Seismische Aktivität bleibt erhöht – Bodenhebung bei 10 mm im Monat
Bodenhebung und Seismizität halten auch diese Woche im Bereich des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei an. Seit dem 25. Februar haben sich 27 schwache Erdstöße ereignet. Viele der Beben lagen südöstlich der Solfatara. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Mb 1,6 in 2,2 km Tiefe. Das Epizentrum dieses Bebens lag westlich der Solfatara.
Dem heute veröffentlichten Wochenbericht des INGVs ist zu entnehmen, dass es auch während des Beobachtungszeitraums vom 19. bis 25. Februar 2024 zahlreiche Erdbeben gab. Es wurden 32 Erschütterungen registriert. Die Stärkste brachte es auf Mb 1,8. Auffällig ist, dass die etwas stärkeren Erdbeben überwiegend in Tiefen von mehr als 2 km lagen und sich im unteren Bereich des Hydrothermalsystems abspielen, wo es bereits an die stabilere Gesteinsschicht stößt, die ein ernstes Hindernis für magmatische Fluide darstellt. Die Bodenhebung betrug auch in der vergangenen Woche 10 mm pro Monat. Seit 2011 hob sich der Boden um 1155 mm. Die Hebungsrate ist stabil geblieben. Am deutlichsten tritt die Hebung entlang der Küste in Augenschein, wo der Meeresboden im Hafen von Pozzuoli bereits so weit angehoben wurde, dass er sich in einem Bereich zumindest bei Ebbe Überwasser befindet. Davon konnte ich mich erst vor 2 Wochen selbst überzeugen. Auch die Spundwände erheben sich viel höher aus dem Wasser, als ich es von früheren Besuchen in Erinnerung hatte.
Es gab keine nennenswerten Schwankungen in der Geochemie der Gase. Das Gleiche gilt für die Temperatur der Pisciarelli-Fumarole, deren Durchschnittswerte bei 95 Grad lagen. Der Vulkan befindet sich nach wie vor in einer Tätigkeitsphase, die als Bradyseismos bezeichnet wird. Der Motor hinter diesem Phänomen könnte ein sich vergrößernder Magmenkörper sein, der tiefer als 5 Kilometer in der Erdkruste feststeckt.
Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Marmara-Region zwischen Izmir und Istanbul
Datum 27.02.2024 | Zeit: 13:09:57 UTC | Lokation: 40.291 ; 26.852 | Tiefe: 13 km | Mb 4,6
Heute Mittag manifestierte sich an der Küste des Marmara-Meeres in der Türkei ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,6. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 13 Kilometern. Das Epizentrum wurde 20 km ostsüdöstlich von Gelibolu lokalisiert, einem Ort an der Küste des Marmarameeres. In dieser Region endet die große Nordanatolische Verschiebung, die sich für den Erdstoß verantwortlich zeigt. Ein Starkbeben im westlichen Teil der großen Blattverschiebung wird seit Jahren erwartet, und so könnte das moderate Beben ein Vorspiel zu einer stärkeren Erschütterung gewesen sein. Ob was nachkommt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.
Der Erdstoß wurde in einem Umkreis von mehr als 200 Kilometern deutlich wahrgenommen und beim EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein. Besonders viele Bebenzeugen meldeten sich aus dem Ballungsraum Istanbul, wo latent eine gewisse Sensibilität in Bezug auf Erdbeben besteht, denn ein Starkbeben hier hätte katastrophale Folgen. Die Höhe der Opferzahlen würde wahrscheinlich jene der Erdbebensequenz von Gaziantep überschreiten, wo es vor einem Jahr zur Katastrophe kam und mehr als 57.000 Menschen ihr Leben verloren. Die Spuren der Katastrophe sind auch heute noch längst nicht alle beseitigt und der Wiederaufbau der Region hat erst begonnen. Dafür wurde dieser Tage ein Baumagnat wegen Pfusch am Bau verurteilt: Bauvorschriften waren nicht eingehalten worden, weswegen zahlreiche Gebäude wie Kartenhäuser einstürzten. Ähnliches wird bei einem starken Erdbeben am Marmarameer erwartet.
Doch nicht nur im Nordwesten der Türkei bebte es heute: nach wie vor gibt es viele Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung, die sich für die Erdstöße im letzten Jahr verantwortlich zeigte. Fasst man die Shakemap des EMSC etwas weiter, dann sieht man auch zahlreiche Erschütterungen in der griechischen Ägäis, aber auch einige Beben nördlich von Sizilien. Hier möchte ich zwei Erschütterungen M 2,0 hervorheben, die sich östlich des Inselvulkans Stromboli im Tyrrhenischen Meer ereigneten. Auch östlich von Vulcano gab es ein Erdbeben.
Erdbebenserien bei den Azoren und den Kanarischen Inseln
Verlässt man den Mittelmeerraum Richtung Atlantik, dann erkennt man auf der Erdbebenkarte eine kleine Erdbebenserie, die sich bei den Azoren zutrug. Auch die Kanarischen Inseln waren nicht frei von Erschütterungen. Hier ereigneten sich mehrere schwache Beben zwischen den beiden Inseln Teneriffa und Gran Canaria. Auf El Hierro gab es ein Erdbeben M 2,4 in 11 km Tiefe.
IMO-Wissenschaftler veröffentlichen Prognosemodell zum erwarteten Vulkanausbruch – Hoher Lavaausstoß vorhergesagt
Etwas, das in den letzten Wochen selten geworden ist, wurde nun von den IMO-Wissenschaftlern veröffentlicht: Die Rede ist von einer recht detaillierten Prognose zum erwarteten Vulkanausbruch im Svartsengi-System, der praktisch zu jeder Zeit beginnen kann. Die Forscher weisen darauf hin, dass es u. U. nur eine sehr kurze Vorwarnzeit von 30 Minuten geben könnte, die durch eine seismische Krise gekennzeichnet ist. Diese Information ist vor allem für Besucher der Blauen Lagune von Bedeutung, und auch die Bewohner von Grindavik, die in ihre Häuser zurückgekehrt sind, könnten von einem Vulkanausbruch heimgesucht werden, der ihnen schneller näher kommen könnte, als ihnen lieb sein dürfte. Zwar gilt es als relativ unwahrscheinlich, dass sich direkt im Gebiet der Blauen Lagune eine Eruptionsspalte öffnen wird, doch ausschließen lässt sich so ein Szenario nicht. Nach wie vor scheint es am Wahrscheinlichsten, dass sich eine neue Eruptionsspalte im Gebiet der Sundhnúks-Kraterreihe öffnen wird, wobei es auch möglich ist, dass sich eine Spalte innerhalb der Befestigungsanlege auftun wird, die Grindavik eigentlich vor Lava schützen soll. Die Lavastrommodelle sagen für den nächsten Ausbruch einen konstanten Lavafluss von 600 Kubikmeter pro Sekunde voraus, die aus einem 800 Meter langen Spalt fließen sollen. Dieses Modell wurde gestern Abend von der Geoforscherin Kristín Jónsdóttir vorgestellt. Aktuell haben sich gut 7,6 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund von Svartsengi angesammelt. Sollte sich eine Eruptionsspalte im gebiet Gebiet zwischen Stóra-Scógfell und Hagafell öffnen, dann würde die Lava wieder den Weg Richtung Südwesten einschlagen, den es bei der letzten Eruption nahm. Dann könnte Lava dann Grindavíkurvegu in weniger als vier Stunden erreichen.
Man hält auch eine Spaltenöffnung südlich der Erhebung von Hagafell für möglich. In diesem Fall würde die Lava nach Süden fließen, wo sich Grindavik befindet. Der Lavaström könnte den Schutzwall um den Ort binnen einer Stunde erreichen. Eine Eruption hier würde in Grindavik wieder für große Erdverschiebungen sorgen.
Im Prinzip zeigen uns die Vorhersagemodelle nichts anderes als das an, was bei den letzten Eruptionen in diesem Gebiet bereits geschah, und zeigen wenig Überraschendes.
Was mich dann doch überraschte, war, dass heute eine detaillierte Analyse zu den unterschiedlichen Magmen-Akkumulierungsprozessen veröffentlicht wurde, die zu den beiden Eruptionsserien auf Reykjanes führte, die wir seit 2021 am Fagradalsfjall und Svartsengi sahen und sehen. Darüber schreibe ich mehr in meinem nächsten Blogbeitrag über Island.
Erdbeben auf Reykjanes
Übrigens, gestern kam es am Kleifarvatn im Krysuviksystem zu einem Erdbeben Mb 3,4. Außerdem gab es ein Schwarmbeben am Brennisteinsfjöll nahe Reykjavik. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte, dass hier entweder Spannungen durch die Bodenhebung bei Svartsengi abgebaut wurden oder dass es eine Magmaakkumulation an diesem Vulkansystem geben könnte.
Ätna dampft aus der Basis des NSEC – Neue Dampfringe beobachtet
Gestern wurde am Ätna Dampf gesehen, der aus einem Gebiet auf der unteren Ostflanke des Neuen Südostkraters (NESC) aufstieg. Bei diesem Krater handelt es sich um den jüngsten der vier Ätna-Gipfelkrater, dessen Entstehung wir in den letzten Jahrzehnten miterleben konnten. Aus dem Gebiet stieg bereits früher Dampf auf, bevor es zur Generierung von Lavaströmen kam, die aus der Flanke des NESC austraten. Wahrscheinlich haben sich dort Fumarolen gebildet. Unklar ist, ob sie immer entgasen und ob es besonderen atmosphärischen Bedingungen geschuldet war, dass der Dampf gestern in größeren Mengen als sonst kondensierte, oder ob sich der Gasausstoß tatsächlich steigerte. Außerdem wurden am Wochenende wieder Bilder neuer Dampfringe geteilt.
Die Seismizität bewegt sich auf niedrigem bis moderatem Niveau. In den letzten Tagen wurden einige schwache Erschütterungen im Süden des Feuerbergs detektiert. Der Tremor bewegt sich im gelben Bereich seitwärts und zeigt eine leicht abnehmende Amplitude.
Risse in Straßen und Häusern
Abgesehen von den beschriebenen Dampfphänomenen gibt es keine klaren geophysikalischen Parameter, die anzeigen, dass eine Eruption mittelbar bevorstehen könnte. Dennoch bereitet der Ätna vielen Anwohnern Sorge. Ein Thema, über das Sizilianische Medien in den letzten Tagen berichteten, sind anhaltende Bodenbewegungen, die im Zusammenhang mit dem langsamen Abgleiten der Ätna-Ostflanke stehen: mit einer Rate von ca. 2 Zentimetern pro Jahr bewegt sie sich in Richtung Meer und könnte eines Tages abrutschen. Das ist keine irreale Befürchtung, sondern ein Vorgang, der am Ätna schon einmal zum Kollaps führte. Bereits jetzt öffneten sich in einigen Gegenden Risse in Straßen und Mauerwerk. Einige dieser Risse werden kontinuierlich überwacht und man stellte fest, dass sie sich erweitern. Nicht unbedingt preisförderlich für Immobilienpreise am größten Vulkan Europas und eine desolate Langzeitprognose für den Osten Siziliens. Außerdem könnte so ein gigantischer Hangrutsch, wie er aller Wahrscheinlichkeit irgendwann wieder auftreten wird, einen großen Tsunami im Mittelmeer auslösen, von dem auch die Küsten anderer Mittelmeerländer heimgesucht werden würden.
Isländischer Geoforscher befürchtet Ausbruchserie auf Island – Vulkane außerhalb der Reykjaneshalbinsel könnten aktiv werden
Während die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykajneshalbinsel gestern hoch war und der Boden bei Svartsengi weiterhin ansteigt, gab der bekannte isländische Vulkanologe Thorvaldur Þórðarson ein neues Interview gegenüber isländischen Medien. Der Vulkanologe fordert, dass man sich auf der Reykjaneshalbinsel auf alle möglichen Arten von Vulkanausbrüchen vorbereiten sollte und sieht auch die Gefahr, dass andere Vulkansysteme jenseits von Reykjanes bald aktiv werden könnten. Als Grund nennt er, dass InSAR-Aufnahmen multiple Bodenhebungen auf ganz Island anzeigen würden, wobei eine der signifikantesten Hebungen im Bereich des Vatnajökulls auszumachen sei. Besonders dort könnte es aber noch einen anderen Grund für die Bodenhebung geben: Aufgrund des Masseverlustes des Gletschers, bedingt durch die Eisschmelze des Klimawandels, könnte der Boden aufsteigen. Dieser Effekt ist in weiten Teilen Skandinaviens zu beobachten und wird noch durch das Verschwinden der Gletscher der letzten Eiszeit hervorgerufen.
Thorvaldur Þórðarson glaubt allerdings nicht an dieses Szenario für die Landhebung, sondern geht davon aus, dass der isländische Mantelplume aktiver geworden ist und vermehrt Schmelze aufsteigen lässt. Man nimmt an, dass das Zentrum des Mantelplumes unter dem Grimsvötn liegt, der sich seinerseits unter dem Nordwesten des Vatnajökulls befindet. Allerdings zeigt die Bodenhebung am Grimsvötn aktuell wieder leicht abfallende Tendenzen an. An der benachbarten Askja wird hingegen ein positiver Bodenhebungstrend beobachtet. Der Mantelplume könnte auch wenigstens teilweise für die Eruptionen auf Reykjanes verantwortlich sein: neuen Modellen zufolge soll der Mantelplume, der direkt aus dem Erdmantel aufsteigt, weit verzweigt sein und seine Finger bis unter dem Südwesten Islands ausstrecken.
Die Hypothese wird durch die Analyse von Lavaproben gestützt, die von den jüngsten Eruptionen auf Reykjanes stammten. Diese Lava soll stark an Lavaströmen erinnern, die bei früheren Eruptionen an Askja und Grimsvötn austraten.
Der Vulkanologe sieht eine große Gefahr für weitere Eruptionen auf Reykjanes, insbesondere natürlich im Svartsengisystem, wo viele Forscher für diese Woche eine neue Eruption prognostizierten. Er hält es aber nach wie vor für möglich, dass auch andere Spaltensysteme der Halbinsel aktiv werden. Eine Gefahr sieht er auch darin, dass die Hauptverbindungsstraße zwischen dem Flughafen Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik von einem Lavastrom unterbrochen werden könnte. Mit dieser Einschätzung steht er offenbar nicht alleine da, denn Bergþóra Þorkelsdóttir, Direktorin der isländischen Straßenverwaltung, sagte in einem anderen Interview, dass man derzeit die Möglichkeiten prüft, den Verkehr vom und zum Flughafen über andere Verkehrswege umzuleiten. Sollte die Reykjanesbraut -so der Name der Verbindungsstraße- von Lavaströme verschüttet werden.
Wie schnell die Isländer eine von Lava verschüttete Straße wiederherstellen können, zeigte das Beispiel des Grindavikvegurs, der bei der letzten Eruption verschüttet wurde und seit über einer Woche wieder befahrbar ist.
Mexikanischer Vulkan Popocatepetl eruptiert Vulkanasche – Tremor sehr hoch
Der mexikanische Vulkan Popocatepetl bleibt weiterhin sehr aktiv. Seine Eruptionen zeichnen sich durch den Ausstoß von Aschewolken aus, die bis zu 5700 m hoch aufsteigen. Starke Winde drücken die Aschewolken nieder und verdriften sie in Richtung Südwesten. Mittels Radar lassen sie sich bis zur Pazifikküste verfolgen. Unter den Aschewolken kommt es zu Ascheniederschlag und die Behörden warnen vor der gesundheitsschädlichen Wirkung, wenn man die Partikel einatmet. Sie empfehlen daher das Tragen von Staubschutzmasken, sofern man sich im Freien aufhält. Außerdem wird vor einer Besteigung des Vulkans gewarnt. Um den Krater gibt es eine 12 Kilometer durchmessende Sperrzone. Die Alarmampel steht auf „Gelb Phase 2“.
Trotz der erhöhten Aktivität wurde der Alarmstatus noch nicht angehoben, doch das könnte sich bald ändern, denn der Tremor ist sehr hoch und könnte Vorbote einer weiteren Steigerung der eruptiven Tätigkeit sein. Gestern meldete CENAPRED eine Tremordauer von 1300 Minuten, was fast 22 Stunden entspricht. Das waren 320 Minuten mehr als am Vortag. Tremor entsteht durch Fluidbewegungen im Fördersystem eines Vulkans und deutet darauf hin, das Magma aufsteigt.
Der Popocatepetl fördert eine zähflüssige andesitische Lavaart und ist für gewöhnlich explosiv tätig. Gelegentlich verstopft die Lava aber den Förderschlot und es wächst ein Lavadom. Die Dome werde aber normalerweise nicht sehr groß, da sie schnell durch Explosionen zerstört werden.
In vorchristlicher Zeit gab es am Popocatepetl mindestens drei plinianische Eruptionen, bei denen der Kollaps der Eruptionswolken pyroklastische Ströme erzeugte. Nach Regenfällen entstanden Lahare und Schuttlawinen. Ablagerungen dieser großen Eruptionen finden sich in den Gesteinsschichten, auf denen Mexiko Stadt erbaut wurde. Die Hauptstadt des Landes liegt ca. 70 km vom Vulkan entfernt. Heute können Ascheneiderschläge moderater Eruptionen zur Beeinträchtigung des Flugverkehrs am internationalen Flughafen bedingen.
Datum 25.02.2024 | Zeit: 13:07:03 UTC | Lokation: -7.34, 105.9 | Tiefe: 23 km | Mw 5,6
Gestern erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,6 den südlichen Einfahrtsbereich zum Sundastrait. Die Meerenge liegt zwischen den beiden großen Inseln Java und Sumatra und beherbergt den Inselvulkan Anak Krakatau. Das Epizentrum wurde lokalisiert. Das Hypozentrum befand sich in 23 km Tiefe. Ein zweites Beben brachte es auf Mw 5,3 in 48 km Tiefe. Es gab zahlreiche Nachbeben. Die beiden Hauptbeben konnten in einem weiten Umfeld gespürt werden. Meldungen über Schäden liegen nicht vor.
Die Tektonik der Region wird durch die Subduktionszone am 2250 km langen Sundagraben geprägt. Entlang des bis zu 7290 m tiefen Grabens taucht die Australische Platte unter die kleineren Platten ab, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert sind. Dabei kommt es zu Spannungen im Untergrund, die durch Erdbeben abgebaut werden. Tiefe und Ort der aktuellen Beben sprechen dafür, dass sich die Beben aufgrund des Spannungsabbaus an einem bereits subduzierten Krustenstück ereigneten. In größeren Tiefen schmilzt die subduzierte Erdkruste partiell und es entsteht das Magma, das an den Vulkanen hinter der Subduktionszone als Lava eruptiert wird.
Einer der Vulkane, der seine Existenz diesem Prozess verdankt, ist der Inselvulkan Anak Krakatau. der ca. 120 km vom Epizentrum des aktuellen Erdbebens entfernt liegt. Eine Reaktion des Vulkans auf das Erdbeben gab es bis jetzt allerdings nicht, könnte aber noch erfolgen. Momentan ist die vulkanisch bedingte Seismizität am Anak Krakatau moderat, mit bis zu 50 schwachen Beben am Tag. Bis Anfang des Monats war sie deutlich höher und während des Januars wurden täglich über 200 vulkanisch bedingte Beben festgestellt. Sie zeugten von unterirdischen Bewegungen Magmatischer Fluide, ein Indiz dafür, dass sich im Speichersystem des Vulkans eine größere Menge Schmelze gesammelt haben könnte. Eruptionen sind somit nicht ausgeschlossen.
Erdbebentätigkeit entlang der Spaltensysteme hoch – Nächster Vulkanausbruch auf Island bereitet sich vor
Gestern Nachmittag begann sich die Bebentätigkeit unter der isländischen Reykjaneshalbinsel aufzubauen. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 181 Erschütterungen in dem Areal im Südwesten der Insel. Auf ganz Island waren es 222 Beben. Darunter befand sich ein weiterer moderater Erdstoß der Magnitude 3,2, der sich unter dem Calderavulkan Bardarbunga ereignete. Außerdem gab es ein Beben Mb 2,8 nahe der Askja.
Die Beben auf Reykjanes manifestieren sich praktisch an allen Spaltensystemen, wobei der Schwerpunkt bei Svartsengi liegt, wo weiterhin Magma aufsteigt und sich im Reservoire sammelt, das sich in 4 bis 5 Kilometer Tiefe unter dem Geothermalkraftwerk und der Blauen Lagune befindet. Dort wartet es auf seinen finalen Aufstieg, der entweder in der Intrusion eines magmatischen Gangs gipfeln wird oder sogar einen Vulkanausbruch verursacht. Die IMO-Forscher halten es für am wahrscheinlichsten, dass sich wieder eine Eruptionsspalte im Gebiet der Sundhnúkar-Kraterreihe bilden wird. Die Erdbeben reichen aber auch immer weiter an den guten alten Fagradalsfjall heran, so dass sich eines der nächsten Eruptionszentren Richtung westlicher Ebene vor dem Vulkan verlagern könnte.
Der isländische Geophysiker Benedikt Ófeigsson benannte in den Medien drei potentielle Ausbruchsorte: am Sýlingarfell, am Hagafell, oder innerhalb des Schutzwalls, der den Küstenort Grindavík umgibt. Der Geophysiker hält es für unwahrscheinlich, dass es in Svartsengi selbst zu einem Ausbruch kommt, ausschließen könne man dies jedoch nicht, sagte er in einem IR-Interview. Allerdings benötige die Magma dort vier bis sieben Stunden, bis sie die Erdoberfläche aus fünf Kilometern Tiefe erreicht habe.
Darüber hinaus gab es wieder viele Erschütterungen im Bereich des Kleifarvatn im Krysuvik-System. Einem Areal, das bei einigen Forschern vor der Aktivitätsverlagerung in Richtung Svartsengi auch als möglicher Eruptionsspot angesehen wurde.
Einen Schwarm gab es auch im Bereich von Hellisheiðarvirkjun, der sehr wahrscheinlich mit dem dortigen Geothermalkraftwerk in Verbindung steht und durch die Verpressung von Wasser ausgelöst werden könnte.
Kurzurlaub führte uns zu Karneval in den Golf von Neapel
Ich stehe an der Balustrade unserer Unterkunft und blicke über das weite Tal von Neapel, das in seiner Mitte vom Vesuv überragt wird. Die Nebelschwaden, die die Vulkanhänge einhüllen, lichten sich langsam, und der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee steigt mir in die Nase. Die Sonne geht langsam auf, und mit ein wenig Wehmut muss ich mich nach 5 Reisetagen wieder von diesem großartigen Anblick verabschieden. In meinen Gedanken lasse ich die wichtigsten Ereignisse unserer Reise, bei der mich Manfred und Leroy begleitet hatten, Revue passieren.
Nach der stressigen Anreise, bei der mich die Fluggesellschaft Eurowings außerplanmäßig um 50 € erleichtert hatte, weil Leroy einen kleinen Rollkoffer als Handgepäck hatte, der in unserer Buchungsklasse angeblich nicht erlaubt war, und nachdem wir vom Autoverleiher einen Mietwagen mit eingedellter Tür bekommen hatten, der nicht unserer Buchungsklasse entsprach und einem Downgrade gleichkam, fuhren wir vom Flughafen in Neapel schnurstracks Richtung Pozzuoli und der Caldera Campi Flegrei, die bei uns unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist.
Pisciarelli und Solfatara in den Phlegräischen Feldern
Unser Ziel war die Pisciarelli-Fumarole, die generell abgesperrt ist, doch einige Mitglieder der Vulkanologischen Gesellschaft e.V. hatten in früheren Jahren mal Glück gehabt, und es gelang ihnen, bis zur Fumarole vorzudringen. Allerdings gestaltete es sich als recht schwierig, die richtige Zufahrtsstraße zu finden. Wir entdeckten einen Weg am Ende einer Sackgasse, von dem aus man den Dampf der Fumarole aufsteigen sehen konnte, und folgten dem Pfad, bis er in etwa 300 m Entfernung zum Dampfaustritt in die falsche Richtung abzweigte. Hier nutzte ich die Gelegenheit, meine Drohne unbeobachtet aufsteigen zu lassen, um ein paar Luftaufnahmen des Areals zu schießen. Nachdem ich einige Aufnahmen auf dem Speicherchip hatte, brach die Verbindung zur Drohne ab, und sie kehrte automatisch zu mir zurück. Auch weitere Versuche, sie näher an die Fumarole zu steuern, scheiterten: Ein anderer Sender musste die Verbindung stören. Also brachen wir die Aktion ab und suchten die richtige Straße zur Fumarole, die wir dann nach 15 Minuten auch fanden. Bekanntermaßen befindet sich die Pisciarelli-Fumarole hinter einem Sportclub, und der Zugang ist gut abgesichert. Doch das Tor zur Sportanlage stand einladend weit offen, also fuhren wir auf das Gelände, nur um vom Verwalter abgefangen und vom Grundstück verwiesen zu werden. Das war dann wohl nichts. Also machten wir uns auf den Weg zur Solfatara und fanden natürlich auch den Zugang zum Krater verbarrikadiert vor. So blieb uns nur ein Fernblick von der Straße aus, die am Rand des Solfatara-Kraters -der eigentlich ein Maar ist- entlang verläuft. Der Anblick des Kraters war ernüchternd: Wenn man genau hinschaute, sah man, dass die meisten Absperrungen in der Solfatara kaputt waren, und auch das Gelände des einstigen Campingplatzes wirkte verwahrlost. Noch vor einem Jahr gingen Gerüchte um, dass man die Solfatara für Besucher wieder zugänglich machen wolle, doch davon konnte ich nichts entdecken. Also besichtigten wir noch schnell die Hafengegend von Pozzuoli und machten uns dann auf den Weg zu unserer Unterkunft, die am Südende der Bucht von Neapel liegt.
Das Gewölbe von Varo Chirico in Lettere
Leroy hatte uns ein tolles Gewölbe als Unterkunft aus dem Internet herausgesucht, das auf einem Höhenzug unterhalb der Festung von Lettere liegt, der den südlichen Teil der Küstenebene abgrenzt, auf der Neapel errichtet wurde. Von dort aus sollte man nicht nur einen super Blick über das neapolitanische Städtekonglomerat haben, sondern auch auf den Vesuv. Der Anbieter warb damit, dass die Privatunterkunft nur 5 Kilometer von Pompeji entfernt liegt, vergaß aber in seiner Beschreibung zu erwähnen, dass die schmale Straße, die von Pompeji aus den Berg hinaufführt, gut 2 Fahrminuten von der Unterkunft entfernt dauerhaft gesperrt ist! Keine unserer Navigationsapps sah sich in der Lage, eine alternative Route anzubieten, und so mussten wir unseren Weg selbst suchen. Ein Unterfangen, das gut 90 Minuten in Anspruch nahm und im Dunkeln nicht gerade Spaß machte. Es sollte sich herausstellen, dass wir normalerweise eine mindestens 30 Minuten längere Anfahrt zur Unterkunft hatten als geplant. Aber von diesem Umstand abgesehen, war es eine fantastische Unterkunft. Bereits am ersten Abend genossen wir den Blick auf die nächtliche Stadt und den Feuerberg, in dessen Schatten sie liegt.
Am nächsten Morgen war die Aussicht dann leider nur noch so schlecht wie das Wetter, denn nachts hatte Landregen eingesetzt. Ein wenig frustriert machten wir uns auf den Weg zum Antiquarium von Boscoreale, wo wir auf Museumstour gingen. Den verregneten Nachmittag verbrachten wir dann in einem Restaurant am Hang des Vesuvs.
Stippvisite in Herculaneum und Pompeji
Am nächsten Morgen regnete es immer noch, aber es gab gelegentliche Regenpausen, und so schoben wir Herculaneum in unser Programm ein, nur um dort festzustellen, dass die Bootshäuser mit den Skeletten für Besucher nicht mehr zugänglich sind. Was für eine herbe Enttäuschung! Nachmittags fuhren wir in Richtung Pompeji und kauften für 18 Euro ein Ticket, obwohl die Anlage nur noch 2 Stunden geöffnet sein sollte. Einen Rabatt für Spätnachmittagsbesucher gab es nicht. Aber wenigstens hatte der Regen aufgehört. Doch auch hier stellten wir fest, dass nicht alle Sehenswürdigkeiten der Stadt offen waren, die ich aus früheren Besuchen als zugänglich kannte. So war z.B. das Odeon gesperrt. Nun gut, wenigstens schafften wir es, einen Teil unseres Besichtigungsprogramms abzuarbeiten. Die Reise im Winter und das schlechte Wetter boten nicht nur Nachteile: die Straßen von Pompeji waren bei weitem nicht so überlaufen wie während des Sommers und Leroy bekam Gelegenheit Wasserspiegelungen in den Pfützen zu fotografieren, was die Bilder zu Unikaten machte.
Am Montag war das Wetter besser, auch wenn sich der Vesuvgipfel weiterhin in Wolken hüllte. Also entschieden wir uns erneut für einen Besuch in Pompeji, wo wir bis etwa 13 Uhr verweilen wollten. Den Nachmittag hatten wir für den Vulkan reserviert. Tatsächlich gab es in Pompeji eine Neuerung: Man verkauft jetzt nicht nur ein Ticket, sondern bietet gleich mehrere Optionen an. Möchte man die Villa dei Misteri besichtigen, die außerhalb der alten Stadtmauern Pompejis liegt, muss man für das Ticket 4 Euro mehr bezahlen. Ein halber Tag reicht natürlich bei Weitem nicht aus, um ganz Pompeji zu erkunden, aber da ich bereits oft genug hier war und Leroy einen ersten Eindruck bekommen sollte, reichte es aus.
Der Vesuv, das Onlineticket und der Vergleich zweier Hochkulturen
Erst gegen 14.30 Uhr kamen wir tatsächlich oben an der Seitenstraße des Vesuvs an, wo Individualtouristen seit einigen Jahren parken müssen, während Gruppenreisende mit Bussen bis zum Beginn des Weges gefahren werden, von dem aus man zum Krater laufen kann. Von der Seitenstraße aus gibt es natürlich auch einen kostenpflichtigen Shuttleservice, der einen die 3 Kilometer bis zum Beginn der Aufstiegsroute fährt. Der Shuttlefahrer fragte mich, ob wir unsere Onlinetickets dabei hätten, denn oben am Krater gäbe es keine mehr zu kaufen. Natürlich hatten wir keine, denn von meinen früheren Besuchen kannte ich es so, dass man sie am erwähnten Ticketschalter am Kraterrand kaufen musste. Na toll, willkommen im Zeitalter der Smartphones! Natürlich war es nicht anders zu erwarten gewesen, dass es am Parkgelände keinen Internetempfang gab, und so mussten wir unverrichteter Dinge wieder abziehen. Immerhin war der Gipfel des Vesuvs ohnehin in Wolken gehüllt, sodass es darauf auch nicht mehr ankam. Später recherchierte ich natürlich nach den Tickets und landete zunächst auf Seiten von Reiseanbietern, die sündhaft überteuerte Touren auf den Vesuv anbieten. Aber auch das Buchungsprozedere für Tickets auf der Website des Vesuv-Nationalparks ist umständlich und erfordert die Erstellung eines Nutzerkontos. Nicht gerade etwas, das man mal eben kurz vor dem Besuch des Vulkans erledigt. Angeblich wurde dieses Prozedere aus Sicherheitsgründen eingeführt, weil sich während der Hauptsaison wohl zu viele Besucher am Kraterrand drängten. Aber warum man dieses Verfahren auch im Winter aufrechterhält, bleibt schleierhaft. Für mich riecht das verdammt nach allgegenwärtigem Serviceabbau, gepaart mit Gewinnoptimierung, was mir mehr und mehr die Lust am Reisen nimmt! Aber immerhin entdeckten wir beim alten Vesuv Observatorium ein Lost Place. Eine gute Gelegenheit zum Vergleich des künstlerischen Schaffens zweier Hochkulturen mit 2000 Jahren Zeitabstand.
Auf der Rückfahrt zum Gewölbe gerieten wir dann noch in den neapolitanischen Feierabendverkehr, der einem absoluten Stillstand gleichkommt. So waren wir vom Vesuv aus gut zweieinhalb Stunden unterwegs, bis wir unsere Unterkunft erreicht hatten, und meine Laune war ziemlich im Keller. Da konnte abends nur noch leckere Pasta und ein Blick in die Weinflasche für etwas Aufmunterung sorgen.
Jetzt, am letzten Morgen, zeigt sich das Wetter von seiner schönsten Seite, und die aufgehende Sonne hüllt den Vesuv in pastellfarbenes Licht. Ich glaube, ich bekomme Gicht!
Die Fotos sind übrigens alle mit Smartphones gemacht und wurden aus der Hand geschossen. Die Dinger gewinnen als Kamera langsam an Daseinsberechtigung! Die Videoclips und 360 Grad Panoramen liefere ich nach.