Zunahme von Seismizität und Bodendeformation am Kilauea auf Hawaii
Zwei Tage hintereinander war die Erdbebentätigkeit am Kilauea auf Hawaii deutlich erhöht. Pro Tag wurden mehr als 140 Erschütterungen registriert, und ein Ende des Trends ist nicht absehbar. In der letzten Woche wurden noch weniger als 40 Erschütterungen verzeichnet, bevor am 09. August die Werte langsam anzusteigen begannen. Die meisten Beben manifestieren sich südlich und östlich der Gipfelcaldera und weisen geringe Magnituden auf. Die Hypozentren liegen in geringen Tiefen von weniger als 2 km.
Die beschriebenen Beben stehen nicht direkt im Zusammenhang mit dem Erdbeben der Stärke 4,3, über das ich gestern geschrieben habe. Dieses Erdbeben wurde 5 km nördlich der Caldera lokalisiert. Daher kann das Schwarmbeben in der Nähe der Caldera als eigenständiges Ereignis betrachtet werden. Allerdings sehen die Wissenschaftler vom HVO dieses Erdbeben als Höhepunkt der Bebenserie an. Sollten diese Beben zusammenhängen, dann wahrscheinlich durch aufsteigendes Magma, das möglicherweise aus einer Tiefe von 25 km sehr schnell bis knapp unter die Erdoberfläche aufgestiegen ist. Warum dieser Aufstieg dann gestoppt wurde, bleibt rätselhaft.
Auffällig ist, dass die Erdbebentätigkeit am unteren Südwestrift bei Pahal in den letzten Wochen deutlich abgenommen hat. Es treten zwar weiterhin täglich einige Erschütterungen auf, aber bei weitem nicht mehr so viele wie in den Jahren seit der Leilani-Eruption. Als Grund für diese Bebentätigkeit wurde vermutet, dass sich der Hawaii-Hotspot direkt unterhalb des Erdbebengebiets befindet und die Erschütterungen durch massive Magmenintrusion in die untersten Magmenkörper des Vulkan-Systems von Mauna Loa und Kilauea verursacht wurden. Dennoch scheint sich genug Magma dort zu sammeln, um die höher gelegenen Magmenkörper aufzuladen. Dies wird auch durch die kontinuierliche Bodenhebung unter der Kilauea-Gipfelcaldera belegt. Im Verlauf eines Jahres beträgt diese Hebung etwa 60 cm, obwohl es Phasen mit starken Lavasee-Aktivitäten im Halema’uma’u-Krater gab, die zwischenzeitlich zu Bodensenkungen führten.
Zusammenfassend rechne ich nicht unbedingt kurzfristig mit einem neuen Ausbruch am Kilauea. Doch mittelfristig deutet viel darauf hin, dass es zu einer weiteren Eruption kommen wird. Vor den letzten Ausbrüchen konnten wir eine vergleichbar hohe Seismizität über mehrere Wochen beobachten, bevor es zur Eruption kam. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Eruption nach denselben Mustern verläuft.