Vulkanausbruch auf Island stabil – Lava fließt überwiegend nach Westen
Während der Nacht nahm die Stärke der Eruption im Wesentlichen nicht weiter ab und stabilisierte sich auf einem mittelstarken Niveau. Die Aktivität konzentriert sich auf einen vielleicht 150 m langen Spaltenabschnitt in der Mitte der Spalte sowie 2 Förderkanälen, um die sich bereits Schlackenkegel bilden. Obwohl es einen Lavastrom in Richtung Norden gibt, fließt der Großteil der Lava in westlicher Richtung und dringt weiter bis an den Rand des Svartsengigebiets vor, in dem sich auch die Blaue Lagune befindet. Bis jetzt halten die Schutzanlagen die Lava noch von dem Thermalressort fern, doch ich denke, diesmal wird sie nicht ganz so schnell nach Eruptionsbeginn wieder öffnen, wie es bei den letzten beiden Eruptionen der Fall gewesen ist, da der Hauptparkplatz verschüttet ist und man erst einen neuen anlegen muss. Das geht natürlich nicht, solange die Lava in dem Areal unterwegs ist. Ich bin auch mal gespannt, ob es auf Island nach dem nicht vorhergesagten Ausbruch einen Paradigmenwechsel geben wird und wieder ein wenig mehr Respekt vor der Unberechenbarkeit der Erdgewalten geben wird: Während ich gegen immer weiter um sich greifende Sperrungen für individuelle Vulkanreisende bin, stehe ich dem Massentourismus in Regionen ausbrechender Vulkane skeptisch gegenüber, denn tatsächlich laufen Herden eher ahnungslos ihrem Schäfer hinterher, der im Falle der Tourismusindustrie Geld verdienen will und daher höhere Risiken eingeht, als es der aufgeklärte Einzelne tun würde. Wobei ich auch nichts gegen ein Bad in der Blauen Lagune hätte, wohlwissend, dass ich ein gewisses Risiko eingehe.
In diesem Sinne interviewte MBL den Geschäftsführer des Helikopter-Flugunternehmens Norðurflug, das Rundflüge über das Eruptionsgebiet anbietet. Birgir Ómar Haraldsson sagte, dass die Nachfrage nach Vulkanflügen aktuell niedriger ist als bei den vorherigen Eruptionen. Da der Vulkanausbruch ja auch offiziell für den November abgesagt wurde, ist das natürlich auch kein Wunder. Für Vulkanspotter besteht also eher die Chance, einen Platz in einem Heli zu bekommen, als sonst. Ein 35-minütiger Rundflug von Reykjavik aus kostet knapp 400 € pro Person. Man fliegt in mindestens 450 m Höhe über das Eruptionsgebiet. Zieht man die Zeit für An- und Abflug ab, bleiben vielleicht 10 Minuten über dem Spaltenvulkan. Dennoch könnte es eine gute Chance darstellen, so etwas einmal zu erleben. Übrigens gibt es noch weitere Anbieter am Flughafen. Gebucht werden die Flüge für gewöhnlich online, wobei Vorkasse per Kreditkarte gefordert wird.
Die GPS-Messungen zeigen, dass in den ersten 24 Stunden der Eruption ein Großteil des Magmas als Lava ausgestoßen wurde, das sich seit dem 5. September im Untergrund angesammelt hatte, denn der Boden ist wieder bis fast auf das Niveau abgesunken, das nach dem Ende der letzten Eruption erreicht wurde.