Internationales Forscherteam entdeckt Raureif in mehreren Vulkankratern auf dem Mars
Eine wichtige Entdeckung machte jüngst ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Schweizers Adomas Valantinas vom Physikalischen Institut der Universität Bern: Mit Hilfe von Bildern und Daten der Raumsonden ExoMars Trace Gas Orbiter und Mars Express wiesen sie Raureif nach, der sich im Krater des größten Vulkans des Sonnensystems gebildet hatte. Die Rede ist vom Olympus Mons, der zur Tharsis-Vulkangruppe gehört. Auch in den Kratern anderer Vulkane dieser Gruppe konnte man eine hauchdünne Reifschicht aus Eiskristallen nachweisen. Diese ist nur wenige Mikrometer dick, zeigt aber, dass sich in den vor Sonnenlicht geschützten Bereichen der Vertiefungen Eis aus der Atmosphäre ablagern kann.
Bei den anderen Vulkanen der Gruppe handelt es sich um Arsia Mons, Ascraeus Mons und Ceraunius Tholus. Genau genommen müsste man die Krater als Calderen bezeichnen. In den riesigen Depressionen ist es hinreichend kalt, sodass sich in der dünnen Mars-Atmosphäre überhaupt Eis niederschlagen kann.
In der Caldera von Olympus Mons konnten die Forscher Raureif in einem nur 30 Minuten anhaltenden Zeitfenster beobachten, als es bei Sonnenaufgang -120 Grad Celsius kalt war und der Boden der Caldera noch im Schatten lag. Die Raureifmengen in allen Kratern zusammen beliefen sich auf ca. 150.000 Tonnen und entsprechen in etwa der Wassermenge, die benötigt wird, um 60 Schwimmbecken nach Olympia-Maßstäben zu füllen.
Raureif entsteht, wenn sich feinste Nebeltröpfchen an unterkühlten Oberflächen ablagern und dort sofort gefrieren. Indirekt beweist der marsianische Raureif, dass es trotz der widrigen Bedingungen auf dem Roten Planeten Luftfeuchtigkeit gibt.
In einer Pressemeldung meinte ein Ko-Autor der Studie, Nicolas Thomas, dass „Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu einigen zehn Metern pro Sekunde die Hänge der gewaltigen Berge hinaufsteigen und feuchte Luft von der umliegenden Ebene in höhere Lagen transportieren. Dort kondensiert sie in den schattigen Bereichen der Gipfel und setzt sich als Reif ab – ein ausgesprochen erdähnliches Phänomen.“ Diese Erkenntnisse sind wichtig, um die Dynamik der Mars-Atmosphäre besser zu verstehen. Vielleicht liefern sie auch neue Hinweise darauf, was mit der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten geschehen ist, denn sie muss in der Frühzeit des Planeten der Erde ähnlich gewesen sein.
Übrigens, auf dem Foto oben sieht man auch sehr schön die steilen Felsklippen entlang der Basis von Olympus Mons. Sie werden als Indizien dafür angesehen, dass der Vulkan ursprünglich ein Inselvulkan gewesen sein könnte, der sich aus einem flachen Meer erhob.