Island: Eruption geht auf verringerten Niveau weiter

Vulkanausbruch auf Island hält abgeschwächt an – Tremorpulse und Bodenhebung detektiert

Auf Island hält der Vulkanausbruch im Norden der Sundhnukur-Kraterreihe an, scheint sich aber abgeschwächt zu haben. Genaue Angaben sind nicht möglich, da sich der Vulkan seit gestern Mittag in Wolken hüllt. Gestern Morgen war aber bereits zu sehen gewesen, dass sich die Lavafontäne auf einen Schlot beschränkte. Heute Nacht sah man durch die Wolken hindurch einen rötlichen Lichtschein, so dass man davon ausgehen kann, dass die Eruption anhält.

Anhand der öffentlich zugänglichen Tremorgrafiken lässt sich das Geschehen nur bedingt verfolgen, da der Tremor nach der Initialphase bereits stark abgefallen und nur noch leicht erhöht war. Allerdings kann man an einigen Messstationen ein ungewöhnliches Muster ablesen, das den Pulsen ähnelt, die vom Fagradalsfjall im Sommer 2021 erzeugt worden waren, als es zu den sich schubweise verstärkenden Eruptionen kam. Am stärksten ist dieses Signal an der Messstation Grindavik, die vergleichsweise weit vom Eruptionsgeschehen entfernt steht. Von daher ist es wahrscheinlich, dass diese Signale Man-made sind. Dennoch ist es möglich, dass das Magma wieder in Schüben aufsteigt, und da die Quelle unter der Blauen Lagune vermutet wird, könnten sich solche Schübe aufsteigenden Magmas in der Messstation Grindavik widerspiegeln. In abgeschwächter Form sind die Pulse im Diagramm auch an anderen Messstationen der Gegend zu identifizieren. Augenzeugen berichteten in den letzten Tagen bereits, dass die Stärke der Lavafontänen fluktuiert und zeitweise auch zwei Fontänen beobachtet wurden. Vielleicht sehen wir demnächst wieder spektakuläre Lavafontänen wie während der ersten Fagradalsfjall-Eruption. Aber das ist rein spekulativ.

Update: Stephan und Mike aus unserer FB Gruppe haben das beschriebene Phänomen schon seit längerem an dieser Messstation beobachtet und sind zu dem Schluss gekommen, dass es ein Messtechnisches Phänomen sein muss und mit der Bedienung des Seismografen zusammenhängen könnte.

Derweilen deutet sich auf den Diagrammen der GPS-Messungen an, dass es eine Trendumkehr geben könnte: Die Subsidenz des Bodens scheint gestoppt zu sein und es wird wieder Bodenhebung angezeigt. Sollte sich in den nächsten Tagen dieser Trend bestätigen, dann wird an der Eruptionsstelle weniger Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe aufsteigt. Das spricht dann für ein Nachlassen der Ausbruchsstärke. Denkbar wäre natürlich auch, dass aus dem tief gelegenen Magmenreservoir mehr Schmelze aufsteigt, als es zuvor der Fall war, doch das halte ich für unwahrscheinlich. Seit Monaten ist der Zustrom vom tiefen Magmenkörper in das flache Reservoir unter Svartsengi relativ konstant geblieben. Die neu einsetzende Bodenhebung zeigt, dass mit einem Ende der eruptiven Phase nicht so schnell zu rechnen ist und wir auf weitere Ausbrüche gespannt sein dürfen.

Zusammenfassung:

  • Der Ausbruch geht abgeschwächt weiter
  • Es gibt Tremorpulse die auf Magmaschübe hindeuten könnten
  • Trendwende in der Bodendeformation: aus Deflation wird Inflation

Campi Flegrei wurde von Erdbeben ML 3,7 erschüttert

Erneutes spürbares Erdbeben im Calderavulkan Campi Flegrei – Magnitude 3,7 in 2,4 km Tiefe

Datum 30.08.24 | Zeit: 19:23:15 UTC | 40.831 ; 14.148 | Tiefe: 40 km | ML 3,7

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde gestern Abend um 19:23:15 UTC (21:23:15 Uhr Lokalzeit) von einem Erdbeben der Lokalmagnitude M 3,7 erschüttert. Das Beben kann man als schwach bis mittelstark einstufen. Da Erdbeben mit Magnituden ab 3 (und teilweise auch darunter) von den Anwohnern der Caldera deutlich wahrgenommen werden können, werden solche Beben oft als stark bezeichnet. Im Vergleich zu den unzähligen schwachen und nicht wahrnehmbaren Erschütterungen, die sich seit Beginn der bradyseismischen Phase im Jahr 2005 ereignet haben, mag ein solches Beben auch relativ stark erscheinen. Größere Schäden verursachen Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich allerdings nicht, obgleich es in vorbelasteten Gebäuden zu Rissbildungen kommen kann.

Praktisch jedes Haus in der Gegend kann als vorbelastet betrachtet werden, wobei das größte Problem nicht die Erdbeben selbst darstellen, sondern das langjährige Auf und Ab des Bodens. Die Erdbeben sind in erster Linie Ausdruck der Bodendeformationen, die durch magmatische Fluide verursacht werden, die sich zyklisch im Untergrund über Jahre ansammeln und wieder abfließen. Als Motor dieser Fluiddynamik wird ein Magmenkörper in größerer Tiefe von mehr als 8 Kilometern vermutet. Neuere wissenschaftliche Studien kamen zu dem Schluss, dass sich auch in 4-5 Kilometern Tiefe Magma angesammelt haben könnte. Die Schmelze, die der Vulkan früher förderte, war sehr zähflüssig und neigte dazu, starke Explosionen zu erzeugen. Ansonsten kennen wir das Prinzip der mehrstöckigen Magmenreservoire von der isländischen Reykjanes-Halbinsel, wo ein gewaltiger Magmenkörper in mehr als 8 Kilometern Tiefe ein kleineres Reservoir mit Magma versorgt, von dem aktuell die Eruption der Sundhnúkur-Spalte ausgeht.

Das Erdbeben in Italien manifestierte sich wenige Hundert Meter nordwestlich des Solfatara-Kraters unter dem Ortsteil Pisciarelli, der wegen seiner Hochdruckfumarole mit einem Fangobecken berüchtigt ist. Das Thermalgebiet liegt am Fuß der Solfatara und liefert Grund zur Besorgnis: hier könnte es ohne weitere Vorwarnungen zu phreatischen Eruptionen kommen. Zugleich stellt das Gebiet ein Fenster ins Erdinnere dar, da die Fumarole heiße Gase und Tiefenwässer fördert, deren Analysen den Forschern Rückschlüsse auf die Prozesse im Erdinneren liefern.

Drittes spürbares Erdbeben in diesem Bereich der Caldera Campi Flegrei in 3 Monaten

Im Juni und Juli gab es in demselben Gebiet, in dem das Erdbeben gestern stattfand, zwei weitere Erdbeben der Magnituden 3,7 und 3,6. Auch die Erdbebenherde lagen in vergleichbaren Tiefen, was darauf hindeutet, dass sich die Erschütterungen im Grenzgebiet zwischen dem Hydrothermalsystem und der Deckschicht abspielten, die das Magma in 4-5 Kilometern Tiefe am weiteren Aufstieg hindert. Ich vermute, dass in diesem Areal einer der Hauptaufstiegswege des Gases verläuft, das an der Fumarole austritt.

Das Erdbeben in Italien war nicht das Einzige, sondern seit gestern wurden insgesamt 21 Beben festgestellt. Ob damit die Reduzierung der Geschwindigkeit der Bodenhebung, die in den letzten 2 Wochen gemessen wurde, wieder hinfällig ist, wird sich bei neuen Messungen in den nächsten Tagen zeigen.

Stromboli mit Dichtestrom am 30.08.24

Am Stromboli erzeugte ein Kollaps einen Dichtestrom – Lavaüberlauf bleibt aktiv

Der Vulkan Stromboli auf den Liparischen Inseln kommt nicht zur Ruhe und erzeugte heute einen pyroklastischen Dichtestrom. Dieser wurde auf den Livecams um 13:26 UTC sichtbar. Zu sehen ist, wie eine Aschewolke von der Sciara del Fuoco aufsteigt und bis zum Meer hinabreicht. Sehr wahrscheinlich kam es zu einem kleineren Kollapsereignis infolge der noch anhaltenden Lavastromaktivität. Manchmal reicht auch schon eine besonders große Schuttlawine aus, damit solche Dichteströme entstehen. Wohlbemerkt handelte es sich um einen Dichtestrom, aber nicht unbedingt um einen heißen pyroklastischen Strom, der auf einem Gaskissen gleitet.

Die Vulkanologen vom INGV veröffentlichten ein kurzes Statement, in dem sie erklärten, dass sich die Aktivität heute Vormittag zunächst abschwächte, bevor sie später wieder intensiver wurde. Wahrscheinlich kam es während dieser Reaktivierungsphase zu dem Dichtestrom.

Nicht nur der Lavastrom bleibt aktiv, sondern auch das Lavaspattering. Da es sich um einen Überlauf aus dem nordöstlichen Kratersektor handelt, wird das Spattering die Quelle des Lavastroms sein.

Wie das LGS berichtet, wurde eine Subsidenz der Vulkanflanke von 0,4 µrad detektiert. Die Flanke senkte sich ab, weil der Lavastrom den Magmenkörper unter dem Vulkan entleert. Außerdem wird ein sehr hoher Tremor registriert. MIROVA meldet eine sehr hohe thermische Anomalie mit einer Leistung von mehr als 1000 MW. Es würde mich nicht wundern, wenn der Lavastrom bald die Küste erreicht.

Wie es weitergeht, ist ungewiss. Lavaüberläufe sind meistens kurzlebige Phasen, die selten länger als zwei Tage anhalten. Im Gegensatz dazu können Lavaströme, die aus Öffnungen in der Vulkanflanke fließen, tagelang, manchmal sogar mehrere Wochen, aktiv bleiben.

Stromboli ist ein Inselvulkan nördlich von Sizilien und einer der aktivsten Vulkane Europas. Betrachtet man nur die Anzahl der Eruptionen, ist er sogar der aktivste Vulkan unseres Kontinents.

Karymsky mit Eruptionsserie am 30. August

Vulkan Karymsky explodiert 6 Mal und lässt Asche bis auf 10 Kilometern Höhe steigen

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka, über die ich heute bereits in Bezug auf Erdbeben und Vulkane geschrieben habe, kam es nun zu einer Eruption des Vulkans Karymsky. Wie KVERT berichtet, beobachtete eine Gruppe von Vulkanologen, die in der Uzon-Caldera unterwegs war, wie der Karymsky sechs Explosionen erzeugte. Vulkanasche soll demnach bis auf 10 Kilometer Höhe aufgestiegen sein.

Das VAAC Tokio brachte drei VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus und stellte fest, dass die Aschewolken zunächst in Richtung Nordwesten drifteten. Später wechselte die Windrichtung in die entgegengesetzte Richtung. Piloten meldeten Vulkanasche in 6–7 Kilometer Höhe, was nicht unbedingt einen Widerspruch darstellt: Offenbar war die Initialeruption die stärkste, und nachfolgende Explosionen förderten die Asche weniger hoch.

Interessant ist, dass es sich hierbei um eine echte Eruption handelte und nicht nur um sekundäre Aschewolken, die vom Wind aufgewirbelt wurden, wie es gestern am Shiveluch der Fall war. Es besteht also die Möglichkeit, dass dieser Ausbruch eine Reaktion des Vulkans auf das Erdbeben mit einer Magnitude von 6,0 darstellt, das sich in den frühen Morgenstunden bei Petropavlovsk ereignet hatte. Wissenschaftlich beweisen lässt sich diese Hypothese allerdings nicht. Ein direkter Nachweis solcher Ereignisse, bei denen Erdbeben Vulkanausbrüche triggern, ist selten und gelingt nur mit großem Forschungsaufwand.

Der Karymsky liegt im östlichen Teil der Kamtschatka-Halbinsel in einer unbewohnten Gegend unweit der Küste. Der Vulkan erhebt sich etwa 1.536 Meter über dem Meeresspiegel und ist mit einer Caldera assoziiert, in der sich ein See gebildet hat. Bis vor wenigen Jahren galt der Karymsky als daueraktiv und eruptierte mehrmals täglich. Inzwischen manifestieren sich seine Eruptionen in mehrtägigen Phasen. Dennoch zählt der Karymsky nach wie vor zu den aktivsten Vulkanen der sibirischen Halbinsel, auf der es etwa 30 aktive Vulkane gibt.

KVERT warnt vor weiteren Eruptionen des Vulkans und belässt den Alarmstatus auf „Orange“.

Hekla: Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs

Quellen nahe des isländischen Vulkans Hekla ausgetrocknet – Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs?

Der Vulkan Hekla liegt im Süden von Island und nicht sehr weit von der Reykjanes-Halbinsel entfernt, auf der die bekannte Eruptionsserie stattfindet. Die Hekla selbst brach zuletzt im Jahr 2000 aus und erzeugte in den 100 Jahren davor 23 Eruptionen. Im Durchschnitt gab es also alle 4,3 Jahre einen Ausbruch der Hekla, und nimmt man diesen geologisch betrachteten kurzen Zeitraum als Maßstab, dann wäre ein neuer Ausbruch statistisch gesehen überfällig. Tatsächlich schlugen die isländischen Geoforscher in den letzten 15 Jahren öfter Alarm, weil Erdbeben und Bodendeformationen gemessen wurden, doch eine Eruption blieb aus. Generell sind Eruptionen der Hekla nur schwer vorherzusagen, da sich die Erdbebenaktivität erst unmittelbar vor Eruptionsbeginn deutlich steigert.

Nun macht eine Meldung in den Sozialen Medien die Runde, nach der es einen weiteren Frühindikator einer möglicherweise bevorstehenden Eruption der Hekla gibt, den man vor Ort nun beobachtet hat. Hierbei handelt es sich um das Austrocknen eines Bachlaufs, der von Quellen an der Hekla gespeist wird. Bei diesen handelt es sich um die Rangárbotnar-Quellen, die den Bach Rangá speisen. In der Vergangenheit wurde öfters beobachtet, dass Quellen und Bach vor einer Eruption trocken fallen, doch wie lange vor der Eruption ist nicht ganz klar, denn hierzu gibt es unterschiedliche Angaben. Während manche Vertreter der These sagen, der Bach würde 1 bis 2 Jahre vor einer Eruption austrocknen, behaupten andere, es würden nur wenige Wochen bis Monate vergehen, bis es zu einem Ausbruch der Hekla kommt. Wissenschaftlich belegt ist die These vom Austrocknen des Gewässers als Precursor eines Ausbruchs allerdings nicht.

Ich kann mir schon gut vorstellen, dass daran etwas Wahres ist, obgleich man anhand solcher Naturphänomene keine genauen Prognosen abgeben kann. Bodendeformationen und ein erhöhter Wärmefluss könnten durchaus Quellen zum Versiegen bringen. Ein Mangel an Regen herrscht aktuell auf Island nicht, so dass eine Dürre als Ursache des Austrocknens ausscheidet.

Zahlreiche Erdbeben im Gebiet vom Vatnajökull

Neben der Hekla könnten sich noch andere Vulkane Islands auf eine Eruption vorbereiten. Besonders auffällig ist die erhöhte Bebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls, unter dem sich mehrere große Zentralvulkane Islands verbergen. Außerdem soll sich unter dem Gletscher der Hauptkanal des Island-Mantelplumes verbergen. Dieser gilt als ein Hauptlieferant für Schmelze, die nicht nur an den Vulkanen in Gletschernähe eruptiert wird, sondern sich über ein größeres Areal verteilt. Vor 3 Jahren gab es sogar Vermutungen, dass die Schmelze aus dem Plume die Eruption am Fagradalsfjall mit Magma versorgt haben könnte.

Betrachtet man die Shakemap, stellt man fest, dass es ein Schwarmbeben gab, das ca. 18 Kilometer südöstlich vom Bardarbunga auftrat. Das ist eine Lokation, die nicht sehr oft in Erscheinung trat. Beben gab es auch im Bereich von Grimsvötn und außerhalb des Gletschers bei Askja und Herdubreid. Es könnten sich also weitere Eruptionen auf Island anbahnen und es bleibt spannend!

Kamtschatka: Erdbeben Mw 6,0

Starkes Erdbeben Mw 6,0 erschüttert russische Halbinsel Kamtschatka

Datum 30.08.24 | Zeit: 04:24:24 UTC | 53.040 ; 160.220 | Tiefe: 40 km | Mw 6,0

Die russische Halbinsel Kamtschatka wurde heute Nacht erneut von einem starken Erdbeben erschüttert. Es hatte eine Magnitude von 6,0 und ein Hypozentrum in 40 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 106 km östlich der Provinzhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky verortet. Es befand sich vor der Küste in der gleichen Region wie das noch stärkere Erdbeben der Magnitude 7,0 (7,2) vom 18. August und kann als Nachbeben dieser Erschütterung angesehen werden.

Meldungen über größere Schäden liegen nicht vor, aber es gibt zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen. Die meisten stammten aus Petropavlovsk und umgebenden Siedlungen. Ansonsten ist Kamtschatka auch zu dünn besiedelt, als dass von weiter entfernten Orten viele Meldungen eingehen würden.

Erneut Aschewolken vom Shiveluch

Die Boulevardpresse berichtete über das Beben vom 18. August und meldete, dass es einen Ausbruch des Shiveluch-Vulkans ausgelöst hätte, obwohl der Ausbruch vor dem Erdbeben stattfand. Interessanterweise gab es gestern vor dem Erdbeben erneut VONA-Meldungen über Aschewolken vom Shiveluch, so dass sich einem der Eindruck aufdrängen könnte, dass es doch einen Link zwischen Vulkanausbruch und Erdbeben geben könnte. Bei genauerer Betrachtung der Meldungen stellt man jedoch fest, dass es sich bei den Aschewolken nicht um frisch eruptierte Asche handelte, sondern um sogenannte Re-Suspendierte-Asche, die von starken Winden aufgewirbelt wurde. Immerhin erreichten diese aufgewirbelten Aschewolken Höhen um 3000 m.

Ebeko eruptierte

Der Kurilenvulkan Ebeko, der südlich von Kamtschatka liegt, emittierte ebenfalls eine Aschewolke, die bis auf 3000 m Höhe aufstieg. Doch obwohl es sich hier um eine echte Eruption handelte, war auch sie unabhängig vom Erdbeben, denn sie ereignete sich gut 40 Minuten vor diesem.

Erdbeben und Eruptionen auf Kamtschatka haben letztendlich aber doch einen gemeinsamen Ursprung: Östlich der Halbinsel verläuft die Subduktionszone des KurilenKamtschatkaGrabens, an dem die Pazifikplatte unter die Plate Eurasiens abtaucht, Spannungen verursacht, die sich in Form von Erdbeben entladen und Schmelze produziert, die an den Vulkanen eruptiert wird.

Stromboli mit Lavastrom am 30.08.24

Lavaspattering am Stromboli generiert Lavastrom – Lavafront unterhalb von 500 m Höhe

Am Stromboli begann nachts eine weitere Episode mit intensivem Lavaspattering, das einen Lavastrom speist. Die Front des Stroms befindet sich nach Aussage des INGVs auf einem Höheniveau zwischen 500 und 400 m. Früher wäre sie vom Aussichtspunkt auf Quota 400 gut zu sehen gewesen, doch heute geht das nicht mehr: Lavaströme, Schuttlawinen und pyroklastische Ströme haben auf der Sciara del Fuoco eine tiefe Schlucht geschaffen, durch die die Lava abfließt und die von den Aussichtspunkten aus nicht einsehbar ist. Um einen Blick auf die Lava zu riskieren, bedarf es entweder einer Drohen oder eines Bootes, wobei Letzteres nur einen Fernblick liefert, der aber nicht weniger imposant sein kann als Nahaufnahmen einer Drohen.

Die Aktivität begann gegen 01:20 UTC und wird als klassischer Lavaüberlauf aus dem nordöstlichen Kratersektor beschrieben. Auch dieser ist nach seinem jüngsten Kollaps im Juli nicht mehr gut einsehbar, wenigstens nicht per Livecam. Der Hornito, der sich dort in den letzten Jahren gebildet hatte, ist Geschichte. Außer dem Lavaspattering meldet das INGV strombolianische Eruptionen. Die explosive Tätigkeit geht also weiter.

Der Tremor stieg leicht an und bewegt sich im orangenen Bereich. Eine Spitze ins Rote hinein blieb aus. Dafür registriert MIROVA eine hohe thermische Strahlung mit 563 MW Leistung, was für Stromboli schon einen hohen Wert darstellt. Die restlichen geophysikalischen und geochemischen Parameter änderten sich infolge des Geschehens nicht signifikant.

Dem Update des LGS vom 29. August ist zu entnehmen, dass es vor dem Lavaüberlauf keine besonderen Ereignisse gab. Der Explosionsdruck der strombolianischen Eruptionen war am Donnerstag gering, es wurden aber mehr als 200 thermische Durchgänge registriert, was darauf hindeutet, dass es bereits Phasen mit Lavaspattering gab. Auffallend war die hohe Steinschlagaktivität. 26 seismische Signale registrierten stärkere Steinschläge. Oft ist es ein besonderes Spektakel, wenn man Schuttlawinen und größere Steinschläge beobachtet, die auf der Sciara del Fuoco unterwegs sind und ins Meer klatschen.

Island: Erdbeben bei Sundhnúkur und Fagradalsfjall

Erhöhte Erdbebenaktivität bei Sundhnukur und Fagradalsfjall auf Island detektiert

Heute Vormittag ereigneten sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel zahlreiche Erdbeben, wobei die meisten unter Sundhnúkur und Fagradalsfjall auftraten. Dies ist ungewöhnlich, da es normalerweise nicht mehr zu so vielen Erdbeben kommt, wenn eine Eruption bereits im Gange ist, insbesondere nicht etwa eine Woche nach Beginn der Eruption. In den letzten 48 Stunden wurden unter Reykjanes 96 Beben registriert, von denen sich mehr als die Hälfte auf die beiden genannten Orte konzentrierte. Es ist nicht auszuschließen, dass sich im Eruptionsgebiet eine weitere Spalte öffnen könnte, wie wir es während der ersten Fagradalsfjall-Eruption im Jahr 2021 erlebt haben. Auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, könnte sich sogar dieser Vulkan an den Eruptionen beteiligen. Ein weiteres mögliches Szenario ist, dass die Erdbeben durch Bodensetzungen infolge der Subsidenz verursacht werden, die weiterhin in nahezu konstantem Tempo erfolgt und den flach liegenden Magmenkörper unter Svartsengi langsam entleert.

Analyse der Lavaproben

Heute Morgen erwähnte ich bereits, dass die ersten Analyseergebnisse der Lavaproben veröffentlicht wurden. Diese wurden von der Universität Reykjavik durchgeführt und zeigen im Wesentlichen einen Chemismus der Lava, der den letzten beiden Eruptionen im März und Mai ähnelt: Die MgO-Konzentration in den Proben liegt zwischen 5 und 7 %, und das K2O/TiO2-Verhältnis im Basaltglas variiert zwischen 0,11 und 0,16, ähnlich wie bei den Ausbrüchen im Mai und Juni. Dieses Verhältnis ist jedoch deutlich niedriger als bei früheren Ausbrüchen, bei denen es zwischen 0,21 und 0,23 lag. Dies deutet darauf hin, dass sich seit Ende April Magma mit einer ähnlichen chemischen Zusammensetzung im Magmareservoir unter Svartsengi angesammelt hat.

Petrologisch ähneln die basaltischen Proben stark denen der Eruptionen am Sundhnúksgíga seit Dezember 2023 und enthalten vesikuläres Glas mit Plagioklas-, Olivin- und Augit-Gängen. Die Forscher schließen aus den Analysen, dass sich das Magma in einem tief gelegenen Reservoir gebildet hat. Die Proben weisen auch große Ähnlichkeiten mit jahrhundertealten Lavaproben auf, was darauf hindeutet, dass ähnliche Prozesse wie bei früheren Eruptionsphasen auf Reykjanes am Werk sind. Letztendlich bestätigt dies die Vermutung, dass eine mehrere Jahrzehnte andauernde Eruptionsphase bevorstehen könnte, die auch auf andere Spaltensysteme übergreifen und weitere Infrastruktur gefährden könnte.

Griechenland: Erdbeben Mb 5,1 vor Kreta

Ein vergleichsweise starkes Erdbeben erschütterte griechische Urlaubsinsel Kreta

Datum 28.08.2024 | Zeit: 16:29:54 UTC | 34.847 ; 24.215 | Tiefe: 30 km | Mb 5,1

Die griechische Urlaubsinsel Kreta wurde gestern Abend von einem moderaten bis starken Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in 30 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich offshore, ca. 56 km südwestlich von Tympáki. Die Inselhauptstadt Heraklion lag ungefähr 100 Kilometer entfernt. Deutlich näher lag die kleine Insel Gavdos, die vor Kreta liegt. Das Beben ereignete sich kurz vor deren Ostküste und sorgte in den Orten hier für die stärksten Erschütterungen.

Der Erdstoß war in einem großen Umkreis von mehr als 350 Kilometern zu spüren gewesen und es liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Meldungen über größere Schäden gibt es aber nicht.

Der Erdstoß kam nicht alleine, denn es folgten 5 Nachbeben mit Magnituden im Zweier- und Dreierbereich. Tatsächlich kommen Erdbeben vor der kretischen Südküste recht häufig vor. Weiter östlich der beschriebenen Bebenzone sieht man auf der Shakemap des EMSCs den Cluster eines Schwarmbebens, das Anfang August begann und bis heute anhält. Seit Jahresbeginn wurden im Bereich von Kreta gut 1000 Erdbeben festgestellt. Die meisten dieser Erschütterungen hatten geringe Magnituden.

Die Erdbeben südlich von Kreta und in der gesamten Ägäis, entstehen hauptsächlich durch die komplexe tektonische Aktivität in der Region, die durch die Interaktion der Afrikanischen und der Eurasischen Platte geprägt ist. Hierbei schiebt sich die Afrikanische Platte unter die Eurasische Platte. Dieser Prozess wird als Subduktion bezeichnet. Diese Subduktion erzeugt enormen Druck und Spannungen in der Erdkruste, was regelmäßig zu Erdbeben führt.

Neben der Subduktionszone des Hellenischen Bogens tragen auch verschiedene kleinere Verwerfungen und Störungen in der Region zu Erdbeben bei. Diese resultieren aus der Interaktion und dem Druck zwischen den Platten sowie den damit verbundenen Krustenbewegungen. Zudem führen vertikale Ausgleichsbewegungen der Erdkruste zu zusätzlichen Spannungen und gelegentlichen Erdbeben. Diese tektonischen Prozesse sind verantwortlich für die häufigen und teilweise starken Erdbeben in der Region südlich von Kreta.

Starkes Erdbeben Mw 6,1 vor El Salvador

Der Erdstoß vor Kreta war aber nicht das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden: einen weitaus stärkeren Erdstoß der Magnitude 6,1 manifestierte sich vor dem mittelamerikanischen Staat El Salvador. Dieses Beben hatte ein Hypozentrum in 40 Kilometern Tiefe und könnte sich auf die Vulkane der Region auswirken.