Mount Atka: Phreatische Explosion

Mount Atka erzeugte phreatische Eruption – Alarmstatus erhöht

Mount Atka ist ein Vulkankomplex auf der gleichnamigen Aleuteninsel, die zum US-amerikanischen Bundesstaat Alaska gehört. Der Vulkankomplex  besteht aus einer Gruppe sich überlappenden Stratovulkanen und Lavadomen, die eine Halbinsel im Norden von Atka bilden.

Am 20. Februar um 19:26 Uhr AKST (21. Februar um 4:26 UTC) ereignete sich im Atka-Vulkankomplex eine schwache und recht kurzlebige Explosion die vermutlich phreatischer Natur war. In Reaktion darauf wurde der Flugfarbcode auf „Orange“ und die Vulkanwarnstufe auf „Achtung“ angehoben. Die seismische Aktivität blieb nach dem Ereignis jedoch gering, und es wurden keine weiteren Explosionen registriert. Daher erfolgte am Morgen des 21. Februar eine Herabstufung auf „Gelb/Achtung“.

Eine genauere Analyse der geophysikalischen Daten bestätigt, dass die Explosion aus der Gipfelseeregion des Korovin-Vulkans stammte – dem aktivsten Vulkan innerhalb des Atka-Vulkankomplexes. Korovin ist ein stratovulkanischer Kegel mit einem markanten Gipfelkrater und einem Kratersee, der gelegentlich von phreatischen (dampfgetriebenen) Explosionen betroffen ist. Satellitendaten vom 20. Februar zeigten keine Hinweise auf heißes Material an der Oberfläche, was darauf hindeutet, dass die Explosion durch einen plötzlichen Überdruck unterhalb des Sees verursacht wurde. Solche Einzelereignisse sind für den Korovin-Vulkan nicht ungewöhnlich.

Obwohl vermutlich geringe Mengen Asche in unmittelbarer Nähe des Ausbruchsschlots freigesetzt wurden, konnte dies bislang nicht bestätigt werden. Das Risiko weiterer Explosionen in naher Zukunft besteht, wird jedoch als gering eingeschätzt.

Der Atka-Vulkankomplex eruptierte erst im letzten Jahr explosiv und effusiv, wobei es sich um schwächeren Eruptionen handelte. Die letzte größere Eruption mit einem VEI3 ereignete sich 1998. Der Vulkan wird mithilfe lokaler seismischer und Infraschallsensoren sowie Webcams überwacht. Ergänzend kommen regionale Infraschall- und Blitzdetektionsnetzwerke sowie Satellitenaufnahmen zum Einsatz, um Anzeichen erhöhter vulkanischer Aktivität frühzeitig zu erkennen.

Island: Schwarmbeben nahe Hengill

Schwarmbeben bei Eiturhóll im Hengill-System auf Island

In Eiturhóll auf Mosfellsheiði, unweit des Hengill-Vulkansystems, wurde heute Nacht erhebliche seismische Aktivität in Form eines Schwarmbebens registriert: Ungefähr 30 Erschütterungen geringer Magnituden traten auf. Das Hengill-System ist eines der fünf großen Riftsysteme auf Island, die mit Vulkanismus assoziiert sind. Es liegt im Nordosten von Reykjanes, unweit der Hauptstadt Reykjavík.

Bereits im letzten Jahr gab es dort mehrere Schwarmbeben, die im Zusammenhang mit Wasserverpressungen in Bohrlöchern des nahe gelegenen Geothermalkraftwerks Hellisheiði stehen könnten. Andererseits vermuten isländische Vulkanologen, dass nach und nach verschiedene Riftsysteme auf Reykjanes aktiv werden könnten. Seit 2021 gab es Eruptionen im Fagradalsfjall- und Svartsengi-System. Einige isländische Vulkanologen gehen jedoch davon aus, dass sich die Aktivität eher in den Westen als in den Osten von Reykjanes verlagern wird. Bis jetzt sieht es allerdings so aus, als würde sich die nächste Eruption wieder im Svartsengi-System ereignen. Hier hebt sich der Boden weiter, und es gibt sporadische Erdbeben.

Ein kleinerer Erdbebenschwarm ereignete sich auch unter dem subglazialen Vulkan Bárðarbunga, der ebenfalls im Verdacht steht, sich langfristig wieder auf eine Eruption vorzubereiten. Einige Erschütterungen wurden zudem bei der Askja registriert. Zuletzt hat sich die Bodenhebung im Bereich der Caldera verlangsamt, obgleich noch eine schwache Hebung messbar ist.




Situation bei Svartsengi

Seit gestern hat sich im Bereich von Svartsengi nichts Wesentliches getan, neue Erdbeben wurden nicht verzeichnet. Betrachtet man die Grafiken der Bodenhebung genauer, zeigt sich, dass die Messstation SKSH eine Beschleunigung der Bodenhebung registriert. Hier übersteigt die aktuelle Hebung bereits den Wert vor der letzten Eruption und liegt knapp unter dem bisherigen Maximum vor der vorletzten Eruption Ende August. Bei Grindavík stagniert die Bodenhebung. Es scheint, als hätte sich der Hauptaufstiegsweg der Schmelze aus der Tiefe von Svartsengi aus etwas in nordöstlicher Richtung verlagert. Theoretisch betrachtet könnte ein neuer Ausbruch jederzeit beginnen, ein Garant für eine weitere Eruption gibt es aber nicht.

Update 20:00 Uhr: Die seismische Aktivität steigerte sich heute Abend. Es könnte (muss aber nicht) innerhalb weniger Stunden zu einer Eruption kommen.

Mayon: Lahar-Warnung ausgerufen

Warnungen vor Lahare am Vulkan Mayon

Der philippinische Vulkan Mayon liegt in der Provinz Albay auf der Insel Luzon und ist für seine fast perfekte Kegelform bekannt. Aufgrund seiner häufigen Eruptionen hinterlässt der Vulkan große Mengen an vulkanischem Material auf seinen Flanken, das durch starke Niederschläge als Lahare mobilisiert werden kann. Lahare sind schnell fließende Schlammströme aus vulkanischer Asche, Gesteinsfragmenten und Wasser, die in Flusstälern und Entwässerungsgebieten abfließen und erhebliche Schäden anrichten können.

Auf Grundlage einer Unwetterwarnung der Philippine Atmospheric Geophysical and Astronomical Services Administration wird erwartet, dass starke bis intensive Niederschläge über der Bicol-Region auftreten. Besonders betroffen ist die Provinz Albay, in der es in den kommenden Tagen zu besonders starken Regenfällen kommen kann. Diese Regenfälle können Lahare auslösen, indem sie vulkanische Sedimente in Flüssen und Entwässerungsgebieten des Mayon-Vulkans mobilisieren.

Das Philippinische Institut für Vulkanologie und Seismologie warnt die Anwohner in zuvor festgelegten Lahar-Zonen und gefährdeten Gebieten eindringlich und empfiehlt höchste Wachsamkeit sowie Bereitschaftsmaßnahmen. Insbesondere nach längeren Niederschlagsphasen können Lahare in den Hauptkanälen entstehen, die den Vulkan Mayon entwässern. Dies betrifft insbesondere Ablagerungen pyroklastischer Dichteströme, die während der Ausbrüche von Januar bis März 2018 sowie von Juni bis Dezember 2023 entstanden sind. Große Mengen erodierbaren Materials befinden sich in den Einzugsgebieten der Flusskanäle Mi-isi, Mabinit, Buyuan, Bonga und Basud.

Zusätzlich können ältere vulkanische Ablagerungen entlang der Ost- und Westhänge des Vulkans durch Erosion von Ufern und Kanalbetten in Bewegung gesetzt und als Lahare remobilisiert werden.

Die Vulkanologen von PHIVOLCS fordern die Bevölkerung auf, offizielle Wetter- und Gefahrenwarnungen aufmerksam zu verfolgen und sich auf mögliche Evakuierungen oder Schutzmaßnahmen vorzubereiten. Insbesondere Bewohner in tief gelegenen Gebieten und entlang der Lahar-gefährdeten Kanäle sollten besondere Vorsicht walten lassen, da Lahare ohne Vorwarnung auftreten können und eine erhebliche Gefahr für Leben und Infrastruktur darstellen.

Kanlaon emittiert Aschewolke

Ein weiterer philippinischer Vulkan ist der Kanlaon, um den es in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden ist. Nachdem die letzten VONA-Warnungen am 15. Februar ausgegeben worden waren, kam heute eine weitere dazu. Demnach emittiert der Vulkan Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 2700 m aufsteigen und in Richtung Südwesten driften. Gestern wurden zudem 14 vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß reduzierte sich von sehr hohen Werten auf immer noch hohe 1700 Tonnen am Tag. Generell hat die Aktivität des Vulkans nachgelassen, obgleich ein größerer Ausbruch erwartet wurde.

Taal Vulkan mit fluktuierenden Werten

Vom Taal gibt es widersprüchliche Werte. Neue geochemische und geophysikalische Messungen, die am 19. Februar durchgeführt wurden, ergaben, dass sich der pH-Wert im Kratersee von Volcano Island von 0,2 auf 0,3 verringert hat, das Wasser also etwas weniger sauer ist. Gleichzeitig stieg die Temperatur um fast 1 Grad auf 71,3 Grad an. Am auffallendsten ist, dass der Vulkan seit Januar nur noch einen Bruchteil der Schwefeldioxid-Emissionen ausstößt, verglichen mit den Werten vor wenigen Wochen. Gestern waren es nur 783 Tonnen am Tag. Zu Spitzenzeiten im letzten Jahr war es zehnmal so viel, was für einen Vulkan in diesem Aktivitätsstadium eher untypisch war. Die aktuellen Werte erscheinen hingegen plausibler.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21.02.25

Leichte Zunahme der Erdbebenaktivität – Vulkanologen auf Island attestierten gesteigertes Ausbruchsrisiko

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel gibt es aktuell nur vergleichsweise wenige Erdbeben: In den letzten 48 Stunden wurden vom seismischen Netzwerk 27 Beben registriert. Auffällig ist aber, dass 10 Beben im Bereich der Sundhnukur-Kraterreiche verortet wurden, was einen leichten Anstieg der Seismizität in dem Bereich widerspiegelt, in dem Vulkanologen den nächsten Ausbruch auf Reykjanes für am wahrscheinlichsten halten. In den letzten Wochen habe ich bereits öfter über einen leichten Anstieg der Bebentätigkeit hier berichtet. Tatsächlich gesellt sich pro Woche ein zusätzliches Beben am Tag hinzu.

Die Erdbeben werden von einer Magmaansammlung verursacht, die den Boden im Svartsengigebiet ansteigen lässt. Die Bodenhebung fluktuierte in den letzten Wochen immer wieder, doch wenn man die Werte über einen längeren Zeitraum mittelt, kommt eine nahezu kontinuierliche Hebung dabei heraus. Ich gehe davon aus, dass sich der Magmenzustrom aus der Tiefe bestenfalls leicht reduziert hat.

IMO veröffentlichte heute einen neuen Artikel zum Geschehen und aktualisierte auch die Gefahreneinschätzung. Jetzt zeigen auch die Modellrechnungen, dass sich unter Svartsengi inzwischen eine ähnliche Menge Magma angesammelt hat wie vor dem Ausbruch am 20. November letzten Jahres. Damit steigt das Eruptionsrisiko signifikant. Die Vulkanologen rechnen in den nächsten Tagen/Wochen mit dem Beginn eines neuen Ausbruchs und schließen nicht aus, dass sich eine Eruptionsspalte weiter in nördlicher oder südlicher Richtung ausbreiten wird, als es bis jetzt der Fall gewesen ist. Sollte sich eine Spalte weiter in Richtung Süden öffnen, wäre Grindavik wieder einmal gefährdet.

Die Vulkanologen betonen, dass sich durch die wiederholten Ausbrüche in dem gleichen Bereich inzwischen durch die Magmaansammlungen und Bodenhebungen weniger Spannungen als zuvor aufbauen, weswegen die Seismizität niedriger ist. Das könnte auch die Vorwarnzeit vor einem Ausbruch weiter verringern. Man geht noch von einer ca. 30-minütigen Warnung durch einen Erdbebenschwarm im Vorfeld der Eruption aus.

Bislang wurde keine Druckänderung in den Bohrlöchern bei Svartsengi festgestellt. Diese Druckänderungen gelten inzwischen als verlässlichstes Anzeichen einer sich anbahnenden Eruption und könnten eher einsetzen als ein Erdbebenschwarm.

Ich selbst bin mit Leroy voraussichtlich über Karneval auf Island, in erster Linie, weil wir Eishöhlen besichtigen wollen und auf Polarlichter hoffen. Einen Vulkanausbruch würden wir natürlich auch mitnehmen.

Campi Flegrei: 25 Beben in 12 Stunden

Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei geht auf verringertem Niveau weiter – 25 Beben in der ersten Tageshälfte

Das Schwarmbeben, dass den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Tagen in Atem gehalten hat und für große Besorgnis bei der Bevölkerung sorgte, hat sich weiter abgeschwächt, geht aber noch auf dem Niveau eines der üblichen Schwarmbeben weiter. In der ersten Tageshälfte haben sich 25 Beben ereignet. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,3 in 1,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter dem Ostrand der Solfatara.

Die Mikrobeben stehen mit Fluidbewegungen im Zusammenhang, die sich im Hydrothermalsystems der Caldera ereignen. Das INGV veröffentlichte heute eine neue Studie zu Fluidchemie des Hydrothermalsystems, mit dessen Hilfe man sich eine bessere Vorhersehbarkeit eines möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruchs erhofft. Im wesentlichen identifizierte man 4 verschiedene Grundwasserarten die im Hydrothermalsystem interagieren und von aufsteigenden Gasen magmatischen Ursprungs beeinflusst werden. In erster Linie handelt es sich bei den Gasen um Kohlendioxid und Schwefeldioxid, wobei letzteres großen Einfluss auf die Wasserchemie nimmt. Die magmatischen Gase steigen überwiegend im Bereich von Solfatara und Pisciarelli auf.




Bei den 4 interagierenden Grundwasserarten handelt es sich um:

  • Kalte Wässer meteorischen Ursprungs – stammen aus Niederschlägen und versickern ins Grundwasser.
  • Thermale Bikarbonatwässer – entstehen durch die Wechselwirkung von Grundwasser mit vulkanischen Gasen in den Randbereichen des hydrothermalen Systems.
  • Chloridhaltige Wässer – kommen aus hochtemperierten Salzlösungen und sind tiefen Ursprungs.
  • Unterirdische Wässer aus dem Solfatara-Pisciarelli-Gebiet – bilden sich durch die Kondensation schwefelhaltiger Dämpfe und dominieren in dieser stark hydrothermal aktiven Zone.

Diese Wasserarten zeigen eine große Variabilität in der chemischen Zusammensetzung, da sie von verschiedenen Prozessen innerhalb des Vulkansystems beeinflusst werden.

Fischer berichten von schwefligen Gerüchen, Wasserverfärbungen und Fischsterben

Darüber hinaus gibt es eine neue -nicht unbedingt wissenschaftliche fundierte- Beobachtung von Fischern, die in einem Artikel des Online-Magazins Pozzuoli da vivere publiziert wurden. Demnach beobachteten Fischer im Golf von Pozzuoli in den letzten Tagen vermehrt Wasserverfärbungen und sahen schweflige Fladen auf der Wasseroberfläche treiben. zudem berichten sie von einem starken Geruch nach Schwefelwasserstoff. Zudem soll das Wasser an einigen Stellen ungewöhnlich warm sein und es wurden zahlreiche tote Fische gesichtet. möglicherweise sind vermehrt schwefelhaltige Fluides am Meeresboden ausgetreten. Eine wissenschaftliche Bestätigung der Phänomenologie fehlt.

Sakurajima mit Eruption am 21. Februar

Sakurajima eruptiert aus 2 Schloten – Vulkanasche in 2700 m Höhe detektiert

In Japan ist der Sakurajima wieder munter geworden. Der Vulkan stößt mehrmals täglich kleinere Aschewolken aus und gelegentlich kommt es zu stärkeren Explosionen. Eine ereignete sich heute Morgen, als um 6:43 Uhr Lokalzeit eine Eruption stattfand, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 2700 m aufsteigen ließ. Es war ein Doppelschlag aus zwei Schloten des Minamidake-Kraters, wobei einer so weit am Rand lag, dass ich zunächst dachte, dass der Ausbruch aus dem Showadake kommt. Doch in einem JMA-Bericht heißt es, dass dieser Krater weiter still ist.

Der Ausbruch begann mit einer stärkeren Explosion, die bei genauer Betrachtung der Livecamaufnahmen eine Druckwelle erzeugte, die einige Sekunden vor dem Sichtbarwerden der Asche auftrat. Das lässt darauf schließen, dass der Magmapegel relativ weit unten im Schlotsystem steht. Dennoch wurden rotglühende Tephrabrocken ausgeworfen, die bis in 1 Kilometer Entfernung zum Krater niedergingen. Die Vulkanasche driftete in südöstlicher Richtung und verursachte in Ortschaften in Windrichtung Ascheniederschlag. Noch lange nach der Explosion hielten Asche-Dampf-Exhalationen an.

Sakurajima ist in den letzten Wochen recht aktiv. Ende Januar begann eine größere Eruptionsphase, die bis Mitte Februar anhielt. Dann pausierte der Vulkan 4 Tage lang, um am 20. Februar mit neuen Eruptionen zu beginnen. Seit gestern wurden 4 VONA-Warnungen für den Flugverkehr ausgegeben.

Die Vulkanologen vom JMA berichten davon, dass sie in den letzten Tagen Felduntersuchungen durchgeführt haben und keine wesentlichen Veränderungen feststellen konnten. Die Gastemperaturen bleiben hoch und der Vulkan stößt große Mengen Schwefeldioxid aus. Weiterhin dehnt sich die tiefe Basis der Aira-Caldera aus und man geht davon aus, dass sich eine größere Menge Magma ansammelte. Wahrscheinlich wird die eruptive Aktivität auch in Zukunft weitergehen.

Es wird eindringlich davor gewarnt, den Sakurajima zu besteigen, da nicht nur Explosionen drohen, sondern auch Abgänge von Laharen und pyroklastischen Strömen.

Die Virunga-Vulkane am 21. Februar

Satellitenfotos der Virunga-Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo in der DRK enthüllen Wärmesignaturen

Die beiden aktiven Virunga-Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo liegen in der rohstoffreichen und daher umkämpften Demokratischen Republik Kongo (DRK). Gestern präsentierten sich beide Vulkane gleichzeitig wolkenfrei, was nicht besonders häufig vorkommt. Zu diesem seltenen Ereignis gesellte sich dann noch der Überflug eines Sentinel-Satelliten, der ein Bild von beiden Vulkanen machte, wie sie friedlich vor sich her dampften.

Dass der erste Eindruck manchmal täuschen kann, zeigt sich im gefilterten Lichtspektrum. Auf dem Infrarotbild erkennt man in den Kratern beider Vulkane ausgeprägte Wärmesignaturen, die darauf schließen lassen, dass die Feuerberge Lava fördern. Leider sind beide Vulkane aus politischen Gründen unzugänglich und eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht.




Nyamuragira fördert Lavastrom

Die meiste Wärmestrahlung emittiert der Nyamuragira, der in den letzten Monaten der aktivere der beiden Vulkane war. Auf dem Wärmebild erkennt man eine starke Signatur in der Caldera des Vulkans und einige schwächere Hotspots am Rand des Lavastroms auf der Ostflanke. Der nördliche Lavastrom schien zum Zeitpunkt der Aufnahme kalt gewesen zu sein, hat im Laufe der letzten Monate, in denen er unter Wolken verborgen lag, deutlich an Länge zugewonnen. Im normalen Lichtspektrum erkennt man sehr gut einen Pitkrater in der Caldera, in dem sich offenbar ein kleiner Lavasee formiert hat. MIROVA detektiert aktuell eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 2200 MW. Sie ist damit etwa halb so groß wie die des Kilaueas gestern, als sich dieser in der Hauptphase einer neuen eruptiven Episode befand, bei der ca. 40 % des Kraterbodens mit Lava überflutet wurden. Das lässt indirekt Rückschlüsse über die Dimension der Aktivität am Nyamuragira zu.

Nyiragongo mit extremer Dampfentwicklung

Das beschriebene Bild erfasste auch einen wolkenfreien Nyiragongo, wobei wolkenfrei ein relativer Begriff ist, denn der Vulkan schuf durch extrem starke Entgasungen seine eigene Dampfwolke, die den gesamten Krater ausfüllte. Er hat einen Durchmesser von gut 1 Kilometer. Trotzdem durchdrang die Wärmestrahlung die Wolken, so dass man im Infrarotbereich eine größere Wärmeanomalie sieht, die andeutet, dass sich wieder ein Lavasee im Krater bilden könnte. Der letzte war 2021 durch einen Spalt in der Vulkanflanke ausgelaufen. Von diesem Vulkan geht eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 122 MW aus. Am 18. Februar betrug sie 622 MW, was die These eines sich bildenden Lavasees stützt.

Besorgniserregende politische Entwicklungen, nicht nur im Kongo

Leider sind die beiden Virunga-Vulkane nach wie vor nicht zugänglich, da Rebellen die Gegend kontrollieren. Zudem haben die Anwohner der Region wohl gerade andere Sorgen, als sich um Touristen zu kümmern, die ihre Vulkane besteigen wollen. Schade eigentlich, wie die politische Welt immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint. Der Kurs der aktuellen US-Regierung mit ihrem Ausstieg aus praktisch allen gemeinnützigen Projekten des Klimaschutzes und der Entwicklungshilfe und dem Kampf um Rohstoffe wird weltweit für weitere Instabilitäten sorgen, insbesondere, da man versucht, dem Rest der Welt eine rechte, antidemokratische Gesinnung aufzudrücken. Rechts bedeutet für den Großteil der Bevölkerung geschichtlich betrachtet übrigens nicht mehr Freiheit und Wohlstand, sondern das gilt nur für die Reichen.

Die Welt wird wieder größer, sprich, viele Regionen werden für Europäer unerreichbar bzw. nur mit der Akzeptanz großer Gefahren und Kostenaufwand erreichbar sein. Man könnte es auch so ausdrücken: Vulkanreisen werden bald wieder Expeditionen sein.

Campi Flegrei: Der Erdbebenschwarm am 20. Februar

Schwarmbeben in den Campi Flegrei schwächte sich ab, hält aber dennoch weiter an

Es ist heute nun bereits der dritte Artikel, in dem ich von nachlassender Aktivität berichten muss oder darf, je nach Standpunkt. Außer am Ätna und Santorin lässt die Aktivität auch bei den Campi Flegrei nach, doch hier ist der Rückgang weniger stark als an den beiden anderen Vulkanen. Heute wurden noch ca. 50 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera festgestellt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,3 und manifestierte sich in 2400 m Tiefe im Bereich der Pisciarelli-Fumarole. Hier und im östlichen Bereich des Solfatara-Kraters, an dem die Pisciarelli-Fumarole angrenzt, gab es die meisten stärkeren Erdbeben der seismischen Krise. In dem Areal scheint die Gefahr für eine phreatische Eruption auch am größten zu sein.




Die Schwereanomalie vom Monte Olibano liegt zwischen Fumarole und Solfatara. Die Anomalie befindet sich in 3,8 Kilometern Tiefe und ist meiner Meinung nach ein Magmenkörper. An seinem Randbereich im Osten und Westen befinden sich die Entgasungsschote von Pisciarelli und der Grand Fumarole in der Solfatara. Ob es Lobbyisten passt oder nicht, dass sich in einem vulkanisch aktiven Gebiet komplexe tektonische Strukturen oder schwammartige Gesteine, deren Poren mit Fluiden gefüllt sind, bilden, ist zwar nicht unmöglich, doch weitaus weniger wahrscheinlich als eine Magmaintrusion.

Sorgen um stärkeres Erdbeben

In Pozzuoli macht man sich allerdings ehr Sorgen um ein Erdbeben M größer 5,0 als um einen Vulkanausbruch oder phreatische Eruptionen. Kurzfristig betrachtet mag das sogar richtig sein. In den Medien wurde darüber diskutiert, wie viele Gebäude bei einem stärkeren Erdbeben ab 5 einstürzen könnten. Im gefährdeten Bereich stehen 12.700 Gebäude. Bei 9000 davon handelt es sich um Wohnhäuser. Erdbebensicher sind die wohl alle nicht gebaut. 10 % der Gebäude gelten als Hochrisikogebäude, die bei einem Erdbeben im Fünferbereich entweder einstürzen oder schwer beschädigt werden würden. Nur für 50 % der Gebäude besteht kein Risiko größerer Schäden durch einen Erdstoß M 5,0. Also schon bei einem als mittelstark einzustufenden Beben könnten im Extremfall hunderte Gebäude einstürzen, was zahlreiche Todesopfer bedingen würde, wenn sich die Bewohner während des Bebens in ihren Häusern befinden. Tatsächlich kann so ein Erdbeben in der aktuellen Hebungsphase jederzeit und ohne Vorwarnung stattfinden. Eine Naturkatastrophe mit Ansage, in die man sehenden Auges hineinschliddert. Wenn diese Gebäude in den nächsten Wochen nicht geräumt werden, können sich die Gerichte schon einmal warmlaufen.

Ätna: Tremor stürzte ab

Lavafront am Ätna gestern Nachmittag. © Marco Di Bella

Deutlicher Tremorrückgang am Ätna – Eruption könnte zu Ende sein

Der Tremor am Ätna begann gestern Nachmittag rapide zu fallen und beendete seine Talfahrt erst heute Nacht um 3 Uhr, als er im unteren Drittel des gelben Bereichs ankam. Es ist davon auszugehen, dass die Eruption zu einem Ende gekommen ist, obgleich der Lavastrom noch in Bewegung sein könnte. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er aber nicht mehr mit frischer Lava aus dem Förderschlot am Fuße der Bocca Nuova (Zentralkraterkegel) versorgt. Visuell bestätigen lassen sich die Vorgänge nicht, denn der Gipfelbereich des Vulkans hüllt sich seit Dienstag in Wolken. Die Lavafront sollte frei sein, nur leider gibt es keine Livecams in dem Bereich.

Videos von gestern zeigen, dass die Lavafront noch aktiv war. In den letzten Tagen hatte sie kaum Strecke zurückgelegt, ging dafür aber in die Breite. Von den mehreren Meter hohen Lavawällen am Rand und an der Front kullerten immer wieder metergroße glühende Lavabrocken herab und bildeten ein faszinierendes Vulkanspektakel, das von zahlreichen herbeigeströmten Vulkanneugierigen beobachtet wurde. Sperrungen gab es diesmal offenbar nicht. Generell stuft man effusive Aktivität als weniger gefährlich ein als explosive, wobei sich der Zivilschutz vor allem vor Paroxysmen fürchtet und dann oftmals den Zugang zu höheren Regionen des Ätnas sperrt.

Obgleich sich nie langfristige Prognosen über das weitere Verhalten des Ätnas anstellen lassen, deuten Erdbeben auf der mittleren und unteren Vulkanflanke im Süden darauf hin, dass weiteres Magma dabei ist aufzusteigen und durch ein verändertes Spannungsfeld Störungszonen aktiviert. Die markantesten Beben ereigneten sich gestern Mittag bei San Giovanni la Punt und manifestierten sich in geringer Tiefe. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und ein Hypozentrum in 920 m Tiefe. Bis eventuell aufsteigendes Magma das flachliegende Speichersystem unter dem Gipfelbereich wieder auffüllt, können einige Wochen vergehen. Wie heißt es noch so schön? Nach der Eruption ist vor der Eruption.