Neuseeland: Steigende Aktivität am Whakaari

 

Aktivitätszunahme am Whakaari auf White Island – Erhöhung der Alarmstufe für den Flugverkehr

Der neuseeländische Vulkan Whakaari auf White Island zeigt Schwankungen im Ausstoß von Dampf, Gas und Vulkanasche. Die Vulkanalarmstufe bleibt weiterhin auf 2, während der Flugfarbcode aufgrund aktueller Entwicklungen auf Orange angehoben wird.

In der vergangenen Woche zeigten die GeoNet-Webcams in Whakatāne und Te Kaha, die einen Fernblick auf den Inselvulkan ermöglichen, große Dampfwolken, die auch geringe Mengen Asche enthielten. Am Wochenende identifizierten Mitarbeiter des MetService anhand von Satellitenbildern geringe Mengen Vulkanasche in der Wolke, die von der Küste aus als schwacher Dunst sichtbar war.

An mehreren Tagen der vergangenen Woche registrierten Satelliten Schwefeldioxidemissionen, die bei Nordwind möglicherweise als Schwefelgeruch an der Küste wahrgenommen wurden.

Die Emissionen von Dampf, Gas und Asche bleiben, wie bereits in den letzten Monaten, variabel. Die aktuelle Aktivität entspricht moderaten bis erhöhten Unruhen, weshalb die Vulkanalarmstufe auf Stufe 2 bleibt. Aufgrund der jüngsten Beobachtungen von Ascheemissionen wurde der Flugfarbcode jedoch auf Orange erhöht. Da derzeit keine Echtzeit-Überwachungsdaten vorliegen, besteht erhebliche Unsicherheit über das tatsächliche Niveau der vulkanischen Aktivität, die ohne oder mit nur geringer Vorwarnung eskalieren könnte.

Der Grund für das fehlende Echtzeitmonitoring liegt in der schweren Eruption von 2019, als infolge einer phreatomagmatischen Explosion 22 Vulkantouristen ums Leben kamen und 25 Menschen teils schwer verletzt wurden. Bei der Eruption wurden große Teile der Überwachungsausrüstung zerstört, und das Betreten der Insel, die sich in Privatbesitz befindet, wurde untersagt. Offenbar sind davon auch die Vulkanologen betroffen.

White Island liegt etwa 48 km nordöstlich der neuseeländischen Nordinsel in der Bay of Plenty. Die nächstgelegene Küstenstadt ist Whakatāne, von wo aus früher Touristenboote zur Insel starteten. Ich habe diesen Ort auf meiner Neuseeland-Reise 2009 besucht und fand ihn sehr beeindruckend.

Übrigens, heute gab es in unmittelbarer nähe zu White Island ein Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in der Asthenosphäre. Außerdem zeigt auch der neuseeländische Vulkan Ruapehu Anzeichen vulkansicher Unruhe und die Wassertemperatur des Kratersees nimmt zu. Aktuell liegt sie bei 20 Grad.

Campi Flegrei: Erdbeben während der Nacht

Erneut steigende Erdbebentätigkeit in den Campi Flegrei – Geophysikprofesser verunsichert durch Meinung zu Studien

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei ist erneut eine Steigerung der Erdbebenaktivität zu beobachten. Seit gestern ereigneten sich gut 30 Erschütterungen, wobei es besonders heute Nacht zu vermehrten Erdbeben kam. Die Magnituden und Tiefen waren gering und die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem ab. Das stärkste Beben heute Morgen hatte eine Magnitude von 1,2 und ein Hypozentrum in 2900 m Tiefe. Das Epizentrum lag nordwestlich der Solfatara.

Aus der Steigerung der Aktivität lässt sich nicht zwingend ableiten, dass sich in kürze wieder ein starkes Schwarmbeben mit beschleunigter Bodenhebung ereignen wird, so wie wir es Mitte des Monats sahen, aber die Erfahrung der vergangenen 2 Jahre zeigt, dass diese Schwärme zeitlich recht dicht aufeinander folgen können und in Phasen erhöhter Aktivität auftreten. Das entspricht auch der allgemeinen Druckzunahme im System der Campi Flegrei.




In den sozialen Medien wird nun auch die Bedeutung der jüngst veröffentlichten Studie zu den „Seismic Bursts“ diskutiert, deren Kernaussage nach Lektüre der Studie nicht jedem klar zu sein scheint. Die Studie handelte von ungewöhnlich schnellen aufeinanderfolgenden Erdbeben im Bereich der Thermalgebiete der Solfatara und Pisciarelli. Zwischen den beiden Bereichen liegt am Rand der Solfatara der Monte Olibano, unter dem eine Schweranomalie detektiert wurde. Die Autoren der Studie schließen, dass eine von drei möglichen Ursachen für die Schwereanomalie die Akkumulation von Magma ist. Die Seismic Bursts könnten demnach von magmatischen Fluiden herrühren, die in das Hydrothermalsystem einschießen und die Gefahr phreatischer Eruptionen erhöhen.

An der Diskussion der Studienergebnisse beteiligte sich der INGV-Geophysikprofessor Giuseppe De Natale. Er trug zwar nicht zur Erklärung der Studie bei, erläuterte aber, dass Studien nichts anderes sind als Versuche, eine Hypothese zu beweisen, was seiner Meinung nach allerdings selten schlüssig gelingt. Auch wenn in dieser Erklärung Wahrheit steckt, sendet sie natürlich ein fatales Signal an die Bewohner der Caldera aus. Der Geophysiker wollte die Anwohner sicherlich beruhigen, doch im Kern sagte er ja damit, dass man alle Versuche, die unterirdischen Phänomene und Vorgänge in den Campi Flegrei zu erklären, vergessen kann. Im Endeffekt bedeutet das, dass behördliche Entscheidungsträger über keine Basis verfügen, die Situation richtig einzuschätzen und ggf. Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten.

Tatsache ist natürlich, wenn man die Studienergebnisse ernst nimmt und von einem erhöhten Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der beiden oben genannten Thermalgebiete ausgeht, dann müsste man einen Umkreis von 1 Kilometer um die Gebiete zumindest dann evakuieren, wenn es zu starken Schwarmbeben kommt. Natürlich bedeutet ein erhöhtes Risiko für etwas zu haben nicht, dass das Ereignis auch eintritt. Vor Ort steht man also vor einem echten Dilemma. Nur, wenn man nicht bereit ist, Maßnahmen zu ergreifen, oder wenn man nicht weiß, ab wann es gegeben ist, tätig zu werden, kann man die Vorgänge ja gleich ignorieren und darauf hoffen das alles gut geht. Zurück zum Beten und Gottvertrauen.

Italien: Erdbeben ML 4,5 nahe Stromboli

Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5 ereignete sich südöstlich vom Stromboli

Datum 25:02.25 | Zeit: 18:11:16 UTC | Koordinaten: 38.693 ; 15.372 | Tiefe: 126 km | ML 4,5

Gestern Abend wurde das Tyrrhenische Meer südöstlich von Stromboli von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,5 erschüttert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 51 km nord-nordwestlich von Villafranca Tirrena verortet. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man, dass es tatsächlich keine 20 Kilometer vom Stromboli entfernt lag. Das Hypozentrum befand sich in einer großen Tiefe von 126 Kilometern und somit in der Asthenosphäre. Dort entsteht durch partiales Schmelzen von Krustenmaterial das Magma, das am Stromboli eruptiert wird. Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, was der großen Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein dürfte.

Sehr wahrscheinlich stand das Beben mit der Subduktion der Ionischen Platte unter die Tyrrhenische Mikroplatte in Verbindung. Dieser Prozess verursacht nicht nur Spannungen, die durch Erdbeben abgebaut werden, sondern verursacht extreme Reibungen, die einen Großteil der Hitze liefern, die für die Magmenentstehung notwendig ist. Da mit dem Meeresboden auch hydratisierte Gesteine in die Asthenosphäre abtauchen, reduziert der Wasseranteil zudem den Schmelzpunkt des Gesteins. Auch wenn es sich um ein tektonisches Beben ohne direkten Bezug zum Stromboli handelte, zeugt es von den Prozessen der Magmaentstehung. Die Bodenerschütterungen in unmittelbarer Nähe zum Vulkan könnten sich überdies auf die eruptive Tätigkeit auswirken.

Die vulkanische Aktivität am Stromboli ist momentan unauffällig, soll heißen, der Vulkan geht seiner normalen Tätigkeit nach, die durch strombolianische Explosionen im nordöstlichen Kratersektor gekennzeichnet ist. In den nordöstlichen, zentralen und südwestlichen Kratersektoren gibt es überwiegend Entgasungen und gelegentliches Lavaspattering. Die geophysikalischen Parameter sind aktuell überwiegend mittelstark und unauffällig. Der Schalldruck der Explosionen liegt bei Werten kleiner 0,5 bar und bewegt sich somit auf niedrigem Niveau. Das gleiche gilt für den Schwefeldioxid-Ausstoß, der gestern nur 50 Tonnen am Tag betrug. Die Kohlendioxid-Emissionen lagen bei moderaten 599 Tonnen am Tag. Der Vulkanaktivitätsindex steht auf „mittel“.

Update: Die Lagedaten zum Erdbeben wurden gerade vom EMSC aktualisiert. Das Epizentrum wurde nun 34 km nördlich von Villafranca Tirrena verortet und die Tiefe mit 184 km angegeben.

Afghanistan: Tote und Verletzte nach Unwettern

Schwere Regenfälle und Sturzfluten fordern zahlreiche Todesopfer in Afghanistan

Afghanistan wurde in den letzten Tagen von heftigen Unwettern heimgesucht, die Starkregen mit sich brachten, wodurch Sturzfluten verursacht wurden. In Höhenlagen gingen die Niederschläge in Form von Schnee nieder, wobei erhebliche Schneehöhen zusammenkamen, die das öffentliche Leben zum Erliegen brachten.

Vor allem die westliche Provinz Farah sowie die südlichen Provinzen Kandahar und Helmand traf es schwer. Nach vorläufigen Angaben kamen mindestens 39 Menschen ums Leben.

Im Distrikt Pushtkoh in Farah führten sintflutartige Regenfälle zu plötzlichen Überschwemmungen, die schwere Schäden verursachten. 21 Menschen wurden von den Fluten mitgerissen, während drei weitere starben, als ein Hagelsturm ihr Haus zum Einsturz brachte.

Die Wassermassen zerstörten nicht nur zahlreiche Häuser und Geschäfte, sondern verwüsteten auch landwirtschaftliche Flächen und Infrastruktur. Alleine in Pushtkoh wurden rund 50 Häuser und 60 Geschäfte beschädigt und tausende Solarmodule zerstört.

In Helmand gab es sechs Todesopfer, darunter ein Kind, das vom Blitz getroffen wurde. In Kandahar verloren neun Menschen durch die heftigen Wetterereignisse ihr Leben.

Die Lage bleibt angespannt, und humanitäre Hilfsorganisationen arbeiten gemeinsam mit lokalen Behörden an einer Schadensbewertung. Die betroffenen Regionen gehören zu den ärmsten des Landes und sind besonders anfällig für extreme Wetterereignisse.

Trotz der katastrophalen Auswirkungen sehen Experten in den starken Regenfällen auch eine kurzfristige Linderung der langanhaltenden Dürre, die große Teile Afghanistans betrifft. Ein Sprecher der afghanischen Katastrophenschutzbehörde äußerte sich in einem Statement dementsprechend.

Afghanistan zählt zu den Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. In den letzten Jahren wurden 25 der 34 Provinzen Afghanistans von schweren bis katastrophalen Dürren heimgesucht, unter denen gut 20 Millionen Menschen litten, gut die Hälfte der Bevölkerung des Landes.

Laut UN gehören Dürre, Überschwemmungen, Bodenerosion und sinkende landwirtschaftliche Produktivität zu den größten Bedrohungen für die Bevölkerung. Bereits im Mai des vergangenen Jahres forderten verheerende Sturzfluten Hunderte Todesopfer und zerstörten weite Teile des Ackerlandes. Da rund 80 Prozent der Afghanen von der Landwirtschaft abhängig sind, sind Naturkatastrophen wie diese eine existenzielle Bedrohung für Millionen von Menschen.

Wenn man ehrlich ist, besteht für diese Menschen kaum noch Hoffnung auf bessere Zeiten. Seit der Machtübernahme der Taliban steht das Land im Abseits und die neue Entwicklungshilfepolitik der Amerikaner wird den Niedergang des Landes beschleunigen. Hinzu kommt natürlich der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und praktisch der Rückzug jeglicher Vernunft, nicht nur in Umweltfragen.

Ätna: Erdbebenstatus am 26.02.25

Erdbeben im Westen des Vulkans Ätna – Satellitenbild zeigt Lavastrom

Der Ätna auf Sizilien versteckt sich heute wieder hinter Wolken, weshalb sein eruptiver Status nicht ganz klar ist. Anhand des stark gefallenen Tremors würde ich sagen, dass die Eruption vorbei ist bzw. abermals pausiert, doch es könnte sein, dass noch etwas Bewegung im Lavastrom ist. Das INGV brachte gestern Vormittag noch eine Meldung heraus, nach der neben der effusiven Eruption auch schwache strombolianische Aktivität am Gipfel beobachtet wurde. Welcher der 4 Krater aktiv war, wurde nicht kommuniziert. Wahrscheinlich war es der Südostkrater.

Auf einem Sentinel-Satellitenfoto, das gestern aufgenommen wurde, sieht man noch die Wärmesignatur des Lavastroms, der zwar relativ breit war, aber nicht ganz die Länge des ersten Stroms erreichte, der bis zum 20. Februar noch aktiv gewesen war.




In den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben, die sich vor allem im Süden und Westen des Vulkans manifestieren. Die jüngste Bebensequenz ereignete sich am 25. Februar und bestand aus 12 Beben. Das stärkste hatte eine Magnitude 2,4 in einer Tiefe von 6 Kilometern. Das Epizentrum wurde 4,3 km südwestlich von Bronte lokalisiert. Die restlichen Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Ihre Hypozentren lagen in Tiefen von bis zu 10 Kilometern und könnten mit der Bewegung magmatischer Fluide assoziiert gewesen sein. In den Tagen zuvor hatte es auch ein paar Beben im Osten des Ätnas gegeben. Die Erschütterungen zeigen, dass der Ätna noch lebt, sind aber nun nicht so häufig, dass man sie als Anzeichen eines ungewöhnlich starken Magmenaufstiegs interpretieren könnte.

Schwache Erdbeben unter Vulcano

Interessant sind auch 5 Erschütterungen, die sich im Bereich der Lipareninsel Vulcano zugetragen haben. Hier war es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig gewesen. Die Beben waren ebenfalls von geringen Magnituden und ereigneten sich unter der Fossa und im Nordwesten der Insel. Interessant sind die Beben, weil sie möglicherweise einem stärkeren Erdbebenschub vorangehen, so wie wir ihn zuletzt im Frühjahr 2024 sahen. Sicher ist das aber nicht.

Indonesien: Starkes Erdbeben erschüttert Sulawesi

Starkes Erdbeben Mw 6,1 vor der Küste von Sulawesi in Indonesien

Datum 25:02.25 | Zeit: 22:55:46 UTC | Koordinaten: 0.395 ; 124.858 | Tiefe: 9 km | Mw 6,1

Vor der Nordostküste der indonesischen Insel Sulawesi manifestierte sich gestern Abend ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Die Tiefe des Erdbebenherds lag in nur 9 Kilometern. Das Epizentrum wurde 101 km südlich von Tondano verortet. Tsunami-Alarm wurde nicht gegeben und Berichte über Schäden liegen auch nicht vor. Es gab aber zahlreiche Nachbeben, so dass ein eindrucksvoller Erdbebencluster entstand.

Der Erdstoß war in der gesamten Region deutlich zu spüren gewesen und hat die Menschen in den Morgenstunden aufgeschreckt. In Indonesien war es zum Zeitpunkt des Bebens 5:55 Uhr.

Indonesien liegt am zirkumpazifischen Feuerring, der entlang der Plattengrenze des Pazifiks verläuft. Wie der Name vermuten lässt, kommt es hier nicht nur häufig zu Erdbeben, sondern auch zu Vulkanausbrüchen. In der Nähe des Epizentrums des Bebens vor Sulawesi liegen mehrere als aktiv eingestufte Vulkane. Zu diesen Vulkanen gehören Lokon-Empung und Soputan im Norden Sulawesis, aber auch die Feuerberge auf der benachbarten Insel Halmahera. Hier sind es vor allem Dukono und Ibu, die auf das Erdbeben reagieren könnten. Nördlich von Sulawesi liegt das Sanghie-Archipel, das vulkanischen Ursprungs ist. Der bekannteste Vulkan hier ist der Karangetang. Bis jetzt gibt es keine sichtbaren Anzeichen, dass einer der Vulkane durch eine Verhaltensänderung auf das Beben reagiert.

Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit dem Sangihe-Graben in Verbindung und manifestierte sich am südlichen Ausläufer der Subduktionszone, die die Molukkenseeplatte im Westen begrenzt. Die Ostbegrenzung der kleinen tektonischen Platte der Molukkensee wird vom Halmahera-Graben gebildet. Damit liegt hier der seltene, wenn nicht sogar einzigartige Fall vor, dass eine Mikroplatte von 2 Subduktionszonen eingerahmt ist. Im Osten subduziert sie unter die Halmahera-Platte und im Westen unter die Sundaplatte, auf der Sulawesi liegt. Diese beiden Subduktionszonen sind maßgeblich für die zahlreichen Vulkane der Region verantwortlich und natürlich auch für viele der hier stattfindenden Erdbeben. Davon gibt es übrigens auch mehrere außerhalb der oben beschriebenen Erdbebenzone. So ereignete sich auch ein Beben M 4,9 in direkter Nachbarschaft zum Karangetang.

Kilauea: Ausbruch wie ein Uhrwerk

Am Kilauea begann die 11. eruptive Episode – Hohe Lavafontäne wird gefördert

Am Kilauea auf Hawaii begann vor wenigen Minuten die erwartete eruptive Episode. Es ist die 11. des aktuellen Ausbruchs, den man auch als On-off-Eruption bezeichnen kann. Die Eruption begann pünktlich mit Erreichen des gleichen Bodenhebungsniveaus wie vor dem letzten Ausbruch und funktionierte somit ähnlich präzise wie ein Uhrwerk. Momentan ist nur der nördliche der beiden Schlote am inneren Südwestrand des Halemaʻumaʻu-Kraters aktiv. Daher bündelt sich die gesamte Kraft der Eruption hier und die aufsteigende Lavafontäne erreicht beeindruckende Höhen. Ich schätze die Fontänenhöhe auf mindestens 80 m. Sie speist einen Lavastrom, der sich flächig auf dem Kraterboden ausbreitet und an einen Lavasee erinnert, aber keiner ist.

Das HVO gab in einer Notiz bekannt, dass die Episode 11 des anhaltenden Halemaʻumaʻu-Ausbruchs am 25. Februar 2025 um 18:26 Uhr HST (04:26 UTC am 26. Februar) begann, wobei man auf dem Livestream bereits vorher Anzeichen beginnender Aktivität feststellen konnte. Anfangs waren schwache Lavastpritzer zu sehen, während sich ein kleiner Lavastrom aus einem Überlauf des Nordschlots auf den Calderaboden ergoss. Die Intensität und Höhe der Eruption nahmen stetig zu, sodass die Fontänen bereits um 18:50 Uhr Höhen von über 60 Metern erreichten. Zu diesem Zeitpunkt bedeckten Lavaströme etwa 10–15 % des Halemaʻumaʻu-Bodens.

Seit dem Ende der vorherigen Episode wurde eine Inflation von knapp 7 Mikroradian gemessen.

Seit dem 23. Dezember 2024 dauerten die einzelnen Episoden der Lavafontäne zwischen 13 Stunden und 8 Tagen, unterbrochen von Eruptionspausen, die zwischen weniger als 24 Stunden und bis zu 12 Tagen andauerten. Das zeigt, dass die Zeitabstände zwischen den Eruptionen durchaus variieren können, doch die letzte Eruption startete beim Erreichen des gleichen Bodenhebungsniveaus wie die vorangegangene. Das war bei den vorherigen Episoden aber nicht immer der Fall: Die Bandbreite der Triggerpunkte des Bodenhebungsniveaus liegt zwischen 2,5 und 9 µrad.

Die Vulkanologen weisen auf die Möglichkeit der Vog-Bildung hin, wenn sich das vulkanische Schwefeldioxid in Bodennähe verteilt. Außerdem kann wieder Peles-Haar entstehen. Hierbei handelt es sich um Fäden aus vulkanischem Glas. Splitter der Lavafäden können starke Augenreizungen und Hautirritationen auslösen. Sollten sie eingeatmet werden, drohen starke Hustenanfälle und im Extremfall Lungenentzündungen.

Campi Flegrei: Beschleunigte Bodenhebung

Schlammbecken in der Solfatara. © Marc Szeglat

Beschleunigung der Bodenhebung in den Campi Flegrei während des Erdbebenschwarms nachgewiesen

Der süditalienische Calderavulkan verrichtete in den letzten 3 Tagen „business as usual“, soll heißen, dass er die Seismizität auf das bekannte Maß der aktuellen Hebungsphase verringerte. Die Bewohner der Caldera erholen sich langsam von ihrem Schock und versuchen, ihrem Leben mit so viel Normalität wie möglich nachzugehen. Dennoch gibt es immer wieder Konferenzen und Bürgerversammlungen mit Spezialisten. So auch gestern Abend, als man sich zu einer Diskussion in Agnano traf, an der nicht nur Anwohner des westlichsten neapolitanischen Stadtteils, der an den Campi Flegrei grenzt, teilnahmen, sondern auch hohe Vertreter von Zivilschutz und Bürgermeister. Es wurde der Beschluss gefasst, dass man im Hippodrom von Agnano einen Wartebereich einrichtet, in dem besorgte Bürger sich während eines Erdbebenschwarms aufhalten können, wenn sie ihren Häusern nicht trauen und Angst haben, dass sie bei einem stärkeren Erdbeben einstürzen könnten. Natürlich sind die Wartebereiche auch dafür gedacht, dass man sich hier vor einer Evakuierung sammelt. Den Verantwortlichen wird wohl auch langsam bewusst, dass im Falle eines Vulkanausbruchs evtl. nicht wochenlang vorher Zeit bleibt, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten, und man anfangen muss, entsprechende Strukturen zu schaffen. Das Schwarmbeben letzte Woche verdeutlichte den Ernst der Lage noch einmal.

Wie im heute erschienen Wochenbulletin des INGV für den Beobachtungszeitraum 17. bis 23. Februar wurde noch einmal Bilanz gezogen, die verdeutlicht, dass es sich bei dem Schwarmbeben um ein Ereignis der Superlative handelte: Zwischen dem 15. und 19. Februar wurden 692 Erschütterungen festgestellt. 610 Beben hatten eine Magnitude größer Null. Direkt zu Beginn des Schwarms beschleunigte sich die Bodenhebung signifikant und in den ersten beiden Tagen kamen 10 mm dazu; so viel, wie sich der Boden sonst in einem Monat hebt. Das macht offensichtlich, dass die Bodenhebung Auslöser des Erdbebenschwarms war. Schaut man sich die nicht bereinigten Messwerte an, dann erkennt man, dass sich der Boden zunächst sogar um bis zu 25 mm hob, es dann aber zum Ende der Phase einen Rücksetzer der Bodenhebung gab. Ob es sich hierbei um tatsächliche Bodenbewegungen handelte oder ob es ein messtechnischer Effekt war, ist mir nicht bekannt.

Die Forscher konnten keine Veränderung im Gasausstoß feststellen, was mich eigentlich wundert, insbesondere wenn man der Theorie glauben schenken mag, dass die Bodenhebung von Fluiden, also Gas und wässrigen Lösungen, hervorgerufen wurde, die ins Hydrothermalsystem eindrangen.

Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 97 Grad und damit oberhalb des Kondensationspunktes von 95 Grad.

Liest man in der Lokalpresse die Statements verschiedener Forscher zu den Vorgängen in den Campi Flegrei, dann merkt man, wie wenig die Prozesse des vermeintlichen Bradyseismos verstanden sind und wie komplex sie sein können. Was ich erstaunlich finde, ist die immer wieder betonte Aussage, dass es seit Jahrhunderten ein ewiges Auf und Ab des Bodens gibt, was immer wieder mit Perioden erhöhter seismischer Aktivität einherging. Laut Geophysiker Giuseppe De Natale traten die als Bradyseismos bekannten Phasen aber nur einige Jahrzehnte vor und nach den letzten beiden Eruptionen auf. Genauso beruft man sich immer auf die Tatsache, dass sich vor der Monte-Nuovo-Eruption der Boden innerhalb weniger Monate um bis zu 17 Meter gehoben haben soll, bevor es zum Ausbruch kam. Zwar ist es schön und gut, wenn man bestimmte Muster in den Vorgängen der Natur erkennt, doch niemand sagt, dass sie sich immer wieder exakt so wiederholen müssen. Um das festzustellen, braucht man in Pozzuoli nicht weit zu schauen, denn ein Blick auf den Ätna zeigt, dass das mit der Mustererkennung unter Umständen Schall und Rauch sein kann.

Nevado del Ruiz: Aschewolke in 7600 m Höhe

Aschewolke vom Nevado del Ruiz in 7600 m Höhe driftet in südwestlicher Richtung

Der kolumbianische Vulkan Nevado del Ruiz eruptierte heute um Nullachthunderteinundzwanzig Zulu-Zeit eine explosiv geförderte Aschewolke, die laut Angaben vom VAAC Washington bis auf eine Höhe von 7600 m aufstieg und vom Wind in südwestlicher Richtung verweht wurde. Die Asche breitete sich vergleichsweise großflächig aus und sorgte für Ascheniederschlag in Windrichtung.

Während die Aktivität an vielen Vulkanen Mittel- und Südamerikas in den letzten Wochen nachgelassen hat, könnte sich die Tätigkeit des Nevado del Ruiz weiter langsam verstärken. Im letzten Wochenbericht des SGC für den Beobachtungszeitraum 4. bis 10. Februar 2025 heißt es, dass die vulkanische Aktivität am Nevado del Ruiz anhielt. Seismische Daten zeigten eine Zunahme der durch Fluidbewegungen verursachten Ereignisse in Anzahl und Intensität. Augenzeugenberichte und Webcam-Aufnahmen bestätigten, dass einige dieser Ereignisse mit Ascheausstößen einhergingen, die auch glühende Tephrabrocken förderten.

Gas- und Aschewolken stiegen bis zu 1,5 km über den Gipfel auf und drifteten in verschiedene Richtungen. Vom 9. bis 10. Februar erreichten sie Höhen von bis zu 2 km. Die vulkanotektonische seismische Aktivität aufgrund von Gesteinsbrüchen blieb konstant, zeigte jedoch eine Magnitudenzunahme. Erdbeben traten im Umkreis von 13 km auf. Zwei der Beben mit Magnituden im Zweierbereich waren am 6. Februar spürbar.

Satellitendaten identifizierten thermische Anomalien im Kraterbereich sowie anhaltend hohe Schwefeldioxid-Emissionen.

Das SGC belässt die Alarmstufe auf Gelb. Die Bevölkerung wurde weiterhin gewarnt, Sperrzonen zu meiden, sich nicht längere Zeit auf der Straße Murillo-Cerro Gualí aufzuhalten und Drainagesysteme in Hochrisikogebieten zu meiden, denn hier droht insbesondere die Gefahr von Laharen und Schuttlawinenabgängen.

Der Nevado del Ruiz befindet sich seit 2014 in Eruption. Die Tätigkeit pausierte zwischendurch für mehrere Monate, weshalb man bis jetzt 3 Eruptionsphasen unterscheidet.

Am 13. November 1985 ereignete sich am Nevado del Ruiz in Kolumbien eine der verheerendsten Vulkankatastrophen des 20. Jahrhunderts. Eine explosive Eruption löste massive Schlammlawinen (Lahare) aus, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h die umliegenden Täler hinabstürzten und die 50 Kilometer entfernte Stadt Armero verschütteten. Etwa 23.000 Menschen kamen ums Leben.