Gestern Abend erreichte die Eruption am Kilauea ihren vorläufigen Höhepunkt: aus Spalte 8 wurden Lavafontänen gefördert, die einen Lavastrom speisten, der eine Länge von 1,1 km erreichte. Es war der bisher längste Lavastrom dieser Eruptionsphase. Mindesten 28 Häuser wurden zerstört. Kurz zuvor hatte sich die Situation etwas entspannt und den Evakuierten wurde es gestattet Wertgegenstände aus ihren Häusern zu holen. Während der Nacht beruhigte sich die Situation dann wieder etwas, die Lavafontänen versiegten, allerdings migrierte der Lavastrom noch weiter. Nach einer kurzen Beruhigung der Seismik gab es nachts einen erneuten Anstieg der Erdbebentätigkeit. Es ist also wahrscheinlich, dass die Eruption nur kurzfristig pausiert.
Der Lavasee in der Gipfelcaldera fiel in den letzten Tagen um 2 m pro Stunde. Aktuell steht die Lava 220 m unter dem Boden des Halemaʻumaʻu-Kraters. Dieser dramatische Abfall der Lava könnte das vorläufige Ende des Lavasees bedeuten. Nach dem starken Erdbeben M 6,9 , bildeten sich im Bereich der Gipfelcaldera Risse und es kommt zu Steinschlägen. Gepaart mit der starken Deflation könnte es auch hier zu großen Kollaps-Events kommen. Teile des Nationalparks bleiben geschlossen.
Am Puʻu ʻŌʻō sieht es nicht anders aus: noch in der letzten Woche war der Boden des Kraters soweit angehoben, dass der Kraterrand nur noch eine schmale Kante war. Während meines Besuchs auf Hawaii im Herbst 2016, konnte ich durch den Krater gehen. Nun befindet sich dort ein über 200 m tiefes Loch. Die aktuelle Eruptionsphase könnte das Ende der Eruption des Puʻu ʻŌʻō bedeuten, welche 1983 begann. Auf jeden Fall wird es lange dauern, bis sich wieder soviel Magma ansammelt, bis es vom Puʻu ʻŌʻō aus wieder Richtung Ozean fließen wird. Es stellt sich die Frage, inwieweit sich die unterirdischen Strukturen nachhaltig geändert haben. Wenn neues Magma aus tieferen Regionen aufsteigt, könnte es sich künftig neue Wege schaffen.