Bodenhebung unter Svartsengi hoch – Menschen versinken im Untergrund von Grindavik
Im isländischen Ausbruchsgebiet auf der Reykjaneshalbinsel hat die Erdbebentätigkeit gestern etwas abgenommen, doch sie befindet sich noch auf deutlich erhöhtem Niveau. Gestern wurden 160 schwache Erdbeben registriert, am Vortag waren es 200. Heute wurden bis morgens 60 Beben festgestellt. Die Bodenhebung bei Svartsengi ist hoch und auch, wenn die IMO-Wissenschaftler noch keine konkreten Hebungsraten nennen möchten, kann man an den Grafiken zur Bodendeformation ablesen, dass die Hebung zwischen 1 und 2 Zentimeter am Tag beträgt, was ein beachtlicher Wert ist. Einschränkend gilt weiterhin, dass nicht klar ist, ob die Bodenhebung nur von aufsteigendem Magma verursacht wird, oder ob noch tektonische Prozesse als Nachwirkung der Grabenbildung eine Rolle spielen.
Die neuerliche Grabenbildung hatte und hat dramatische Auswirkungen auf Grindavik. Durch die Bodenbewegungen haben sich unter Grindavik zahlreiche Hohlräume gebildet, die nicht alle an der Oberfläche offen liegen. So gibt es Berichte, nach denen Einsatzkräfte auf Straßen in Grindavik durch Asphalt brachen, weil sich unter den Straßen Hohlräume befinden. Zum Glück stürzte aber niemand in ein tiefes Loch. Ähnliche Effekte kenne ich vom Begehen von Lavafeldern, wo man auch schon mal durch eine Erstarrungskruste in einem darunter befindlichen Hohlraum einbricht. Oft verschrammt man sich dabei die Schienbeine.
Auf Island gibt es nun praktisch täglich Konferenzen mit Beratungen, wie es mit Grindavik weitergehen soll. Eine hatte gestern Versicherungstechnisches auf der Tagesordnung. Den Bewohnern von Grindavik wurde zugesichert, dass die Naturkatastrophenversicherung auch für Schäden an Gebäuden aufkommt, die durch die Grabenbildungen entstanden sind. Versichert ist auch jeder, der eine Brandschutzversicherung abgeschlossen hat. Die Versicherung kommt allerdings nicht für Schadensersatzforderungen auf, die dadurch entstehen, dass unbeschädigtes Wohneigentum nun nicht genutzt werden kann. Außerdem steht zur Diskussion, wie mit Folgeschäden umgegangen werden soll? Ein Problem ist, dass es nun in den evakuierten Gebäuden zu Frostschäden kommen kann, denn selbst unbeschädigte Häuser haben momentan keine Heizungen. Einsatzkräfte sind in Grindavik unterwegs und versuchen möglichst viele Häuser mit mobilen Heizungen zu wärmen, um Frostschäden zu vermeiden. Es sieht so aus, als hätte man die Stadt noch nicht aufgegeben, obwohl die Prognosen nicht gut sind: Vulkanologen rechnen mit weiteren Eruptionen, die deutlich stärker als die letzte werden könnten.