Island: Erhöhte Seismizität beim Grjótárvatn

Erhöhte Aktivität im Vulkansystem Ljósufjöll nahe des Grjótárvatn– Experte befürchtet einen sich zusammenbrauenden Vulkanausbruch

Der Grjótárvatn liegt an der Basis der isländischen Snæfellsnes-Halbinsel, am Rand des eher wenig bekannten Vulkansystems Ljósufjöll. Seit Mitte letzten Jahres rückt diese abgelegene Region zunehmend in den Fokus der Wissenschaftler. Grund dafür sind wiederkehrende Schwarmbeben, die man auch als einen langanhaltenden Erdbebenschwarm mit geringer bis mäßiger Intensität einstufen könnte. Allein in den letzten 48 Stunden wurden 21 Erschütterungen registriert, die vom Isländische Wetteramt etwa 25 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet wurden.

Die Beben konzentrieren sich unter einem Lavafeld zwischen den Seen Grjótárvatn und Langavatn – einem Gebiet, das dem Ljósufjöll-System zugerechnet wird. Das stärkste Beben der letzten Stunden erreichte eine Magnitude von 2,4 und lag in nur 1,1 Kilometern Tiefe. Das stärkste registrierte Beben seit Beginn der seismischen Aktivität im Jahr 2021 hatte eine Magnitude von 3,7 und ereignete sich am 15. April 2025. Schon im Herbst 2024 kam es hier zu einer Tremorphase – seither sind Geowissenschaftler zunehmend besorgt, dass es in der Region zu einer Eruption kommen könnte.

Zu ihnen zählt auch der emeritierte Geophysik-Professor Páll Einarsson von der Universität Island, den ich 2004 bei meiner bislang längsten Islandreise auf Snæfellsnes kennengelernt und später an der Uni interviewt hatte. In einem Bericht für das Wetteramt bezeichnet er die Situation als potenziell ernst. Die meisten Beben finden laut Einarsson in Tiefen von 15 bis 20 Kilometern statt, was für magmatische Aktivität spricht. Diese Tiefeneinschätzung kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Es gibt zwar so tiefe Beben, aber die meisten liegen deutlich flacher. Ein 2024 in Hítardalur installiertes GPS-Messgerät zeigt zudem erste Oberflächenverformungen.

Einarsson zieht Parallelen zur Eruption auf der Insel Heimaey 1973 – damals betrug die Warnzeit nur rund 30 Stunden. Auch im Fall eines Ausbruchs im Ljósufjöll-System könnte es eng werden.

Ob es tatsächlich zu einem Ausbruch kommt, ist unklar. Die geologischen Daten reichen bislang nicht aus, um eine verlässliche Prognose zu treffen. Sicher ist nur: Die Aktivität nimmt zu – und die Fachwelt beobachtet die Entwicklung mit wachsender Aufmerksamkeit.

Das Vulkansystem Ljósufjöll gilt als geologisch kaum erforscht. Die letzte bekannte Eruption manifestierte sich im Jahr 1148 – wenige Jahrzehnte bevor auch die Vulkansysteme der Reykjanes-Halbinsel wieder aktiv wurden. Mit den aktuellen Ereignissen rückt die Region jedoch wieder stärker in den Fokus und man muss sich fragen, ob es hier einen übergreifenden Aktivitätszyklus gibt, der die Vulkansysteme auf beiden Halbinseln beeinflusst.

Auch auf Reykjanes bleibt es spannend

Auch auf der weiter südlich gelegenen Reykjanes-Halbinsel bleibt die Lage dynamisch. IMO-Deformationsspezialist Benedikt Gunnar Ófeigsson erklärte kürzlich im Interview mit Channel 2, dass er in diesem Jahr nicht mehr mit einer Eruption bei Sundhnúkur rechne, da sich die Bodenhebung verlangsamt habe und die Intervalle zwischen den Ausbrüchen länger geworden seien.

Doch aktuelle Messungen vom heutigen Tag zeigen, dass sich die Hebung doch nicht so stark verlangsamt hat wie zunächst vermutet. Meiner Meinung nach haben die Ereignisse Anfang April die Karten neu gemischt – es wäre fahrlässig, frühere Muster einfach fortzuschreiben. Eine neue Studie hat zudem den Untergrund unter Reykjanes bis in 40 Kilometer Tiefe durchleuchtet: Die Ergebnisse zeigen, dass sich unter vielen Teilen der Halbinsel Magma ansammelt, das früher oder später seinen Weg nach oben finden wird.

Später ist dabei das entscheidende Stichwort – mehr dazu demnächst!

Ätna: Eruptive Episode Nr. 10

Ätna erzeugte die 10 strombolianische Episode in Folge – Lavastrom floss in Richtung Osten

Auf der italienischen Insel Sizilien erzeugte der Ätna die 10. eruptive (strombolianische) Episode seit März. Die Eruption deutete sich bereits gegen 13:00 UTC an, als der Tremor zu steigen begann. Gegen 17:20 Uhr erreichte er hohe Werte und schaffte damit den Übergang vom gelben in den roten Bereich. Gut eine halbe Stunde später setzten intensive strombolianische Eruptionen aus mehreren Schloten ein. Während der eruptiven Hochphase gingen die Explosionen aus dem am meisten aktiven Schlot in eine kleine Lavafontäne über. Sie speiste einen Lavastrom, der über die Ostflanke des Kegels floss. Prognosemodelle zur Ausbreitung einer potenziellen Aschewolke zeigten, dass diese in Richtung Osten driften würde, doch es wurden keine signifikanten Aschemengen eruptiert.

Wie das INGV in einem Bulletin mitteilte, wurde die Tremorquelle wieder in 2900 m Höhe unter dem Südostkrater ausgemacht, während eine signifikante Bodendeformation ausblieb. Die Tremoramplitude war etwas größer als bei der vorherigen Episode vor gut 4 Tagen. Der Ausbruch endete kurz nach 03:00 UTC.

Natürlich waren wieder zahlreiche italienische Vulkanbeobachter vor Ort und schossen faszinierende Fotos. Hier kann ich nur wenige einbinden, aber in unserer Facebookgruppe „volcanoes and volcanism“ könnt ihr zahlreiche Fotos betrachten.

Die Tätigkeit erinnert mich in ihrer Regelmäßigkeit stark an Paroxysmen, nur dass sie nicht die Stärke dieser Eruptionen erreicht. Anders sieht es am Kilauea auf Hawaii aus, wo gestern bereits die 18. eruptive Episode des Ausbruches begann, der seit dem 23. Dezember anhält. Beide Vulkane zeigen in ihrem Verhalten Parallelen. Bereits vor einigen Jahren wurde am Ätna vorgeschlagen, die Paroxysmen-Serien ebenfalls als einen lang anhaltenden, episodisch ablaufenden Vulkanausbruch anzusehen. Weder am Ätna noch auf Hawaii lässt sich voraussagen, wie lange diese Ausbrüche anhalten werden. Die Episode am Kilauea ist inzwischen auch vorbei. Zwei Vulkane, die im Gleichtakt schlagen.

Kilauea: Eruptive Episode No. 18 startete durch

Am Kilauea begann die 18. eruptive Episode – über 200 m hohe Lavafontänen schießen aus den Schloten

Am Kilauea auf Hawaii startete die eruptive Episode nach langem Zögern endlich durch. Der Vulkan begann in der Nacht zum 22. April Hawaii-Zeit (bei uns war es nachmittags) erneut eindrucksvoll, seine Kraft zu zeigen, indem er Lavafontänen mehr als 200 m hoch aufsteigen ließ und massiv Lava ausstieß.

Statistisch gesehen war der Ausbruch überfällig, und schon in den letzten Tagen hatte sich etwas Lava in den Schloten akkumuliert und es kam gelegentlich zu Lavaspattering und der Bildung kleiner Lavaströme. Ab etwa 1:30 Uhr Ortszeit war es zu ersten, schwachen Ausbrüchen am Nordschlot gekommen, die sich bis zum eigentlichen Ausbruchszeitpunkt intensivierten. Um 3:20 Uhr begann sich die Aktivität schnell zu steigern und die Episode 18 des anhaltenden Ausbruchs im Halemaʻumaʻu-Krater startete durch. Zunächst trat Lava aus dem südlichen Schlot aus, nur Minuten später folgten imposante Fontänen aus beiden Schloten – am Südschlot erreichten sie Höhen von über 200 Metern, am Nordschlot über 50 Meter.

Die eruptive Phase wurde und wird von deutlicher seismischer Aktivität und einem rapiden Druckabfall im Magmareservoir begleitet. Die Lavafontänen speisen Lavaströme, die über den Kraterboden fließen, der mittlerweile zu über 30 Prozent mit frischer Lava bedeckt ist.

Neben der beeindruckenden Lavaaktivität sorgen vor allem vulkanische Gasemissionen und feine Glasfäden, bekannt als Peles Haar, für Unannehmlichkeiten. Diese entstehen durch die explosiven Fontänen und können, abhängig von der Windrichtung, über weite Teile des Parks und benachbarte Gemeinden hinweggetragen werden.

Die zuletzt gemessene Schwefeldioxidemission lag bei etwa 1.200 Tonnen pro Tag – ein im Vergleich zur Ruhephase erhöhter Wert, der aber deutlich unter den Spitzenwerten früherer Episoden liegt, die bis zu 50.000 Tonnen pro Tag erreichten.

Vulcano: Mehrere schwache Erdbeben im April

Blick über den Krater von Vulcano in Richtung Lipari und Salina. © Marc Szeglat

Leichte Steigerung der Seismizität unter Vulcano – 4 Beben in den letzten Wochen

Unter den Liparischen Inseln ereigneten sich in den ersten 3 Aprilwochen insgesamt 14 schwache Erdbeben, von denen 4 auf der Shakemap des INGV eingetragen sind. Diese vier manifestierten sich unter der Insel Vulcano, die Namensgeber aller anderen Feuerberge ist. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 1,0 und eine Herdtiefe von 3,4 Kilometer. Das Epizentrum wurde 600 Meter südwestlich von Porto di Ponente verortet. Die Beben standen möglicherweise mit Fluidbewegungen in Verbindung, die Spannungen erzeugten und tektonische Störungszonen aktivierten. Im letzten Monat wurden hier 3 schwache Beben festgestellt.

Generell scheint die Aktivität im Bereich von Vulcano weiter leicht nachzulassen. Zu diesem Schluss kommen die Vulkanologen vom INGV in ihrem letzten Monatsbericht für den März. Dem Vulkan würde eine geringe Mikroseismizität attestiert, während die Gastemperaturen der Fumarolen am Kraterrand leicht zurückgegangen sind. Im März lag die Temperatur bei ca. 300 Grad, während sie im letzten Sommer gut 320 Grad betrug. Der Schwefeldioxidfluss bewegte sich auf einem mittelstarken Niveau, das sich in den letzten Monaten kaum veränderte. Der Kohlendioxid-Ausstoß im Kraterbereich reduzierte sich hingegen von 17 Mol-% auf 11 Mol-%.

Im Bereich von Porto di Ponente an der Basis des Kraterkegels ist der Kohlendioxidausstoß nahezu konstant und liegt noch über dem langjährigen Mittel vor der Magmenintrusion. Die weiter entfernten Messstationen in Richtung Vulcanello zeigten im März eine leichte Zunahme der Kohlendioxid-Konzentrationen.

Die Vulkanologen verweisen in ihrem Resümee auf die Möglichkeit, dass sich in Gebieten ohne Wind und in Niederungen bzw. Kellerräumen Gase ansammeln könnten, deren Konzentrationen schädlich sind. Ferner weisen sie auf die Möglichkeit hin, dass starke Regenfälle Murenabgänge und Schlammströme auslösen könnten. Eine größere Eruptionsgefahr sehen sie nicht.

Im Jahr 2021 war es zu einer Intrusion von Magma unter Vulcano gekommen. Im letzten Juni könnte sich ebenfalls Magma unter dem Vulkan angesammelt haben. In der Folge wurden der Aufstieg zum Krater und das Schlammbad nahe dem Hafen gesperrt. Einige Häuser, in deren Kellern sich Kohlendioxid angesammelt hatte, wurden evakuiert. Langfristig betrachtet könnte sich der Inselvulkan auf eine neue Eruption vorbereiten.

 

La Palma: Eruptionszyklen entschlüsselt

Ausbruch des Tajogaite-Vulkans auf La Palma 2021. © Marc Szeglat

Neue Studie zeigt mit Hilfe von Paläomagnetik Zyklen der vulkanischen Aktivität auf La Palma

Die vulkanische Aktivität auf La Palma verlief in mehreren deutlich voneinander getrennten Phasen. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die ein internationales Forschungsteam mithilfe paläomagnetischer Analysen erstellte. Dabei wurde das Alter von acht holozänen Ausbrüchen genau bestimmt.

La Palma sorgte vor 4 Jahren für einiges an Aufregung, als es am Cumbre Vieja zu einem Vulkanausbruch kam, der mehrere Monate anhielt und große Schäden an der Infrastruktur anrichtete. Damals wurden innerhalb von 90 Tagen fast 3000 Gebäude zerstört. Praktisch eine ganze Siedlung wurde dem Erdboden gleichgemacht. Kein Wunder also, dass man daran interessiert ist, Eruptionen besser vorhersagen zu können, um auch Neubauprojekte besser planen zu können, was bekanntermaßen sehr schwierig ist.

Ein Forscherteam unter Leitung von Andrea Magli fand heraus, dass sich während der letzten 4.000 Jahre Eruptions- und Ruhephasen auf La Palma abwechselten, so dass sich Eruptionszyklen herausbildeten. In einer frühen Eruptionsphase ereigneten sich innerhalb von 1700 Jahren nur 3 Eruptionen, gefolgt von einem Jahrtausend der Ruhe. Die aktuelle Periode ist hingegen deutlich aktiver: In den letzten 1100 Jahren kam es statistisch betrachtet etwa alle 100 Jahre zu einem Ausbruch – zuletzt 2021 beim Cumbre Vieja, bei dessen Ausbruch der Schlackenkegel Tajogaite entstanden war. Zu beachten gilt allerdings, dass solche Betrachtungen stark glätten, denn tatsächlich ereigneten sich in den letzten 100 Jahren 3 Eruptionen auf La Palma.

Die Erkenntnisse stammen aus einer paläomagnetischen Untersuchung, bei der die Ausrichtung magnetischer Mineralien in Lavagestein analysiert wurde. Diese richten sich beim Abkühlen der Lava nach dem Erdmagnetfeld aus und speichern so Informationen über den Zeitpunkt des Ausbruchs. Da sich das Magnetfeld der Erde im Laufe des Holozäns in seiner Polarität bereits 5 Mal verändert hat, lassen sich die Proben bestimmten Zeiträumen zuordnen – vorausgesetzt, man vergleicht sie mit weiteren Methoden wie Kohlenstoff-14-Datierung oder der Stratigraphie.

Die Forscher analysierten 300 Gesteinsproben von acht dokumentierten Ausbrüchen auf La Palma. Dabei wurden die Proben mit höchster Präzision entnommen und später im Labor in Rom untersucht. Die Resultate lieferten nicht nur Datierungen, sondern auch neue geologische Erkenntnisse: So könnte etwa ein Drittel des Südens der Insel in einem besonders intensiven Eruptionszyklus innerhalb von 2–3 Jahrhunderten entstanden sein.

Langfristig soll das Projekt auf den gesamten Kanarischen Archipel ausgeweitet werden. Proben wurden bereits auf Teneriffa und El Hierro entnommen, weitere Untersuchungen auf Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote sind geplant. Ziel ist es, Aktivitätsmuster der letzten 10.000 Jahre zu identifizieren und dadurch das Vulkanrisiko auf den Inseln besser einzuschätzen.

Meiner Meinung nach bringen diese Erkenntnisse allerdings wenig in Bezug auf die Vorhersage von Eruptionen, sondern bestätigen nur, dass man sich aktuell in einem Eruptionszyklus befindet. Der nächste Ausbruch könnte in ein paar Jahrzehnten erfolgen oder aber auch erst in Jahrhunderten. Ebensogut könnte der aktuelle Eruptionszyklus jederzeit enden.

Was mich persönlich interessieren würde, wäre, was solche Eruptionszyklen erzeugt. letztendlich gibt es diese auch in anderen Vulkanregionen, etwa auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Übrigens, auf La Palma erwägt man den Bau von gleich 3 Seilbahnen. Eine soll über den Tajogaite hinwegführen. Offenbar plant man nicht besonders langfristig auf La Palma. (Quellen: Studie bei Science Direct, Presseberichte)

Vesuv: Erdbeben M 2,3 im Norden des Vulkans

Der Gran Cono des Vesuvs mit seinem mächtigen Krater. © Marc Szeglat

Erdbeben M 2,3 erschüttert Vesuv – Deflation der Meeresmessstation rückläufig

Der Vesuv bei Neapel steht hier nicht ganz so häufig in den Schlagzeilen, obgleich er seismisch aktiv ist. Gestern Abend gab es um 17:05:45 UTC (19:05:45 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude 2,3, dem ein Beben M 1,8 folgte. Die Hypozentren lagen in 2,9 und 0,8 Kilometern Tiefe. Zudem gab es noch schwächere Erschütterungen. Das stärkere Beben manifestierte sich nördlich des Gran Cono, unter dem Tal zwischen Somma und dem Kraterkegel. Der schwächerer Erdstoß manifestierte sich unter der Südflanke des Kegels.

Zuletzt hatte es Anfang April ein Beben M 2,8 gegeben. Im gesamten Monat April wurden bis jetzt 48 Erschütterungen detektiert. Im März waren es 71 Beben. Das sind in etwa so viele Erdbeben, wie in „normalen Zeiten“ in den Campi Flegrei auftauchen. Der Unterschied zwischen beiden Vulkanen liegt darin begründet, dass sich am letztgenannten Vulkan der Boden hebt, während er sich am Vesuv senkt, was im Allgemeinen als Anzeichen einer Deflation bzw. anhaltenden Abkühlung des Vulkans angesehen wird. Vesuv und Campi Flegrei liegen übrigens in Sichtweite zueinander.

Bereits Ende 2024 wies ich darauf hin, dass es so aussieht, als würde die Subsidenz im Küstenbereich des Vesuvs nachlassen. Dieser Trend bestätigt sich anhand der aktuelle Medusa-Messdaten. Im Gipfelbereich des Vesuvs wird allerdings eine anhaltende Bodenabsenkung registriert. Als Grund hierfür nennen die INGV-Vulkanologen gravitative Effekte, weil sich der Schotterkegel des Gran Cono weiter verdichtet und die Schlotfüllung abkühlt. Der Boden im Kraterbereich senkte sich im Verlauf eines Jahres um ca. 14 mm.

Im Bulletin für den März schreiben die INGV-Vulkanologen darüber, dass es keine Anzeichen für Bodendeformationen magmatischen Ursprungs gibt. Das Bohrloch-Tiltmeter an der Südost-Flanke des Vulkans zeigen allerdings eine Versteilung der Flanken an. Diese Messstation steht in relativer Nähe zur Medusa-Messstation bei „Torre del Greco“.

Die Gastemperaturen der Fumarolen am Kraterboden variierten tagesbedingt, doch die gemittelten Werte zeigten einen stabilen Trend. Die Vulkanologen kommen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass der Vesuv seinem langjährigen Trend der Abkühlung weiter folgt.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21.04.25

Zahlreiche Erdbeben auf Reykjanes und im Süden von Island – Bodenhebung verlangsamte sich

Auf bzw. unter Island ist es heute aus seismischer Sicht sehr unruhig, denn es wurden innerhalb von 48 Stunden 336 Erdbeben registriert. Ohne dass es einen besonders starken Erdbebenschwarm gibt, ist das recht viel.

Die Beben konzentrieren sich in vier Bereichen: im Norden entlang der TFZ, im Gebiet des Vatnajökulls, im Süden Islands und auf der Reykjanes-Halbinsel. Dort wurden 296 Erschütterungen festgestellt. Wie gehabt verteilen sich die Beben hier entlang des magmatischen Gangs und der neu entstandenen Grabenbrüche, die vor 3 Wochen entstanden. Auffallend viele Beben gibt es unter dem Fagradalsfjall, aber auch im Krysúvik-System.

Nachdem die GPS-Messwerte zur Bodenhebung in den letzten Tagen fast keine Hebung mehr anzeigten, hat sich das Bild mittlerweile relativiert, dennoch ist ein Rückgang der Hebegeschwindigkeit zu verzeichnen. Nach aktuellem Stand liegt sie zwar noch über dem, was wir vor dem jüngsten Ausbruch gesehen haben, ist aber im Vergleich nur noch ca. 50 % größer. Ich schätze den unterirdischen Magmenzufluss auf ca. 4 Kubikmeter pro Sekunde. Die Hebung seit dem 3. April liegt bei 13 Zentimetern. Ein herber Dämpfer für all jene, die auf einen baldigen Ausbruch gehofft haben, auch wenn er bei gleichbleibender Inflation nicht ganz so lange auf sich warten lassen dürfte wie zuvor.

Weitere Erdbeben im Süden Islands konzentrierten sich auf den Bereich der Torfajökull-Caldera und den westlich anschließenden Gebieten. Die Caldera wurde in den vergangenen Wochen häufig von Erdbeben erfasst und es ist gut möglich, dass die Beben von unterirdischen Fluidbewegungen verursacht werden. Einige Erschütterungen gab es auch unter der Katla.

Im Bereich des Vatnajökulls bebte es vor allem unter der Bardarbunga-Caldera und im Askja-System. Die Bodenhebung hier stagniert seit Monatsanfang.

Poás: Aktivität hält über Ostern an

Weitere Eruptionen am Poás – Vulkanasche in 3000 m Höhe

Der Poás in Costa Rica blieb auch über Ostern aktiv und förderte Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3000, wo sie in Richtung Westen driftete. Das geht aus einer VONA-Warnung des VAAC Washington hervor.

Die Vulkanologen von OVISCOR UNA beobachten die Aktivität weiterhin genau und setzen dabei nicht nur satellitengestützte Fernerkundung ein, sondern sind auch vor Ort präsent. Das seismische Netzwerk erfasst auch die kleinsten Bodenbewegungen, Gassensoren messen die Luftverschmutzung durch vulkanische Gase und die Vulkanologen selbst sammeln Lava- und Gasproben, um sie im Labor zu analysieren.

Heute wurde ein Bericht veröffentlicht, nach dem die seismoakustischen Aufzeichnungen häufige Impulse mit geringer Amplitude registrieren, die mit den Ascheemissionen in Zusammenhang stehen. Visuelle Beobachtungen via LiveCam, aber auch direkt von der Kraterterrasse aus, zeigten, dass der Ascheausstoß hauptsächlich aus der Bocca A südlich des Kraters stattfindet und nicht mehr aus Bocca C, wie dies vor einer Woche der Fall war. Auch nachts sind aufgrund der Schwefelverbrennung am Rand der Förderschlote und Fumarolen Leuchterscheinungen zu beobachten.

Es gibt Hinweise auf eine Stabilisierung der Eruptionsaktivität bzw. eine leichte Tendenz zur Abnahme der Tätigkeit. Dennoch kommt es wie oben beschrieben auch zu stärkeren Explosionen, die die Vulkanasche höher als 500 m über den Kraterboden aufsteigen lassen.

Gestern gab es vor der Küste von Costa Rica auch ein Erdbeben der Magnitude 4,2, das einen Erdbebenherd in 25 Kilometern Tiefe hatte. Einen direkten Zusammenhang zum Vulkanausbruch am Poás gibt es zwar nicht, doch Erdbeben und Eruption sind Ausdruck der Subduktion, die sich entlang des Mittelamerikagrabens ereignet. Dabei taucht die pazifische Cocosplatte unter die Platte Mittelamerikas ab und wird in der Tiefe geschmolzen, wodurch das Magma entsteht, das an den Vulkanen entlang der Kordilleren als Lava eruptiert wird.

Indien: Sturzflut mit Gerölllawine fordert Todesopfer

Sturzfluten und Erdrutsche in Indien verursachten drei Todesopfer und massive Zerstörung in Jammu und Kaschmir

Starke Regenfälle haben in der Nacht zum Sonntag im Distrikt Ramban eine Naturkatastrophe ausgelöst. Besonders betroffen war das abgelegene Bergdorf Dharamkund, wo ein über die Ufer getretener Nebenfluss des Chenab zu einer Sturzflut nebst Erdrutsch führte. Drei Menschen, darunter zwei Kinder, kamen ums Leben, eine weitere Person wird vermisst. Zehn Wohnhäuser wurden vollständig zerstört, 25 bis 30 weitere beschädigt. Über 100 Menschen konnten gerettet bzw. evakuiert werden.

Die Katastrophe wurde durch Starkregen ausgelöst, der von Hagelstürmen und Sturmböen begleitet wurde, die weitere Schäden anrichteten. Die strategisch wichtige Nationalstraße NH-44 zwischen Jammu und Srinagar wurde an mehreren Stellen durch Schlamm- und Gesteinsmassen blockiert. Zwei Hotels, mehrere Geschäfte und zahlreiche Fahrzeuge wurden beschädigt oder zerstört. In mehreren Orten des Distrikts herrscht weiterhin Ausnahmezustand und einige Dörfer sind nicht erreichbar.

Der Distrikt Ramban im autonomen Bundesstaat Jammu und Kaschmir liegt im südlichen Teil des westlichen Himalayas und ist geprägt von engen Tälern, steilen Hängen und zahlreichen Wasserläufen, von denen der Chenab einer der bedeutendsten ist Die Topografie macht die Region besonders anfällig für Naturgefahren wie Erdrutsche und Sturzfluten – insbesondere bei starkem Niederschlag. Solche Ereignisse treten dort regelmäßig während der Monsunzeit auf, doch in diesem Fall handelte es sich um einen besonders intensiven Regenfall außerhalb der typischen Saison.

Experten weisen darauf hin, dass die Häufung extremer Wetterereignisse in der Himalaya-Region zunimmt, was unter anderem auf den Klimawandel und eine Verschiebung der Monsunzyklen zurückgeführt wird. Lokale Wolkenbrüche mit sehr hohen Niederschlagsmengen innerhalb kürzester Zeit verursachen besonders in engen Bergtälern schwere Schäden.

Hinzu kommt, dass infrastrukturelle Eingriffe die Instabilität der Hänge erhöhen. Sprengungen, Abholzungen und Bauarbeiten tragen zur Erosion bei und erhöhen das Risiko von Hangrutschungen zusätzlich.

Die Rettungs- und Aufräumarbeiten in Ramban dauern an, sind jedoch durch anhaltend schlechtes Wetter erschwert. Die Behörden arbeiten an Notunterkünften und Hilfslieferungen und warnen  vor weiteren Erdrutschen. Die Katastrophe macht deutlich, wie verletzlich Bergregionen wie Jammu und Kaschmir gegenüber extremen Wetterlagen sind – und wie wichtig nachhaltige Vorsorgemaßnahmen werden. Auch Touristen sollten in solchen Regionen immer damit rechnen, in eine Naturkatastrophe zu geraten und die wichtigsten Gegenstände einer Survivalausrüstung bei sich tragen. Dazu zählen ein stabiles Messer oder Multitool, Signalpfeife, Taschenlampe, Feuerzeug, Paracord (Fallschirmschnur), Verbandszeug, Wasserfilter in Stiftform. Ausweis, Geld und Smartphone sind obligatorisch.