Island: Alarmstatus am Bárðarbunga erhöht

Mehr als 140 Erdbeben am Bárðarbunga führten zur Erhöhung der Alarmstufe

Der Erdbebenschwarm, der heute Morgen am Bárðarbunga auf Island begann, kann inzwischen als beendet angesehen werden. Es wurden über 140 Einzelbeben detektiert. Das stärkste hatte laut einer Spezialistenbeurteilung von IMO eine Magnitude von 5,1 und manifestierte sich in einer Tiefe von 6,4 Kilometern. In den Erdbebentabellen ist es mit M 4,9 gelistet. 17 weitere Beben hatten eine Magnitude von 3 oder höher. Die Aktivität war bis 9:00 UTC besonders ausgeprägt, ließ danach jedoch etwas nach. Laut IMO war es der stärkste Erdbebenschwarm seit dem Ende der Eruption in 2014-15.

Das Schwarmbeben spielte sich am nördlichen Calderarand ab und wurde sehr wahrscheinlich von einer Magmenintrusion verursacht.

Der isländische Wetterdienst (IMO) hat daraufhin den Flugfarbcode für die Bárðarbunga-Caldera vorsorglich auf „Gelb“ erhöht und warnt damit vor einem sich möglicherweise zusammenbrauenden Vulkanausbruch. Mögliche Entwicklungen umfassen Magma-Intrusionen, Ausbrüche innerhalb oder außerhalb der Caldera sowie gefährliche Gletscherläufe (Jökulhlaup) mit großem Zerstörungspotenzial, falls ein Ausbruch unter dem Gletscher stattfindet. Alternativ könnten Lavaflüsse bei einem Ausbruch außerhalb des Gletschers auftreten.

Bárðarbunga, ein großer und teils von einem Gletscher bedeckter Vulkan, zeigt seit 2015 Anzeichen erhöhter Magmaansammlung und Inflation. Die jüngsten Ereignisse sind die bedeutendsten seit dem Ausbruch in Holuhraun 2014–2015. Allein 2024 wurden vier Beben mit einer Stärke von 5 oder höher verzeichnet. Geodätische Daten belegen eine anhaltende Deformation des Vulkangebiets.

Die Situation wird weiter genau überwacht, da Bárðarbunga aufgrund seiner Größe und Komplexität ein hohes Gefahrenpotenzial birgt. Genaue Vorhersagen zum Verhalten des Vulkans sind nicht möglich. Ich selbst halte einen Ausbruch aus der aktuellen Situation heraus für wenig wahrscheinlich, obgleich nicht völlig

Anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi

Mit steigender Wahrscheinlichkeit wird es in den nächsten Wochen dafür wieder zu einem Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet kommen. Nachdem einige GPS-Messungen zur Bodenhebung ausgefallen waren, werden jetzt wieder Daten übermittelt und die Hebung scheint unvermindert anzuhalten. An der Messstation SENG hat sich der Boden seit dem Ende der letzten Eruption um ca. 15 cm gehoben. Es fehlen 7 cm zur Parität mit der Hebung vor dem letzten Ausbruch. Wenn die Hebung in diesem Tempo weitergeht, sollten innerhalb von 3–4 Wochen 7 cm Hebung zu schaffen sein. Spätestens ab dann steigt das Ausbruchsrisiko signifikant, wobei zu berücksichtigen gilt, dass der letzte Ausbruch vor Erreichen der Parität der Hebung eintrat.

Island: Gletscherflut am Vatnajökull

Hinweise auf Gletscherlauf vom Grímsvötn verdichten sich

Heute Morgen schrieb ich bereits kurz über den Gletscherlauf am Grimsvötn, der sich bis jetzt überwiegend durch eine erhöhte Seismizität ankündigt. Es wurde eine Zunahme von Hochwasserbeben detektiert, die besonders in dem Frequenzbereich von 2–4 Hz schwingen und damit vulkanischem Tremor ähnelt, nur dass hier die Erdbebenquelle an der Oberfläche sitzt. Diese Erschütterungen gehen von einem Gebiet beim Grímsfjall aus und migrieren mit dem ablaufenden Wasser weiter südwärts. Das Wasser fließt durch subglaziale Kanäle, die am Fuß des Skeiðarárjökull-Gletschers münden und in den Fluss Gígjukvísl strömen.

Der Höhepunkt des Abflusses wird voraussichtlich Ende dieser Woche erreicht, falls sich die Flut wie frühere Ereignisse entwickelt. Der Spitzenabfluss in Gígjukvísl dürfte 1–2 Tage später folgen und wahrscheinlich 1.000 m³/s nicht überschreiten, wodurch keine signifikanten Schäden an der Infrastruktur, wie Straßen und Brücken, erwartet werden.

Aktuell wird das Wasservolumen im Grímsvötn-See auf etwa 0,25 km³ geschätzt, ähnlich oder geringfügig weniger als vor der letzten Flut. Obwohl das GPS-Gerät auf dem Gletscher derzeit keine Daten liefert, ermöglichen seismische Messungen im Grímsfjall die Überwachung des Flutverlaufs.

Der Gletscherlauf wird von einem subglazialen See gespeist, der sich in einer Eiskaverne bildet, indem sich Schmelzwasser ansammelt, dessen Eis durch Erdwärme schmolz. Es gibt aber auch einen gewissen Anteil Oberflächenschmelzwasser. Wenn der Wasserdruck ein kritisches Niveau erreicht, kann es zu einem plötzlichen Abfluss durch den Gletscher kommen.

Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen

Reisende auf dem Vatnajökull sollten in der Umgebung von Grímsfjall besondere Vorsicht walten lassen, da sich neue Kessel auf der Gletscheroberfläche bilden können. Am Gletscherrand von Skeiðarárjökull besteht zudem die Gefahr von Gasemissionen, insbesondere in Hochwassergebieten.

Gletscherausbrüche am Grímsvötn lösen nicht immer Vulkanausbrüche aus, doch Druckentlastungen durch sinkende Wasserstände können als Auslöser fungieren. Solche Ereignisse traten zuletzt 2004 sowie in den Jahren 1934 und 1922 auf. Seit 2004 wurden jedoch 13 Fluten beobachtet, ohne dass es zu einer Eruption kam.

Hintergrund zu Grímsvötn

Grímsvötn zählt zu den aktivsten Vulkansystemen Islands und liegt unter dem Gletscher Vatnajökull. Der letzte Ausbruch des Grimsvötn manifestierte sich im Jahr 2011 und Vulkanologen rechneten bereits mehrmals mit neuen Eruptionen, die dann aber doch ausblieben. Auch im letzten Jahr wurde oft eine steil zunehmende Bodenhebung detektiert, die sich dann aber innerhalb weniger Tage in Wohlgefallen auflöste.

Erta Alé mit Lavaüberlauf im Januar

Erta Alé in Äthiopien erzeugt Lavaüberlauf – Lavastrom erreicht Calderarand

Der flache Schildvulkan Erta Alé liegt im äthiopischen Afar-Dreieck, das in den letzten Wochen vor allem wegen der hohen seismischen Aktivität bei Awash für Schlagzeilen sorgte. Obgleich die Seismizität dort weiter anhält, geht es heute um die vulkanische Aktivität des Schildvulkans, die sich vor 2 Tagen signifikant zu steigern begann: Die Hornitos im Bereich des früheren Pitkraters erzeugten starkes Lavaspattering und stießen größere Mengen Schmelze aus. So entstand ein breiter Lavastrom, der bis zum Südwestrand der Caldera floss. Reiseführer einer Touristengruppe dokumentierten das Geschehen und stellten Fotos und Videos online.

Zu den Fotografen zählt auch die Reiseleiterin Fana Tesfay, die auch schon Bilder zu den Geschehnissen bei Awash teilte. In dem Kommentar zu ihrem Video schrieb sie, dass die Aktivität bereits am 8. Januar begann zuzunehmen. Am 13. erreichte die Lava dann den Calderarand.

Auf Sentinel-Satellitenaufnahmen vom 7. und 12. Januar sieht man auf dem ersten Foto nur zwei pixelgroße Hotspots, die auf Wärmestrahlung von 2 Hornitos hindeuten. Auf dem Bild vom 12. Januar weitete sich die thermische Anomalie dann aus und es war bereits ein kurzer Lavastrom unterwegs, der anfing, sich vom Hornito aus auszubreiten.

Nach den bürgerkriegsähnlichen Zuständen, die die Region vor 3 Jahren fest im Griff hatten und das Reisen zum Erta Alé praktisch unmöglich machten, scheint sich nun einiges in der Region zu tun. Ich stehe im Kontakt zu Enku Mulugeta, der die Entwicklung eines Geoparks vorantreibt. Vielleicht gelingt es mir, zusammen mit der Vulkanologischen Gesellschaft das Vorhaben ein wenig zu unterstützen.

Wie oben erwähnt, hält die Seismizität im Bereich von Awash weiter an, doch die Erdbeben kommen nicht mehr ganz so häufig, wie es noch Anfang des Monats der Fall war. Das letzte mittelstarke Erdbeben manifestierte sich vor 12 Stunden und hatte eine Magnitude von 4,6.

Antarktis: Klimawandel verstärkt Vulkanismus

Neue Studie lässt Rückkopplungseffekt zwischen Eisschmelze und Vulkanismus der Westantarktis vermuten

Unter dem westantarktischen Eisschild verbirgt sich entlang eines Riftsystems eine erst vor wenigen Jahren entdeckte Vulkankette, die aus 138 Vulkanen besteht. Einer dieser Vulkane ist der seit Langem bekannte Mount Erebus, der sich am Nordrand des Eisschildes befindet und einen kleinen Lavasee beherbergt. Doch das vermeintlich „ewige“ Eis scheint nicht so beständig zu sein, wie noch vor wenigen Jahrzehnten angenommen. Der Klimawandel greift den über 1.000 Meter dicken Eispanzer der Westantarktis zunehmend an.




Studien aus der Andenregion belegen, dass die Eisschmelze am Ende der letzten Eiszeit dort zu verstärktem Vulkanismus führte. Forscher konnten einen Zusammenhang zwischen der Auflast des Eises auf vulkanischen Gebieten und der Aktivität der Vulkane nachweisen. Solange die Eismassen auf die Erdkruste drücken, wird Magma in Reservoirs komprimiert, was die vulkanische Aktivität hemmt. Schmilzt das Eis jedoch, vermindert sich die Auflast, wodurch das Magma in oberflächennahen Speichersystemen dekomprimiert wird und sich ausdehnt. Durch diese isostatische Druckentlastung steigt das Magma leichter auf. Gleichzeitig bilden sich durch die Dekompression vermehrt Gasblasen, was den Gasdruck im Magmenkörper erhöht und letztlich zu einem Vulkanausbruch führen kann.

Eine neue Studie von A. N. Coonin, C. Huber und J. Troch (Brown University, USA) zeigt anhand von Computersimulationen, dass es in der Westantarktis zu einem Rückkopplungseffekt zwischen Eisschmelze und vulkanischen Eruptionen kommen kann. Schmilzt das Eis, steigen die Magmenreservoirs unter den Vulkanen aufgrund der isostatischen Druckentlastung auf und geben vermehrt Erdwärme ab, was die Eisschmelze beschleunigt. Subglaziale Eruptionen verstärken diesen Effekt zusätzlich, indem sie die Eisschmelze weiter beschleunigen und die eruptive Aktivität weiter anregen.

Ein Prozess, warum mit einer erhöhten vulkanischen Aktivität zu rechnen ist, findet sich in der Entgasung des Magmas, wenn sich die Magmenkörper weiter nach oben bewegen: Durch eine Verminderung des Kompressionsdrucks bilden sich im Magma Gasblasen, wodurch der Gasdruck im Reservoir steigt, was letztendlich zu Vulkanausbrüchen führt.

Dieser Prozess könnte sich derart verstärken, dass ein Kollaps des westantarktischen Eisschildes innerhalb weniger Jahrhunderte möglich wird. Ein solcher Zusammenbruch würde den Meeresspiegel weltweit um bis zu 58 Meter ansteigen lassen, was das Ende vieler Küstenmetropolen wie New York, Sydney und Tokio bedeuten könnte.

Obwohl geologische Prozesse oft in Millionen Jahren gemessen werden und selbst das Schmelzen großer Eisschilde Jahrtausende dauert, warnen die Forscher, dass bereits um das Jahr 2300 ein kritisches Stadium des westantarktischen Eisschildes erreicht sein könnte. (Quelle der Studie: AGU)

Island: Schwarmbeben und Gletscherlauf am Vatnajökull

Schwarmbeben am Bardarbunga und Gletscherlauf am Grimsvötn auf Island

Datum 14.01.25 | Zeit: 06:29:19 UTC | Koordinaten: 64.664 ; -17.476 | Tiefe: 4,9 km | Mb 4,8

Auf Island spielen sich heute Morgen unerwartete Ereignisse im Bereich des Gletschers Vatnajökull ab: Um 06:08 UTC setzte ein Erdbebenschwarm im Norden der Bárðarbunga-Caldera ein, der bis jetzt anhält und aus mehr als 80 Einzelbeben besteht. Fünf dieser Erschütterungen hatten Magnituden über 3 und wären somit theoretisch spürbar gewesen – allerdings befand sich niemand in der Region, der als Zeuge infrage käme. Das stärkste Einzelbeben erreichte eine Magnitude von 4,8 bei einer Herdtiefe von 4900 Metern. Das Epizentrum wurde 3.600 Meter nördlich des Zentrums der Caldera von Bárðarbunga lokalisiert. Diesem Beben wurde zunächst eine Magnitude im Dreierbereich zugeordnet und anschließend hochgestuft. Daher gehe ich davon aus, dass es von einem Seismologen gegengeprüft wurde der die Magnitude bestätigte. Somit wäre es bereits das zweite ungewöhnliche Erdbeben am Bárðarbunga in diesem Jahr.

Die Tiefen der Erdbeben variierten zwischen knapp 9.000 und 800 Metern unter dem Meeresspiegel.

Sehr wahrscheinlich wird der Erdbebenschwarm durch Fluidbewegungen im Magmaspeichersystem verursacht, das infolge einer zunehmenden Magmenakkumulation unter Druck gerät. Dies erzeugt Spannungen entlang der Störungen im Bereich des Calderadachs. Obwohl der Bárðarbunga-Vulkan langsam auflädt, bleibt ungewiss, wann der nächste Ausbruch stattfinden wird. Die letzte Eruption ereignete sich im Jahr 2014. Damals entleerte sich der Magmenkörper so stark, dass das Calderadach um mehr als 100 Meter absank. Man ging damals davon aus, dass es Jahrhunderte dauern würde, bis der Vulkan wieder ausbruchsbereit ist. Inzwischen ist man sich dessen nicht mehr so sicher.

Unter dem Vatnajökull befinden sich noch weitere Zentralvulkane. Einer davon ist Grímsvötn, wo heute ebenfalls einige Erdbeben registriert wurden. Diese traten in der Nähe von Grímsfjall auf, einem Teil des Grímsvötn-Vulkansystems. Laut einer kurzen Mitteilung des IMO (Icelandic Meteorological Office) manifestiert sich derzeit ein kleiner Gletscherlauf. Dabei fließt Schmelzwasser aus einer Eiskaverne in der Nähe des Vulkans ab. Es besteht die Gefahr, dass die Druckentlastung durch das abfließende Wasser das Magmaspeichersystem von Grímsvötn destabilisieren und einen Vulkanausbruch auslösen könnte. Obwohl bei früheren Ausbrüchen solche Korrelationen beobachtet wurden, tritt dies nicht allzu häufig auf, so dass die Gefahr durch den Gletscherlauf eher subtil ist. Größere Gletscherläufe können aber eine Gefahr für Autofahrer auf der Ringstraße darstellen, falls die Wasserfluten diese Überfluten sollten.

Ebeko: Erste VONA-Warnung des Jahres

Kurilenvulkan Ebeko eruptiert und generiert erste VONA-Meldung des Jahres

Heute gingen die ersten VONA-Meldungen des Jahres von den russischen Kollegen von KVERT ein: Wie getitelt eruptierte der Kurilenvulkan Ebeko und förderte Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 2700 m aufstieg. Sie wurde vom Wind in Richtung Südosten geweht und breitete sich über mehrere Kilometer aus. Außerdem ging vom Shiveluch auf Kamtschatka eine Aschewolke aus, die aber nicht eruptiert wurde, sondern vom Wind aufgewirbelt. Hier verbreitete sich die Aschewolke in 3600 m Höhe. Livecamaufnahmen zeigen, dass der Shiveluch weitestgehend ruhig zu sein scheint.

So berichtete KVERT auch nur über den Ebeko, der auf der Insel Paramushir liegt. Der Alarmstatus steht weiterhin auf „Orange“ und der Vulkan gilt als mäßig aktiv. Die Gefahr von Ascheexplosionen bis zu 6 km über dem Meeresspiegel bleibt bestehen. Die anhaltende Aktivität könnte durch die Aschewolken tief fliegende Flugzeuge und den Flughafen von Sewero-Kurilsk beeinträchtigen.

Beim Ebeko handelt es sich um einen 1103 m hohen Komplexvulkan, der sich aus einem Stratovulkan mit mehreren Schlackenkegeln zusammensetzt. Er zählt zu den aktivsten Vulkanen der Kurilen. Die aktuelle Eruptionsphase begann im Juni 2022, während die vorherige Eruptionsphase von Oktober 2016 bis November 2021 dauerte. Die Pause zwischen den mehrjährigen Eruptionsphasen währte nur 7 Monate. Während sich in den letzten Monaten nur sporadisch Eruptionen ereigneten, gab es in früheren Monaten eine deutlich lebhaftere Aktivität.

Was ich gerade zum Ebeko schrieb, lässt sich auch auf die anderen Vulkane der Region und insbesondere auf Kamtschatka übertragen: Momentan sind die meisten Vulkane unverhältnismäßig ruhig und regelmäßige Meldungen über die Aktivität von Bezyminanny, Karymsky, Klyuchevskoy und Shiveluch bleiben aus. Vielleicht ist die vulkanische Ruhe eine Folge der letzten starken Erdbeben vor Kamtschatka. So gab es im August ein Erdbeben Mw 7,0, das sich beruhigend auf die Feuerberge ausgewirkt haben könnte.

Japan: Starkes Erdbeben Mw 6,8 erschüttert Kyushu

Japanische Insel Kyushu von starkem Erdbeben Mw 6,8 erschüttert

Datum 13.01.25 | Zeit: 12:19:34 UTC | Koordinaten: 31.860 ; 131.519 | Tiefe: 36 km | Mw 6,8

Heute Mittag um 12:19:34 UTC (21:19:34 Uhr Lokalzeit) wurde die japanische Insel Kyushu von einem starken bis sehr starken Erdbeben der Magnitude 6,8 heimgesucht. Das Epizentrum befand sich vor der Ostküste, genauer 12 km ost-südöstlich von Miyazaki. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in 36 Kilometern verortet. Das GFZ gibt eine Herdtiefe von 32 Kilometern an.

Das Beben war weithin deutlich wahrnehmbar und den Erdbebendiensten gingen auch Meldungen aus weiten Teilen Westjapans ein.

Das Beben war stark genug, dass größere Schäden entstanden sein könnten, doch Meldungen hierzu gibt es bislang nicht. Doch ganz folgenlos blieb der starke Erdstoß nicht, denn einige Abschnitte der Hochgeschwindigkeitszuglinie Kyushu Shinkansen wurden aus Sicherheitsgründen vorübergehend gesperrt. Auch die Kernkraftwerke Ikata und Sendai wurden besonderen Überprüfungen unterzogen, ohne dass Anomalien festgestellt wurden.

Es bestand auch ein Tsunamirisiko und tatsächlich wurden kleine „Hafenwellen“ beobachtet, die allerdings weniger den Namen Tsunami verdienen: Entlang der Küste der Präfektur Miyazaki erreichten die Wellen eine Höhe von 0,2 Metern und in der Präfektur Kochi waren es gerade einmal 10 Zentimeter.

Japan benutzt übrigens auch eine gesonderte Erdbebenskala: Hierbei handelt es sich um die siebenstufige Ōmoriskala. Der aktuelle Erdstoß hatte demnach eine Stärke von 5.

Tektonische Situation auf Kyushu

Der Erdstoß ereignete sich in einer Region, in der der Nanakai-Graben in den Ryukyu-Graben übergeht. Im Endeffekt handelt es sich um eine groß NNE-SSW-verlaufende Subduktionszone entlang des zentralen und südlichen Teils der japanischen Westküste. Hier grenzt die Philippinenplatte an die Amour- und Yangtzeplatten, die Eurasien vorgelagert sind.

Die japanische Wetteragentur erklärte, sie untersuche, ob das Beben mit einem erhöhten Risiko eines Megabebens im Nankai-Graben verbunden sei. Doch die Wahrscheinlichkeit wird als nicht besonders hoch eingeschätzt. Am Nankai-Graben ereignen sich alle 100 bis 150 Jahre Megabeben. Die letzten waren die Beben von Tonankai (1944) und Nankai (1946), die zusammen ein weites Gebiet von Zentral- bis Südwestjapan erschütterten.

Vulkanische Situation im Erdbebengebiet

Im Wirkungskreis des Erdbebens befinden sich die bekannten Vulkane Aso-San, Kirishima und Sakurajima, die potenziell bereit sind zu eruptieren. Momentan sind sie aber noch ruhig. Nur der weiter südlich gelegene Suwanosejima eruptierte heute.

Her könnt Ihr das Thema Vulkane und Erdbeben in Japan vertiefen.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 13.01.25

Neuer Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – INGV und Bürgermeister von Pozzuoli warnen vor Seismizität

Heute Morgen begann ein neuer Erdbebenschwarm unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Das INGV brachte um 07:58 Uhr (Lokalzeit) eine Meldung heraus, nach der ein Erdbeben der Magnitude 1,2 registriert wurde, das den Beginn eines neuen Erdbebenschwarms markierte. Die Meldung wurde vom Zivilschutz und der Kommune Pozzuoli aufgegriffen und verbreitet. Man warnt vor anhaltender seismischer Aktivität und veröffentlichte eine Notfallnummer, unter der Bürger Schäden melden können. Doch bislang waren die Erdbeben nicht stark genug, um gespürt zu werden oder sogar Schäden hervorzurufen.

Der gemeldete Erdstoß war aber nicht das stärkste Beben heute, denn bereits um 00:36 UTC manifestiert sich ein Erdbeben der Magnitude 1,5. Der Erdbebenherd lag in 2700 m Tiefe. Das Epizentrum wurde an der Tangentiale wenige Hundert Meter nördlich der Solfatara lokalisiert. Die Fumarole von Pisciarelli liegt nicht weit entfernt. Seitdem gab es 16 weitere Erdbeben, die sich im und um den Solfatara-Krater konzentrierten.

Die Bebentätigkeit in diesem Jahr war bislang durchwachsen: Seit Jahresanfang wurden 94 Erschütterungen festgestellt, bei steigender Tendenz in den letzten Tagen. Die Beben konzentrierten sich um die Solfatara herum, aber es gab auch einen Bebenspot im Golf von Pozzuoli.

Im letzten Wochenupdate wurden die bisherigen Trends bestätigt. Insbesondere zeigte sich die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole weiterhin erhöht und lag bei durchschnittlichen 97 Grad.

In der deutschen Presse war in den vergangenen Tagen zu lesen gewesen, dass die Bauvorschriften in dem Areal der Roten Zone verschärft wurden: Generell gilt ein Verbot für Neubauten, während noch Baumaßnahmen für Instandhaltung und Renovierung durchgeführt werden dürfen. Allerdings heißt es auch, dass Gebäude abgerissen und an einem anderen Ort wiederaufgebaut werden dürfen. Nicht ganz klar ist mir geworden, ob dieser andere Ort in der Roten Zone liegen darf. Die Stadtverwaltung will damit erreichen, dass es keinen Zuzug von neuen Anwohnern im Gefahrenbereich der Campi Flegrei gibt. Langfristig betrachtet soll es sogar einen Rückbau nebst Verkleinerung der Bevölkerung im Gefahrengebiet geben.

White Island: Ascheemissionen am 13.01.25

Der Vulkan White Island (Whakaari) emittiert Vulkanasche – Alarmstatus angehoben

Der Vulkan Whakaari auf der Insel White Island im Norden von Neuseeland emittiert wieder Vulkanasche. Das geht aus einer Meldung von GeoNet hervor. Demnach stößt der Inselvulkan eine Dampfwolke aus, die Vulkanasche enthält und einige Hundert Meter hoch aufsteigt. Die Emission wird als mäßig stark und passiv beschrieben. Was passiv in diesem Zusammenhang bedeutet, ist mir weniger klar, denn für gewöhnlich werden Asche-Dampfwolken aus Schloten ausgestoßen, die unter erheblichem Druck stehen. Wahrscheinlich meint man damit, dass keine explosiven Eruptionen stattfinden. Dennoch scheint genug Druck im System zu sein, dass man den Alarmstatus für den Flugverkehr vorsichtshalber auf „Orange“ erhöhte. Die Vulkanalarmstufe bleibt weiterhin auf Stufe 2.

In den letzten zwei bis drei Wochen hat der Vulkan hauptsächlich schwache bis mäßige Dampf- und Gaswolken ausgestoßen. Dabei wurden immer wieder sehr geringe Mengen Vulkanasche festgestellt, die in Windrichtung der Insel neblige Bedingungen verursachten. Die neuseeländische Wetterbehörde hat an einigen Tagen ebenfalls geringe Mengen Vulkanasche in Satellitendaten nachgewiesen. Der vorherrschende Südwind trägt die Aschewolke derzeit vom Festland weg.

Die Emissionen sind auf Webcams in Whakatāne und Te Kaha sowie auf Satellitenbildern sichtbar und werden regelmäßig beobachtet. Diese Erkenntnisse aus den Beobachtungen dienen als Grundlage für die Neubewertung des Flugfarbcodes. Seit der Katastrophe von 2019 sind auf der Insel keine Sensoren bzw. Messstationen mehr vorhanden, daher stützt sich die Überwachung von Whakaari auf Fernkameras und Satellitenbilder.

Nicht kommuniziert wurde, warum keine Messstationen mehr auf der Insel sind. White Island ist Privatbesitz und es stellt sich die Frage, ob die Besitzer nach der Katastrophe von 2019 keine Wissenschaftler mehr auf die Insel lassen, Gerichte ein generelles Betretungsverbot ausgesprochen haben oder ob sich diese nicht trauen. Meiner Meinung nach eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme, und als Vulkanologe muss man bereit sein, ein gewisses Risiko einzugehen. Generell kann es an jedem Vulkan zu überraschenden Eruptionen kommen, nicht nur auf White Island. Wenigstens an der Küste könnte man noch eine Messstation betreiben und ggf. einen Schutzbunker errichten, wie sie am Stromboli aufgestellt wurden, um Touristen zu schützen, als man noch hoch durfte. Nachdem man in Neuseeland jahrzehntelang die Gefahren völlig ignoriert hatte und Touristengruppen durch den Krater hatte spazieren lassen, praktiziert man nun das völlige Gegenteil davon und lässt nicht einmal mehr Wissenschaftler auf die Insel.