Marapi eruptiert Vulkanasche bis auf 4600 m Höhe

Marapi eruptiert Vulkanasche – Neue Phase erhöhter Aktivität

Nachdem es in der letzten Woche still um den indonesischen Vulkan Marapi (Sumatra) gewesen war, begann vorgestern eine neue Eruptionsserie. zunächst gab es nur schwache Eruptionen, die Vulkanasche 400 m über Kraterhöhe förderten, heute ereignet sich dann um 07:12 WIB ein stärkerer Ausbruch, bei dem die Asche eine Höhe von bis zu 1500 m über dem Krater erreichte. Das VAAC Darwin detektierte die Eruption ebenfalls und meldete Vulkanasche in einer Höhe von 4600 m über dem Meeresspeigel.

Die Eruption verursachte auf den Seismographen einen Ausschlag mit einer maximalen Amplitude von 30,4 mm und einer Dauer von 1 Minute und 9 Sekunden.

Die Seismizität war in den letzten Wochen gering, mit nur einigen Erdbeben am Tag, doch am 1. April gab es einen kleinen Peak bei dem es ca. 15 vulkanotektonische Beben gab. Diese Beben wurden von aufsteigenden Magma verursacht, dass nun für die Eruptionen verantwortlich ist. Der Schwarm war aber nicht so starke, dass sich daraus besonders starke Eruptionen für die nächsten Tage ableiten lassen würden.

Der Alarmstatus steht auf „2“ und es gilt eine Sperrzone mit einem Radius von 3 Kilometern um den aktiven Verbeek-Krater. Als Komplexvulkan verfügt der Merapi mehrere Krater. Der Verbeek-Krater wurde nach dem niederländischen Geologen Rogier Diederik Marius Verbeek (1845–1926) benannt. Verbeek war bekannt für seine geologischen Untersuchungen in Indonesien (damals Niederländisch-Indien) und spielte eine bedeutende Rolle bei der Erforschung und Kartierung von Vulkanen in der Region. Besonders seine Arbeiten über den Krakatau-Ausbruch von 1883 haben ihm große Anerkennung eingebracht.

Die indonesischen Vulkanologen vom VSI gehen davon aus, dass die explosive Aktivität durch eine Druckerhöhung im Fördersystem entsteht, wenn abkühlendes Magma den Förderschlot verstopft. Der Abkühlungsprozess kann durch das Eindringen von Regenwasser in das Fördersystem begünstigt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, das starke Regenfälle Lahare auslösen, indem sie auf dem Vulkanhang abgelagerte Vulkanasche in Schlamm verwandeln. Lahare gelten neben pyroklastische Ströme al eine der größten Vulkangefahren.

Island: Gangintrusion noch nicht abgeschlossen

Schwarmbeben auf Island lässt nur langsam nach – Gangintrusion nicht abgeschlossen

Auf Island hält das Schwarmbeben, das mit der Intrusion eines magmatischen Gangs einhergeht, weiter an und lässt nur langsam nach. Seit Beginn der Ereignisse vor 48 Stunden manifestierten sich fast 3200 Erdbeben. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich entlang des gut 20 Kilometer langen magmatischen Gangs, der sich ausgehend von der Sundhnúkur-Kraterreihe nach Nordosten hin ausbreitete und dabei am Kegel des Keilir in Richtung Küste vorbeizog. Dabei passierte das Magma auch den Fagradalsfjall. Magmabewegungen konzentrierten sich zuletzt in einem Areal zwischen Fagradalsfjall und Keilir.

Aktuell nimmt die Anzahl der Erdbeben zwar ab, aber es scheint immer noch Magma in den Gang zu strömen. Somit ist die Gefahr eines erneuten Magmadurchbruchs an der Erdoberfläche nicht komplett gebannt, obgleich die Wahrscheinlichkeit hierfür nicht besonders hoch ist.

Der kurzlebige Vulkanausbruch am Dienstag war der kleinste der Sundhnúkur-Eruptionssequenz, was daran lag, dass das meiste Magma in den unterirdischen Gang floss. Das bei der Eruption freigesetzte Lavavolumen beträgt etwa 0,4 Millionen Kubikmeter. Das Volumen entspricht etwa einem Sechstel des Lavafeldes des Januar-Ausbruchs 2024, der Grindavik ebenfalls auf die Pelle rückte.

An der GPS-Station in Svartsengi (SENG) wurde seit gestern Morgen eine Bodenabsenkung von über 25 cm registriert. Etwa 90 % des seit dem letzten Ausbruch im Dezember 2024 angesammelten Magmas floss in den magmatischen Gang, nur ein kleiner Teil erreichte die Oberfläche nördlich von Grindavík. Obwohl die Stadt wieder einmal Glück hatte und von Lavamassen verschont blieb, gab es dennoch starke Erdbewegungen: GPS-Messungen zeigen vor allem im Osten der Stadt deutliche Verschiebungen. Am Austurvegur wurden vertikale Verschiebungen von über 10 cm festgestellt. In der Horizontalen versetzte der Boden um 5–8 Zentimeter. Im Westen betrug die horizontale Verschiebung etwa 6 cm. Insgesamt wurden in der Stadt seit gestern Morgen Bewegungen von bis zu 50 cm über mehrere Verwerfungen hinweg gemessen. Es wurde zwar noch nicht bekannt, ob neue Schäden auftraten, möglich ist das aber.

Inzwischen gab es Statements von verschiedenen isländischen Vulkanologen, die meinen, dass der aktuelle Vulkanausbruch der letzte in dieser Gegend gewesen war. Grund für diese Vermutung ist der Umstand, dass der Magmenaufstieg von dem tiefer gelegenen Magmenkörper in das flacher liegende Reservoir unter Svartsengi in den letzten Wochen nachgelassen hat. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass die Geschehnisse der letzten 2 Tage die Karten neu gemischt haben könnten und dass mit dem schnellen Abfluss des Magmas in den Gang eine Druckentlastung einherging, die es neuem Magma erleichtert, aufzusteigen. Die nächsten Tage werden zeigen, wie stark die Bodenhebung nach der Gangbildung ausfällt.

Ätna: Strombolianische Episode in der Nacht

Neue Episode strombolianischer Eruptionen am Ätna – VONA-Alarmstatus auf „Rot“

Am Ätna auf Sizilien kam es in der letzten Nacht erneut zu einer Episode strombolianischer Eruptionen aus dem Südostkrater. Die Aktivität kam nicht völlig überraschend, denn bereits gestern Nachmittag fing der Tremor an zu steigen. Wie bei den vorherigen Episoden erreichte er das untere Drittel des roten Bereichs. Heute Morgen nimmt die Explosivität bereits wieder ab, was sich auch in einem fallenden Tremor widerspiegelt. Der Ascheausstoß scheint allerdings zuzunehmen.

Das INGV brachte um 04:15 UHR eine Meldung heraus und warnte vor Vulkanasche, obgleich die Höhe einer potenziellen Aschewolke nicht bestimmt werden konnte. Dennoch wurde der VONA-Alarmstatus auf „Rot“ gesetzt, in erster Linie, weil sich der Flughafen Catania in der Nähe des Vulkans befindet und Anflugsrouten am Ätnagipfel vorbeiführen. Sichtbar war nur der Auswurf rotglühender Tephra, wie es für strombolianische Eruptionen typisch ist. Das Material stieg ca. 200 m hoch auf und landete im Bereich des Südostkraterkegels. MIROVA registrierte eine moderate Wärmestrahlung mit 40 MW Leistung.

Seit der Eruption des Lavastroms im Februar kam es wiederholt zu den beschriebenen Episoden, wobei das Eruptionsintervall bei ca. 4 Tagen lag. Das ruft natürlich den einen oder anderen Vulkanspotter auf den Plan, die hoffen, die Aktivität zu erwischen. Natürlich braucht man dafür auch etwas Wetterglück, welches den Beobachtern heute hold war.

Aufgrund der anhaltenden Aktivität am Ätna gab es auch diese Woche wieder ein Bulletin, diesmal für den Beobachtungszeitraum vom 24. bis 30. März. Die Vulkanologen vom INGV beschreiben darin die beiden strombolianischen Episoden vom 24. und 28. März und veröffentlichten eine neue Karte des Gipfelbereichs, die mit Hilfe von Drohnenaufnahmen entstand. Am interessantesten ist hierbei, dass einige Frakturen entdeckt wurden, die sich zwischen dem Südostkraterkegel und dem Zentralkraterkegel sowie an der südlichen Basis des letztgenannten Kegels gebildet hatten. Auch der Förderschlot der Februareruption wurde dokumentiert.

Interessant war auch die Analyse der Tremorquellen, die sich weiter in Richtung Nordwesten verlagert haben und sich bis unter die Voragine schoben. Vielleicht stimmt auch dieser Krater bald in den Eruptionen mit ein. Zuletzt lieferte die Voragine im letzten Frühsommer eine große Show ab.

Japan: Starkes Beben Mw 6,2 vor Kyushu

Datum: 02.04.2025 | Zeit: 14:03:56 UTC | Koordinaten:  31.119 ; 131.420 | Tiefe: 14 km | Mw 6,2

Vor der Südostküste von Kyushu gab es ein Beben Mw 6,2 – Mehrere Vulkane in der Nähe

Die Küste der japanischen Insel Kyushu wurde heute Mittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,2 heimgesucht. Das Epizentrum wurde vom EMSC 54 km südsüdöstlich von Nichinan verortet. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 14 Kilometern.

Tektonisch betrachtet stand es mit der Subduktion am Ryukyu-Graben in Verbindung, an dem die Philippinische Platte unter zwei Mikroplatten abtaucht, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert sind. Bei den Platten handelt es sich um die Okinawa-Platte und die Amur-Platte. Dem nicht genug, manifestierte sich der Erdstoß auch noch in dem Bereich, an dem eine Transformstörung zwischen den beiden Mikroplatten verläuft und eine Triple-Junktion mit dem Ryukyu-Graben bildet. Die Störungen gehören zu dem komplexen tektonischen Setting entlang des Pazifischen Feuerrings, an dem sich die meisten Vulkane der Welt aufreihen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass es im Wirkungskreis des Erdbebens mehrere Vulkane gibt, die entweder in Eruption begriffen sind oder die sich auf einen Ausbruch vorbereiten. Zu den letzteren Vulkanen gehört der Kirishima auf Kyushu, dessen Alarmstatus erst am Wochenende hochgestuft wurde.

Ein weiterer Vulkan ist der Sakurajima, der bereits gestern wieder seine Taktzahl an Eruptionen erhöhte und seitdem 9 VONA-Warnungen beim VAAC Tokio auslöste. Die stärkste Eruption förderte Vulkanasche bis auf 3400 m Höhe.

Dann ist da noch der Suwanose-jima, der in den letzten Tagen ebenfalls Vulkanasche emittierte. In diesem Jahr legte er eine vergleichsweise bescheidene Performance hin und löste auf Jahressicht 50 VONA-Warnungen aus.

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer Vulkane in der Nähe des Epizentrums und es ist möglich, dass der Erdstoß Vulkanausbrüche triggert oder abwürgt. So ein Erdbeben kann mehrere Monate lang nachwirken.

Tatsächlich kam es in den letzten Tagen zu einer Häufung stärkerer Erdbeben, nachdem es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig gewesen war.

Póas: Ascheeruptionen halten an

Póas eruptiert Vulkanasche und glühende Tephra bis zu 600 m hoch – VONA-Warnungen ausgegeben

In Costa Rica bleibt der Póas aktiv und verursacht häufige Ascheeruptionen, die aus dem Bereich des ehemaligen Kratersees aufsteigen und eine Höhe von bis zu 600 m über dem Krater erreichen. Das VAAC Washington brachte mehrere VONA-Meldungen heraus, nach denen Vulkanasche in 3000 m Höhe detektiert wurde. Sie drifteten in Richtung Südwesten.

Die Vulkanologen von OVISCORI UNA berichten, dass es sich um „trockene“ Vulkanasche handelt und nicht mehr um Schlammfontänen phreatischer Eruptionen. Das könnte daran liegen, dass der Kratersee fast verdunstet ist. Auf der Livecam sah man gestern aber immer noch sehr viel Dampf aufsteigen und Ausbrüche, die eindeutig einen phreatischen Charakter zeigten. Es gibt also sowohl phreatische Eruptionen als auch Ausbrüche mit Vulkanasche, die auch glühende Tephra und größere Lavafragmente fördern. Vermutlich sind mehrere Förderschlote an den Explosionen beteiligt und die Art des Ausbruchs wird dadurch gesteuert, ob der Schlot noch im Wasser liegt oder auf dem Trockenen.

Gestern wurden auf der Besucherterrasse am Kraterrand Ascheablagerungen gesichtet, die bis zu 5 mm dick waren. Außerdem wurden hohe Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen. OVISCORI-UNA hat am 31. März einen Ausstoß von gut 2200 Tonnen am Tag nachgewiesen. Heute zeigte die EXPO-Gasmessstation an der Besucherterrasse einen sehr hohen Ausschlag, der gegen 15:20 Uhr Lokalzeit die Skala sprengte und weit über 7 ppm hinaus schoss. Vermutlich wurde eine Gaswolke direkt auf die Messstation zugeweht. Derartige Schwefeldioxid-Konzentrationen gelten als hochgradig gesundheitsgefährdend. Bei 5 ppm gibt es einen Sirenenalarm und die Plattform muss evakuiert werden, was heute aber von untergeordneter Bedeutung war, weil die Terrasse und der ganze Nationalpark sowieso gesperrt sind. Allerdings halten sich hier gelegentlich Vulkanologen auf. Als unbedenklich gelten übrigens Werte von bis zu 0,4 ppm SO2.

Der Póas ist ein fast 2700 m hoher Komplexvulkan mit mehreren Kratern und liegt unweit der Hauptstadt San José. Starke Ascheeruptionen könnten den Verkehr am internationalen Flughafen lahmlegen.

Kilauea: Episode 16 generiert Lavafontäne

Weitere Lavafontänen-Episode am Kilauea hält stundenlang an – Krater wird immer flacher

Am Kilauea auf Hawaii begann gestern Abend unserer Zeit (10:24 Uhr HST) die Lavafontänen-Aktivität der Episode 16 des andauernden Halemaʻumaʻu-Ausbruchs. Bereits gut zwölf Stunden zuvor begann Magma aufzusteigen und Lava brodelte in Form eines kleinen Lavasees im Nordschlot. Interessanter Weise war es dann der Südschlot, der anfing eine große Lavafontäne zu fördern. Innerhalb von 26 Minuten wuchs sie zu einer imposanten Höhe von 215 Metern. Am nördlichen Schlot kochte die Lava weiterhin über und erzeugte Lavaströme. Diese wurden natürlich in stärkerem Ausmaß auch von der Lavafontäne gespeist. Ein Großteil des Kraterbodens wurde erneut von Lava überflutet. MIROVA detektiert eine sehr hohe Wärmestrahlung mit 4176 MW Leistung.

Durch die häufig wiederkehrende Aktivität wird der Halemaʻumaʻu-Krater immer flacher. Wir erinnern uns: im Zuge der Leilani-Eruption 2018 sackte der Kraterboden stark ab und es kam genau genommen zu einer Calderabildung. Damals war der Krater gut 500 m tief und sein Durchmesser vergrößerte sich auf ca. 2 Kilometer in seiner Längserstreckung. Seitdem wurde sehr viel Lava gefördert. Im März hob sich der Kraterboden infolge der Lavastromtätigkeit um 10 Meter an. Er befindet sich nun auf einem Höhenniveau von 964 m.

Die inflationäre Neigung des Neigungsmessers der Station UWD stieg seit dem Ende der 15. Episode um etwa 8 Mikroradian an und hat damit etwa 90 % des in Episode 15 verzeichneten Rückgangs ausgeglichen. Mit Eruptionsbeginn setzte ein Rückgang der Neigung ein, während die seismischen Erschütterungen mit dem Beginn der Lavafontänen deutlich zunahmen. Bereits am 31. März gegen Mittag (HST) war ein erster Anstieg der Erschütterungen messbar, gefolgt von einer stärkeren Zunahme gegen 16:30 Uhr HST. Mit dem Einsetzen der Fontänen verstärkten sich die Erschütterungen und Infraschallsignale signifikant.

Die Schwefeldioxid-Emissionen sind erhöht und erreichten in früheren Episoden Spitzenwerte von 50.000 Tonnen oder mehr pro Tag. Vergleichbare Emissionswerte werden auch für die aktuelle Fontänenaktivität erwartet. Aufgrund schwacher Winde am Gipfel könnte sich die Gasfahne in der Gipfelregion des Kīlauea ausbreiten. Zudem besteht für Besucher des Nationalparks und Anwohner benachbarter Gebiete die Möglichkeit, mit „Peles Haar“ und anderen kleinen Fragmenten aus Vulkanglas und Tephra in Kontakt zu kommen – ähnlich wie während Episode 15.

Island: Starke Erdbebentätigkeit infolge Gangintrusion

Unter dem Areal links vom Keilir bewegt sich der Gang. © Marc Szeglat

Intrusion eines mehr als 20 Kilometer langen magmatischen Gangs hält an – Stärkstes Erdbeben M 5,2

Der sichtbare Teil des Vulkanausbruchs, der gestern Vormittag auf Island begonnen hat, endete am Abend, doch damit ist die Aktivität nicht zu Ende gewesen, denn unterirdisch ist noch einiges in Bewegung. Davon zeugt ein sehr starker Erdbebenschwarm, der sich bislang aus fast 2400 automatisch detektierten Beben zusammensetzt. Die stärkste Erschütterung hatte eine automatisch beurteilte Magnitude von 5,2 die von den Erdbebendiensten an zwei unterschiedlichen Lokationen verortet wurde. Während IMO dieses Beben vor der Küste bei Reykjanestá ausgemacht hat, siedelte das EMSC dieses Beben nahe des Nordendes des magmatischen Gangs an. Dieses Ende migriert in nordöstlicher Richtung und damit grob auf Reykjavik zu.

Der Gang hatte bereits gestern Abend eine Länge von gut 20 Kilometern erreicht und wanderte mehr als 9 Kilometer weiter in Richtung Nordost, als es bei vorherigen Ereignissen der Fall war. Anhaltende Subsidenz zeigt, dass der Prozess der Gangbildung weiter anhält, und es sieht so aus, als würde nicht nur das Magma abfließen, das sich seit der letzten Eruption unter Svartsengi angesammelt hat, sondern auch Schmelze, die davor vorhanden war und bislang nicht eruptierte.

Es fließt also eine große Menge Magma unterirdisch in Richtung Nordosten und bildet in einer Tiefe von 4 bis 5 Kilometern (der Tiefe der meisten Erdbebenherde) einen magmatischen Gang. Er reicht fast bis zur Küste östlich von Vogar.  Wahrscheinlich sucht sich das Magma einen Weg entlang bereits existierender Risszone in Verlängerung der Sundhnúkur-Kraterreihe und erweitert den Spalt, wodurch starke Erdbewegungen ausgelöst werden.

Solange der Prozess in Gang ist, besteht die Möglichkeit einer weiteren Eruption an der Erdoberfläche. Am naheliegendsten ist, dass das Magma am Ende des Gangs durchbrechen wird, dort, wo noch die meisten Erdbeben stattfinden. Vielleicht sehen wir auch den Anfang einer Verlagerung der Aktivität in ein neues Risssystem.

Starke Erdbebenaktivität gibt es nicht nur entlang des magmatischen Gangs, der von Sundhnúkur und Svartsengi ausgeht, sondern auch entlang einer Spalte zwischen Reykjanestá und Eldey. In diesem Areal gab es bereits früher Schwarmbeben.

Die Vorkommnisse erinnern mich ein wenig an die Prozesse vor der Holuhraun-Eruption 2014. Der magmatische Gang, der sich ausgehend von Bardarbunga bildete, hatte zum Schluss eine Länge von 40 Kilometern. Diese Dimensionen wird der aktuelle Gang aber wahrscheinlich nicht erreichen.

Island: Starke Seismizität und Gangbildung

Eruption auf Island hat stark nachgelassen – Seismizität weiterhin hoch

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat der Vulkanausbruch bereits stark nachgelassen und scheint sich bereits seinem Ende zu nähern. Er könnte aber jederzeit wieder aufleben und sich deutlich intensivieren, denn die Bildung des magmatischen Gangs scheint noch nicht abgeschlossen zu sein. Immer noch wird eine intensive Seismizität registriert, die stark an die Erdbebenschwärme erinnert, die wir zu Anfang der Eruptionsphase 2023 gesehen haben. Auf der IMO-Shakemap werden bis jetzt 870 Beben angezeigt und nach einer kurzzeitigen Abnahme der Erdbebenhäufigkeit intensivierte sie sich wieder, wobei es in den letzten Stunden zu auffällig vielen Beben im Bereich vom Keilir kommt. Mehrere Beben hatten Magnituden im Dreierbereich. Laut Vafri.is kam es auch zu zwei Beben mit der Magnitude 4,2.

Dass die Erdbeben so lange und stark nach Eruptionsbeginn anhalten, ist sehr ungewöhnlich und gibt Grund für die Spekulation, dass aus größerer Tiefe neues Magma intrudiert. Anhand der negativen Bodendeformation sieht man, dass aber auch ein großer Teil der Schmelze abgelaufen ist, die sich seit November in 4–5 Kilometern Tiefe akkumuliert hat. Sie wurde nur zum geringen Teil eruptiert und speiste vor allem den Gang, der sich im Südwesten bis unter dem Meer bei Grindavik ausgebreitet hat und im Nordosten 3 Kilometer weiter migrierte, als es bislang der Fall gewesen war.

Die Lava erwischte wieder eine Warmwasserleitung, die nach Grindavik führt und legte auch einen Strommast um. In Grindavik kam es zudem zu Bodendeformationen.

Der oberflächlich sichtbare Teil des Ausbruchs ähnelte dem vom Januar 2024, als sich mehrere kurze Spaltensegmente in Richtung Grindavik öffneten und sogar den Stadtrand erreichten. Ein kurzer Lavastrom zerstörte einige Häuser dort. Beim aktuellen Ausbruch folgte die Spaltenöffnung der Linie von damals und es öffnete sich eine kurze Spalte nahe der Gewächshäuser vor dem Stadtrand im Nordosten. Diese kurze Spalte lag bereits innerhalb der Befestigungsanlagen, die auch während der Öffnung der Hauptspalte durchschnitten wurden. Dennoch hielten die Deiche die größte Lavamenge davon ab, in Richtung Grindavik zu fließen, so dass die Stadt erneut verschont wurde. Die Lava steht aber bis kurz unterhalb der Dammkrone und sollte ein neuer Lavaschub kommen, könnten diese überflossen werden.

Es bleibt äußerst spannend auf Island. Insbesondere die anhaltende Bebentätigkeit signalisiert, dass dieser Ausbruch doch noch nicht der letzte entlang von Sundhnúkur sein könnte, denn irgendetwas könnte sich im Untergrund geändert haben.

Kanada: Stromausfälle nach Eissturm in Ontario

Starker Eissturm im kanadischen Ontario verursachte Verkehrschaos und Stromausfälle

Während bei uns der Winter zu Ende ist, erlebten die Kanadier am Wochenende einen erneuten Einbruch arktischer Luftmassen, der ​am Sonntag letztendlich zu einem Eissturm sorgte. Dabei kam es zu überfrierender Nässe und gefährlichem Glatteis, das nicht nur für Verkehrschaos sorgte, sondern auch Stromausfälle bedingte, von denen über 350.000 Kanadier in Teilen Ontarios betroffen waren.

Die Stromausfälle wurden in erster Linie durch einen dicken Eispanzer verursacht, der Stromleitungen und Masten umhüllte und diese umstürzen ließ. Natürlich erlitten Bäume das gleiche Schicksal und umgestürzte Bäume und herunterhängende Äste belasteten die Strommasten zusätzlich. Außerdem wurden zahlreiche Straßen durch den Eisbruch blockiert.

Die Stadt Orillia in Ontario rief aufgrund des Sturms den Notstand aus, da anhaltender Eisregen weiterhin zu großflächigen Stromausfällen, gefährlichen Straßenverhältnissen, umgestürzten Bäumen und Stromleitungen sowie Schäden an öffentlicher und privater Infrastruktur führte. Der Stadtrat warnte die Bevölkerung auf seiner Website mit dem Hinweis, dass es sich um eine sehr ernste Situation mit gefährlichen Straßenverhältnissen, umgestürzten Bäumen und Stromleitungen handelt und es zu Schäden an öffentlicher und privater Infrastruktur gekommen sei.

Mehrere Einwohner in ganz Ontario berichteten in den sozialen Medien, dass Straßen aufgrund entwurzelter Bäume gesperrt seien und sie seit Beginn des Sturms das Krachen von Bäumen gehört hätten.​

Eisstürme kommen in Ontario häufig vor

Eisstürme sind in Ontario keine Seltenheit und haben in der Vergangenheit erhebliche Schäden verursacht. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Eissturm von 1998, der sechs Tage lang Ontario, Quebec und New Brunswick mit 7 bis 11 cm Eis bedeckte. Dieser Sturm führte zu massiven Stromausfällen, von denen einige bis zu einem Monat andauerten, und gilt als die teuerste Naturkatastrophe in der kanadischen Geschichte. ​

Ein weiteres bedeutendes Ereignis ereignete sich im Dezember 2013, als ein Eissturm über den Osten Kanadas hinwegzog. Mehr als 400.000 Haushalte in Ontario, Quebec und New Brunswick waren von Stromausfällen betroffen. Torontos Bürgermeister Rob Ford bezeichnete den Sturm als den schlimmsten in der Geschichte der Stadt. ​

Die Eisstürme werden nicht nur von arktischen Kaltluftfronten ausgelöst, sondern stehen auch im Zusammenhang mit den enormen Wassermassen der Großen Seen. Sie beeinflussen das Wetter der Region stark. Durch die Verdunstung des Wassers kommt es zum sogenannten Lake Effect: Die erhöhte Luftfeuchtigkeit im Bereich der Seen kann ein Sturmsystem verstärken, das dann Eisregen mit sich bringt.