Santiaguito: Vulkanspotter erklimmen Lavadom

Vulkantouristen besteigen Lavadom und erleben Eruption aus nächster Nähe

In Mittelamerika gibt es zahlreiche aktive Vulkane, und nachdem sich in anderen Erdteilen die Reisebedingungen für Vulkanspotter immer weiter verschlechterten, weil gesteigertes Sicherheitsbedürfnis und Angst vor Klagen die Besteigungsverbote aktiver Vulkane immer restriktiver haben werden lassen, boomt dort der Vulkantourismus. So kann man in Guatemala noch die Vulkane besteigen, die bei uns in Europa längst gesperrt wären bzw. auch gesperrt wurden. Ich denke da ganz konkret an den Stromboli in Italien, der bis vor 20 Jahren der Einsteigervulkan für Vulkanspotter war, dessen Gipfelbereich inzwischen aber wohl dauerhaft gesperrt wurde. In Guatemala hingegen kann man die Vulkane Pacaya, Fuego und Santiaguito ungehindert besteigen. Selbst in Zeiten, in denen die Vulkane besonders aktiv sind, werden zwar Besteigungsverbote ausgesprochen, doch Kontrollen gibt es bis jetzt kaum.

Aktuell gehen Bilder vom Vulkan Santiaguito durch die sozialen Medien, die eine Gruppe Gipfelstürmer zeigen, die auf einem der inaktiven Dome in direkter Nachbarschaft zum aktiven Lavadom steht und von dort aus die Eruptionen beobachtet. Eine Explosion lässt eine Aschewolke aufsteigen und glühende Lavabrocken von der Größe einer Waschmaschine rollen über die Domflanke talwärts. Sie fragmentieren und erzeugen einen kleinen pyroklastischen Dichtestrom.

Die Vulkanologen von ISIVUMEH warnen fast täglich vor diesen Dichteströmen, denn größere Exemplare könnten bewohntes Gebiet erreichen und dort Menschen töten und Schäden anrichten. Das wirft natürlich die Frage auf, wie gefährlich die Situation für die Vulkanbeobachter ist, die sich wenige hundert Meter entfernt vom aktiven Lavadom aufhalten? Früher wagten sich hier nur wenige Menschen hin. Heute findet man auf Google Maps hier sogar Aussichtspunkte eingetragen. Ganz klar: der Aufenthalt in unmittelbarer Nähe zum Lavadom ist nicht ungefährlich und sollte eigentlich nur von Leuten mit entsprechenden Kenntnissen gewagt werden. Außerdem ist der Weg zum Dom beschwerlich und birgt bereits ein gewisses Verletzungsrisiko, mal abgesehen von Gefahren, die durch Wetterumschwünge entstehen können. Besonders fatal kann eine Änderung der Windrichtung sein, so dass die Vulkanspotter plötzlich in Gas- und Aschewolken stehen. Darüber hinaus könnten stärkere Explosionen Lavabrocken bis zum Beobachtungsstandort auswerfen. Die pyroklastischen Dichteströme sind für Menschen am Fuß des Vulkans gefährlicher als für Leute, die auf gleicher Höhe des Ursprungs der Dichteströme stehen, doch auch hier gilt, dass man tunlichst nicht in die Wolken geraten sollte. Also, ein Erlebnis, das sicherlich nicht für jeden geeignet ist und ein gewisses Gefahrenpotenzial birgt, das man meiner Meinung nach aber nicht verbieten sollte.

Aktuelle Aktivität am Santiaguito

Und was macht der Vulkan? Die oben gezeigte Aufnahme wurde am 14. Februar 2024 geteilt und zeigt eine der stärkeren Eruptionen des Vulkans. INSIVUMEH berichtet von effusiver und explosiver Tätigkeit des Doms und warnt davor, dass pyroklastische Dichteströme mit geringer Gleitdistanz entstehen. Explosionen fördern mehrmals am Tag Asche- und Dampfwolken bis auf eine Höhe von 3600 m über dem Meeresspiegel.

Island: Straße nach Vulkanausbruch bereits repariert

Straße nach Grindavik wurde in Rekordzeit repariert

Nur 10 Tage nachdem der Grindavikvegur durch den Lavastrom des jüngsten Vulkanausbruchs unterbrochen wurde, ist die Straße wieder repariert und kann nun mit 50 km/h befahren werden. Nachdem ein Provisorium bereits vor dem Wochenende fertiggestellt worden war, wurde die Straße nun finalisiert und mit Fahrbahnmarkierungen und Temperatursensoren ausgestattet. Sie liegen direkt unter dem Schotter und messen Temperaturen von mehr als 50 Grad. Außerdem arbeitet man innerhalb der Befestigungsanlagen von Svartsengi an einer weiteren Piste, die Fragmente einer Nebenstraße zur Blauen Lagune miteinander verbinden soll.
Die Isländer bewiesen so einmal mehr, zu welchen Leistungen sie imstande sind, und dass, obwohl ihr kleines Volk nur so viele Einwohner hat wie eine deutsche Großstadt! Ihr Erfolgsrezept: Schnelles und entschlossenes Handeln anstelle Zögerlichkeit und endloser bürokratischer Prozesse, die bei uns alles maßlos verzögern! Wie nachhaltig das Engagement der Isländer ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt geschrieben, denn es gibt Anzeichen dafür, dass der nächste Vulkanausbruch bei Svartsengi nicht mehr lange auf sich warten lassen könnte!

Bodenhebung verringerte sich

Diese Anzeichen manifestieren sich nicht nur in Erdbeben, die sich in der Verlängerung des Magmatischen Gangs vor der Küste bei Grindavik ereignen, sondern auch in einer deutlichen Verringerung der Bodenhebung, so wie wir sie einige Tage vor den letzten Eruptionen sahen. Sie deutet darauf hin, dass der Gegendruck im oberen Fördersystem größer wird, weshalb das Magma aus der Tiefe langsamer aufsteigt. Allerdings ist das nur ein Indiz, kein Beweis, dass sich die nächste Eruption anbahnt. So hatte es auch bei den letzten Aufladephasen zwischendurch einen Rückgang der Hebungsrate gegeben, nur um nach 1-2 Tagen wieder zuzulegen. Eigentlich ist es noch ein wenig zu früh für die nächste Eruption. Statistisch gesehen sollte sie erst in 2 bis 3 Wochen erfolgen. Natürlich ist es immer möglich, dass die Magmenintrusion stoppt und erst einmal Ruhe eintritt.

Dafür gab es heute auch an anderen Lokationen auf Island eine rege Bebentätigkeit. Besonders erwähnenswert sind die Beben in der Torfajökull-Caldera, an deren Rand sich das Landmännerbad befindet. Unter dem Vatnajökull gab es ebenfalls Beben, die mit dem Vulkanismus zusammenhängen können. Hier liegt besonders der Grimsvötn im Fokus des Geschehens. Einige Kilometer weiter nördlich bebt es an der Askja. Hier zeigen einige GPS-Messstationen ebenfalls wieder Bodenhebung an.

Ungewöhnliche Wärme in Frankreich

Experte warnt vor außergewöhnlichen Temperaturen – In Frankreich ist schon Sommer

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass uns außergewöhnliche Klimaphänomene an den Klimawandel erinnern und neue Besorgnis über den Zustand der Ökosphäre auslösen. Die Mahnungen kommen diesmal aus Marokko und Frankreich, wo bereits im Februar der Sommer angefangen zu haben scheint. Die französische Region um die Pyrenäen ist von dieser ungewöhnlichen Witterung in besonderem Ausmaß betroffen. Am Donnerstag werden im Departement Pyrénées-Atlantiques 25 Grad Celsius erwartet. Im Süden Marokkos wurde am Mittwoch mit 36,6 Grad sogar ein neuer nationaler Monatsrekord aufgestellt. Gleichzeitig wurden in Casablanca 34,8 Grad gemessen. Werte, die 5 bis 10 Grad über der durchschnittlichen Temperatur im Sommer liegen.

Besonders der Wetterexperte Jörg Kachelmann warnt vor den Folgen der immer schneller aufeinanderfolgenden Meldungen von Extremtemperaturen. Der Experte twitterte „Ein Sommermorgen im Südwesten Frankreichs – und das im Februar“. Kachelmann schrieb weiterhin: „Die Temperaturen in Marokko für einen Februartag sind einfach nur verrückt“.

Auch bei uns in Deutschland ist es aktuell deutlich zu warm für den langsam auslaufenden kalendarischen Winter. Deutschland und andere westeuropäische Länder erleben den wärmsten Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die Wettervorhersagen deuten auch weiterhin auf milde Temperaturen hin. Ende der Woche werden im Süden Deutschlands sogar 17 Grad erwartet. Schnee sucht man dieser Tage vergebens. Warme Luftströmungen aus Richtung Sahara sind für die frühlingshaften Temperaturen verantwortlich. Die Luftströmungen deuten auf einen stark mäandrierenden Jetstream hin, der aufgrund ungewöhnlicher Wärme in hohen Luftschichten aus dem Strom gekommen ist.

Der Deutsche Wetterdienst gab am Mittwoch bekannt, dass obwohl erst die Hälfte des Monats vergangen ist, die aktuelle Temperaturabweichung von rund 6 Grad vom mehrjährigen Klimamittel beispiellos ist. Verglichen mit den bisher wärmsten Februarmonaten von 1990 und 2020, die eine Abweichung von 5 bis 5,5 Grad aufwiesen, stellt dieser Februar einen neuen Rekord auf. Laut DWD zeichnet sich zumindest für die nächsten Tage keine nennenswerte Kältefront ab. Im Gegenteil, die nächste Wärmewelle ist im Anmarsch.

Die Klimaexperten des DWD prognostizieren für den Spätwinter, der von Januar bis März dauert, dass die Temperaturen im Durchschnitt um mehr als 2 Grad über dem Referenzzeitraum liegen werden. Bereits der Januar war um 1,66 Grad wärmer als zwischen 1850 und 1900.

Wo wir gerade beim Thema sind: Auf den US-Bundesstaat Kalifornien rollt gerade wieder ein Tiefdruckgebiet zu, dass voraussichtlich enorme Mengen Niederschlag nebst den unerfreulichen Begleiterscheinungen wie Überflutungen und Erdrutsche auslösen wird.

Vulkan Sangay mit Lavastrom am 19.02.24

Staat: Ecuador | Koordinaten: -2.00, -78.34 | Aktivität: Strombolianisch

Sangay emittiert starke Wärmestrahlung – Lavastrom fließt über Vulkanflanke

Der ecuadorianische Vulkan Sangay ist effusiv aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der auf der Südostflanke des Vulkans unterwegs ist. Nachdem sich die Wolken gestern Nachmittag lichteten, konnten die Vulkanologen vom IG feststellen, dass sich die Lavafront auf einem Höhenniveau bewegt, das sich 1400 m unterhalb des Kraters befindet. Nachdem mehrere Tage lang aufgrund des schlechten Wetters keine Daten zur Wärmestrahlung eingingen, gab es dann heute Nacht eine Messung, die zeigte, dass der Sangay eine hohe Wärmestrahlung mit 175 MW Leistung emittiert. Das schlechte Wetter war wohl auch der Grund, warum das VAAC in den letzten fünf Tagen keine Aschewolken mehr meldete, die vom Sangay eigentlich ausgehen sollten. Die Satelliten konnten die Asche durch die Bewölkung hindurch offenbar nicht detektieren, denn seismische Explosionssignale gab es genug. Gestern wurden vom seismischen Netzwerk 266 Explosionen registriert. Der Sangay ist also nach wie vor auch explosiv tätig.

Das schlechte Wetter behindert nicht nur die Sicht auf den Vulkan, sondern der Regen erhöht auch die Gefahr, dass Lahare entstehen. Aktuell war das nicht der Fall, doch generell besteht am Sangay ein hohes Risiko dafür, und so warnt das IG ständig vor dem latent hohen Gefahrenpotenzial für den Abgang von Schlammströmen und Muren. Auch Gerölllawinen treten am Vulkan häufig auf. Die Abgänge bedrohen nicht nur direkt Menschen, die am Vulkan unterwegs sind, sondern bringen viel Material in Flussläufe ein, die sich dadurch verändern können. Im Extremfall entstehen Deiche, hinter denen sich Wasser anstaut. Brechen diese Deiche drohen Flutwellen, die ganze Ortschaften an den Flussufern gefährden können.

Der 5230 m hohe Vulkan Sangay liegt in einem niederschlagsreichen Gebiet im Osten der Anden, dort, wo das Gebirge an das Amazonasbecken grenzt, in das er auch entwässert. Die einzigartige Lebewelt, die sich am Fuß des Vulkans ausbreitet, ist in einem Nationalpark geschützt.

Ätna erzeugt Dampfringe am 19.02.24

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Ätna mit neuer Serie Dampfringe – Kleines Schwarmbeben detektiert

Am Ätna auf Sizilien kann man mit etwas Glück wieder Dampfringe beobachten, die aus einem der vier Hauptkrater aufsteigen und ein wenig an den Zauberer Gandalf erinnern, der gemütlich seine Pfeife pafft und kleine Kunststücke vorführt. Freilich haben die Dampfringe am Ätna nichts mit Gemütlichkeit zu tun, denn oft sind sie Vorboten einer weniger gemütlichen Aktivitätssteigerung. Die Dampfringe entstehen durch starke Entgasungen, die oft mit tief im Förderschlot stattfindenden Explosionen assoziiert sind. Aber die Explosionen reichen nicht alleine, denn es bedarf auch einer passenden Größe des Förderschlots: er muss nahezu kreisrund sein und seine Innenwände sollten möglichst gleichmäßig geformt sein. Die Mündung des Schlotz muss ebenfalls recht gerade sein und darf keine großen Höhenunterschiede aufweisen.

Im Allgemeinen entstehen Dampfringe, wenn ein gasförmiges Fluid explosionsartig in einem umschlossenen Raum beschleunigt wird und durch eine runde Öffnung gepresst wird. Das Fluid, das zunächst eher als Gasball durch den Raum, bzw. Schlot schießt, wird an den Rändern abgebremst und bildet Wirbel. Zudem muss die Umgebungstemperatur stimmen, damit das Gas an der Luft kondensiert und sichtbar wird. Auch zu windig darf es nicht sein. Wer Dampfringe an Vulkanen beobachten kann, hat also auch ein bisschen Glück.

Neben den Dampfringen erzeugte der Ätna am 17. Februar auch einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich unter der Südflanke des Vulkans manifestierte.

Der Ätna bietet also gerade eine ganz besondere Show, doch außer Dampf sieht man aktuell nichts am Vulkan aufsteigen. Im letzten Wochenbericht des INGVs ist die Rede von einer mäßigen Infraschalltätigkeit der Bocca Nuova, die mit der Generierung der Dampfringe in Verbindung stehen dürfte. Mit Ausnahme des kleinen Schwarmbebens ist die Seismizität gering und die Tremoramplitude bewegt sich im unteren Drittel des gelben Bereichs, ist also bestenfalls als moderat einzustufen. Auch Bodenhebung und Kohlendioxid-Ausstoß zeigen keine Auffälligkeiten und bewegen sich auf normalem Niveau. Trotzdem treten Dampfringe am Ätna häufig einige Wochen vor eruptiven Phasen auf oder fallen mit diesen zusammen. Besonders häufig waren sie in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts zu sehen gewesen und auch zu Beginn des neuen Jahrtausends, als der Ätna in einer besonders aktiven Phase steckte. Auch vor den letzten Paroxysmen konnte ich von diesem Phänomen berichten. So halte ich es für durchaus möglich, dass wir in den nächsten Wochen neue Ausbrüche am Ätna sehen werden.

Island: Droht ein submariner Vulkanausbruch?

Erdbebenserie bei Eldey – Vulkanologe befürchtet bevorstehende submarine Eruption

Die Erdbebentätigkeit im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel hat sich seit gestern etwas abgeschwächt, dennoch wurden weitere Erdbeben detektiert. Insgesamt wurden in den letzten 48 Stunden 80 Beben registriert, die in den Tabellen des Icelandic Meteorological Office (IMO) aufgeführt sind. Die Beben verteilten sich entlang der verschiedenen Spaltensysteme, wobei der Schwerpunkt auf Krysuvik, Fagradalsfjall und Svartsengi lag. An den submarinen Fortsetzungen des Reykjanes-Systems bei Eldey wurden heute keine neuen Beben registriert, dennoch steht dieses System heute erneut im Fokus des Berichts. Grund dafür ist ein Interview des MBL mit dem uns mittlerweile gut bekannten Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, das gestern veröffentlicht wurde und sich mit den Geschehnissen bei Eldey befasste.

Der Vulkanologe geht davon aus, dass das Erdbeben bei Eldey ein Vorzeichen eines Ausbruchs in den kommenden Monaten sein könnte. Þorvaldur befürchtet sogar, dass es zu einem surtseyanischen Ausbruch kommen könnte, da er eine explosiv verlaufende Eruption erwartet.

Eldey liegt gut fünfzehn Kilometer südwestlich von Reykjanes, und seit dem letzten Ausbruch bei Svartsengi am 8. Februar hat es zahlreiche Erdbeben in der Region gegeben. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3,2. Der Vulkanologe erklärt, dass die Erdbeben in einer Tiefe von zehn Kilometern begonnen haben, inzwischen aber viel näher an die Oberfläche gelangt sind und sich zuletzt in einer Tiefe von vier Kilometern ereignet haben.

Erdbeben könnten auch tektonischer Natur sein

„Diese seismische Aktivität könnte darauf hindeuten, dass sich Magma angesammelt hat und begonnen hat, ziemlich tief einzudringen, bevor es sich in eine flachere Tiefe bewegt“, sagt Þorvaldur. „Magmenaufstieg ist eine Interpretation dafür, aber die andere ist, dass es sich um Erdbeben an der Plattengrenze handelt, und ich denke, wir müssen einfach abwarten, was tatsächlich passiert.“

Wenn es zu einem Unterwasser-Vulkanausbruch vor Eldey kommen würde, wäre es ein explosiver Ausbruch mit etwas Aschefall. Die Stärke des Ausbruchs würde den Ausbrüchen der letzten Jahre in Reykjanes ähneln.

„Es wird nie etwas besonders Großes sein. Es handelt sich um einen eher begrenzten Ausbruch, der im westlichen Teil von Suðurnes vielleicht ein oder zwei Tage lang zu Störungen führen kann. Dann würde es wie jede andere Eruption einfach abklingen, und wir würden weitermachen“, sagt Þorvaldur.

Es gibt jedoch auch andere Vulkanologen, wie den ebenfalls bekannten Haraldur Sigurðsson, die der Meinung sind, dass eine surtseyanische Eruption in dem genannten Bereich zu längeren Schließungen des Flughafens Keflavík führen könnte.

„Eldey ist ein Ergebnis der dortigen Ausbrüche. Viele glauben, dass die Insel bei einem Ausbruch im 13. Jahrhundert entstanden ist. Es ist also durchaus möglich, dass wir eine neue Insel bekommen“, sagt Þorvaldur gegenüber MBL.

Bisher keine Anzeichen für Bodenhebung bei Eldey

Ich finde, dass die Aussagen sehr spekulativ sind. Erst vorgestern hatte der IMO-Spezialist Gunnar Ófeigsson in einem Interview erklärt, dass es keine Anzeichen für Bodenhebung im Bereich von Eldey gebe. Zwar lässt sich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass es am Meeresboden keine Bodendeformationen gibt, aber die Seismik ist noch weit schwächer als das, was wir in den Anfangsstadien von Magmenintrusionen auf Reykjanes bisher gesehen haben. Auch an der TFZ waren die durch Magmen verursachten Schwarmbeben bei Grimsey wesentlich stärker. Sicherlich kann es im Zuge der neuen Aktivität auf Reykjanes auch wieder zu einer submarinen Eruption bei Eldey kommen, doch ich rechne mittelfristig nicht damit.

Übrigens, die Bodenhebung geht bei Svartsengi auch ohne starke Erdbeben weiter, was darauf hindeutet, dass sich ein stabiler Magmenkanal gebildet hat, entlang dem die Schmelze aus größerer Tiefe aufsteigt. Die Hebungsrate liegt zwischen 5 und 10 mm am Tag. Es dauert nur noch wenige Tage, bis das Bodenhebungsniveau wie vor dem letzten Ausbruch erreicht ist. Inzwischen gibt es auch klare Anzeichen für eine neue Bodenhebung am Fagradalsfjall. Sie liegt bei 30 mm seit der letzten Januarwoche.

Campi Flegrei mit Erdbeben Mb 3,0 am 17.02.24

Erdbeben Mb 3,0 in der Campi Flegrei – Stärkster Erdstoß in diesem Jahr

Datum 17.02.2024 | Zeit: 19:22:09 UTC | Lokation: 40.8377 ; 14.1147 | Tiefe: 3,0 km | Mb 3,0

Gestern manifestierte sich in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei eine weitere Erdbebenserie. Sie bestand aus 17 Erschütterungen, von denen sich einige erst nach Mitternacht ereigneten. Die beiden stärksten Erdstöße hatten die Magnituden 3, 0 und 2,7. Die Herdtiefen wurden vom INGV mit 3,0 und 2,8 Kilometer angegeben. Die Epizentren lagen allerdings weiter auseinander: Während das Beben M 2,7 im Golf von Pozzuoli lokalisiert wurde, befand sich das andere Epizentrum in der Nähe des Friedhofs der Stadt und damit gut 2000 Meter nordwestlich der Solfatara. Die beiden Beben lagen von der Tiefe her im Grenzbereich der stabileren Gesteinsschichten, die die Schmelze zurückhalten, zu den weicheren Ablagerungen mit dem Hydrothermalsystem. Sie könnten demnach mit Rissbildungen entlang von Störungszonen einhergehen, die durch den steigenden Druck von unten induziert werden. Warum der Druck steigt, wird nur selten klar ausgesprochen, denn im Allgemeinen spricht das INGV vom Bradyseismos. Dieser erklärt aber bestenfalls die Vorgänge im Hydrothermalsystem des Vulkans und nicht die Prozesse in Tiefen jenseits von 4-5 Kilometer. Meiner Meinung nach steckt letztendlich hinter dem Phänomen in der Campi Flegrei ein sich aufheizender Magmenkörper. Unklar bleibt, ob sich Schmelze in Tiefen jenseits von 10 km sammelt, oder ob es in 4-5 Kilometern Tiefe ebenfalls Schmelzansammlungen gibt, die sich vergrößern. In diesem Fall würde das Eruptionsrisiko proportional zur Bodenhebung steigen. Selbst wenn die Bodenhebung nicht nur durch Magma verursacht wird, sind es halt magmatische Fluide, die den Boden nach oben drücken. Das Risiko phreatischer Eruptionen im Bereich der Pisciarelli-Fumarole und vielleicht auch in der Solfatara ist vorhanden und wird mit weiterem Druckanstieg im System höher.

Die beiden beschriebenen Erdstöße waren die stärksten Erdbeben in diesem Jahr. Das stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann und seit 2011 an Fahrt zulegte, ereignete sich am 27. September 2023 und brachte es auf Mb 4,2. Dieses Beben war Teil der bekannten Herbstserie, die den Höhepunkt der lokalen seismischen Aktivität in den letzten Jahrzehnten darstellte. Damit einher ging eine beschleunigte Bodenhebung. Nach Abklingen der Serie Ende Oktober waren die Spannungen im Untergrund deutlich verringert, bis sie sich im Januar wieder einem kritischen Wert näherten, ab dem die Erdbeben wieder losgingen.

Was tun im Fall der Fälle?

Sollte es in der Caldera oder am Vesuv tatsächlich zu einem größeren Vulkanausbruch kommen -was aller Wahrscheinlichkeit irgendwann der Fall sein wird- ist das Chaos vorprogrammiert! Mein Besuch der Gegend in der vergangenen Woche führte mir einmal mehr deutlich vor Augen, dass es praktisch unmöglich ist, Hunderttausende, ja sogar Millionen Menschen durch dieses Straßenwirrwarr in kurzer Zeit zu evakuieren. Dort herrscht ja bereits zur normalen Rushhour Verkehrsinfarkt. Eine Möglichkeit, die mir einfällt, wären Landungsstege entlang der Küste zu bauen und hunderte Landungsboote parat zu haben, die die Menschen in Küstennähe über das Meer evakuieren könnten.

Auch die marode Infrastruktur aus bröckelndem Beton und Autobahnzubringerbrücken auf unterdimensionierten Pfeilern wecken nicht mein Vertrauen in die Erdbebensicherheit. Alleine die zu erwartenden starken Erdbeben im Vorfeld einer größeren Eruption der Campi Flegrei könnten zusätzliche Probleme schaffen, wenn eingestürzte Altbauten die Straßen blockieren. Schutz vor pyroklastischen Strömen bietet hier praktisch kein Gebäude. Am ehesten könnte man die alten Festungen, Kirchen und Katakomben von Neapel zu Schutzräumen umfunktionieren. Aber das kostet Geld, was man für den Katastrophenschutz im Allgemeinen nicht hat.

Das Bild aus dem startenden Flugzeug in Richtung Westen zeigt das neapolitanische Areal in der Nähe der Campi Flegrei.

Update: In einer italienischen FB-Gruppe zur CF schrieb heute ein Kommentator, dass man zum ersten mal den Geruch nach Schwefel (wahrscheinlich Schwefelwasserstoff) in einem Wohngebiet außerhalb der Solfatara wahrnehmen könnte.

Bali: Moderates Erdbeben M 4,2

Erdbeben Mb 4,2 erschüttert den Westen der Insel Bali

Datum 17.02.2024 | Zeit: 16:47:29 UTC | Lokation: -8.330 ; 114.540 | Tiefe: 10 km | Mb 4,2

Heute Nachmittag gab es um 16:47:29 UTC an der Südwestküste der indonesischen Urlaubsinsel Bali ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Der Erdbebenherd befand sich in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 9 Kilometer westlich von Negara lokalisiert. Dort leben 33.100 Menschen. Viele der Anwohner der Region schreckten aus dem Schlaf, denn vor Ort war es 00:47:29 Uhr. Trotz der nachtschlafenden Zeit gingen bei den Erdbebendiensten mehrere Wahrnehmungsmeldungen ein. So gab es beim EMSC eine Meldung aus dem Urlaubsort Kuta, der 87 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Auch in der Regionalhauptstadt Denpasar spürte man die Erschütterung. Größere Schäden wurden aber nicht gemeldet, dafür war das Erdbeben zu schwach. Es gab ein schwächeres Vorbeben der Magnitude 2,7. Es ist nicht auszuschließen, dass diese beiden Beben stärkere Beben ankündigen, die sich in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten ereignen könnten.
Die beiden Erdstöße dürften mit der Subduktion entlang des Sundagrabens in Verbindung gestanden haben, der sich für zahlreiche schwere Erdbeben in Indonesien verantwortlich zeigte. Entlang der 2250 km langen und bis zu 7290 m tiefen kontinentalen Naht wird die Indoaustralische Platte unter die des Eurasischen Kontinents subduziert. Diese Subduktion ist nicht nur für die Erdbeben der Region verantwortlich, sondern auch für ihren Vulkanismus.

Vulkantourismus auf Bali abgewürgt

Vulkane gibt es auf Bali, aber auch auf den benachbarten Inseln mehr als genug. So liegt das Ijen-Massiv auf Java in nur 50 km Entfernung zum Epizentrum, getrennt durch den Bali-Strait. Auf Bali selbst sind vor allem die Vulkane Batur und Gunung Agung bekannt. Letzterer sorgte im Jahr 2017 für Unruhen, als nach einer seismischen Krise ein Lavadom im Krater zu wachsen begann. Obwohl ein starker Ausbruch des Vulkans befürchtet wurde, ereigneten sich nur einige moderate Explosionen. Trotzdem wurde der internationale Flughafen auf Denpasar zeitweise gesperrt und Tausende Menschen mussten die Gefahrenzone um den Vulkan verlassen. Es kam auch zu starken Einschränkungen im Tourismus. Kaum hatte sich die Insel von den Auswirkungen der Eruption und Vorsichtsmaßnahmen wirtschaftlich erholt, kam der Corona-Lockdown. Dem nicht genug beschloss Gouverneur Wayan Koster von der balinesischen Regionalregierung im letzten Jahr, alle als heilig angesehenen Feuerberge für Touristen zu sperren, da sich einige unsittlich verhalten hatten. Also, die Touristen hatten sich unsittlich verhalten, nicht die Vulkane. Dieses Vulkanbesteigungsverbot dürfte sich auch negativ auf den Tourismus auswirken und vor allem auf die Leute, die davon lebten. Ein Phänomen, dass immer weiter um sich greift!

Island: Erdbeben am Bardarbunga und auf Eldey

Island wurde von 2 Beben mit Magnituden über 3 erschüttert

Letzte Nacht ereigneten sich auf Island zwei Erdbeben mit Magnituden über 3, die nicht direkt miteinander in Verbindung standen. Das stärkere Beben hatte eine Magnitude von 3,5 und manifestierte sich in 4,1 Kilometer Tiefe am subglazialen Calderavulkan Bardarbunga. Das Epizentrum wurde 3,2 Kilometer südöstlich der Caldera verortet. Es gab auch eine Handvoll schwächerer Erschütterungen im Bereich der Caldera. Der Bardarbunga liegt unter dem Gletscher Vatnajökull, der als der größte seiner Art in Europa gilt. Einige Erschütterungen wurden auch am Grimsvötn, sowie im Askja-Herdubreid-System festgestellt.

Das zweite Beben brachte es auf Mb 3,2 und hatte eine Herdtiefe von 5,3 Kilometer. Das Epizentrum befand sich 70 Meter westnordwestlich von Eldeyjardrangur bei dem Eiland Eldey vor der Westküste von Reykjanes. Dieses Beben war Teil eines Schwarmbebens, das bereits seit einigen Tagen im Gange ist. Die Beben hier stehen mit der Aktivierung der Spaltensysteme auf Reykjanes zusammen, in deren Folge sich die Eruptionen am Fagradalsfjall und in der Svartsengi-Gegend sahen. Natürlich werfen die Erdbeben bei Eldey die Frage auf, ob man dort auch mit einer Eruption rechnen muss. Der Leiter für Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, Benedikt Gunnar Ófeigsson, äußerte sich gestern Abend in einem MBL-Interview, und sagte sinngemäß, dass man die Situation genau beobachtet. Auf Eldey gibt es nicht nur ein seismische Messstationen, sondern es werden seit einigen Wochen auch GPS-Messungen durchgeführt, die bis jetzt kein Anomalien zeigen. Sehr wahrscheinlich sind die Erdbeben dort tektonischen Ursprungs, oder reagieren auf Veränderungen des Spannungsfeldes durch die Intrusion bei Svartsengi. Seit den Ausbrüchen dort hat auch die Seismizität bei Eldey zugenommen, auch wenn es dort früher bereits Schwarmbeben gab.

Die Abfolge der Ereignisse bei Svartsengi befinde sich auf dem gleichen Weg wie vor dem letzten Ausbruch, und wenn es so weitergeht, sei das nächste Ereignis zwei bis drei Wochen entfernt, so die Aussage des IMO-Experten. Er meinte auch, dass man den genauen Ort des nächsten Ausbruchs nicht vorhersagen kann, doch am wahrscheinlichsten sei wieder ein Ausbruch im Gebiet von Stóra-Skógfell und Sundhnúkar.

Erneut Start des Badebetriebs in der Blauen Lagune

Dieser Meinung sind wohl auch die Betreiber der Blauen Lagune, denn das Thermalressort nahm seinen Betrieb wieder auf und empfängt Badegäste. Das Thermalbad mit dem angrenzenden Hotel, das offenbar vor der letzten Eruption ebenfalls geöffnet war, musste am 8. Februar evakuiert werden. Der Vorgang dauerte 40 Minuten, war aber erst abgeschlossen, nachdem die Eruption bereits begonnen hatte. Man verweiset als Begründung für die Fortsetzung des Betriebs in der anhaltenden Krisensituation auf die wirtschaftliche Bedeutung der Anlage für Island.

Ich kann mir vorstellen, dass einige Badegäste aktuell auch wegen des Nervenkitzels kommen, den ein Bad in einem potenziellen Eruptionsgebiet mit sich bringt.