Starkregen verursacht in Libyen katastrophale Überflutungen und Erdrutsche
Im nordafrikanischen Libyen sind mindestens 2000 Menschen infolge von Unwettern mit Starkregen gestorben. Fast 10.000 Personen gelten als vermisst, so dass sich die Opferzahlen der Naturkatastrophe weiter dramatisch steigern werden. Der Verursacher der Unwetter ist ein alter Bekannter: Sturmtief Daniel, das vergangene Woche über Griechenland, Türkei und Bulgarien wütete und dort ebenfalls Zerstörungen verursachte. Daniel schöpft seine scheinbar nicht enden wollende Energie aus dem viel zu warmen Mittelmeer, wo große Wassermengen verdunsten. Treffen die warmen und feuchten Luftmassen auf eine Kaltluftfront, kommt es zu Starkregenereignissen.
In einigen Gebieten Libyens regnete es so stark, dass Stauessen und Wasserspeicher überliefen und 2 Dämme brachen. Sie überfluteten in Sturzfluten ganze Landstriche, die bereits überflutet waren. Die Sturzfluten hinterließen ein Bild der Zerstörung. In einigen Ortschaften treiben Leichen im Wasser. Sie zu bergen und zu begraben wird Tage dauern. Tage, in denen sie Seuchengefahr steigt, denn trotz der Wassermassen, die der Regen mit sich brachte, ist sauberes Trinkwasser Mangelware: Eine typische Begleiterscheinung bei Flutwasserkatastrophen ist, dass Kanalisationen überflutet werden und dass sich das Abwasser mit dem Regenwasser mischt und an die Oberfläche gelangt. Dort dringt das Schmutzwasser in die Trinkwasserspeicher ein und verseucht sie.
Am stärksten von der Naturkatastrophe betroffen ist die Stadt Derna. Dort verwandelten sich ausgetrocknete Flussbette in reißende Ströme, die Fahrzeuge mit sich rissen, Brücken und Häuser zerstörten und Menschen ergriff. Es wird befürchtet, dass viele dieser Opfer ins Mittelmeer gespült wurden. Alleine in Derna werden 6000 Personen vermisst. Viele Familien retteten sich auf ihre Hausdächer, wo sie noch immer ausharren und auf Rettung warten.
Beobachter der Katstrophe befürchten, dass internationale Hilfe auf sich warten lassen dürfte: In Libyen herrscht Bürgerkrieg und auch ohne Unwetter ist es ein unsicheres Land, seitdem der ehemalige Machthaber Gaddafi gestürzt und ermordet wurde. Vor dem „arabischen Frühling“, der für viele Länder wohl eher ein Herbst war, galt Libyen für Wüstenfahrer als Tor zur Sahara. Seitdem sind Touren dorthin nur eingeschränkt möglich, zumal „Ungläubige“ auch in anderen Staaten der Region bestenfalls toleriert werden und vielerorts Terroristen ihr Unwesen treiben.
Dramatische Erdbebenfolgen in Marokko
Während man in den überfluteten Regionen Libyens ums Überleben kämpft, sieht es im nordwestafrikanischen Marokko nicht viel besser aus: Nach dem verheerenden Erdbeben der Magnitude 6.9, das sich am Sonntag ereignete, wurden bisher über 2800 Tote bestätigt. Noch immer werden Überlebende unter den Trümmern der eingestürzten Häuser vermutet, doch für sie schwinden die Überlebenschancen von Minute zu Minute. Sie drohen zu verdursten oder sind es bereits. Obwohl Hilfskräfte aus Deutschland parat standen, wurden sie von der überforderten marokkanischen Regierung bis jetzt nicht angefordert. Über den Grund kann man nur spekulieren, aber vielleicht will man Deutschland nichts schuldig sein, aus Angst dann in einer schlechten Position zugeraten, wenn es um Deals zur Flüchtlingsrückführung geht.
Beide Fälle zeigen, wie schnell das gewohnte Leben vorbei sein kann. Im Falle der vergleichsweisen armen Länder wundert es mich nicht, dass man auf Naturkatastrophen schlecht vorbereitet ist. Bei uns im reichen Europa finde ich es allerdings traurig, wie ignorant man dem Thema Katastrophenschutz und Vorsorge gegenübersteht. Aber immerhin funktioniert das Cellbroadcast, das lokale Gefahrenwarnungen automatisch auf das Smartphone sendet.