Eruptionsspalte ruhig – Bodenhebung geht weiter
Nun wurde auch von offizieller Seite ein (vorläufiges) Ende der eruptiven Aktivität entlang der neu gebildeten Eruptionsspalte bestätigt. Allerdings sagen die Spezialisten vom IMO, dass es noch zu früh sei, um Entwarnung zu geben: Die Spalte könnte in einem neuen Ausbruch reaktiviert werden oder es könnten neue Spalten in dem Areal auf Reykjanes entstehen. Die Bodenhebung war infolge der Eruption um 8 cm zurückgegangen, allerdings war der Boden zuvor um ca. 40 cm angehoben worden, was auf eine entsprechend große Magmenakkumulation im Untergrund zurückzuführen gewesen war. Es wurde also nur ein kleiner Teil des Magmas eruptiert, das sich in den Wochen zuvor angesammelt hatte. Es ist aber unklar, wieviel von dem Magma noch als eruptionsfähige Schmelze vorliegt. Ein Teil könnte sich schon soweit verfestigt haben, dass es nicht mehr ausbrechen kann. Nichtsdestotrotz scheint mir die Gefahr noch nicht vorüber sein, denn an praktisch allen Messstationen, an denen wir in den letzten Wochen Bodenhebung gesehen haben, wird der Trend fortgesetzt, und zwar mit ähnlichen Raten wie zuvor, was jetzt ebenfalls von den Vulkanologen vorsichtig bestätigt wurde, indem sie meinten, sie sehen erste Trends, dass die Hebung anhält.
Gestern Abend war es aus seismischer Sicht relativ ruhig entlang des magmatischen Gangs, bis um Mitternacht neue Erdbeben einsetzten. Unklar ist, ob die vermeintliche seismische Lücke tatsächlich existiert, oder ob es wieder Schwierigkeiten mit der Datenübertragung im seismischen Netzwerk gegeben hat. Die anhaltende Seismizität direkt nach einer Eruption ist eigentlich untypisch, wenigstens wenn man die letzten drei Eruptionen auf Reykjanes als Vorbilder nimmt. Die Seismizität geht einher mit der Bodenhebung, und beides sind Indizien für Magmenbewegungen im Untergrund. Tatsächlich gibt es heute auch vermehrt Erdbeben unter dem Fagradalsfjall.
Wenn der Magmenzustrom in der Tiefe gleich bleibt, hat er in 10 bis 14 Tagen wieder das Bodenhebungsniveau wie vor den letzten beiden Ereignissen (Rifting und Eruption) erreicht und die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption oder Dykebildung nimmt zu. Davon abgesehen kann es auch jeder Zeit zu einem neuen Ausbruch kommen, ohne dass das gleiche Bodenhebungsniveau erreicht ist.
Die isländischen Vulkanologen sehen Parallelen zur Krafla-Eruption, bei der es innerhalb von mehreren Jahren zu gut einem Dutzend kurzlebiger Ausbrüche an einem Spaltensystem kam. Island kommt wohl nicht mehr so schnell zur Ruhe!