Erdbeben-News 15.10.22: Hawaii

Doppelwumms auf Big Island Hawaii mit Mb 5,0

Datum: 14.10.22 | Zeit: 19:07:28 UTC | Lokation:  19.28 N ; 155.56 W | Tiefe: 17 km | Mb 5,0

Gestern Abend wurde Big Island Hawaii von einem Doppelwumms-Erdbeben mit den Magnituden 5,0 und 4,6 erschüttert. Zuerst manifestierte sich das schwächere Erdbeben. Sein Erdbebenherd lag in 13 km Tiefe, kurz vor der Küste bei Pāhala. Der stärkere Erdstoß erfolgte nur 24 Sekunden später und lag in einer Tiefe von 17 km. Das Epizentrum wurde 12 km westlich von Pāhala lokalisiert und lag unter der Basis der Südostflanke des Vulkans Mauna Loa. Durch den kurzen zeitliche Abstand der beiden moderaten Erdstöße summierten sich die erzeugten Erdbebenwellen auf, so dass die Anwohner stärker durchgeschüttelt wurden, als es bei einzelnen Erdbeben entsprechender Magnituden der Fall gewesen wäre. Die Beben waren nicht nur auf Big Island Hawaii zu spüren gewesen, sondern auch auf den anderen Inseln des Archipels. Über mögliche Schäden des Doppelwumms liegen noch keine Meldungen vor. Größere Schäden sind sehr unwahrscheinlich. Das HVO räumt aber ein, dass es an älteren Gebäuden leichte Schäden gegeben haben könnte.

Die beiden Erdbeben lösten eine Reihe von Nachbeben im Raum Pāhala aus. Dort ist aber eh ein Schwarmbeben aktiv, dass vom aufsteigenden Magma hervorgerufen wird. Eigentlich wird diese Aktivität dem Vulkan Kilauea zugeschrieben, doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein Teil des aufsteigenden Magmas auch den Mauna Loa speisen könnte. Beide Vulkane werden derzeit durch aufsteigendes Magma deformiert.

Das USGS berichtete über die Beben und schrieb, dass sie sehr wahrscheinlich mit der Neuausrichtungen entlang der Südostflanke des Vulkans Mauna Loa in Zusammenhang stehen. Was genau mit „Neuausrichtung“ gemeint ist, geht aus dem Bericht nicht hervor. Wahrscheinlich ist damit der Einfluss des intrudierenden Magmas auf das Spannungsfeld des Vulkans gemeint, dass wiederum die Störungszonen beeinflussen kann, an denen sich tektonische Erdbeben manifestieren. Die Vulkanologen meinen, dass sich die Beben nicht auf die erhöhte seismische Aktivität unter der Gipfelcaldera auswirkten. Die Erdbeben dort gehen auf Vorwochenniveau weiter. Dieses lag bei 20-40 Erdbeben pro Tag. Im Bericht heißt es auch, dass es in der Vergangenheit vor Ausbrüchen des Mauna Loa bereits mehrfach zu starken Erdbeben kam, die jedoch in der Regel stärker waren als der Doppelwumms. Es ist derzeit nicht bekannt, ob diese Erdbebenserie in direktem Zusammenhang mit den anhaltenden Unruhen auf dem Mauna Loa steht.

Doch nicht nur der Mauna Loa zeigt eine erhöhte seismische Tätigkeit: unter der Caldera des benachbarten Kilaueas gibt es ebenfalls zahlreiche Erdbeben. Die Bodenhebung zog auch wieder an, nachdem sie im September ein wenig schwächelte. Es strömt aus der Tiefe also mehr Magma nach, als Lava am Lavasee austritt. Spannende Zeiten auf Hawaii!

Erdbeben auf Island am 14.10.22

Die Anzahl von Erdbeben unter Island hat seit dem letzten Update deutlich zugenommen: in den letzten 2 Tagen ereigneten sich 282 Erschütterungen unter Island. Gestern gab es unter der Tjörnes-Fracture-Zone gleich 2 Erdbeben mit Magnitude über 3.

Erdbeben Mb 3,5 bei Grimsey

Datum: 13.10.22 | Zeit: 01:07:44 UTC | Lokation: 66.42 ; -17.41 | Tiefe: 7,4 km | Mb 3,5

Das stärkste Erdbeben an der TFZ hatte eine Magnitude von 3,5 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum lag 29.3 km östlich von Grímsey. An der Tjörnes-Fracture-Zone manifestierten sich insgesamt 169 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die Beben sind eine Fortsetzung der Aktivität vom letzten Monat.

Weitere Erdbeben gab es im Bereich des Vatnajökulls. Dort bebte es im bekannten Beobachtungszeitraum 53 Mal. Die Beben konzentrierten sich auf die Askja, den Herdubreid und Grimsvötn. Die Beben hier könnten im Zusammenhang mit dem Gletscherlauf stehen, der immer noch unterwegs ist aber wohl recht bescheiden ausfällt. Die Subsidenz der Eisdecke über den ablaufenden Gletschersee beträgt 15 m.

Natürlich bebte es auch im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Hier wurden 46 Beben festgestellt. Einige manifestierten sich 3-4 km östlich von Grindavik und damit nicht weit entfernt vom Fagradalsfjall-Vulkan. Dieser ist allerdings ruhig.

Ursache von Erdbeben auf Island

Island erhebt sich über dem Mittelozeanischen Rücken des Nordatlantiks und damit auf der kontinentalen Naht zwischen Europa und Nordamerika. Die Insel ist praktisch zweigeteilt. Betrachtet man die Situation von Norden aus, dann trifft die divergente Störungszone in Nordisland westlich der Tjörnes-Fracture-Zone auf Land und verläuft in südöstlicher Richtung. Der Verlauf des Rückens wird von den bedeutendsten Zentralvulkanen Islands markiert. Im Bereich von Grimsvötn spaltet sich die Störungszone in 2 Arme. Der eine verläuft zunächst in Ost-West-Richtung und schwenkt im Bereich des Langjökull-Gletscher wieder in die Hauptrichtung des Mittelatlantischen Rückens und verläuft wieder parallel zum anderen Arm, der den Myrdalsjökull mit der Krafla passiert und dann im Süden der Insel wieder in den Atlantik abtaucht. Vor der Küste gibt es eine letzte vulkanische Manifestation in Form der Westmännerinseln. Der andere Arm zieht durch die Reykjanes-Halbinsel und taucht an deren Südwestspitze ebenfalls wieder in die Tiefen des Ozeans ab. Die meisten Erdbeben und Vulkanausbrüche ereignen sich entlang dieser Störungszonen. Es lässt sich nicht immer eindeutig differenzieren, ob Erdbeben auf Island nun tektonischen Ursprungs sind, oder ob sie von Magmenbewegungen ausgelöst werden.

Vulkan-News 14.10.22: Alaid

Alaid eruptiert Vulkanasche

Staat: Russland | Koordinaten: 50.85 ,155.55 | Eruption: Ascheeruption

Der Kurilen-Vulkan Alaid spie heute Morgen eine Aschewolke aus, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufstieg und in Richtung Osten driftete. Die Wolke bereitete sich auf einer Länge von 110 km aus und stellte eine Gefahr für tieffliegende Flugzeuge dar. Gestern emittierte der Vulkan eine sehr hohe thermische Strahlung mit 1112 MW Leistung, was auf eine größere Menge Lava hindeutet, die an der Oberfläche unterwegs ist. Das letzte wolkenfreie Sentinel-Foto ist eine Woche alt. Darauf ist eine thermische Anomalie zu erkennen, die den Verlauf eines schmalen Lavastroms auf der Südflanke des Vulkans markiert. Die Vermutung liegt nahe, dass der Lavastrom nun größer geworden ist. Es könnte auch eine größere Lava-Ansammlung im Krater vorhanden sein.

Alaid ist ein entlegener Inselvulkan, der vor der Südspitze Kamtschatkas liegt. Augenzeugenberichte aus dieser Gegend sind dünn gesät.


Fuego mit Lahar

Staat: Guatemala | Koordinaten: 14.47, -90.88 | Eruption: Ejektiv

Anhaltende Regenfälle triggerten gestern einen Lahar, der durch die Trinidad-Schlucht floss. Das Regenwasser mobilisierte Vulkanasche, die sich auf den Vulkanflanken befand. Darüber hinaus ist der Vulkan explosiv tätig und erzeugt stündlich zwischen 5 und 9 Eruptionen. Asche steigt bis auf einer Höhe von 4800 m auf. Inzwischen ist das Wetter besser geworden und auf unserer Livecam konnte man eine der Aschewolken sehen, die sich mit einer Dampfwolke mischte. MIROVA zeigt eine moderate Thermalstrahlung mit 30 MW Leistung an. Es würde mich nicht wundern, wenn wir bald wieder einen Lavastrom am Fuego sehen würden.


Taal mit kleiner Aschewolke

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

Das VAAC Tokio brachte heute 2 VONA-Warnungen zum Taal Vulkan heraus. Demnach stiegen von Volcano Island kleine Aschewolken auf, die eine Höhe von 600 m erreichten. Sie könnten von phreatischen Explosionen stammen. Die Asche wurde nicht via Satellit detektiert, sondern es wurden Informationen von Beobachtern am Boden verarbeitet. Es ist auch möglich, dass es sich um remobilisierte Asche handelt. PHILVOLCS veröffentlichte bis jetzt kein Statement dazu. Die geophysikalischen Parameter vom heutigen Bulletin geben keine Hinweise auf ungewöhnliche Vorkommnisse, sieht man einmal davon ab, dass die Werte seit Monaten sowieso erhöht sind. Es wurden 6 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei 3882 Tonnen am Tag. Es stieg eine 1200 m hoch Dampfwolke auf und im Kratersee wurde Upwelling beobachtet, dass sich in Form eine vertikalen Strömung durch aufsteigende Gase und Fluide äußerte.

Erdbeben Mw 6,4 in Papua Neuguinea

Papua Neuguinea wurde von einem starken Erdbeben erschüttert

Datum: 13.10.22 | Zeit: 22:20:22 UTC | Lokation:  4.80 S ; 153.51 E | Tiefe: 80 km | Mw 6.4

Die New Ireland Region von Papua Neuguinea wurde von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,4 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 80 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 147 km östlich von Kokopo lokalisiert. Der Ort liegt nahe der Rabaul-Caldera, in deren Norden sich der Vulkan Tavuvur befindet. Der Tavuvur ist nun schon vergleichsweise lange ruhig gewesen. Vielleicht ändert sich das ja bald, da starke Erdbeben mit Magnituden über 6 Vulkanausbrüche triggern können.

Das Erdbeben ereignete sich gestern Abend um 22:20:22 UTC. Vor Ort war es bereits heute Morgen 08:20:22 Uhr. Trotz der stärke des Erdstoßes rechne ich nicht mir großen Schäden, denn zum einen lag der Erdbebenherd in großer Tiefe und zum anderen offshore. Dennoch sind Beschädigungen an der Infrastruktur nahe gelegener Dörfer an der Küste nicht auszuschließen. Das Epizentrum liegt in einem Teil der Salomonensee, das ein Dreieck zwischen den Inseln New Ireland, New Britain und Bougainville bildet. Dort treffen die  Nord- und Süd Bismarck Mikroplatten zusammen und bilden eine dextrale (rechtsschiebende) Blattverschiebung. Wenige Kilometer südlich des Epizentrum liegt die Subduktionszone der Salomonensee-Mikroplatte. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums vermute ich, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Erdkruste in der Asthenosphäre ereignete und weniger mit der Blattverschiebung in Verbindung stand.

Das tektonische Setting in Papua Neuguinea gehört zu den spannendsten, die die Welt zu bieten hat. Im Grunde genommen treffen hier die Indo-Australische Platte und die Pazifikplatte zusammen, zwischen deren Mühlen die Mikroplatten geraten sind. Die Gewalt der Kollision geschieht mit einer Geschwindigkeit von 11 cm pro Jahr und wird durch die Kontinentaldrift zwischen der Antarktis und Australien beschleunigt. Daher kommt es im Bereich von Papua Neuguinea oft zu starken Erdbeben. Das stärkste Erdbeben im Bereich von Papua Neuguinea, dass sich im letzten Jahrhundert ereignete, manifestierte sich 1971 und brachte es auf eine Magnitude von 8,1.

Vulkan-News 13.10.22: Erta Alé

Hornito im Nordkrater des Vulkans Erta Alé

Vom Erta Alé in Äthiopien gibt es eine gute und einen schlechte Nachricht. Zuerst die Gute: Im Nordkrater bildeten sich zwei Hornitos, von denen einer relativ nahe am Kraterrand steht. Von dort aus kann man in den Schlot Blicken und sieht Rotglut. Der äthiopische Vulkanführer Seifegebreil Shifferaw besuchte den Vulkan vor wenigen Tagen und brachte die Fotos mit. Der Hornito entstand innerhalb kurzer Zeit durch Lavaspattering. Die schlechte Nachricht betrifft den Lavasee im Südkrater: Der Reiseführer fand ihn gedeckelt vor, soll heißen, dass man den Lavasee nicht mehr sieht, obwohl er wahrscheinlich unter der Erstarrungskruste weiter brodelt. Da es sich um ein dynamisches System handelt, kann sich die Situation schnell wieder ändern, so dass man den Lavasee bald wieder sehen könnte. Auf Sentinel-Fotos bis zum 10. Oktober sind noch 2 schwache Anomalien im Südkrater zu erkennen. Sie sind in den letzten Wochen aber immer kleiner geworden.

By the way, wer an einer Tour zum Erta Alé interessiert ist, kann sich via FB an Seifegebreil wenden. Er führt regelmäßig Touren dorthin.
Beim Erta Alé handelt es sich um eine flachen Schildvulkan, der sich nur 613 m über dem Meeresspiegel erhebt. Seine Basis liegt tatsächlich unter dem Meeresspiegel, denn er erhebt sich aus der Danakil Depression, deren Boden zum größten Teil unter dem Meeresspiegel liegt. Er ist einer der aktivsten Vulkane des Ostafrikanischen Riftvalleys. Jahrzehnte lang brodelte in seinem Südkrater ein Lavasee, der im Jahr 2017 auslief, als er zunächst überlief und den Calderaboden flutete. Später lief der Lavasee unterirdisch ab und erzeugte einen Lavastrom auf der Ostflanke des Vulkans. Erst im Januar 2022 konnte sich wieder ein kleiner Lavasee etablieren, der nun entweder wieder verschwunden oder gedeckelt ist.


Mauna Loa: Erdbeben Aktivität hoch

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59| EruptionSeismik

Am Mauna Loa auf Hawaii bleiben Erdbebenaktivität und Inflation erhöht. Gestern wurden 65 schwache Erdbeben unter dem Gipfelbereich des Vulkans detektiert. Der Magmenkörper unter dem Vulkan füllt sich weiter. Bis jetzt lässt sich noch kein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch prognostizieren, aber wie heißt es noch so schön? Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!


Sangay ist heiß

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Eruption: Vulcanianisch

Der ecuadorianische Feuerberg Sangay bleibt heiß, sehr heiß sogar: heute wird eine Thermalstrahlung mit 455 MW Leistung detektiert. Sie zeugt von einem Lavastrom auf der Flanke des Feuerbergs. Außerdem ist der Sangay explosiv tätig und fördert Aschewolken bis auf einer Höhe von 6700 m. Der Wind verfrachtet die Asche in Richtung Westen. Das IGPN meldete in den letzten 24 Stunden 804 seismische Explosionssignale. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag bei 504 Tonnen.


Stromboli macht weiter

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Der Stromboli war auch heute Morgen noch ungewöhnlich aktiv und förderte einen Lavastrom, der im oberen Bereich der Sciara del Fuoco aktiv war. Zu erkennen war das Phänomen auf der ThermalCam des INGVs. Der Tremor ist einstweilen weiter gefallen und hat moderate Werte im „orangenen“ Bereich angenommen. Gestern wurde noch eine moderate Thermalstrahlung mit 46 MW Leistung detektiert.

Erdbeben-News 13.10.22: Kanaren

Erdbeben M 3,2 vor Gran Canaria

Datum: 11.10.22 | Zeit: 22:25:16 UTC | Lokation: 28.33 N ; 15.54 W | Tiefe: 36 km | Mb 3,2

Vor der Nordküste der Kanareninsel Gran Canaria gab es am Dienstagabend ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Der Erdbebenherd wurde in 36 km Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum befand sich laut Angaben des EMSCs 28 km nordwestlich von Las Palmas de Gran Canaria.

In den letzten Monaten stehen die Kanarischen Inseln immer wieder in den Erdbeben-News: es werden überdurchschnittlich viele leichte Erdbeben festgestellt. Einige von ihnen haben Magnituden über 3 und liegen somit oberhalb der Wahrnehmungsschwelle. Auffällig ist, dass sich die Beben mit Magnituden über 3 in größeren Tiefen ereigneten und nicht im Zusammenhang mit Schwarmbeben standen. Letztere manifestierten sich an 2 Spots: am submarinen Vulkan Enmedio, der zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria liegt und am Vulkan Cumbre Vieja auf La Palma, der im letzten Jahr eruptierte.

Erdbeben der Kanaren überwiegend magmatisch bedingt

Die Lage der Erdbeben sieht man sehr schön in der Shake-map des IGN. Dargestellt sind die Beben der letzten 30 Tage mit Magnituden über 1,5. Im Monat September wurden vom ING über 330 Erdbeben registriert. Eine Vielzahl der Erdbeben stand im Zusammenhang der magmatischen Aktivität im Gebiet der Kanarischen Inseln. Diese wird durch einen Mantelplume hervorgerufen. Bei einem Mantelplume handelt es sich um eine Anomalie des Erdmantels, die bis in die Lithosphäre hineinreicht. Sie wird als schlauchartiges Gebilde beschrieben, in dem heißes Mantelgestein bis in die Erdkruste aufsteigt und sich dort ansammelt. Die Anomalie kann direkt basaltisches Magma aus dem Erdmantel bis an die Erdoberfläche fördern, oder aber auch zu partiellem Schmelzen von Krustenmaterial führen.

Einige der Erdbeben könnten auch tektonische Ursachen haben. Im Westen der Kanarischen Insel liegen 2 Blattverschiebungen, die bis an die Inseln La Palma und El Hierro heranreichen. Darüber hinaus wurde in einer Studie aus dem Jahr 2018 festgestellt, dass sich die Inseln Teneriffa und Gran Canaria aufeinander zu bewegen. Das geschieht zwar nur mit einer Geschwindigkeit von einigen Millimetern im Jahr, doch die Bewegung ist mittels GPS-Daten nachweisbar. Sie ist auf eine 35 km lange Verwerfungszone zwischen den Inseln zurückzuführen, in deren Nähe auch der submarine Vulkan Enmedio liegt.

Vulkan Bulusan am 13.10.22

Staat: Philippinen | Koordinaten: 12.77; 124.05 | Eruption: Seismik

Zunahme von Seismizität und Inflation

Seit dem 11. Oktober registrierte das Seismische Netzwerk von PHILVOLCS eine deutliche Aktivitätszunahme unter dem Vulkan Bulusan. Im Tagesverlauf wurden 126 vulkanotektonische Erdbeben registriert, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen entstanden. Außerdem verstärkte sich die Inflation des Vulkangebäudes, die im April dieses Jahres begann. Damit einher ging eine erhöhter Kohlendioxid-Konzentration, die in Quellen im Südosten des Vulkans gemessen wurden. Anwohner meldeten am 10. und 11. Oktober intensiven Schwefelgeruch. Dampf stieg aus 2 Schloten auf. All diese Phänomene deuten auf eine Zunahme der Aktivität im Hydrothermalsystem des Vulkans hin, die sehr wahrscheinlich von aufsteigendem Magma getriggert wird.

Erhöhung der Alarmstufe am Bulusan

Aufgrund der beschriebenen Phänomene, gab PHILVOLCS gestern bekannt, dass der Alarmstatus am Bulsan von „0“ auf Alarmstufe „1“ erhöht wird. Die Erhöhung der Alarmstufe bedeutet, dass sich der Vulkan derzeit in einem Zustand geringer Unruhe befindet. Es wird daran erinnert, dass das Betreten der permanenten Gefahrenzone mit einem Radius von vier Kilometern strengstens untersagt ist und dass in der erweiterten Gefahrenzone im südöstlichen Sektor mit einem Radius von zwei Kilometern Wachsamkeit geboten ist: es besteht die Gefahr plötzlicher  phreatischer Eruptionen. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen auch den Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da die Asche eines plötzlichen phreatischen Ausbruchs für Flugzeuge gefährlich sein kann. Darüber hinaus sollten die Menschen, die in Tälern und entlang von Fluss-/Bachkanälen leben, insbesondere im südöstlichen, südwestlichen und nordwestlichen Sektor des Vulkans, im Falle starker und lang anhaltender Regenfälle im Falle eines phreatischen Ausbruchs auf sedimenthaltige Strömungen und Lahare gefasst sein. (Quelle PHILVOLCS)

Über den Bulusan

Beim Bulusan handelt es sich um einen 1535 m hohen Stratovulkan an der Südspitze der philippinischen Insel Luzon. Typisch für den Bulusan sind die erwähnten phreatischen Explosionen. Bei stärkerer Aktivität können vulcanianische Eruptionen entstehen. Im Jahr 2017 gab es eine Eruption mit einem VEI 1. Seitdem wurden mehrere Inflationszyklen beobachtet.

Erdbeben-News 12.10.22: Island

Erdbeben Mb 3,5 unter Reykjanes

Datum: 12.10.22 | Zeit: 14:18:02 UTC | Lokation: 63.91 ; -22.07 | Tiefe: 5 km | Mb 3,5

Die isländische Reykjanes-Halbinsel wurde heute Nachmittag von einem Erdbeben der Magnitude 3,5 erschüttert. Das Hypozentrum lag in nur 5 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.1 km nördlich vom Thermalgebiet Krýsuvík lokalisiert und lag damit im Bereich des Kleifarvat, an dem sich in den letzten Monaten öfters stärkere Erdbeben ereigneten. Ein zweites Beben brachte es auf M 2,9. Zudem gab es einige schwächere Erschütterungen.

Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 67 Erdbeben im Bereich von Reykjanes festgestellt. Viele Beben gab es an der Westspitze der Halbinsel im Gebiet von Reykjanestá. Inwiefern die Beben mit magmatischer Aktivität im Untergrund zusammenhängen, lässt sich nicht sagen. Auf jeden Fall ist wieder mehr Bewegung festzustellen.

Ein Blick auf die Shakemap vom IMO zeigt, dass es auch mehrere Erdbeben unter dem Vatnajökull gab. Selbst das Schwarmbeben bei Grimsey ist noch aktiv.

Vulkan-News 12.10.22: Nyiragongo

Seismik am Nyiragongo

Staat: DRK | Koordinaten:-1.52, 29.25 | EruptionLavasee

Das Vulkanologische Observatorium in Goma bringt nun auch ein Bulletin heraus und berichtet regelmäßiger über die Aktivität der Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo. Letzterer zeigt seit dem großen Ausbruch im Mai 2021 wieder Anzeichen dafür, dass die Aktivität in den Krater zurückkehrt. Obwohl sich noch kein neuer Lavasee etablieren konnte, zeigen Sentinel-Aufnahmen kleinere thermische Anomalien im Schlotbereich des Kraters. Auf den letzten Bildern war eine große Wolke zu erkennen gewesen, bei der es sich um eine vulkanische bedingte Dampfwolke handeln könnte. Das OVG veröffentlichte Daten zu den geophysikalischen Parametern und beschrieb, dass sich die meiste Seismizität entlang einer Bruchlinie ereignet, die sich zwischen den beiden Virunga-Vulkanen erstreckt. Viele dieser langperiodischen Beben liegen näher am Nyamuragira als am Nyiragongo. Es manifestierten sich auch tektonische Erdbeben im Bereich des Kivu-Sees. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 3,8 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Wir erinnern uns: Im Zuge der Eruption im letzten Jahr drangen Magmatische Gänge bis weit unter den See vor.

Im Bericht der Vulkanologen heißt es, dass die Rissöffnung auf der Südseite des Nyiragongos komprimiert wurden. Der Kohlendioxid-Ausstoß stieg, während der Schwefeldioxid-Flux konstant blieb. Es könnte sich also Magma in der Tiefe sammeln und langsam aufsteigen. Der Alarmstatus steht auf „gelb“.

Während man am Nyiragongo keine größeren thermischen Anomalien sehen konnte, sah es am benachbarten Nyamuragira Ende September anders aus. Dort enthüllten Satellitenaufnahmen eine moderate Anomalie im Calderabereich, die auf Lava an der Oberfläche schließen ließ. Visuelle Beobachtungen sind nach wie vor selten, da sie nur unter Einsatz des Lebens erfolgen können, denn die Berghänge sind fest in der Hand schießwütiger Rebellen. Zugang zum Krater ist nur per Helikopter möglich.