USA: Schneechaos im Nordosten

Massive Schneefälle in der Region der Großen Seen sorgen für Verkehrschaos – Notstand ausgerufen

Im Nordosten der USA kam es zu starken Schneefällen und für Teile des Bundesstaates New York wurde der Notstand ausgerufen, damit die Nationalgarde im Kampf gegen die Schneemassen eingesetzt werden kann. Es kam zu zahlreichen Verkehrsunfällen und eingeschneite Autofahrer mussten gerettet werden. In einigen Regionen kam das öffentliche Leben zum Erliegen.

Vier Millionen Menschen sind von dem Wintereinbruch mit dem sogenannten Seeeffektschnee betroffen. Dieser Effekt tritt auf, wenn kalte Luft aus Kanada kommend über die vergleichsweise warmen Gewässer der Großen Seen zieht. Dieser Temperaturunterschied beträgt oft mehr als 13 Grad, wodurch Wärme und Feuchtigkeit in die Luft aufsteigen und sich schmale Wolkenbänder bilden, die lokal begrenzten, aber intensiven Schneefall erzeugen. Angrenzende Gebiete sind meistens nahezu schneefrei.

Am Sonntag verursachte ein solches Band über Watertown im Westen des Bundesstaates New York bis zu 10 Zentimeter Schnee pro Stunde. Seit Donnerstag sind dort bereits über ein Meter Schnee gefallen, und bis Montag könnten weitere 60 Zentimeter hinzukommen.

Barns Corner in Lewis County, New York, meldete bis Sonntagmorgen 1,14 Meter Schnee. Weitere erhebliche Schneemengen werden in West-New York und der Umgebung von Watertown erwartet.

Zusätzlich zur Nationalgarde entsandte die Gouverneurin weitere Einsatzkräfte, um bei Stromausfällen und Verkehrsproblemen zu helfen. Reisewarnungen gelten weiterhin für Teile des Erie County sowie Jefferson und Lewis County.

Auch Pennsylvania hat auf die Wetterlage reagiert: Gouverneur Josh Shapiro erklärte den Katastrophennotstand und entsandte die Nationalgarde, um gestrandete Autofahrer zu unterstützen. Allein am Wochenende ereigneten sich über 200 Verkehrsunfälle im Bundesstaat.

Von Winterwarnungen betroffen sind Teile von New York, Pennsylvania, Ohio, Michigan und Wisconsin. Besonders in der Region Buffalo bleibt die Lage angespannt. Es wird vor weiteren Schneefällen von bis zu 10 Zentimetern pro Stunde gewarnt, so dass sich bis Dienstag in einigen Orten der Schnee bis zu 2 Meter hoch auftürmen könnte.

Bei den 5 Großen Seen, die zwischen Kanada und den USA liegen, handelt es sich um Relikte der letzten Eiszeiten. Sie bilden das flächenmäßig größte zusammenhängende Süßwassersystem der Erde und stellen ein wichtiges Trinkwasserreservoir dar. Die Seen erzeugen ihr eigenes Klima.

USA: Besuch in der Long-Valley-Caldera

Long Valley Caldera und der Resugent-Lavadom in Kalifornien

Die Long Valley Caldera liegt im Osten des US-Bundesstaates Kalifornien und fristet neben der deutlich bekannteren Yellowstone-Caldera ein Schattendasein. Von touristischem Standpunkt aus betrachtet mag das berechtigt sein, allerdings weniger aus der Sicht eines Geologen.

Die Long Valley Caldera entstand vor etwa 760.000 Jahren durch eine massive vulkanische Eruption, die als Bishop-Tuff-Eruption bekannt ist. Diese Eruption schleuderte etwa 600 Kubikkilometer Tephra aus, was sie zu einer der größten Eruptionen der letzten Millionen Jahre macht. Das kollabierte Magmenreservoir führte zur Bildung der Caldera, die heute etwa 32 km lang und 18 km breit ist. Der Ausbruch hatte einen VEI 7 und lässt sich somit den Supervulkaneruptionen zuordnen. Der jüngste Supervulkanausbruch des Yellowstone-Vulkans war allerdings um eine Größenordnung kraftvoller und brachte es auf einen VEI 8. Dieser Vulkanausbruch förderte gut 1000 Kubikmeter Tephra und hinterließ eine 72 x 55 Kilometer messende Caldera.




Beide Vulkane brachen auch nach der Calderabildung erneut aus, allerdings handelte es sich bei den Eruptionen im Postcalderastadium um vergleichsweise normale Vulkanausbrüche, wobei ich das eigentlich wieder einschränken muss: In der Periode von 100.000 bis etwa 50.000 Jahre vor heute entstand in der Long-Valley-Caldera der Resurgent-Domkomplex, mit Abstand der größte Rhyolith-Dom, den ich je gesehen habe.

Tatsächlich besuchte ich die Long Valley Caldera im Rahmen unseres Familien-Sommerurlaubs in diesem Jahr und war von der Landschaft sehr beeindruckt. Abgesehen von einem kleinen Thermalgebiet am Hot Creek und mehreren heißen Quellen fehlen die spektakulären Heißwasserphänomene der Yellowstone-Caldera, doch der Resurgent-Dome mit seinen enormen Mengen an Obsidian ist auf jeden Fall ein Superlativ. Auch die Erdbebenspalte, die man am in Mammoth Lake besichtigen kann ist interessant. Die Landschaft, in die die LVC eingebettet ist, lässt sich ebenfalls sehen, denn wenige Kilometer nördlich liegt der Mono Lake, der sich wiederum unweit des Yosemite-Nationalparks befindet. Zwischen der Long-Valley-Caldera und dem Mono-Lake befindet sich die Kraterreihe der Mono-Inyo-Craters.

Wie für die meisten großen Aschestrom-Calderen gilt auch für die Long-Valley-Caldera nicht die 10000-Jahre-Regel, ab der ein ruhender Vulkan als erloschen gilt. Sie können auch lange nach diesem Zeitraum wieder aktiv werden. In vielen Fällen verfügen noch als aktiv einzustufende Calderen über ein aktives Hydrothermalsystem, sind seismisch aktiv und es kommt zu Bodendeformationen. Diese drei Kriterien treffen sowohl auf den Yellowstone-Vulkan als auch auf die Long-Valley-Caldera zu. So gab es erst in der letzten Woche ein kleines Schwarmbeben in der LVC. In den letzten Jahrzehnten wurden auch Bodenengen detektiert. Diese Eigenschaften teilen sich die beiden diskutierten Calderen mit den Campi Flegrei in Italien. Die Caldera bei Neapel, die bei uns auch als Phlegräische Felder bekannt ist, steht auf Vnet regelmäßig in den Schlagzeilen, weil es hier seit Jahren Erdbeben gibt, die zum Teil in dem dicht besiedelten Areal deutlich zu spüren sind. Außerdem gibt es deutliche Bodenhebungen. Es gibt Befürchtungen, dass der Vulkan Campi Flegrei ausbrechen könnte, und den Behörden liegen Evakuierungspläne vor. Ähnlich besorgt zeigte man sich in den 1980er Jahren im Gebiet der Long-Valley-Caldera, auch wenn dort bei weitem nicht so viele Menschen leben, wie in der Gegend der Campi Flegrei. Diese ist die jüngste und kleinste der drei Calderen und meiner Meinung nach auch diejenige, die als erste wieder aktiv werden wird.

Ein erneuter Supervulkanausbruch eines der drei Calderavulkane ist in den nächsten Jahrzehnten unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Egal welcher ausbricht, die Folgen wären katastrophal. Nicht nur für die Umgebung der Vulkane, sondern auch für sehr große Areale und sogar global betrachtet: Eine VEI-7- bis -8-Eruption hat das Potenzial, das Weltklima zu verändern, bis hin zu einem vulkanischen Winter, der ein Massensterben auf der Erde auslösen könnte. Genauso, wie der Mensch das bereits jetzt macht.

 

Vergleich der drei Calderavulkane

Attribut Long Valley Caldera Yellowstone-Caldera Campi Flegrei
Entstehungsalter Vor 760.000 Jahren Vor 631.000 Jahren (jüngste Caldera) Vor 39.000 Jahren
Haupt-Eruptionsvolumen 600 km³ (Bishop Tuff) 1.000 km³ (Lava Creek Tuff) 300-500 km³ (Campanian Ignimbrite)
VEI (Vulkanexplosivitätsindex) 7 8 7
Caldera-Maße 32 km x 18 km 72 km x 55 km 12 km x 15 km
Letzte Eruption Vor ~50.000 Jahren (Resurgent Dom) Vor 70.000 Jahren (kleinere Eruption) 1538 (Monte Nuovo Eruption)
Aktuelle Aktivität Seismische Aktivität, geothermische Heizung Seismische Aktivität, Bodenhebung Bradyseismus, Fumarolen, geothermische Aktivität
Bevölkerung in der Nähe Gering Moderat (Yellowstone-Region) Dicht (Region Neapel)

 

Malaysia: Überflutungen fordern Menschenleben

Schwere Überflutungen in Malaysia und Thailand fordern mindestens 12 Todesopfer

Die südostasiatischen Staaten Malaysia und Thailand sind von massiven Überflutungen getroffen worden, bei denen nach vorläufigen Angaben mindestens 12 Menschen ums Leben kamen. Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Opfer weiter steigen könnte, da weiterhin Warnungen vor anhaltendem Niederschlag und Stürmen bestehen. Die Überflutungen wurden durch Starkregen ausgelöst, der während der Monsunzeit auftrat, die in diesem Jahr besonders stark ausfällt.
Die Überschwemmungen begannen Anfang der Woche. Bereits zu dieser Zeit erreichten uns aus dem weiter südlich gelegenen Sumatra Meldungen von Überschwemmungen und Erdrutschen, denen ebenfalls zahlreiche Menschen zum Opfer fielen.

Besonders betroffen ist das Grenzgebiet zwischen den beiden Staaten: Im Norden Malaysias wurden mehr als 120.000 Menschen evakuiert, während im Süden Thailands rund 13.000 Personen ihre Häuser verlassen mussten. Notunterkünfte wurden eingerichtet.

Rettungskräfte arbeiten unermüdlich, um Bewohner aus den Überflutungsgebieten zu retten. Die Zahl der Obdachlosen übersteigt bereits die von 2014, als das Land eine der schlimmsten Flutkatastrophen seiner Geschichte erlebte.

In Malaysia sind die Überschwemmungen vor allem im nordöstlichen Bundesstaat Kelantan verheerend, wo 63 % der Evakuierten registriert sind. Eine Bewohnerin aus Pasir Puteh berichtete, dass das Wasser nur knapp davor stehe, ihr Haus zu überfluten, während ein anderer Anwohner erklärte, dass sein Viertel durch die Überschwemmungen völlig abgeschnitten sei. Neben Kelantan sind auch acht weitere Bundesstaaten Malaysias betroffen.

Dramatische Szenen spielten sich im thailändischen Bezirk Sateng Nok ab, wo Rettungskräfte ein Baby aus einem überfluteten Haus in Sicherheit brachten. In Südthailand sind eine halbe Millionen Haushalte betroffen. Zudem wurden zwei Krankenhäuser vorsorglich geschlossen, um Schäden durch die Fluten zu verhindern. Sechs Provinzen riefen den Katastrophenfall aus, und die Regierung stellte Soforthilfen in Höhe von umgerechnet ca. 1,7 Millionen US-Dollar pro Provinz bereit.

Überschwemmungen sind während der Monsunzeit in beiden Ländern keine Seltenheit: Malaysia erlebte 2021 eine verheerende Flutkatastrophe, bei der mindestens 14 Menschen starben, während in Thailand 2011 über 500 Menschen bei großflächigen Überschwemmungen ums Leben kamen.

Island: Eruption bleibt am 1. Dezember stabil

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Nur geringe Variationen in den Messdaten

Der Vulkanausbruch No. 7 entlang der Sudhnúkur-Kraterreihe geht weiter und zeigt dabei nur wenige Variationen in den Messdaten: Der Tremor hat gegenüber dem Vortag minimal nachgelassen und ebenso leicht hebt sich der Boden im Bereich von Svartsengi. Es sieht so aus, als wäre die Förderrate etwas niedriger als in den Vortagen, doch im Großen und Ganzen bleibt die Eruption stabil.

Im Laufe der Nacht gab es wieder zwei Phasen, bei denen die Aktivität von dem einen auf den anderen Förderschlot wechselte und sich intensivierte. Der erste Lavaüberlauf, den ich auf den Livestream-Aufzeichnungen angeguckt habe, zog sich über fast drei Stunden hin. Der zweite dauerte hingegen nur wenige Minuten. Welcher Prozess hinter diesem Umswitchen der Aktivität steckt, bleibt unklar. Ich kann mir da nur ein verzweigtes Fördersystem vorstellen, das in Abhängigkeit vom Druck in der Leitung das Magma in verschiedene Förderkanäle lenkt.

Die kleinen Lavafontänen in den beiden Kratern, von denen nur in den Umschaltphasen beide gleichzeitig aktiv sind, speisen Lavaströme, die in südöstliche Richtung auf Fagradalsfjall und Sandhól zufließen.

Die Luftverschmutzung durch vulkanische Gase bleibt hoch und überschritt an der Messstation Húsafell, östlich von Grindarvík, die Grenzwerte und ist demnach gesundheitsschädlich. Wer dem Gas über längere Zeiträume hinweg ausgesetzt ist, riskiert nicht nur kurzzeitige Negativeffekte in Bezug auf die Gesundheit, sondern läuft Gefahr, irreparable Schäden in den Atemwegen und dem Herzkreislaufsystem zu erleiden. Oft machen sich solche Schäden (wie etwa COPD) erst Jahre nach der Exposition bemerkbar. Betroffen sind hiervon vor allem Menschen, die in der Region wohnen, und insbesondere die Arbeiter, die in der Nähe der Lavaströme werkeln.

Auf Youtube habe ich ein schönes Video von Kristján Kristinsson entdeckt, das am 28. November (also dem 9. Tag der Eruption) gefilmt wurde. Es zeigt sehr eindrücklich wie intensiv die Eruption aus der Nähe betrachtet noch ist.

Mauna Loa: Erdbeben Mb 4,2

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,2 erschüttert Vulkan Mauna Loa auf Hawaii

Datum 30.11.24 | Zeit: 18:40:35 UTC | Koordinaten: 19.480 ; -155.398 | Tiefe: 21 km | Mb 4,2

Auf Big Island Hawaii manifestierte sich gestern Abend um 18:40:35 UTC (morgens um 08:40 Uhr Ortszeit) ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Epizentrum wurde 18 km westlich des Ortes Volcano lokalisiert. Auf den ersten Blick könnte man denken, es wäre wieder ein Beben am Kilauea gewesen, doch tatsächlich wurde diesmal eine Region südlich des Nordostrifts des benachbarten Vulkans Mauna Loa erschüttert. Hierbei handelt es sich um den höchsten Vulkan der Welt, zumindest, wenn man seine Höhe vom Meeresboden aus betrachtet. Das Epizentrum wurde genauer lokalisiert und befand sich laut Medienberichten im Bereich der Mauna Loa Road. Das Hypozentrum des Bebens lag in 21 Kilometern Tiefe und es liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang mit aufsteigendem Magma gibt, obwohl die Vulkanologen vom HVO das dementieren. Selbst wenn das Erdbeben nicht direkt vulkanotektonischen Ursprungs war, könnte doch aufsteigendes Magma das Spannungsfeld im Untergrund ändern, so dass eine lokale Störungszone aktiviert wurde. Ein weiterer Auslöser des Bebens könnten Spannungen gewesen sein, die durch die Auflast der Insel auf die Erdkruste verursacht werden.

Der Erdstoß konnte praktisch auf der gesamten Insel Big Island Hawaii wahrgenommen werden. Innerhalb der ersten Stunde meldeten mehr als 130 Bewohner, darunter aus den Bezirken Puna, Hilo, Hamakua Coast, North Kona und Kau, das Erdbeben.

Laut HVO war die Stärke des Bebens nicht ausreichend, um Schäden an Gebäuden oder der Infrastruktur zu verursachen. Dennoch könnten in den kommenden Tagen bis Wochen Nachbeben auftreten.

Der Mauna Loa selbst befindet sich in einem Stadium langsamer Magmenakkumulation, wobei langsam ein relativer Begriff ist. Sie läuft momentan wesentlich schneller ab, als es vor der letzten Eruption vor gut 2 Jahren der Fall gewesen ist. Der Vulkan befindet sich zwar noch nicht kurz vor einer Eruption, aber es fehlen nur noch gut 10 Zentimeter Bodenhebung, bis man das Hebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch erreicht hat. Seit dem Ende jener Eruption hob sich der Boden bereits um mehr als 30 Zentimeter an.

Und was macht der Kilauea? Hier geht die Erdbebentätigkeit entlang des Ostrifts weiter. Heute wurden bereits fast 160 Erschütterungen detektiert, wobei möglicherweise auch Erdbeben vom Mauna Loa mitgezählt werden. Leider werden die Grafiken zu langfristigen Beobachtung der Bodenhebung seit einigen Wochen nicht aktualisiert. Die Kurzfristdaten zeigen, dass eine leichte Deflation registriert wird, wahrscheinlich weil man sich in der entsprechenden Phase eines D/I-Events befindet.

Island: Erdbeben an der Katla

Erdbebenserie unter der Außenflanke der Katla

Heute Nacht manifestierte sich im Bereich des subglazialen Vulkans Katla eine Erdbebenserie, die aus neun Einzelbeben bestand. Die Magnituden lagen zwischen 0,9 und 1,4. Die Hypozentren befanden sich in einer Tiefe von weniger als 5 Kilometern. Das Besondere an diesem kleinen Schwarm ist, dass sich die Beben nicht unter der Caldera ereigneten, sondern unter der südwestlichen Flanke nahe der Basis des Vulkans, der vom Gletscher Mýrdalsjökull bedeckt ist. Die Beben reihen sich überwiegend wie Perlen auf einer Schnur auf und folgen dem Verlauf der Gletscherzunge Sólheimajökull. Würden die Beben flacher liegen, würde ich sie als Indiz für einen sich anbahnenden Gletscherlauf interpretieren, doch dafür sind sie zu tief gewesen. Ich kann mich nicht daran erinnern, in diesem Areal schon vergleichbare Beben gesehen zu haben. Darüber hinaus gab es einige Beben im Bereich der Caldera sowie bei der weiter nordwestlich gelegenen Hekla. Ob es sich um tektonische Erschütterungen handelte oder ob magmatische Fluide ihre Finger im Spiel hatten, ist ungewiss.




Doch diese Bebenserie war nicht die einzige, die Island in den letzten 48 Stunden erschütterte. Insgesamt wurden unter der größten vulkanischen Insel der Welt mehr als 100 Beben verzeichnet. Auffällig sind dabei die anhaltenden Beben unter einem weiteren Gletscher, der gleich mehrere Vulkane bedeckt: dem Vatnajökull. Hier gab es 24 Beben, die meisten davon im Bereich der Bárðarbunga-Caldera.

Beben gab es auch an der beginnenden Snæfellsnes-Halbinsel, nahe Grjótarvatn, gut 20 Kilometer von Borgarnes entfernt. Der stärkste Erdstoß erreichte hier eine Magnitude von 2,7.

Natürlich bebte es ebenfalls im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, wobei sich die meisten Beben auf das Krýsuvík-System konzentrierten. Einige Beben ereigneten sich auch vor der Küste bei Reykjanestá und am Fagradalsfjall.

Eisdämme könnten Flüsse im Süden blockieren

Neben Vulkanen und Erdbeben gibt es auf Island weitere Naturgewalten, die aktuell für Schlagzeilen sorgen. Dabei handelt es sich nicht um vulkanisch bedingte Luftverschmutzung, sondern um sich aufschiebende Eismassen in den Flüssen Ölfusá und Hvítá im Süden der Insel. Diese Eisdämme blockieren oft Brücken und lassen die Flusspegel ansteigen, sodass es zu Überschwemmungen kommen kann. Das Isländische Meteorologische Institut (IMO) warnt davor, dass die Dämme mindestens bis zur nächsten Woche bestehen bleiben könnten, da erst dann wärmeres Wetter erwartet wird.

Taal: weitere phreatische Eruptionen Ende November

Taal erzeugte 2 weitere phreatische Eruptionen – Seismizität steigt an

Der November geht mit einer erneuten Aktivitätssteigerung des philippinischen Vulkans Taal zu Ende: am Freitag und Samstag gab es je eine phreatische Eruption die 5 bzw. 6 Minuten lang andauerten und Dampfwolken bis zu 1200 m Höhe aufsteigen ließen. Diese drifteten in südwestlicher Richtung. Die dampfgetriebenen Explosionen manifestierten sich aus dem Kratersee auf Volcano Island. Die Vulkaninsel liegt im See der großen Taal-Caldera und bildet das eruptive Zentrum des Vulkans. Leider scheint die Livecam auf Volano Island offline zu sein, aber man kann davon ausgehen, dass auch bei diesen Eruptionen wieder Wasser-Schlamm-Fontänen aufsteigen, die allerdings nicht über den Kraterrand hinaus reichten.

Phreatische Ausbrüche sind dampfgetriebene Explosionen, die entstehen, wenn Wasser unter der Erde oder an der Oberfläche durch Magma, Lava, heißes Gestein oder frische vulkanische Ablagerungen erhitzt wird. Dabei kommt das Wasser aber nicht in direktem Kontakt mit dem Magma.

Wie das Philippine Institute of Volcanology and Seismology (PHIVOLCS) mitteilte, steigerte sich auch die Seismizität des Vulkans: Heute wurden 4 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt. Bei drei dieser Beben handelte es sich um Tremorphasen, die bis zu 6 Minuten lang anhielten. Am Freitag war die Seismizität noch höher: Es wurden 25 vulkanotektonische Beben und eine Tremorphase registriert. Die Tremorphasen könnten mit den phreatischen Eruptionen einher gehen. Sie deuten auch an, dass es möglicherweise häufiger zu schwachen phreatischen Eruptionen kam, die unentdeckt blieben.

Der Vulkan setzte 6.307 Tonnen Schwefeldioxid frei, und im Hauptkratersee wurden aufsteigende heiße vulkanische Flüssigkeiten beobachtet.

Zudem stellte man eine langfristige Deflation der Taal-Caldera sowie eine kurzfristige Inflation der nördlichen und südöstlichen Flanken der Vulkaninsel fest.

Die Alarmstufe 1 bleibt weiterhin bestehen, was auf einen anormalen Zustand des Vulkans hinweist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die vulkanische Aktivität oder die damit verbundenen Gefahren beendet sind. Bereits am Freitag, dem 29. November, wurde ein ähnlicher phreatischer Ausbruch am Taal-Vulkan registriert.

Hunga-Tonga-Ha’apai: Eruption sorgte für Plankton-Explosion

Vulkanausbruch des Hunga-Tonga- Hunga Ha’apai düngte die Meere und verursachte Vermehrung von Phytoplankton – klimatische Auswirkungen wahrscheinlich

Über die größte Eruption seit der Tambora-Katastrophe im Jahr 1815 habe ich auf Vnet bereits viel geschrieben und auch über die möglichen Auswirkungen des Ausbruchs vom Hunga Tonga-Hunga Haʻapai auf das Weltklima spekuliert. Auch führende Wissenschaftler beschäftigen sich intensiv mit den Folgen dieses Ereignisses und forschen in verschiedenen Bereichen. Ein Aspekt der Eruption, der in den letzten Monaten von einer internationalen Forschergruppe um Studienleiterin Zhouling Zhang von GEOMAR untersucht wurde, ist die explosionsartige Vermehrung von Phytoplankton: Bereits zwei Tage nach der Vulkankatastrophe, die die umliegenden Inseln des Königreichs Tonga verwüstete, Tsunamis auslöste und unvorstellbare Mengen Asche, Gas und Wasserdampf in die Atmosphäre schleuderte, begann eine massive Phytoplanktonblüte.

Dieses stark wachsende Plankton wurde zunächst auf Satellitenbildern in der Umgebung des Vulkans nachgewiesen und breitete sich in den folgenden Wochen und Monaten weiter aus. Zunächst war die betroffene Fläche etwa 61.000 Quadratkilometer groß und somit etwas kleiner als das Bundesland Bayern.

Die Wissenschaftler führten diese Entwicklung auf den Vulkanausbruch zurück. Die Eruption setzte etwa 2,9 Milliarden Tonnen Tephra frei, die sich über den Südpazifik verteilte und schließlich abregnete. Vulkanisches Material ist reich an Mineralien, die sowohl auf Land als auch im Meer als Dünger wirken. Im Fall des Phytoplanktons spielten insbesondere Eisen und das Spurenelement Neodym eine zentrale Rolle, da sie die Ozeane mit Nährstoffen anreicherten und so die Vermehrung des Planktons auslösten. Mit den Meeresströmungen verteilten sich die Nährstoffe bis vor die Küste des äquatorialen Südamerikas.

Mit Hilfe von Computersimulationen fanden die Forscher heraus, dass die durch den Ausbruch eingebrachten Nährstoffe der natürlichen jährlichen Nährstoffzufuhr der Region entsprachen. Dadurch stand dem Phytoplankton die doppelte Menge an Nährstoffen zur Verfügung, was die außergewöhnliche Blüte erklärte.

Diese Phytoplanktonblüte könnte sich auch auf das Weltklima auswirken. Die gute Nachricht: Phytoplankton absorbiert durch Photosynthese Kohlendioxid und spielt eine Schlüsselrolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Frühere vulkanische Ereignisse, wie der Ausbruch des Mount Pinatubo 1991, führten zu einer messbaren Verlangsamung des Anstiegs des atmosphärischen CO₂. Der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Haʻapai im Januar 2022 könnte ähnliche Effekte haben, indem er die biologische Produktivität der Ozeane steigert und so deren Fähigkeit zur CO₂-Aufnahme verbessert. Dies könnte indirekt zu einer globalen Abkühlung oder zumindest zu einer Verlangsamung der Erderwärmung beitragen. Allerdings hat der Ausbruch auch direkte Auswirkungen auf die Atmosphäre, deren genauer Umfang noch erforscht wird.

Ein bislang wenig beachteter Aspekt der Phytoplanktonblüte ist ihre potenzielle Auswirkung auf die Albedo des Meerwassers. Ein dichter Planktonteppich verändert die Lichtreflexion an der Wasseroberfläche, wodurch weniger Licht und Wärme ins Weltall zurückgeworfen werden. Dies könnte dazu beitragen, die Wassertemperatur zu erhöhen. Erst kürzlich berichteten Wissenschaftler über einen plötzlichen Anstieg der Meerestemperaturen im März 2023, der schwer zu erklären ist. Damals wurde eine Erhöhung der Wassertemperaturen in vielen Ozeanen um bis zu 1,5 Grad gemessen, und die Werte sind seither kaum gesunken. Derzeit wird dies hauptsächlich dem anthropogenen Klimawandel zugeschrieben. Dennoch erscheint es zumindest überlegenswert, ob es einen Zusammenhang mit der massiven Vermehrung des Phytoplanktons geben könnte.

Generell ist Phytoplankton essenziell für das Leben auf der Erde: 50 bis 80 Prozent des durch Photosynthese produzierten Sauerstoffs stammen von diesen winzigen Organismen. Gleichzeitig bildet es die Grundlage des marinen Nahrungskreislaufs. Allerdings sterben die riesigen Planktonmassen irgendwann ab und verbrauchen bei ihrer Zersetzung nicht nur Sauerstoff, sondern setzen auch CO₂ und organische Substanzen frei, die wiederum als Nährstoffe dienen. Ein Teil des toten Planktons sinkt in die Tiefsee, wo es unter anaeroben Bedingungen konserviert werden kann. Mit der Zeit und unter Sedimentabdeckung können auf diese Weise Erdöl- und Gasvorkommen entstehen.

Die Auswirkungen des Vulkanausbruchs könnten also weitreichender und komplexer sein, als es auf den ersten Blick scheint. (Quelle der Studie: https://www.nature.com/articles/s41467-024-52904-3)

Island: Aktueller Ausbruch förderte zweithöchste Lavamenge

Ausbruch auf Island pulst – Er gilt als zweitgrößter Ausbruch der Serie

Die Eruption entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auf der isländischen Reykjabeshalbinsel geht unverändert weiter. Wobei den Ausdruck „unverändert“ man bei einem Vulkanausbruch eigentlich nicht verwenden darf, denn jede Eruption ist ein äußerst dynamischer Prozess und das einzig Stetige ist die Veränderung. Nur für uns Menschen sind sie zu subtil, als dass wir sie differenziert wahrnehmen könnten. Unverändert bezieht sich in diesem Kontext also eher auf das Verhalten des Vulkans als auf die Details: Weiterhin ist die meiste Zeit einer der Schlote aktiv und fördert niedrige Lavafontänen, die einen Lavastrom speisen. Doch mehrmals am Tag kommt es zu einem Aufpulsen der Aktivität und zu einem Lavaüberlauf aus einem zweiten Schlot, der neben dem ersten Schlot liegt. Dieses Aufpulsen kann durchaus kraftvoll sein und nachdem einige Minuten beide Schlote aktiv sind, stellt der erste Schlot seine Tätigkeit ein, während der zweite Schlot alles gibt, nur um nach einigen Minuten wieder runterzufahren und die Tätigkeit dem ersten Schlot zu übergeben. Dieses Pulsen konnte man schon während der ersten Fagradalsfjall beobachten. Im späteren Verlauf wurden dann mehrere hundert Meter hohe Lavafontänen ausgespien. Das könnte aber auch an der Architektur des Schlackenkegels um den Schlot gelegen haben, denn er war wie ein großer Hornito, der sich stark nach oben verjüngte und wie ein Kanonenrohr fungierte. Es ist also offen, ob wir bei dieser Eruption irgendwann Ähnliches sehen werden, aber die Möglichkeit besteht.

Die IMO-Forscher veröffentlichten gestern Nachmittag einen neuen Bericht mit belastbaren Daten zur Eruption. Demnach bedeckt das neue Lavafeld eine Fläche von 9,1 Quadratkilometern und ist im Mittel 5 m mächtig. Das ergibt ein Lavavolumen von 47 Millionen Kubikmetern. Damit belegt der Vulkanausbruch No. 7 in Bezug auf die geförderte Lavamenge bereits jetzt den zweiten Platz. Die Messwerte werden vom 28. November stammen, also 8 Tage nach Eruptionsbeginn. Während des vorherigen Ausbruchs wurden innerhalb von 15 Tagen 67 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Die aktuelle Eruption hat also noch die Chance auf das Siegertreppchen, wenn sie lange genug andauern sollte.

Zwischen dem 23. und 28. November betrug die durchschnittliche Lavaflussrate etwa 11 m³/s. Vorgestern wurde sie auf 7–8 m³/s geschätzt und gestern auf 5–10 m³/s. Die Bodendeformation ändert sich von Tag zu Tag nur minimal, sodass man davon ausgehen kann, dass der Magmenaufstieg aus der Tiefe in den flachen Magmenkörper unter Svartsengi in etwa der Förderrate entspricht und diese nur wenig übersteigt.


Hohe Luftverschmutzung durch Vulkangase

IMO weist darauf hin, dass auf Wanderwegen in der Nähe der Eruptionsstelle eine gesundheitsschädliche Gasverschmutzung herrscht. Die Gefahrenbewertung wurde entsprechend aktualisiert.

Am 28. November haben Experten des isländischen Wetterdienstes die SO₂-Emissionen des Ausbruchs gemessen. Die gemessene Emissionsrate betrug 64–71 kg/s. Es wird erwartet, dass die Gasverschmutzung in den kommenden Tagen anhält und potenziell Unwohlsein oder gesundheitliche Risiken verursacht, insbesondere auf Wanderwegen in der Nähe von Fagradalsfjall und rund um die Eruptionsstelle. Wettervorhersagen zur Gasausbreitung werden vom Wetterüberwachungsdienst bereitgestellt.