Kältewelle in Afghanistan fordert Todesopfer
Das leidgeplagte Afghanistan wird in diesem Winter von einer außerordentlichen Kältewelle heimgesucht, in deren Folge bis jetzt mehr als 80 Menschen an Erfrierungen umgekommen sind. Zudem kamen mindestens 75.000 Nutztiere ums Leben: ein großer Verlust für die Menschen, deren Lebensgrundlage ihre Ziegen, Schafe und Hühner sind. In Kabul fielen die Temperaturen auf unter -20 Grad Celsius und die Menschen müssen in Häusern ausharren, die meistens über keine Heizungen verfügen. Im Hochland Afghanistans wurden schon Temperaturen von unter -30 Grad gemessen. Es kam zu starken Schneefällen und viele Straßen sind blockiert. Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten. Laut den Wetterprognosen soll das extreme Winterwetter noch in der nächsten Wochen anhalten.
Strenge Winter sind in Afghanistans Hochland nichts Ungewöhnliches, doch dieses Jahr ist er extrem. Im Gegensatz zu Afghanistan ist es in Deutschland bis jetzt viel zu warm. Betrachtet man die gesamte Winterperiode, liegen die Werte um 3,1 Grad über dem langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990. Die Durchschnittswerte der Periode 1991 bis 2020 lagen um 1,9 Grad höher als im Vergleichszeitraum davor. Der Januar toppt sogar den Wert für den gesamten Winter, denn er war bislang um 6 Grad zu warm. Doch Wettermodelle zeigen, dass sich das im Februar ändern könnte: die Stratosphäre heizt sich im Zuge eines Major-Warmings auf und stört so den Polarwirbel. Der Jetstream schwächt sich weiter ab und es könnte im Extremfall zu einem Arctic Outbreak kommen, bei dem die polare Kaltfront direkt bis nach Europa durchmarschiert. In diesem Fall könnten auch bei uns Nachttemperaturen von -20 Grad Celsius erreicht werden. Ein anderes Szenario besagt, dass durch die Störung des Jetstreams warme Luftmassen aus dem Süden bis zu uns durchdringen werden. Dann kann es bereits im Februar frühlingshaft warm werden. Welches Szenario auch eintreten mag, das Wetter bleibt extrem.
Auch Afghanistan hat ein extremes Wetterjahr hinter sich: Im August letzten Jahres kam es durch ungewöhnlich heftige Monsun-Regenfälle zu extrem starken Überflutungen. Alleine in Afghanistan starben mehr als 180 Menschen. Im noch stärker betroffenen Nachbarland Pakistan starben mehr als 1700 Menschen in den Wassermassen: Klimaphänomene wie El Nino und La Nina folgen immer schnell aufeinander. Den Rest erledigt der anthropogene Klimawandel. Einen Anteil an den katastrophalen Wetterereignissen könnte auch der Vulkanausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai tragen. Doch wie groß dieser ist und ob er überhaupt eine Rolle spielt, ist bis jetzt nicht hinlänglich erforscht. In Deutschland scheint dieses Phänomen bei den Meteorologen kaum eine Rolle zu spielen und findet keinen Einzug in Wetterprognosen.