Island: Sein oder Nichtsein?

Status des Ausbruchs auf Island unklar – Bodenhebung beschleunigt

Aufgrund des schlechten Wetters und der damit einhergehenden fehlenden Sicht auf den bis gestern noch aktiven Kraterkegel lässt sich nicht genau sagen, ob die Eruption inzwischen vollständig beendet ist. Nachts gab es kurze Einblicke in das Geschehen, und man konnte noch einige Lavahotspots erkennen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Eruption vorbei ist und sich nur noch auf minimalstem Niveau abspielt. In den vergangenen Tagen fiel der Tremor weiter ab, insbesondere im Frequenzspektrum von 1–2 Hz. Heute ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, was jedoch wahrscheinlich nur auf das planlose Umherschlängeln des Signals aufgrund fehlender Aktivität zurückzuführen ist.

Ein weiteres Indiz, dass die Eruption vorbei sein könnte, ist eine Beschleunigung der Bodenhebung bei Svartsengi. Diese ist jedoch nicht an der Messstation SENG am stärksten ausgeprägt, sondern südwestlich davon. Besonders die Messungen am Thorbjörn stechen heute hervor und deuten auf eine signifikante Beschleunigung der Hebung hin. Sollte diese Messung korrekt sein, hat sich der Boden bereits um 6 Zentimeter angehoben – die Hälfte davon allein in den letzten drei Tagen. Außerdem wurde ein deutlicher vertikaler Versatz in Richtung Osten gemessen.

Die Daten zur Fördermenge während der Eruption zeigen, dass fast doppelt so viel Magma eruptiert wurde, wie sich zwischen den beiden letzten Eruptionen im flachen Magmenkörper unter Svartsengi angesammelt hatte. Das waren laut Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson etwa 25 Millionen Kubikmeter Magma. Der Forscher erklärte gegenüber MBL, dass der Rest direkt aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aufgestiegen sei. Ich hatte in meinen Updates in den letzten Tagen ebenfalls darauf hingewiesen, dass es eine Diskrepanz zwischen der Eruptionsrate und der Aufstiegsrate des Magmas zwischen dem tiefen und flachen Reservoir gegeben hat. Þorvaldur postulierte erneut, dass sich die Magmabewegungen zwischen den beiden Reservoirs seiner Meinung nach verlangsamt haben und die Eruptionsphase bei Sundhnukur bald zu Ende gehen könnte. Den heutigen Daten kann ich jedoch keinen eindeutigen Hinweis darauf entnehmen. Möglich wäre, dass sich das Zentrum der Magmenakkumulation in südwestlicher Richtung verlagert. Ob dies auch zu einer Verlagerung zukünftiger Eruptionszentren führen wird, bleibt abzuwarten.