Eine internationale Forschungsgruppe, zu der auch Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie der Universität Bayreuth gehören, untersuchte vulkanische Ablagerungen einer großen Eruption der Campi Flegrei, die sich im Erdzeitalter Pleistozän (genauer Jungpleistozän) vor ca. 39.000 Jahren ereignete. Der Ausbruch hatte einen VEI zwischen 7 und 8 und gilt als die stärkste Eruption Europas in den letzten 200.000 Jahren. Eruptionen dieser Größenordnung werden populärwissenschaftlich als „Supervulkan-Eruptionen“ bezeichnet. Der Vulkanausbruch stieß zwischen 100 und 150 Kubikkilometer Tephra aus, welche sich im italienischen Kampanien meterhoch ablagerte. Es bildete sich eine Tuffschicht, die als „Kampanischer Ignimbrit“ bekannt geworden ist. Genau genommen ist ein Ignimbrit ein vulkanisches Gestein, das aus Ablagerungen pyroklastischer Dichteströme entsteht. Diese dürften bei der Supervulkan-Eruption große Strecken zurück gelegt haben, doch irgendwo geht der Ignimbrit in einen Tuff über, der aus normaler Tephra besteht. Die Vulkanasche stieg bis weit in die Stratosphäre auf und verteilte sich mit den Höhenwinden über weite Teile Osteuropas und Nordafrikas. Nachgewiesen wurden die Ablagerungen bisher im östlichen Mittelmeerraum und im russischen Tiefland. Auf den 1500 Kilometern zwischen den beiden Fundstellen hingegen fehlte bisher der Nachweis entsprechender Ablagerungen. Computermodelle berechneten für diesen Raum eine Ablagerungsmächtigkeit von 5 – 10 cm. Neue Ausgrabungen des Forscherteams vom MPI (unter der Leitung von Dr. Kathryn Fitzsimmons) haben bei Urluia in Rumänien nun eine Tuffschicht freigelegt die bis zu 1 Meter mächtig ist. Chemische Analysen beweisen, dass es sich bei dem Tuff eindeutig um Material handelt, dass vor 39.000 Jahren vom Calderavulkan der Campi Flegrei gefördert wurde und sich sehr schnell ablagerte. Die neuen Funde legen nun die Vermutung nahe, dass der Supervulkan-Ausbruch noch weitaus dramatischer gewesen sein muss, als bisher angenommen.
Das Jungpleistozän wurde durch die Würm-Eiszeit dominiert, es gab allerdings auch einige Wärmeperioden. Der Supervulkan-Ausbruch der Campi Flegrei bedingte eine deutliche Abkühlung der globalen Temperaturen. Einer Theorie zufolge könnte dieses Ereignis sogar das Aussterben des Neandertalers eingeleitet, oder mit verursacht haben.
Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus diesen Erkenntnissen für Mitteleuropa und speziell für Deutschland? Sollte es noch einmal zu einem Ausbruch dieser Stärke kommen, wäre nicht nur das unmittelbare Umland des Großraums Neapel betroffen. In Abhängigkeit von Windrichtung und Luftströmungen in den oberen Atmosphärenschichten, könnte es auch in Deutschland zu einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes kommen. Selbst ein Vulkanausbruch, der um den Faktor 10 geringer ist, als der Beschriebene, könnte sich auf Mitteleuropa und Deutschland stark auswirken. Der Katastrophenschutz in Deutschland hat für so ein Ereignis keinen Notfallplan.
Wenn selbst ein moderater Ausbruch wie der des Eyjafjallajökull den Flugverkehr über Europa zum Erliegen bringen konnte, würde so massiver Aschefallout wie vor 39.000 Jahren das öffentliche Leben zum erliegen bringen. Wahrscheinlich würde schon die Versorgung der Bevölkerung mit den lebenswichtigsten Gütern scheitern. Die Stromnetzte würden kollabieren und damit sogar die Wasserversorgung.
Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich ein ähnlich starker Ausbruch der Campi Flegrei in absehbarer Zeit widerholt. Zwar zeigt der Calderavulkan in den letzten Monaten Zeichen für magmatische Aktivität im Untergrund, allerdings ist es noch völlig unklar, ob es zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Viele Experten sind der Meinung, dass ein neuerlicher Vulkanausbruch eher ein kleinerer sein wird, wie es ihn in der Caldera zuletzt 1158 und 1538 gegeben hat. Für die Menschen in der Umgebung des Vulkans bestimmt eine Katastrophe, global gesehen aber nur ein Ausbruch von vielen.
Quelle: Pressemitteilung des MPI