Marsili Seamount: Neue Studie enthüllt Caldera

Italienischer Unterwasservulkan Marsili war erneut Forschungsgegenstand – Zwei Calderen entdeckt

Bislang war nur wenig über den Unterwasservulkan Marsili bekannt, der sich zwischen den Liparischen Inseln und Neapel aus den Tiefen des Meeres erhebt. Sein Gipfel liegt in einer Tiefe von 500 Metern, und das unterseeische Vulkanmassiv erstreckt sich über eine Länge von 70 Kilometern und eine Breite von bis zu 30 Kilometern, womit der Seamount zu den größten vulkanischen Strukturen Europas zählt.

Erkenntnissen aus Probenentnahmen zufolge fanden die beiden letzten Ausbrüche vor etwa 5000 bzw. 3000 Jahren statt, also während der Bronzezeit, als auch der Inselvulkan Santorin in der Ägäis aktiv war. Diese Ausbrüche waren von geringer Explosivität und ereigneten sich im zentralen Bereich des Vulkangebäudes in einer Tiefe von etwa 850 Metern. Seitdem ist der Marsili nur noch hydrothermal aktiv und zieht gelegentlich durch Erdbeben Aufmerksamkeit auf sich. Erst am 6. Mai ereignete sich ein Erdstoß der Stärke 3,5, westlich des Marsili und nördlich von Stromboli.

Doch wie steht es um die zukünftige Aktivität des Marsili? Drohen weitere Ausbrüche? Besteht die Gefahr eines Tsunamis aufgrund eines möglichen großen Erdrutsches unter Wasser? Seit der letzten Studie im Jahr 2015 wurde weiter geforscht, und neue Studien haben dazu beigetragen, die Morphologie und innere Struktur des Vulkans besser zu verstehen, was zu einer verbesserten Gefahreneinschätzung führte.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass wenig explosive Eruptionen, die sich in Tiefen zwischen 500 und 1000 Metern ereignen, kaum Auswirkungen an der Wasseroberfläche haben werden, und ziehen Vergleiche zur El Hierro-Eruption im Jahr 2011, bei der es zu Wasserturbulenzen, Verfärbungen und dem Aufschwimmen von Bimssteinen kam.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass es im Vulkanmassiv mindestens zwei Calderen gibt, die mit der Entleerung oberflächlicher Magmakammern verbunden sind, wobei einige von ihnen Anzeichen eines seitlichen Einsturzes aufweisen. Solche Kollapsereignisse könnten wahrscheinlich mit der Generierung von Tsunamis einhergehen, die an den Mittelmeerküsten starke Schäden verursachen könnten. Seit der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai-Eruption im Januar 2022 ist bekannt, dass stark explosive submarine Eruptionen hohe Eruptionswolken verursachen können, die das globale Wettergeschehen beeinflussen können. Allerdings liegt meiner Meinung nach der Gipfel des Marsili zu tief, um solche Eruptionswolken zu erzeugen.

Die Studien enthüllten auch einen Magmenkörper in 10 bis 12 Kilometern Tiefe, der wahrscheinlich flacher liegende Magmenkörper kleineren Ausmaßes speist. Hier zeigen sich Parallelen zu Campi Flegrei, das nicht allzu weit vom Marsili entfernt liegt.

Die Forscher des INGV kommen zu dem Schluss, dass trotz der neuen Untersuchungen noch zu wenig über den Marsili bekannt ist, um zu einer abschließenden Gefahrenbeurteilung zu kommen, insbesondere hinsichtlich des Tsunamirisikos. (Quelle: INGV/Guido Ventura, Nicotra et al., 2024)