Nyamuragira: Lavastrom 6 Kilometer lang

Sechs Kilometer langer Lavastrom am Nyamuragira- Hohe Thermalstrahlung detektiert

Am kongolesischen Vulkan Nyamuragira hält die effusive Eruption weiterhin an und fördert verzweigte Lavaströme, die in westlicher und nördlicher Richtung über die Vulkanflanken fließen. Dabei durchqueren sie bewaldetes Gebiet, doch zu Waldbränden kommt es momentan nur abseits der Lavaströme, wahrscheinlich infolge von Brandstiftung bzw. Brandrodung. Auf dem letzten wolkenfreien Satellitenfoto vom 13. August erkennt man, dass der längste Lavastrom jener im Norden ist: Er erreichte zu diesem Zeitpunkt eine Länge von ca. 6 Kilometern. An seiner Front teilte er sich in zwei Arme. Der Lavastrom im Westen bestand aus 3 Armen und war Mitte September etwa 3300 m lang. Beide Ströme flossen im Nordwesten der Caldera über deren Rand. Der Förderschlot liegt im Zentrum der Depression, von der eine thermische Anomalie ausgeht. Die Lava gibt heute eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 723 MW ab.

Neben dem Nyamuragira ist auch der benachbarte Vulkan Nyiragongo weiterhin aktiv. Allerdings beschränkt sich seine Tätigkeit auf den Kraterbereich, in dessen Zentrum man eine thermische Anomalie erkennen kann. Auf dem Bild vom 13. September verdeckt eine Dampfwolke den Schlotbereich, doch hier scheint sich eine Lavalinse gebildet zu haben.

Von beiden Vulkanen fehlen visuelle Beobachtungen. Die politische Situation in der DRK hat sich in den letzten Jahren so weit verschlechtert, dass sich niemand mehr in das Gebiet der Virunga-Vulkane traut, da es von Rebellen kontrolliert wird. Bis vor Corona gab es wenigstens am Nyiragongo einen aufstrebenden Vulkantourismus, doch in Folge der Reiseverbote zur Coronazeit kam dieser zum Erliegen. Fehlende Gelder verursachten, dass die Ranger des Nationalparks die Kontrolle über das Gebiet verloren und die Rebellen erstarkten. Die Besteigung des Vulkans war auch vor Corona schon nur in Begleitung eines bewaffneten Rangertrupps möglich.

Taal-Caldera mit phreatischer Explosion am 25.09.24

Weitere phreatische Eruption am Taal – Thermalcam dokumentierte Eruption

Im Kratersee von Volcano Island in der Taal-Caldera gab es heute eine weitere phreatische Eruption. Bei dem dampfgetriebenen Vulkanausbruch entstand eine geysiratige Fontäne aus Dampf, 70 Grad heißem Wasser und Sedimenten, die mehrere Zehner Meter hoch aufstieg. Das Ereignis wurde nicht nur von den Seismometern in Form von schwachen Erdbebensignalen registriert, sondern auch von einer Thermalcam am Ufer des Kratersees dokumentiert. Dabei kam ein buntes Bild heraus, das an Pop-Art erinnert. Infolge der Eruption stieg eine Dampfwolke bis zu 1500 m hoch auf. Das Wasser des Kratersees zeigte starke Turbulenzen.

PHILVOLCS veröffentlichte auch neue Daten zum Taal, nach denen die Schwefeldioxid-Emissionen etwas zurückgegangen sind: Am 23. September wurde ein Ausstoß von 4899 Tonnen am Tag gemessen. Das ist freilich immer noch ein hoher Wert, der bei ungünstigen Wetterlagen zu VOG führen kann. Vulkanisch bedingte Erdbeben wurden bis zum Zeitpunkt der Berichtveröffentlichung nicht detektiert. Die Inflation auf Volcano Island hält weiter an, während großräumig im restlichen Bereich der Caldera Subsidenz festgestellt wird und der Boden absinkt.

Da es jederzeit zu weiteren phreatischen Eruptionen kommen kann, ist ein Betreten der Vulkaninsel im Calderasee verboten. Die Alarmstufe „1“ bleibt bestehen, was auf geringe vulkanische Unruhen hindeutet. Tatsächlich können in Zeiten von Magmeninflation auch magmatische Eruptionen nicht ausgeschlossen werden. Ich persönlich würde am Taal die Alarmstufe „2“ für gerechtfertigt halten. Auf den Philippinen scheint man aber nicht ganz so zimperlich zu sein. Schließlich gehört der Vulkanismus zum Alltag der Menschen und an Naturkatastrophen ist man sowieso gewöhnt. Neben Vulkanausbrüchen gehören Erdbeben und starke Stürme zum Alltag der Philippinos.

Ein anderer Vulkan der Philippinen ist unruhig und könnte sich auf eine Eruption vorbereiten: Am Kanlaon wurden in den letzten 24 Stunden 10 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert und ein fast doppelt so hoher Schwefeldioxid-Ausstoß wie am Taal.

Ätna: Strombolianische Eruptionen aus dem Nordostkrater

Serie strombolianischer Eruptionen aus dem Nordostkrater des Ätnas – Tremor fluktuiert

Ein Lebenszeichen vom Ätna: Wie das INGV mitteilte und von Beobachtern vor Ort bestätigt wurde, kam es gestern Abend gegen 23 Uhr Lokalzeit zu einer Serie strombolianischer Eruptionen, die sich überwiegend im Nordostkrater abspielten. Einige Infraschallsignale wurden auch aus dem Bereich des Südostkraters aufgezeichnet. Hierbei könnte es sich um tief im Schlot sitzende Explosionen gehandelt haben, die sich an der Schlotmündung in starken Entgasungen manifestierten.

Parallel zu der explosiven Tätigkeit begann der Tremor in schneller Folge zu fluktuieren und erzeugte im Tremorgraphen einige Spitzen, die bis in den basalen roten Bereich hineinragten. Die Analyse der Tremorquelle ergab, dass diese nicht etwa unter dem Nordostkrater lag, sondern am Südrand der Bocca Nuova, auf ca. 3000 m Höhe. Also dort, wo sich schon seit längerem Magma akkumuliert. Einen ungewöhnlich schnellen Magmenaufstieg gab es aber nicht, denn es wurden keine ungewöhnlichen Signale des Bodendeformationsnetzwerkes festgestellt.




In den Sozialen Medien wurden einige Fotos der Tätigkeit geteilt. Sie zeigen nicht nur rot illuminierte Gaswolken über dem Ätnagipfel schweben, sondern auch die typischen Parabeln glühender Tephra, die über den Kraterrand hinausflog und auf der Außenseite des Kraterkegels landete.

Die Eruptionen aus dem Nordostkrater könnten eigenständige Ereignisse sein, die nicht zwangsläufig neue Paroxysmen aus der Voragine oder dem Südostkrater ankündigen. Andererseits sahen wir in den letzten Monaten erst einige Aktivität im Nordostkrater, bevor sie dann auf andere Krater übergriff. Wirklich starke Eruptionen aus dem Nordostkrater sind schon eine Weile her.

Die Seismizität unter dem Ätna war in den letzten Tagen wieder vergleichsweise niedrig. Heute Nacht manifestierten sich aber zwei Beben mit Magnituden im Zweierbereich auf der Breite des Ätnas vor der Ostküste Siziliens. Die Erdbeben hier könnten mit tektonischen Bewegungen der Ätna-Ostflanke zusammenhängen. Wissenschaftliche Studien wiesen nach, dass das Gleiten der Flanke das eruptive Verhalten des Vulkans beeinflussen kann.

Sulawesi: Erdbeben M 6,0 am 23.09.24

Starkes Erdbeben in großer Tiefe erschütterte indonesische Insel Sulawesi

Datum 23.09.24 | Zeit: 19:51:03 UTC |  -0.061 ; 122.827 | Tiefe: 152 km | Mw 6,0

Auf der indonesischen Insel Sulawesi ereignete sich gestern Abend um 19:51 UTC (03:51 WIB) ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,0. Das Epizentrum lag 72 km südlich von Gorontalo. Die Provinzhauptstadt Manado befindet sich 283 Kilometer nördlich des Epizentrums. Das Beben ereignete sich offshore im Golf von Tomini, der tektonisch vom Gorontalo-Becken geprägt wird. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 153 km, was bedeutet, dass das Beben bereits im oberen Erdmantel stattfand.

Trotz der großen Tiefe des Erdbebenherds wurde der Erdstoß von den Bewohnern der Region deutlich gespürt. Es liegen keine Meldungen über größere Schäden vor, aber es könnten dennoch Risse in Gebäuden und Straßen entstanden sein.

Tektonisches Setting von Sulawesi

Die Tektonik der Region ist äußerst komplex. Die Kollision der Indoaustralischen, Eurasischen und Pazifischen Platte bestimmt das Geschehen, da diese Platten im Bereich von Sulawesi aufeinandertreffen. In dieser Region ist die Erdkruste in mehrere Kleinplatten zerbrochen, die den großen Kontinentalplatten vorgelagert sind. Rund um das Gorontalo-Becken verlaufen mehrere große Störungszonen, von denen einige als Subduktionszonen angelegt sind. Dazu gehören der North-Sulawesi-Trench, der East-Sangihe-Thrust und der Tolo-Thrust im Süden. Der Tolo-Thrust ist über die Matano-Fault und der großen Palu-Koro-Blattverschiebung im Westen mit dem North-Sulawesi-Trench verbunden. Die Tiefe des Hypozentrums des aktuellen Erdbebens lässt vermuten, dass das Beben durch Spannungen in einem subduzierten Stück Erdkruste ausgelöst wurde, das in den Erdmantel abgetaucht ist, ohne zu schmelzen, und schließlich versagte.

Vulkane in der Nähe des Epizentrums

In der Region gibt es nicht nur viele Störungszonen, sondern auch aktive Vulkane. Auf Sulawesi sind die Vulkane Lokon und Soputan die bekanntesten Feuerberge. Beide Vulkane standen vor etwa 10 Jahren häufig in den Schlagzeilen, sind jedoch seit den starken Erdbeben von 2018 deutlich ruhiger geworden. Nördlich von Manado liegen die Inselvulkane Ruang, Karangetang und Awu, die noch im Frühjahr besonders aktiv waren. Auf der benachbarten Insel Halmahera sind es vor allem die Vulkane Ibu und Dukono, die weiterhin in Eruption begriffen sind.

Ebeko eruptiert Vulkanasche am 24.09.24

Vulkan Ebeko speit Vulkanasche bis auf 3350 Metern Höhe

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Aktivität: Ascheeruption

Am 24. September 2024 um 00:59 UTC wurde eine Vulkanaschewarnung für den Vulkan Ebeko auf den Kurileninseln ausgegeben. Der Vulkan befindet sich bei den Koordinaten N 50°41′ und E 156°01′ und hat eine Gipfelhöhe von 1.103 Metern. Diese Warnung wurde vom Vulkanascheberatungszentrum (VAAC) in Tokio unter der Nummer 2024/99 veröffentlicht. Die Daten stammen von der vulkanologischen Station KBGS sowie dem Satelliten Himawari-9.

Am 24. September um 00:44 UTC wurde eine Eruption gemeldet, bei der Vulkanasche bis zu einer Höhe von FL110 (etwa 3.353 Meter) ausgestoßen wurde. Die Asche erstreckt sich südlich des Vulkans. Die letzte beobachtete Aschewolke wurde um 00:50 UTC gesichtet. Der Aviation Colour Code wurde in diesem Fall nicht angegeben (NIL). (Quelle: VAAC Tokio)

Semeru: VONA-Warnung am 24.09.24

Semeru fördert Aschewolke bis auf 4300 m Höhe

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Aktivität: Dom

Am 24. September 2024 um 05:59 UTC wurde eine Vulkanaschewarnung für den Vulkan Semeru in Indonesien ausgegeben. Der Vulkan, dessen Gipfel sich auf einer Höhe von 3.657 Metern befindet, liegt bei den Koordinaten S 08°06′ und E 112°55′. Die Warnung wurde vom Vulkanascheberatungszentrum (VAAC) in Darwin herausgegeben, mit der Nummer 2024/973. Informationen stammen von den Satellitendaten von Himawari-9 sowie von der Vulkanüberwachungsbehörde CVGHM. Der aktuelle Aviation Colour Code für den Vulkan wurde auf Orange gesetzt, was auf eine erhöhte Aktivität hinweist.

Details zur Eruption besagen, dass Vulkanasche bis zu einer Flughöhe von FL140 (etwa 4.267 Meter) aufgestiegen ist. Der letzte Ascheausstoß wurde vom Boden am 23. September 2024 um 23:49 UTC beobachtet. Die geschätzte Zeit für die aktuelle Aschewolke wurde auf den 24. September um 05:40 UTC festgelegt. Die Aschewolke erstreckt sich zwischen der Oberfläche und FL140 und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 10 Knoten in südlicher Richtung.

Merapi mit pyroklastischen Strömen am 24.09.24

Drei pyroklastische Dichteströme am Merapi – Vulkanasche in 3000 m Höhe detektiert

Auf der indonesischen Insel Java kommt der Merapi nicht zur Ruhe und erzeugt innerhalb von 24 Stunden drei pyroklastische Ströme. Zwei der Dichteströme manifestierten sich heute zwischen 06:00 und 12:00 WIB. Sie erzeugten seismische Signale mit einer Dauer von 105 und 114 Sekunden und Amplituden von 45 und 54 mm. Der dritte Dichtestrom war eigentlich der erste und ging gestern Abend ab. Er war 119 Sekunden lang aktiv und erzeugte eine Amplitude von 52 mm. Mit diesen Werten gehörten sie noch zu den kleineren Vertretern ihrer Art. Die Gleitstrecken schätze ich auf etwas mehr als 1000 m. Vulkanasche stieg bis auf 3000 m über dem Meeresspiegel auf und driftete in Richtung Südwesten.

Die Dichteströme waren aber nicht das Einzige, was am Merapi abging, denn nach wie vor wird täglich eine hohe Anzahl an Schuttlawinenabgängen und Steinschlägen registriert. Gestern waren es 137. Die seismische Aktivität ist gering und es wurden nur 3 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt.

Der südwestliche Lavadom wird trotz der geringen Seismizität weiter mit frischer Lava versorgt und wächst. Die unterirdischen Aufstiegskanäle scheinen frei zu sein, so dass Magma ungehindert aufsteigen kann, ohne sich durch Gesteinsbruch auslösende Erdbeben zu verraten.

Domwachstum und der parallel dazu stattfindende Abbau der Lava infolge der Abgänge pyroklastischer Ströme und Schuttlawinen scheinen sich in etwa die Waage zu halten, denn seit Monaten sieht man zwar morphologische Änderungen am Dom, aber es gibt nur vergleichsweise geringe Veränderungen in seinem Volumen. Das liegt daran, dass der südwestliche Dom am Kraterrand aufsitzt und diesen überragt. Dadurch rutscht das Dommaterial direkt auf der Vulkanflanke ab, ohne dass der Dom übergroß wird und erst dann kollabiert, was dann zu größeren pyroklastischen Strömen führen würde. Die zentrale Domkuppel ist seit Monaten praktisch inaktiv und erhält keinen Nachschub. Sollte sich das ändern, droht hier ein größeres Gefahrenpotenzial, als es aktuell der Fall ist. Dennoch gibt es eine Sperrzone um den Merapi und Besteigungen sind verboten.

Island: Erdbeben bei Askja und Krysuvik

Erhöhte Erdbebenaktivität auf Island setzt sich fort – Vulkansysteme Askja, Krysuvik und Fagradalsfjall betroffen

Die erhöhte Erdbebenaktivität, die wir bereits in den letzten Tagen auf Island sehen konnten, hielt auch in den letzten 24 Stunden weiter an. Besonders auffällig sind die Beben im Bereich des Zentralvulkans Askja, der unweit des Gletschers Vatnajökull im Hochland liegt. Einige Forscher vermuten, dass Askja mit dem Bardarbunga-System unter dem Gletscher gekoppelt ist. Als gesichert sieht man an, dass der Tafelvulkan Herdubreid zum Askja-System gehört. Die IMO-Tabellen zeigen für den gesamten Bereich 39 Erschütterungen an, von denen sich 29 im Bereich Askja/Herdubreid zutrugen. Die Bodenhebung in der Askja-Caldera geht weiter.

Eine leichte Bodenhebung wird inzwischen auch wieder im Krysuvik-System registriert, wo es ein kleines Schwarmbeben westlich des Kleifarvatn und in der Nähe des Keilir gegeben hat. Darüber hinaus ist auch die Gegend um den Fagradalsfjall weiter seismisch sehr aktiv. Die Beben hier sind sehr schwach und haben Hypozentren in 8 Kilometern Tiefe. Wahrscheinlich stehen diese Erschütterungen mit dem großen Magmenreservoir in Verbindung, das unter dem Fagradalsfjall liegt und den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi speist. Über die Vorgänge in dem tiefen Speichersystem lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise versucht sich Magma wieder, einen direkten Weg nach oben zu bahnen, um am Fagradalsfjall zu eruptieren.

Im Bereich der Reykjanes-Halbinsel manifestierten sich innerhalb von 48 Stunden 87 Erschütterungen. Direkt entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte ist es aus seismischer Sicht ruhig und es gibt nur vereinzelte Beben. Dafür geht die Bodenhebung im gesamten Svartsengibereich ungebremst weiter. Der Boden hob sich seit Ende der letzten Eruption um gut 8 Zentimeter.

Erdbeben gibt es auch an anderen Stellen, wie im Bereich der Snæfellsnes-Halbinsel im Westen der Insel. Auf ganz Island wurden übrigens 152 Beben festgestellt.

Zusammenfassung:

  • 152 Erdbeben innerhalb von 48 Stunden auf ganz Island
  • 29 Beben im Askja-System
  • 87 Erschütterungen auf Reykjanes
  • Bodenhebung an den Bebenlokationen

Italien: Notstand wegen Überflutungen ausgerufen

Starke Regenfälle verursachten Überflutungen in Norditalien – Politische Kontroverse entbrannt

Nach starken Regenfällen in Norditalien wurde am Samstag der Notstand in den beiden Regionen Emilia-Romagna und Marken ausgerufen. Die Regierung stellte für die Betroffenen 24 Millionen Euro an Soforthilfe bereit. Die gleiche Wetterlage, die sich zuvor für das Hochwasser in Osteuropa verantwortlich zeigte, verursachte in Städten wie Bologna, Modena, Ravenna und dem Badeort Rimini Überflutungen, bei denen zahlreiche Straßen unter Wasser standen und Keller vollliefen. Mehr als 2.500 Menschen mussten evakuiert werden. Ein Feuerwehrmann ertrank, bei einem Rettungsversuch einer vom Wasser eingeschlossenen Person. Zwei weitere Personen gelten als vermisst und sind wahrscheinlich ebenfalls in den Wassermassen umgekommen. Aus Sicherheitsgründen blieben Schulen in der Regionalhauptstadt Bologna und anderen Gemeinden vorübergehend geschlossen. Die Lage begann sich am Wochenende zu stabilisieren und die Aufräumarbeiten begannen.

Parallel zu den Rettungs- und Aufräumarbeiten entfachte sich ein politischer Streit zwischen der rechten Regierung in Rom und der sozialdemokratisch regierten Region Emilia-Romagna. Katastrophenschutzminister Nello Musumeci warf der Regionalregierung vor, bereitgestellte Mittel für den Hochwasserschutz nicht korrekt verwendet zu haben. Emilia-Romagna ist besonders von Überschwemmungen betroffen; im Vorjahr starben dort 17 Menschen, und die Schäden gingen in die Milliarden. Die Vorwürfe wurden jedoch von der Opposition zurückgewiesen, die der Regierung unterstellte, aus wahltaktischen Gründen gegen die Regionalverwaltung vorzugehen. In zwei Monaten stehen in der Region Wahlen an, die traditionell als linke Hochburg gelten.

Die italienische Regierung prüft außerdem die Einführung einer Pflichtversicherung für Hausbesitzer gegen Unwetterschäden. Musumeci betonte die Notwendigkeit, dass auch Bürger Verantwortung übernehmen und nicht allein auf staatliche Hilfe setzen. Vor allem die Region Emilia-Romagna sei wiederholt von Überschwemmungen betroffen, doch auch andere Gebiete stünden zunehmend vor ähnlichen Risiken.

Der politische Streit lenkt die Aufmerksamkeit auf die Frage, wie in Zukunft mit den wachsenden Herausforderungen durch extreme Wetterereignisse als Folge des Klimawandels umgegangen werden soll.

Im Osten Deutschlands ist es bis jetzt nicht zu den prognostizierten Extremhochwasserlagen an Flüssen wie Elbe und Oder gekommen, wobei zuletzt genannter Fluss den Scheitelpunkt des Hochwassers am Wochenende noch nicht durchlebte.

Paradox: Krisentreffen eines grünen Wirtschaftsministers mit Chefs der Automobilbranche

Auch bei uns kommt immer wieder die Forderung nach einer Pflichtversicherung für Elementarschäden auf. Im Kampf gegen den Klimawandel veranstalten deutsche Politiker inzwischen einen Spagat, denn offenbar kommen teure Klimaschutzmaßnahmen auf Kosten der Bürger bei den Wählern nicht gut an, wie das schlechte Abschneiden der Grünen in den drei ostdeutschen Bundesländern, in denen im September gewählt wurde, zeigt. Auch die Linie der Politiker ist schwer nachzuvollziehen, wie der Autogipfel heute beweist, bei dem der grüne Bundeswirtschaftsminister auf Vertreter der Autoindustrie trifft, um Wege zu finden, wie man den Gewinnrückgang der Autokonzerne stoppen kann. Dabei ist es ja eigentlich genau das, was man mit einer „grünen“ Mobilitätswende erreichen will: weniger Autos auf den Straßen, dafür mehr öffentlichen Nahverkehr. Dass das nicht ohne Verluste für die Autohersteller und einen Rückgang der Steuereinnahmen für den Staat funktioniert, sollte auch den Politikern klar gewesen sein oder habe ich da was falsch verstanden? Ein gesamtgesellschaftliches Dilemma, das unsere Lebensart infrage stellt.