Sizilien: Überflutungen und Schlammströme nach Starkregen

Starkregen verwandelte Straßen in Catania und auf Stromboli in reißende Ströme

Der Süden Italiens wurde gestern von einer Medican-artigen Unwetterfront heimgesucht, bei der es lokal zu Starkregen kam, der Straßen in reißende Flüsse verwandelte. Er löste kleinere Erdrutsche und Schlammlawinen aus, die auf der Lipareninsel Stromboli als Lahare bezeichnete Schlammlawinen verursachten. Auf Stromboli traf es den Ort Ginostra besonders schlimm, aber auch Stromboli Ort blieb nicht verschont. Zum wiederholten Mal in diesem Jahr ereignete sich ein solches Ereignis. Mitverantwortlich dafür ist der teilweise Verlust der Macchia, der durch ein Feuer ausgelöst wurde, das bei Dreharbeiten im Mai 2022 von einer Filmcrew gelegt und außer Kontrolle geraten war. Zwar ist ein Teil des abgebrannten Vegetationsgürtels wieder nachgewachsen, doch größere Sträucher fehlen noch, was den Boden aus Vulkanasche destabilisiert. Seitdem kommt es bei jedem größeren Unwetter zu Schlammströmen, die durch die Gassen der beiden Orte schießen und auch Wege am Berg zerstören. Außerdem stellen Ziegenherden ein Problem da, die sich in den letzten Jahren dramatisch vermehrten und die Vegetation abfraßen. Es gibt einen Zeitungsbericht, nachdem in Ginostra über 1500 Ziegen eingefallen sind und sich über die Gärten der nur 30 Einwohner des Ortes hermachen. Aber vielleicht verlassen die Ziegen den Gipfelbereich des Strombolis auch aus einen anderen Grund.

Darüber hinaus teilte das INGV mit, dass es auf der Sciara del Fuoco zu einem Erdrutsch gekommen ist. Das Ereignis war auf den Seismogrammen 18 Minuten lang zu verfolgen. Der Tremor war hoch, doch wahrscheinlich wurde der Erdrutsch durch den Regen verursacht.

In Catania traf es einige Straßen der Altstadt, deren Kanalisation mit den Regenmassen nicht klarkam, weshalb sich die Straßen in Flüsse verwandelten. Das Wasser reichte Bussen fast bis zu den Stoßstangen.

Tatsächlich landete ich am Freitagabend in Catania, bezog nahe des Flughafens eine Unterkunft und verzichtete wegen der schlechten Wetterprognose auf eine Tour zum Ätna. Am Morgen bekam ich das Gewitter mit, das nur vier Kilometer weiter für Chaos sorgte. Was ich mitbekommen habe, war ein gewöhnliches Gewitter. Allerdings war es nicht sonderlich windig, weshalb der Regen etwas länger dauerte als üblich. Dass es trotzdem zu den katastrophenähnlichen Zuständen in der Altstadt kam, kann ich mir nur durch die unzureichende Kapazität der Kanalisation und die übermäßige Versiegelung von Land erklären. Den Regen selbst habe ich nicht als ungewöhnlich stark empfunden.

Wo wir gerade bei den Vulkanen in Süditalien sind: Unter dem Ätna kam es in diesen Tagen wieder vermehrt zu Erdbeben, und auch auf Vulcano, wo ich mich jetzt befinde, gab es einige Mikrobeben.

Türkei: Lithosphärischer Gesteinstropfen verursacht Beckengenese

Konya-Becken in der Türkei könnte sich durch gigantischen Gesteinstropfen der Lithosphäre absenken

Ein erst vor wenigen Jahren entdeckter geologischer Prozess könnte die zunehmende Senkung im zentralanatolischen Plateau in der Türkei erklären. Verantwortlich dafür ist nicht die Plattentektonik, sondern ein riesiger Gesteinstropfen, der in etwa 40 bis 80 Kilometern Tiefe am unteren Rand der Lithosphäre hängt und das Konya-Becken nach unten zieht, wie Geologen um Erstautorin Julia Andersen von der University of Toronto in „Nature Communications“ berichten.

Dies ist nicht das erste Mal, dass ein solcher Lithosphären-Tropfen in dieser Region entdeckt wurde. Eine ähnliche Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass die Ablösung eines gigantischen Gesteinstropfens für die Hebung der zentralanatolischen Hochebene verantwortlich gewesen sein könnte.

Normalerweise sind plattentektonische Prozesse entlang von Störungszonen und die Drift der Kontinente für die Entstehung von Gebirgen, Hochplateaus oder Grabenbrüchen verantwortlich. Doch einige Landschaftsformen, wie das zentrale Hochplateau der Anden oder die zentralanatolische Hochebene in der Türkei, lassen sich nicht durch diese Prozesse erklären. Beide Regionen wurden angehoben, obwohl keine typischen tektonischen Einflüsse vorliegen.

Das Konya-Becken stellt dabei ein besonderes Rätsel dar: Inmitten des ansteigenden zentralanatolischen Hochplateaus senkt sich die Erdoberfläche in einem Bereich stetig. Satellitendaten zeigen, dass sich die Kruste im Konya-Becken jährlich um etwa 20 Millimeter absenkt, ohne erkennbare seitliche Krustenbewegungen oder plattentektonische Anzeichen.

Auf der Suche nach einer Erklärung nutzten Geologen seismische und gravimetrische Messungen und entdeckten an der Grenze zwischen der Lithosphäre und dem oberen Erdmantel eine Anomalie. Unter der Kruste des Konya-Beckens gibt es eine Zone, in der Erdbebenwellen schneller durch das Gesteinsmaterial verlaufen, was darauf hindeutet, dass es kühler und dichter ist als das umgebende Material. Dieses Material sinkt von der Lithosphäre in den darunterliegenden Mantel ab, ähnlich wie es bereits vor 25 Millionen Jahren in Zentralanatolien geschah. Damals löste sich ein großer Gesteinstropfen von der Lithosphäre, wodurch das Plateau aufgrund isostatischer Prozesse aufstieg. Der jetzt entdeckte Tropfen ist bereits der zweite in dieser Region. Da sich dieser Gesteinstropfen noch nicht abgelöst hat, zieht er die Erdkruste nach unten und verursacht die Senke des Konya-Beckens.

Durch Modellierungsexperimente im Labor konnten die Forscher den Prozess nachstellen: In einem Plexiglastank füllten sie zähflüssiges Polydimethylsiloxan (PDMS) als Modell für den Erdmantel. Darüber legten sie eine Schicht aus mit Ton vermischtem PDMS, die die Lithosphäre darstellte, und eine sandähnliche Schicht als Erdkruste. Ein Klümpchen PDMS diente als Auslöser des Prozesses. Innerhalb von zehn Stunden bildete sich ein erster Tropfen, der in den Mantel absank, gefolgt von einem zweiten Tropfen, der hängenblieb und wuchs. Dieser zweite Tropfen erzeugte eine Senke an der Oberfläche, ähnlich dem realen Konya-Becken.

Da komplexe geodynamische Prozesse in dieser Region stattfinden, sind vulkanische Aktivitäten nicht weit entfernt. Östlich von Konya liegt das quartäre Karapınar-Vulkanfeld, eine vulkanische Landschaft mit erloschenen Schlackenkegeln, Kratern und Lavafeldern. Diese vulkanischen Strukturen sind Teil des anatolischen Vulkanbogens, der durch frühere vulkanische Aktivität in der Region entstanden ist. (Quelle: https://www.nature.com/articles/s41467-024-52126-7)

Deutschland: Erdbeben M 3,1 in Brandenburg

Erdbeben M 3,1 konnten in Teilen von Brandenburg gespürt werden

Datum 18.10.24 | Zeit: 10:50:51 UTC | Koordinaten: 10:50:51 | Tiefe: 10 km | Mb 3,1

Gestern Morgen bebte die Erde im deutschen Bundesland Brandenburg mit einer Magnitude von 3,1. Das Epizentrum befand sich 14 Kilometer östlich von Herzberg. Das bekanntere Dresden liegt 72 Kilometer südlich des Epizentrums. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde vom EMSC mit 10 Kilometern angegeben. Diese Angabe basiert jedoch auf einer fixierten Tiefe, da die genaue Tiefe nicht ermittelt werden konnte. Es wird jedoch von einem flach liegenden Erdbebenherd ausgegangen. Der Grund für die fehlende Tiefenangabe könnte in der geringen Dichte des regionalen Geophonen-Netzwerks liegen. Da Erdbeben in dieser Region selten sind, ist das Netzwerk möglicherweise unterdimensioniert. Deshalb dürften die meisten Anwohner in der Umgebung von Herzberg auch überrascht gewesen sein, wobei es nur sehr wenige Meldungen über Wahrnehmungen des Bebens gab. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Beben nur schwach zu spüren war, was möglicherweise auf eine größere Tiefe des Hypozentrums schließen lässt.

Brandenburg liegt in einem tektonisch ruhigen Gebiet, weit entfernt von aktiven Plattengrenzen, wo Erdbeben häufiger auftreten. Das Gebiet gehört schon fast zur Osteuropäischen Kratonplattform, die geologisch als stabil gilt. Es gibt in dieser Region keine größeren Verwerfungen, die für signifikante tektonische Aktivität bekannt sind.

Spürbare Erdbeben sind in Brandenburg sehr selten und stehen wenn sie auftreten oft im Zusammenhang mit Spannungen innerhalb der Erdkruste, die durch isostatische Bewegungen (etwa aufgrund der Hebung nach dem Abschmelzen der Gletscher der letzten Eiszeit) oder durch Fernwirkungen von Aktivitäten an den Plattengrenzen (wie in den Alpen oder der Mittelmeerregion) entstehen können.

Zudem gibt es in der Region einige alte geologische Strukturen, wie die sogenannte „Elbe-Linie“, eine geologische Störzone entlang der Elbe, die in der Vergangenheit leichte seismische Aktivitäten verursacht hat. Obwohl dies keine hochaktive tektonische Zone ist, können durch langanhaltende Spannungen in der Erdkruste gelegentlich kleinere Erdbeben auftreten, wie das kürzlich in Herzberg beobachtete Beben.

Übrigens befand ich mich zum Zeitpunkt des Erdbebens auf einem Flug nach Catania, wo ich gleichzeitig mit einer Unwetterfront eintraf und nun im Hotel festsitze, anstatt auf dem Ätna herumzuwandern. Sollte das Wetter besser werden, wird Vnet in den nächsten Tagen nicht ganz so oft aktualisiert wie sonst, aber ein paar Artikel wird es dennoch geben!

Kanlaon mit Ascheeruptionen am 19.10.24

Ascheemissionen am Kanlaon verursachten Ascheregen

Auf den Philippinen hat der Vulkan Kanlaon mit Ascheemissionen begonnen. Dies geht aus einem Sonderbulletin der Vulkanologen von PHIVOLCS hervor. Demnach traten die Emissionen heute um 6:41 Uhr, 7:01 Uhr und 8:01 Uhr auf und dauerten nach visuellen Beobachtungen jeweils zwei bis sechs Minuten. Seismische oder Infraschall-Signale konnten dabei nicht aufgezeichnet werden. Die Ereignisse führten zur Bildung von hellgrauen Aschewolken, die bis zu 500 Meter über den Krater aufstiegen und sich nach Südwesten verlagerten. In mehreren Ortschaften wurde Ascheregen festgestellt. In Barangay Yubo wurden außerdem schwefelhaltige Dämpfe wahrgenommen. Aufgrund einer dichten Wolkendecke war der Gipfelkrater für den Rest des Vormittags nicht mehr sichtbar. Die Angaben erfolgten in Ortszeit; die Philippinen liegen zeitlich voraus.

Die SO2-Emissionen aus dem Gipfelkrater lagen laut Flyspec-Messungen vom 18. Oktober 2024 bei durchschnittlich 2.769 Tonnen pro Tag. Vor dem Ausbruch am 3. Juni 2024 hatte der Vulkan bereits erhöhte Mengen von durchschnittlich 3.383 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag ausgestoßen, seitdem liegen die Werte jedoch bei besonders hohen 4.133 Tonnen pro Tag. Die Asche in der Entgasungswolke deutet auf offene Schlotverhältnisse hin, bei denen vulkanische Gase feines Gestein oder Ablagerungen von den Rändern des oberflächennahen Magmas mitführen können.

Die Öffentlichkeit wird weiterhin daran erinnert, dass für den Kanlaon Alarmstufe 2 gilt, was auf zunehmende Unruhe hinweist.

Die heutige Aktivität könnte den Anfang einer stärkeren Eruptionsserie kennzeichnen oder aber auch nur ein weiteres Intermezzo in einer mehrmonatigen Aufheizungsphase darstellen, wobei es nicht zwingend zu stärkeren Eruptionen kommen muss. Dennoch wird die Wahrscheinlichkeit hierfür als hoch eingestuft.

Neben dem Kanlaon ist auf den Philippinen noch der Taal-Vulkan aktiv. Im Krater auf Volcano Island kommt es weiterhin zu phreatischen Eruptionen. Der Gasausstoß ist zwar noch als relativ hoch einzustufen, ist aber gegenüber dem Jahresdurchschnitt deutlich niedriger geworden und lag gestern bei unter 1.600 Tonnen pro Tag. Es gab eine phreatische Eruption, die etwa sieben Minuten andauerte.

Vulkan Fentale – Steckbrief

Äthiopischer Vulkan Fentale in der Awash-Region

Fentale (auch Fantale genannt) ist ein langgestreckter Stratovulkan am nördlichen Ende des Äthiopischen Hauptgrabens, der Teil des ostafrikanischen Rift Valley ist. Der Vulkan befindet sich an der südwestlichen Grenze der Danakil-Depression, einer tiefen geologischen Senke, die von extremer Hitze und vulkanischer Aktivität geprägt ist. Hier erhebt sich der Fentale gut 1200 m hoch, ausgehend von einer Hochebene auf 1000 m Höhe. Somit liegt der höchste Gipfel des Fentale auf gut 2100 Höhenmeter.

Fentale besteht hauptsächlich aus rhyolitischen Obsidianlavaströmen, begleitet von kleineren Tuffsteinvorkommen. Besonders markant ist die 2,5 x 4,5 km große elliptische Gipfelcaldera, Bei ihrer Entstehung entstanden verschweißte Pantellerit-Ablagerungen, die durch pyrokalstische Ströme gebildet wurden. Diese Caldera hat bis zu 500 m steil abfallende Wände und erstreckt sich in einer Westnordwest-Ostsüdost-Richtung, die senkrecht zum Äthiopischen Graben verläuft. Die nach der Caldera entstandenen Schlote orientieren sich entlang derselben Achse. Im Inneren der Caldera befinden sich Lavaströme aus Trachyt und Obsidian. Auf den Vulkanflanken gibt es frisch aussehende Lavaströme.

Über die Eruptionsgeschichte des Fentale ist nicht sehr viel bekannt. Die Gegend ist bis jetzt auch nur selten Gegenstand von Forschungsarbeiten gewesen.

Überliefert ist ein bedeutender Ausbruch im 13. Jahrhundert, der eine abessinische Stadt und eine Kirche zerstörte, die südlich des Vulkans liegen. Im Jahr 1820 n. Chr. brach Fentale erneut aus und es flossen basaltische Lavaströme aus einem 4 km langen Spalt an der Südflanke, wobei Lava auch den Boden der Caldera bedeckte.

In der jüngeren Vergangenheit gab es nahe dem Vulkan mehrere Schwarmbeben. Sie wurden in den Jahren 1981, 1989, 2001-02 und 2015 detektiert. Im September 2024 begann erneut eine Phase mit Schwarmbeben. Dabei traten mehrere Beben mit Magnituden im oberen Viererbereich auf, die bis in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zu spüren gewesen waren. Es entstanden geringer Sachschaden und Frakturen im Boden. Anfang Oktober kam es zu einer phreatischen Eruption in einem Thermalgebiet der Awash-Region. InSAR-Aufnahmen zeigten eine Bodendeformation in einem Gebiet nördlich des Fentale, die möglicherweise von einer Magmenintrusion verursacht wurde. Allerdings könnten auch andere Ereignisse wie Überflutungen die Geodaten beeinflusst haben, denn zu der Zeit gab es Flutwarnungen für die Region.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Erdbebenschwarms aus dem Jahr 2015 kamen zu dem Schluss, dass die Seismizität mit der Bildung eines magmatischen Gangs einherging, der durch das Eindringen rhyolithischer Schmelze zustande kam. Rhyolith ist eigentlich kein typisches Magma für die beginnende Afar-Senke, die von Basaltmagma dominiert wird. Eigentlich kann es sich hier nur um eine weit differenzierte Restschmelze aus Magmenkörpern früherer Eruptionen gehandelt haben.

Die vulkanische Aktivität ist eng mit den tektonischen Prozessen der Region verbunden, da der Vulkan an einem Hotspot im Bereich der kontinentalen Riftzone liegt. Hier weitet sich die Erdkruste kontinuierlich auf, was nicht nur den Fentale-Vulkan, sondern auch die vulkanische Aktivität in der gesamten Danakil-Depression beeinflusst.

Nyamuragira mit starken Schwefeldioxid-Emissionen am 17.10.24

Schwefeldioxidwolke von Nyamuragira weitet sich aus – Hohe Thermalstrahlung detektiert

Die Beobachtungsdaten der Satellitenfernerkundung des kongolesischen Vulkans Nyamuragira deuten darauf hin, dass sich die seit Monaten anhaltende effusive Eruption verstärkt haben könnte oder zumindest weiterhin anhält. Der Vulkanologe Charles Balagizi vom GOMA-Observatorium veröffentlichte heute auf Facebook eine Satellitenkarte, die eine in Richtung Nordwesten driftende Schwefeldioxidwolke visualisiert, welche beträchtliche Ausmaße erreicht hat. Als Quelle der Emissionen wird nicht nur der genannte Vulkan genannt, sondern auch der benachbarte Nyiragongo, in dessen Schlot Lava steht. Zudem registrieren die Satelliten eine hohe Thermalstrahlung, die in der vergangenen Nacht Spitzenwerte von über 1000 MW Leistung erreichte. Aktuell wird eine Leistung von 799 MW angezeigt.

Auf zehn Tage alten Copernicus-Satellitenfotos sind im Infrarotbereich zwei Lavaströme zu erkennen, die aus dem Krater des Nyamuragira austreten und nach Westen und Norden fließen. Mittlerweile hat der nördliche Lavastrom eine Länge von über fünf Kilometern erreicht und ist damit länger als der westliche. Letzterer ist bereits nahe am Krater in zwei Arme geteilt, während der nördliche Strom erst im Endbereich verzweigt.

Aufgrund der schlechten Sicherheitslage in der Region gibt es weiterhin kaum visuelle Beobachtungen oder Dokumentationen der Ereignisse. Rebellen machen die Gegend unsicher und liefern sich Kämpfe mit Soldaten und Rangern. Der aufblühende Vulkantourismus, der infolge der Corona-Pandemie und der durch die Einschränkungen verschärften Armut in der Region einen Rückschlag erlitt, wurde nahezu abgetötet. Auch zuvor war die Sicherheitslage so prekär, dass Vulkantouristen nur in Begleitung schwer bewaffneter Ranger den Nyiragongo besteigen konnten. Der Nyamuragira war schon damals unzugänglich. Auch Vulkanologen aus Goma haben kaum noch Zugang zu den Virungavulkanen, die zudem Heimat der vom Aussterben bedrohten Berggorillas sind. Diese können praktisch nur noch von Ruanda aus besucht werden.

Auch andere Vulkane des Rift Valley sind aktiv, darunter der Ol Doinyo Lengai in Tansania und der Erta Alé in Äthiopien. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass der Fentale, ein weiterer Vulkan in Äthiopien, erwachen könnte.

Äthiopien: Weiteres Erdbeben bei Awash am 16.10.24

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Vulkanregion nahe Awash in Äthiopien

Datum 16.10.24 | Zeit: 20:11:29 UTC | Koordinaten: 9.197 ; 40.190 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Gestern Abend um 20:11:29 UTC ereignete sich ein weiteres moderates Erdbeben in der äthiopischen Awash-Region, nahe dem Vulkan Fentale, das auch von Bewohnern der Hauptstadt Addis Abeba gespürt wurde. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,6 und eine Tiefe von etwa 10 Kilometern. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Erdbebenherd flacher lag, da präzise Lokalisierungen in dieser seismologisch schlecht überwachten Region schwierig sind. Aufgrund dieser mangelnden Überwachung bleiben viele schwächere Beben unentdeckt, obwohl die Bevölkerung seit fast vier Wochen von anhaltenden Erdstößen in Unruhe versetzt wird. Berichten aus sozialen Medien zufolge gab es zahlreiche schwächere Erdbeben, und es wurden zunehmend Schäden an der Infrastruktur gemeldet. Jüngst wurde bekannt, dass eine wichtige Bahnstrecke in der Region beschädigt wurde, wodurch sich die Gleise absenkten und teilweise Betonschwellen brachen. Zudem kollabierten einige Hauswände, und es wurden Risse und Spalten im Boden dokumentiert. In der vergangenen Woche kam es in einem Thermalgebiet zu einer phreatischen Eruption. Die dort lebenden Afar rufen die Weltgemeinschaft auf, Wissenschaftler zu entsenden, um die Phänomene zu untersuchen.

Nach dem letzten Erdbeben am 13. Oktober generierten die Kollegen von Erdbebennews ein Satellitenbild mit InSAR-Daten und stellten eine Bodendeformationen in der Region fest. Der Boden hob sich möglicherweise um bis zu 30 Zentimeter, und das Muster der Farbringe erinnert stark an jene, die man von Hawaii oder Island kennt, wo sie während der Intrusion magmatischer Gänge entstehen. Allerdings wurde die Bodendeformation im Bereich des Awash-Nationalparks detektiert und dort lieg der Awash Fluss mit seinen Wasserfällen. Es ist nicht auszuschließen, dass es hier andere Einflüsse als eine Magmaintrusion gegeben haben könnte, die sich in den Farbringen des InSAR-Bildes widerspiegeln.

Wie ich bereits in meinem letzten Update zu diesem Phänomen schrieb, gab es in der Vergangenheit starke Schwarmbeben, die mit der Bildung solcher Gänge in Zusammenhang standen. Das Besondere hier: Solche Gangbildungen treten normalerweise in Gebieten auf, in denen Basalt gefördert wird. Untersuchungen ergaben jedoch, dass in dieser Region rhyolithisches Magma intrudiert sein könnte. Das Afardreieck, das sich im nördlichen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys öffnet, ist eigentlich eine Region, in der vorwiegend Basalt erwartet wird. Der Fentale scheint hier eine Ausnahme zu bilden: Der Stratovulkan wird von einer 5 Kilometer durchmessenden Caldera dominiert, die vor gut 2000 Jahren entstand. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vulkanen der Region ist er nicht nur effusiv, sondern auch explosiv aktiv. Zudem ist die Region tektonisch sehr aktiv, da hier die divergente Grenze zwischen der Somalischen Mikroplatte und der Afrikanischen Platte verläuft. Normalerweise werden an divergenten Plattengrenzen basaltische Schmelzen gefördert, die weniger zu Explosionen neigen.

Türkei: Starkes Erdbeben Mw 5,9 in Ostanatolien

Eilmeldung: Starkes Erdbeben Mw 5,9 erschüttert Osten der Türkei – Schäden möglich

Datum 16.10.24 | Zeit: 07:46:33 UTC | Koordinaten:38.336 ; 38.824 | Tiefe: 10 km | Mw 5,9

Vor wenigen Minuten erschütterte ein starkes bis sehr starkes Erdbeben der Magnitude 5,9 den Osten der Türkei. Das Epizentrum wurde 26 km südsüdöstlich von Baskil verortet. Die Großstadt Malatya liegt 44 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Dort leben 441000 Menschen. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe. Diese Angabe deutet darauf hin, dass es sich um ein flach liegendes Hypozentrum handelte, dessen genaue Tiefe aber noch nicht ermittelt wurde. Auch die Magnitude ist noch nicht endgültig festgestellt worden und kann noch korrigiert werden. Die Daten stammten vom GFZ. Beim EMSC wird die Magnitude mit 6,0 angegeben.

Erdbeben dieser Magnitude können starke Schäden verursachen und Todesopfer fordern. Entsprechende Meldungen liegen noch nicht vor.

Es sind schon zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC eingegangen. Das Beben war in einem Umkreis von 600 Kilometern deutlich zu spüren, u.a. auch in Ankara.

Tektonisch betrachtet manifestierte sich das Erdbeben an der Ostanatolischen Störung, an einem Segment, das weiter nordöstlich liegt, als es bei dem verheerenden Gaziantep-Beben im Februar 2023 der Fall war.

In der Region gibt es nicht nur die Ostanatolische Verwerfung, sondern auch die Malatya Fault: Dies ist eine lokale Verwerfung, die speziell die Region um Malatya betrifft. Sie verläuft parallel zur Ostanatolischen Verwerfung und ist ebenfalls ein potenzieller Auslöser für Erdbeben in der Region.

In den sozialen Medien sieht man, die zahlreiche Menschen in der Erdbebenregion ihre schwankenden Häuser verließen und auf die Straßen flüchteten. Es werden Videos schwankender Lampen und durchgerüttelten Inventars geteilt, aber Bilder von größeren Schäden konnte ich bis jetzt nicht entdecken.

Das Erdbeben löste zahlreiche schwächere Nachbeben aus und es stellt sich natürlich die Fragen, ob nicht noch ein starkes und vielleicht noch stärkeres Erdbeben folgen wird. Es werden sicher Stunden voller Unruhe und Angst und viele Menschen bleiben auf den Straßen in Erwartung eines weitern starken Erdbebens. Sicher ist man indes nicht in engen Straßenschluchten, sondern auf freien Plätzen, ohne das man von herabstürzenden Dach- und Fassadenteile getroffen werden kann.

Das Beben zeigt, dass die Ostanatolische Verwerfung auf ihrer gesamten Länge unter großen Spannungen steht, die durch die beiden sehr starken Erdbeben im Februar 2023 nur in der betroffenen Region um Gaziantep abgebaut wurden. In anderen Regionen kann es jederzeit zu weiteren starken Erdbeben kommen.

Update: Inzwischen wurde gemeldet, dass mehr als 40 Personen medizinischer Betreuung bedürfen und offenbar Verletzt wurden oder unter Schock stehen. Nahe des Epizentrums kam es zu einigen Gebäudeschäden. Was Bilder im Net betrifft, muss man skeptisch sein, teilweise werden solche des Starkbebens vom Februar 2023 gezeigt.

Österreich: Spürbares Erdbeben Mb 3,1 am 16.10.24

Erdbeben lässt Urlaubsregion in den österreichischen Alpen erzittern – Wahrnehmungsmeldungen liegen vor

Datum 16.10.24 | Zeit: 01:15:44 UTC | Koordinaten: 47.160 ; 9.984 | Tiefe: 3 km | Mb 3,1

Heute Nacht erzitterte grollend der Erdboden in der österreichischen Alpenregion und schreckte den einen oder anderen Anwohner aus dem Schlaf: Der Grund war ein Erdbeben der Magnitude 3,1, das ein Epizentrum 12 km ostnordöstlich von Bludenz hatte. Einem kleinen Ort mit ca. 13500 Einwohnern. Das Hypozentrum des Bebens lag in einer Tiefe von nur 3 Kilometern und damit ungewöhnlich flach, weshalb der Erdstoß deutlich zu spüren gewesen war, obwohl er nur knapp über der Wahrnehmbarkeitsgrenze von M 3,0 lag. Es gab sowohl ein schwächeres Vor- als auch ein Nachbeben.

Beim EMSC meldete sich trotz nachtschlafender Zeit ein Bebenzeuge, der ein laut grollendes Geräusch in Verbindung mit einem starken Schütteln beschrieb. In der Lokalpresse gibt es Hinweise darauf. dass in der Vorarlbergregion zahlreiche Menschen in einem Umkreis von 15 Kilometern um das Epizentrum den Erdstoß gespürt haben.

Das GFZ rechnete den Erdstoß übrigens Deutschland zu, obwohl er sich südöstlich des Bodensees auf österreichischem Boden manifestierte. Auch Lichtenstein und die Schweiz liegen nicht weit vom Ort des Geschehens entfernt. Die Magnitude wird beim GFZ mit 3,0 und die Tiefe mit 5 Kilometern angegeben.

Die Tektonik der Alpen wird im Wesentlichen von der Kollision Europas mit Afrika geprägt, in deren Folge sich die Alpen bildeten. Die Orogenese ist noch nicht abgeschlossen und das Gebirge wächst noch.

Eine wichtige tektonische Struktur ist die Inntal-Störung, die im nördlichen Alpenbereich verläuft und die Nördlichen Kalkalpen prägt. Südlich des Arlbergs verläuft die Periadriatische Naht, eine bedeutende tektonische Grenze zwischen den Ost- und Südalpen. Ebenfalls von Bedeutung ist das Engadiner Lineament, das in West-Ost-Richtung verläuft und zur alpinen Gebirgsbildung beiträgt. Doch diese große Störungen zeichneten sich wahrscheinlich nur indirekt für das Beben verantwortlich. Diese ereignete sich am Rand des Lechtals und könnte mit einer lokalen Störung in Zusammenhang stehen, die mit der Lechtal-Decke verbunden ist. Diese geologische Einheit ist Teil der alpinen Deckentektonik, bei der große Gesteinspakete übereinander geschoben wurden.