Campi Flegrei: Droht die Endzeit?

Katastrophenszenario Campi Flegrei – Sensationsmedien schüren Ängste

Geht man dieser Tage online, wird man als Vulkanophlier mit einer Flut schlecht recherchierter Artikel zum Vulkanismus überschwemmt. Spätestens seit der letzten größeren Erdbebensequenz der Campi Flegrei und der Gangintrusion auf der isländischen Reykjaneshalbinsel scheint an unserem Lieblingsthema großes Interesse zu herrschen, und Autoren und KI-Bots kreieren ein Artikelremake nach dem anderen und schüren so unbegründete Ängste vor einem möglichen Supervulkanausbruch. Offenbar interessiert nur noch Clickbait. Journalismus tritt in den Hintergrund. In keinem der Artikel ist zu lesen, dass sich die Situation unter der Campi Flegrei oder auf Reykjanes zumindest temporär etwas entspannt hat. Im Gegenteil: gestern liefen Artikel durch die Online-Medienwelt, nach denen in Italien „geheime Dokumente geleakt“ wurden. Diese vermeintlichen Leaks sollen auf einer Konferenz der Nationalen Kommission für große Risiken durchgesickert sein und wurden von der italienischen Zeitung Corriere del Mezzogiorno veröffentlicht. Demnach heißt es in dem Sitzungsprotokoll sinngemäß, dass Bodenhebung und die daraus resultierenden Erdbeben sehr wahrscheinlich durch Magma verursacht werden, das von einem Magmenkörper in 7-8 km Tiefe in ein flacher gelegenes Reservoire in 4-5 km Tiefe aufgestiegen sei. Dieses Magma würde nun durchzubrechen drohen. Diese Erkenntnis basiert u.a. auf drei Forschungsarbeiten aus den Jahren 2013, 2017 und 2023. Dabei beziehen sich die beiden erstgenannten Studien auf Ereignisse der Hebungsphase in den 1980er-Jahren.

Weiterhin postulierte eine neue Studie, die am 9. Juni 2023 auf nature.com veröffentlicht wurde, dass es Hinweise gäbe, dass sich die Verformungsart des Untergrundes ändere. Es sei ein Punkt erreicht, an dem die Gesteine des Untergrunds nicht mehr elastisch verformbar reagierten. Durch ansteigenden Druck von unten kommt es dadurch vermehrt zu Gesteinsbruch. Dadurch wächst die Gefahr, dass die Gesteinsschichten brechen, die den vermeintlichen Magmenkörper in 4 bis 5 km Tiefe abdichteten und Magma am weiteren Aufstieg hinderten. In erster Linie sahen die Studienautoren eine steigende Gefahr in Bezug auf phreatische Explosionen. Von einem Supervulkanausbruch ist hier nicht die Rede gewesen. Doch daraus hat wohl jemand in der Kommission die Gewissheit gemacht, dass es bald sehr wahrscheinlich zu einem Vulkanausbruch kommen würde.

Prinzipiell werden hydrothermale Manifestationen immer von einem Magmenkörper angefeuert und es ist klar, dass es sich bei Campi Flegrei um einen aktiven Vulkan handelt, der jederzeit wieder eruptieren kann. Dass so eine Eruption ein Supervulkanausbruch mit globalen Folgen sein wird, wie man es in den Medien gerne darstellt, dafür gibt es bis jetzt keine Anhaltspunkte. Klar ist aber auch, dass bereits eine normal große Eruption ein Problem für das betroffene Ballungsgebiet darstellen würde.

Aber was macht Campi Flegrei in diesen Tagen? Blickt man auf die Shakemap, sieht man, dass es in den letzten Tagen wieder zu einem Schwarmbeben kam. Auch danach gab es wieder täglich einige Erdbeben. Wir sind aber weit von der Hochphase im Oktober entfernt. Dem neuen INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 20.–26. November zufolge, wurden 40 schwache Erdbeben registriert. Die Hebungsrate des Bodens lag bei 4 mm im Monat und damit weiter deutlich unter den Spitzenwerten im Oktober. Die restlichen geophysikalischen Parameter zeigten sich unverändert.

Zusammenfassen lässt sich sagen: Ja, es besteht ein gewisses Ausbruchsrisiko am Golf von Pozzuoli. Langfristig ist es sogar wahrscheinlich, dass es wieder zu einer Eruption kommen wird. Wann es soweit ist und wie groß der Ausbruch sein wird ist ungewiss. Die Wahrscheinlichkeit für eine Supervulkaneruption ist gering.

Weiterführende Links: Ich habe über zwei der hier erwähnten Forschungsarbeiten berichtet gehabt. Von den Berichten aus sind die Arbeiten verlinkt.

Anak Krakatau mit Aktivitätssteigerung am 28.11.23

Vulkan Anak Krakatau steigerte Aktivität in signifikantem Ausmaß

Am Sonntag begannen sporadische Eruptionen am indonesischen Inselvulkan Anak Krakatau. Die Aktivität steigerte sich gestern signifikant, als das VSI gut 55 Explosionen registrierte. Heute scheint es auf ähnlichem Niveau weiter zu gehen. Es handelt sich um die stärkste Ausbruchsphase in diesem Jahr. Es werden auch zahlreiche Tremorphasen detektiert, so dass man davon ausgehen kann, dass sich im Untergrund einiges am Magma bewegt, was raus will. Leider werden vom VSI/Magma keine Daten zu geophysikalischen Messwerten veröffentlicht, die über seismische Ereignisse hinaus gehen, von daher wissen wir nicht, wie es um eine etwaige Inflation bestellt ist.

Was wir allerdings wissen, ist, das die Asche bis auf einer Höhe von 2100 m aufsteigt und vom Wind in Richtung Nordosten verfrachtet wird. Diese Daten stammen vom VAAC. Das VSI meldet Aschewolken, die bis zu 1500 m über Gipfelhöhe aufsteigen.

In Indonesien ist nicht nur Anak Krakatau munter, sondern auch der Lewotolok auf Lembata. Dieser Vulkan durchlebte dieses Jahr bereits mehrere eruptive Phasen und ist seit mehr als 3 Monaten daueraktiv. Heute gab es offenbar eine etwas stärkere Eruption als sonst, denn die indonesischen Vulkanologen berichten explizit über eine Explosion. Sie ließ die Asche bis zu 600 m über Kraterhöhe aufsteigen. Auf einem Webcamfoto sieht man, dass auch etwas rotglühende Tephra gefördert wurde, die auf der Außenseite des Vulkans landete. Die Seismometer fingen ein seismisches Signal mit 42 Sekunden Dauer und 34,5 mm Amplitude auf. Von dieser einen hervorgehobenen Eruption abgesehen, registrierte man gestern 47 Eruptionssignale, 154 starke Entgasungen und mehr als 20 Phasen nicht-harmonischen Tremors.

Neben diesen beiden Vulkanen erzeugten heute auch noch Semeru, Ibu und Dukono Aschewolken. Doch der Anak Krakatau bleibt der aktivste Vulkan des Archipels. Zugleich ist es der Vulkan mit der belebtesten Geschichte des Landes, denn über die Katastrophe von 1883 hat praktisch schon jederm mal etwas gehört.

Papua Neuguinea: Starkes Erdbeben nahe Vulkaninsel

Erdbeben Mw 6,5 erschüttert PNG – Vulkaninsel Kadovar liegt in der Nähe

Datum 27.11.2023 | Zeit: 21:46:44 UTC | Lokation:  -3.603 ; 144.018  | Tiefe: 10 km | Mw 6,5

Gestern Abend manifestierte sich vor der Nordküste von Papua Neuguinea ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,5. Das Hypozentrum lag in nur 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 43 km östlich des Ortes Wewak lokalisiert. Der Ort ist dem langjährigen Vnet-Leser vielleicht noch im Gedächtnis geblieben, als ich 2018 regelmäßig über die Aktivität des Vulkans Kadovar berichtet habe. Das Epizentrum des Erdbebens liegt ca. auf halber Strecke zwischen Wewak und dem Inselvulkan. Früher im Jahr gab es vom Kadovar Ascheemissionen, und es könnte sein, dass er geladen ist und auf das Erdbeben reagieren wird. Noch einmal etwa 100 km östlich liegt der Inselvulkan Manam, der ebenfalls auf den Erdstoß reagieren könnte.

Wie ich schon öfter schrieb (sorry, die Texte brauchen eine gewisse Mindestlänge), ist das tektonische Setting der Region sehr komplex, doch will man die Komplexität herunterbrechen, dann wird das tektonische Geschehen im Wesentlichen durch die Subduktion der Pazifikplatte unter den australischen Kontinent verursacht, was letztendlich Ursache für Erdbeben und Vulkanismus der Region ist. Doch der Teufel steckt oft im Detail: Während die meisten größeren Inseln auf der Australischen Platte liegen, bildet die Pazifische Platte nicht direkt eine Subduktionszone mit Australien, denn zwischen den beiden großen Platten sind viele Mikroplatten geraten, die wiederum ihre eigenen Störungszonen und Plattengrenzen haben. Nicht alle von ihnen sind konvergent, denn es gibt auch divergente Störungszonen.

Das Erdbeben stand mit der Störungszone bzw. Plattengrenze zwischen der südlichen und nördlichen Bismarckplatte im Zusammenhang. Sie beschreibt eine Zick-Zack-Linie mit divergenten Elementen, die durch Transformstörungen miteinander verbunden sind. Westlich von Wewak geht sie in die Wewak-Trench über. Eine weitere große Störungszone befindet sich hinter der Küste von Papua. Hierbei handelt es sich um die Grenze zwischen den beiden Bismarckplatten mit der südlich gelegenen Woodlark-Platte, die bereits einen Teil der Hauptinsel Papua Neuguineas bildet. Auch an dieser Störungszone gibt es häufig Erdbeben.

Island: Mehr Tätigkeiten in Grindavik erlaubt

Trotz anhaltender Bodenhebung längere Aufenthalte in Grindavik erlaubt

Heute Nacht gab fast 100 weitere Erschütterungen entlang des magmatischen Gangs auf Reykjanes. An vielen GPS-Messstationen wird weitere Bodenhebung angezeigt, wenn auch mit verringerter Geschwindigkeit. Unter Svartsengi hebt sich der Boden aktuell mit einer Rate von 1 cm. Westlich von Grindvik sind es gut 1,5 cm Bodenhebung seit der letzten Messung gewesen. Gegenüber den Höchstwerten ist es heute ein deutlich niedriger Wert, generell ist er aber noch vergleichsweise hoch.

Inzwischen überdenken die IMO-Wissenschaftler ihre vorherigen Annahmen, dass das Magma im Gang bereits zum größten Teil erstarrt ist. In einem Bericht hieß es gestern, dass der Gang stellenweise doch deutlich breiter als die postulierten 2 Meter ist. Demnach könnte es doch mehrere Monate dauern, bis die Schmelze im Gang erstarrt und nicht mehr eruptionsfähig ist.

Mit einer Eruption direkt in Grindavik rechnet man vor Ort offenbar nicht mehr. Die Zugangsbestimmungen wurden gelockert und die evakuierten Bewohner der Stadt dürfen tagsüber in ihre Häuser zurückkehren. Es wird auch diskutiert, bald wieder die Arbeit am Fischereihafen aufzunehmen und auch andere berufliche Tätigkeiten zu zulassen. Bald heißt hier, dass schon in der nächsten Woche die Verarbeitung von Fischereiprodukten beginnen soll.

Unklar ist es hingegen, wann die Bewohner endgültig nach Grindavik zurückkehren dürfen, um hier wieder ihr gewohntes Leben aufzunehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Weile braucht, bis man sich dort wieder wohl fühlt. Das Damoklesschwert neuer Intrusionen und Riftbildung wird über ihnen schweben bleiben, bis die aktuelle Aktivitätsphase auf Reykjanes wieder vorbei ist. Doch diese hat offensichtlich gerade erst begonnen und könnte Jahrzehnte anhalten. Unruhige Zeiten für die Grindavikings.

Offen ist übrigens auch, wann das Thermalbad Blaue Lagune wieder öffnen wird. Es liegt im Bereich der höchsten Bodenhebung und sollte normalerweise nicht so schnell wieder öffnen. Doch was ist heute schon normal?

Übrigens, bei Vatnafjöll manifestierte sich ein Erdbeben Md 3,5.

Schneechaos in vielen Teilen Deutschlands am 28.11.23

Wintereinbruch mit Schneefällen sorgt für Chaos – Kinder mussten in Schulen übernachten

Bereits in der letzten Woche zeigte ein amerikanische Wettermodell der NOAA einen harten Wintereinbruch in Deutschland voraus, und offenbar haben sie recht behalten: Bereits gestern schneite es in einigen Teilen Deutschlands stark und besonders in Höhenlagen sammelte sich in kurzer Zeit viel Schnee. Im hessischen Wiesbaden mussten Kinder sogar in ihren Schulen übernachten, da aufgrund des herrschenden Verkehrschaos die Schulbusse nicht kamen. Straßensperrungen und Behinderungen im Bahnverkehr wurden gemeldet, und an einigen Orten fiel der Strom aus.

Die Situation spitzte sich besonders im Rheingau-Taunus-Kreis zu, wo umstürzende Bäume Autofahrer festsetzten. Etwa 100 Menschen mussten nahe Eltville aus ihren Autos gerettet werden. Der Landrat des Kreises appellierte dringend an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben und warnte vor akuter Lebensgefahr im Wald durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste.

Die Schneefälle verstärkten sich heute Nacht, mit der Folge, dass regional der Verkehr zusammengebrochen ist. Auf spiegelglatten Straßen ereigneten sich zahlreiche Unfälle. Mindestens zwei Menschen kamen bis jetzt ums Leben kamen.

Im Landkreis Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) verstarb ein 71-jähriger Mann bei einem Frontalzusammenstoß auf schneeglatter Straße, während eine 54-jährige Autofahrerin bei Denzerheide (Rheinland-Pfalz) bei einem Glatteisunfall ums Leben kam. Die Schneefälle und glatten Straßen verursachten auch viele Unfälle mit Leichtverletzten und Sachschäden in Hessen.

Während im Norden und Nordrhein-Westfalen keine größeren Glätteunfälle gemeldet wurden, gab es in Baden-Württemberg und Thüringen einige Beeinträchtigungen aufgrund von Schnee und Glätte.

Die Meteorologen prognostizieren weiterhin Schnee und Glätte in den kommenden Tagen mit kalten Temperaturen und frostigen Nächten. Es empfiehlt sich, dass man sich dieses Jahr auf einen strengen Winter mit viel Schnee einstellt. Auch wenn Langfristprognosen sehr ungenau sind, sollte man beachten, dass wir dieses Jahr generell ein sehr regenreiches Jahr hatten, das möglicherweise unter Beeinflussung des Hunga-Tonga-Ausbruchs steht.

Übrigens sagten letzte Woche die Wettermodelle des Deutschen Wetterdienstes noch einen eher milden Winter für Deutschland voraus. Einen Kälteausbruch sollte es erst spät geben.

Der Winter kam nicht nur zu uns nach Deutschland, auch östliche Nachbarländer sind stark betroffen. In der Ukraine und Russland kam es durch die Schneemassen zu massiven Stromausfällen, von denen 2 Millionen Menschen betroffen sind.

Unwetter im Mittelmeerraum am 27.11.23

Unwetter in der Türkei und in Griechenland richten Schäden an – Frachter sinkt in der Ägäis

Gut eine Woche nach einem starken Sturm mit Unwettern, die im Schwarzen Meer zwei Schiffe versenten, wurde die Türkei erneut von starken Unwettern getroffen. Und auch ein Schiff versank wieder im Strum, diesmal im Mittelmeer.

Der Sturm kam bereits gestern am frühen Morgen auf und manifestierte sich zuerst in Istanbul. Videoaufnahmen zeigen eine schnell rotierende Superzelle, die kurz davor war, einen Tornado zu bilden. Aber auch ohne Bodenkontakt eines Rüssels mit dem Boden war der Wind stark genug, um Gebäudedächer fortzureißen. Darunter befand sich das Dach einer Halle in Kağıthane. Aber auch im Istanbuler Stadtteil Silivri kam es zu starken Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens. Strand und Promenade wurden von hohen Wellen überspült, Bäume entwurzelt und Keller überflutet.

In der westlichen Provinz İzmir kam es zu Überschwemmungen, bei denen das Meer den Bürgersteig überflutete. Polizei rettete Bürger, die im überschwemmten Meer gestrandet waren.

Im südlich gelegenen Antalya und im Touristenort Side verstärkte sich über Nacht der Regen, der Kanäle überschwemmte und Fahrzeuge auf den Straßen stranden ließ. Im Hafen von Side sanken zwei Boote. Der Sturm führte auch zu umgestürzten Bäumen, die auf Autos fielen und Straßen blockierten, wodurch viele Fahrzeuge beschädigt wurden.

Weiter östlich, genauer in der griechischen Ägäis wütete der Sturm so stark, dass ein Frachter in der Nähe von Lesbos havarierte und sank. An Bord befanden sich 12 Seeleute, von denen einer lebend gerettet wurde und ein weiterer tot geborgen werden konnte. Die restlichen 10 Seeleute gelten als vermisst. Ihre Überlebenschancen sind gering. Dieses Jahr scheinen mir ungewöhnlich viele Schiffe in Stürmen zu sinken. Offenbar hat die Anzahl starker Stürme deutlich zugenommen. Ein weiterer Grund könnte darin begründet sein, dass immer mehr Reder in finanzielle Schwierigkeiten geraten und ihre Schiffe vergammeln lassen.

Von den Unwettern waren auch Rumänien, Bulgarien und die Republik Moldau betroffen gewesen. Hier kam es zu extrem starken Schneefällen. In mehr als 1000 Ortschaften fiel der Strom aus. Mehr als 250.000 Menschen waren davon betroffen, unter anderem auch die bulgarische Hauptstadt Sofia. Im Nordosten Bulgariens wurde der Notstand ausgerufen. Ein obdachloser Mann erfror in der Kälte.

Einige Wettermodelle sagen auch für Deutschland starke Schneefälle voraus und sogar im Flachland könnte es schneien. Generell könnte es aufgrund der extremen Niederschläge in diesem Jahr ein schneereicher Winter werden.

Island: Schwarmbeben am Dyke – Meldung vom 27.11.23

Neuer Erdbebenschwarm auf Reykjanes während der Nacht – Boden bei Svartsengi hebt sich wieder schneller

Heute Nacht gab es einen Erdbebenschwarm im zentralen Bereich des magmatischen Gangs, der sich am 10, November auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bildete. Der Schwarm dauerte etwas mehr als eine Stunde. Seit Mitternacht wurden rund 300 Erdbeben registriert. Das größte Erdbeben ereignete sich in Sundhnjúkur und hatte eine Magnitude von 3,0. Gestern wurden rund 700 schwache Erdbeben in der Nähe der Intrusion registriert. Das ist deutlich weniger als zur Hochphase der seismischen Aktivität im Zusammenhang mit der Intrusion, doch es sind immer noch sehr viele Erdbeben, die ohne die Hochphase für sich genommen schon Besorgnis erregt hätten. Aktuell hinterlassen sie bei den Vulkanspottern den schalen Nachgeschmack der Enttäuschung, bei den Anwohnern der betroffenen Gegend hingegen einen Lichtblick, dass eine große Eruption ausbleibt. Auch wenn das Risiko einer großen Eruption deutlich gesunken ist, bleibt ein Risiko für eine Eruption im Stil des Fagradalsfjall weiterhin hoch. Die geophysikalischen Parameter liefern zudem immer nur eine Momentaufnahme. Es ist absolut unabsehbar, wie die weitere Entwicklung in der Tiefe aussehen wird. Der Magmenzustrom hatte sich zuletzt zwar deutlich reduziert, könnte aber genauso schnell wieder steigen. Tatsächlich kommen gerade neue GPS-Messwerte herein, die einen Anstieg der Bodenhebung anzeigen. Am stärksten hebt sich der Boden bei Svartsengi: Dort liegt die Hebungsrate nun bei 20 mm am Tag, was darauf hindeutet, dass der Erdbebenschwarm von einem neuen Schub aufsteigendem Magma verursacht wurde.

Auf Reykjanes gab es weitere Erdbeben, aber nicht nur in dem oben beschriebenen Bereich, sondern auch weiter nordöstlich in der Gegen von Keilir. Dort endete der magmatische Gang, der die erste Fagradalsfjall-Eruption wenigstens während ihrer Anfangsphase mit Schmelze versorgte. Übrigens brach damals der Vulkan auch nicht direkt nach der Dykeintrusion aus, sondern erst Wochen später.

Vulkan Ruapehu am 27.11.23

Vulkan Ruapehu heizt auf – Erdbeben und Änderung der Wasserfarbe

Auf der neuseeländischen Nordinsel steht der Ruapehu wieder einmal im Fokus der Wissenschaftler von GeoNet. Bereits Mitte Oktober begann ein neuer Aufheizungszyklus und im Kratersee Te Wai ā-moe wurde eine allmähliche Temperatursteigerung registriert, obwohl es zuvor viel geregnet hatte, was die Wassertemperatur zunächst absinken ließ: Frühere Muster zeigen vorübergehende Temperatursenkungen aufgrund von Schneeschmelze und starken Regenfällen, die jedoch keinen langfristigen Trend beeinflussen. Derzeit bleibt der Wärmefluss im See gering.

Die Änderung der Seefarbe deutet auf eine geringere Beeinträchtigung des Gasflusses durch Sedimente hin. Niedrige Gaswerte und langsam steigende Seetemperaturen könnten auf teilweise offene Schlote am Seeboden hindeuten. Ein neu installiertes Gasscangerät maß an den meisten Tagen niedrige bis mäßige SO2-Gasemissionen.

Während eines Beobachtungsflugs am 22. November stellten die Geowissenschaftler eine Veränderung der Seefarbe von Grau zu Blaugrün fest. Es gab keine erhöhten Aktivitäten, die sich etwa in Wasserturbulenzen niedergeschlagen hätten, aber es wurden auf der Oberfläche treibende Schwefelflecken gesichtet. Außerdem lief der See über.

Im Jahresverlauf war die vulkanisch bedingte Seismizität unter dem Vulkan vergleichsweise schwach, doch in den letzten Wochen zog die Erdbebentätigkeit leicht an. Die Erdbeben könnten tektonisch bedingt sein und mit Verwerfungen zusammenhängen oder von einer möglichen Magma-Injektion verursacht werden, was die Möglichkeit eines Ausbruchs erhöhen könnte. Die genaue Ursache der Erdbeben bleibt jedoch unklar.

Die Gesamtüberwachung zeigt geringe vulkanische Aktivitäten, weshalb die Vulkanalarmstufe auf Stufe 1 bleibt.

Die Vulkanalarmstufe 1 weist auf Gefahren wie Dampfausstoß, vulkanisches Gas, Erdbeben, Erdrutsche und hydrothermale Aktivitäten hin. Auch wenn sie hauptsächlich mit Umweltgefahren in Verbindung gebracht wird, besteht das Risiko eines Ausbruchs ohne oder mit geringer Vorwarnung.

Mit einer Höhe von 2.797 Metern ist der Mount Ruapehu der höchste Vulkan in Neuseeland. Zugleich ist er einer der aktivsten Vulkane des Archipels. Das Bild stammt aus dem Archiv.

Anak Krakatau ist am 26.11.23 ausgebrochen

Bekannter Inselvulkan in Indonesien Ausgebrochen – Erdbebenaktivität war zuvor erhöht

Im indonesischen Sunda-Strait, der Meerenge zwischen den Inseln Sumatra und Java, ist der Inselvulkan Anak Krakatau ausgebrochen. Eine erste Eruption gab es um 12:46 WIB als eine Aschewolke 600 m über Kraterhöhe aufstieg. Es folgten drei weitere Ausbrüche. Beim bisher letzten Ereignis stieg die Vulkanasche dann bereits 1000 m über Kraterhöhe auf. Laut dem VAAC Darwin erreichte die Vulkanasche eine Höhe von 1800 m über dem Meeresspiegel und driftete in Richtung Nordwesten. Bilder zeigen, dass auch rotglühende Tephra ausgestoßen wurde.

Die letzte Explosion erzeugte ein seismisches Signal von 45 Sekunden Dauer und hatte eine Maximal-Amplitude von 78 mm. Vor dem Ausbruch war die Seismizität wochenlang leicht erhöht. In der ersten Novemberwoche erreichte sie einen Peak mit fast 140 vulkanisch bedingten Erdbeben an einem Tag. Die Eruptionen kamen also nicht völlig überraschend.

Größere Mengen Wasser scheinen bei den Explosionen nicht mehr im Spiel zu sein, da sich der Krater nach dem Kollaps im Jahr 2018 wieder oberhalb des Meeresspiegels befindet und geschlossen ist.

Dafür macht aktuell noch ein anderer Inselvulkan von sich Reden: Dieser liegt in japanischen Hoheitsgewässern vor der Küste der Insel Iwo Jima (Ioto) und erlebte seinen Geburtstag erst Ende Oktober. Seitdem baute sich eine 450 x 200 m messende Insel auf, von der man noch nicht mit Sicherheit sagen kann, dass sie sich auf Dauer etablieren wird. Doch wenn die Eruptionen anhalten und die Insel weiter wächst, liegt es im Bereich des Möglichen.

Generell ist die Geburt einer neuen Vulkaninsel ein langjähriger Prozess, der nicht ohne starke Geburtswehen abläuft. Oft braucht es mehrere Zyklen aus Schöpfung und Zerstörung, aus Geburt und Niedergang, bis neues Land entstanden ist. Wobei man sich die Fragen stellen muss, wie lange „auf Dauer“ bedeutet. Auch auf Anak Kraktau gibt es keinen Garant dafür, dass sich die Insel über lange Zeiträume hinweg über der Wasserlinie halten kann. Beim Flankenkollaps von 2018 büßte die Insel zwei Drittel ihrer Gesamthöhe ein. Sogar der Teil mit dem Gipfelkrater verschwand bis kurz unter die Wasseroberfläche. Doch nun gibt der junge Inselvulkan sein Bestes, um wieder zu wachsen.