Schwarmbeben vor der Südwestspitzte von Reykajens bei Reykjanestá im Gange
In Island bleibt es in Bezug auf Erdbeben weiterhin spannend: Heute Mittag begann ein Schwarmbeben vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel, das seitdem anhält. Bis jetzt hat sich das Beben aus 25 einzelnen Erschütterungen zusammengesetzt, wobei die vier stärksten Beben Magnituden im Bereich von 2 erreichten. Die höchste Magnitude betrug M 2,9 und war damit das stärkste Erdbeben der letzten Wochen in diesem Gebiet. Die Hypozentren liegen in Tiefen von etwa 6 Kilometern, einem Bereich, in dem sich gerne Magma ansammelt. Ob dies tatsächlich der Fall ist, bleibt zunächst ungewiss. Die Epizentren befinden sich in einem Gebiet, das 4 bis 7 Kilometer südwestlich von Reykjanestá liegt. Dort befindet sich ein Kap mit einem Leuchtturm. Unweit des Leuchtturms liegt das Hydrothermalgebiet Gunnuhver, das ich im Frühjahr besichtigen konnte. Ein Teil der dort vorhandenen Erdwärme wird zur Energiegewinnung genutzt, denn in Sichtweite befindet sich das klein Geothermalkraftwerk Suðurnesjavirkjun. Noch mehr kritische Infrastruktur die im Laufe der nächsten Jahrzehnte gefährdet werden könnte.
Tektonisch betrachtet gehört die Gegend zum Reykjanes-Spaltensystem, das die Verbindung zwischen dem submarinen Reykjanes-Rücken und dem überseeischen Teil der Reykjanes-Halbinsel darstellt. Das Reykjanes-Spaltensystem grenzt an die Eldvörp-Kraterreihe, die wiederum mit dem Svartsengi-Gebiet assoziiert ist. Dort ist weiterhin eine deutlich erhöhte Seismizität zu verzeichnen, und die Bodenhebung hält an. Vor den letzten Eruptionen bei Sundhnukur kam es ebenfalls bei Reykjanestá zu Schwarmbeben, und es besteht die Möglichkeit, dass die Bodenhebung bei Svartsengi so weitreichende Spannungen erzeugt, dass benachbarte Störungszonen wie die von Reykjanes aktiviert werden.
Gestern manifestierte sich im Bereich der Antennenanlage bei Grindavik auch ein Erdbeben der Magnitude 2,5. Es war das stärkste Erdbeben seit Ende der letzten Eruption am 29. Mai. Innerhalb von 48 Stunden wurden mehr als 200 Beben auf der Halbinsel festgestellt.
Die Bodenhebung hat ein Allzeithoch von 80 Zentimetern erreicht. Entsprechend groß ist die Magmamenge, die sich im Untergrund bei Svartsengi angesammelt hat. Seit dem Ende der letzten Eruption haben sich mehr als 20 Millionen Kubikmeter Schmelze im Untergrund angesammelt, was eine Bodenhebung von etwa 27 Zentimetern verursachte. Hochgerechnet auf die gesamte Bodenhebung ergibt sich ein Magmakörper von gut 40 Millionen Kubikmetern, sogar mehr, wenn man bedenkt, dass die Bodenhebung seit dem 10. November 100 cm beträgt. Es bleibt die Frage, wie viel davon sich in einem eruptionsfähigen Schmelzzustand befindet. Je länger die nächste Eruption auf sich warten lässt, desto größer könnte sie ausfallen.