Indonesien: Starke Schäden durch Erdrutsch auf Java

Bodensenkungen und Erdrutsche führten zur Zerstörung von 39 Häusern im Zentrum von Java

Auf Java in Indonesien manifestierte sich am Dienstag ein katastrophales Erdrutschereignis im Dorf Ratamba bei dem 16 Häuser zerstört bzw. schwer beschädigt. 39 weitere Gebäude befinden sich in instabilem Gelände und drohen abzurutschen. Die Naturkatastrophe führte zudem zum Einsturz der Verbindungsstraße zwischen Pejawaran und dem benachbarten Distrikt Batur.

Der Boden rutschte nicht nur einfach ab, sondern es kam in Hanglage zu komplexen Erdbewegungen, bei denen der Boden großflächig absackte und Erdfälle entstanden.

Erste Einschätzungen des Katastrophenschutzes ergaben, dass an fünf markanten Stellen Risse mit Einsinktiefen zwischen 70 und 200 Zentimetern auftraten. Diese Risse breiteten sich allmählich vom östlichen Hochland in Richtung des abfallenden Hangs nach Westen aus, was auf eine fortschreitende Bodenabsenkung hinweist. In einigen betroffenen Gebieten sanken ganze Gebäudeteile in den Erdboden, während andere Häuser dem Erdboden gleichgemacht wurden – teilweise blieben von den einstürzenden Bauten lediglich die Dächer sichtbar.

Die durch die Erdbewegungen verursachten Schäden betrafen nicht nur Wohnhäuser, sondern auch wichtige Infrastrukturen: Kreisstraßen wurden beschädigt und wiesen tiefe Risse auf, sodass sie für alle Fahrzeuge außer Zweirädern unbefahrbar wurden. Zusätzlich kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen des regionalen Stromnetzes.

Weitere Untersuchungen dokumentierten, dass die Verschiebung der Erdschichten dazu führte, dass sich die Abstände zwischen den Häusern kontinuierlich vergrößerten und einzelne Gebäudeteile absackten. Die fortschreitenden Erdbewegungen verursachten eine durchschnittliche Erosionsrate von etwa drei Metern. Dabei nahm die ursprünglich auf zwei Meter beschränkte Bewegungszone auf fünf Meter zu, und ein Aufschluss einer Tonsteinschicht – die als Gleitebene des Untergrunds fungiert – wurde festgestellt. Zudem führten mehrere zusammenlaufende Quellen zur Ansammlung von Wasser in der Tonschicht, wodurch sich an der Oberfläche Pfützen bildeten.

Geologisch und geografisch ist der betroffene Distrikt Pejawaran Teil des vulkanisch geprägten Zentraljava, einer Region, die durch hügeliges Terrain und steile Hänge gekennzeichnet ist. Der Untergrund besteht überwiegend aus vulkanischen Ablagerungen und Tongestein. In Kombination mit monsunbedingten Niederschlägen von mehr als 300 mm innerhalb einer Woche, kam es zu einer starken Bodenwasseraufnahme, was den Boden destabilisierte und zu den Bodensenkungen führte.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 01.02.25

Ein weiteres Schwarmbeben begann heute Nacht in den Campi Flegrei

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt auch 2025 nicht zur Ruhe: Seit gestern wurden gut 50 Erdbeben registriert, wobei die Erschütterungen in mehreren Schüben kamen. Zuletzt intensivierten sich die Beben in den Morgenstunden. Das stärkste Beben der Serie manifestierte sich um 06:18:13 UTC in 2,6 Kilometern Tiefe. Die Magnitude lag bei 2,2. Das Epizentrum wurde an der Via Pisciarelli verortet, unweit des gleichnamigen Thermalgebiets an der nordöstlichen Außenflanke des Solfatarakraters. Auch in der Solfatara und südlich davon, dort, wo die Luftwaffenakademie liegt, gab es Beben. Ein weiterer Bebenspot lag zwischen der Solfatara und dem Hafen von Pozzuoli. Die Mehrzahl der Beben war sehr schwach und hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Beben spielten sich im Bereich des Hydrothermalsystems des Calderavulkans ab und wurden vermutlich durch Fluidbewegungen verursacht. Warum es an mehreren Lokationen gleichzeitig zu diesen Bewegungen kommt, ist eines der Rätsel, die es zu klären gilt.

Fischsterben im Averno-Kratersee

Doch nicht nur die Erdbeben beunruhigen die Bevölkerung vor Ort, denn gestern wurde bekannt, dass es wieder zu einem Fischsterben im Kratersee von Averno gekommen ist. Hierbei handelt es sich um einen weiteren Krater in den Campi Flegrei. Besonders im Winter kommt es alle paar Jahre zu so einem Fischsterben. Manchmal kommt es auch zu einer Algenblüte und das Wasser verfärbt sich rosa. Dieses Phänomen muss nicht unbedingt mit einem erhöhten Gasausstoß von Fumarolen am Boden des Sees zusammenhängen. Ein Erklärungsansatz ist, dass es bei niedrigen Wassertemperaturen im See zu einer Umschichtung der Wasserschichten kommt und sauerstoffreiches Oberflächenwasser absinkt und sich mit gasreichem, salzhaltigem Wasser aus der Tiefe mischt, wodurch im flachen Oberflächenwasser, wo die Fische leben, nicht mehr genug Sauerstoff vorhanden sein soll. Das Tiefenwasser ist besonders mit Schwefelwasserstoff gesättigt, der aus den erwähnten Fumarolen am Grund des Sees strömt.




Wochenbericht zeigt, dass die Lage in den Campi Flegrei angespannt bleibt

Darüber hinaus bestätigten die INGV-Forscher den Campi Flegrei im letzten Wochenbericht ihr bekanntes Verhalten: Zwischen dem 20. und 26. Januar wurden 44 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Der Boden hebt sich an der Messstation RITE mit einer Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat. Die Fuamrolentemperatur von Pisciarelli lag bei 96 Grad und die Druckbeaufschlagung des Systems hält an. Von einer nachhaltigen Entspannung der Situation kann also nicht geredet werden.

Fentale: Anhaltende Dampfemissionen

Satellitenfoto zeigt anhaltende Dampfemission am Fentale – Seismizität rückläufig

Auf dem jüngsten öffentlich zugänglichen Sentinel-Satellitenfoto vom äthiopischen Vulkan Fentale, das am 27. Januar aufgenommen wurde, erkennt man weiterhin die stationäre Wolke über der Caldera hängen, während es in der Umgebung des Vulkans wolkenlos ist. Bei genauerer Betrachtung des Fotos erkennt man entlang der Ränder eines alten Lavastroms Dampf aufsteigen. Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um fumarolische Aktivität entlang neu gebildeter Frakturen im Calderaboden. Diese Rissbildungen und Entgasungen dürften mit der Magmaintrusion in Verbindung stehen, die in der ersten Monatshälfte aktiv war.

Entlang der Intrusion konnte man auf einer Länge von ca. 35 Kilometern eine signifikante Bodenhebung ausmachen, die bis zu 130 Zentimeter betrug. An einigen Stellen kam es auch zu Subsidenz, so z. B. in der Schlussphase der Intrusion, als am Fentale der Boden absackte. Durch diese Bodenbewegungen könnten die Risse entstanden sein, aus denen nun die Fumarolengase magmatischen Ursprungs austreten. Ich vermute, dass sich trotz der Deflation unter dem Vulkan noch Magma befindet. Ob es allerdings bald zu einer Eruption kommen wird, lässt sich ohne weitere Daten nicht seriös beurteilen. Das Eruptionsrisiko steigt aber, wenn weitere Intrusionen stattfinden sollten.

Die Intrusion des magmatischen Gangs ging mit einer Rifting-Episode entlang des Awash-Segmentes des ostafrikanischen Grabenbruchs einher. Intrusion und Rifting lösten einen Schwarm mittelstarker Erdbeben aus. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen, so dass es so aussieht, als käme die aktuelle Episode zu einem Ende. Es war aber schon die zweite Gangbildung der letzten Monate und es kann gut sein, dass weitere Episoden stattfinden werden.

Die starke Erdbebentätigkeit bei Awash hatte offenbar keinen anregenden Einfluss auf den ca. 550 Kilometer entfernt liegenden Vulkan Erta Alé. Auf dem Satellitenbild vom gleichen Datum erkennt man im Infrarotbereich nur drei kleine Hotspots, die von heißen Förderschloten der Hornitos zeugen.

Santorin: Erdbebenschwarm intensivierte sich

Der Calderarand von Santorin fällt steil ab. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm bei Santorin und Kolumbos verstärkte sich – Behörden beobachten Situation

Datum 31.01.25 | Zeit: 08:10:59 UTC | Koordinaten: 36.580 ; 25.790 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Das Schwarmbeben beim griechischen Unterwasservulkan Kolumbos intensivierte sich und das EMSC registrierte in den letzten 24 Stunden eine wachsende Anzahl (38) von Erdbeben, wobei auch deren Energiefreisetzung zunahm. So hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in nur 5 Kilometern Tiefe. Da es sich aber gut 15 Kilometer vor der Küste von Santorin ereignete, wurde es von den Anwohnern offenbar nicht gespürt. Standardmäßig zeigen die Erdbebenkarten von EMSC nur Beben mit Magnituden ab 2 an. Besucht man die Shakemap des griechischen Erdbebendienstes, dann sieht man, dass es auch eine Vielzahl schwächerer Erdbeben gibt. Diese manifestieren sich nicht nur unter der Nordostflanke von Kolumbos, sondern auch auf Santorin.




Konferenz des Katastrophenschutzes mit Geoforschern einberufen

Dieser Umstand hat bereits am Mittwoch die griechischen Behörden alarmiert, woraufhin der Zivilschutzminister Vassilis Kikilias eine Sondersitzung des Katastrophenschutzes veranlasst hat. Man kam überein, der Situation besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie weiterhin genau zu überwachen, man sieht aber noch keinen Grund für Alarmismus. Die anwesenden Geoforscher meinten, dass die Beben vulkanotektonischen Ursprungs sind und sich überwiegend entlang der zentralen Störungszone des Calderavulkans ereignen.

Efthymios Lekkas, Seismologe und Leiter des wissenschaftlichen Überwachungsausschusses für den Hellenischen Vulkanbogen, meinte gestern in einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender ERT, dass Santorin alle 20.000 Jahre eine gewaltige Eruption erzeugt. Da seit der letzten großen Explosion erst 3600 Jahre vergangen sind, hätte man sehr viel Zeit, bevor man erneut mit einer großen Explosion konfrontiert wird. Der Seismologe vergisst aber offensichtlich, dass sich Vulkane nicht unbedingt an Statistiken halten und dass auch normal große Eruptionen ein Problem für Inselbewohner und Touristen darstellen könnten.

Die Situation zeigt Parallelen zu der seismischen Krise, die im Jahr 2011 begann und 14 Monate anhielt. Damals wurden nicht nur Erdbeben, sondern auch eine erhöhte hydrothermale Aktivität auf Nea Kameni und eine Bodenhebung am Grund der Caldera festgestellt. Eine Eruption blieb aber aus. Von vergleichbaren Ereignissen wurde aktuell bisher nicht berichtet.

In den Newsartikeln zu der Konferenz werden nicht die deutlich stärkeren Beben unter dem Kolumbos erwähnt, obwohl von diesem Unterwasservulkan am ehesten eine überregionale Bedrohung ausgeht. Eine Studie aus dem Jahr 2022 entdeckte unter dem Vulkan einen großen Magmenkörper. Er hat ein Volumen von 1,4 Kubikkilometer und vergrößert sich mit einer jährlichen Rate von etwa 4 Millionen Kubikmetern. Bei der letzten starken Eruption des Unterwasservulkans im Jahr 1650 wurden etwa 2 Kubikkilometer Tephra ausgeworfen. Bei der aktuellen Zuflussrate wäre dieser Wert in gut 150 Jahren erreicht.

Io: Gewaltiger Vulkanausbruch detektiert

Jupitersonde Juno detektierte größten Vulkanausbruch des Sonnensystems auf Mond Io

Was auf der Erde das MODIS-Satellitennetzwerk mit den künstlichen Trabanten Terra und Aqua ist, entspricht für den Jupiter und seine Monde der Sonde Juno. Wie die NASA nun in einer Presseerklärung bekannt gab, stellte Juno auf dem Jupitermond Io eine gewaltige Wärmeanomalie fest, wie sie bislang noch nie beobachtet wurde: Ein riesiger Hotspot mit einer Fläche von 100.000 Quadratkilometern emittiert eine Wärmestrahlung von 80 Billionen Watt bzw. 80.000.000 Megawatt (MW). Die größten Vulkanausbrüche auf der Erde emittieren selten Wärmestrahlung im fünfstelligen MW-Bereich, und nur in Extremfällen wird die 100.000-MW-Marke überschritten.

Die Werte von Io wurden Ende Dezember erfasst und deuten darauf hin, dass sich in einem Areal nahe des Südpols des Mondes ein riesiger Lavasee mit der Fläche des Lake Superior gebildet haben könnte. Der Lake Superior ist einer der Großen Seen im Nordosten der USA.

Die Entdeckung gelang mit dem Infrarotinstrument Jovian Infrared Auroral Mapper (JIRAM), das von der italienischen Raumfahrtagentur stammt. Während der erweiterten Mission von Juno ermöglichte das Instrument detaillierte Messungen der vulkanischen Prozesse auf Io. Besonders der Vorbeiflug am 27. Dezember 2024, bei dem sich die Raumsonde bis auf 74.400 Kilometer näherte, lieferte entscheidende Daten.




Sichtbare Veränderungen auf der Oberfläche von Io 

Die von der JunoCam aufgenommenen Bilder zeigen deutliche Veränderungen in der Oberflächenfärbung um das Gebiet, was auf eine großflächige geologische Umgestaltung hindeutet. Möglich ist auch, dass sich anstelle eines Lavasees eine Flutbasaltprovinz entwickelt – ähnlich den Ereignissen, die auf der Erde zur Entstehung des Dekkan-Trapp führten.

Die von Lava bedeckte Fläche übertrifft den bisher größten bekannten Lavasee auf Io, Loki Patera, um ein Vielfaches. Ein erneuter Vorbeiflug von Juno am 3. März soll weitere Erkenntnisse liefern und mögliche Veränderungen in der Struktur des Hotspots erfassen. Auch erdgestützte Teleskope könnten zusätzliche Daten zu diesem außergewöhnlichen Ereignis liefern.

Die Untersuchung dieser extremen vulkanischen Aktivität trägt nicht nur zum besseren Verständnis von Io bei, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse über geologisch aktive Himmelskörper im gesamten Sonnensystem.

Gezeitenkräfte als treibende Ursache

Die extreme vulkanische Aktivität auf Io ist das Ergebnis starker Gezeitenkräfte durch Jupiter. Der Mond, etwa so groß wie der Erdmond, wird durch die gewaltige Anziehungskraft des Gasriesen kontinuierlich deformiert, wodurch im Inneren enorme Reibungswärme entsteht. Diese Prozesse führen zur Bildung zahlreicher Vulkane, von denen schätzungsweise 400 aktiv sind. Die aktuellen Messungen deuten darauf hin, dass ein komplexes Magmakammersystem unter der Oberfläche für die außergewöhnliche Intensität des Hotspots verantwortlich sein könnte.

Io gilt als der wohl vulkanisch aktivste Himmelskörper des Sonnensystems. Zwar sind die Vulkane hier kleiner als die gewaltigen Feuerberge auf dem Mars, doch während die Marsvulkane längst erloschen oder nur noch selten aktiv sind, zeigt Io eine nahezu unaufhörliche vulkanische Aktivität. (Quelle NASA)

Island bereitet sich auf Vulkanausbruch vor

Nächste Eruption auf Island bahnt sich an – Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Im Svartsengigebiet auf der isländischen Reykjaneshalbinsel bereitete man sich auf schlechtes Wetter und einen Vulkanausbruch vor und der Katastrophenschutz verlegte in Zusammenarbeit mit dem Stromversorger Landsnet drei containergroße Notstromanlagen nach Reykjanes und Snæfellsnes. Offiziell heißt es, dass man den Generator nach Snæfellsnes verlegt, weil dort ein Unwetter erwartet wird. Doch auch hier gab es in den letzten Monaten vermehrt Erdbeben nebst Tremor. Die beiden anderen Anlagen gehen nach Grindavik, wo neben dem Sturm auch ein Vulkanausbruch erwartet wird, der praktisch jederzeit beginnen könnte. Mit den Notstromanlagen soll sichergestellt werden, dass im Falle eines Stromausfalls die Kommunikation aufrechterhalten werden kann. Das ist insbesondere bei Grindavik wichtig, denn im Katastrophenfall werden Warnungen über das Mobilfunknetz ausgegeben. Bereits jetzt wurde die zweithöchste Unwetterwarnstufe ausgerufen.

Seismische Signale als Warnung vor dem Ausbruch könnten im Sturm unter gehen

Der Sturm bringt nicht nur die Gefahr eines Stromausfalls mit, sondern wird auch das seismische Netzwerk stören. Das kommt gerade zur Unzeit, denn vor 2 Tagen wurde von IMO verkündet, dass sich im Magmenreservoir unter Svartsengi wieder so viel Schmelze akkumuliert hat, wie während der letzten Eruption austrat. Ab diesem Zeitpunkt erhöht sich das Eruptionsrisiko signifikant. Starke Winde werden es den Seismografen erschweren, schwache Erschütterungen zu detektieren, so dass Beben als weitere Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs nicht festgestellt werden können. Darüber hinaus warnt IMO, dass eine neue Eruption auch ohne eine seismische Krise starten könne und Warnungen ausblieben: Vor den ersten Eruptionen bei Sundhnukur gab es starke seismische Krisen, die vor den letzten Ausbrüchen immer schwächer wurden und kürzer dauerten. Zugleich wurde immer mehr Lava gefördert und die Lavaströme erreichten in kurzer Zeit die Straße nach Grindavik, über die die Gäste der Blauen Lagune evakuiert werden. Sollte eine Vorwarnung komplett ausfallen, könnte es mit der Evakuierung knapp werden, vor allem, wenn auch der Anfang der Eruption aufgrund schlechten Wetters nicht sofort bemerkt werden sollte. Dass das durchaus möglich ist, sagte gestern IMO-Deformationsspezialist Benedikt G. Ófeigsson gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV.

Polizeipräsidenten der Region Suðurnes sagte gegenüber der lokalen Presse, dass er aufgrund der besonders hohen Gefahrenlage durch den drohenden Vulkanausbruch in Kombination mit dem Unwetter jedem rät, nicht nach Grindavik zu fahren bzw. sich dort aufzuhalten, wenn es nicht unbedingt sein muss. Das schlechte Wetter, das neben starke Winde auch Schnee und Eisglätte bringt, kann zudem die Fluchtwege unpassierbar machen. bereits jetzt wurden mehrere Straßen gesperrt. Zudem wurden zahlreiche Flüge gecancelt.

Bodenhebung bei Svartsengi stagniert

Derweil gibt es wieder einen Break in den GNSS-Daten zur Bodenhebung und an den meisten Messstationen wird Subsidenz angezeigt. Es ergibt sich zum dritten Mal in den letzten Wochen ein Muster, wie es unmittelbar vor den letzten Eruptionen zu sehen gewesen war. Als einzig verlässlicher Frühindikator, dass der Ausbruch nur noch Stunden entfernt sein könnte, dient momentan die Drucksteigerung in den geothermalen Brunnenbohrungen bei Svartsengi.

Laacher-See-Vulkan: Genauere Datierung der letzten Eruption

Luftaufnahme vom Laacher-See-Vulkan. © Marc Szeglat

Neue Datierung des Ausbruchs vom Laacher-See-Vulkan hilft bei Klärung der Frage nach der Ursache einer Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit

Der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans markiert das Ende zweier wichtiger Epochen: der Altsteinzeit und der letzten Eiszeit. Es war eine der stärksten Eruptionen auf dem europäischen Festland – abgesehen von der Eruption der Campi Flegrei vor etwa 39.000 Jahren – und hatte einen großen Einfluss auf die Steinzeitkultur der näheren Umgebung. Wissenschaftler stellten sich auch die Frage, ob die Eruption nicht noch deutlich weitreichendere Auswirkungen hatte. Denn im Zeitfenster der bisherigen Eruptionsdatierung kam es zu einer Renaissance der eigentlich abklingenden Eiszeit während der Jüngeren Dryaszeit.

Da der Laacher-See-Vulkan seine Asche über Tausende Kilometer weit verteilte, ist es wahrscheinlich, dass auch große Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden. Dieses Gas kann in der Stratosphäre Schwefelsäureaerosole bilden, die bekanntlich Sonnenlicht reflektieren und so zur Abkühlung des Klimas beitragen können. Der Abkühlungseffekt am Ende der Altsteinzeit trat vor etwa 12.900 Jahren auf – genau dem Zeitpunkt, der bislang als Datum des Laacher-See-Ausbruchs galt. Daher hielten es bis jetzt viele Forscher für wahrscheinlich, dass der Laacher-See-Ausbruch für die Kälteperiode verantwortlich war. Doch ein Forscherteam der Universitäten Mainz, Frankfurt und Heidelberg hat nun präzise datiert, wann die Eruption tatsächlich stattfand – und konnte dabei ausschließen, dass sie die klimatische Veränderung ausgelöst hat.




Sulfatablagerungen der Laacher-See-Eruption im Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle

Um den Ausbruch genau zu datieren suchte das Team nach Schwefelablagerungen in verschiedenen natürlichen Klimaarchiven. Fündig wurden die Forscher nicht nur in einem grönländischen Eisbohrkern, sondern auch in einem Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle im Westerwald. Die Höhle liegt 70 Kilometer nordöstlich des Laacher Sees und befindet sich im damaligen Aschefalloutgebiet. Die Wissenschaftler entdeckten in der Höhle einen spätglazialen Stalagmiten, der in einer seiner Wachstumszonen eine hohe Sulfatkonzentration aufwies. Diese wurde mit hochauflösenden geochemischen Methoden wie Sekundärionisations-Massenspektrometrie und Plasma-Massenspektrometrie analysiert.

Zur Altersbestimmung des Tropfsteins verwendeten die Forscher die Thorium-Uran-Datierung. Diese Methode basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uran-238 zu Thorium-230 und eignet sich zur Datierung von karbonathaltigen Materialien wie Tropfsteinen, Korallen oder Seesedimenten. Die Analyse ergab, dass sich die Sulfateinschlüsse im Tropfstein vor etwa 13.008 Jahren bildeten. Als Bezugspunkt dieser Datierung dient das Jahr 1950.

Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich früher als angenommen

Die Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich also vor 13.083 Jahren – und damit 183 Jahre früher als bislang angenommen. Demzufolge kann der Ausbruch nicht die neue Kälteperiode am Ende der letzten Eiszeit ausgelöst haben. Für die Forscher eine wichtige Erkenntnis, denn ihr eigentliches Ziel ist es, die Quellen möglicher Einflüsse auf abrupt eintretende Klimawandelereignisse zu identifizieren und mit dem aktuellen Klimawandel zu vergleichen. Was die Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit letztlich auslöste, bleibt weiterhin rätselhaft.

Unabhängig davon stellt die europaweit verteilte Asche des Laacher-See-Vulkans einen wichtigen stratigrafischen Marker dar, anhand dessen sich das Alter vieler Gesteinsschichten bestimmen lässt. Die exakte Datierung des Ausbruchs ermöglicht nun auch hier präzisere Angaben. (Quelle: Science Advances)

Sakurajima erzeugt am 30.01.25 vulkanisches Gewitter

Sakurajima fördert Vulkanasche bis auf 3900 m Höhe – Zahlreiche Blitze in der Eruptionswolke

Auf der japanischen Insel Kyushu sorgte der Vulkan Sakurajima für ein regelrechtes Blitzgewitter, als er eine stärkere Eruption erzeugte, bei der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3900 m aufstieg und in Richtung Südwesten driftete. Die Aschewolke verteilte sich über eine große Entfernung und regnete überwiegend über dem Meer ab, allerdings passierte sie auch eine Siedlung in Vulkannähe, wo es zu Ascheniederschlag kam. Das VAAC brachte heute 3 VONA-Warnungen zum Saku heraus.

Obwohl die Eruption aus dem Minami-dake-Gipfelkrater kam, erzeugte sie zahlreiche vulkanische Blitze. Das könnte daran gelegen haben, dass genau genommen mehrere Explosionen hintereinander erfolgten. Die erste Explosion war vergleichsweise schwach und die resultierende Aschewolke stieg langsam auf. In diese Aschewolke hinein schoss eine weitere, schneller aufsteigende Eruptionswolke, die auch glühende Tephra förderte, die auf der Außenflanke des Sakurajimas niederprasselte. Sehr wahrscheinlich kollidierten dabei besonders viele Aschepartikel, so dass es zu einem starken Spannungsaufbau kam, der sich in den Blitzen entlud. Es war das stärkste vulkanische Gewitter seit längerer Zeit, das an diesem Vulkan zu beobachten gewesen war.

Den Explosionen folgten lange anhaltende Ascheexhalationen, die noch andauerten, als das JMA gut eine halbe Stunde nach dem explosiven Ereignis eine Notiz zur Eruption herausbrachte. Den Angaben der Vulkanologen zufolge stieg die Asche 2700 m über Kraterhöhe auf. Rechnet man die gut 1117 m Vulkanhöhe dazu, kommt man auf einen Wert, der gut mit den Angaben des VAAC korreliert.

Bereits in den letzten Tagen gab es mehrere Ascheeruptionen. Das JMA warnt vor den Vulkangefahren und erklärt den Vulkan weiterhin zum Sperrgebiet. Zwischen dem 24. und 27. Januar wurden 19 vulkanotektonische Beben verzeichnet, die meisten davon ereigneten sich am 25. Januar. Die Schwefeldioxidkonzentration ist weiterhin hoch und in einer tieferen Zone der Aira-Caldera, in der sich der Sakurajima befindet, wird Inflation festgestellt. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.

Studie: Kilauea und Mauna Loa teilen sich Magmenquelle

Der neue Lavasee am Kilauea. Im Hintergrund erkennt man den Mauna Loa. © HVO/USGS

Neue Studie belegt gemeinsame Magmaquelle von Kilauea und Mauna Loa

Obwohl die Eruption am Kīlauea weiterhin pausiert, steht dieser faszinierende Schildvulkan auf Big Island, Hawaii, einmal mehr im Fokus der Berichterstattung auf Vnet. Diesmal geht es um den Ursprung des Magmas, das am Vulkan eruptiert wird.

Es wird schon seit Längerem davon ausgegangen, dass sich Kīlauea eine Magmenquelle mit dem benachbarten Vulkan Mauna Loa teilt, der den Kīlauea deutlich überragt. Die These lautet, dass beide Vulkane von einer tiefen Mantelquelle über einen Plume mit Schmelze versorgt werden. Hinweise auf diese gemeinsame Magmenquelle liefern Erdbeben unter der Küstenebene bei Pāhala, die in Tiefen von mehr als 30 Kilometern auftreten und auf Magmenaufstieg hindeuten. Doch wo genau die Zone der gemeinsamen Magmenquelle liegt, ist umstritten.

Eine vor zwei Jahren veröffentlichte Studie untersuchte den Untergrund mithilfe der seismischen Tomografie und kam zu dem Schluss, dass unter Pāhala ein großer Magmenkörper liegt, von dem Fördersysteme zu beiden Vulkanen aufsteigen. Da sich die von den beiden Vulkanen geförderten Laven im Detail chemisch unterscheiden, sollte in diesem Modell das Magma während des Aufstiegs durch unterschiedliche Fördersysteme und in flach liegenden Reservoirs differenzieren.

Eine neue Studie, die Ende letzten Jahres im Journal of Petrology erschien und jetzt publik gemacht wurde, geht von einer anderen These aus. Die Forscher um Aaron J. Pietruszka von der University of Hawaii at Mānoa analysierten fast 200 Jahre alte Aufzeichnungen zur Lavachemie und fanden Hinweise darauf, dass beide Vulkane eine gemeinsame Magmaquelle innerhalb des hawaiianischen Plumes nutzen.

Demnach soll sich die Schmelze in der Asthenosphäre bilden bzw. sammeln. Aufsteigend aus dieser gemeinsamen Quelle kann sich das Magma über Jahrzehnte hinweg abwechselnd zum Kīlauea oder zum Mauna Loa bewegen.

Seit 2010 beobachtet das Forschungsteam eine Veränderung der Lavachemie am Kīlauea, die darauf hindeutet, dass Schmelze aus der gemeinsamen Quelle nun erstmals seit Mitte des 20. Jahrhunderts wieder zum Mauna Loa umgeleitet wird. Der Mauna Loa brach zuletzt 2022 aus. Zuvor ruhte er 38 Jahre lang – die längste bekannte Ruhephase in seiner Geschichte. Diese inaktive Zeit überschnitt sich weitgehend mit dem etwa 35 Jahre andauernden Puʻuʻōʻō-Ausbruch des Kīlauea, der nach der Leilani-Eruption von 2018 mit dem Einsturz der Gipfelcaldera endete.

Die Studie legt nahe, dass ein langfristiges Muster wechselseitiger vulkanischer Aktivität existiert, was auf eine magmatische Verbindung zwischen den beiden Vulkanen hindeutet. Veränderungen in der Lavachemie von Kīlauea und Mauna Loa scheinen miteinander zu korrelieren. Ein Beispiel dafür zeigt sich im späten 19. Jahrhundert, als der Mauna Loa besonders aktiv war, während der Kīlauea weniger häufig ausbrach. In dieser Zeit entwickelte sich die Lava des Kīlauea chemisch in eine spezifischere Richtung, was darauf zurückgeführt wird, dass Magma aus der gemeinsamen Quelle vorrangig in Richtung Mauna Loa transportiert wurde. Teile der tiefen Leiterbahnen des Fördersystems, die im Modell an ein verzweigtes Wurzelsystem erinnern, alternieren dabei zwischen den beiden Vulkanen, wobei die Hauptschlote unter dem jeweiligen Vulkan beständig bleiben.

Langfristige Prognosen zur vulkanischen Aktivität basieren bislang auf der Analyse vergangener Ausbrüche eines Vulkans. Die Studie weist jedoch darauf hin, dass die Überwachung der Lavachemie ein potenzielles Instrument zur Vorhersage der Eruptionsrate und -häufigkeit beider Vulkane über Jahrzehnte hinweg sein könnte. Sollte sich die chemische Zusammensetzung der Lava am Kīlauea weiterhin verändern, könnte dies auf eine künftige Zunahme der Aktivität am Mauna Loa hindeuten. Die Forscher planen, diese Veränderungen weiter zu beobachten, um ihre Vorhersagen über das zukünftige Eruptionsverhalten zu überprüfen.

(Quellen: Journal of Petrology, Pressemeldung HVO)