauer der Erosion geschaffen, wobei der Künstler nicht nur die erosive Kraft fließenden Wassers, sondern vor allem die Frostsprengung nutzte.
Der Bryce Canyon ist in einem Nationalpark geschützt. Er befindet sich nur 80 Kilometer vom Zion entfernt im US-Bundesstaat Utah und liegt in einer Höhenlage zwischen 2.400 und 2.700 Metern. Nachts kann es hier auch im Sommer empfindlich kalt werden, während es tagsüber brütend heiß ist. Auch die täglichen Temperaturunterschiede tragen zur Erosion bei.
Der Park ist nach Ebenezer Bryce benannt, einem Mormonenpionier, der in den 1870er Jahren in der Gegend lebte und dort Viehwirtschaft betrieb. Im Jahr 1928 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt, nachdem es 1923 zunächst als National Monument ausgewiesen worden war.
Die Vegetation der Gegend ist vielfältig, und im Nationalpark gibt es unterschiedliche Vegetationszonen, die nach der Höhenlage gestaffelt sind. So findet man Wüstensträucher, aber auch Tannenwälder. Die Tierwelt ist ebenfalls mannigfaltig, es gibt Maultierhirsche, Füchse, Kojoten und eine Vielzahl von Vogelarten, darunter den Kalifornischen Kondor und den Wanderfalken.
Als Besucher des Bryce Canyons arbeitet man meistens erst einmal die Aussichtspunkte ab, die bequem mit dem Wagen zu erreichen sind und so wohlklingende Namen wie Sunrise Point, Sunset Point, Inspiration Point und Bryce Point tragen. Typischerweise unternimmt man dann Wanderungen in den Canyon hinab. Wanderwege gibt es mehr als genug und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, darunter den beliebten Navajo Loop Trail und den Queen’s Garden Trail.
Über unsere Campingerfahrungen am Bryce Canyon habe ich schon ausführlich im Hauptartikel zur USA-Reise geschrieben. Hier nur so viel: Wir standen zwei Tage auf dem Sunset Campground, und das Campingerlebnis hier übertraf deutlich das, was man normalerweise in Deutschland erfährt. Mehr Platz, inklusive Feuerstelle, viel naturnäher als bei uns, und nahe an Aussichtspunkten mit spektakulären Landschaften. Die Sanitäranlagen sind allerdings nur rudimentär ausgestattet. Ein prima Ausgangspunkt für alle, die zum Sonnenaufgang zu Wanderungen in den Canyon aufbrechen wollen. Diese können besonders im Sommer schweißtreibend sein, obwohl ich sie vom Gelände her angenehm zu gehen finde. Fantastische Perspektiven ergeben sich auf jeden Fall, und es ist ein besonderes Erlebnis, zwischen den Hoodoos umherzuwandeln und nach ihren Decksteinen Ausschau zu halten.
Apropos Canyon: Genau genommen ist der Bryce Canyon kein Canyon im geologischen Sinne. Die bizarren Erosionsformen sind an der Südostkante des Paunsaugunt-Plateaus entstanden, das Teil des riesigen Colorado-Plateaus ist. Entlang einer Strecke von gut 30 Kilometern haben sich an dieser Schichtstufe mehrere Ausbuchtungen gebildet, die man gerne mit einer Reihe von Amphitheatern vergleicht. In diesen Amphitheatern bildeten sich die Steintürme der Hoodoos und sicher auch einige labyrinthartige Canyons als sekundäre Strukturen. Der eigentliche Bryce Canyon ist das größte dieser Amphitheater. Es erstreckt sich über eine Länge von 19 Kilometern, ist 5 Kilometer breit und weist eine Höhendifferenz von mehr als 240 Metern auf.
Das Bowie Messer im Rubys General Store
Zum Abschluss eine kleine Anekdote aus dem Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks: Praktisch jedes Geschäft, Restaurant und Hotel scheint dort jemandem namens Ruby zu gehören und man entkommt diesem Namen auf den Schildern der Geschäfte praktisch nicht. Ruby war ein Farmer, der 1916 in die Region übersiedelte und mit vollem Namen Reuben C. (Ruby) Syrett hieß. So ergab es sich, dass Leroy und ich Rubys General Store nach Outdoor-Equipment durchstöberten. Leroy liebäugelte mit einem schön gearbeiteten Bowie-Messer als Souvenir und wir kamen darüber mit der Verkäuferin der Waffenabteilung ins Gespräch, als ich fragte, wie lang die Klinge sei. Ich erklärte ihr, dass in Deutschland Messer mit einer Klingenlänge von mehr als 12 Zentimetern verboten sind bzw. nicht mitgeführt werden dürfen. Dasselbe gilt für Spring- und Einhandmesser, die generell verboten sind. Die Verkäuferin schaute mich mit einem verstörenden Gesichtsausdruck an, der wohl Zweifel und Mitleid zugleich ausdrücken sollte. Sekunden später schüttelte sie lächelnd den Kopf und meinte: „Ihr Deutschen!“. Glaubte sie, ich hätte sie verkohlt? Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie von der Absicht unserer Innenministerin wüsste, die Deutschen in ihren Rechten noch weiter einzuschränken, sodass nur noch Pommespieker mit 6 cm Klingen erlaubt sind? Wie bitte soll man mit so einem Nagelclipser Fische ausnehmen oder beim Camping Brot schneiden oder Feuerholz spalten? Langsam wird es skurril bis lächerlich in unserem überzivilisierten Land der Verbote! Wenn Großstadtmädchen – und Jungs im Berliner Parlament keine Messer brauchen -die wohl die allermeisten vernunftbegabten Menschen als Werkzeug und nicht als Waffe einsetzten-, können die schön für sich selbst sprechen, ich werde nicht darauf verzichten ein EDC (Every Day Carry) bei mir zu haben. Schließlich bin ich auch jemand, der immer für den Notfall gerüstet sein möchte. Aber gut, vielleicht wechsle ich bei einem Messerverbot zum Tomahawk! Das schöne Bowiemesser kaufte ich übrigens nicht und ärgere mich heute darüber.
Pyroklastischer Strom am Merapi – Domwachstum geht weiter
Der indonesische Vulkan Merapi generierte gestern einen pyroklastischen Strom. Laut Angaben des VSI war er 104 Sekunden lang unterwegs und löste ein seismisches Signal mit einer Maximalamplitude von 37 mm aus. Über die Gleitstrecke wurde nichts bekanntgegeben, aber anhand der Daten schätze ich sie auf etwa 1200 m. Darüber hinaus gab es gestern 119 Abgänge von Schuttlawinen, die zum Teil glühende Lava transportierten. Das ist ein häufig vorkommendes Phänomen, und besonders bei schönem Wetter entstehen hiervon viele Fotos, die in den Sozialen Medien geteilt werden. Oft werden diese Schuttlawinen dann mit Lavaströmen verwechselt, weil sie auf lange belichteten Fotos Glutspuren hinterlassen. Der Merapi ist zwar effusiv tätig, doch normalerweise ist seine Lava zu zäh, um längere Lavaströme zu erzeugen. Typischer Weise akkumuliert sie sich in Form von Lavadomen im Krater.
Die Seismizität bewegt sich auf einem niedrigen bis moderaten Niveau und liefert keinen Hinweis darauf, dass sich ein neuer Magmenkörper seinen Weg zur Oberfläche bahnt. Andererseits können die Aufstiegswege im Untergrund offen sein, so dass es einen beständigen Zufluss von Schmelze gibt, die am Lavadom austritt.
Im letzten Wochenbericht des BPPTKG für den Beobachtungszeitraum vom 2. bis 8. August heißt es, dass es leichte morphologische Veränderungen am südwestlichen Lavadom gibt. Sie kamen durch Wachstum des Doms zustande und durch den Abtrag des Materials durch die Schuttlawinen. Netto betrachtet vergrößerte sich das Volumen des Doms um gut 90.000 Kubikmeter gegenüber der letzten Messung im Juli und betrug am 2. August 2.628.300 Kubikmeter. Am Dom in der Kratermitte gab es nur marginale Veränderungen. Hier scheint es kein Wachstum zu geben. Das Volumen liegt bei 2.360.700 Kubikmeter.
Veränderungen hat es hinsichtlich der Temperaturen von Hotspots gegeben. Die höchste Temperatur am Südwestdom lag bei 249,3 °C, die der Zentralkuppel bei 220,8 °C. An beiden Domen wurde ein Temperaturanstieg gemessen.
Die Bodenhebung hat nachgelassen und betrug zuletzt ca. 1 mm am Tag. Dennoch rechne ich mit einem Anhalten der Aktivität. Der Alarmstatus steht weiterhin bei „3“ und der Vulkan darf nicht bestiegen werden.
Taiwan erneut von schweren Erdbeben getroffen – keine unmittelbaren Schadensmeldungen
Datum 15.08.2024 | Zeit: 23:35:53 UTC | 23.747 ; 121.772 | Tiefe: 14 km | Mw 6,1
Taiwan, ein Inselstaat vor der Küste Chinas, wurde gestern Abend um 23:35:53 UTC (Lokalzeit 07:35:53 Uhr am Freitagmorgen) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 14 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 31 km südöstlich von Hualien City an der Ostküste verortet.
Die Daten anderer Erdbebendienste wichen leicht von denen der Europäer ab. So hatte das Beben nach USGS-Angaben eine Magnitude von 6,3 und einen Erdbebenherd in 11 Kilometern Tiefe.
Wenige Stunden zuvor hatte es in der gleichen Region ein Beben der Magnitude 5,3 gegeben. Zwei weitere Vorbeben lagen im Viererbereich.
Obwohl sich das Beben offshore ereignete, gab es keinen Tsunami-Alarm. Berichte über größere Schäden oder Opfer liegen ebenfalls nicht vor, obgleich der Erdstoß in einem großen Umkreis gespürt werden konnte. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor, die meisten stammen aus der Hauptstadt Taipeh an der Nordküste, wo das Erdbeben Gebäude schwanken ließ. Von solchen Schwankungen sind besonders Hochhäuser betroffen, in deren oberen Stockwerken sich Bewegungen am deutlichsten wahrnehmen lassen.
Vorsichtshalber wurde die Geschwindigkeit der U-Bahnen reduziert, doch der Verkehr wurde nicht vollständig eingestellt. Im Gegensatz zu Deutschland funktionierte der Smartphone-Warndienst des Katastrophenschutzes, und die Menschen erhielten Warnungen. Panik brach nicht aus, aber besonders in Bergregionen unterbrachen Autofahrer ihre Fahrt aus Sorge, es könnten Erdrutsche abgehen. Die Erdrutschgefahr ist aufgrund tagelang anhaltender Regenfälle in Taiwan bereits erhöht.
Die Behörden warnten vor möglichen Nachbeben, die in den kommenden Tagen eine Magnitude von 5,5 erreichen könnten. Seit dem schweren Beben am Freitagmorgen wurden in der Nähe von Hualien bereits etwa ein Dutzend kleinere Erschütterungen registriert.
Taiwan liegt am Zirkumpazifischen Feuergürtel, entlang dem es besonders viele Vulkanausbrüche und Erdbeben gibt. Die tektonische Situation des Inselstaates ist komplex, doch im Wesentlichen wird vor der Ostküste Taiwans die Philippinenplatte unter jene Eurasiens subduziert, was Spannungen verursacht, die sich in Erdbeben entladen. Auf der Höhe von Hualien City mündet zudem der Ryukyu-Graben in das Störungssystem ein, was diese Region für Erdbeben besonders anfällig macht.
Lavaüberlauf und intensives Lavaspattering am Stromboli – Tremor auf Höhenflug
Der Vulkan Stromboli auf den Liparischen Inseln beeindruckte gestern erneut mit einer besonderen Aktivität, die jedoch weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, da die Beobachtungspunkte auf den Höhen 290 und 400 Meter weiterhin unzugänglich sind. Wie das INGV in einer Mitteilung berichtete, begann um 16:45 UTC ein Lavaüberlauf aus einem Schlot des nördlichen Kratersektors auf der Sciara del Fuoco. Innerhalb kurzer Zeit erreichte der Lavastrom das 400-Meter-Höhenniveau. Ob er im weiteren Verlauf bis zum Meer vordrang, wurde nicht kommuniziert. Auf einer Thermal-Kamera ist jedoch eine schwache Wärmesignatur zu erkennen, die möglicherweise darauf hindeutet. Da sich auf der Sciara del Fuoco inzwischen eine tiefe Schlucht gebildet hat, durch die die Lava abfließt, sind Lavaströme von den meisten Webcam-Standpunkten und auch von den beiden Besucherterrassen aus nicht mehr einsehbar.
Auf einem Foto, das gestern vom Meer aus aufgenommen wurde, sieht es so aus, als käme der Lavastrom maßgeblich aus der neuen Bocce unterhalb des Kraters, die bei dem Paroxysmus im Juli entstanden ist.
Bereits gegen Mittag verstärkte sich das Lavaspattering im nördlichen Kratersektor deutlich, und der Tremor begann wieder, in den roten Bereich zu steigen. Das INGV berichtet, dass der Tremor sogar höhere Werte erreichte als in der Nacht vom 13. auf den 14. August. Betrachtet man jedoch das Tremor-Diagramm des LGS, lässt sich diese Aussage nicht bestätigen. Signifikante Bodendeformationen wurden während dieser Episode nicht registriert.
Inzwischen endete die Episode und der Tremor ist in den orangenen Bereich zurückgekehrt.
Anders als vor der Eruptionsserie im Juli gibt es derzeit keine ungewöhnliche seismische Aktivität am Stromboli. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die aktuelle Aktivität wieder in einem Paroxysmus endet. Wie immer lassen sich wissenschaftliche Prognosen zu diesem Vulkan kaum erstellen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es gewöhnlich zu mehreren Lavaüberläufen in Folge kommt, insbesondere in Zeiten mit Lavaspattering. Gelegentlich kollabiert dabei auch ein Teil des Kraterrands, wodurch pyroklastische Dichteströme entstehen können.
Auf dem INGV-Kartenblatt der Liparischen Inseln zu den Erdbeben erkennt man zwar keine Erschütterungen am Stromboli, aber dafür ein Beben südwestlich von Vulcano. Es hatte eine Magnitude von 2 und manifestierte sich bereits am 11. August.
Erdbebenaktivität hält an und schürt Sorgen um den Norden von Grindavik – Apell des Polizeichefs
Die Erdbebenaktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ist auch heute deutlich erhöht: Innerhalb von 48 Stunden wurden von IMO 157 Erschütterungen detektiert. Die meisten Beben konzentrieren sich auf das Svartsengigebiet und hier auf einen Bereich nördlich von Grindavik und südlich von Thorbjörn. Aber auch westlich des Orts bebt es. Die Bodenhebung scheint heute nachgelassen zu haben, was allerdings auch wieder eine der berühmten Messungenauigkeiten sein kann. Erst wenn mehrere Tage lang vergleichbare Werte ermittelt werden, kann man davon ausgehen, dass es ein neuer Trend ist. Sollte sich dieser Bestätigen, kommen zwei Szenarien in Betracht: Entweder lässt der Magmenstrom aus der Tiefe nach, weil das tiefe Reservoir erschöpft ist, oder weil der Gegendruck im oberen System zu groß wird. Letztere Möglichkeit würde auf eine baldige Eruption hindeuten.
In den Medien sind heute zwei Personen prominent gewesen, die beide die gleiche Besorgnis geäußert haben. Bei der einen Person handelt es sich um IMO-Bodendeformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson, der bestätigte, dass sich die Seismizität auf hohem Niveau befindet. Er zeigte über die Nähe der Epizentren zum Norden von Grindavik besorgt und befürchtet, dass es hier zu einer Spaltenöffnung kommen könnte. Bei der anderen Person handelt es sich um den regionalen Polizeichef Úlfar Lúðvíksson, der meinte, es wäre unverantwortlich, in Grindavik zu übernachten, und rät allen Bewohnern der Stadt, diese spätestens am Abend zu verlassen. Bevor nicht eine erneute Notlage ausgerufen wird, hat der Polizeichef nicht die Befugnis, die Stadt zu räumen, was er allerdings am liebsten machen würde. Insbesondere hält er es für unvertretbar, wenn sich Kinder in der Stadt aufhalten und Leute im Norden von Grindavik übernachten. Die meisten Anwohner hätten sich inzwischen zwar ein anderes Nachtquartier gesucht, dennoch hätten letzte Nacht mehr als 30 Personen auf 20 Häusern verteilt in Grindavik genächtigt. Vier dieser Häuser lagen in einem besonders gefährdeten Gebiet im Norden, dort, wo sich am ehesten eine Spalte öffnen könnte.
Bereits gestern äußerte sich Benedikt in einem MBL-Artikel über die anhaltende Bodenhebung an der Askja. Zwar wäre diese dieses Jahr nicht so hoch wie in den beiden Vorjahren, aber sie würde konstant anhalten und das Ausbruchsrisiko stiege auch hier.
Nachdem es einige Tage lang keine besondere Bebenaktivität von den Phlegräischen Feldern zu melden gab, sieht das heute anders aus, denn gestern ereignete sich ein weiterer Schwarm mit Beben, die sich im Hydrothermalsystem der Caldera manifestierten. Der Schwarm bestand aus mehr als 20 Erschütterungen mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Einzelbeben brache es auf eine Magnitude von 1,4 und hatte ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara verortet und lag einige Hundert Meter außerhalb des Kraters. Bereits am 11. und 12. August war die Erdbebenaktivität überdurchschnittlich hoch. Das heißt allerdings nicht, dass es an anderen Tagen keine Erdbeben gegeben hätte, doch deren Anzahl liegt dann meistens im einstelligen Bereich und entspricht dem, was man in der aktuellen Hebungsphase -die bereits seit 2005 andauert- als normal betrachtet.
Mit der erneuten Zunahme der Schwarmbebenaktivität steigt auch wieder das Risiko für stärkere Erschütterungen mit Magnituden im Viererbereich oder sogar darüber.
Auf Wochensicht gab es in der Caldera zwischen dem 5. und 11. August 70 Erdbeben mit geringer Magnitude. Das Stärkste brachte es gerade einmal auf M 1,5. Die Bodenhebung blieb konstant und lag an der Messstation RITE bei 20 mm im Monat. Seit Anfang des Jahres kamen 135 mm Bodenhebung zusammen. Die geochemischen Parameter zeigten im Beobachtungszeitraum keine größeren Schwankungen. Der allgemeine Trend der Druckbeaufschlagung des Systems setzt sich fort. Einzig die Gastemperatur der Hauptfumarole bei Pisciarelli reduzierte sich um 1 Grad auf durchschnittliche 94 Grad Celsius.
In den Sozialen Medien wurden in den letzten Tagen Fotos vom kleinen Bootshafen in Pozzuoli geteilt, der in Ufernähe mehr und mehr trockenfällt, was der anhaltenden Bodenhebung geschuldet ist. Sie hebt den Boden auch in Küstennähe immer weiter an, so dass er über die Wasserlinie gerät. Tatsächlich erobern immer mehr Grünpflanzen den Randbereich entlang der Kaimauer, der früher unter Wasser lag. Ein Indiz dafür, dass der Boden nicht nur bei Ebbe oberhalb des Meeresspiegels liegt.
Strombolianische Aktivität am Ätna steigerte sich nachts zum 6. Paroxysmus aus der Voragine
Am Ätna auf Sizilien manifestierte sich gestern Nacht der 6. Voragine-Paroxysmus in Folge. Bereits am Spätnachmittag fing der höchste Vulkan des geologischen Europas an, seine Aktivität zu steigern. Am späten Abend berichtete ich über die Vorgänge, doch nach Redaktionsschluss war es zwar wahrscheinlich, dass ein weiterer Paroxysmus am Start war, aber es war noch nicht 100-prozentig sicher, dass sich tatsächlich alle Symptome dieser Ausbruchsart entwickeln würden. Grund für Zweifel lieferten kurze Unterbrechungen im steilen Anstieg des Tremors. Bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater erlebte ich, dass der Ätna Anlauf zu einem Paroxysmus nahm, dieser dann aber abbrach und es stattdessen eine Periode anhaltender Strombolianer gab. Auch wissenschaftlich konnte nachgewiesen werden, dass der Tremor einen gewissen Schwellenwert im unteren roten Bereich überschreiten musste, um definitiv in einen Paroxysmus überzugehen. Solange dieser Schwellenwert nicht überschritten wird, kann die Aktivität wieder runterfahren.
Wie auch immer, der Paroxysmus war gestern Abend nicht mehr zu stoppen und startete letztendlich mit einer schönen Lavafontäne durch. Der Höhepunkt des Ausbruchs wurde erst nach Mitternacht erreicht. Das VAAC meldete Vulkanasche in einer Höhe von gut 9000 Metern. Der Wind wehte auf unterschiedlichen Höhen in zwei verschiedenen Richtungen, sodass Vulkanasche nach Südosten und Südwesten driftete. Letztere Aschewolke verfrachtete die Tephra in Richtung Catania, wo der Flughafen massivem Aschefall ausgesetzt war und geschossen werden musste. Voraussichtlich ruht der Flugbetrieb bis heute 18 Uhr.
Die Aschewolke, die in südöstlicher Richtung driftete, sorgte für starke Ascheniederschläge in den Ortschaften Piano Vetore, Nicolosi und Ragalna.
Laut INGV kam es zu einem Lavaüberlauf vom westlichen Rand des Bocca Nuova-Kraters und ein Lavastrom floss über die äußere Kraterflanke. Somit erzeugte der Vulkan alle Phänomene, die für einen Paroxysmus typisch sind. Besonders starke Paroxysmen generieren zudem noch pyroklastische Ströme, die in der aktuellen Serie bislang aber ausblieben.
Die Standorte der Tremorquellen lagen im Bereich der Voragine in einer Höhe von etwa 3000 Metern. Das Klinometernetzwerk verzeichnet Schwankungen an den Gipfelstationen CPN und PDN, jeweils in der Größenordnung von 1,5 und 0,4 µrad. Es kam also zu einer Versteilung der Vulkanflanke infolge des Durchgangs eines Magmenkörpers.
Starkes Unwetter traf die Balearen – Yachten zerstört, Flüge gestrichen
Die Balearen, insbesondere Mallorca, wurden gestern Nachmittag von schweren Unwettern heimgesucht, die erhebliche Zerstörungen verursachten. Fernsehbilder zeigen an die Küste gespülte Segelyachten, abgeknickte Bäume, zerstörte Hausdächer und vollgelaufene Keller. Neben starken Winden brachte das Unwetter auch Starkregen und Hagel mit sich. Der Verkehr kam vielerorts zum Erliegen, und es kam zu massiven Flugausfällen an mehreren Flughäfen der Inselgruppe, zu der neben Mallorca auch die Ferieninseln Menorca, Ibiza und Formentera gehören. Auf allen Inseln wurden orangene Sturmwarnungen herausgegeben, mit Ausnahme des Nordens von Mallorca, wo die Alarmstufe Rot ausgerufen wurde. Dort wird bis heute Nachmittag mit Starkregen gerechnet, bei dem bis zu 180 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erwartet werden.
Auf offener See wütete der Sturm so stark, dass vor allem Segelboote in Seenot gerieten. Die Behörden riefen Yachtbesitzer dazu auf, sichere Häfen anzusteuern und nicht vor der Küste zu ankern. Außerdem wurde eine Wasserhose gesichtet.
Solche Wetterumschwünge sind in der zweiten Augusthälfte auf den Balearen nicht ungewöhnlich, und fast jedes Jahr kommt es zu dieser Zeit zu schweren Stürmen. Bedingt durch den Klimawandel nehmen diese an Intensität zu, wobei der Hauptgrund die steigenden Meerestemperaturen sind. Erst Anfang der Woche wurde ein neuer Temperaturrekord des Meerwassers vor Mallorca gemessen: Das Thermometer kletterte auf 31,87 Grad Celsius. Besonders wenn Tiefdruckgebiete mit Kaltluftmassen auf das warme Mittelmeer treffen, entstehen Stürme mit Gewittern. Im Extremfall können sich Hurrikan-ähnliche Wirbelstürme entwickeln, die im Mittelmeerraum als Medicane bezeichnet werden.
Sicherheit von Flughäfen und kritischer Infrastruktur im Katastrophenfall
Nicht nur auf den Balearen kam es zu Beeinträchtigungen des Flugverkehrs, auch in Deutschland kam es zu massiven Störungen im Flugbetrieb, da an mehreren deutschen Flughäfen Klimakleber auf die Startbahnen gelangten und sich dort festklebten. Betroffen waren die Flughäfen Berlin-Brandenburg, Stuttgart, Nürnberg, Köln-Bonn und Karlsruhe. Zumindest in Berlin und Köln-Bonn wurde der Flugbetrieb inzwischen wieder aufgenommen. Ich bezweifle, dass solche Aktionen mehr bewirken als die Wut der Bevölkerung auf sich zu ziehen: Man erlangt zwar Aufmerksamkeit, erreicht aber vermutlich nur, dass immer mehr Menschen beim Thema Klima- und Umweltschutz dichtmachen – insbesondere, wenn sie nicht in den Urlaub oder zur Arbeit kommen. Dieses Phänomen zeigt auch, wie schlecht unsere kritische Infrastruktur geschützt ist: Ein handelsüblicher Bolzenschneider reicht aus, um sich durch die Zäune eines Flughafens zu schneiden. Auf ähnliche Weise drangen gestern Unbefugte in den Militärflugplatz in Köln-Wahn ein. Wer einmal vom Flughafen Amsterdam Schiphol geflogen ist, hat möglicherweise die massiven Befestigungsanlagen gesehen, die den Flughafen umgeben. Dort gibt es nicht nur stabile Zäune und Mauern, sondern auch Gräben. Betrachtet man zudem das Drama um die Nordstream-Pipelines und bedenkt, dass Deutschland künftig auf Stromtrassen setzt, die das gesamte Land durchziehen sollen, darf man sich durchaus Sorgen machen. Auch andere Sicherheitsaspekte und die politischen Reaktionen darauf – Stichwort Messerangriffe – lösen bei mir Unverständnis aus. Unsere Innenministerin kann noch so viele Gesetze und Verbote erlassen, aber wenn man massenhaft die falschen Leute ins Land lässt und zu wenig Personal hat, um diese zu kontrollieren, bringen weitere Einschränkungen für alle nichts, außer dass sie die Bürger verärgern.
Übrigens kommt es nicht nur in Spanien und Deutschland zu Störungen im Flugbetrieb, sondern auch im italienischen Catania, wo ein Ausbruch des Ätna zur Sperrung des Flughafens führte. Doch dazu gleich mehr.