Island: Schwarmbeben bei Reykjanestá am 12.03.25

Erdbebenschwarm nahe Leuchtturm von Reykjanestá auf Island – Über 100 Beben detektiert

Heute Nachmittag manifestierte sich im Bereich der Südwestspitze von Reykjanes, genauer in der Nähe des Leuchtturms von Reykjanestá ein Erdbebenschwarm. Laut IMO wurden ca. 100 Erdbeben registriert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 3,4 und lag onshore. Das Hypozentrum befand sich in nur 3600 m Tiefe. Zwei weitere Erschütterungen hatten Magnituden im Dreierbereich. Diese beiden Bebe lagen offshore, kurz vor der Küste.

Die Erdbeben waren in Grindavík zu spüren gewesen. Vergleichbare Erdbebenschwäre haben wir hier in den letzten Jahren öfters gesehen und dürften mit den Vorgängen bei Svartsengi in Verbindung stehen: Durch die Bodenhebungen dort entstehen Spannungen, die sich im größeren Umfeld verteilen und an Störungszonen Erdbeben auslösen. Natürlich lässt es sich auch nicht ganz ausschließen, dass die Beben durch Fluidbewegungen verursacht werden. Eine eigenständige Bodenhebung wurde in dem Areal bis jetzt aber nicht detektiert, obgleich sich auf Interferogrammen bis hierhin die Bodenhebung von Svartsengi auswirkt.

Im Dezember 2024 ereignete sich vor der Südwestspitze von Reykjanes ein ähnlich starker Erdbebenschwarm. Der Schwerpunkt lag damals in der Nähe von Eldey, etwa 10 km südwestlich von Reykjanestá. Auch im August 2024 und September 2023 kam es bei Reykjanestá zu Erdbebenschwärmen. Oft begann sich hier die Seismizität kurz vor (Stunden bis wenige Tage) dem Einsetzen der Eruptionen bei Sundhnúkur zu steigern. Dort gab es heute 5 Erschütterungen, also einige weniger als gestern.

Erdbeben M 3,5 unter Bardarbunga

Das war aber nicht alles an Erdbeben, mit denen Island heute aufwartete: Gestern eingeschlossen gab es unter der ganzen Insel 236 Erschütterungen. 32 Beben manifestierten sich im Bereich des Vatnajökulls und insbesondere unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga. Das stärkste Beben hier brachte es auf Mb 3,5. An der GNSS-Messstation DYNC wird seit August ein kontinuierlich anhaltender horizontaler Versatz von mittlerweile 20 mm in nördlicher Richtung detektiert. Zunächst ging eine Bodenhebung mit dieser nordwärtsgerichteten Bodenbewegung einher, die zuletzt aber stagnierte.

Nevado del Ruiz: Zunahme der eruptiven Aktivität

Ascheeruptionen und Erdbeben am Nevado del Ruiz

Der kolumbianische Vulkan Nevado del Ruiz eruptiert heute Vulkanasche, die bis auf 6400 m Höhe aufsteigt. Gestern kamen die Aschewolken noch einmal 900 m höher, so dass das VAAC Washington VONA-Meldungen herausbrachte, nach denen die Asche in 7300 m Höhe detektiert wurde. Die Asche driftete in Richtung Nordwesten und regnete in Vulkannähe ab.
Die Ascheeruptionen werden als pulsierend beschrieben und erfolgen nicht still, sondern gehen mit einer gesteigerten Seismizität einher: Wie die Vulkanologen vom SVC berichten, nahm die Anzahl vulkanotektonischer Beben zu, aber die freigesetzte Energie war im Beobachtungszeitraum zwischen dem 4. und 11. März 2025 rückläufig.

Die Seismizität konzentrierte sich vor allem auf den Arenas-Krater in Tiefen von weniger als 2 km unterhalb des Gipfels sowie auf die nordöstliche Flanke in Tiefen zwischen 2 und 6 km. Vereinzelt wurden auch Erdbeben an den Ost-, Südost- und Südwestflanken des Vulkans registriert. Es traten auch schwache Erschütterungen auf, die mit dem Lavadom am Boden des Kraters in Verbindung gebracht werden.

Zudem wurden Temperaturveränderungen der eruptierten Tephra beobachtet. Besonders auffällig war eine pulsierende Emission von Gasen und Asche, die gestern um 1:00 Uhr ausgestoßen wurde: Sie ging mit der höchsten Temperaturveränderung der Woche und einem der drei höchsten Messwerte des Jahres einher. Zudem wurde durch die Kameras eine damit verbundene Weißglut registriert.

Die Menge der in die Atmosphäre freigesetzten Gase über dem Arenas-Krater war variabel. Die satellitengestützte Überwachung zeigte weiterhin signifikante SO₂-Emissionen. Die Höhe der Dampfwolke betrug meistens weniger als900 m über Kraterhöhe, mit einem Maximum von 1100 m. Die Ausbreitungsrichtung der Emissionen zeigte während des Beobachtungszeitraums eine vorherrschende Tendenz in westliche Richtungen.

Satellitenüberwachungen registrierten einige thermische Anomalien mit niedriger bis moderater Wärmestrahlung. Besonders bemerkenswert war eine moderate thermische Anomalie am 11. März, die in dieser Intensität zuletzt am 23. Januar dieses Jahres beobachtet wurde. Sie hatte laut MIROVA eine Leistung von 23 MW.

Der Nevado del Ruiz ist ein 5321 Meter hoher Stratovulkan in Kolumbien und gehört zur Anden-Vulkankette. Der Vulkan liegt etwa 129 km westlich der Hauptstadt Bogotá und nahe der Städte Manizales und Pereira. Die größte Gefahr, die vom vergletscherten Nevado del Ruiz ausgeht, sind Lahare, die ein großes Zerstörungspotenzial aufweisen können.

Azoren: Erdbeben Mw 5,3 bei São Miguel

Datum 11.03.2025 | Zeit: 08:14:36 UTC | Koordinaten: 37.511 ; -25.139 | Tiefe: 6 km | Mw 5,3

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude Mw 5,3 bei den Azoren

Es ist schon eine Weile her, dass ich etwas zu den Azoren gepostet habe, doch das hole ich jetzt nach. Grund hierfür ist ein Erdbeben, das sich gestern Morgen um 08:14:36 UTC (7:14 Uhr Lokalzeit) vor der Südostküste der Insel São Miguel ereignete. Das Epizentrum wurde vom EMSC 34 km ost-südöstlich von Vila Franca do Campo verortet. Das Hypozentrum befand sich in nur 6 Kilometern Tiefe. Es folgten zahlreiche schwächere Nachbeben, sodass ein kleiner Erdbebencluster entstand. Das stärkste Nachbeben hatte eine Magnitude von 3,4.

Der Erdstoß war auf den östlichen Azoren deutlich zu spüren, und den Erdbebendiensten liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. So schrieb ein Bebenzeuge, dass er sich im 4. Stock eines Hotels befunden hatte, als das Beben losging. Alles wackelte fürchterlich stark. Dem Berichterstatter kam das Beben vergleichsweise lange vor. Schäden wurden allerdings nicht gemeldet.

Die Anwohner der Insel wurden nicht nur durchgeschüttelt, sondern die in Geschichte Bewanderten könnten sich auch unangenehm an das verheerende Erdbeben von 1522 erinnert haben, das einen starken Erdrutsch verursachte, der die Provinzhauptstadt Vila Franca do Campo erreichte und große Zerstörungen anrichtete. Gut 3.000 der 5.000 Bewohner des Ortes fanden den Tod. Außerdem flossen Erdrutschmassen in den Ozean und lösten einen Tsunami aus, der Boote versenkte und weitere Menschenleben forderte. Es war eine der schlimmsten Naturkatastrophen, die die Azoren je trafen.

Tektonische Situation der östlichen Azoren

Tektonisch betrachtet liegen die Azoren östlich der divergenten Plattengrenze zwischen Nordamerika und Europa. Zudem wird das Archipel vom Azoren-Gibraltar-Rücken durchzogen, der in West-Ost-Richtung verläuft und mit der divergenten Naht des Mittelatlantischen Rückens eine Dreierkreuzung bildet. Der Azoren-Gibraltar-Rücken markiert dabei die Plattengrenze zwischen Afrika und Europa. Das historische Erdbeben von Vila Franca dürfte sich entlang dieser Störungszonen manifestiert haben – genauso wie die aktuellen Erdbeben.

Campi Flegrei: Signifikante Beschleunigung der Bodenhebung

Im Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Boden in den Campi Flegrei hebt sich deutlich schneller – zahlreiche Erdbeben detektiert

Zuerst die gute Nachricht: Nein, es gibt keine – zumindest nicht in Bezug auf den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Die Erdbebenaktivität bleibt deutlich höher als normal, und die Schwarmbeben klingen nicht wirklich ab. Bis heute Morgen um 8:00 Uhr wurden bereits wieder mehr als 20 Beben registriert, gestern waren es über 50 Erschütterungen. Die meisten Beben ereigneten sich im Bereich des Solfatara-Kraters. Es gab aber auch Erdbeben entlang der Störungszone, die in NW-SE-Richtung streicht und im Golf von Pozzuoli liegt. Diese Störung mündet in der Region des Monte Nuovo, jenem Kraterkegel, der bei der jüngsten Eruption der Campi Flegrei entstand. Auch dort bebte es in den letzten Tagen vermehrt.

Gestern wurde der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 03.–09. März veröffentlicht. Die Forscher des INGV detektierten in dieser Zeit 89 Erdbeben, das stärkste mit einer Magnitude von 3,2. Sie bestätigten nun auch eine deutlich höhere Bodenhebung, als sie bisher bekannt geben wollten – obwohl ich bereits in den letzten Wochen mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass die Rohdaten eine stärkere Beschleunigung der Hebegeschwindigkeit andeuteten, als offiziell kommuniziert wurde.

Und das ist die eigentlich schlechte Nachricht: Die Hebungsrate liegt nun bei 30 mm pro Monat, was wohl den Spitzenwert der aktuellen Hebungsphase darstellt. Sie begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich in mehreren Phasen. Insgesamt hob sich der Boden seitdem um gut 142 cm. Wenn man etwas Positives finden will, dann vielleicht das: Während der Hebungsphase Anfang der 1980er Jahre hob sich der Boden zeitweise noch schneller. Innerhalb von zwei Jahren kamen damals 180 cm Bodenhebung zusammen. Anschließend senkte sich der Boden um ca. 90 cm ab, bis die aktuelle Hebungsphase begann – eine der längsten in der jüngeren Vergangenheit. Netto blieben also 90 cm übrig. Rechnet man die aktuelle Hebung von 142 cm dazu, hob sich der Boden seit 1980 insgesamt um ca. 230 cm.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die 90 Netto-Zentimeter der Hebungsphase aus den 1980er Jahren direkt auf eine Magmenintrusion zurückzuführen sind, während die restliche Hebung durch volatile Fluide verursacht wurde, die sich zunächst im Hydrothermalsystem ansammelten und sich dann während der Senkungsphase verflüchtigten.

Tatsächlich dauern die Aufladungsphasen von Aschestrom-Calderen sehr lange. Leider wissen wir vergleichsweise wenig über diese Vulkane, da es seit Beginn der modernen Vulkanbeobachtung keinen entsprechend starken Ausbruch gegeben hat. Eine gute Chance, mehr über große Calderavulkane zu erfahren, wurde jedoch vor zwei Jahren verpasst, als der Hunga-Tonga-Ha’apai ausbrach. Das Vulkaneiland lag zu abgelegen, um systematisch beobachtet zu werden. Zudem lag der Großteil des Vulkans bereits vor der Explosion unter Wasser, was die Beobachtung weiter erschwerte.

Magma der Campi Flegrei besonders explosiv

Die Magmenentstehung an Aschestrom-Calderen unterliegt anderen Prozessen als bei calderabildenden Vulkanen auf Hawaii oder Island. Während dort Magmen direkt aus dem Erdmantel aufsteigen und vergleichsweise dünnflüssig sind, entstehen Magmen explosiver Aschestrom-Calderen in erster Linie durch partielles Schmelzen von Krustengestein und anschließende fraktionierte Differentiation. Bei diesen Prozessen verändert sich das einmal entstandene Magma chemisch weiter: Einerseits wird Energie freigesetzt, die das Magma lange geschmolzen hält. Andererseits ändert sich der Chemismus, sodass Kristalle und Gas in der Schmelze entstehen – eine zunehmend explosivere Mischung.

Die langfristige Prognose für die Campi Flegrei ist nicht gut. Es mag noch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern, bis es zu einem großen Ausbruch kommt – aber aller Wahrscheinlichkeit nach wird er irgendwann eintreten. Und wenn es so weit ist, sollte sich dort kein Mensch mehr aufhalten.

Island: Steigerung der Ausbruchswahrscheinlichkeit

Erdbeben signalisieren erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit bei der Sundhúnkur-Kraterreihe auf Island

Die Lage auf der isländischen Reykjaneshalbinsel spitzte sich in den letzten Stunden zu, da es eine signifikante Zunahme der Seismizität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gab. Innerhalb der letzten 24 Stunden manifestierten sich 15 Erschütterungen im Gebiet von Svartsengi, wobei nicht alle Beben entlang der Kraterreihe lagen, sondern einige auch streuten und Grindavik erschütterten. Die Beben hatten geringe Magnituden und lagen in Tiefen von ca. 3 Kilometern und somit bereits ziemlich flach. Die Bodenhebung hält noch weiter an, eine seitliche Intrusion lässt sich aus den Werten noch nicht ableiten.

In einem RUV-Interview äußerte sich IMO-Naturgefahrenexpertin Steinunn Helgadóttir dahingehend, dass eine Eruption bevorzustehen scheint. Sie verwies auch explizit auf die Beben bei Grindavik. Es kann nicht als ausgeschlossen angesehen werden, dass sich ein magmatischer Gang in dem Bereich bilden wird. Obwohl sich vergleichsweise wenige Anwohner der Stadt auch dort aufhalten, ist sie nicht evakuiert. Einige Betriebe, besonders die Fischverarbeitung am Hafen, scheinen ihren Betrieb wieder aufgenommen zu haben. Als ich vorletzte Woche Samstag dort unterwegs war, sah ich zahlreiche Fahrzeuge dort geparkt.

Interessanterweise äußerte sich der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson erst gestern in einem VISIR-Interview dahingehend, dass er denkt, dass die Eruptionsserie bei Sundhnúkur bereits vorbei ist. Allerdings wollte er sich nicht ganz festlegen und schloss noch einen weiteren Ausbruch bei Sundhnukur nicht ganz aus. Für wahrscheinlicher hält er aber eine Verlagerung der Eruption auf eines der anderen Spaltensysteme auf Reykjanes.

Von diesen scheint mir das Krysúivik-System ein guter Kandidat zu sein. Das Schwarmbeben von gestern schwächte sich zwar ab, dennoch gibt es dort auch heute noch Erdbeben. Innerhalb der letzten 48 Stunden registrierte IMO auf Reykjanes 113 Erschütterungen. Unter ganz Island waren es 173.

IMO brachte soeben ein Update der Gefahrenlage heraus und bestätigt im Wesentlichen das oben Aufgeführte. Ergänzend wiesen die Vulkanologen darauf hin, dass es seit Beginn der Ausbruchsserie im Dezember 2023 keine größere Bodenhebung und Magmenakkumulation gab als jetzt. Daraus lässt sich ableiten, dass ein besonders starker Ausbruch droht, von dem einige Forscher annehmen, dass er eher nicht kommt. Geheimnisvolle Welt der Uneinigkeit!

Kilauea: 13. eruptive Episode hat begonnen

Lavafontäne am Kilauea steigt bis zu 200 m hoch auf. © HVO-Livestream

Neue Ausbruchs-Episode am Kilauea auf Hawaii – 13. Episode seit letzter Weihnacht

Am Kilauea auf Hawaii sieht man aktuell wieder eine sehr hohe Lavafontäne aufsteigen, die aus einem der beiden Förderschlote am Rand des Halemaʻumaʻu-Kraters gefördert wird. Die Lavafontäne begann sich gegen 02:35 Uhr Ortszeit aufzubauen und erreichte innerhalb weniger Minuten eine Höhe von ca. 150 m. Stunden zuvor, mit Einsetzen der Dämmerung, konnte man bereits rot illuminierten Dampf aufsteigen sehen: ein Anzeichen dafür, dass sich die eruptive Phase über Stunden hinweg langsam steigerte.

Im weiteren Eruptionsverlauf steigerte sich die Höhe der Lavafontäne auf gut 200 m. Die Lava flutet wieder den Kraterboden des Halemaʻumaʻu, der durch die Lavaschichten der letzten Ausbrüche immer weiter ansteigt. Somit verfüllt sich der Krater immer weiter und könnte in einigen Monaten sogar überlaufen, vorausgesetzt, die Aktivität geht weiter.

Der Ausbruch kam nicht überraschend, sondern ließ sich anhand der anhaltenden Bodenhebung prognostizieren. Die Inflation hatte die Vulkanflanke weder um 11 µrad versteilt, bevor die Eruption begann. Damit ströme in den unterirdischen Magmenkörper etwas wieder so viel Magma nach, wie bei der vorherigen Eruption an Lava ausgestoßen wurde. Genauso hat es sich bei den vorherigen Episoden verhalten. Die Erdbebentätigkeit ist hingegen vergleichsweise gering: in den letzten 3 Tagen wurden nur ca. 20 Beben pro Tag detektiert. Der Tremor begann mit den ersten Anzeichen einer neuen Eruption langsam zu steigen, hat bis dato aber nur moderate Werte angenommen.

Die Vulkanologen vom HVO sehen die eruptiven Episoden als einen Ausbruch an, der zwischendurch pausiert. Die Eruption begann am 23. Dezember 2024. Die einzelnen Episoden dauerten zwischen 9 Tagen und 13 Stunden. Die Pausen hingegen variierten zwischen 12 Tagen und weniger als 24 Stunden.

Aktuelle Gefahren am Kilauea

Die aktuelle Gefährdungslage für Anwohner des Vulkans ist vergleichsweise gering. Am größten ist die Gefahr für Atemwege und Augen, die durch vulkanische Gase und die als Peles-Haar bezeichneten Lavafäden aus vulkanischem Glas ausgeht. Letzteres genannte Phänomen kann auch Hautirritationen auslösen, wenn sich feinste Splitter des vulkanischen Glases in die Haut bohren. Man sollte tunlichst vermeiden, diese in die Augen zu kriegen.

Sakurajima mit zahlreichen Eruptionen im März

Sakurajima eruptiert frequent – Aschewolken in 3700 m Höhe detektiert

In den letzten Tagen ist der japanische Vulkan Sakurajima besonders aktiv und eruptiert frequent. Die Aschewolken lösen beim VAAC Tokio VONA-Warnungen aus, von denen in den letzten 3 Tagen 12 veröffentlicht wurden. Die jüngste Eruption heute löste nicht nur die 150. VONA-Warnung des Jahres aus, sondern förderte die Asche bis auf eine Höhe von 3700 m. Der Wind wehte die Asche zuletzt in Richtung Norden. und damit auf den Flughafen von Kagoshima zu. In den Gemeinden unterhalb der Aschewolke kommt es zu leichtem Ascheniederschlag.

Gestern veröffentlichte das JMA einen Bericht für den Beobachtungszeitraum 7. bis 10. März um 15:00 Uhr. Dort heißt es, dass die eruptive Tätigkeit des Sakurajima intensiv bleibt. Die Eruptionen gehen weiterhin vom Minamidake aus, während der Showa-dake starke Entgasungen zeigt, aber nicht eruptiert.

Im Protokollzeitraum gab es 10 Ausbrüche. Zwei der Eruptionen werden als explosiv beschrieben. Große Vulkanbomben wurden mehr als 1000 m weit geschleudert. Bei den anderen Eruptionen handelte es sich offenbar um Exhalationen von Asche-Dampf-Wolken, die aber letztendlich wohl auch von schwachen Explosionen bzw. starken Entgasungen angetrieben werden.

Besonders nach den stärkeren Explosionen war eine lang anhaltende exhalative Tätigkeit zu beobachten, die oft mehrere Stunden anhielt. In solchen Phasen kommt es für gewöhnlich am Fuß des Vulkans zu stärkerem Ascheniederschlag, der sich auch auf den Straßen ablagert und diese rutschig werden lässt. Elektronische Warntafeln weisen in solchen Fällen auf eine erhöhte Schleudergefahr hin.

Nachts sind auf sehr lichtempfindlichen Livecams rot illuminierte Dampfwolken zu sehen, ein Indiz dafür, dass der Magmapegel im Fördersystem hoch ist.

Vulkanische Erdbeben treten nur selten auf, jedoch kommt es durch die Eruptionen zu vulkanischen Erschütterungen. Am 7. März wurden 24 solcher Beben registriert. Langfristige GNSS-Messungen entlang der Basislinie der Aira-Caldera (innere Kagoshima-Bucht) zeigen in den letzten Jahren eine allmähliche unterirdische Expansion.

Tief unter der Erde des Sakurajima sammelt sich weiterhin Magma innerhalb der Aira-Caldera. Zudem bleibt die Menge des ausgestoßenen vulkanischen Gases (Schwefeldioxid) hoch. Daher wird erwartet, dass die vulkanische Aktivität anhält. Bitte beachten Sie aktuelle Warnhinweise.

Bemerkung: Die Höhenangaben zur Aschewolke wurden von 1800 m auf 3700 m korrigiert, da es eine neu VONA-Meldung gab, die im Bezug zu der beschriebenen Eruption stand.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 11. März

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Erdbeben im Randbereich der Caldera beunruhigt

In der Nacht ereignete sich ein weiteres Schwarmbeben in der italienischen Caldera Campi Flegrei. Es wurden über 40 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,0 und ein Hypozentrum in 2,4 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag im Südwesten des Solfatara-Kraters. Der Erdstoß konnte in der Caldera deutlich gespürt werden.

Schwarmbeben Campi Flegrei. Der Erdstoß am Nordwestlichen Caldera-Rand beunruhig Forscher. © INGV

Es ist aber nicht dieses Beben im Zentrum der bekannten Aktivität, das für Aufsehen sorgt, sondern ein Erdstoß, der sich bereits am 9. März im Nordwesten der Caldera ereignete. Das Epizentrum befand sich im Neubaugebiet Monterusciello, unter dem es bislang nicht bebte. In einem Interview mit Pozzuoli News 24 sprach der Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo über die Ereignisse und meinte, dass die durch die Bodenhebung entstehenden Spannungen in den Campi Flegrei mittlerweile so groß geworden sind, dass sie auch Zonen am Rand der Caldera erfassen. Die Angaben zu diesem Erdbeben sind allerdings widersprüchlich, denn auf der INGV-Shakemap wird das Beben mit Mb 1,4 angezeigt, während in dem Interview von einem Beben Mb 2,6 die Rede ist. Möglich, dass die Magnitude nachträglich korrigiert wurde und vom automatischen System zunächst schwächer eingestuft wurde. Giuseppe hält es für möglich, dass in der nun betroffenen Region Störungszonen verlaufen, die durch die wachsenden Spannungen aktiviert wurden.

Der Vulkanologe spricht zudem davon, dass die Ursache für den Bradyseismos nach wie vor unklar sei, und vermutet, dass die Bodenverformungen durch eine Ausdehnung des hydrothermalen Systems verursacht werden könnten. Warum sich das Hydrothermalsystem ausdehnt, lässt er unerwähnt. Dafür erwähnt er aber, dass der Kohlendioxid-Ausstoß auf über 5000 Tonnen am Tag anstieg und dass sich auch der Schwefelwasserstoff-Flux verfünffacht hat.

Meiner Meinung nach redet man weiterhin um den heißen Brei herum: In der Tiefe sammelt sich Magma an, was das Hydrothermalsystem befeuert, was auch ganz klar mit der Steigerung des Ausstoßes vulkanischer Gase einhergeht. Wahrscheinlich sind die gesamten bradyseismischen Prozesse der letzten 80 Jahre auf ein allmähliches Aufheizen des magmatischen Systems des großen Calderavulkans zurückzuführen. Auch wenn man bis jetzt nicht allzu viel über diese Prozesse weiß, so geht die Wissenschaft davon aus, dass sie sich über lange Zeiträume hinziehen und Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte anhalten können, bevor es zu einer Eruption kommt. Diese wird mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann einsetzen, nur wann, das kann bis jetzt niemand sagen.

Argentinien: Starkregen setzt Bahía Blanca unter Wasser

Starkregen überflutet Bahía Blanca in Argentinien – Behörden sprechen von Regen mit historischen Ausmaßen

Am Wochenende kam es in Teilen Argentiniens zu extrem starken Niederschlägen, die besonders in der Provinz Buenos Aires eine verheerende Katastrophe verursachten. Die Küstenstadt Bahía Blanca wurde überflutet, mindestens 16 Menschen kamen in den Fluten ums Leben, Hunderte wurden verletzt.

In der 350.000 Einwohner zählenden Stadt wurden 300 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen – das entspricht gut einem Viertel der durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge der Region. Infolge der sintflutartigen Regenfälle verwandelten sich Straßen in reißende Ströme, die Autos mitrissen. Keller liefen voll, und selbst das zentrale José-Penna-Krankenhaus musste evakuiert werden.

Die Schäden an der Infrastruktur sind erheblich: Brücken, Straßen sowie Strom- und Wasserleitungen wurden zerstört. Tausende Menschen stehen ohne Strom und Wasser da. Zudem mussten zahlreiche Bewohner ihre Häuser verlassen und in Notunterkünften Schutz suchen. Besonders dramatisch war die Situation im Krankenhaus, wo selbst Intensivpatienten und Neugeborene evakuiert werden mussten.

Während die Aufräumarbeiten begonnen haben und Schlamm sowie Schutt aus den Straßen beseitigt werden, bleibt die Angst vor weiteren Regenfällen bestehen.

Wissenschaftler warnen, dass Extremwetterereignisse weltweit zunehmen und durch den Klimawandel verstärkt werden.

Viele Stadtbewohner fragen sich, warum es keine besseren Warnsysteme gibt und weshalb die Infrastruktur dem Unwetter nicht standhalten konnte. Experten kritisieren seit Jahren, dass viele Städte unzureichend auf Extremwetter vorbereitet sind. Es scheint unabdingbar, mehr in den Katastrophenschutz zu investieren und Städte so umzugestalten, dass sie extremen Wettersituationen besser standhalten können. Diese Problematik betrifft nicht nur Argentinien – auch Deutschland steht vor ähnlichen Herausforderungen. Frankreich geht mit gutem Beispiel voran und hat beschlossen, das Land bis zum Ende des Jahrhunderts auf einen klimawandelbedingten Temperaturanstieg von vier Grad vorzubereiten. Es bleibt abzuwarten, ob es bei dieser Absichtserklärung bleibt oder konkrete Maßnahmen folgen.