Datum: 28.03.2025 | Zeit: 06:20:55 UTC | Koordinaten: 22.008 ; 95.918 | Tiefe: 10 km | Mw 7,7
Sehr starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,7 erschüttert Myanmar – Katastrophe zu befürchten
Myanmar, das frühere Burma, wurde heute Morgen um 06:20:55 UTC von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,7 erschüttert. Das Hypozentrum lag vorläufigen Angaben zufolge in einer Tiefe von 10 Kilometern. Das Epizentrum wurde 17 km nordwestlich von Mandalay verortet. Hierbei handelt es sich um eine Großstadt mit mehr als 1.208.000 Einwohnern.
Dem Erdbeben folgte 12 Minuten später ein zweiter starker Erdstoß mit einer Magnitude von Mw 6,4. Der Erdbebenherd lag in etwa 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich 28 Kilometer südlich der Metropole. Näher lag die kleinere Stadt Sagaing mit fast 79.000 Einwohnern.
Die Daten zu den Erdbeben sind vorläufig und könnten noch korrigiert werden. Auf jeden Fall handelte es sich um zwei sehr starke Erschütterungen in einem dicht besiedelten Gebiet, die das Potenzial haben, große Schäden zu verursachen. Es ist zu befürchten, dass es sich um die schlimmste Erdbebenkatastrophe seit der Türkei im Jahr 2023 handeln könnte. Dort war es am 6. Februar zu zwei Beben der Magnituden 7,8 und 7,6 gekommen, die mindestens 60.000 Menschen das Leben kosteten.
Erste Berichte zu Schäden des Erdbebens bei Mandalay
Die beiden Erdstöße heute verursachten starke Schäden an der Infrastruktur. Erste Aufnahmen, die in den sozialen Medien geteilt werden, zeigen zahlreiche eingestürzte Gebäude und auch eine kollabierte Brücke. Hierbei handelt es sich um die 1934 errichtete Ava-Brücke über den Fluss Irrawaddy.
In den Gebäudetrümmern sind zahlreiche Menschen eingeschlossen. Die Bergungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Da schweres Gerät fehlt, wird vielerorts per Hand gegraben.
Selbst in der gut 1000 Kilometer entfernten thailändischen Hauptstadt Bangkok stürzte ein im Bau befindliches Hochhaus ein, obgleich die Beben hier von vergleichbar geringer Intensität waren. Hier kann man Pfusch am Bau vermuten.
Die Erdstöße waren in einem Umkreis von fast 2000 Kilometern zu spüren gewesen.
7.7 magnitude earthquake in Myanmar, tremors felt in Laos, Thailand, India, china too.
Scary shit, building fell in Thailand. pic.twitter.com/lMSp0rlto1
— ray tio (@nahnah64) March 28, 2025
Tektonischer Hintergrund des Erdbebengebiets in Myanmar
Myanmar liegt in einer seismisch sehr aktiven Zone, deren tektonische Prozesse in erster Linie mit der Kollision der Kontinentalplatten von Indien und Eurasien zusammenhängen, in deren Folge sich auch der Himalaya auffaltet. Während sich diese beiden großen Platten in Nord-Süd-Richtung bewegen, gibt es in ihrem östlichen Randbereich zwei kleinere Platten, die in diesen Bewegungen wie in einem Schraubstock eingespannt sind: Hierbei handelt es sich um die Burma-Platte und die Sunda-Platte. Diese beiden Platten sind durch die Sagaing-Störung voneinander getrennt. Bei der Sagaing-Störung handelt es sich um eine rechtssinnige (dextral) Transformstörung, die die Bewegung der Indischen Platte relativ zur Eurasischen Platte aufnimmt. Der Himalaya-Kollisionsprozess zwischen der Indischen und der Eurasischen Platte erzeugt eine seitliche Spannungsentlastung, die über die Sagaing-Störung in Form von Rechtsverschiebungen abgebaut wird. Die Verschiebungsrate beträgt etwa 18–20 mm/Jahr, was die Störung zu einer der aktivsten kontinentalen Störungen der Welt macht. Unglücklicherweise liegen Mandalay und der Ort Sagaing direkt an der gleichnamigen Störung, die für die beiden aktuellen Erdbeben verantwortlich war. Es ist zu befürchten, dass sich entlang der 1200 Kilometer langen Störung auch an anderen Stellen Spannungen aufgebaut haben, die sich in der nächsten Zeit in starken Erdbeben entladen könnten.
In der Vergangenheit gab es bereits starke Erdbeben entlang der Sagaing-Störung: So verursachte ein Beben der Magnitude 7,3 bei Bago große Schäden. Das war im Jahr 1930. In der Nähe von Mandalay gab es bereits 2012 ein Beben 6,8, das ebenfalls Zerstörungen und Todesopfer verursachte. Die Region gleicht also einem seismischen Pulverfass und ist mit der Gegend entlang der San-Andreas-Fault vergleichbar.