Am Grimsvötn entwässert die östliche Kaverne
In den vergangenen beiden Tagen thematisierte ich bereits den Gletscherlauf im isländischen Fluss Skafta, der durch Schmelzwasser des Vulkans Grimsvötn verursacht wird. Zur Diskussion stand, dass das Schmelzwasser aus 2 Kavernen unter dem Gletscher Vatnajökull stammen könnte. Die Wissenschaftler vom IMO unternahmen gestern einen Observierungsflug und konnten Indizien dafür sammeln, dass die östliche Kaverne (Eystri Skaftárketill) entwässert. Sie entdeckten ein recht großes Gebiet auf dem Gletscher, in dem sich die Eisdecke deutlich abgesenkt hat. Konzentrisch verlaufende Risse durchziehen das Gletschereis. Über der westlichen Kaverne wurde keine Absenkung der Eisdecke beobachtet. Dafür fanden die Forscher dort eine Schmelzwasserlagune vor. Außerdem sammelte sich entlang einer Eisklippe am Rand der Lagune Tephra an. Woher diese stammt, geht aus den Beschreibungen vom IMO nicht hervor. Wahrscheinlich ist es Material von einer der letzten Eruptionen des Grimsvötn, das im Eis abgelagert wurde und nun frei liegt.
Die Entwässerung der östlichen Caldera ist weniger günstig in Bezug auf ein steigendes Eruptionsrisiko des Grimsvötn-Vulkans, denn dieser Prozess steht im Verdacht, durch Druckentlastung Eruptionen triggern zu können, was in den letzten Jahrzehnten offenbar zwei Mal der Fall war. Hierfür muss der Vulkan aber für eine Eruption bereits ein. Das Gewicht des Wassers lastet auf den Vulkan und erhöht den Druck auf den Magmenkörper, der seinerseits unter Druck steht. Fließt das Schmelzwasser ab, verringert sich der Druck auf den Magmenkörper, wodurch in diesem Gas dekomprimiert wird und der Gasdruck im Magmenkörper steigt. Durch diesen Druckanstieg kann der finale Magmenaufstieg ausgelöst werden, sodass es zu einem Vulkanausbruch kommen kann.
Davon abgesehen, stellt ein Gletscherlauf für sich genommen schon eine Naturgefahr dar, doch es sieht so aus, als würde der aktuelle Gletscherlauf nicht eskalieren. Der maximale Wasserfluss belief sich bis jetzt bei ca. 750 Kubikmeter pro Sekunde. Heute Morgen lag er bei 640 Kubikmeter. Bis jetzt ist keine Infrastruktur in Gefahr.