Die Erdbebentätigkeit auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat im Vergleich zur letzten Woche nachgelassen, ist aber immer noch signifikant erhöht. Heute Morgen manifestierte sich ein weiterer Schub des Schwarmbebens, doch keines der Beben hatte eine Magnitude von 3 oder mehr. Die Bodenhebung in dem bekannten Bereich um den Thorbjörn-Vulkan bleibt indes auf hohem Niveau und steigt weiter rasant an. Inzwischen liegt sie bei gut 8 cm. Entsprechend besorgt sich die Verantwortlichen auf Island, dass es tatsächlich in dem Areal zu einem Vulkanausbruch kommen könnte.
Potenzieller Vulkanausbruch auf Reykjanes könnte Geothermalkraftwerk gefährden
Gestern trafen sich Mitarbeiter von IMO, dem Zivilschutz, den Kraftwerksbetreibern und Journalisten zu einer Konferenz. Kristín Jónsdóttir, die Leiterin der Überwachung von Naturkatastrophen beim isländischen Wetteramt, gab bekannt, dass bis gestern ca. sechs Millionen Kubikmeter Lava in den Untergrund intrudierten. Die Schmelze bildet eine horizontal liegende Schicht oder Bank von ca. 1 Meter Mächtigkeit und unterscheidet sich von den Magmenkörpern, die unter dem Fagradalsfjall eingedrungen waren, dadurch, dass diese vertikale Gänge bildeten. Im Gegensatz zu den Gängen unter dem Fagradalsfjall können diese Magmabänke ein größeres Volumen annehmen, bevor es zur Eruption kommt.
Auf der Konferenz wurde nicht nur der Notfallplan für die Grindavik-Evakuierung diskutiert, sondern auch überlegt, welche Maßnahmen man zum Schutz des Geothermalkraftwerks Svartsengi treffen könnte. Offenbar gibt es Überlegungen, zusätzliches Wasser durch die Bohrungen des Kraftwerks zu injizieren, damit sich aufsteigende Schmelze noch im Erdboden abkühlt. Eine andere Idee ist es, im Falle einer Eruption Lavaströme mit Wasser zu kühlen und Wälle zu errichten, um Lavaströme vom Kraftwerk fernzuhalten.
Svartsengi ist zwar nur eins von sieben Geothermalkraftwerken, aber es ist eines der wichtigsten, da es die Hauptstadtregion mit Strom und Wärme versorgt. Ein Ausfall des Kraftwerks wäre fatal und es käme sehr wahrscheinlich zu Stromausfällen. Im Winter wäre auch eine ausbleibende Warmwasserversorgung für die Menschen ungünstig. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig redundante bzw. Ersatzsysteme in der kritischen Infrastruktur sind.