Das massive Schwarmbeben, an der Tjörnes-fracture-zone (TFZ), im Norden von Island, geht weiter. In den letzten 48 Stunden wurden 905 Erdbeben registriert. 9 hatten eine Magnitude 3+. Die meisten Beben ereignen sich im Öxarfjörður Fjord, wenige Kilometer vor der Küste beim Ort Kópasker. Die Beben könnten mit der Intrusion eines Magmenkörpers assoziiert sein, allerdings ereignen sich an der TFZ auch rein seismisch bedingte Erdbebenschwärme. So lässt sich derzeit nur spekulieren, was die Ursache der Beben ist.
Die Beben am 2. Spot nordöstlich von Gimsey liegen im Bereich des submarinen Vulkansystems Nafir. In den letzten Jahren kam es dort immer wieder zu starken Erdbebenschwärmen und man rechnete bereits mit einer Unterwassereruption, die bis jetzt allerdings ausblieb.
Tjörnes fracture zone und Þeistareykjabunga
Die Tjörnes-fracture-zone ist eine dextrale Blattverschiebung, die zwei große Störungszonen Islands miteinander verbindet: die Nördliche Riftzone und die Kolbeinsey Dehnungszone. Im Prinzip sind die beiden Störungszonen Teile des Mittelozeanischen Rückens, mit dem Unterschied, dass die Nördliche Riftzone auf Island zutage tritt. Dort liegen einige der größten Vulkane Islands: Kverkfjöll, Askja und Katla. Nördlich der Katla liegt noch das Vulkansystem von Þeistareykjabunga, welches ca. 30 km lang ist. Dort wurde jüngst ein neues Geothermalkraftwerk errichtet. Das Vulkansystem mündet in den Öxarfjörður Fjord. Die Beben manifestieren sich also in einer vulkanisch aktiven Region Islands.
Die letzte Eruption am Vulkansystem Þeistareykjabunga ist schon länger her. Das große Lavafeld Þeistareykjahraun entstand vor etwa 2400 Jahren. Die Lava wurde aus dem Stórihver-Krater eruptiert. Rechnet man noch die Mánáreyjar-Inseln vor der Küste zum Vulkangebiet, dann ereignete sich die letzte Eruption im Jahr 1867: damals entstand eine neue Vulkaninsel, die inzwischen allerdings wieder erodierte. Die Vulkaneilande liegen ca. 15 km westlich der aktuellen Epizentren bei Kópasker.